2017/2018, Folge 1–18

  • Folge 1
    Zu 1.) Sie heißen „Best-Ager“, werden von der Werbewirtschaft umworben und von den Jungen um ihre sichere Rente beneidet: Menschen über fünfundsechzig. Doch was heißt es wirklich, alt zu sein – wenn die Glieder schwer werden, das Gehör und die Sehkraft nachlassen? Und man vielleicht noch immer seinem Tagwerk nachgehen möchte oder auch muss? Michel Abdollahi macht im Kulturjournal den Praxistext – und stellt fest: alt zu sein, ist ganz schön anstrengend!
    Zu 2.) „Freiheit“, „Lass uns leben“ oder „Sexy“ – die Hits von Marius Müller-Westernhagen hat fast jeder im Ohr. Und gerade deshalb will der Musiker sie nun anders auf die Bühne bringen. Für sein „Unplugged“-Konzert im vergangenen Jahr hatte Westernagen die wichtigsten Songs aus vier Jahrzehnten neu arrangiert – neben akustischer Gitarre und Schlagzeug auch für Geige, Orgel, Akkordeon, Flöte und weitere Instrumente. Das Konzert in der Berliner Volksbühne war fast eine Art Familientreffen, seine Lebensgefährtin, seine Tochter und der alte WG-Mitbewohner Udo Lindenberg standen mit auf der Bühne. Jetzt geht Westernhagen mit den Unplugged-Versionen auf Tournee: am 1.9. in Hamburg, am 20.10. in Hannover. Und die alten Hits sind Songs, die zeitlos geworden sind, wie neue Volkslieder der Deutschen.
    Zu 3.) „Ich möchte, dass Sie sich jeden Morgen vor meinem Kind zur Begrüßung hinknien. Um ihm auf Augenhöhe zu begegnen!“ Das bekommen Erzieherinnen heutzutage in den Kitas zu hören. Andere Kinder verteilen allmorgendlich ihr Müsli, wälzen sich einmal drin und führen dann einzelne Flocken zum Mund. Ein verwahrlostes Kind? Nein, die Eltern finden es toll, dass ihr Kind diese Erfahrung macht. Und wieder ein anderes Kind bezeichnet die Erzieherinnen als Schlampe, tritt diese, bespuckt sie. Beim Elterngespräch werfen die Eltern den Erzieherinnen vor, den Willen des Kindes brechen zu wollen. In ihrem Buch „Die Rotzlöffel-Republik.
    Vom täglichen Wahnsinn in unseren Kindergärten“ (Ecowin) schreiben die ehemalige Erzieherin Tanja Leitsch und die Kita-Leiterin Susanne Schnieder über respektlose Kinder und überforderte Eltern. Verhaltensauffällige Kinder – die kommen immer öfter aus Akademikerfamilien. Denn diese Eltern sehen Erzieher als Dienstleister, die das übernehmen sollen, wozu die Eltern selbst keine Zeit mehr haben. Welche Auswirkungen das auf alle Beteiligten hat – darüber spricht das Kulturjournal mit den Autorinnen. Mehr zum Thema gibt es beim NDR Hörfunk und auf ndr.de/​kultur zur Debatte „Mama, Papa, planlos?“.
    Zu 4.) Die Tochter muss plötzlich von der Schule abgeholt werden, auf der Straße gibt’s einen Unfall, die Eltern der Musikschüler nerven, und der Ehemann ist weit weg. Katharina führt das ganz normale stressige Leben einer berufstätigen Mutter. Und dann ist da noch dieser Knoten in der Brust, an den sie immer wieder denken muss, aber zum Arzt geht sie trotzdem nicht. Die aus Kiel stammende Schriftstellerin Mareike Krügel hat einen temporeichen Roman geschrieben: „Sieh mich an“ (Piper Verlag). Es geht um den täglichen Kampf und um die Frage, was aus den einstigen Träumen und Lebensentwürfen geworden ist. Wie kann man glücklich werden, wenn alles anders gekommen ist? „Sieh mich an“ ist unser NDR-Buch des Monats im August.
    Zu 5.) Er ist Kriminalhauptkommissar beim „Polizeiruf 110“, spielte einen DDR-Grenzer in „Bornholmer Straße“, und er ist einer der Stars am Schauspielhaus in Hamburg. Jetzt begibt sich Charly Hübner auf eine wunderbare Zeitreise in die Neunziger: In „Magical Mystery“ (Kinostart: 31.8.) muss er als „Karl Schmidt“ eine Horde durchgeknallter Techno-DJs durch Deutschland fahren. Schmidt lebte nach seinem Nervenzusammenbruch zurückgezogen in einer Drogen-WG, aber für die alten Freunde ist er der ideale Fahrer, denn er darf keinen Alkohol trinken, keine Drogen nehmen. „Magical Mystery“, nach dem Roman von Sven Regener, ist weit mehr als eine Hommage an die Anfänge der Techno-Szene. Dank des grandiosen Charly Hübners erzählt der Film die Geschichte eines Mannes, der wieder zurück ins Leben findet.
    Zu 6.) Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 28.08.2017 NDR
  • Folge 2
    1. „Kein Wahlrecht für Muslime?“ – Michel Abdollahi macht den Demokratie-Test – Die Bundestagswahl steht vor der Tür. Doch wie ist es eigentlich um das Demokratieverständnis der Deutschen bestellt? Michel Abdollahi macht den Demokratietest! Dafür macht er Werbung für eine provokante Initiative. Ihre Forderung: Kein Wahlrecht für Muslime! Gemeint sind natürlich deutsche Muslime, also jene mit deutscher Staatsbürgerschaft, die selbstverständlich auch das Recht zu wählen beinhaltet. Steigen die Leute darauf ein? Und wenn ja: Warum? Wie kommen sie darauf, dass die Religion über das Wahlrecht entscheiden sollte? Michel Abdollahis Demokratiest wird es zeigen! 2. Die unsichtbaren Migranten – Ein Buch über Polen in Deutschland – Wenn über Einwanderer und Integration gesprochen wird, dann geht es meist um Türken, um Flüchtlinge, vielleicht noch um Russen.
    Dabei sind die Polen die zweitgrößte Gruppe der Migranten in Deutschland. Aber sie fallen nicht auf, und sie wollen auch gar nicht auffallen, schreibt Emilia Smechowski in ihrem Buch „Wir Strebermigranten“ (Hanser Berlin).
    Die Autorin und Journalistin kam selbst Mitte der Achtziger nach Deutschland, als Polen noch hinter dem „Eisernen Vorhang“ lag. Ihre Eltern wollten mit der alten Heimat nichts mehr zu tun haben, sie wollten Erfolg, anerkannt und so deutsch wie möglich sein. Das Buch von Emilia Smechowski erzählt die persönliche Geschichte und darüber hinaus von dem noch immer speziellen Verhältnis zwischen Polen und Deutschen.
    3. Schöne neue Internetwelt – der Spielfilm „The Circle“ – Eine Internetfirma, die noch mächtiger ist als Apple, Facebook und Google zusammen. Eine Welt, deren Ziel der gläserne Mensch ist, in der jeder alles von sich im Netz preisgibt. Als der Roman „The Circle“ von Dave Eggers vor vier Jahren erschien, wurde er als erschreckende Zukunftsvision diskutiert. Das Buch wurde mit Klassikern wie „1984“ (George Orwell) oder „Schöne neue Welt“ (Aldous Huxley) verglichen. Jetzt kommt „The Circle“ als Spielfilm ins Kino, und es geht wieder um Daten und Macht, Informationen und Kontrolle.
    Doch ist „The Circle“ überhaupt noch eine Zukunftsgeschichte – oder sind wir inzwischen schon viel weiter? Das Kulturjournal stellt „The Circle“ vor und spricht mit Jan Girlich, einem der Sprecher des Chaos Computer Clubs darüber, wie sehr unsere Welt schon dem „Circle“ entspricht. 4. „Was bedeutet Heimat?“ – der Fotograf Peter Bialobrzeski ergründet Deutschland – Was macht Deutschland aus – jenseits von den bekannten Motiven, der Schönheit der Natur oder der Vorzeigearchitektur? Der Fotograf Peter Bialobrzeski reiste von 2011 und 2016 durch Deutschland, um sich ein eigenes Bild zu machen.
    Er fotografierte Wohnhäuser, Garagentore, Tankstellen – Bekanntes, oft auch Hässliches, das man auf seinen Bildern nochmal ganz neu sieht. Der Zyklus „Die zweite Heimat“ ist eine Art Gegenstück zu Bialobrzeskis Fotoprojekt „Heimat“ von 2005, in dem er deutsche Landschaften zeigte.
    Das Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen zeigt ab dem 8.9. „Die zweite Heimat“ gemeinsam mit älteren Aufnahmen. Das Kulturjournal besucht Peter Bialobrzeski im Atelier und spricht mit ihm über die Fotografien – und darüber, was Heimat heute bedeutet. 5. Wenn ein Mensch wortlos verschwindet – unser Buch des Monats „Whiteout“ – Whiteout ist ein metereologisches Phänomen in Polargebieten, der Zustand von Orientierungslosigkeit, wenn man durch Nebel oder Sturm die Horizontlinie nicht mehr sieht.
    „Whiteout“ heißt auch Anne von Canals neuer Roman (mare Verlag) über eine Wissenschaftlerin, die in der Antarktis forscht und dort vom Tod einer Freundin erfährt, über deren wortloses Verschwinden vor zwanzig Jahren sie nie hinwegkam. Die Forscherin untersucht Eiskerne und die darin erstarrte Klima-Geschichte. Seit dem plötzlichen Verlust der Freundin ist sie selbst wie erstarrt. Die Hamburger Autorin Anne von Canal erzählt großartig vom Bohren im Eis, dem schrittweisen Zurückgehen in die Vergangenheit, siedelt die Geschichte in der Extremsituation der Antarktis an, wie auf einer weißen Leinwand, auf der die bunten Bilder der Vergangenheit besser zum Leuchten kommen.
    6. „wahr. schön. gut.“ – Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche – Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 04.09.2017 NDR
  • Folge 3
    Wie darf man über Natur schreiben? Streit um Bestsellerautor Peter Wohlleben und sein neues Buch Er ist Deutschlands berühmtester Förster, ein Bestsellerautor und für die „New York Times“ schlichtweg sogar eine Sensation: Peter Wohlleben. Sein Buch „Das geheime Leben der Bäume“ (Ludwig Verlag) wurde in über 20 Sprachen übersetzt und war insgesamt 115 Wochen auf der Bestsellerliste. In seinen Büchern menschelt es in der Natur: Da schreibt er von Bäumen, die ihre Baumbabys stillen und ihre Baumkinder erziehen, von Pferden, die sich schämen, Elstern, die fremdgehen, und mitfühlenden Mäusen.
    Jetzt erscheint sein neuestes Buch „Das geheime Netzwerk der Natur“. Quasi zeitgleich veröffentlichen zwei Professoren einen offenen Brief an die Presse „Wenn man den Wald vor lauter geheimnisvollen Bäumen nicht mehr sieht. Ein Kommentar zur medialen Rezeption eines Bestsellers“. In diesem Brief werfen die Unterzeichner Peter Wohlleben vor, „ein sehr unwirkliches Bild des Ökosystems Wald“ zu vermitteln. „Denn viele der von Herrn Wohlleben getroffenen Aussagen stellen ein Konglomerat von Halbwahrheiten, eigenen Bewertungen selektiv ausgewählter Quellen und Mutmaßungen dar“.
    4.500 Unterschriften aus 24 Ländern stehen hinter dieser Petition. Was ist dran an dieser Kritik? Was sagt Peter Wohlleben dazu? Das „Kulturjournal“ spricht mit einem Unterzeichner des Briefes und trifft Peter Wohlleben in seinem Wald. Einheitsbrei oder große Ideen? Was steht eigentlich in den Parteiwahlprogrammen zur Kultur Die Bundestagswahl steht bekanntermaßen vor der Tür.
    Doch was steht eigentlich in den Wahlprogrammen der führenden Parteien zu den Themen Bildung und Kultur? Herrscht da ein großer Einheitsbrei oder gibt es gar große Ideen? Was haben die Parteien mit den Kitas und Schulen vor? Wie sieht es mit digitaler Bildung aus, wie mit der Kulturlandschaft in Deutschland? Das „Kulturjournal“ hat die Wahlprogramme unter diesen Aspekten einmal kritisch unter die Lupe genommen und erstaunliche Einigkeiten entdeckt, aber nicht nur. „The End Of Meat“: ein aufrüttelnder Dokumentarfilm über die Folgen des Fleischkonsums Das Ende des Fleisches, mehr geht nicht mehr, sagt dieser ernüchternde, aufrüttelnde Dokumentarfilm von Marc Pierschel über die zerstörerischen Konsequenzen des Fleischkonsums.
    Im „Land der Bratwürste und Schweineschnitzel“ landen jährlich 60 Kilogramm Fleisch auf dem Teller eines Durchschnittsdeutschen. 56 Milliarden Nutztiere werden weltweit pro Jahr geschlachtet, Tendenz steigend. Experten schätzen, dass die Menschen bis 2050 ihren Fleischbedarf noch verdoppeln werden, denn auch in den Schwellenländern wie China und Indien steigt der Fleischkonsum kontinuierlich an.
    Eine Ernährungsweise, die die Ressourcen der Erde überstrapaziert. Die Massentierzucht verursacht massive Umweltprobleme, sie trägt mit fast 20 Prozent zu den hohen Treibhausemissionen bei, gefährdet mit Nitraten das Grundwasser, führt zu Monokulturen durch exzessiven Futtermittelanbau und ist mit verantwortlich für das Artensterben auf dem gesamten Planeten. Es sind diese bedrohlichen, bekannten, aber verdrängten Auswirkungen des Fleischkonsums, die der Film ins Bewusstsein rücken will.
    „The End Of Meat“ geht auch auf die Frage ein, wie ein Leben ganz ohne Fleischkonsum aussehen könnte (Filmstart: 14. September). Soulsänger als Schimmelreiter: Stefan Gwildis liest Theodor Storm Schon als Kind lernte Stefan Gwildis den „Schimmelreiter“ von Theodor Storm kennen. Der Deichgraf Hauke Haien ist für ihn ein Typ, „der gegen den Strom schwimmt und sich nicht damit zufrieden gibt, was die Leute sagen“. Die Geschichte vom Deichgrafen, der gegen alle Widerstände einen neuen und besseren Deich bauen will und am Ende doch scheitert, hat für ihn viele Anknüpfungspunkte zu Themen, die auch in heutiger Zeit wichtig sind: Eigensinn erkennen, Engagement zeigen und Eitelkeiten durchschauen.
    Zum 200. Geburtstag des Husumer Schriftstellers Storm präsentiert Gwildis den Schimmelreiter nun als Lesung mit Musik, auf CD und live. Termine sind unter anderem 17. September in Worpswede, 29. September in Schenefeld, 1. Oktober in Hamburg, 2. Oktober in Lübeck, 6. Oktober in Heide.
    Und am 10. Oktober liest Stefan Gwildis in Cuxhaven zum Start der diesjährigen „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ (ndr.de/​dernordenliest) Literarischer Überraschungserfolg: die Hamburger Schriftstellerin Carmen Korn Seit fast 30 Jahren veröffentlicht Carmen Korn Romane, vor allem Krimis. Aber der große Erfolg blieb lange aus. Erst jetzt ist die Hamburger Schriftstellerin ganz oben auf den Bestsellerlisten, und zwar gleich mit zwei Büchern: Es sind die ersten beiden Bände ihrer „Jahrhundert-Trilogie“, in der sie von vier Frauen in Hamburg erzählt.
    Der erste Teil „Töchter einer neuen Zeit“ (rororo), schildert die Zeit von 1919 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, er erschien 2016 und ist jetzt als Taschenbuch auf Platz eins der Bestsellerliste. Im neuen Band „Zeiten des Aufbruchs“ (Kindler Verlag) geht es um die Nachkriegszeit: Währungsreform, Mief der 1950er- bis in die Umbrüche der 1960er-Jahre. Carmen Korn verwebt die große Weltgeschichte mit den Biografien ihrer Protagonistinnen, macht die historischen Ereignisse literarisch lebendig.
    Das „Kulturjournal“ trifft Carmen Korn, spricht mit ihr über die „Jahrhundert-Trilogie“ und den späten Erfolg als Schriftstellerin. Insgesamt wurden mittlerweile 250.000 Exemplare verkauft. wahr.schön.gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 11.09.2017 NDR
  • Folge 4
    Die Macht der Fake News: Michel Abdollahi macht den Praxistest Erst seit diesem Jahr hat der Duden den Ausdruck aufgenommen, durch die Gesellschaft geistert er schon länger: Fake News. Sie beeinflussten die Wahlen in den USA und in Frankreich. Die Falschmeldung, der Papst unterstütze Donald Trump, wurde über 950.000 Mal auf Facebook geteilt. Wie schnell fällt man auf Fake News herein? Können sie wirklich so einfach die Wahlentscheidung beeinflussen? Michel Abdollahi macht den Praxistest für das „Kulturjournal“. Bildungspolitik gleich Sparpolitik? Marode Schulen, Lehrermangel und Unterrichtsausfall Vor der Bundestagswahl fordern alle Parteien nochmal „die beste Bildung“ (CDU), eine „nationale Bildungsallianz“ (SPD), „Bildungsgerechtigkeit“ (Bündnis 90/​Die Grünen), „die weltbeste Bildung“ (FDP), die Partei Die Linke will sogar „ein mobiles Endgerät zur Bildungsausstattung für jedes Kind“.
    Klingt toll, aber passiert ist in den letzten Jahren zu wenig: die Bauten sind marode, Lehrerstellen fehlen. Laberfach Bildungspolitik, denn Bildung ist Ländersache, bis vor Kurzem durfte der Bund noch nicht einmal Geld zur Schulsanierung dazugeben.
    Bildung ist auch das wichtigste Thema im Wahlkampf in Niedersachsen, dort führt der Lehrermangel zu immer mehr Unterrichtsausfällen. Die Wut von Lehrern, Eltern und Schülern ist groß. Das „Kulturjournal“ besucht Schulen, an denen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. K. o. für Kühe: eine Dokumentation über „Das System Milch“ Früher waren es die Milchberge, heute ist es der Butterpreis: Das Thema Milch und was sie den Verbraucher kosten darf, beherrscht immer wieder die Schlagzeilen.
    Aber was verlangt die Milchwirtschaft eigentlich den Kühen ab? Glücklich über Almen schlendernde Tiere, wie sie die Werbung suggeriert, würden wohl kaum 200 Millionen Tonnen Milch und Milchpulver für einen globalisierten Markt erzeugen können. Wie sehr zerstört diese intensive Viehwirtschaft die Lebensgrundlagen? Sind die Bauern schuld oder nur Spielball der Industrie? Andreas Pichlers Dokumentation „Das System Milch“ schaut hinter die Kulissen einer Wirtschaft, die massiven Einfluss auf Leben und Umwelt hat.
    Er stellt weltweit Fragen nach der Verantwortung von Interessenverbänden, Konzernen, Politikern und den Verbrauchern. Ausbruch aus dem falschen Leben: der Roman „Lichter als der Tag“ von Mirko Bonné Zwei Ehepaare sind befreundet seit ihrer Jugend. Aber eigentlich liebt der Mann des einen Paares die Frau des anderen und umgekehrt. Vier Menschen in falschen Beziehungen. Der Hamburger Schriftsteller Mirko Bonné erzählt in seinem hochgelobten Roman „Lichter als der Tag“ (Schöffling & Co.) von dieser schwierigen Konstellation.
    Und er schreibt, wie einer der vier aus seinem Leben ausbricht, den Job, die Familie hinter sich lässt und noch einmal neu und diesmal richtig anfangen will. „Lichter als der Tag“ ist ein sprachlich virtuoser Roman, der es verdient auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat. Internationale Jazz-Power aus Hamburg: das Tingvall Trio Der Pianist kommt aus Schweden, der Schlagzeuger aus Deutschland, der Bassist aus Kuba, aber begonnen hat alles in einem kleinen Club im Hamburger Hafen.
    Hier hatten die Musiker des Tingvall Trios vor 15 Jahren ihre ersten gemeinsamen Auftritte. Inzwischen füllen sie die Elbphilharmonie, und die aktuelle CD „Cirklar“ hat es bis in die Popcharts geschafft. Martin Tingvall, Jürgen Spiegel und Omar Rodriguez Calvo aus Kuba machen Jazzmusik nicht nur für Jazzfans. Inspiration findet das Trio auch bei klassischer Musik, Volksliedern oder Filmmusik. Jetzt gehen die Musiker auf internationale Tournee, im November werden sie auch in Norddeutschland spielen.
    Das „Kulturjournal“ trifft das Tingvall Trio vorab in der Garderobe der Elbphilharmonie, wo sie eine extra Jamsession hinlegen. „wahr.schön. gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 18.09.2017 NDR
  • Folge 5
    Die Wahl als Denkzettel?: Unser Wort am Montag Preisexplosion im Schwarzmarkt: Wie mit Konzerttickets Geld gemacht wird Wo alles anfing: Der Künstler Wolfgang Tillmans blickt in Hamburg auf sein eigenes Schaffen Eine deutsche Produzenten-Legende: Dokumentarfilm über Musiker Conny Plank Wahr. Schön. Gut.: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 25.09.2017 NDR
  • Folge 6
    Klein, aber im Fokus der Welt: ein Doku-Drama über Helgoland (NDR Fernsehen am 3. Oktober 2017)
    „Fels der Deutschen“. Urlaubsinsel und Heimat. Strategischer Militärstützpunkt. Spielball der Weltmächte: Die 1,7 Quadratkilometer große Insel Helgoland hat eine große Geschichte, die eng mit den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts verbunden ist. Immer wieder schwankt das Leben für die Bewohner zwischen Urlaubsidylle und waffenstarrer Hochseefestung. Am Ende des Zweiten Weltkriegs müssen sie ihre Heimat sogar ganz verlassen, denn die Briten wollen Helgoland mit der „Operation Big Bang“ zerstören. Anlässlich des 70. Jahrestags dieses Vorhabens der Sprengung erzählt Hubertus Meyer-Burckhardt im Doku-Drama „Heimat Helgoland“ ein bewegtes Stück deutscher Geschichte. Im Zentrum des Films steht der Fotograf Franz Schensky, der wie kein anderer die Insel und ihre Entwicklung dokumentiert hat. („Heimat Helgoland“, am 3. Oktober um 20:15 Uhr im NDR Fernsehen).
    Wie gefährlich sind die sogenannte „Reichsbürger“?
    Ein Buch über eine unübersichtliche Bewegung Sie lehnen die Bundesrepublik ab, gründen eigene „Staaten“ oder betrachten sich selbst als staatenlos. Sie legen sich mit Behörden und Gerichten an, wollen die deutschen Gesetze nicht anerkennen. Einige sind militant und durch Gewalttaten aufgefallen. Die sogenannten „Reichsbürger“ sorgen immer häufiger für Schlagzeilen, jüngst durch den Prozess gegen einen Mann aus Georgensgmünd, der einen Polizisten erschossen hat. Dabei sind die „Reichsbürger“ keine einheitliche Gruppe mit identischen Anschauungen und politischen Zielen.
    Es gibt ganz unterschiedliche Gruppierungen oder Aktivisten, die sich Namen geben wie „Das Deutschlandprojekt“, „Königreich Deutschland“ oder „Staat Germanitien“. Das Buch „Reichsbürger. Die unterschätzte Gefahr“ (Chr. Links Verlag) liefert jetzt eine fundierte Einordnung und Übersicht. Das „Kulturjournal“ spricht mit Herausgeber Andreas Speit und besucht eine Demonstration von staatenlos.info in Wittenberg in Mecklenburg-Vorpommern.
    Wie lebt es sich mit Angst und Panik?
    Ein Musiker schreibt über seine Erkrankung Schätzungsweise zehn Millionen Deutsche leiden unter Angststörungen und Panikattacken. Einer von ihnen ist der Musiker Nicholas Müller. Zusammen mit der Band Jupiter Jones sang er sich in die Top-Ten, sie gewannen einen ECHO. Auf dem Höhepunkt des Erfolges, 2014, musste Nicholas Müller aufgeben. Er konnte nicht mehr, hatte auch auf der Bühne während der Auftritte Angstattacken. Zehn Jahre lang hatte er damit gelebt. Heute hat er gelernt, mit seiner Panik und den Anfällen umzugehen, macht auch wieder Musik. Und er hat ein sehr ehrliches und schonungsloses Buch über seine Erfahrungen geschrieben, wie es sich anfühlt, wenn eine Attacke kommt, wenn die Angst nach einem greift, wie man sie überwinden kann („Ich bin mal eben wieder tot“, Knaur). Im „Kulturjournal“ erzählt Nicholas Müller über seinen langen, tiefen Fall und wie er wieder aufgestanden ist.
    Ausdruckstark, vielseitig und begeisternd: die Schauspielerin Lina Beckmann
    „Ich kann nicht halbe Kraft geben, auch beim Proben nicht“, sagt Lina Beckmann. Und das merkt man ihrem Spiel an: Sie ist eine Erscheinung auf der Bühne, lenkt die Blicke auf sich, selbst wenn sie ganz ruhig und fein spielt. Sie kann derb, komisch, böse und verletzlich sein und alles auf einmal. Lina Beckmann war „Schauspielerin des Jahres 2011“, erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt den Ulrich-Wildgruber-Preis 2016. Seit vier Jahren gehört sie zum Ensemble vom Deutschen SchauSpielHaus Hamburg und ist einer der Stars des Theaters. Jetzt spielt sie die Titelrolle in „Rose Bernd“ von Gerhart Hauptmann, eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen (Premiere in Hamburg am 1. Oktober).
    Künstlerische Suche nach Identität: die Wiederentdeckung von Anita Rée in der Hamburger Kunsthalle
    In ihrer Heimatstadt Hamburg erinnert nicht mehr viel an die Malerin Anita Rée: eine Straße in einem Neubaugebiet, ein Stolperstein vor ihrem Elternhaus, in dem auch ihr Atelier war und das sie verkaufen musste, um fortan heimatlos zu sein. Dabei war Rée einst fester Bestandteil der Hamburger Gesellschaft, die sich gerne von ihr porträtieren ließ. Sie war in den 1920er-Jahren als Künstlerin anerkannt, bekam öffentliche Aufträge. Unter den Nazis verfemt, setzte sie ihrem Leben 1933 ein Ende. Doch erhalten ist nur noch ein Wandgemälde, das heute in der Ballettschule des Hamburg Balletts bei öffentlichen Proben gelegentlich zu besichtigen ist. Jetzt gilt es, Anita Rée wiederzuentdecken: in Hamburg, in einer großen Retrospektive (Kunsthalle Hamburg ab dem 6. Oktober). In ihrem Werk lässt sich Zeit- und Kunstgeschichte ablesen, der Konflikt zwischen Tradition und Moderne und auch das persönliche Ringen um Identität. Das „Kulturjournal“ begibt sich auf Spurensuche.
    „wahr. schön. gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche.
    Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 02.10.2017 NDR
  • Folge 7
    Liebeserklärung an Udo Lindenberg: neuer Fotoband über die Rocklegende von Tine Acke
    Udo Lindenberg, der Sänger mit Hut, Zigarre und Likörchen, ist inzwischen eine Kategorie für sich. Seine Alben stürmen die Charts, die Konzerte sind ausverkauft. Die Fotografin Tine Acke hat Udo Lindenberg vier Jahre lang auf Tour begleitet, jetzt veröffentlicht sie mit ihm einen Bildband: „Udo Lindenberg – Stärker als die Zeit“ (teNeues). Ergänzend zu den Bildern gibt es kurze Texte von Wegbegleitern und Freunden, darunter zum Beispiel Marius Müller-Westernhagen, Helge Schneider oder Benjamin von Stuckrad-Barre. Und auch Udo Lindenberg selbst hat Texte und Bilder beigetragen.
    Wie die Natur vor unserer Haustür stirbt: ein Buch über „Das Ende der Natur“
    Fuhr man früher auf der Autobahn, war die Windschutzscheibe relativ schnell voll von Insekten. Heute passiert das kaum noch. Die Autorin Susanne Dohrn schreibt in ihrem Buch „Das Ende der Natur. Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch. Links Verlag), wie die industrielle Landwirtschaft die „Totengräberin“ der biologischen Vielfalt ist. Und so flattert, surrt und summt es immer weniger in Deutschland. Beispiel Trauerseeschwalbe: Eines ihrer Hauptbrutgebiete in Deutschland war Eiderstedt in Schleswig-Holstein. In den 1950er-Jahren brüteten dort noch 1.500 bis 1.600 Paare. Heutzutage sind es zwischen zehn und 20. Um Ertrag und seine Steigerung geht es in der Landwirtschaft.
    Dafür werden Knicks und Hecken beseitigt, aus Wiesen und Weiden wird Intensivgrünland, Senken und Mulden werden trockengelegt. Und über das, was angebaut wird, werden großzügig Insektizide, Herbizide und Fungizide gesprüht. Eigentlich kein Wunder, dass zahllose Wiesen- und Ackerpflanzen, Insekten und Vögel inzwischen gefährdet oder gar verschwunden sind. Das „Kulturjournal“ spricht mit der aus Tornesch in Schleswig-Holstein stammenden Autorin über das Sterben der Natur, fragt aber auch Robert Habeck (Bündnis 90/​Die Grünen), den Minister für Landwirtschaft, Natur und Umwelt in Schleswig-Holstein, was die Politik eigentlich tut, um die Natur zu retten.
    Das dunkle Erbe des Kolonialismus: Die Erben der Herero verklagen Deutschland
    Als Namibia noch eine deutsche Kolonie war, verübten die Deutschen dort einen Völkermord. Gouverneur Lothar von Trotha ordnete 1904 die planmäßige Vernichtung von mehr als 60.000 Menschen der Völker Herero und Nama an, die deutschen Kolonialherren enteigneten ein Viertel des Hererolandes, vergewaltigten die Frauen und raubten Hunderte Schädel, die bis heute in deutschen Museen und Sammlungen lagern, auch in Hamburg und Bremen. Für die in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (dem heutigen Namibia) begangenen Verbrechen haben Vertreter der Volksgruppen der Herero und der Nama in New York Sammelklage gegen Deutschland eingereicht.
    Der nächste Verhandlungstermin ist der 13. Oktober 2017. Sie fordern Entschädigungszahlungen und eine Beteiligung an Verhandlungen zwischen Deutschland und Namibia. Deutschlands Bundesregierung spricht mittlerweile auch von Völkermord, lehnt aber individuelle Entschädigungen ab. Und die Museen und Historiker beschäftigt der richtige Umgang mit diesem Erbe.
    Warum Karl Marx wieder aktuell ist: neue Biografie von Jürgen Neffe
    Warum wohl erscheint jetzt, nachdem alles gesagt und geschrieben schien, eine neue Biografie über Karl Marx, den bedeutenden Denker und berüchtigten Rauschebart? Weil er 2018 200 Jahre alt geworden wäre. Und womöglich auch, weil zwar der Marxismus durch die Geschichte, den sogenannten Kommunismus, gründlich diskreditiert wurde, Marx’ Gedanken aber so aktuell erscheinen wie nie. Die Dauerkrise des realen Kapitalismus und die dramatisch wachsende Ungleichheit unter den Menschen: „Marx. Der Unvollendete, wie Jürgen Neffe ihn im Titel der Biografie nennt (Bertelsmann), hat das alles bis ins Detail vorhergesehen und war dabei selbst alles andere als ein Revolutionär.
    Der Roman des Herbstes: der Gewinner des Deutschen Buchpreises
    And the winner is …: Sechs Autorinnen und Autoren stehen auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis: Gerhard Falkner, Franzobel, Thomas Lehr, Robert Menasse, Marion Poschmann und Sasha Marianna Salzmann. Der Preis, der mit 25.000 Euro für den Sieger und je 2.500 Euro für die anderen fünf Autoren der Shortlist dotiert ist, gehört zu den wichtigsten literarischen Auszeichnungen in Deutschland. Die bisherigen Gewinner haben es fast alle durch diesen Preis auf die Bestsellerliste geschafft. Am Montag, 9. Oktober 2017, wird in Frankfurt der Deutsche Buchpreis verliehen. Das „Kulturjournal“ stellt das prämierte Buch vor.
    „Der Norden liest“: Start mit Stefan Gwildis in Cuxhaven
    Schon als Kind lernte Stefan Gwildis den „Schimmelreiter“ von Theodor Storm kennen. Der Deichgraf Hauke Haien ist für ihn ein Typ, „der gegen den Strom schwimmt und sich nicht damit zufrieden gibt, was die Leute sagen“. Zum 200. Geburtstag des Husumer Schriftstellers Theodor Storm präsentiert der Musiker Gwildis den „Schimmelreiter“ als Lesung mit Musik. Am 10. Oktober 2017 eröffnet Gwildis in Cuxhaven die diesjährige „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“. Das Motto in diesem Jahr ist Heimat, in den weiteren Veranstaltungen lesen unter anderem Sven Regener, Natascha Wodin, Hannelore Hoger und Katja Riemann. (ndr.de/​dernordenliest)
    „wahr. schön. gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
    Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 09.10.2017 NDR
  • Folge 8
    „Männer für waghalsige Reise gesucht. Geringe Löhne, extreme Kälte.
    Monatelange völlige Dunkelheit. Permanente Gefahr, sichere Heimkehr ungewiss. Ehre und Ruhm im Falle eines Erfolgs.“ Mit dieser Anzeige wirbt der berühmte Polarforscher Ernest Shackleton 1914 um Teilnehmer für seine Expedition zur Antarktis. 27 Männer wählt Shackleton aus, die mit ihm den eisigen Kontinent durchqueren sollen. Die Expedition geht in die Geschichte ein – nicht wegen ihres Erfolgs, sondern wegen ihres Scheiterns. Während in Europa der Erste Weltkrieg tobt, geraten die Polarforscher völlig in Vergessenheit. Ihr Schiff, die „Endurance“, wird vom Packeis zermalmt. Monatelang warten sie in arktischer Nacht auf Hilfe und Rettung. Der verzweifelte Heroismus der Männer ist Legende, oft beschrieben und verfilmt. Jetzt hat Reinhold Messner, seit seiner ersten Antarktisdurchquerung 1989 von der Shackleton-Mission fasziniert, der Geschichte dieses grandiosen Scheiterns einen dokumentarischen Roman gewidmet: „Wild oder Der letzte Trip auf Erden“ (S. Fischer).
    An der Wand hingen aus Salzteig gebackene Runen, ihre ganze Kindheit hindurch trug sie Dirndl und geflochtene Zöpfe, Lieder lernte sie aus einem völkischen Liederbuch und vom Deutschlandlied wurden alle Strophen gesungen, der Holocaust geleugnet – Heidi Benneckenstein wuchs in einer Nazifamilie auf. Ihre Ferien verbrachte sie in Zeltlagern einer rechtsextremen, heute verbotenen Jugendorganisation, sie galt als „Vorzeigemädchen“ und machte Wahlkampf für die NPD. Bis sie als eine der ganz wenigen aus der Szene ausstieg. Es gab kein Schlüsselerlebnis, sondern einen schleichenden Prozess. Darüber hat sie jetzt ein Buch geschrieben: „Ein deutsches Mädchen“ (Klett-Cotta), ein erschütternder Insiderbericht aus einer Parallelwelt. Im Kulturjournal blickt Heidi Benneckenstein zurück – mit Beklemmung, fast Scham auf die Person, die sie einst war. Zudem ordnet Andrea Röpke, Kennerin der rechten Szene, die Geschichte von Heidi Benneckenstein ein.
    Als Musiker interessierte sich Daniel Hope schon immer für die Geschichten hinter den Klängen, die Biografien von Komponisten. Der Film „Der Klang des Lebens“ (Kinostart: 19. Oktober) erzählt nun die ungewöhnliche Geschichte seiner eigenen Familie. Hope, 1973 in Südafrika geboren, ist der Enkel deutscher Exilanten mit jüdischen Wurzeln, die vor den Nazis nach Südafrika flüchteten. Die Familie seines Vaters hat irische Wurzeln. Hope erlebt als Kind die Apartheid, geht mit seinen Eltern nach London, wo seine Mutter per Zufall eine Anstellung bei dem weltberühmten Geiger Yehudi Menuhin bekommt. Menuhin wird Vorbild und später auch Mentor. „Der Klang des Lebens“ begleitet Daniel Hope durch das Jahr 2016, in dem er wieder nach Berlin zieht, ins Land seiner Vorfahren. Der Film von Regisseur Nahuel Lopez, eine Koproduktion mit NDR/​ARTE, ist ein vielschichtiges Portrait des charismatischen Musikers.
    Mit seinem „Die Vermessung der Welt“ hatte Daniel Kehlmann vor gut zehn Jahren einen sensationellen Erfolg. Der Roman über den Mathematiker Carl Friedrich Gauß und den Naturforscher Alexander von Humboldt machte ihn zum Literatur-Star. Jetzt widmet sich Kehlmann in seinem Buch wieder einer historischen Figur, und die Kritiker sind begeistert. In „Tyll“ (Rowohlt Verlag) erzählt er vom legendären Schalk Till Eulenspiegel aus dem 14. Jahrhundert, der in der Nähe von Braunschweig geboren und in Mölln gestorben sein soll. Doch Kehlmann versetzt den Gaukler, der bei ihm nach alter Schreibweise Tyll Ulenspiegel heißt, in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges: Ein faszinierendes Panorama einer grausamen Zeit, ein Buch über Kriegsschrecken, Aberglaube und Religion, Machtspiele und dem Drang nach Wissen. Kehlmann erzählt kenntnisreich und sprachlich virtuos, sein Roman ist ein wunderbares Lesevergnügen, unser „NDR Buch des Monats“.
    Daniel Kehlmann stellt „Tyll“ auch in Norddeutschland vor: Am 16.10. Lüneburg, 17.10. Hamburg, Christian – herausragend gespielt vom Dänen Claes Bang – ist Kurator eines bedeutenden Museums für moderne Kunst: einflussreich, wohlhabend, gutaussehend, gebildet, sozial eingestellt. Seine Ausstellung von „The Square“ – einem simplen, auf den Boden gezeichneten Quadrat – soll die Kunst im Museum mit dem echten Leben draußen verbinden, Sinn für gesellschaftliche Verantwortung stiften, das schwindende Vertrauen in die Gemeinschaft hinterfragen.
    Doch als Christian Handy und Brieftasche gestohlen werden, ist es mit seinem hehren künstlerischen Anspruch und der politischen Korrektheit schnell vorbei. Als er sein Eigentum mit einem Drohbrief wiederbekommen will und ein spektakulär widerwärtiges Video zu seiner Ausstellung das ganze Land empört, gerät sein Leben aus den Fugen. Regisseur Ruben Östlund ist mit dem Film „The Square“ eine grandiose Gesellschaftssatire gelungen, sie ist das Abschluss-Highlight auf dem Hamburger Filmfest und kommt am 19. Oktober in die deutschen Kinos. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 16.10.2017 NDR
  • Folge 9
    Deutschlands größte Ruine erwacht: eine Reportage über Prora und seine neuen Bewohner
    Prora, der Koloss von Rügen, erwacht zu neuem Leben. Von den Nazis als Urlaubsfabrik erdacht, von der NVA als Kaserne genutzt, war es nach 1989 zum Teil eine gigantische Ruine. Der Abriss war schon angedacht, doch am Ende gewannen die Investoren. Ein Luxushotel, Eigentumswohnungen der Oberklasse, aber auch Sozialbauten und eine Jugendherberge sind entstanden. Die Reportage „die nordstory – Ruine mit Meerblick – Prora“ (Sendedatum im NDR Fernsehen am 27. Oktober, 20:15 Uhr) begleitet Feriengäste und neue Bewohner, Makler und Aktivisten. Wie lebt es sich hier, was bedeutet die schwierige Vergangenheit des Komplexes, der Herkunft durch die Nazis, die Nutzung durch die NVA, für die Bewohner? Wird in Zukunft überhaupt noch an die Geschichte erinnert? Oder reicht schon ein neuer Sanierungsanstrich, um sie zu vergessen?
    Fremd in Göttingen: Wie ein Amerikaner den Norden erlebte
    Er wollte nur für ein Jahr in Deutschland bleiben, inzwischen lebt er seit 40 Jahren hier: Wilbert Olinde jr. aus Los Angeles wurde 1977 für eine Basketballmannschaft in Göttingen engagiert. Damals durfte maximal ein „Ausländer“ pro Bundesligateam spielen. Für Olinde war der Wechsel ein Kulturschock: In den USA war Basketball schon damals eine der populärsten Sportarten. Er war es gewohnt, in großen Stadien zu spielen. Die Mannschaft in Göttingen trainierte in einer kleinen Sporthalle! Und auch sonst wunderte sich der Sportler über manche Marotten der Deutschen.
    Die damalige BRD war mit der RAF beschäftigt, weit davon entfernt, ein Einwanderungsland zu sein, und Olinde jr. wurde als Exot angesehen. Als die erste Spielzeit vorbei war, blieb er trotzdem. Der Autor Christoph Ribbat hat jetzt ein Buch geschrieben, in dem er die persönlichen Erlebnisse des Basketballers mit deutsch-amerikanischer Zeitgeschichte verwebt: „Deutschland für eine Saison“ (Suhrkamp Verlag). Das „Kulturjournal“ begleitet Olinde, der inzwischen in Hamburg lebt, zu einem Wiedersehenstreffen mit seinen alten Mannschaftskollegen nach Göttingen.
    Nolde und die Nazis: die dunkle Seite des Malers aus Seebüll
    Eigentlich hieß er Hans Emil Hansen. Mit Mitte 30 nannte er sich nach seinem nordschleswigschen Heimatdorf um: Nolde. Passenderweise. Denn er hat seine Heimat dort wie kein Zweiter auf Leinwand verewigt. Er war ein Farbenmagier, der mit Farben zaubern konnte. Ein Altmeister des Expressionismus, zugleich aber auch in der NS-Zeit glühender Nazi und Antisemit. Umso mehr traf es ihn, dass seine Werke von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ diffamiert wurden. In einem Brief an Goebbels wies er darauf hin, dass er sich als ein Künstler „im offenen Kampf gegen die Überfremdung der deutschen Kunst“ sähe. Genützt hat ihm das nicht.
    Ein Berufsverbot wurde über ihn, den starrköpfigen und geltungssüchtigen Maler, verhängt. Im Rückblick erwies sich die schroffe Ablehnung durch die Nazis für Emil Nolde als Glücksfall: So konnte er sich nach dem Krieg als Opfer des Regimes stilisieren. Am 26./​27. Oktober veranstaltet die Nolde-Stiftung Seebüll ein Symposium in der Freien Akademie der Künste Hamburg zum Thema Nolde und der Nationalsozialismus. Und Mitte November wird die Ausstellung „Nolde und die Brücke“ in der Kunsthalle zu Kiel eröffnet. Das „Kulturjournal“ blickt vorab mit dem Nolde-Forscher Bernhard Fulda auf das Leben eines Malers zwischen Natur und Nationalsozialismus.
    Der Mann, der mit der Bratsche verzaubert: Julia Westlake trifft Nils Mönkemeyer
    Wehmütig, sehnsüchtig, so klingt die Bratsche. Mit diesem Klang verzaubert Nils Mönkemeyer die Welt. Er macht Karriere auf einem Instrument, das eigentlich kein Star-Potenzial hat. Seine musikalische Ausbildung begann Mönkemeyer zunächst auf der Violine als Jungstudent an der Hochschule für Künste Bremen. 1997 wechselte er zum Instrument Bratsche und an die Musikhochschule Hannover. Mittlerweile ist er von der Presse hoch gelobt und mit Preisen ausgezeichnet. In diesem Jahr hat er die künstlerische Planung beim Festspielfrühling Rügen im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Und wenn am 29. Oktober in der Elbphilharmonie der ECHO Klassik verliehen wird, darf sich auch Nils Mönkemeyer über eine Auszeichnung freuen: Sein Album „Mozart With Friends“, das er zusammen mit Sabine Meyer, Julia Fischer und William Youn aufgenommen hat, bekommt den Preis in der Kategorie „Kammereinspielung des Jahres“. Julia Westlake trifft den Ausnahme-Bratscher.
    Die große Kunst der Null: Endre Tót im Staatlichen Museum Schwerin
    Die Null muss stehen: Dieser Ausspruch war keine Erfindung eines Fußballtrainers, sondern das Motto von Endre Tót. Der hatte 1970 die Malerei aufgegeben und sich konsequent mit dem Nichts auseinandergesetzt. Eine Kunst der Abwesenheit, der Verweigerung von Inhalten ist so entstanden. Etwa durch Demonstrationen, in denen die Schriftzüge auf Schildern ausschließlich aus Nullen bestehen, statt aus politischen Forderungen. Zur Ausstellungseröffnung im Staatlichen Museum Schwerin „Zer0 makes me glad sad mad“ (ab 21. Oktober) wird so eine Zero-Demonstration veranstaltet. Tót arbeitet viel mit öffentlichen Plakatwänden und Werbeschildern, in der Galerie Alte & Neue Meister Schwerin sind weitere Aktionen und Werke des gebürtigen Ungarn zu sehen. Mehr Null geht nicht.
    „Der Norden liest“: Günter Märtens und Peter Lohmeyer in Bad Iburg
    Er träumt von einem Leben als Rockstar. Er macht Musik, jobbt als Roadie, nimmt Drogen, schließlich Heroin. Und versinkt in einer anderen Welt. In seiner Autobiografie „Die Graupensuppe“ hat Günter Märtens, heute Bassist bei Ulrich Tukur und den Rhythmus Boys, die Geschichte seiner Jugend und seiner Sucht aufgeschrieben. In der Reihe „Der Norden liest“ stellt der Hamburger Musiker das Buch zusammen seinem Freund Peter Lohmeyer und seiner eigenen Band PlingPlang vor. Alle Informationen unter ndr.de/​dernordenliest.
    „wahr. schön. gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche.
    Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 23.10.2017 NDR
  • Folge 10
    Ein Jahr lang Luther und Reformation:
    Zahlreiche Bücher und Veranstaltungen, ja sogar Luther-Accessoires wie Socken und Kekse. Seit dem vergangenen Herbst feiert die Evangelische Kirche Deutschland mit zahlreichen Partnern das Reformations-Jubiläum. Am 31. Oktober ist der Höhepunkt, ein bundesweiter Feiertag, denn an diesem Tag im Jahr 1517 soll Martin Luther seine Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen haben. Doch was hat das Jubiläumsjahr gebracht? Wie viel wissen die Menschen über Luther, seine Thesen und die Reformation? Hat das Jahr uns verändert? Das Kulturjournal macht den Test.
    Wenn alle anderen schon gegangen sind, dann kommt sie:
    Christel Schulz, Dorfcoach im tiefsten Vorpommern. Gegen die Einsamkeit in der ländlichen Einöde hat sie ein paar Rezepte parat: Mit Yoga in heruntergekommenen Gutshöfen, Kochabenden oder kleinen Gesprächsrunden will sie den wenigen geblieben Leuten hier das zurückgeben, was sie nach der Schließung von Dorfkonsum und Eckkneipe schon lange vermissen: ein bisschen kulturelles, vor allem ein soziales Leben. Auch der Bürgerbus RoBBy in Niedersachsen will mit Ehrenamtlichen eine schon lange schmerzende Lücke füllen: den öffentlichen Nahverkehr, der die Bewohner zum Arzt, zum Kino oder zu ihren Nächsten bringt. Der Bevölkerungsrückgang auf dem Land ist nicht nur ein statistisches, sondern vor allem ein soziales und kulturelles Problem. Was sich engagierte und einfallsreiche Dörfler dagegen einfallen lassen – darüber berichtet die Reportage „Bürgerbus und Dorfcoach“ (NDR Fernsehen, 3. November um 21:15 Uhr).
    Gaby von Borstel und ihr Mann Peter Eickmeyer aus Melle bei Osnabrück waren drei Wochen auf einem Schiff im Mittelmeer. Die hat Gerettete interviewt, er hat alles gezeichnet. Ihr Schiff: die „Aquarius“ der Hilfsorganisation „SOS Méditerranée“. Diese Zeichnungen halten das Leid fest, machen es greifbar, im Gegensatz zu den Bildern, die täglich in den Nachrichten vorbeiflimmern. „Liebe Deinen Nächsten“, heißt die Graphic-Novel, angelehnt an den ersten Flüchtlingsroman von Erich Maria Remarque, aber auch an das Bibelzitat. Fernab von politisch konstruierten Obergrenzen appelliert dieses beeindruckende Buch an unsere Humanität. Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer schaffen mit ihrer Graphic-Novel das, was in den Debatten oft fehlt: Mitgefühl für die Flüchtlinge und ihre Situation.
    Was das Fernsehen kann, kann das Theater schon lange. Und weil TV-Serien seit einiger Zeit boomen, macht das Schauspiel Hannover jetzt eine Theaterserie: „Eine Stadt will nach oben“. Die Stadt ist natürlich Hannover, aber nicht das heutige, sondern Hannover in den 10er und 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Angelehnt an den Roman „Ein Mann will nach oben“ von Hans Fallada erzählt die Serie von einem ehrgeizigen jungen Mann, der erst in der Hanomag Fabrik, dann am Hauptbahnhof arbeitet und schließlich Unternehmer wird. Eine Serie in zehn Teilen, inszeniert von ganz unterschiedlichen Regisseuren. Das Kulturjournal hat sich die ersten Folgen angeschaut. Nächste Vorstellungen: 4., 11. 18. und 20. November.
    Wiederholung – eintönig und einfallslos!?
    Weit gefehlt. Es gibt offenbar gute Gründe, warum Andy Warhol alles in Serie machen musste, weshalb MC Escher uns auf Endlostreppen entführt oder Fischli und Weiß’ Gedanken immer wieder um den Lauf der Dinge kreisen: Die Ausstellung „Never Ending Stories“ im Kunstmuseum Wolfsburg präsentiert Loops in der Kunst- und Kulturgeschichte. Und legt damit nicht nur ein wiederkehrendes Strukturprinzip unseres Lebens offen, sondern verrät auch viel über den Menschen an sich: von seinem Wunsch nach Unendlichkeit, seinem Werden und Vergehen, dessen Gefangensein in Denkspiralen und Teufelskreisen. Aber auch über seinen Glauben an das Neue im Ewiggleichen oder die Trance. Das Kulturjournal begibt sich einmal mehr in eine Ausstellung und hofft auf eine endlos-einzigartige Selbsterfahrung in ultimativem Raumloops und unendlichen Spiegelräumen.
    Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche.
    Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß!
    Zu 7.) Vom rumänischen Banat bis nach Mecklenburg führt Oliver Bottinis neuer Krimi „Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“. Sein Kripo-Kommissar Ioan Cozma ist ein einsamer Mann, der sich von der Welt zurückgezogen hat. Als eine Deutsche erstochen aufgefunden wird, die Tochter eines Großbauern, macht er sich wieder auf den Weg. Oliver Bottini gilt als einer der besten deutschen Kriminalschriftsteller, seine Romane sind mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet worden. In der Kulturjournal-Reihe „Der Norden liest“ stellt er sein Buch am 3. November in der Jakob-Kemenate in Braunschweig vor. Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Braunschweiger Krimifestival. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 30.10.2017 NDR
  • Folge 11
    Viel Aufregung, wenig Folgen? Die Debatte #MeToo über sexuelle Übergriffe Am 16. November, kurz nachdem die #MeToo-Kampagne gegen Sexismus begann, kommt der Film „Fikkefuchs“ in die Kinos. Es ist unbeabsichtigt der Film zur Debatte. Es geht um zwei Macho-Männer, die sich ungehemmt an Frauen heranmachen. Ein Männertypus, der immer noch nicht ausgestorben ist. Das „Kulturjournal“ spricht mit dem Team von „Fikkefuchs“ und mit Anne Wizorek, die schon 2013 mit der #Aufschrei-Kampagne alltägliche Übergriffe publik machte.
    Brutalismus in Norddeutschland: Wiederentdeckung einer ungeliebten Architektur Sie sind einschüchternd groß, eckig, klotzig und ziemlich raumergreifend. Die Bauten des Architekturstils Brutalismus entstanden vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren und wirken bis heute faszinierend radikal. Erst recht, weil inzwischen der Zahn der Zeit an ihnen nagt. Die jahrzehntelang als Bausünde geschmähte Betonarchitektur, die ihren Namen der französischen Bezeichnung Béton brut (roher Beton) verdankt, erlebt ein Comeback.
    Ihre neuen Fans sind jung, hip und lieben den rohen Beton, der sich gut auf Fotos macht und sich in sozialen Netzwerken wachsender Beliebtheit erfreut. Gerade rechtzeitig. Denn vielen Brutalismus-Bauten droht nicht nur in Norddeutschland der Abriss. In Hamburg wird die ehemalige Postpyramide bereits zurückgebaut. Das „Kulturjournal“ ist auf der Suche nach dem Schönen im Schweren, nach der Kunst im Klotz und der Frage: Warum wird gerade jetzt der Brutalismus-Stil wiederentdeckt? Kunst und Klima: Andreas Greiners Exkursionen in Vorpommern Er ist ein Grenzgänger zwischen Kunst- und Naturwissenschaft: der Künstler Andreas Greiner.
    Es geht ihm vor allem darum, das Verhältnis von Mensch und Natur auszudrücken, Naturphänomene ins Museum zu transportieren. Da wundert es nicht, dass er als Stipendiat des Umweltbundesamtes auf der Insel Vilm arbeitet, in einem Projekt, das sich künstlerisch dem Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz widmet. Das „Kulturjournal“ begleitet Andreas Greiner auf einer Recherche in der unberührten Natur der Ostseeinsel und zu einer Exkursion ins MEERESMUSEUM Stralsund und spricht mit ihm vor der Weltklimakonferenz über den Einfluss des Menschen auf das Ökosystem sowie über seine künstlerischen Interventionen.
    „Herkunft verpflichtet!“: Das Landesmuseum Oldenburg erforscht die Geschichten seiner Schätze Selten hat ein Kunstfund so für Aufsehen gesorgt wie die Sammlung Gurlitt. Spektakulär ist nicht nur die Fülle und auch Prominenz einiger Bilder, vor allem der Verdacht der Raubkunst wog schwer.
    Spätestens seitdem ist der Begriff Provenienzforschung in aller Munde, geht es dabei doch um die Aufarbeitung der Herkunftsgeschichte der Kunstwerke. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Zeit des Nationalsozialismus, in der viele Werke verfolgungsbedingt vom einstigen Besitzer verkauft oder ihm gar entzogen wurden. Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg zieht jetzt in einer Ausstellung Bilanz über sieben Jahre Provenienzforschung: „Herkunft verpflichtet!“ (ab 4. November).
    Das „Kulturjournal“ erzählt die Geschichten hinter den Werken, die jetzt bekannt sind. „Der Norden liest“ in Kiel: Sven Regener und sein neuer wunderbarer Roman Mit seinem Roman „Herr Lehmann“ begann 2001 die zweite Karriere des Sängers der Band Element of Crime Sven Regener als Schriftsteller. Es folgten weitere Romane mit der Figur Frank Lehmann. Und auch im neuen Buch „Wiener Straße“ (Galiani Berlin) spielt er eine Hauptrolle: Es geht mit ihm ins Berlin der 1980er-Jahre, in die Zeit der Punks und der Hausbesetzer, der schrägen Künstler und Musiker.
    Lehmann und sein Kumpel Karl Schmidt treffen auf Aktionskünstler mit wunderbaren Namen wie H. R. Ledigt oder P. Immel. Sie begegnen einem arroganten Fernsehreporter, einem ambitionierten Polizisten und einem Sozialarbeiter, der sich als Galerist ausgibt. „Wiener Straße“ ist schräg, komisch und sehr unterhaltsam, der Roman war verdient auf der Longlist des Deutschen Buchpreis.
    Am 7. November stellt Sven Regener das Buch in der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ vor. (Weitere Infos: ndr.de/​dernordenliest) „wahr. schön. gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 06.11.2017 NDR
  • Folge 12
    Ein Hamburger Jung als Ötzi: Jürgen Vogel ist „Der Mann aus dem Eis“ Ein Politthriller aus Braunschweig: Juli Zehs Roman „Leere Herzen“ Roboter-Musiker und Computer-Kompositionen: künstliche Intelligenz in der Musik NDR Kultur Sachbuchpreis 2017: das Gewinnerbuch „wahr. schön. gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche „Der Norden liest“: ein Abend mit Dorfgeschichten in Hamburg. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 13.11.2017 NDR
  • Folge 13
    Niedersachsen und seine Wölfe: Kulturgeschichte eines umstrittenen Mitbewohners Erst war die Freude groß: Vor 17 Jahren gab es erstmals wieder ein Wolfsrudel in Deutschland. Über 100 Jahre lang gab es keine Wölfe im Land. Inzwischen soll es rund 60 Rudel bundesweit geben. Die anfängliche Euphorie ist in Teilen Ernüchterung, Verärgerung und sogar Angst gewichen. Denn Landwirte haben Angst um ihre Nutztierherden, sind verärgert, weil Entschädigungen für gerissene Tiere oft spät kommen oder gezahlt werden und teilweise zu gering ausfallen.
    Und so fordern sie schon lange, dass das streng unter Naturschutz stehende Raubtier im Zweifel geschossen werden darf. Das war auch Thema auf dem Treffen von Agrarministern am 13. November in Potsdam. Der Wolf, ein Beutegreifer, an dem sich die Geister scheiden. Im Märchen war er oft der Böse. Zugleich sind Wölfe aber faszinierende Rudeltiere mit ausgeprägtem Sozialverhalten. Findet man in Deutschland noch einen Weg, Natur und Wildnis ins moderne Leben zu integrieren? Diese Frage stellt Andreas Beerlage in seinem Buch „Wolfsfährten“ (Gütersloher Verlagshaus).
    Das „Kulturjournal“ spricht mit ihm, ebenso mit dem Wolfsbüro in Niedersachsen und einem vom Wolfsriss betroffenen Schäfer. Eine neue Ära der Werbung? Influencer im Internet Werbung so ganz nebenbei, so läuft influencen (zu Deutsch: beeinflussen). Und so arbeiten sogenannte Influencer im Internet. Das sind Menschen, die ihren Alltag in die Öffentlichkeit tragen, im Internet Texte, Bilder und Filme veröffentlichen.
    Sie zeigen sich beim Kochen, am Strand, beim Schminken, im neuen Look. Und Millionen Menschen schauen ihnen dabei zu, folgen ihnen auf Instagram oder YouTube. Ihre Produktempfehlungen sind inzwischen ein Milliardengeschäft. Denn pro Foto bekommen sie Geld, zum Beispiel von dem Designer, dessen Kleidung sie dort tragen. Doch wie lebt es sich, wenn man seinen Alltag permanent zur Schau stellt, wie inszeniert ist dieser, wie viel ist Sein, wie viel ist Schein? Das „Kulturjournal“ hat Influencer begleitet in ihrem Alltag und wirft einen kritischen Blick auf die neue Ära der Werbung.
    Norddeutscher Oscar-Kandidat: Fatih Akin und sein Spielfilm „Aus dem Nichts“ Beim Festival in Cannes wurde Fatih Akin für seinen neuen Film gefeiert, Hauptdarstellerin Diane Kruger hat den Preis als beste Schauspielerin gewonnen. Und außerdem wurde „Aus dem Nichts“ als deutscher Kandidat für den Auslands-Oscar auserkoren. Völlig zu Recht. Der Film erzählt die Geschichte einer jungen Frau, deren Mann und Sohn bei einem Bombenanschlag in Hamburg getötet werden.
    Ein Neonazipaar wird verdächtigt, vor Gericht aber überraschend freigesprochen. Die Ehefrau und Mutter der Opfer kann dieses Urteil nicht akzeptieren, sie will Rache. „Aus dem Nichts“ (Kinostart: 23. November) ist ein spannender Thriller, zugleich aber auch ein politischer Film, ein Kommentar zu den Ermittlungen der NSU-Morde. Das „Kulturjournal“ spricht mit Diane Kruger, die in der Nähe von Hildesheim aufgewachsen ist, und mit dem Hamburger Regisseur Fatih Akin über die politische Dimension ihres Filmes.
    Virtuos, sensibel und mit enormer Wucht: der Cembalist Jean Rondeau beim Telemann Festival in Hamburg Mal trägt er seine Haare verwuschelt, mal zu einem strengen Zopf gebunden. Dahinter steckt kein System, sondern die Frisur geht nach Lust und Laune. Auf jeden Fall scheint seine Energie noch in der letzten Haarspitze zu vibrieren, wenn er musiziert. Und wie! Technisch virtuos, dabei sensibel und immer enthusiastisch.
    Jean Rondeau ist einer der führenden Cembalisten unserer Zeit, dabei gilt er mit seinen gerade mal 26 Jahren noch als Newcomer. Beim Telemann Festival in Hamburg (ab 24. November) tritt der Artist in Residence als Solist auf, macht Kammermusik und wagt sich ebenso an Crossover. Exklusiv für das „Kulturjournal“ improvisiert Jean Rondeau, so zeitgemäß war Barock wohl noch nie. Ein norddeutsches Comeback: Fünf Sterne deluxe und ihr neues Album Fünf Sterne deluxe gehören mit Gruppen wie Die Fantastischen Vier, Fettes Brot und Deichkind zu den Elder Statesmen des deutschen Hip-Hop.
    Besonders Ende der 1990er-Jahre sorgten die Hamburger Jungs immer wieder für Hinhörer mit Titeln wie „Willst Du mit mir gehn?“, „Ja, ja, … deine Mudda“, „Die Leude“. Doch seit 2000 hatten sie kein gemeinsames Album mehr herausgebracht. Das hat sich nun nach 17 Jahren geändert. Denn nun ist ihr drittes Album „Flash“ erschienen. Das „Comeback“ von Fünf Sterne deluxe darf laut Band allerdings gar nicht so genannt werden.
    Julia Westlake trifft Das Bo, Tobi Tobsen und DJ Coolmann, um über nicht enden wollende Hip-Hopper-Comebacks, Hip-Hop im Alter, Eitelkeit, Hamburg und alles andere zu sprechen. „wahr. schön. gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 20.11.2017 NDR
  • Folge 14
    Kunst oder Denkmalschutz? Absurder Streit um ein Haus in Aurich Beeindruckende Holocaust-Überlebende: Hanni Lévy aus dem Film „Die Unsichtbaren“ in Hamburg „Der Norden liest“ in Hannover: Schauspielerin Martina Gedeck trifft Schriftstellerin Natascha Wodin Der amerikanische Traum und seine Schattenseiten: große Ausstellung in der Kunsthalle Emden Klassik gegen den Strich: das STEGREIF.orchester zu Gast in Norddeutschland. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 27.11.2017 NDR
  • Folge 15
    Alle Jahre wieder … Die Weihnachtsmärkte haben geöffnet, Glühwein wird becherweise getrunken und das Weihnachtsfest naht. Warum wir Weihnachten feiern – das werden die meisten noch wissen. Doch wer hat eigentlich den Adventskranz erfunden, woran soll uns der Christstollen erinnern, und wer hat sich das Christkind ausgedacht? Wie war das mit den Heiligen Drei Königen, und was hatten die eigentlich noch mit im Gepäck? Unsere Reporterin und Pastoren-Tochter Anne Adams hört sich auf dem Weihnachtsmarkt um und verteilt den „Weihnachtsführerschein“.
    „Was bleibt: Die Freude und Dankbarkeit über mein gelebtes Leben, zusammen mit meiner Tochter, die mir nie Vorwürfe gemacht hat“, schreibt Hannelore Hoger. Deutschlands bekannteste Fernsehkommissarin Hannelore Hoger hat ihr erstes Buch veröffentlicht, einen Erinnerungsband voller Geschichten: „Ohne Liebe trauern die Sterne“ (Rowohlt). Sie erzählt darin von Kindheit und Jugend in Hamburg, wo sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Trümmern gespielt hat, und von ihrem ersten Kuss, den sie mit 17 in einer dunklen Hausecke bekam. Und es sind Geschichten von Schauspielern und Regisseuren, die für ihren Weg wichtig waren, darunter Theater- und Filmlegenden wie Peter Zadek und Alexander Kluge.
    „Ohne Liebe trauern die Sterne“ sind uneitle Erinnerungen und wahrhafte Erzählungen. Am 7. Dezember wird die Schauspielerin und Regisseurin ihr Buch in der Kulturjournal-Reihe „Der Norden liest“ präsentieren (in der „Galerie Alte & Neue Meister“, Schwerin). Außerdem lesen diese Woche in der Reihe Natascha Wodin und Martina Gedeck aus „Sie kam aus Mariupol“ (5. Dezember im Kino im Künstlerhaus, Hannover).
    Inmitten von Trümmern spielt ein junger Mann Klavier in Syrien. Erst begleitet von einem Chor, später alleine. Immer wieder schiebt er sein verstimmtes Klavier hinaus in die Bombenkrater, spielt und singt. Für sich, für seine Heimat, für sein Volk. Denn der Pianist Aeham Ahmad ist Palästinenser, wuchs im Lager Yarmuk in Damaskus auf. 2012 wird das Viertel während des Krieges in Syrien abgeriegelt. Ahmad und seine Familie haben kein fließendes Wasser mehr, keinen Strom, kein Essen. Ein Kilo Reis kostet 100 €, ein Glas Milch 50 €.
    Trost findet Aeham Ahmad in der Musik und so spielt er – inmitten der Trümmer. Ein Freund filmt ihn dabei, und dieses Video geht um die Welt. Aeham Ahmad wird der „Pianist aus den Trümmern“. Inzwischen konnte er nach Deutschland fliehen, stand sogar schon mit Herbert Grönemeyer auf einer Bühne. Über sein Leben hat er ein bewegendes und anrührendes Buch geschrieben: „Und die Vögel werden singen. Ich, der Pianist aus den Trümmern“ (Fischer-Verlag). Julia Westlake hat Aeham Ahmad zum Gespräch und Klavier spielen getroffen.
    Manchmal schreibt das Leben tatsächlich unglaubliche Geschichten – wie die von Paul, dem dritten Sohn eines Obstbauern aus Finkenwerder, der als blinder Passagier nach New York geht, zum Medizinstudium ausgerechnet ins nationalsozialistische Deutschland zurückkehrt, sich dem Krieg entziehen kann, trotzdem in Gefangenschaft gerät und am Ende mit einer eigenen Praxis in den USA landet. Es ist die Geschichte des Großonkels von Agnes Krup, die daraus einen dokumentarischen Roman gemacht hat: mit realer Handlung und erfundenen Details. „Mit der Flut“ (Piper) ist das NDR Buch des Monats Dezember.
    Das Kulturjournal trifft Agnes Krup in Brooklyn, wo einst ihr Onkel lebte und auch sie selbst – und spricht mit ihr über Fiktion und Wahrheit, über ein Leben zwischen Finkenwerder und New York. Sie sind plump, ungestüm und faszinierend. Und es gibt sie schon seit Jahrtausenden: die Nashörner. In Schwerin sind sie gleich doppelt zu bestaunen: im Zoo und im Museum. Ebenda trifft das Kulturjournal Lothar Frenz und spricht mit ihm über die nach den Elefanten größten Landsäugetiere, die mittlerweile zu den gefährdeten Tierarten gehören.
    Denn die kolossale Anziehungskraft dieser Tiere auf den Menschen hat sie an den Rand der Ausrottung gebracht. Lothar Frenz setzt diesen so besonderen Dickhäutern mit einer bemerkenswerten Kulturgeschichte ein Denkmal („Nashörner. Ein Portrait“, Matthes & Seitz). Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 04.12.2017 NDR
  • Folge 16
    Attentäter im Museum? Umstrittene Märtyrer-Ausstellung in Hamburg Jeanne d’Arc, Rosa Luxemburg, Sokrates: Menschen, die bereit waren, für ihre Überzeugungen zu sterben, ihr Leben zu opfern. Und auch diese meinten, für eine „heilige Sache“ zu sterben: Mohammed Atta, einer der Attentäter von 9/​11, sowie Omar Ismael Mustafa, der mit zwei anderen im Bataclan viele Menschen mit in den Tod riss. Sie alle werden in einer Ausstellung in Hamburg nebeneinander gezeigt, im sogenannten „Märtyrermuseum“ (ab 8. Dezember, Kampnagel).
    Schon als diese Schau vor über einem Jahr in Kopenhagen konzipiert wurde, war sie bereits umstritten: Terroristen gehören nicht ins Museum und erst recht nicht im Zusammenhang mit Märtyrertum! Auf ihrer ersten Station in Deutschland, in Berlin, wurde Anzeige erstattet wegen „öffentlicher Billigung von Mord“. Und Frankreich protestierte gegen die Schau. Das „Kulturjournal“ besucht das „Märtyrermuseum“ in Hamburg und geht der Frage nach, ob die Selbstmordattentäter tatsächlich in der Ausstellung als Märtyrer glorifiziert werden und wer die Macht hat, darüber zu bestimmen, wer als Märtyrer stirbt oder nicht.
    Skandal im reichen Deutschland: was tun gegen Wohnungsnot? Nach neuesten Zahlen der BAG Wohnungslosenhilfe e.V. sind in Deutschland 860.000 Menschen ohne Wohnung, 52.000 sind obdachlos. Die Gründe dafür sind zunehmende Verarmung und Wohnungsnot. Vor allem in Großstädten steigen die Mietpreise. Laut dem Bundesbauinstitut sind in den letzten zehn Jahren die Mieten in Städten mit über 500.000 Einwohnern um etwa die Hälfte angestiegen.
    Es gebe zu wenige Sozial- und bezahlbare Kleinwohnungen, kritisiert deshalb die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. So ist der Bestand an Sozialwohnungen seit 1990 um etwa 60 Prozent zurückgegangen. Derzeit gibt es in Deutschland noch etwa 1,4 Millionen Sozialwohnungen. Früher sah das deutlich besser aus: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden neun Millionen Sozialwohnungen gebaut, im Jahr der Volkszählung 1987 gab es allein im Westen des Landes immerhin noch etwa vier Millionen.
    Seitdem werden es immer weniger. Jedes Jahr läuft für mehr als 50 000 Sozialwohnungen die Mietpreisbindung aus. Kann eine smarte Stadtplanung dieses Dilemma lösen? Kann der in Finnland praktizierte Ansatz „Housing First“ Obdachlosigkeit abschaffen? Alarmierende Zahlen: Lohndumping bei Musikschullehrern Viele Musikschullehrer im Norden sind Freiberufler am Rande der Scheinselbstständigkeit. Sie haben jahrelang studiert und leben trotzdem am Existenzminimum.
    Sie ebnen die musikalische Entwicklung ihrer Schüler, während ihnen selbst die Altersarmut droht. Viele Städte und Gemeinden schmücken sich gern damit, wie sehr sie Kultur fördern und wie wichtig sie ist. Die Musikschule ist da ein wichtiger Pfeiler für die Region. Trotzdem wird häufig gerade hier gespart, indem feste Stellen nicht nachbesetzt und stattdessen Honorarkräfte beschäftigt werden. Die machen den gleichen Job nur für viel weniger Geld und ohne jegliche soziale Absicherung.
    Eine aktuelle Umfrage von ver.di zur „Einkommenssituation und Arbeitsbedingungen von Musikschul- und Privatmusiklehrkräften“ deckt eine desaströse soziale Situation und Einkommen auf, die teilweise unterhalb der Armutsgrenze liegen. Das „Kulturjournal“ spricht mit einer Flötistin über ihre Situation, mit ver.di über die Umfrage und mit dem Landesverband der Musikschulen in Schleswig-Holstein. Ein zu Unrecht vergessener Star: Erinnerungen an Schauspieler Willy Fritsch Er spielte neben Heinz Rühmann in „Die Drei von der Tankstelle“, stand 15 Mal gemeinsam mit Lilian Harvey vor der Kamera, er sang den legendären Schlager „Ich wollt, ich wär ein Huhn“.
    Doch im Gegensatz zu den Stars Rühmann und Harvey ist Willy Fritsch heute fast vergessen. Das ist ungerecht, findet die Journalistin und Autorin Heike Goldbach. Sie hat deshalb eine Biografie veröffentlicht, um an einen der großen Darsteller der deutschen Filmgeschichte zu erinnern: „Ein Feuerwerk an Charme. Willy Fritsch“. Der UFA-Schauspieler, der 1901 in Kattowitz geboren wurde, war in fast 130 Kinofilmen zu sehen, auch in denen von Regisseuren wie Fritz Lang.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Fritsch nach Hamburg, spielte neben Hildegard Knef oder Romy Schneider. In seinem letzten Film „Das hab ich von Papa gelernt“ trat er gemeinsam mit seinem Sohn auf, dem Schauspieler Thomas Fritsch. Am 16. Dezember stellt Heike Goldbach ihr Buch in Hamburg vor, dem Ort, in dem Willy Fritsch 1973 gestorben ist. (Metropolis-Kino, Buchvorstellung und Filmvorführung „Amphitryon“ (1935) mit Willy Fritsch).
    „Hand in Hand für Norddeutschland“: das Musikprojekt „Underrock“ Sie bezeichnen sich als die „coolste Band aus Braunschweig“ nach ihrem gleichnamigen Song. Sie packen eigene Geschichten und Erlebnisse in Songtexte, verarbeiten ihre Gefühle in Musik: die Inklusions-Band Underrock. Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Beeinträchtigung erarbeiten gemeinsam ihre Songs, mit Titeln wie „Partyalarm“, „Friends Of The World“ oder „Lukis Reise“, angeleitet von der Musikpädagogin Tasja Renken.
    „Underrock“ ist eines der vielen Projekte, in denen Familien mit besonderer Belastung von der Diakonie unterstützt werden. Die diesjährige NDR Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschalnd“ ruft zu Spenden für die Diakonie im Norden auf. Weitere Infos: ndr.de/​handinhand. Und das nächste Konzert von „Underrock“ ist am 16. Dezember beim Weihnachtskonzert in der Peter und Paul Kirche Neuerkerode. „Der Norden liest“: Katja Riemann in Braunschweig Was bedeutet es, wenn man die Arbeit, Freunde, vielleicht auch die Familie zurücklassen muss? Die Anthologie „Weg sein hier sein“ (Secession Verlag) versammelt Texte von Autorinnen und Autoren, die aus Syrien nach Deutschland geflohen sind.
    In dem Buch schreiben sie über ihr altes Leben, darüber, wie schwer es ist, in der neuen Welt einen Platz zu finden. Es sind Texte, die auch davon erzählen, was es heißt, die Heimat zu verlieren. In der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“, die in diesem Jahr das Motto „Heimat“ hat, wird die Schauspielerin Katja Riemann Texte aus der Anthologie lesen.
    Es ist ein Herzensprojekt der UNICEF-Botschafterin. Sie wird begleitet von den Musikern Franziska Hölscher und Severin von Eckardstein (Lübeck, Kulturwerft Gollan). „wahr. schön. gut“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 11.12.2017 NDR
  • Folge 17
    Früher war alles besser? Der „Kulturjournal“-Test zum neuen Jahr!
    Neues Jahr, neues Glück? Nun ja, die Aussichten für 2018 sind eher bescheiden: Eine neue Regierung hat Deutschland immer noch nicht, Donald Trump geht in sein zweites Jahr als Präsident, Kim Jong-Un rasselt weiter mit seinem Säbel bzw. seinen Atomwaffen und die weltweiten Konflikte werden nicht weniger. Auch Nostradamus, der berühmte Astrologe, hat für 2018 keine guten Vorhersagen im Gepäck: So soll kein Geringerer als der Antichrist auf der politischen Weltbühne auftauchen, sollen Klimakatastrophen passieren und die Weltmacht USA untergehen.
    Wäre es dann nicht besser, einfach mal die Uhren wieder zurückzudrehen? Um am besten vielleicht gleich 40 Jahre? Das „Kulturjournal“ macht den Test: war früher wirklich alles besser? Wollen die Norddeutschen lieber wieder ins Jahr 1978 zurück, in die Zeit mit D-Mark, Bonn als Hauptstadt, drei Fernsehprogrammen, Telefonen mit Wählscheibe, Jimmy Carter als US-Präsident und Helmut Schmidt als Kanzler? „Kulturjournal“-Reporterin Anne Adams macht im 1970er-Jahre-Outfit den Test.
    Konzerte, Klänge, Kritik: ein Jahr Elbphilharmonie
    Noch vor der Eröffnung wurde sie bereits als „Weltwunder“ gefeiert, und dann endlich war die lange, unrühmliche Baugeschichte vergessen: Am 11. Januar 2017 wurde die Elbphilharmonie feierlich in Hamburg eröffnet. Und jetzt? Nach einem Jahr verhält es sich mit dem Prachtbau an der Elbe wie bei einem ganz normalen Kleinkind, das sein erstes Lebensjahr hinter sich gebracht hat: Von Beginn an wollten alle das Neugeborene sehen, es hören, und es gab Kinderkrankheiten, die auskuriert wurden wie etwa die fehlenden Mülleimer auf der Plaza oder zu wenig Markierungen auf den Treppen im Saal. Alles normal also? Das „Kulturjournal“ gratuliert dem Geburtstagskind und bilanziert das erste Jahr.
    Wo die Nazis „Reichserntedankfeste“ feierten: Streit um Gelände am Bückeberg in Niedersachsen
    Hunderttausende Besucher jubelten am Bückeberg bei Hameln dem „Führer“ zu, sie feierten mit ihm das „Reichserntedankfest“. Neben dem Reichsparteitag in Nürnberg und den Feierlichkeiten zum 1. Mai in Berlin waren diese Feste die größten Massenveranstaltungen der NSDAP: Von 1933 bis 1937 kamen jährlich Bauern aus ganz Deutschland, bei der letzten dieser Art sollen es über 1,2 Millionen Teilnehmer gewesen sein. Doch erst jetzt soll an diesem geschichtsträchtigen Ort ein Mahnmal errichtet werden. Geplant sind Wege, die über das gesamte Gelände führen, und zahlreiche Schautafeln, die über die NS-Feste aufklären.
    Initiiert wird das Projekt vom Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln, unterstützt unter anderem vom Landrat, die Kosten betragen ca. 450.000 Euro. Aber jetzt gibt es Streit um die Pläne: Einige Anwohner und auch Regionalpolitiker lehnen die Pläne ab, das Projekt sei zu teuer. Außerdem bestehe die Gefahr, dass die Gedenkstätte zum Pilgerort für Neonazis werden könnte. Wie gedenkt man also angemessen an diesen Ort? Das „Kulturjournal“ spricht mit Befürwortern und Gegnern.
    Jetzt singt er auch noch! Matthias Schweighöfer als Musiker
    Er spielt in zahlreichen Filmen, er führt Regie, er arbeitet als Synchronsprecher und tritt in Fernsehshows auf. Matthias Schweighöfer ist ein viel beschäftigter Mann. Doch das scheint dem Multitalent nicht zu reichen: 2017 veröffentlichte er sein erstes Studioalbum als Sänger: „Lachen Weinen Tanzen“. Jetzt erscheint die CD in einer erweiterten Ausgabe mit neuen Songs, darunter auch ein Duett mit Helene Fischer. Warum singt Schweighöfer auch noch? Wie wichtig ist dem singenden Schauspieler die Musik? Das „Kulturjournal“ traf ihn auf seinem Konzert in Rostock und überraschte ihn mit einer Karaoke-Anlage und ganz besonderen Songs.
    Ein Mann zwischen drei Frauen: Joachim Meyerhoff und sein aktueller Bestseller
    Er wurde gleich zwei Mal zum Schauspieler des Jahres gewählt, aber Joachim Meyerhoff ist nicht nur ein erfolgreicher Darsteller. Er schreibt auch. Und das ebenso erfolgreich. Über 1,3 Millionen Exemplare seiner Bücher hat er bislang verkauft, in denen er eigentlich nichts weiter tut, als über sein Leben zu schreiben. So hat er in seinen drei bisherigen Büchern unter anderem erzählt, wie er zwischen Hunderten von körperlich und geistig Behinderten als jüngster Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie aufwuchs, vom plötzlichen Tod seines älteren Bruders und von seinen Anfängen an der Schauspielschule.
    In seinem neusten Buch, das sich wieder zum Bestseller entwickelt hat, geht es um die Liebe: „Die Zweisamkeit der Einzelgänger“ (Kiepenheuer & Witsch). Doch es geht nicht um die Liebe zu einer Frau, sondern die zu gleich drei Frauen. Gleichzeitig. Wie hat er das allein logistisch gemeistert, was hat ihn an den drei Frauen jeweils fasziniert und wie geht das am Ende aus? Nicht gut, so viel kann verraten werden. Das „Kulturjournal“ schlendert mit Joachim Meyerhoff über den Prater in Wien und lässt ihn die drei Lieben Revue passieren.
    „Wahr. Schön. Gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
    Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 08.01.2018 NDR
  • Folge 18
    Skandale, Fake News, Provokationen – ein Jahr Trump
    Zum einjährigen Amtsjubiläum von Donald Trumps Präsidentschaft, versucht das Kulturjournal ein paar Gratulanten zu finden, die etwas Nettes über das „mental gefestigte Genie“ sagen. So könnte man doch mal anerkennen, dass er uns immer wieder zum Lachen gebracht hat mit Sprüchen wie „Warum sollte mich Kim Jong-Un als ‚alt‘ beleidigen, wenn ich ihn doch niemals ‚klein und fett‘ nennen würde?“; dass er den größeren Knopf, die schönere First Lady und den ausgeprägteren Familiensinn hat; dass er die russisch-amerikanischen Beziehungen verbessert und uns nie mit Fakten gelangweilt hat. Unser Reporter Dirk Böge macht den Test.
    Ein Gesetz und seine Folgen – wie das Netzdurchsetzungsgesetz Satire behindert
    Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz richtet sich gegen Hass und Hetze in den sozialen Medien. Nun müssen Facebook, Twitter und Co. offenkundig strafbare Inhalte innerhalb von 24 Stunden löschen, bei schwieriger zu entscheidenden Fällen haben sie sieben Tage Zeit. Bis zu 50 Millionen Euro Strafe drohen, wenn die Netzwerkbetreiber wiederholt und systematisch gegen das Gesetz verstoßen. Doch die Kritik an dem Gesetz ist groß. Es schränke die Meinungsfreiheit ein und private Unternehmen würden darüber entscheiden, was erlaubt ist und was nicht. Im Löschwahn, in dem sich die sozialen Medien seit dem 1. Januar scheinbar befinden, wird auch vieles versehentlich gelöscht.
    So auch ironische Posts und satirisch gemeinte Tweets. Auf Twitter wurde kurzerhand der komplette Account der Satirezeitschrift „Titanic“ für einen gewissen Zeitraum gesperrt. Führt das Gesetz zur Zensur? Finden Humor, Ironie und Satire im Netz bald nicht mehr statt? Das Kulturjournal spricht mit dem Chefredakteur der „Titanic“, mit dem Satiriker Shahak Shapira, Markus Beckedahl von netzpolitik.org und dem Staatssekretär Gerd Billen des Bundesjustizministeriums.
    Wo die 68er-Revolution wirklich anfing – der Bremer Revoluzzer Joachim Barloschky
    1968 gingen weltweit linksgerichtete Studenten für die Bürgerrechte auf die Straße. Nachdem im Januar 1968 die Straßenbahnpreise von 60 auf 70 Pfenning pro Fahrt und Schülermonatskarten von 17 auf 18 Mark erhöht wurden, organisierten Bremer Schüler eine Demo gegen die Auswüchse des Kapitalismus im Nahverkehr mit Sitzblockaden und Transparenten. Der 15jährige Schüler Joachim Barloschky war ganz vorne mit dabei. Die Bremer Polizei hatte die Anweisung „Draufhauen“, doch das konnte die Schülerdemo nicht stoppen und sie bekam immer mehr Unterstützer. Schließlich wurde die Fahrpreiserhöhung zurückgenommen. Angesteckt vom Geist der Revolution, trat Joachim Barloschky in die DKP ein, war in der Friedensbewegung, wurde Quartiersmanager des Bremer Problemviertels Tenever und Lehrbeauftragter an der Hochschule Bremen. Wir treffen den Revoluzzer von damals, der bis heute im Geist von Karl Marx unterwegs ist.
    „Felix und Felka“ – Roman über den Osnabrücker Maler Felix Nussbaum
    Felix Nussbaum drückte wie kein anderer Maler in seinen Werken aus, was er selbst erleiden musste. Seine Bilder, oft Selbstportraits, stehen stellvertretend für das Schicksal von Millionen Opfern des Holocaust. Als die Nazis die Macht übernahmen, befand sich der jüdische Nussbaum gerade in Italien. Er ging mit seiner Frau Felka über Paris und Ostende ins Exil nach Brüssel. Nachdem die Deutschen Belgien besetzten, kam der Maler in ein Internierungslager, er konnte sich befreien, wurde aber verraten und 1944 in Auschwitz umgebracht.
    Der Schriftsteller Hans Joachim Schädlich hat jetzt einen Roman über Nussbaum und seine Ehefrau geschrieben: „Felix und Felka“ (Rowohlt Verlag), unser NDR Buch des Monats. In einer stark konzentrierten Sprache erzählt er von ständiger Angst, Hoffnung und Verrat. Viele Gemälde Nussbaums sind im Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück zu sehen. Dort wird Hans Joachim Schädlich seinen Roman am 30. Januar vorstellen. Geigen-Genie mit 22 – Der Violinist Emmanuel Tjeknavorian in Oldenburg Seit der 22-jährige Wiener mit armenischen Wurzeln, 2015 beim renommierten Sibelius-Wettbewerb Preise abräumte, tourt er durch die großen europäischen Konzerthäuser.
    Emmanuel Tjeknavorian spielt mit den Wiener Symphonikern und als Violin-Solist. Am 21. und 22. Januar gastiert Tjeknavorian beim Oldenburgischen Staatsorchester, wo er das Violinkonzert von Tschaikowsky spielen wird. Welch brillanten Klang Tjeknavorian sogar in einer Tiefgarage zaubern kann, zeigt er vorab im Kulturjournal.
    Wahr. Schön. Gut. – Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
    Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 15.01.2018 NDR

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