NDR Kultur – Das Journal Folge 3: Folge 3 (2017/2018)
Folge 3
Folge 3 (2017/2018)
Folge 3
Wie darf man über Natur schreiben? Streit um Bestsellerautor Peter Wohlleben und sein neues Buch Er ist Deutschlands berühmtester Förster, ein Bestsellerautor und für die „New York Times“ schlichtweg sogar eine Sensation: Peter Wohlleben. Sein Buch „Das geheime Leben der Bäume“ (Ludwig Verlag) wurde in über 20 Sprachen übersetzt und war insgesamt 115 Wochen auf der Bestsellerliste. In seinen Büchern menschelt es in der Natur: Da schreibt er von Bäumen, die ihre Baumbabys stillen und ihre Baumkinder erziehen, von Pferden, die sich schämen, Elstern, die fremdgehen, und mitfühlenden Mäusen. Jetzt erscheint sein neuestes Buch „Das geheime Netzwerk der Natur“. Quasi zeitgleich veröffentlichen zwei Professoren einen offenen Brief an die Presse „Wenn man den Wald vor lauter geheimnisvollen Bäumen nicht mehr sieht. Ein Kommentar zur medialen Rezeption eines Bestsellers“. In diesem Brief werfen die Unterzeichner Peter Wohlleben vor, „ein sehr unwirkliches Bild des Ökosystems Wald“ zu vermitteln. „Denn viele der von Herrn Wohlleben getroffenen Aussagen stellen ein Konglomerat von Halbwahrheiten, eigenen Bewertungen selektiv ausgewählter Quellen und Mutmaßungen dar“. 4.500 Unterschriften aus 24 Ländern stehen hinter dieser Petition. Was ist dran an dieser Kritik? Was sagt Peter Wohlleben dazu? Das „Kulturjournal“ spricht mit einem Unterzeichner des Briefes und trifft Peter Wohlleben in seinem Wald. Einheitsbrei oder große Ideen? Was steht eigentlich in den Parteiwahlprogrammen zur Kultur Die Bundestagswahl steht bekanntermaßen vor der Tür. Doch was steht eigentlich in den Wahlprogrammen der führenden Parteien zu den Themen Bildung und Kultur? Herrscht da ein großer Einheitsbrei oder gibt es gar große Ideen? Was haben die Parteien mit den Kitas und Schulen vor? Wie sieht es mit digitaler Bildung aus, wie mit der Kulturlandschaft in Deutschland? Das „Kulturjournal“ hat die Wahlprogramme unter diesen Aspekten einmal kritisch unter die Lupe genommen und erstaunliche Einigkeiten entdeckt, aber nicht nur. „The End Of Meat“: ein aufrüttelnder Dokumentarfilm über die Folgen des Fleischkonsums Das Ende des Fleisches, mehr geht nicht mehr, sagt dieser ernüchternde, aufrüttelnde Dokumentarfilm von Marc Pierschel über die zerstörerischen Konsequenzen des Fleischkonsums. Im „Land der Bratwürste und Schweineschnitzel“ landen jährlich 60 Kilogramm Fleisch auf dem Teller eines Durchschnittsdeutschen. 56 Milliarden Nutztiere werden weltweit pro Jahr geschlachtet, Tendenz steigend. Experten schätzen, dass die Menschen bis 2050 ihren Fleischbedarf noch verdoppeln werden, denn auch in den Schwellenländern wie China und Indien steigt der Fleischkonsum kontinuierlich an. Eine Ernährungsweise, die die Ressourcen der Erde überstrapaziert. Die Massentierzucht verursacht massive Umweltprobleme, sie trägt mit fast 20 Prozent zu den
hohen Treibhausemissionen bei, gefährdet mit Nitraten das Grundwasser, führt zu Monokulturen durch exzessiven Futtermittelanbau und ist mit verantwortlich für das Artensterben auf dem gesamten Planeten. Es sind diese bedrohlichen, bekannten, aber verdrängten Auswirkungen des Fleischkonsums, die der Film ins Bewusstsein rücken will. „The End Of Meat“ geht auch auf die Frage ein, wie ein Leben ganz ohne Fleischkonsum aussehen könnte (Filmstart: 14. September). Soulsänger als Schimmelreiter: Stefan Gwildis liest Theodor Storm Schon als Kind lernte Stefan Gwildis den „Schimmelreiter“ von Theodor Storm kennen. Der Deichgraf Hauke Haien ist für ihn ein Typ, „der gegen den Strom schwimmt und sich nicht damit zufrieden gibt, was die Leute sagen“. Die Geschichte vom Deichgrafen, der gegen alle Widerstände einen neuen und besseren Deich bauen will und am Ende doch scheitert, hat für ihn viele Anknüpfungspunkte zu Themen, die auch in heutiger Zeit wichtig sind: Eigensinn erkennen, Engagement zeigen und Eitelkeiten durchschauen. Zum 200. Geburtstag des Husumer Schriftstellers Storm präsentiert Gwildis den Schimmelreiter nun als Lesung mit Musik, auf CD und live. Termine sind unter anderem 17. September in Worpswede, 29. September in Schenefeld, 1. Oktober in Hamburg, 2. Oktober in Lübeck, 6. Oktober in Heide. Und am 10. Oktober liest Stefan Gwildis in Cuxhaven zum Start der diesjährigen „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ (ndr.de/dernordenliest) Literarischer Überraschungserfolg: die Hamburger Schriftstellerin Carmen Korn Seit fast 30 Jahren veröffentlicht Carmen Korn Romane, vor allem Krimis. Aber der große Erfolg blieb lange aus. Erst jetzt ist die Hamburger Schriftstellerin ganz oben auf den Bestsellerlisten, und zwar gleich mit zwei Büchern: Es sind die ersten beiden Bände ihrer „Jahrhundert-Trilogie“, in der sie von vier Frauen in Hamburg erzählt. Der erste Teil „Töchter einer neuen Zeit“ (rororo), schildert die Zeit von 1919 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, er erschien 2016 und ist jetzt als Taschenbuch auf Platz eins der Bestsellerliste. Im neuen Band „Zeiten des Aufbruchs“ (Kindler Verlag) geht es um die Nachkriegszeit: Währungsreform, Mief der 1950er- bis in die Umbrüche der 1960er-Jahre. Carmen Korn verwebt die große Weltgeschichte mit den Biografien ihrer Protagonistinnen, macht die historischen Ereignisse literarisch lebendig. Das „Kulturjournal“ trifft Carmen Korn, spricht mit ihr über die „Jahrhundert-Trilogie“ und den späten Erfolg als Schriftstellerin. Insgesamt wurden mittlerweile 250.000 Exemplare verkauft. wahr.schön.gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)