Folge 9

  • Folge 9 (2017/​2018)

    Folge 9
    Deutschlands größte Ruine erwacht: eine Reportage über Prora und seine neuen Bewohner
    Prora, der Koloss von Rügen, erwacht zu neuem Leben. Von den Nazis als Urlaubsfabrik erdacht, von der NVA als Kaserne genutzt, war es nach 1989 zum Teil eine gigantische Ruine. Der Abriss war schon angedacht, doch am Ende gewannen die Investoren. Ein Luxushotel, Eigentumswohnungen der Oberklasse, aber auch Sozialbauten und eine Jugendherberge sind entstanden. Die Reportage „die nordstory – Ruine mit Meerblick – Prora“ (Sendedatum im NDR Fernsehen am 27. Oktober, 20:15 Uhr) begleitet Feriengäste und neue Bewohner, Makler und Aktivisten. Wie lebt es sich hier, was bedeutet die schwierige Vergangenheit des Komplexes, der Herkunft durch die Nazis, die Nutzung durch die NVA, für die Bewohner? Wird in Zukunft überhaupt noch an die Geschichte erinnert? Oder reicht schon ein neuer Sanierungsanstrich, um sie zu vergessen?
    Fremd in Göttingen: Wie ein Amerikaner den Norden erlebte
    Er wollte nur für ein Jahr in Deutschland bleiben, inzwischen lebt er seit 40 Jahren hier: Wilbert Olinde jr. aus Los Angeles wurde 1977 für eine Basketballmannschaft in Göttingen engagiert. Damals durfte maximal ein „Ausländer“ pro Bundesligateam spielen. Für Olinde war der Wechsel ein Kulturschock: In den USA war Basketball schon damals eine der populärsten Sportarten. Er war es gewohnt, in großen Stadien zu spielen. Die Mannschaft in Göttingen trainierte in einer kleinen Sporthalle! Und auch sonst wunderte sich der Sportler über manche Marotten der Deutschen.
    Die damalige BRD war mit der RAF beschäftigt, weit davon entfernt, ein Einwanderungsland zu sein, und Olinde jr. wurde als Exot angesehen. Als die erste Spielzeit vorbei war, blieb er trotzdem. Der Autor Christoph Ribbat hat jetzt ein Buch geschrieben, in dem er die persönlichen Erlebnisse des Basketballers mit deutsch-amerikanischer Zeitgeschichte verwebt: „Deutschland für eine Saison“ (Suhrkamp Verlag). Das „Kulturjournal“ begleitet Olinde, der inzwischen in Hamburg lebt, zu einem Wiedersehenstreffen mit seinen alten Mannschaftskollegen nach Göttingen.
    Nolde und die Nazis: die dunkle Seite des Malers aus Seebüll
    Eigentlich hieß er Hans Emil Hansen. Mit Mitte 30 nannte er sich nach seinem nordschleswigschen Heimatdorf um: Nolde. Passenderweise. Denn er hat seine Heimat dort wie kein Zweiter auf Leinwand verewigt. Er war ein Farbenmagier, der mit Farben zaubern konnte. Ein Altmeister des Expressionismus, zugleich aber auch in der NS-Zeit glühender Nazi und Antisemit. Umso mehr traf es ihn, dass seine Werke von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ diffamiert wurden. In einem Brief an Goebbels wies er darauf hin, dass er sich als ein Künstler „im offenen Kampf gegen die Überfremdung der deutschen Kunst“ sähe. Genützt hat ihm das nicht.
    Ein Berufsverbot wurde über ihn, den starrköpfigen und geltungssüchtigen Maler, verhängt. Im Rückblick erwies sich die schroffe Ablehnung durch die Nazis für Emil Nolde als Glücksfall: So konnte er sich nach dem Krieg als Opfer des Regimes stilisieren. Am 26./​27. Oktober veranstaltet die Nolde-Stiftung Seebüll ein
    Symposium in der Freien Akademie der Künste Hamburg zum Thema Nolde und der Nationalsozialismus. Und Mitte November wird die Ausstellung „Nolde und die Brücke“ in der Kunsthalle zu Kiel eröffnet. Das „Kulturjournal“ blickt vorab mit dem Nolde-Forscher Bernhard Fulda auf das Leben eines Malers zwischen Natur und Nationalsozialismus.
    Der Mann, der mit der Bratsche verzaubert: Julia Westlake trifft Nils Mönkemeyer
    Wehmütig, sehnsüchtig, so klingt die Bratsche. Mit diesem Klang verzaubert Nils Mönkemeyer die Welt. Er macht Karriere auf einem Instrument, das eigentlich kein Star-Potenzial hat. Seine musikalische Ausbildung begann Mönkemeyer zunächst auf der Violine als Jungstudent an der Hochschule für Künste Bremen. 1997 wechselte er zum Instrument Bratsche und an die Musikhochschule Hannover. Mittlerweile ist er von der Presse hoch gelobt und mit Preisen ausgezeichnet. In diesem Jahr hat er die künstlerische Planung beim Festspielfrühling Rügen im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Und wenn am 29. Oktober in der Elbphilharmonie der ECHO Klassik verliehen wird, darf sich auch Nils Mönkemeyer über eine Auszeichnung freuen: Sein Album „Mozart With Friends“, das er zusammen mit Sabine Meyer, Julia Fischer und William Youn aufgenommen hat, bekommt den Preis in der Kategorie „Kammereinspielung des Jahres“. Julia Westlake trifft den Ausnahme-Bratscher.
    Die große Kunst der Null: Endre Tót im Staatlichen Museum Schwerin
    Die Null muss stehen: Dieser Ausspruch war keine Erfindung eines Fußballtrainers, sondern das Motto von Endre Tót. Der hatte 1970 die Malerei aufgegeben und sich konsequent mit dem Nichts auseinandergesetzt. Eine Kunst der Abwesenheit, der Verweigerung von Inhalten ist so entstanden. Etwa durch Demonstrationen, in denen die Schriftzüge auf Schildern ausschließlich aus Nullen bestehen, statt aus politischen Forderungen. Zur Ausstellungseröffnung im Staatlichen Museum Schwerin „Zer0 makes me glad sad mad“ (ab 21. Oktober) wird so eine Zero-Demonstration veranstaltet. Tót arbeitet viel mit öffentlichen Plakatwänden und Werbeschildern, in der Galerie Alte & Neue Meister Schwerin sind weitere Aktionen und Werke des gebürtigen Ungarn zu sehen. Mehr Null geht nicht.
    „Der Norden liest“: Günter Märtens und Peter Lohmeyer in Bad Iburg
    Er träumt von einem Leben als Rockstar. Er macht Musik, jobbt als Roadie, nimmt Drogen, schließlich Heroin. Und versinkt in einer anderen Welt. In seiner Autobiografie „Die Graupensuppe“ hat Günter Märtens, heute Bassist bei Ulrich Tukur und den Rhythmus Boys, die Geschichte seiner Jugend und seiner Sucht aufgeschrieben. In der Reihe „Der Norden liest“ stellt der Hamburger Musiker das Buch zusammen seinem Freund Peter Lohmeyer und seiner eigenen Band PlingPlang vor. Alle Informationen unter ndr.de/​dernordenliest.
    „wahr. schön. gut.“: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche.
    Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.10.2017NDR

Cast & Crew

Sendetermine

Fr 27.10.2017
02:15–02:45
02:15–
Mo 23.10.2017
22:45–23:15
22:45–
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