NDR Kultur – Das Journal Folge 1: Folge 1 (2017/2018)
Folge 1
Folge 1 (2017/2018)
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Zu 1.) Sie heißen „Best-Ager“, werden von der Werbewirtschaft umworben und von den Jungen um ihre sichere Rente beneidet: Menschen über fünfundsechzig. Doch was heißt es wirklich, alt zu sein – wenn die Glieder schwer werden, das Gehör und die Sehkraft nachlassen? Und man vielleicht noch immer seinem Tagwerk nachgehen möchte oder auch muss? Michel Abdollahi macht im Kulturjournal den Praxistext – und stellt fest: alt zu sein, ist ganz schön anstrengend! Zu 2.) „Freiheit“, „Lass uns leben“ oder „Sexy“ – die Hits von Marius Müller-Westernhagen hat fast jeder im Ohr. Und gerade deshalb will der Musiker sie nun anders auf die Bühne bringen. Für sein „Unplugged“-Konzert im vergangenen Jahr hatte Westernagen die wichtigsten Songs aus vier Jahrzehnten neu arrangiert – neben akustischer Gitarre und Schlagzeug auch für Geige, Orgel, Akkordeon, Flöte und weitere Instrumente. Das Konzert in der Berliner Volksbühne war fast eine Art Familientreffen, seine Lebensgefährtin, seine Tochter und der alte WG-Mitbewohner Udo Lindenberg standen mit auf der Bühne. Jetzt geht Westernhagen mit den Unplugged-Versionen auf Tournee: am 1.9. in Hamburg, am 20.10. in Hannover. Und die alten Hits sind Songs, die zeitlos geworden sind, wie neue Volkslieder der Deutschen. Zu 3.) „Ich möchte, dass Sie sich jeden Morgen vor meinem Kind zur Begrüßung hinknien. Um ihm auf Augenhöhe zu begegnen!“ Das bekommen Erzieherinnen heutzutage in den Kitas zu hören. Andere Kinder verteilen allmorgendlich ihr Müsli, wälzen sich einmal drin und führen dann einzelne Flocken zum Mund. Ein verwahrlostes Kind? Nein, die Eltern finden es toll, dass ihr Kind diese Erfahrung macht. Und wieder ein anderes Kind bezeichnet die Erzieherinnen als Schlampe, tritt diese, bespuckt sie. Beim Elterngespräch werfen die Eltern den Erzieherinnen vor, den Willen des Kindes brechen zu wollen. In ihrem Buch „Die Rotzlöffel-Republik. Vom täglichen Wahnsinn in unseren Kindergärten“ (Ecowin) schreiben die ehemalige Erzieherin Tanja Leitsch und die Kita-Leiterin Susanne Schnieder über respektlose Kinder und überforderte Eltern. Verhaltensauffällige Kinder – die kommen immer öfter aus
Akademikerfamilien. Denn diese Eltern sehen Erzieher als Dienstleister, die das übernehmen sollen, wozu die Eltern selbst keine Zeit mehr haben. Welche Auswirkungen das auf alle Beteiligten hat – darüber spricht das Kulturjournal mit den Autorinnen. Mehr zum Thema gibt es beim NDR Hörfunk und auf ndr.de/kultur zur Debatte „Mama, Papa, planlos?“. Zu 4.) Die Tochter muss plötzlich von der Schule abgeholt werden, auf der Straße gibt’s einen Unfall, die Eltern der Musikschüler nerven, und der Ehemann ist weit weg. Katharina führt das ganz normale stressige Leben einer berufstätigen Mutter. Und dann ist da noch dieser Knoten in der Brust, an den sie immer wieder denken muss, aber zum Arzt geht sie trotzdem nicht. Die aus Kiel stammende Schriftstellerin Mareike Krügel hat einen temporeichen Roman geschrieben: „Sieh mich an“ (Piper Verlag). Es geht um den täglichen Kampf und um die Frage, was aus den einstigen Träumen und Lebensentwürfen geworden ist. Wie kann man glücklich werden, wenn alles anders gekommen ist? „Sieh mich an“ ist unser NDR-Buch des Monats im August. Zu 5.) Er ist Kriminalhauptkommissar beim „Polizeiruf 110“, spielte einen DDR-Grenzer in „Bornholmer Straße“, und er ist einer der Stars am Schauspielhaus in Hamburg. Jetzt begibt sich Charly Hübner auf eine wunderbare Zeitreise in die Neunziger: In „Magical Mystery“ (Kinostart: 31.8.) muss er als „Karl Schmidt“ eine Horde durchgeknallter Techno-DJs durch Deutschland fahren. Schmidt lebte nach seinem Nervenzusammenbruch zurückgezogen in einer Drogen-WG, aber für die alten Freunde ist er der ideale Fahrer, denn er darf keinen Alkohol trinken, keine Drogen nehmen. „Magical Mystery“, nach dem Roman von Sven Regener, ist weit mehr als eine Hommage an die Anfänge der Techno-Szene. Dank des grandiosen Charly Hübners erzählt der Film die Geschichte eines Mannes, der wieder zurück ins Leben findet. Zu 6.) Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: NDR)