2017/2018, Folge 19–36
Folge 19 (2017/2018)
Folge 19Was denken Männer und Frauen wirklich über #MeToo? Das „Kulturjournal“ fragt nach Was läuft da schief bei der MeToo-Debatte? Warum werden in Deutschland nur so wenige Namen genannt, können sich hier etwa alle Männer, bis auf Dieter Wedel, benehmen? Und was ist eigentlich mit den Französinnen los? Jetzt eilt Brigitte Bardot ihrer Kollegin Catherine Deneuve zur Seite: flirten ist doch toll! Darf man denn keine Komplimente mehr machen? Und warum sind jetzt die armen, durch MeToo verunsicherten Männer das Thema? Fragen über Fragen für On-Reporterin Anne Adams und On-Reporter Dirk Böge, die in Lüneburg nach Antworten suchen.
Problemfach Musikunterricht: in Niedersachsen fehlen Fachlehrer Es geht nicht nur um ein bisschen Singen und Flöten. Musik ist wichtig für die Entwicklung von Kindern, sagen Wissenschaftler wie Hirnforscher beispielsweise. Aber Musikunterricht ist an vielen Orten ein Problemfach: Es fehlen die Fachlehrer, Musikunterricht wird häufig von Lehrkräften anderer Fachgebiete übernommen, auch weil der Nachwuchs ausbleibt. Oder der Musikunterricht fällt einfach aus. In Niedersachsen gab es 2016 an mehr als 500 „öffentlichen allgemeinbildenden Schulen keine Lehrkraft mit dem Lehrbefähigungsfach Musik und einem Unterrichtseinsatz“, so heißt es in einer Drucksache des Niedersächsischen Landtags.
Wie viele Stunden nicht gegeben wurden, wird allerdings nicht ermittelt. Das „Kulturjournal“ spricht mit Lehrern, dem Bundesverbands Musikunterricht (BMU) und dem Kultusministerium über den aktuellen Stand im Rahmen der NDR Debatte: Wo spielt die Musik – wie wichtig ist Musikunterricht? Weitere Infos auf ndr.de/kultur.
„Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen“: Gutshaussanierer in Mecklenburg-Vorpommern Über 1.000 Gutsanlagen und Herrenhäuser stehen in Mecklenburg-Vorpommern unter Denkmalschutz. Ein riesiger kultureller Schatz. Aber auch knapp drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung sind noch immer ca. 200 Anlagen im schlechten Zustand, teilweise ganz vom Verfall bedroht. Es fehlt das Geld, um sie zu sanieren. Umso wichtiger ist deshalb privates Engagement. Der Film „die nordstory – Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen“ stellt Menschen vor, die das Risiko eingegangen sind und Gutshäuser gekauft haben, um sie selbst zu renovieren. Die Dokumentation von Steffen Schneider läuft am 26. Januar um 20:15 Uhr im NDR Fernsehen.
Matthias Goerne in der Elbphilharmonie: Julia Westlake trifft den Star-Bariton Welch eine Stimme! Matthias Goerne ist einer der besten und wandelbarsten Bariton-Sänger der Gegenwart, gerühmt für seine Liedinterpretationen, aber auch für seine kraftvollen Opernpartien wie jüngst auch in Hamburg als Wotan in „Die Walküre“. Goerne erhielt in seiner Karriere zahlreiche Preise, zum Beispiel den ECHO Klassik 2017, der in der Elbphilharmonie verliehen wurde. Dort ist Goerne in dieser Spielzeit als Artist in Residence. Er singt Schubert und Mahler, aber auch das nicht so oft aufgeführte Requiem von Paul Hindemith, gemeinsam mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester. Julia Westlake trifft den Sänger bei Proben und spricht mit ihm über das, was guten Klang ausmacht, und über Musik als Fahrkarte in die Welt.
Kunst mit Hecken, Bäumen und Tieren: ein Dokumentarfilm über den Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy Er robbt über Hecken, schichtet Steine auf, verwirbelt Blütenblätter und lässt Wasser über Äste fließen: Andy Goldsworthy ist berühmt für seine vergänglichen Kunstwerke, die er in und mit der Natur schafft. Für seine Objekte benutzt er natürliche Materialien, Blätter, Muscheln, Holz und in letzter Zeit immer häufiger auch den eigenen Körper. Der Regisseur Thomas Riedelsheimer drehte vor rund 20 Jahren einen ersten Dokumentarfilm mit Goldsworthy.
2011 trafen sich die beiden in Schottland wieder und beschlossen, noch einmal gemeinsam zu drehen. Der Regisseur begleitete den Künstler über mehrere Jahre bei seiner Arbeit und reiste mit ihm nach Brasilien, in die USA, nach Gabun, Frankreich, Spanien, England und Schottland. Der Film „Leaning Into The Wind“ tourt zurzeit durch norddeutsche Kinos, ist unter anderem in Flensburg (bis 28. Januar), Lübeck (15. bis 31. Januar), Hannover (23. und 24. Januar) und Göttingen (1. bis 7. Februar, Terminangaben ohne Gewähr) zu sehen.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 22.01.2018 NDR Folge 20 (2017/2018)
Folge 20Wo kommen Sie denn eigentlich her? Was Migranten mit Deutschen erleben Wo kommen Sie denn eigentlich her? Aus Hamburg! Ja, nein. Ich meine, wo kommen Sie denn ursprünglich her? Also, als Kind wohnte ich in Kiel. Ja, aber ich meine: Wo kommen denn ihre Eltern her? Viele Menschen, die sich durch ihre Hautfarbe oder andere Merkmale von der Mehrheit der Bevölkerung unterscheiden, kennen solche Gespräche zur Genüge. Und zu ihrem Leidwesen. Sie erleben weitaus häufiger Diskriminierung als andere Menschen mit Migrationshintergrund, so die aktuelle repräsentative Untersuchung des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration.
17 Prozent der Menschen mit Migrationsgeschichte, die sich aber nicht sichtbar oder hörbar von der Mehrheitsbevölkerung unterscheiden, berichten von Diskriminierung. Wer Kopftuch oder Sari trägt, gibt schon zu 48 Prozent an, Diskriminierung zu erleben. Und sogar zu 59 Prozent, wer zusätzlich Deutsch mit Akzent spricht. Das „Kulturjournal“ fragt daher Menschen mit Migrationshintergrund: Welche Fragen nerven Sie? Welche Formen von Diskriminierungen erleben Sie im Alltag? Und was würden Sie sich wünschen? Reporterin Nadia Kailouli geht dem auf den Grund.
Von Dieter Wedel bis Kevin Spacey: Was bedeutet die MeToo-Debatte für die Kunst? Wichtige Kulturschaffende stehen im Fokus der #MeToo-Debatte. Und es gibt inzwischen Konsequenzen für ihre Arbeiten: Die Hamburger Deichtorhallen haben jetzt eine geplante Ausstellung mit Werken des Fotografen Bruce Weber auf Eis gelegt. Weber, bekannt für seine Calvin-Klein-Kampagnen, wird vorgeworfen, Models sexuell belästigt zu haben. Drastische Maßnahmen gab es auch im Fall Kevin Spacey: Mitte Februar kommt der Spielfilm „Alles Geld der Welt“ in die deutschen Kinos. Ursprünglich spielte der Hollywoodstar darin eine wichtige Rolle, aber nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn wurden seine Szenen herausgeschnitten und durch einen anderen Schauspieler ersetzt.
Und wie wird man in Zukunft mit den Filmen von Dieter Wedel umgehen? Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Er selbst ist als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten. Ausstellungen auf Eis legen und Filme umschneiden, sind das die richtigen Konsequenzen der #MeToo-Debatte? Kann man Künstler und Kunstwerk voneinander trennen? Oder sollte man die Werke der Beschuldigten boykottieren? Das „Kulturjournal“ spricht mit Ingo Taubhorn, Kurator der Deichtorhallen Hamburg, und mit Bettina Reitz, Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film München und viele Jahre erfolgreiche Filmproduzentin.
Gleichberechtigung im Kunstbetrieb! Die Guerrilla Girls in Hannover Sie treten immer mit Gorilla-Masken auf, nennen sich nach verstorbenen Künstlerinnen, wie Frida Kahlo oder Käthe Kollwitz, und mischen den Kunstbetrieb seit über 30 Jahren auf: die Guerrilla Girls. Sie prangern die Dominanz des weißen Mannes im Kunst- und Kulturbetrieb an mit Plakataktionen, Flugblättern und Performances, anarchisch, sarkastisch, fantasievoll und böse. Ihre Aktionen sind legendär, und sie geben einfach nicht auf. Auch, weil der Missstand, den sie schon so lange beklagen, anhält. In der Kestner Gesellschaft in Hannover ist jetzt die erste deutsche Werkschau der Gruppe zu sehen: „The Art of Behaving Badly“ (26. Januar bis 8. April). Das „Kulturjournal“ spricht mit zwei der Guerrilla Girls und fragt, ob im Zuge von #MeToo jetzt endlich die Zeit der Veränderung gekommen ist.
Zwischen Rückzug und Radikalisierung: der Islam in der Krise? Ist der Islam eine friedliche Religion, die zu Deutschland gehört? Oder droht gar eine „Islamisierung des Abendlandes“? Über keine andere Glaubensrichtung wird so heftig und viel gestritten. Und mit Themen wie Kopftuchverbot, Religionsunterricht bis hin zur Terrorgefahr wird Politik gemacht, nicht immer ganz sachlich und oft mit schrillen Tönen. In diese Debatte hinein hat der Religionswissenschaftler Michael Blume ein Buch veröffentlicht, das in eine ganz andere Richtung geht: „Islam in der Krise“ (Patmos Verlag).
Seine These: Immer mehr Muslime in Deutschland und weltweit würden sich still vom Islam zurückziehen. Viele hätten in ihrem Alltag nur noch wenig mit dem Glauben zu tun. Während sich eine Minderheit radikalisiere, gehe der tatsächliche Einfluss der Religion insgesamt zurück. Das „Kulturjournal“ spricht mit Blume über sein Buch und diskutiert seine Aussagen mit Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin, Lehrerin und ehemalige Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes.
Ein Mann zwischen drei Frauen: Joachim Meyerhoffs aktueller Bestseller Er steht ab 27. Januar in „Der Kaufmann von Venedig“ auf der Bühne des Deutschen SchauSpielHauses in Hamburg, gleich zweimal wurde er zum Schauspieler des Jahres gewählt. Joachim Meyerhoff kann aber nicht nur schauspielern. Er schreibt auch. Und das ebenso erfolgreich. Über 1,3 Millionen Exemplare seiner Bücher hat er bislang verkauft, in denen er eigentlich nichts weiter tut, als über sein Leben zu schreiben. Und so hat er in seinen drei bisherigen Büchern unter anderem erzählt, wie er zwischen Hunderten von körperlich und geistig Behinderten als jüngster Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie aufwuchs, vom plötzlichen Tod seines älteren Bruders und von seinen Anfängen an der Schauspielschule.
In seinem neuesten Buch „Die Zweisamkeit der Einzelgänger“ (Kiepenheuer & Witsch) geht es um die Liebe. Doch nicht um die Liebe zu einer Frau, sondern die zu drei Frauen. Gleichzeitig. Wie hat er das allein logistisch gemeistert, was hat ihn an den drei Frauen jeweils fasziniert und wie geht das am Ende aus? Nicht gut, so viel kann verraten werden.
„Wahr. Schön. Gut“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 29.01.2018 NDR Folge 21 (2017/2018)
Folge 21Sie umfasst 28 Länder, hat mehr als eine halbe Milliarde Einwohner, und 2012 bekam sie sogar den Friedensnobelpreis: die Europäische Union. Nur gerade sieht es nicht allzu rosig aus. Der Ruf separatistischer Gruppen wird lauter, viele Länder sind sich in vielen Fragen uneins, die Briten wollen nicht mehr dazugehören. Quo vadis, Europa? Am 2. und 3. Februar findet auf Kampnagel in Hamburg in Kooperation mit der Zeit-Stiftung das „Europa Camp“ statt, das sich mit dieser Frage auseinandersetzen und Interesse für Europa wecken will – durch Workshops, aber auch durch zahlreiche prominente Gäste. Unter anderem wird Außenminister Sigmar Gabriel und der Politiker Peer Steinbrück, aber auch Moderator Jan Böhmermann erwartet. Unsere Reporterin Nadia Kailouli wird sich als bekennender Europa-Fan unter das Publikum mischen. Sie will herausfinden, wie wir Europa wieder zum Laufen bekommen. )
Sie prägt den Ortskern von Peenemünde. Unübersehbar. 73 Meter ist sie lang, über 20 Meter hoch. Die Ruine des ehemaligen Sauerstoffwerks in Peenemünde. KZ-Häftlinge und später Kriegsgefangene mussten das Gebäude zu Beginn des Zweiten Weltkrieges errichten, damit dort ab 1942 täglich bis zu 13 Tonnen Flüssigsauerstoff hergestellt werden konnten. Der wurde als Treibstoff für die im Norden von Usedom getesteten V2-Raketen benötigt, die unter Leitung von Wernher von Braun entwickelt wurden. Durch zwei Bombenangriffe wurde das Sauerstoffwerk stark beschädigt.
Zeitweilig wurde es zu DDR-Zeiten noch als Lagerraum genutzt. Seitdem verfällt es. 2013 hat die Gemeinde die Ruine für 50 000 € übernommen, doch für die Sanierung fehlt das Geld. Dabei gibt es Pläne, es in die Museumslandschaft einzubinden. Da aber allein die Sicherung des Areals zwei Millionen Euro kosten würde, erwägt die Gemeinde nun den Rückbau des eigentlich unter Denkmalschutz stehenden Sauerstoffwerks. Das Kulturjournal spricht mit dem Bürgermeister Peenemündes sowie mit dem Archivar des Historisch-Technischen Museums Peenemünde: Was ist uns Denkmalschutz wert?
Die Zahlen sind erstaunlich hoch: 7,5 Millionen Menschen in Deutschland sollen „funktionale Analphabeten“ sein, d.h. sie können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, aber keine zusammenhängenden Texte. Dazu kommen 13,3 Millionen, die nur fehlerhaft und/oder sehr langsam lesen und schreiben können. Insgesamt sind das gut 40% der erwachsenen Bevölkerung, so die Ergebnisse einer großen Studie von 2011. Umso wichtiger, dass auch für diese Menschen Literatur und Sachtexte veröffentlicht werden, die sie verstehen können. Dafür gibt es die „einfache“ und „leichte“ Sprache – Texte mit klaren Hauptsätzen, ohne Nebensätze, ohne komplizierte Wörter.
Inzwischen gibt es viele literarische Werke, die in „einfacher Sprache“ übertragen wurden: Klassiker wie „Romeo und Julia“ oder moderne Literatur wie „Tschick“. Und Bundesbehörden sind seit dem 1. Januar 2018 verpflichtet, Bescheide und Verfügungen auch in „leichter Sprache“ anzubieten. Doch wie übersetzt man Literatur und Sachtexte, was geht dabei verloren? Das Kulturjournal spricht u.a. mit dem Schriftsteller Kristof Magnusson und mit Christiane Maß von der Forschungsstelle „Leichte Sprache“ der Universität Hildesheim.
„Geronimo“ ist der Code-Name der Amerikaner für Osama Bin Laden und so heißt auch der Polit-, Action- und Agententhriller von Leon de Winter. Der niederländische Bestseller-Autor hatte einen Soldaten der Spezialtruppe „Navy- Seals“ kennengelernt, der dabei war, als der meistgesuchte Terrorist aller Zeiten in seinem Versteck in Pakistan im Mai 2011 aufgespürt wurde. Der Navy-Seal säte bei de Winter Zweifel an der offiziellen Version der Erschießung. Perfekt für Verschwörungstheorien, da es kein Bild von der Leiche Bin Ladens gibt. Ein toller Romanstoff für de Winter und für ein spannendes neues Kriminalhörspiel auf NDR Info, das auf de Winters Buch basiert.
Ursprünglich waren es lustige Bildergeschichten für Kinder, versehen mit Text im Bild. Dann wurde der Comic kommerzialisiert und zum Massenphänomen, schließlich Teil der Pop-Kultur. Als Graphic Novel entwickelte er sich künstlerisch weiter. Jetzt widmen sich gleich drei Museen in Oldenburg dieser sogenannten „Neunten Kunst“: Stadtmuseum, Horst-Janssen-Museum und Edith-Russ-Haus (ab 1./3. Februar). Dabei sind die Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt. Im Stadtmuseum gibt es die Geschichte des Comics von Walt Disney bis Art Spiegelman. Das Horst-Janssen-Museum zeigt aktuelle deutsche Graphic Novels – und vor allem deren Entstehung anhand von vielen Vorzeichnungen. Und das Edith-Russ-Haus widmet sich den Geschichten, die nur gezeichnet werden können, weil es keine – oder nur wenige – reale Bilder davon gibt, wie etwa der zeitgenössischen Sklaverei.
Das Kulturjournal besucht die Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 05.02.2018 NDR Folge 22 (2017/2018)
Folge 22Das Kulturjournal kommt diesmal aus Berlin! Was sind die Tops? Was die Flops des Filmfestivals? Julia Westlake gibt einen Überblick über die interessantesten Filme auf der Berlinale, die vom 15. – 25. Februar läuft.
Zu 1.) Das Interview ist mittlerweile legendär. Romy Schneider gab es dem Stern. Nur ein Jahr später starb sie. Das Gespräch gleicht mehr einem Seelenstriptease – der Reporter, Michael Jürgs, ist reichlich distanzlos. Doch Romy Schneider hat sich auf ihn eingelassen und auch nachträglich keine ihrer Aussagen zurück gekommen. Die Entstehungsgeschichte dieses Interviews hat jetzt Emily Atef verfilmt: Marie Bäumer spielt Romy Schneider und Robert Gwisdek den Stern-Reporter. Die NDR Kinokoproduktion „Drei Tage in Quiberon“ ist der zweite deutsche Film, der im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale läuft. Julia Westlake spricht mit Michael Jürgs über seine Erinnerungen an den Weltstar und das damalige Gespräch.
Zu 2.) Natürlich ist auch #Metoo Thema auf dem Festival: zwar wurde der Vorschlag der Schauspielerin Claudia Eisinger abgelehnt, den roten Teppich schwarz zu färben als Zeichen gegen sexuelle Gewalt in der Filmbranche. Aber schon bei der Filmauswahl gab es vorab einen #Metoo-Filter: Bestimmte Filme, die Frauen demütigend darstellen etwa, oder Filme von Regisseuren, gegen die Vorwürfe erhoben werden, wurden schon im Vorfeld aussortiert. Neu gegründet wurde das Bündnis „Pro Quote Film“ für mehr Präsenz von Frauen in der Filmbranche. Und die Initiative „Speak up!“ will Betroffene von sexueller Belästigung in der Filmbranche ermutigen, ihre Stimme zu erheben.
Zu 3.) Die Umwelt lässt sich so leicht retten, man muss nur die richtigen Produkte kaufen – das suggerieren einige Konzerne. Sie preisen ihre Produkte als „nachhaltig“, „fair“, „natürlich“ oder „umweltschonend“ an und geben sich selbst ein „grünes“ Image. „Greenwashing“ nennt man das. Regisseur Werner Boote und Autorin Kathrin Hartmann decken jetzt in einem Film und in einem Buch solche Umweltlügen auf. Aber es geht nicht nur gegen die Unternehmer, auch die Politik ist mitverantwortlich: Statt strenge Vorgaben zu machen, verlässt sie sich auf freiwillige Versprechungen, die nicht einklagbar sind. Der Film „Die grüne Lüge“ läuft auf der Berlinale und kommt am 22. März in die Kinos, das Buch erscheint mit Blessing Verlag. Das Kulturjournal spricht mit Kathrin Hartmann über ihre Recherchen.
Zu 4.) Eine Schweigeminute verändert ihr ganzes Leben. Weil eine Klasse sich mit einer menschlichen Geste mit den Opfern des Ungarnaufstandes 1956 solidarisiert, kriegt sie die ganze Härte der DDR-Funktionäre zu spüren. Die Schweigeminute im Unterricht wird als „Konterrevolution“ gewertet, die Stasi versucht in Verhören, die Rädelsführer auszumachen, doch die Klasse hält zusammen. Die drastische Strafe: Alle werden vom Abitur ausgeschlossen, den Schülerinnen und Schülern bleibt nur die Flucht nach Westdeutschland. Regisseur Lars Kraume hat in „Das schweigende Klassenzimmer“ (Kinostart 1.3.) eine wahre Begebenheit verfilmt. Das Kulturjournal hat einen der Schüler von damals getroffen.
Zu 5.) Es ist Tag der ganz großen Gefühle: der eigene Hochzeitstag. Doch die Braut sagt kurzfristig „Nein“ und flüchtet mit zwei alten Schulfreunden in den Wald. Das ist der Ausgangspunkt im Roman „Das vergessene Fest“ von Lisa Kreißler. Die drei Freunde im Buch erleben dann eine fantastische Reise zwischen Wirklichkeit, Traum und Sehnsucht. Und dabei geht es um elementare Fragen: Wie geht man damit um, wenn sich nicht alle Sehnsüchte des Lebens erfüllt haben? Wie und wo findet man seinen Platz im Leben – und was macht es mit einem, wenn man bei der Suche scheitert? Lisa Kreißler hat einen faszinierenden Roman geschrieben, unser NDR Buch des Monats. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 19.02.2018 NDR Folge 23 (2017/2018)
Folge 23„frau“ statt „man“: Die deutsche Sprache wird endlich weiblich
Wer hat seinen Schirm vergessen? Das ist an sich ein kleiner harmloser Satz. Nur nicht für die, die Wert legen auf geschlechtergerechtes Deutsch. Sowohl „wer“ als auch das Pronomen „seinen“ schließen Frauen aus. Und vorbei ist es mit der Geschlechtergerechtigkeit. Auch gerne Schuld daran: das sogenannte „generische Maskulinum“. Ob es sich um Politiker, Philharmoniker oder Pastoren handelt, immer ist das Nomen in der Pluralform vom Ursprung her männlich und nennt die weiblichen Politikerinnen, Philharmonikerinnen und Pastorinnen nicht explizit.
Was also tun? So soll in der Schriftsprache das Binnen-I das Weibliche in die Sprache bringen. Und an der Universität Leipzig müssen inzwischen, von der dortigen Grundordnung so festgelegt, alle Nomen feminin enden. Dort lehrt Herr Professorin. Eine Idee nicht nur für die Uni, sondern gleich fürs ganze Land? „Frau“ statt „man“? Lieber „die“ statt „der“? Das „Kulturjournal“ fragt auf der Straße mal nach und schaut, wer alles beim sprachlichen Gendern mit dabei ist.
Ein Musterdorf der DDR: die Geschichte von Mestlin in Mecklenburg-Vorpommern
Schön und groß und modern erträumte man sich den Sozialismus im Osten Deutschlands. Das kleine Mestlin im jetzigen Landkreis Ludwigslust-Parchim sollte Vorreiter sein. Hier entstand Anfang der 1950er-Jahre ein Musterdorf, eine Siedlung vom Reißbrett, durchgeplant bis ins Detail: Im Zentrum ein großes Kulturhaus, darum herum Wohnhäuser in Reih und Glied, außerdem Geschäfte, ein Krankenhaus, eine Schule, ein Kindergarten. Alte Häuser und Scheunen, die der sozialistischen Vision im Weg standen, wurden plattgemacht. Über 100 solcher Musterdörfer sollten allein im heutigen Mecklenburg-Vorpommern errichtet werden. Doch Mestlin blieb einzigartig, die Kosten waren zu hoch für die DDR. Die Dokumentation aus der Reihe „Unsere Geschichte – Hausbesuch“ mit dem Titel „Das DDR-Musterdorf Mestlin“ (NDR Fernsehen, 28. Februar um 21:00 Uhr) erzählt die Historie dieses ungewöhnlichen Ortes. Und sie zeigt, wie die heutigen Bewohner mit dem überdimensionierten Erbe kämpfen.
Und plötzlich gab es Berufsverbot: die Geschichte des Radikalenerlasses in Niedersachsen
Weil es Zweifel an ihrer Verfassungstreue gab, wurde sie 1985 vom Land Niedersachsen aus dem Schuldienst entlassen. Der Grund: Dorothea Vogt war aktives Mitglied in der DKP. Die Rechtsgrundlage: der sogenannte Radikalenerlass von 1972. Er ermöglichte in den 1970er- und 1980er-Jahren eine flächendeckende Überprüfung der politischen Gesinnung von Lehrern, Juristen und Beamten wie Eisenbahnmitarbeitern und Postboten. Insgesamt 270 Beschäftigte im öffentlichen Dienst verloren allein in Niedersachsen ihre Arbeit und 141 Bewerber wurden abgelehnt, weil man ihnen Verfassungsfeindlichkeit unterstellte.
Und während auf Bundesebene der Erlass schon seit 1976 nicht mehr angewendet wurde, galt er in Niedersachsen noch bis 1990. Und erst 1995 hat Dorothea Vogt vor dem Europäischen Gerichtshof in Straßburg Recht bekommen. Im „Kulturjournal“ spricht sie über die Auswirkungen des Berufsverbots auf ihr Leben und ihren zähen Kampf gegen den Radikalenerlass. Denn dieses Kapitel in der Geschichte Niedersachsens wird zwar jetzt aufgearbeitet, ist aber längst noch nicht abgeschlossen.
Die sterbenden Gletscher Grönlands: Bildband eines Fotografen aus Schleswig-Holstein
Sie sind Kolosse, Festungen. Doch wie lange noch? Die Temperatur könnte bis Ende dieses Jahrhunderts um fünf Grad Celsius ansteigen. Das wäre das Ende der Eisberge. Der aus Travemünde stammende Fotograf Olaf Otto Becker ist die Westküste Grönlands abgefahren. 4.000 Kilometer mit einem Schlauchboot. Und er hat die sterbenden Riesen fotografiert (Bildband „Ilulissat“, Hatje Cantz), ist Zeuge ihres Untergangs, sieht, wie die Eisberge regelrecht schwitzen, wie deren Wasser unablässig ins Meer tropft. In Grönland schmelzen jährlich allein 130 Milliarden Tonnen Eis. Olaf Otto Beckers Fotos zeigen wunderschöne Kolosse, die sich langsam in ihrer Spiegelung auflösen. Ein Echo in ihre Zukunft.
Unbekannter Künstler entdeckt: Gerd Schmidt-Vanhove und das Sprengel Museum Hannover
Jahrzehntelang schuf Gerd Schmidt-Vanhove aus Hannover im Verborgenen seine Kunst, einen ganz eigenen Kosmos aus weggeworfenen Materialien: fantasievolle Skulpturen und Objekte aus Gläsern, Drähten, Farben. Als er umziehen und sein Atelier auflösen musste, entdeckte der befreundete Künstler Siegfried Neuenhausen seine Sammlung. Der emeritierte Professor der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig war von dem Werk so angetan, dass er andere Kunstexperten um ihre Einschätzung bat. Sie teilten seine Begeisterung über die Arbeiten. Im Sommer wird Vanhove eine eigene Ausstellung im Sprengel Museum Hannover bekommen, wo unter anderem Werke von Pablo Picasso, Kurt Schwitters oder Niki de Saint Phalle zu sehen sind. Das „Kulturjournal“ begleitet den Künstler und Siegfried Neuenhausen bei der Besichtigung der Ausstellungsräume im Sprengel Museum Hannover.
„Wahr. Schön. Gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft, Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 26.02.2018 NDR Folge 24 (2017/2018)
Folge 24Abschaffen oder feiern? Das „Kulturjournal“ bilanziert den Weltfrauentag
Alle Jahre wieder dasselbe Ritual zum Weltfrauentag am 8. März: Blumen für den weiblichen Teil der Bevölkerung, ein paar aufrührerische Reden, bestenfalls Absichtsbekundungen. Und den Rest des Jahres bleibt alles beim Alten. Es reicht, findet Nadia Kailouli, die Frauenbeauftragte des „Kulturjournals“, und tritt an, den Internationalen Frauentag abzuschaffen. Was hat er wirklich gebracht, und warum sollte er erhalten werden? Und vor allem: Für was kämpfen die Frauen eigentlich noch? Eine Bilanz zum Weltkampftag für Gleichberechtigung.
Großer Preis, große Pleite: Streit um den Kunstpreis Worpswede
Eine Auszeichnung mit großem Namen: Der Kunstpreis Worpswede erinnert an die berühmteste norddeutsche Künstlerkolonie, an Otto Modersohn, Fritz Mackensen, Heinrich Vogeler und natürlich an die große Paula Modersohn-Becker. Ein seriöser Preis mit Prestige, könnte man glauben. Immerhin sollte es 2017 knapp 20.000 Euro Preisgeld geben. Die Auszeichnung wurde im vergangenen Herbst verliehen, aber das Geld haben die prämierten Künstler nie gesehen. Stattdessen mussten sie für die eigene Verleihungsfeier Eintritt zahlen, ebenso Reisekosten und Spesen. Hinzu kommt, dass der Preis selbst mit dem berühmten Künstlerort so gut wie gar nichts zu tun hat.
Vergeben wird er von einem privaten Verein, der noch nicht einmal in Worpswede seinen Sitz hat. Ein Skandal, findet Künstler und Preisträger Rainer Augur. Das „Kulturjournal“ spricht mit ihm, außerdem mit dem Bürgermeister von Worpswede und mit Albin Homeyer, dem Initiator des Preises. Im Internet findet man übrigens schon die Bewerbungsunterlagen für den Kunstpreis Worpswede 2018. Die Verleihung soll, laut Ankündigung, am 29. September in Bremen sein. Ob es dann tatsächlich Geld gibt?
„Keine Panik, liebe Angst“: Die Comedian Käthe Lachmann schreibt über ihre Angststörung
Rund 20 Jahre stand Käthe Lachmann auf der Bühne. Die Comedian tourte durch ganz Deutschland, hat unter anderem Deutschen Kabarett-Preis und den NDR Comedypreis erhalten. Und dann ging nichts mehr. Wegen einer Panikattacke musste Käthe Lachmann einen Auftritt abbrechen. Seit ihrer Jugend hatte sie immer wieder unter starken Ängsten gelitten. 2015 wurden sie so heftig, dass sie ihre Bühnenkarriere beenden musste. Jetzt schreibt sie in ihrem Buch „Keine Panik, liebe Angst“ (Gräfe und Unzer Verlag) vom Leben mit der Angststörung. Sie erzählt, wie sie banale Dinge, zum Beispiel U-Bahn fahren, wieder lernen musste. Und sie schreibt über die Scham, die oft mit dem Thema Angst verbunden ist. Ein offenes und zugleich humorvolles Buch, das auch dazu beiträgt, das Thema Angststörung zu enttabuisieren.
Meine Eltern und ich: der sehr persönliche Dokumentarfilm
„Er. Sie. Ich“ Es ist eine Geschichte wie so viele: Mann und Frau treffen aufeinander, verlieben sich und gehen wieder auseinander. So auch die Eltern von Carlotta Kittel. Sie hat ihre Eltern nie zusammen erlebt, ist bei ihrer Mutter aufgewachsen. 25 Jahre nach der Trennung interviewt Carlotta Kittel ihre Eltern, separat, und spielt ihnen auch die Aufnahmen der und des jeweils anderen vor. So entsteht ein Dialog, ein Gespräch, das tatsächlich nie stattgefunden hat. Ein bemerkenswerter Dokumentarfilm: „Er. Sie. Ich“ (Filmstart: 8. März). Das „Kulturjournal“ spricht mit der Filmemacherin und Tochter über zwei Versionen einer sehr persönlichen Geschichte.
Bildgewaltig in Kohle: der amerikanische Künstler Robert Longo in Hamburg
Seine Bilder sehen oft aus wie Fotos: mal gestochen klar, mal verwackelt. Sie sind hyperreal, oft überlebensgroß. Und sie sind alle gezeichnet. Mit Kohle. Das ist der Stoff, mit dem Robert Longo sich ausdrückt. Seine Bilder sind immer eine Reflexion auf die jeweilige Zeit. So betitelte er eine monumentale Zeichnung der amerikanischen Flagge mit „November 8, 2016“, dem Tag der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA, und zweiteilte diese Zeichnung, präsentiert sie in zwei Rahmen nebeneinander. Seine Werke sind jetzt in den Deichtorhallen in Hamburg zu sehen, gemeinsam mit denen von Francisco Goya und Sergei Eisenstein: „Proof“ (bis 27. Mai). Und das kommt nicht von ungefähr: Longo hat sich mit den beiden anderen Künstlern intensiv auseinandergesetzt und die Ausstellung mit kuratiert. Das „Kulturjournal“ bekommt vom Künstler eine Einführung in seine Schau.
„Wahr. Schön. Gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft. Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 05.03.2018 NDR Folge 25 (2017/2018)
Folge 25Warum sind Männer „teurer“ als Frauen? Das Kulturjournal fragt nach zum Equal Pay Day
Schreiende Ungerechtigkeit oder selber schuld? Wie ist es möglich, dass Frauen im Schnitt 21 Prozent weniger Lohn pro Arbeitsstunde erhalten als Männer? Und selbst wenn man die gleichen Berufe und Positionen inne hat, verdienen Frauen immer noch sechs Prozent weniger. Schon seltsam. Am 18. März ist der Equal Pay Day, der Tag, bis zu dem Frauen quasi umsonst gearbeitet haben. Und beim Geld hört ja bekanntlich der Spaß auf. Anlass für das „Kulturjournal“, den Praxistest zu machen. Wie würden die Versuchsprobanden Männer und Frauen bezahlen? Finden sie auch, dass sogenannte Frauenberufe weniger wertvoll sind? Eine Probe auf Exempel mit Reporter Dirk Böge.
Klein, kompakt, gut! Wie eine Kielerin das Wohnungsproblem lösen will
Klein, kleiner, tiny. Das ist das Konzept der sogenannten Tiny Houses. Auf zwölf Quadratmetern gibt es alles, was man zum Leben braucht, zum schlafen, kochen, essen. In Zeiten von rasant steigenden Mietpreisen und knappem Wohnraum erscheinen die kleinen Häuser, manchmal auch noch auf Rädern, die Lösung für das Wohnungsproblem zu sein. Das könnte auch gelten in den Ballungsräumen in Norddeutschland und zumindest für Singles, Studenten und Menschen, die weg vom Überfluss wollen, findet eine junge Kieler Architekturstudentin. Sie gewann für ihren Entwurf eines Minihauses gleich einen Preis und propagiert die Idee. Das „Kulturjournal“ ist beim Bau ihres Tiny House mit dabei und fragt an der HafenCity Universität Hamburg nach, wie nachhaltig der neue, hippe Wohnungstrend für die Stadtentwicklung eigentlich ist.
Ein bisschen Frieden! Ein Film über eine Protestbewegung, die die Republik veränderte
Wladimir Putin stellt neue Atomwaffen vor, Donald Trump will „Mini-Nukes“ bauen, und Kim Jong Un lässt verbotene Raketentests ausführen. Die Gefahr von atomaren Kriegen ist wieder ein weltweites Thema, Jahrzehnte nach Ende des Kalten Krieges. Wie stark die Gefahr des Atomkriegs in den 1980er-Jahren tatsächlich war und wie sich die Friedensbewegung in der Bundesrepublik formierte, erzählt nun eine sehenswerte ARD/NDR-Dokumentation: „Als die Atombomben Deutschland veränderten“. Kirchliche Gruppen und Tausende lokale Initiativen mobilisierten mit Stricknadeln, Sitzblockaden, und Demonstrationen gegen die atomare Aufrüstung.
Sogar die Popkultur wurde beeinflusst: Bands wie Genesis, Alphaville oder Boney M. thematisierten die Angst vor dem nuklearen Desaster in ihren Songs. Auch in der DDR bildete sich eine Friedensbewegung, strengstens beäugt von der Stasi. Der Film von Andreas Orth erinnert an diese Jahre, als man in Deutschland auf beiden Seiten der Mauer den Atomkrieg fürchtete, zu sehen am Montag, den 19. März, um 23:30 Uhr in Das Erste.
Politthriller an der Förde: das NDR Buch des Monats „Parker“
Er ist ein brillanter Redenschreiber und Rhetoriktrainer. Nun will er in der Landespolitik in Schleswig-Holstein mitmischen und einem aufstrebendem Politiker zum Aufstieg verhelfen. Parker, Hauptfigur im gleichnamigen Roman von Matthias Göritz, braucht beruflich und privat einen Neuanfang. Und den sucht er in Kiel, die Landeshauptstadt, die mit Barschel-Affäre, „Heide-Mörder“ oder dem Rücktritt von Christian von Boetticher schon einige Politskandale erleben musste. Und auch für Parker entwickeln sich die Dinge nicht wie erwünscht: Eine Frau und seine unbewältigte schwere Kindheit, die wie eine Last an ihm hängt, bringen ihn zu Fall.
Schriftsteller Matthias Göritz hat mit „Parker“ (C.H. Becker Verlag) einen Roman geschrieben, der einerseits Politthriller ist, andererseits das Psychogramm eines Mannes, der ständig vor sich selbst flieht. Das „NDR Buch des Monats“. Mit der Landespolitik im hohen Norden ist der Schriftsteller übrigens seit seiner Kindheit vertraut, denn sein Vater war Regionalpolitiker in Schleswig-Holstein.
Ein Kriegsverbrecher im Emsland: der Spielfilm „Der Hauptmann“
Er war ein einfacher Gefreiter und wurde zum sogenannten „Henker vom Emsland“. Willi Herold war erst 19 Jahre alt, als er kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges am Straßenrand eine Hauptmannsuniform mit Orden fand und anzog. Schnell hatte er ein Gefolge, das in ihm tatsächlich den Hauptmann sah und mit ihm mordend durch Norddeutschland zog. Im Strafgefangenenlager Aschendorfermoor bei Papenburg tötete die „Kampfgruppe Herold“ 150 Menschen. Der Spielfilm „Der Hauptmann“ (Kinostart: 15. März) erzählt nun diese ungeheuerliche und wahre Geschichte, die streckenweise wie eine schreckliche Variante des „Hauptmann von Köpenick“ erscheint. Das in Schwarz-Weiß gedrehte Drama von Robert Schwentke erzählt von blindem Gehorsam, vom Chaos der letzten Kriegstage und davon, wie ein einfacher Mann nur durch eine Uniform in eine todbringende Rolle schlüpft. Ein starker Film, mit einem sensationellem Hauptdarsteller Max Hubacher.
Farben und norddeutsche Landschaften: der Maler Klaus Fußmann
Mal schroff und abstrakt, mal weich und verspielt, immer voller brillanter Farben: Kein anderer Maler hat das idyllische Bild der Küsten- und Hügellandschaften Schleswig-Holsteins so sehr geprägt wie Klaus Fußmann. Seine Blumenaquarelle leuchten, seine Landschaften funkeln, er ist ein Vorbild und Lehrer vieler moderner Plenair-Maler. Aber wie tickt er, was treibt ihn an, woher nimmt er seine magischen Stimmungen? Die NDR Dokumentation „Es ist Zeit – der Maler Klaus Fußmann“ (NDR Fernsehen, 18. März 2018, 11:30 Uhr) porträtiert Klaus Fußmann anlässlich seines 80. Geburtstages am 24. März. Im Schloss Gottorf werden Fußmanns Werke in der Reithalle vom 25. März bis 28. Oktober 2018ausgestellt: „Fußmann. Von Anfang an“. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 12.03.2018 NDR Folge 26 (2017/2018)
Folge 26Denn man tau! Was wir von der neuen Regierung erwarten Lange genug hat es ja gedauert, aber jetzt hat Deutschland endlich eine neue Regierung. Und bei der Zusammensetzung des Kabinetts wurde ganz sorgfältig darauf geachtet, dass auch niemand zu kurz kommt: der Proporz von Frauen zu Männern, von Jung zu Alt, von neuen Gesichtern und zu treuen WeggefährtInnen wurde gewahrt. Die Ostquote gerade erfüllt, aber trotzdem gibt es einen Makel: Kein Minister und keine Ministerin mit einer familiären Einwanderungsgeschichte ist in der neuen Regierung vertreten.
Fatal, findet die total integrierte Beauftragte des „Kulturjournals“ für Einwanderungsfragen, Nadia Kailouli, und versucht, diesen Makel auszumerzen. Denn man tau! Ein Massenselbstmord und seine Folgen: der Dokumentarfilm „Über Leben in Demmin“ Im kleinen Demmin in Mecklenburg-Vorpommern fand einer der größten Massensuizide der deutschen Geschichte statt. Hunderte Menschen brachten sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs um aus Angst vor der anrückenden Roten Armee.
Die Einwohner erhängten sich, erschossen sich oder ertränkten sich im Fluss. Über dieses Drama wurde zu DDR-Zeiten geschwiegen, die Geschichte passte nicht zur Freundschaft mit der Sowjetunion. Erst nach dem Mauerfall begann zögerlich die Aufarbeitung, heute nutzen Neonazis die Tragödie für ihre Zwecke: Alljährlich veranstalten sie am 8. Mai einen Trauerzug durch die kleine Stadt. Für die Dokumentation „Über Leben in Demmin“, einer Koproduktion mit dem NDR, hat Regisseur Martin Farkas mit Überlebenden und Nachgeborenen gesprochen.
Der Film erzählt vom Massenselbstmord und davon, wie er bis heute in die Stadt beeinflusst. Wie weiblich war die Revolte? 1968 und die Frauen 50 Jahre nach der Revolte hat sich ein falsches Bild in den Köpfen festgesetzt, so die Historikerin Christina von Hodenberg. Die Legendenbildung erzählt 1968 als Aufstand von Männern wie Rudi Dutschke, Fritz Teufel, Rainer Langhans oder Daniel Cohn-Bendit als Kritik der Söhne an den Nazivätern.
Und die Frauen? Sie fehlen im Bild von 1968. Auch wenn sie mit der Kommune 1 verbunden waren wie Susanne Schunter-Kleemann, die heute in Bremen lebt. Warum suchten die Aktivistinnen nicht so sehr das Scheinwerferlicht? Weil sich die weibliche Revolte hauptsächlich im Privaten vollzog? In ihrem Buch „Das andere Achtundsechzig“ (Beck) füllt Christina von Hodenberg diese Leerstelle, erinnert an vergessene Aktivistinnen und zeigt: 1968 war weiblich. Ikone des gewaltfreien Protests: Begegnung mit Joan Baez Sie hat die Welt wirklich verändert: mit ihrer Stimme.
Joan Baez, Bürgerrechtlerin, Woodstock-Heldin, die Ikone des gewaltfreien Protests. Im Januar ist die Bürgerrechtlerin und Pazifistin 77 Jahre alt geworden, gerade ist ihre neue und vielleicht letzte Platte auf dem Markt gekommen: „Whistle Down The Wind“. Das „Kulturjournal“ trifft Joan Baez und blickt mit ihr auf ihr Leben zurück und besorgt auf die aktuelle Welt- und Kunstlage. Eine Liebesgeschichte zwischen Ost und West: Ausstellung in Kiel Hamburger Freihafen und FDJ, die Stasi und die Liebe: In Elmar Hess’ nachdenklicher Rauminstallation „Einen Frieden später“ geht es darum, wie Gesellschaftssysteme auf ihre Bewohner wirken.
Ein ostdeutscher Seemann legt im Jahr 1964 in Hamburg an und verliebt sich in eine Westdeutsche. Die zunächst geheime Liebesbeziehung wird von der Stasi entdeckt, sie erpresst den Seemann, damit er seine Geliebte zur Spionin macht. Ihr Leben wird zum Spielball der Weltgeschichte, auch nach der Wende. In seiner Installation arbeitet Hess mit Gegenständen, Fotos und Videos.
Das „Kulturjournal“ taucht ein in die Geschichte „Einen Frieden später“ (Stadtgalerie Kiel, bis 27. Mai 2018). Wahr. Schön. Gut.: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 19.03.2018 NDR Folge 27 (2017/2018)
Folge 27Alles andere als artgerecht: Michel Abdollahi über die Auswüchse der Tierzucht
Es geht nur um Aussehen und um Leistung. Tiere werden immer stärker daraufhin gezüchtet, dass sie den Vorstellungen der Menschen entsprechen: Haustiere sollen Schönheitskriterien entsprechen, Nutztiere möglichst schnell und möglichst viel Fleisch, Milch oder Eier liefern. Doch die Zucht endet oft in Tierquälerei. Der NDR Moderator Michel Abdollahi hat sich solche Auswüchse genauer angeschaut: Er besucht einen Wettbewerb, in dem Kühe zu sehen sind, deren Euter so groß sind, dass die Tiere kaum noch laufen können. Und er besucht einen Veterinär, der Möpse mit Atemnot operiert, denn diese Hunde sind so überzüchtet, dass sie kaum noch Luft bekommen. Nur weil Menschen es so wollen. Mehr zum Thema „Wunderwelt der Gene“ in der Late-Night-Show mit Michel Abdollahi: „Der deutsche Michel“, NDR Fensehen, 30. März, 00:00 Uhr.
Ökologisch und unabhängig: Leben ohne Strom- und Wasseranschluss
Der Weg zur Energiewende ist noch weit. Aber schon jetzt gibt es Menschen in Norddeutschland, die sie komplett vollzogen haben und sich selbst mit erneuerbarer Energie und mit Wasser versorgen. „Off-the-grid-living“ nennt sich diese Lebensweise, auf Deutsch heißt das so viel wie: weg vom Versorgungsnetz leben. Diese Menschen produzieren den eigenen Strom über Solarzellen, sammeln Regenwasser und reinigen es in einem autarken System. Für alle Menschen lässt sich das Off-Grid-System noch nicht realisieren, aber solche Projekte liefern Impulse für die große Energiewende. Das „Kulturjournal“ besucht ein Paar in Ostfriesland, das sich mit einem Wagenhaus unabhängig gemacht hat, und spricht mit dem Energiefachmann und Unternehmer Timo Leukefeld. Er entwirft und baut energieautarke Gebäude.
Ein Weltenbummler zieht Lebensbilanz: Julia Westlake trifft Hardy Krüger
Er ist Schauspieler, Schriftsteller, Pilot, Weltenbummler, Farmbesitzer, Frauenschwarm, Vater, Großvater und obendrein einer, der sich politisch engagiert gegen Rechtsradikalismus. Hardy Krüger hat in seinem Leben viel gemacht und erlebt. Mit 16 Jahren musste er im Zweiten Weltkrieg kämpfen, in den 1950er-Jahren wurde der Schauspieler zum internationalen Filmstar, in den 1970er-Jahren begann der Weltreisende Krüger seine Karriere als Schriftsteller. Kurz vor seinem 90. Geburtstag am 12. April 2018 veröffentlicht er einen neuen Band mit einer Auswahl seiner Erzählungen: „Ein Buch von Tod und Liebe“ (Hoffmann und Campe). Am 15. April findet dann eine große Geburtstags-Matinee im Winterhuder Fährhaus statt. Im „Kulturjournal“ zieht Hardy Krüger im Gespräch mit Julia Westlake Bilanz. Er sei ein Glückspilz, sagt er, und so wolle er in Erinnerung bleiben.
Paare berichten über ihre Liebe: der Dokumentarfilm „Die Nacht der Nächte“
In guten wie in schlechten Zeiten: Vier langjährige Liebespaare aus Deutschland, Japan, den USA und Indien erzählen, was es heißen kann, 55 Jahre und länger zusammen zu sein, gegen alle Hindernisse. Die Regisseurinnen dieses herzergreifenden Dokumentarfilms begleiten ein indisches Paar, das außerhalb des Kastensystems geheiratet hat und deshalb mit den Familien brechen musste. Außerdem ein Paar aus Japan, das zwangsverheiratet wurde, zwei homosexuelle Männer aus Amerika, die erst heiraten durften, nachdem sie über 50 Jahre zusammen waren, und ein kauziges Ruhrpott-Paar. Der Dokumentarfilm „Die Nacht der Nächte“ (Filmstart: 5. April) ist der zweite gemeinsame Film der Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli nach ihrem Überraschungserfolg „Almanya – Willkommen in Deutschland“.
Wiederentdeckung einer großen Malerin: Dora Koch-Stetter in Ahrenshoop
Dora Koch-Stetter, den Namen sollte man sich merken, ist sie doch eine der bedeutendsten Malerinnen der zweiten Generation der Künstlerkolonie in Ahrenshoop. Ihr Malstil ist in der Klassischen Moderne zu verorten, sie hat bei Lovis Corinth in Berlin gelernt und eine Weile in der belgischen Künstlerkolonie Knokke gearbeitet. Nach Ahrenshoop kam sie erst nur zu Besuch, ab 1927 lebte sie bis zu ihrem Tod 1968 dauerhaft an der Ostsee. Leuchtende Farben, reduzierte Formen und ein expressiver Gestus prägen ihre Bilder. Jetzt widmet ihr das Kunstmuseum Ahrenshoop eine große Ausstellung (24. März bis 2. September 2018). Es gilt, eine große Künstlerin wiederzuentdecken. Im „Kulturjournal“ erinnert sich der Enkel von Dora Koch-Stetter an seine immer malende Großmutter.
Wahr. Schön. Gut.: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 26.03.2018 NDR Folge 28 (2017/2018)
Folge 28Sehnsuchtsort oder Politparole? Das „Kulturjournal“ unterwegs in Sachen Heimat
Es heimatet sehr. Dem Horst (oder auch Heimathorst), wie er jetzt gerne in den sozialen Medien genannt wird, sei Dank. Horst Seehofer (CSU) ist in der neuen Bundesregierung nun der „Heimatminister“. Böse Zungen sprechen von einer „Bayerisierung“ Deutschlands. Also ab in Lederhose und Dirndl? Zwei Ziele hat sich Horst Seehofer auf seine heimatliche Flagge geschrieben: gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland zu schaffen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Doch was hält das Volk von Seehofers Zielen? Im Rahmen der aktuellen NDR Debatte „Heimat – Sehnsuchtsort oder Politparole?“ will Reporterin Anne Adams es wissen, geht als Vertreterin des Heimatministeriums auf den Wochenmarkt und hört sich in Sachen Heimat einmal um.
Zu Hause in Mecklenburg-Vorpommern: ein Film über die Band Feine Sahne Fischfilet
Sie haben als Punkband angefangen, wollten einfach Spaß haben, feiern, laute Musik machen. Inzwischen sind sie eine politische Band, die sich gegen Rechtsradikalismus engagiert und wegen einiger radikaler Texte zwischenzeitlich sogar vom Verfassungsschutz observiert wurde: Feine Sahne Fischfilet aus Mecklenburg- Vorpommern. Schauspieler Charly Hübner, der selbst aus dem Kreis Neustrelitz stammt, hat gemeinsam mit Koregisseur Sebastian Schultz einen Film über die Band gemacht: „Wildes Herz“, eine Koproduktion mit dem NDR. Im Mittelpunkt steht Sänger Jan Garkow, genannt Monchi, der früher zu den Hardcore-Fans vom FC Hansa Rostock gehörte und Stress mit der Polizei bekam. Heute kämpft er für seine Heimat Mecklenburg-Vorpommern, gegen die Leere und gegen die Nazis.
„CheckDeinLehrer“: umstrittenes Bewertungsportal in Hamburg
Produkte, Restaurants, Ärzte: alles wird mittlerweile im Netz bewertet. Und jetzt auch Lehrer. Doch auf dem Portal „CheckDeinLehrer“ sind übelste Schmähkritiken, Beleidigungen und Aufforderungen zum Selbstmord zu lesen. Denn die Anonymität enthemmt offenbar. Der Hamburger Senat hat sich schon mit der Frage befasst, wie die Lehrer vor Rufmord geschützt werden können. Was fällt noch unter Meinungsfreiheit, was ist strafbar und was macht das alles mit dem Verhältnis von Schülern und Lehrern? Das „Kulturjournal“ spricht mit Schülern, Lehrern und mit den Betreibern des umstrittenen Bewertungsportals.
Flucht und Verlust von Heimat in Musik: das neue Konzertprogramm des Ensemble Resonanz
Wie lässt sich Flucht und Vertreibung, der Verlust von Heimat und Identität in Musik fassen? Wie das Leid der Menschen in Kunst darstellen? Eben diese Fragen hat sich der griechisch-französische Komponist Georges Aperghis gestellt und seine Antwort in „Migrants“, einer Art musikalischem Schockdramolett, gefunden. Ein Klangraum, der die Angst und Ausweglosigkeit der Betroffenen vermittelt. Das „Kulturjournal“ war bei den Endproben für die Uraufführung mit dem Ensemble Resonanz in Hamburg mit dabei und hat sich von Aperghis seine Komposition erklären lassen. (Vorstellungen am 12., 13. Und 14. April 2018 in der Elbphilharmonie in Hamburg, Kleiner Saal).
Ein Magier des Tanztheaters: der Choreograf Philippe Decouflé in Wolfsburg
Der Choreograf Philippe Decouflé verbindet zeitgenössischen Tanz mit Akrobatik, Zirkus und Videoprojektionen. Er gründete vor 35 Jahren die Compagnie DCA, ein Werkstattkollektiv, in dem Künstler und Techniker zusammen arbeiten und immer wieder neue performative, tänzerische und mediale Formen erproben. „Nouvelles Pièces Courtes“ heißt ihre neue Produktion: fünf sehr unterschiedliche Choreografien, die Bilder und Stimmungen schaffen zwischen Wirklichkeit und Illusion. Zu sehen auf den Movimentos-Festwochen in Wolfsburg (14. und 15. April 2018).
Wahr. Schön. Gut. Scharfzüngig durch die Kulturwoche mit Julia Westlake
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 09.04.2018 NDR Folge 29 (2017/2018)
Folge 29Sie haben ja nichts zu verbergen, oder? Jetzt will auch das „Kulturjournal“ ihre Daten! Mark Zuckerberg musste wegen des letzten Datenskandals von Facebook vor dem US-amerikanischen Kongress Rede und Antwort stehen. Doch statt einer großer Kündigungswelle gab es am Ende der ersten Anhörung gestiegene Facebook-Aktien. Allenthalben ist die Empörung über den Datenmissbrauch groß, aber die sozialen Medien verlassen, das will dann offensichtlich keiner so richtig. Auch das Bewusstsein für Datenschutz ist nicht sonderlich ausgeprägt. Die meisten Menschen denken sich: Was habe ich schon zu verbergen? Darum sammelt jetzt auch das „Kulturjournal“ Daten, um sein eigenes Netzwerk zu füttern! Dirk Böge macht den Praxistext: Wie leichtfertig geben die Hamburger ihre Daten her? Drehen wie die Profis: Jugendliche aus Uelzen machen einen Kinofilm Massenszene wie im besten Hollywoodstreifen, nur das mitten in Niedersachsen.
Vor und hinter der Kamera: Schüler aus Uelzen und Umgebung. 2014 fingen sie mit ihrer ersten richtigen Filmproduktion an, mit einem noch kleinen Team von fünf Leuten. Es folgten erste Kurzfilme.
Doch jetzt sollen es 90 Minuten sein, ein Spielfilm namens „Liberty“ für die große Kinoleinwand. Für die Schüler ist es inzwischen viel mehr als nur Hobby. Und so arbeiten von den Statisten, über die Produzenten, die Kameraleute, den Regisseur, die Tonkollegen, die Cutter rund 130 Leute an dem Film mit, der in diesem Jahr noch fertig werden soll. Der Inhalt: In einem Dorf sind nach einem Bürgerkrieg die Kinder auf sich alleine gestellt, nachdem ihre Eltern verschleppt worden sind. Das „Kulturjournal“ war beim Dreh dabei und hat mit den Schülern über ihr ehrgeiziges Projekt gesprochen.
„Eine Liebe, in Gedanken“ von Kristine Bilkau: das „NDR Buch des Monats“ Eine Frau ist gestorben, die Tochter löst ihren Hausrat auf und fragt sich, was für ein Leben die Mutter wirklich hatte. War sie glücklich? Welche Bedeutung hatte diese eine Liebe für sie, die ungelebt blieb? Denn in den 1960er-Jahren hatte die Mutter einen Freund, mit dem sie gemeinsam in die weite Welt wollte. Er ging nach Hong Kong, wollte sie nachholen. Aber dann kam es anders. Die Hamburger Schriftstellerin Kristine Bilkau erzählt in ihrem neuen Roman „Eine Liebe, in Gedanken“ (Luchterhand Verlag) diese beiden Geschichten: Von einer Liebe der Mutter, die auf ungeklärte Weise endete.
Und von der Tochter, die merkt, wie wichtig es ist, zu Lebzeiten mit den Eltern zu sprechen. Das „NDR Buch des Monats“: einfühlsam, spannend und mit viel Zeitkolorit. Mehr als der Mann am Klavier: Studiobesuch bei Nils Frahm Er ist viel mehr als der Mann am Klavier! Nils Frahm schafft Klangwelten als Pianist, aber vor allem mit allen möglichen Dingen wie Klobürsten, Holzschubladen, Orgel, Effektgeräten.
Dabei verweigert er sich dem Computer, seine Ausrüstung ist komplett analog. Zu einem Konzert reist er auch schon mal mit zwei Tonnen Equipment an. So auch für sein erstes Konzert in der Elbphilharmonie am 21. April. Seit zehn Jahren veröffentlicht er Platten, nun gibt es wieder ein neues Album: „All Melody“ (Erased Tapes). Spätestens seit seiner Filmmusik für „Victoria“ von Sebastian Schipper ist er fast so etwas wie ein Popstar. Dabei verweigert er sich jeglicher Genrezuschreibung.
Er ist immer auf der Suche: nach dem richtigen Klang. Und oft kann man diese Suche in seiner Musik nachverfolgen. Das „Kulturjournal“ besucht Nils Frahm in seinem Studio und lässt sich total analog verzaubern. Wahr. Schön. Gut. – Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 16.04.2018 NDR Folge 30 (2017/2018)
Folge 30* Wie kreativ sind die Kreativen?
Das Kulturjournal macht den Test auf dem Festival der Werbebranche in Hamburg Kreativ, kreativer, ADC: Der Art Directors Club versammelt rund 700 Köpfe der Kreativbranche. Diese geballte Kreativität trifft sich seit der vergangenen Woche auf dem ADC-Festival in Hamburg. Das größte Branchentreffen im deutschsprachigen Raum. „Fütter Deine Kreativität“ ist das diesjährige Motto. Doch wie kreativ sind die Kreativen wirklich? Sprudelt hier der Geist oder plätschert er nur? Schaffen die Werber es, Dinge an den Mann zu bringen, die nur schwer an den Mann oder die Frau zu bringen sind? Das Kulturjournal macht den Test.
* Wie lebt es sich als Jude in Deutschland?
Ist der Antisemitismus auf dem Vormarsch? Erst bekamen die Rapper Kollegah und Farid Bang trotz antisemitischer Texte den Echo, dann verbreitete sich im Internet ein Video, das zeigte, wie ein junger Mann mit einer jüdischen Kopfbedeckung in Berlin von einem mutmaßlich arabischen Jugendlichen angegriffen wird. Ein Einzelfall? Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Beispiel Internet: 2007 wiesen 7,5 Prozent der Leserkommentare zu Israel antisemitische Stereotype auf. 2014 waren es schon 36,2 Prozent. Beispiel Kriminalstatistik: Diese erfasste für das vergangene Jahr 1.453 antisemitische Straftaten. Dunkelziffer unbekannt. Wie lebt es sich also gerade als Jude in Deutschland? Aus welcher Richtung kommt der Hass, kommen die Vorurteile und Angriffe? Das Kulturjournal spricht mit einer Soziologin, die seit 15 Jahren zu dem Thema forscht, mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Pinneberg und zwei Jüdinnen über ihren Alltag in Deutschland.
* „Wünsch Dir Deinen NDR“: Mit Julia Westlake im Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
Es gilt als der Louvre Niedersachsens – und ist tatsächlich eines der ältesten Museen Europas: Das Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig. Es ist berühmt für seine Sammlung alter Gemälde, 2016 wurde es nach umfassender Renovierung mit neuer Konzeption wiedereröffnet. Im Rahmen der Aktion Wünsch Dir Deinen NDR lud Moderatorin Julia Westlake Kulturjournal-Zuschauerinnen und Zuschauer zur gemeinsamen Besichtigung: Museumsdirektor Jochen Luckhardt führte durch die Sammlung – und auch durch Teile des Depots, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. Eine exklusive Führung, bei der es auch um grausame Verbrechen und geheime Liebschaften ging.
* Starke Stimme, starke Frau: Die Jazz-Sängerin Youn Sun Nah Jazz aus Süd-Korea?
Ja, eine der interessantesten Stimmen unserer Zeit stammt ursprünglich aus Seoul: Youn Sun Nah war in ihrer Heimat eine erfolgreiche Musical-Sängerin, doch das wurde ihr zu langweilig. Deshalb ging sie nach Paris, studierte Chanson und Jazz und machte mit ihrem wandlungsfähigen Gesang und regelrechter Vokalakrobatik auf sich aufmerksam. Sie bekam zahlreich Preise, zum Beispiel den Echo Jazz 2011 oder eine „Goldene Schallplatte“ für ihre vorherige CD. Auf ihrem aktuellen Album „She moves on“ geht sie musikalisch weiter, mit eigenen Versionen von Songs von Lou Reed, Joni Mitchell, Jimi Hendrix oder Paul Simon. Aufgenommen in New York mit amerikanischen Musikern – ein neues Kapitel in der Karriere von Youn Sun Nah. Jetzt kommt die Sängerin nach Hamburg (25.4. Elbphilharmonie).
* Wahr. Schön. Gut.: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Mo. 23.04.2018 NDR Folge 31 (2017/2018)
Folge 31Bildung, Gesundheit, Wohlstand: das „Kulturjournal“-Quiz zur Lage der Welt
Reporterin Nadia Kailouli macht für das „Kulturjournal“ den Test: Wie steht es um die Weltsicht der Zuschauerinnen und Zuschauer?
Beispiel Terror: Die Ängste der Menschen sind riesengroß, tatsächlich sterben aber die wenigsten von ihnen an dieser Todesursache. Für viele Dinge scheinen die Menschen die richtige Relation verloren zu haben, haben diesen „negativen Instinkt“, vor allem das Schlechte wahrzunehmen. Und woran liegt das?
Die Welt ist besser als gedacht: das Vermächtnis von Starstatistiker Hans Rosling
Katastrophen, Kriege, Klimawandel. Um die Welt steht es so schlecht wie nie zuvor. Denkt man zumindest. Doch die Fakten des schwedischen Wissenschaftlers Hans Rosling zeigen: Es gibt mehr Fortschritt als geglaubt wird. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt weltweit liegt heute bei über 70 Jahren. Mehr als 80 Prozent aller Kinder sind geimpft. In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der in extremer Armut lebenden Weltbevölkerung mehr als halbiert. Ob Schulbildung der Mädchen, Zugang zu sauberem Wasser, Staaten mit Demokratie, Frauenrechte, die Kurven zeigen nach oben. 2017 ist Rosling gestorben, sein Sohn und seine Schwiegertochter haben sein letztes Buch „Factfulness“ (Ullstein) beendet und jetzt veröffentlicht.
Kampf für die Freiheit des Wortes: PEN-Jahrestagung in Göttingen
Seit nunmehr 70 Jahren setzt sich das PEN-Zentrum Deutschland für die Freiheit des Wortes ein und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller. Weltweit, aber auch in Europa und seinen Anrainerstaaten wie etwa der Türkei. Und das Engagement hat sich ausgeweitet: Auch verfolgte Verleger, Redakteure, Illustratoren und Journalisten werden unterstützt. So hat sich das Zentrum für Deniz Yücel eingesetzt und Can Dündar ist derzeit PEN Fellow. Derzeit trifft sich der deutsche PEN vom 26. bis 29. April zu seiner Jahrestagung in Göttingen und wählt dort unter anderem eine oder einen neuen Beauftragte(n) für das „Writers-in-Prison“-Programm. Das „Kulturjournal“ spricht mit der frisch gewählten Person dieses Amtes. Und mit Sehbal Senyurt Arinli. Sie ist nach ihrer Inhaftierung in der Türkei über Griechenland geflohen und aktuelle „Writers-in-Exile“-Stipendiatin. Wohl selten war das Engagement des deutschen PEN so wichtig wie in seinem Jubiläumsjahr!
Gott lebt an der Ostsee: der Spielfilm „Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“
Eine Familie am Rande des Nervenzusammenbruchs: Die versponnene Jo betrauert ihren Kater, der aus dem Fenster gesprungen und verunglückt ist. Ihre alleinerziehende Mutter plagt sich als chaotische Fahrlehrerin mit ihren renitenten Schülern. Die Großeltern leben nach über 37 Jahren Ehe voller Missverständnissen nebeneinander her. Und dann gibt es noch eine Diagnose, über die niemand spricht. Als es beim Familienfest zum Knall kommt, flüchten Oma und Enkelin mit dem Auto an die Ostsee. Der Spielfilm „Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“ erzählt von den Widrigkeiten des Lebens, so leicht, fantasievoll und voller Humor wie es selten im deutschen Kino passiert. Der erste lange Film von Regisseurin Kerstin Polte ist eine Entdeckung mit tollen Schauspielerinnen wie Corinna Harfouch und Meret Becker. Am Ende findet die Familie auf einer Ostseeinsel wieder zueinander. Bei Gott persönlich. Ab 3. Mai im Kino.
Der Rettungsturm auf Rügen: Architektur von Ulrich Müther wird wiederentdeckt
Seine Gebäude haben oft ungewöhnlich Namen wie Teepott, Seerose, Ahornblatt, seine Architektur war neuartig und visionär. Ulrich Müther (1934 bis 2007) aus Binz auf Rügen war der „Meister des Schalenbetons“, er kreierte Betonbauten mit geschwungenen und gewölbten Formen. Der Stararchitekt der DDR baute nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch international, in Kuwait, Tripolis, Helsinki. Doch ein Teil seiner Arbeiten ist inzwischen baufällig, einige Gebäude wurden sogar abgerissen. Der 1981 errichtete Rettungsturm in Binz und die Kurmuschel in Sassnitz wurden jetzt restauriert und wiedereröffnet. Das „Kulturjournal“ stellt die Gebäude vor und erinnert an einen Architekten, der seiner Zeit oft voraus war.
Wahr. Schön. Gut. Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 30.04.2018 NDR Folge 32 (2017/2018)
Folge 32Stadt. Land. Haus: der Traum vom guten Wohnen und die Realität im Norden
Der Wohnungsmarkt in Hamburg ist mehr als angespannt: Es gibt zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Die Folgen sind: Massenbesichtigungen, harte Konkurrenz unter den Wohnungssuchenden und schlimmstenfalls unfreiwilliger Wegzug. Dabei ist die Situation in Hamburg exemplarisch für viele Ballungszentren im Norden. In der neuen Reihe „Stadt. Land. Haus“ fragt das „Kulturjournal“: Wie möchten wir gern wohnen und leben? Und wie sieht die Realität in Städten und auf dem Land aus? Dabei werden die vielfältigen Probleme angesprochen und gleichzeitig Lösungen gezeigt: Wie kann günstiger Wohnraum geschaffen werden? Was macht das Dorfleben attraktiv? Wo können sich Bürger einbringen? Und wie verhält es sich mit dem Denkmalschutz?
In der ersten Folge steht die Wohnungsproblematik in Hamburg im Mittelpunkt: Zwei Betroffene kommen zu Wort. Die zuständige Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Dr. Dorothee Stapelfeldt (SPD), steht Rede und Antwort zu dem Problem des fehlenden und vor allem erschwinglichen Wohnraums.
Glücksspiel Wohnungssuche: Dirk Böge spielt in Hamburg „Wohnopoly“
Was tun und vor allem investieren, um an die Traumwohnung zu kommen? Den Makler zum Essen einladen, die Katze ins Tierheim bringen, teuren Abstand zahlen? Oder noch viel mehr? „Kulturjournal“-Reporter Dirk Böge spielt „Wohnopoly“. Dabei geht es um Miete, Makler und was preisgegeben werden muss, um die ersehnte Wohnung zu ergattern. Knallhart und näher an der Realität als einem wahrscheinlich lieb ist.
Die letzten Kriegsmonate in Schleswig-Holstein: der neue Roman von Ralf Rothmann
In seinem hoch gelobten Roman „Im Frühling sterben“ erzählte Ralf Rothmann von zwei jungen Melkern aus Schleswig- Holstein, die noch in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges eingezogen werden. Sein neues Buch „Der Gott jenes Sommers“ (Suhrkamp) ist das Gegenstück dazu: Es spielt an dem Ort, den die beiden Männer so kurz vor Kriegsende noch verlassen mussten. Im Mittelpunkt steht ein junges Mädchen, das mit seiner Familie aus dem bombardierten Kiel auf ein Gut geflohen ist. Sie muss die Entbehrungen und die Ängste in Kriegszeiten erleben, wird mit dem Schicksal von Gefangenen konfrontiert, mit dem Verschwinden der eigenen Schwester. Sie erlebt die ersten zarten Gefühle für einen jungen Mann, doch ein anderer wird sich ihr gewaltsam nähern. Ralf Rothmann beschreibt aus der Perspektive des Mädchens, das mit wachen Augen auf die Welt der Erwachsenen schaut und doch nicht alles verstehen kann. Das „NDR Buch des Monats“.
Ein Haus für Kultur- und Kunstschaffende: die Roger-Willemsen- Stiftung in Wentorf
Er war einzigartig im deutschen Kultur- und Medienbetrieb, eine Art moderner Universalgelehrter. Roger Willemsen machte Fernsehen, moderierte Radiosendungen, schrieb Bücher über ganz unterschiedliche Themen, über Reisen, Politik, Philosophie, Zeitströmungen. Willemsen verband Bildung mit Humor und Ironie, er engagierte sich sozial, zum Beispiel für den Afghanischen Frauenverein. 2016 verstarb der Intellektuelle im Alter von nur 60 Jahren. Jetzt wurde mit Unterstützung des mareverlages die Roger-Willemsen-Stiftung gegründet, sein altes Wohnhaus in Wentorf bei Hamburg wird zum Künstlerhaus Villa Willemsen. Hier können Stipendiaten arbeiten, außerdem wird es Veranstaltungen geben. Anlässlich der Eröffnung bekommt „Kulturjournal“-Moderatorin Julia Westlake eine exklusive Hausführung durch die Vorsitzende der Stiftung, Julia Wittgens. Und sie trifft einen der ersten Stipendiaten: den Schriftsteller Frank Schulz.
Wie aus Überraschungseiern Kunst wird: Swaantje Güntzel auf Langeoog und in Syke
Dass immer mehr Plastikmüll die Meere verseucht, ist eigentlich hinlänglich bekannt. Und doch gibt es immer wieder Momente, in denen es einem besonders bewusst wird: So zum Beispiel, als 2017 Hunderte von Überraschungseiern an den Strand von Langeoog angespült wurden. Und eben diese Eier verwandelte Swaantje Güntzel in Kunst. Die Hamburgerin schredderte die bunten Plastikhüllen und ließ aus den winzigen Plastikpartikeln ein Auftragswerk malen. Zu sehen ist das jetzt mit anderen Werken Güntzels aus Müll in einer großen Einzelausstellung im Syker Vorwerk (bis 8. Juli): Kunst, die den Betrachter irritieren soll, bestenfalls aufrütteln. Das will Swaantje Güntzel auch mit ihren künstlerischen Interventionen auf den Ostfriesischen Inseln erreichen. Das „Kulturjournal“ ist auf Langeoog mit dabei.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich jede Woche durch die High- und Lowlights der Kultur auf der Suche nach dem Wahren, Schönen und Guten. Im Rahmen des NDR Themenschwerpunkts Allergien (am 7. und 8. Mai) klärt sie, gegen was man alles allergisch sein kann und welche Künste besonders starke Allergien hervorrufen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 07.05.2018 NDR Folge 33 (2017/2018)
Folge 33Wichtig oder egal? NDR Debatte über Rechtschreibung
„Rhythmus“ oder „Rythmus“, „wieder“ oder „wider“, „das“ oder „dass“? Die deutsche Rechtschreibung bereitet vielen Menschen Schwierigkeiten, Muttersprachlern und Migranten, Erwachsenen und Kindern. Universitäten und Arbeitgeber beklagen das Rechtschreibniveau ihrer Bewerber. Eine Studie (IQB-Bildungstrends) von 2017 kam zu dem Ergebnis, dass Viertklässler zu schlecht schreiben, Eltern und Bildungsexperten sprechen gar von einer „Rechtschreibkatastrophe“ an deutschen Grundschulen. Wächst eine Generation heran, die kaum in der Lage ist, fehlerfrei zu schreiben? Wie lernen Kinder am besten schreiben? Welchen Einfluss haben digitale Medien auf die Rechtschreibung bei Erwachsenen? Um solche Fragen geht es bei der NDR Debatte im Juni: „Rechtschreibung: wichtig oder egal?“ „Kulturjournal“-Reporter Dirk Böge macht den Praxistest: Wie gut schreiben die Norddeutschen?
Stadt, Land, Haus: Wie Hann. Münden seine Fachwerkbauten rettet
Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Da sanieren engagierte Bürger, unterstützt von lokalen Handwerksbetrieben und Arbeitspraktikanten, alte, denkmalgeschützte Fachwerkhäuser. Ehrenamtlich und kostenlos. Tatsächlich passiert genau das im südniedersächsischen Hann. Münden. Eine Bürgergenossenschaft hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Altstadt am Leben zu halten: mit belebten und schönen Häusern und mit einem neuen Geist. Im zweiten Teil der Reihe „Stadt. Land. Haus.“ ist das „Kulturjournal“ auf einer Baustelle mit dabei und spricht mit den Ehrenamtlichen. In vier Folgen fragt das „Kulturjournal“ in diesen Wochen: Wie möchten wir gern wohnen und leben? Und wie sieht die Realität in Städten und auf dem Land aus? Dabei werden die vielfältigen Probleme angesprochen und gleichzeitig Lösungen gezeigt: Wie kann günstiger Wohnungsraum geschaffen werden? Was macht das Dorfleben attraktiv? Wo können sich Bürger einbringen? Und wie verhält es sich mit dem Denkmalschutz? (ndr.de/kultur).
Zu wenig Geld, zu wenig Lehrer, zu wenige Ideen: ist Inklusion an Schulen gescheitert?
Dass eine Schulleiterin gegen Inklusion klagt wie vor Kurzem in Bremen, ist wohl ein Einzelfall in Deutschland. Doch es gibt viele Eltern und Lehrer, die es für keine gute Idee halten, Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam zu unterrichten. Denn oft fehlt es an dem dafür notwendigen Geld und zusätzlichem Lehrpersonal. Deutschland hat die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben und sich damit verpflichtet, das Menschenrecht auf gleichberechtigte Teilhabe umzusetzen, für ein gemeinsames Leben aller Menschen, mit und ohne Behinderungen. Doch wie sieht die Praxis in den Schulen aus? Das „Kulturjournal“ hat einen Jungen mit Asperger-Syndrom besucht, der seit zwei Jahren allein zu Hause am Computer lernt, per Skype mit zugeschaltetem Lehrer, weil er mit der Schule und die Schule mit ihm überfordert war.
Gemeinsam fürs Goetheviertel: Julia Westlake unterwegs in Bremerhaven
Leerstand, zerfallende Häuser, Müll auf den Straßen. Das Goetheviertel in Bremerhaven-Lehe war lange als „Problemviertel“ verschrien. Viele Arbeitslose und verschuldete Menschen wohnen hier, die „BILD“-Zeitung schrieb sogar vom „ärmsten Stadtteil Deutschlands“. Doch Anwohner, ein engagierter Investor, die Stadt und Künstler kämpfen gemeinsam für das Viertel: Schulen wurden saniert, ein Künstlerhaus gegründet, Studentenwohnungen konzipiert, Treffpunkte für die Bürger eingerichtet. Die Bevölkerungsstruktur soll besser vermischt werden, leer stehende Häuser wieder attraktiv für neue Mieter werden. Vernetzt werden die Aktivitäten von der Quartiermeisterin Brigitte Hawelka. Sie führt „Kulturjournal“-Moderatorin Julia Westlake durch das Goetheviertel und stellt Initiativen vor.
Über die Liebe zum Reggae: eine gemeinsame CD von Sting und Shaggy
Weltstar Sting, Ex-The-Police-Sänger und „Englishman in New York“ nach einem seiner Titel, und Shaggy, der jamaikanische „Mr. Lover“, haben ein gemeinsames Album produziert. Was führt die beiden unterschiedlichen Musiker zusammen? Jamaika, die Insel, auf der für Sting alles anfing, die Liebe zum Reggae, aber auch das humanitäre Engagement, für das beide nicht nur auf der Bühne stehen. Ihr gemeinsames Album „44/876“, benannt nach den Telefonvorwahlen von Großbritannien und Jamaika, ist vor Kurzem erschienen: gut gelaunte Reggae-Grooves, melancholisch-jazzige Songs und auch sentimentale Nachdenklichkeit. Für Sting schließt sich mit dem neuen Album ein Kreis: Auf Jamaika hat er mit The Police begonnen, jetzt kehrt er zur Leichtigkeit des Reggae zurück, der sonnige Optimismus der Musik ist kein Eskapismus, er ist getragen von einer lebensfrohen, antiautoritären Botschaft.
Wahr. Schön. Gut: satirisch durch die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 14.05.2018 NDR Folge 34 (2017/2018)
Folge 34Alter! Die neue Dauerausstellung „Dialog mit der Zeit“ in der Hamburger Speicherstadt
Alt werden will jeder, alt sein praktisch niemand. Aber wie fühlt es sich tatsächlich an, alt zu sein, wie verändert sich die Wahrnehmung, wenn jede Treppenstufe eine Hürde ist, jede Telefontaste wie ein winziger Nadelknopf erscheint? Was macht das mit einem selbst und mit dem Drang, Neues zu wagen? Wie verändert sich das Selbstwertgefühl in einer Gesellschaft, die von der ewigen Jugend träumt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich nicht nur die neue Dauerausstellung „Dialog mit der Zeit“ in der Hamburger Speicherstadt, sondern auch die junge Reporterin Nadia Kailouli im Selbstversuch, hautnah, ohne Anti-Aging-Creme und mithilfe von erfahrenen Alten.
Neues Leben für alte Dörfer: wie in Schleswig-Holstein der Landflucht begegnet wird Früher saßen alle Generationen vereint um den Küchentisch oder in der Stube auf den großen Höfen in Borgstedt zusammen. Heute stehen auf dem Gelände des alten Mohrhofs insgesamt 13 Häuser unterschiedlichen Zuschnitts, ausgerichtet auf die Bedürfnisse der jeweiligen Generationen. Es ist immer noch ein Miteinander, aber individueller und attraktiver für Alt- und Neubewohner der Gemeinde in Schleswig-Holstein.
Das Dorf hat sich den Bedürfnissen seiner Bewohner angepasst. Mit Erfolg. Und auch in der Nachbargemeinde Owschlag geht man mit der neuen Zeit. Hier wird ein nicht mehr genutzter Teil der ehemaligen Regionalschule in ein Dorfgemeinschaftshaus umgebaut als neuer Mittelpunkt und Ort der Begegnung für alle. Wie es gelingen kann, wenn sich Dörfer neu erfinden, zeigt der dritte Teil der Reihe „Stadt. Land. Haus“. Das „Kulturjournal“ ist in Schleswig-Holstein unterwegs und zeigt, wie zwei Gemeinden die Herausforderung exemplarisch gemeistert haben.
Von gigantischen Wellen und lichtdurchflutetem Wasser: der Fotograf Ray Collins in Zingst
Zu Hause fühlt er sich mehr auf dem Wasser als auf dem Land. Und die Kamera ist immer dabei: auf dem Surfbrett, in der Welle oder auch nur stehend am Strand. Kaum ein Fotograf inszeniert Wasser, Licht und Wellen pompöser, beeindruckender, majestätischer als Ray Collins. Der Australier schafft es, das fließende Element Wasser in seinen Bildern wie starres Eis oder massiven Fels wirken zu lassen: wuchtige Formationen, fast unerschütterlich erheben sich die Wellen wie riesige Bergmassive aus dem Wasser. Im Rahmen des Umweltfotofestivals „horizonte zingst“ (ab 26. Mai) sind seine Fotos jetzt übergroß am Strand zu sehen. Das „Kulturjournal“ trifft Ray Collins, natürlich im Wasser.
„Visages Villages“: ein Dokumentarfilm von Agnès Varda und Fotokünstler JR
Die 89-jährige Filmemacherin Agnès Varda und der 35-jährige Fotokünstler JR sind mehrere Monate mit einem Fototruck durch Frankreich gefahren und haben Hunderte Aufnahmen von Menschen gemacht, denen sie begegnet sind. Die überlebensgroßen Bilder konnten direkt im Auto ausgedruckt und an Häuserwände und andere Flächen geklebt werden. Ein besonderer Moment, bis zum nächsten Regen, aber festgehalten im Film, der am 31. Mai ins Kino kommt.
„Unterwerfung“ mit Edgar Selge: die Hamburger Theater-Erfolgsinszenierung als Fernsehfilm
Eine Geschichte, die polarisiert und Kontroversen auslöst: „Unterwerfung“ erzählt davon, wie ein westeuropäisches Land langsam islamisiert wird. Im Frankreich der nahen Zukunft wird ein Muslim zum Präsidenten des Landes gewählt wird. Er kommt ins Amt, weil nur so eine Präsidentschaft der rechtsextremen Marine Le Pen verhindert werden kann. Der Staat wird langsam zum religiösen Staat umgebaut, Frauenrechte abgeschafft. Und viele machen freiwillig mit, unterwerfen sich den neuen Regeln. Und Islam heißt übersetzt Unterwerfung.
Vor gut drei Jahren veröffentlichte der französische Skandalautor Michel Houellebecq seinen Roman „Unterwerfung“, 2016 brachte das Deutsche SchauSpielHaus in Hamburg den Stoff auf die Bühne mit Edgar Selge in der Hauptrolle. Seitdem ist die Inszenierung ständig ausverkauft. Jetzt kommt „Unterwerfung“ als Film ins Fernsehen. Die TV-Fassung (6. Juni, 20:15 Uhr, Das Erste) verbindet geschickt Ausschnitte der Hamburger Theaterinszenierung mit nachgedrehten Szenen. Und auch diese wird zu Diskussionen führen.
Wahr. Schön. Gut. Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 28.05.2018 NDR Folge 35 (2017/2018)
Folge 35Die große „Kulturjournal“-Umfrage zum Diversity-Tag Am 5. Juni ist zum sechsten Mal der Diversity-Tag. Ein bundesweiter Aktionstag, um ein Zeichen für Vielfalt zu setzen. Organisiert wird der Tag von der Charta der Vielfalt, das ist eine Initiative zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen. So sollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wertschätzung erfahren, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Identität, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung oder Alter.
Klingt gut, doch wie sieht es in der Realität aus? Das „Kulturjournal“ fragt bei den Menschen nach: Erleben sie noch Diskriminierungen? Was nervt sie am meisten? Und: Sind wir eigentlich auf einem guten Weg? „Stadt. Land. Haus“: wie mit Industrieruinen umgehen? Einst war die Region südlich von Hannover Zentrum und Motor der Industrialisierung in Niedersachsen: Montan (Bergbau- und Hüttenwesen), Kohle und Stahl wurde hier verarbeitet. Vom heutigen Hannover-Linden aus nahm die Entwicklung ihren Lauf mit dem Unternehmen Hanomag, berühmt für seine Nutzfahrzeuge.
Nur noch wenige der riesigen Produktionshallen sind auch jetzt noch in Betrieb. Manche stehen unter Denkmalschutz, viele nicht, sie zerfallen fast alle. Dabei sind sie Teil der Geschichte. In der Reihe „Stadt. Land. Haus.“ fragt das „Kulturjournal“ nach dem Umgang mit den Industrieruinen. Der Papst im Kino: der neue Film von Wim Wenders Eines Tages fand er im Briefkasten seines Büros einen Brief mit dem Briefkopf des Vatikans. Post vom Papst.
Quasi. Gerichtet an ihn, Wim Wenders, einen der deutschen Filmemacher. Ob er sich vorstellen könne, einen Film über ihn, Papst Franziskus, zu machen. Wenders konnte. Das Ergebnis „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ kommt am 14. Juni in die Kinos. Hauptbestandteil sind vier mehrstündige Interviews, die Wenders mit dem Papst geführt hat. Dabei schaut der Papst direkt in die Kamera und es wirkt so, als ob er mit dem Zuschauer persönlich spricht. Und er lässt kein Thema aus: Es geht ebenso um pädophile Priester wie um Abtreibung und Homosexualität.
Papst Franziskus redet nicht darum herum, im Gegenteil. Eben ein Mann seines Wortes. Reisen, lieben, schreiben: „Sämtliche Gedichte“ von Matthias Politycki Kunstvoll und zugleich lebensnah, anspruchsvoll und trotzdem verständlich: Der Hamburger Schriftsteller Matthias Politycki schreibt wunderbare Gedichte über die großen Themen des Lebens: über die Liebe und die Frauen, über Heimweh, Fernweh und Tod. Jedes Jahr ist Politycki mehrere Monate auf Reisen, er schreibt darüber.
Und so sind seine Gedichte auch eine lyrische Reise durch die Welt. Ein Gedicht sei der Versuch, das, was zu sagen ist, in Musik zu überführen. Jetzt hat der Schriftsteller den Band „Sämtliche Gedichte 2017–1987“ (Hoffmann und Campe) veröffentlicht. Das „NDR Buch des Monats“ im Juni. Ein Violinist auf neuen Wegen: der Musiker Niklas Liepe Er will die Konventionen der Klassikwelt aufbrechen, neue Dinge ausprobieren: der Hamburger Geiger Niklas Liepe. Für sein Debütalbum hat er sich die Capricen von Paganini vorgenommen.
Sie gehören auch 200 Jahre nach ihrem Erscheinen zu den schwierigsten Stücken, die je für die Geige geschrieben worden sind. Sie zu meistern, erfordert technische Perfektion. Aber das ist Niklas Liepe nicht genug. Deshalb hat er 22 Komponisten mit einer Orchesterbegleitung für die 24 Solostücke beauftragt: eine Reise durch Zeit und Stilrichtungen, unverändert im Zentrum der Neukompositionen: Paganinis Capricen. So hat man sie noch nie gehört, mal mit Jazzbegleitung, mal umspielt von spätromantischen Klängen.
Das „Kulturjournal“ stellt Niklas Liepe und sein ungewöhnliches Projekt vor. Und vom 8. bis 10. Juni veranstaltet der Geigenvirtuose in Hannover das Liepe & Co. Festival. Wahr. Schön. Gut: satirisch durch die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 04.06.2018 NDR Folge 36 (2017/2018)
Folge 36Sieht so die Zukunft der Kunst aus? Das „Kulturjournal“ beim Virtual Reality Festival in Hamburg
So hast Du Kunst noch nie gesehen: Das zumindest verspricht VRHAM!, das erste künstlerische Virtual Reality And Arts Festival in Hamburg. Während man bislang die Technik überwiegend aus Computerspielen kannte, wagen sich jetzt immer mehr Künstler in die virtuelle Welt, unter ihnen das Hamburger Enfant terrible der Kunst, Jonathan Meese. Auch das „Kulturjournal“ macht den Selbstversuch. Anne Adams setzt sich eine VR-Brille auf und erkundet auf dem Festival die virtuelle Welt, spricht mit Besuchern und Künstlern und fragt: Ist VR-Art die Kunst der Zukunft oder technischer Schnickschnack?
Wie weit darf Denkmalschutz gehen? Ortsbesuch in Riemserort bei Greifswald
Den Zaun einfach in einer beliebigen Farbe streichen? Das geht nicht. Wenn ein Nadelbaum gefällt werden muss, danach einfach einmal etwas anderes pflanzen? Das geht auch nicht. Und eben das ärgert die Bewohner von Riemserort bei Greifswald, denen die Denkmalschutzbehörde solche Vorschriften machen will. Denn Riemserort ist die bedeutendste Kleinhaussiedlung der Nachkriegszeit in Mecklenburg-Vorpommern und steht unter Denkmalschutz. Und das kam so: Die Wohnsiedlung Riemserort entstand in den 1950er Jahren, als das Friedrich-Loeffler-Institut auf der nahe gelegenen Insel Riem sich erweiterte und auf das Festland ausdehnte.
Entstanden ist ein Kleinod mit bedeutender Baum- und Grünkulisse und guter Infrastruktur samt Kita, Schule, Gaststätte. Nun soll die denkmalpflegerische Zielsetzung für die Siedlung fortgeschrieben werden. Mit eben teilweise entsprechenden Vorschriften. Wie weit darf Denkmalschutz gehen? Das „Kulturjournal“ spricht mit Anwohnern, Ortsvertretern und der Denkmalschutzbehörde.
Was verbindet „Ossis“ und „Migranten“? Prominente Schriftsteller diskutieren über eine Studie
Verlust der Heimat, Fremdheitsgefühle und Benachteiligung durch den Rest der Gesellschaft. Viele Ostdeutsche haben nach der Wende die gleichen Erfahrungen gemacht wie Migranten, sagt die Berliner Integrationsforscherin Naika Foroutan. Zugespitzt formuliert: „Ossis“ sind im wiedervereinigten Deutschland auch „Migranten“. Foroutan arbeitet am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung gerade an einer Studie, in der Einstellungen gegenüber Muslimen und Ostdeutschen miteinander verglichen werden. Ein Interview, in dem sie ihre These vertrat, löste eine breite Debatte aus, Autoren mit ostdeutschen und migrantischen Wurzeln reagierten mit großer Zustimmung oder entsetzter Ablehnung. Das „Kulturjournal“ spricht mit Naika Foroutan und diskutiert mit den Schriftstellern Fatma Aydemir und Ingo Schulze.
Ein musikalisches Multitalent: Der Pianist Kit Armstrong spielt in Mecklenburg-Vorpommern
Er jettet um die Welt, gibt rund 100 Konzerte im Jahr und fasziniert das Publikum mit seiner Vielseitigkeit: der Pianist und Komponist Kit Armstrong. Das einstige „Wunderkind“. 1992 in Los Angeles geboren, begann er im Alter von fünf Jahren, Klavier zu spielen. Neben der Grundschule besuchte er die Highschool, studierte Klavier und Komposition, Physik, Chemie und Mathematik. Begeistern kann er sich aber auch für gutes Essen und Origami, die Kunst des Papierfaltens. Mit 13 Jahren kam das Multitalent nach Europa. Alfred Brendel wurde sein Lehrer und Mentor. Der Altmeister sah in ihm die „größte musikalische Begabung, der ich in meinem ganzen Leben begegnet bin“. Mittlerweile tritt Kit Armstrong in den großen internationalen Konzerthallen ebenso auf wie in kleinen handverlesenen Kammermusiksälen. In diesem Sommer ist er Preisträger in Residence der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und wird unter anderem in Greifswald, Hasenwinkel, Neubrandenburg und Wismar spielen.
Der Fotograf der Rockstars: Anton Corbijn auf der Triennale der Photographie
Von Depeche Mode bis U2, von Björk bis Tom Waits: Anton Corbijn hat über Jahrzehnte die großen Stars der Pop- und Rockmusik abgelichtet und wurde so zu einem der bekanntesten Fotografen weltweit. Vor allem mit seinen vielen Schwarz-Weiß-Aufnahmen hat er einen ganz eigenen Stil entwickelt. Das Bucerius Kunst Forum zeigt nun die Ausstellung „Anton Corbijn. The Living and the Dead“(7. Juni 2018 bis 6. Januar 2019). Neben den bekannten Porträts lebender Musiker stehen Fotos, in denen Corbijn sich selbst in die Rolle verstorbener Stars wie Jimi Hendrix oder Janis Joplin hineinversetzt. Die Ausstellung läuft im Rahmen der Triennale der Photographie Hamburg. Zur Freien und Hansestadt hat Corbijn übrigens eine besondere Beziehung: Als Filmregisseur drehte er hier große Teile seines Spielfilms „A Most Wanted Man“.
„Wahr. Schön. Gut“: Julia Westlake kommentiert die Kutlurwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 11.06.2018 NDR
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