2016, Folge 747–764

  • Folge 747 (90 Min.)
    Ob berufliche Veränderung, eine neue Liebe oder ein schmerzhafter Schicksalsschlag – Veränderungen bestimmen unser Leben. Doch wie rüsten wir uns dafür und meistern den Neuanfang? Im Nachtcafé in dieser Woche: starke Geschichten rund ums Aufhören und neu Anfangen. Mit einem neuen Partner den zweiten Frühling erleben, endlich den Traumjob finden oder alles auf eine Karte setzen und im Ausland ein neues Leben beginnen – wer hatte nicht schon einmal den Wunsch, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und nochmal ganz neu anzufangen? Doch vom Traum bis zur Verwirklichung ist es ein langer, steiniger Weg. Und es braucht Mut und Risikofreude, das Alte hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken. Gerade wenn wir unfreiwillig zum Halten kommen, fällt das oft schwer. Wie meistern wir die Nachricht einer schweren Erkrankung oder den Verlust eines geliebten Menschen? Ein Moment der Läuterung kann uns dauerhaft erschüttern – oder Kraft spenden für den Neubeginn „Vom Aufhören und Anfangen“, ist das Thema bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ.
    Unsere Gäste: Nach der Trennung von Ihrem langjährigen Partner war Susanne Fröhlich auf der Suche nach einer neuen Liebe. Gar nicht so einfach! Wieder Single, mit Ende 40, fast schon erwachsenen Kindern und einer Vielzahl an Angeboten. „Was voller Optimismus, Neugier und auch ein wenig Naivität begann, entpuppt sich schnell als ein Dauerbesuch im Kuriositätenkabinett!“, sagt die sympathische Bestsellerautorin. Einen tiefen Einschnitt in sein bis dahin junges Leben hatte Samuel Koch vor fünf Jahren. Vor den Augen eines Millionenpublikums verunglückte er in der Sendung „Wetten, dass..?“ und ist seither vom Hals an abwärts gelähmt. „Ich musste erst einmal lernen, wieder glücklich zu sein“, sagt der heutige Schauspieler. Inzwischen hat er auch seine große Liebe gefunden. Christine Ferrari war lange Zeit unglücklich mit dem stressigen Alltag und der Oberflächlichkeit in ihrer Heimat. Eines Tages setzte die Schweizerin alles auf eine Karte und wanderte aus. „Natürlich habe ich auch Fehler und schlechte Erfahrungen gemacht, aber ein Scheitern gibt es für mich nicht!“, sagt Ferrari. Heute betreibt sie in Marokko eine Safran-Farm und fühlt sich wie im Paradies. Der ehemalige Fußballprofi Michael Tönnies pflegte nach seinem Karriere-Ende einen ruinösen Lebenswandel. Alkohol, Zigaretten und Glücksspiel – finanziell und gesundheitlich ging es für ihn steil bergab. „Ich hatte mich schon fast aufgegeben – bis mir meine alten Fans und ehemalige Mitspieler Mut zusprachen“, sagt Tönnies. Nach einer Lungentransplantation kann er inzwischen wieder nach vorne blicken. Arbeit, Liebe, Leben – jahrzehntelang führten Monika Ehrhardt-Lakomy und ihr Mann Reinhard eine symbiotische Beziehung, bis er 2013 die Diagnose Lungenkrebs erhielt. Nur sechs Wochen blieben den beiden bis zu seinem Tod. Der beliebte Liedermacher hinterließ sein Lebenswerk, das seine Witwe weiterführt. „Sein Tod zog mir einfach den Boden weg, das tut es bis heute. Aber ich hatte die Kraft zu sagen: Natürlich mache ich das weiter!“ Für den Philosophen Prof. Dr. Wilhelm Schmid ist das Leben bestimmt vom Aufhören und Anfangen. Dabei sind starke Beziehungen wichtig und die Fähigkeit sich selber immer wieder zu besinnen und zu fragen: Was will ich eigentlich? „Lebenskunst besteht darin, eine gute Mischung zu finden zwischen Dingen die wir belassen: Beziehungen, Liebe, Arbeit. Und etwas Neues auf uns zukommen zu lassen.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 15.01.2016SWR Fernsehen
  • Folge 748 (90 Min.)
    Frühe seelische Verletzungen sitzen tief! Keine Frage, die Vergangenheit hinterlässt in uns ihre Spuren. Und oft bleiben Narben, die auch noch im hohen Alter schmerzen und immer wieder aufbrechen können. Doch darf die Kindheit als Sündenbock für alles herhalten, was im weiteren Leben schief läuft? Es reist sich bekanntlich besser mit leichtem Gepäck, doch nicht jedem wurden in der Kindheit die besten Startbedingungen in den Rucksack fürs Leben gelegt: Hineingeboren in ein gewalttätiges Elternhaus, traumatisiert durch einen schweren Unfall in jungen Jahren oder Demütigungen von Schulkameraden ausgesetzt, die sich unwiderruflich in die Seele einbrennen – solch belastende Erlebnisse aus Kindertagen können auch noch Jahrzehnte später Komplexe, Partnerschaftsprobleme oder Depressionen nach sich ziehen.
    Aber warum schaffen es die einen, trotz widriger Umstände in der Kindheit später ein harmonisches Leben zu führen, andere wiederum reiben sich trotz bester Kindheitsvoraussetzungen ständig am Leben? Wie schwer wiegen frühe Erfahrungen wirklich? Bestimmen nur wir selbst unseren weiteren Lebensweg oder spielen andere Faktoren eine weitaus wichtigere Rolle? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 22.01.2016SWR Fernsehen
  • Folge 749 (90 Min.)
    Für ihren Umgang mit dem Thema Sexualität steht die Katholische Kirche immer wieder in der Kritik. Mit ihrer Verurteilung von Homosexualität und dem krampfhaften Festhalten am Zwangszölibat lebe die Kirche eine Doppelmoral, so der Vorwurf. Welche Folgen hat das für die Betroffenen? Und warum reagiert die Kirche nicht auf die gesellschaftliche Wirklichkeit? Im NACHTCAFÉ diskutieren u.a. Krzysztof Charamsa, ehemaliger rang-hoher Priester im Vatikan und Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. Vor wenigen Monaten erschütterte ein Coming Out die Kirchenwelt: Krzysztof Charamsa, Mitglied der katholischen Glaubenskongregation im Vatikan, stellte der Öffentlichkeit vor laufenden Kameras seinen Lebenspartner vor. Zeitgleich kritisierte der polnische Priester die Kirche scharf für ihren Umgang mit Sexualität.
    Der Klerus sei „überwiegend homosexuell“, die Kirche in ihrer Haltung homophob und rückwärtsgewandt, so Charamsa. Nicht erst seit Charamsas spektakulärem Auftritt wirken die Sexualvorstellungen der Kirche aus der Zeit gefallen. Priester müssen sich auch im 21. Jahrhundert zu einem zölibatären Leben verpflichten – unterdrücken ihre Bedürfnisse nach Liebe und Sexualität oder leben sie im Verborgenen. Mit persönlichen Folgen für Pfarrer, ihre Partner und Kinder. Und, wie in den Missbrauchsskandalen der vergangenen Jahre aufgedeckt, teilweise auch zum dramatischen Nachteil ihrer Schutzbefohlenen. „Das Kreuz mit dem Sex“, ist das Thema bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Georg Bruder (0711/​929–13701). Presse: Bruno Geiler (07221/​929–23273).
    Unsere Gäste: Krzysztof Charamsa arbeitete jahrelang im innersten Zirkel der Katholischen Kirche im Vatikan. Der Priester schrieb als Mitarbeiter der Glaubenskongregation sogar an einem Erlass mit, der Homosexuellen das Priesteramt untersagt. Im Oktober dann vor aller Öffentlichkeit das Outing als schwuler Priester und das Bekenntnis zu seinem Partner – aus Protest. Er sagt: „Ich musste jahrelang wider meine Natur leben“. Andreas Englisch bestätigt: „Es gibt keine andere Institution, die auf der einen Seite so stark von Homosexualität geprägt und auf der anderen Seite so homophob ist“. Der Journalist und Vatikan-Experte wundert sich, dass der Kirche in Personalfragen auch im 21. Jahrhundert der Verzicht auf Sexualität wichtiger ist, als die fachliche Eignung der Menschen.
    Vom neuen Papst erhofft sich der Franziskus-Fan eine Aufbruchsstimmung in der Kirche. Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hingegen hält an seinen urkatholischen Überzeugungen fest und macht wenig Hoffnung auf Reformen seiner Kirche. „Priester sein heißt: Man verpflichtet sich auf die Ehelosigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit.“ Sein eigenes zölibatäres Leben empfindet Jaschke nicht als Verzicht sondern als Bereicherung. Der ehemalige Pfarrer Stefan Hartmann bekannte sich vor zwei Jahren zu seiner unehelichen Tochter. Nach seiner öffentlichen Beichte untersagte ihm sein Bischof weitere Äußerungen. Drei Monate später bat er den Papst, ihn von seinem Keuschheitsversprechen zu befreien.
    „Ich bin nicht für die Abschaffung des Zölibats, aber ich bin für die Abschaffung der Pflicht zum Zölibat“, sagt Hartmann, der heute mit seiner Partnerin Sandra Dorn zusammenlebt. Als Neunjähriger erfuhr Marco Palmiro Stoop, dass er der Sohn eines katholischen Pfarrers ist. Eine starke innere Zerrissenheit in der Jugend war die Folge. Als er seinen leiblichen Vater schließlich kennenlernte, war der Schock groß: „Das Schlimmste war, dass ich merkte: Ich gleiche ihm wie ein Ei dem anderen. Ich habe mich da nur noch gehasst.“ Annäherungsversuche endeten in Ablehnung und Enttäuschung, was Marco Palmiro Stoops Leben bis heute prägt.
    Was kann passieren, wenn Menschen ihre Sexualität aufgrund eines Keuschheitsgelübdes dauerhaft unterdrücken? Professor Rotraud Perner meint: „Der Zwang, zölibatär zu leben, ist unmenschlich und mit der Bibel nicht zu vereinbaren“. In die Praxis der Psychotherapeutin und Sexualforscherin kommen auch betroffene Priester – und deren Opfer. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 29.01.2016SWR Fernsehen
  • Folge 750 (90 Min.)
    Hauptsache extrem und bizarr! Manchen Menschen ist jedes Mittel recht, um sich vom Durchschnitt abzugrenzen, sie wollen Auffallen um jeden Preis. Ob Fahrradschlauch-Lippen, Augapfel-Tattoos, Zungenspaltungen – das Wichtigste für solche Optik-Optimierer ist es, aus der Masse herauszustechen. Ihr individuelles Lebensgefühl soll sofort im Äußeren sichtbar werden. Selbstverwirklichung macht auch nicht vor der Wohnungseinrichtung Halt: Der Dracula-Fan schläft nicht im biederen Doppelbett, sondern klappt allabendlich den Deckel seines Eiche-Rustikal-Sargs zu. Der Science-Fiction-Liebhaber wohnt nicht im banalen Reiheneckhaus, er lässt seinen Häusertraum im Stil eines Raumschiffs wahr werden. Anders sein als die Anderen – nicht jeder ist das mit eigener Absicht. Manche rücken auch unfreiwillig in den Mittelpunkt.
    Wer beispielsweise als Folge einer Tumorerkrankung mit einem deformierten Gesicht leben muss, für den ist jeder Tritt vor die Haustür ein Spießrutenlauf vor entsetzten und mitleidigen Blicken. Was ist heutzutage überhaupt noch normal? Warum wird der Drang immer größer, sich bewusst eigen- und andersartig von der Gesellschaft abzugrenzen? Wie kann aus einem vermeintlichen Makel ein Markenzeichen werden? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 12.02.2016SWR Fernsehen
  • Folge 751 (90 Min.)
    Weg mit dem Speck, das Frühjahr naht! Schlank und durchtrainiert, das ist der Trend dieser Tage. Denn Dicke gelten als behäbig, nicht begehrenswert und weniger erfolgreich. Abnehmen ist gut für die Gesundheit, stärkt das Ego und verbessert die Lebensqualität. Aber hängt das Glück allein von der Traumfigur ab? Macht der Selbstoptimierungswahn mit Dauerdiät und Sportprogramm uns am Ende nicht noch unzufriedener – oder sogar krank? „Schlank macht glücklich?“ fragt Michael Steinbrecher seine Gäste im NACHTCAFÉ. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 19.02.2016SWR Fernsehen
  • Folge 752 (90 Min.)
    Wer wünscht sich nicht eine treue Ehefrau, einen ehrlichen Geschäftspartner, eine zuverlässige beste Freundin? Vertrauen ist das Fundament einer jeden engen Beziehung. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Denn oft ist der Preis für einen gewährten Vertrauensvorschuss eine bittere menschliche Enttäuschung. Besonders schmerzhaft ist es, sich in Menschen zu täuschen, für die man eigentlich die Hand ins Feuer gelegt hätte. Blind vertraut – bös’ erwacht! Manchmal ist es nur ein dummer Zufall, der dafür sorgt, dass das Doppelleben des eigenen Ehemanns ans Tageslicht kommt. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ dachte sich auch schon so mancher zweifelnde Vater, bis er schließlich durch einen Gentest schwarz auf weiß die Gewissheit bekam: Das ist nicht mein Kind, ich wurde über Jahre getäuscht, belogen und ausgenutzt.
    Schöne Worte und falsche Versprechungen – das ist auch die Erfolgsmasche, auf die windige Anlagebetrüger setzen und ihre leichtgläubigen Kunden ins finanzielle Verderben stürzen. Ob privat oder beruflich – ist es möglich, nach einer Enttäuschung zu einem Menschen wieder ehrliches Vertrauen aufzubauen? Wo endet Gutgläubigkeit, wo beginnt Naivität? Sollte man eher auf seinen Kopf oder seinen Bauch hören? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 26.02.2016SWR Fernsehen
  • Folge 753 (90 Min.)
    Der Vater ist längst mehr als nur Erzeuger, Ernährer und Familienoberhaupt. Der Vater ist auch Beschützer, Begleiter, Ratgeber und Vertrauter. Vater-Kind-Beziehungen können von tiefer Liebe, Freundschaft und Vertrauen geprägt sein, aber auch von Ablehnung oder sogar Hass. Manche Menschen schauen ihr Leben lang bewundernd zum Vater auf, andere wollen sich so früh wie möglich von ihm abgrenzen. Auf die eine oder andere Weise: Väter prägen das Leben ihrer Kinder nachhaltig. Selbst die Abwesenheit eines Vaters, sei es durch Trennung oder Tod, hat Einfluss auf die Entwicklung und den Lebensweg. Inwiefern prägen die Erfahrungen mit unseren Vätern unser Leben, unsere Persönlichkeit und unser eigenes Verständnis von Familie? Was lernen wir von unseren Vätern? Und wie gelingt es, auch aus traumatischen Erfahrungen gestärkt hervorzugehen? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 04.03.2016SWR Fernsehen
  • Folge 754 (90 Min.)
    Ein Leben lang durch dick und dünn – nicht nur Frischverliebte haben die Sehnsucht, eine Person zu finden, die verlässlich ist – einen Anker in allen Lebenslagen, einen Seelenverwandten, einen Vertrauten. Zusammen durch die Höhen und Tiefen des Lebens schreiten – das kann die gemeinsam aufgebaute Firma sein oder ein riskantes Hobby unter Freunden, bei dem beide bis an ihre Grenzen gehen. Wenn es um den Einsatz für eine gute Sache geht, kann auch ein ganzes Dorf zusammenhalten wie Pech und Schwefel. Gute, verlässliche Beziehungen steigern das Wohlbefinden und verlängern die Lebenserwartung, sagt die Forschung. Doch ein eingespieltes Team wird auch immer wieder auf die Probe gestellt. Schnell können Situationen entstehen, wo es gilt, seinen eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen – wenn es sein muss, auf Kosten des Anderen.
    Wie gesund sind symbiotische Beziehungen? Wie mit Enttäuschungen umgehen? Was ist das Geheimnis einer lebenslangen Verbindung? „Gemeinsam durch dick und dünn“ ist das Thema am 11. März 2016 bei Michael Steinbrecher. Mit dabei: Marianne & Michael. Seit über vier Jahrzehnten gelten die beiden als DAS Traumpaar der Volksmusik und als unzertrennlich – beruflich wie privat. „Niemals hätte ich geglaubt, dass meine Frau zu so etwas fähig ist. Ich habe die Warnsignale nicht erkannt, obwohl sie die Tat schon Wochen vorher plante.“ Acht Jahre war das Paar verheiratet, doch was sich 2012 ereignete, sprengte die Vorstellungskraft von Karl F. Seine Frau nahm den beiden gemeinsamen kleinen Kindern und schließlich sich selbst das Leben. Sein Glaube gibt Karl F.
    Kraft, mit diesem Schicksalsschlag umzugehen und Menschen auch weiterhin mit Vertrauen und Offenheit zu begegnen. Sehr lange hat es gedauert, bis Ellen Thiemann anderen Menschen wieder ohne Misstrauen begegnen konnte. Obwohl das Ehepaar gemeinsam einen Fluchtversuch aus der damaligen DDR plante, war es – wie sie später den Akten entnehmen konnte – ihr eigener Mann, der sie an die Stasi verriet. Ellen Thiemann nahm die Schuld alleine auf sich, durchlitt dreieinhalb Jahre lang im berüchtigten Frauengefängnis Hoheneck die Hölle: „Wenn der engste Vertraute zum Verräter wird, das ist doppelt und dreifach schlimm. Ich kann nicht nachvollziehen, wie ich mich so in einem Menschen täuschen konnte.“ Gitta Saxx musste für ihr Vertrauen einen hohen finanziellen Preis bezahlen.
    Wegen Dauerkopfschmerzen wandte sich das damalige Playmate an einen selbsternannten Heiler, den sie aus dem Freundeskreis kannte. Für sein großzügig bemessenes Beraterhonorar nahm die gebürtige Schwarzwälderin sogar Kredite auf: „Mein Guru hat mich einer Gehirnwäsche unterzogen. Ich habe ihm mehr vertraut als mir selbst.“ Acht Jahre lang wanderten insgesamt etwa 200.000 Euro in seinen Geldbeutel, noch heute trägt sie aus dieser Zeit Schulden ab. Halina Löffler glaubte, übers Internet ihre große Liebe gefunden zu haben. Die Unternehmerin fühlt sich fast seelenverwandt mit dem Mann, den sie nur über Facebook kennt und der ihr täglich liebevolle E-Mails schreibt.
    Die alleinerziehende Mutter glaubt an eine gemeinsame Zukunft – bis sich das Blatt schlagartig wendet: Der angebliche Multimillionär aus Monaco erpresst sie mit Aktfotos: „Ich war in einer Art Trance, habe meine Gehirnzellen ausgeschaltet. Ich hätte meine Hand für ihn ins Feuer gelegt.“ Den Prozess gegen ihn hat sie zwar gewonnen, ein generelles Misstrauen ist ihr allerdings geblieben. Verführen und Vertrauen gewinnen – fast 20 Jahre lang wickelte Daniel Blessgen unzählige Frauen um den Finger, teilweise waren es sieben gleichzeitig: „Ich wollte mir immer wieder neu beweisen, dass ich genau die Frauen kriege, die ich haben will. Viele habe ich auch schnell wieder fallen lassen.“ Die Frauen öffneten dem Musiker ihr Herz und vertrauten ihm Intimes an, er wiederum sah die Beziehungsanbahnung als rein sportlichen Anreiz.
    Bis er eines Tages erkannte, dass diese Art der Manipulation nicht dauerhaft glücklich machen kann. „Jeder Mensch sammelt die Erfahrung, dass Vertrauen missbraucht wird. Entscheidend ist, wie wir mit dieser Erfahrung umgehen.“ Bei der täglichen Arbeit von Diplompsychologe Harald Krutiak mit seinen Klienten ist das Thema Verlässlichkeit allgegenwärtig, denn „hinter den meisten negativen Erfahrungen stecken Enttäuschungen und Vertrauensmissbrauch – ob in der Kindheit durch Bezugspersonen oder im Erwachsenenalter durch Partner, Freunde oder auch Geschäftspartner“, so der Therapeut. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.03.2016SWR Fernsehen
  • Folge 755 (90 Min.)
    Brandanschläge auf Asylbewerberheime, Blockaden vor Flüchtlingsbussen, Kommentarschlachten im Internet – unsere Gegenwart scheint von einer Atmosphäre der Verrohung geprägt. Die Nerven liegen blank. Die Rhetorik wird schärfer, einige lassen den Worten schon Taten folgen: Nicht zuletzt das Attentat auf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker im vergangenen Oktober erschütterte die Republik. Erreicht die Verrohung der Gesellschaft eine neue Qualität? Von einer „Pogromstimmung“ ist die Rede, manch einer fühlt sich an Straßenkämpfe vergangener Zeiten oder gar die Weimarer Republik erinnert. Ist dann eben doch alles schon einmal da gewesen? Die Wurzeln der Verrohung finden wir schon in unserem gesellschaftlichen Alltag: Wir schauen weg, wenn jemand in der U-Bahn angepöbelt wird. Mobbing am Arbeitsplatz wird ein immer breiteres Phänomen.
    Die Ellenbogengesellschaft scheint sich durchgesetzt zu haben. Wo schaffen wir es noch, Mitmenschlichkeit und Empathie zu leben? Michael Steinbrecher lädt zu einem runden Tisch jenseits der Politik, um über die anstehenden Probleme zu sprechen: „Rücksichtslos und egoistisch – verroht unsere Gesellschaft?“, lautet das Thema von Michael Steinbrecher und seinen Gästen im NACHTCAFÉ. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.03.2016SWR Fernsehen
  • Folge 756 (90 Min.)
    Warum nur so früh? Gerade wenn ein junger Mensch sein Leben verliert, bleiben bei den Angehörigen und Freunden oft nichts als Fassungslosigkeit, Wut und Verbitterung zurück. Natürlich wissen wir alle nicht, wie viel Zeit uns hier auf unserem Planeten bleibt. Wenn aber kleine Kinder, Teenager oder junge Erwachsene, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, von uns gehen, stellt sich unmittelbar die Frage nach Sinn und Gerechtigkeit.
    Warum musste mein Sohn mit seinen vier Jahren so lange um sein Leben ringen und hat schlussendlich den Kampf verloren, ich aber darf weiterleben? Weshalb war die beste Schulfreundin zur falschen Zeit am falschen Ort, fiel einem Mörder in die Hände und musste mit 15 so brutal sterben? Ob der Tod völlig überraschend kommt oder es sich über einen längeren Zeitraum abzeichnet, dass ein junges Leben bald beendet sein wird – wie können wir mit dem Tod eines geliebten Menschen fertig werden, der sehr früh aus diesem Leben gehen musste? Wie kommt ein sterbenskranker junger Patient damit klar, seine Endlichkeit unmittelbar vor Augen zu haben? Kann ein früher Tod überhaupt einen Sinn haben? Antworten bei Michael Steinbrecher. Am 25. März im Nachtcafé zum Thema „Wenn das Leben früh endet“. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 25.03.2016SWR Fernsehen
  • Folge 757 (90 Min.)
    Egal ob es um Berufliches, Privates oder die Lebensumstände geht – Entscheidungen verändern unser Leben. Wer sich von einem langjährigen Partner trennt oder gar die ganze Familie verlässt, muss ebenso mit den vielfältigen Konsequenzen leben, wie der Topmanager, der von heute auf morgen alles hinwirft und auf die Karriere verzichtet. Dabei sind nicht alle Entscheidungen freiwillig: Manchmal braucht es die Kraft sich aus schwierigen Lebenssituationen zu befreien oder zu sich selbst zu stehen, etwa bei einer Geschlechtsumwandlung. Doch ein ständiger Begleiter der Entscheidungen ist auch das Risiko: Längst nicht jede Entscheidung stellt sich später als richtig heraus, manch eine bereuen wir gar ein Leben lang. Welche Entscheidung ist die richtige für mich? Gebe ich meinem Bauchgefühl oder der kühlen, rationalen Überlegung den Vorzug? Wie gehe ich mit den Konsequenzen meiner Entscheidung um? – Diese zeitlosen Fragen beschäftigen viele Menschen immer wieder. Michael Steinbrecher begegnet Menschen, die aus unterschiedlichen Situationen heraus lebensverändernde Entscheidungen getroffen haben. „Entscheidungen fürs Leben“ lautet das Thema im NACHTCAFÉ.
    Unsere Gäste: „Entscheidet Euch!“, fordert Kabarettist Florian Schroeder. Er ist überzeugt: „Selbst eine schlechte Entscheidung ist besser, als gar keine“. Schroeder beobachtet, dass uns Entscheidungen heutzutage schwerer fallen, und vor allem immer rückholbar bleiben müssen. Er selbst entschied sich vor rund einem Jahrzehnt für ein Leben auf der Bühne – mit Erfolg. Von außen betrachtet führte Claudia Antonia Merkle ein perfektes Leben: Eine langjährige Beziehung, eine Tochter, ein Haus am Comer See. Wirklich glücklich war sie damit aber nicht. Also ließ sie Mann und Kind hinter sich und wagte alleine einen Neuanfang in London: „Anfangs dachte ich, ich sei eine Rabenmutter. Aber irgendwann habe ich gemerkt, ich muss schon auch irgendwie glücklich sein.“ Hannah Lietz wurde als Mann geboren, fühlte sich aber mehr und mehr als Frau. Lange zögerte sie ihre Weiblichkeit auch offen auszuleben, schließlich entschied sie sich aber für eine Geschlechtsangleichung: Aus dem Familienvater Klaus wurde Hannah. Ihre Entscheidung empfindet sie heute als Befreiung: „Die Leute waren gar nicht geschockt, nur unglaublich interessiert. Es war alles sehr warmherzig und positiv.“ Viktor Staudt ist seit seiner Kindheit depressiv. Im Alter von 30 Jahren wollte er sich das Leben nehmen, sprang vor einen Zug. Das war aus heutiger Sicht die schlechteste Entscheidung seines Lebens. Die Depressionen werden ihn weiterhin begleiten, heute blickt er aber anders auf das Leben: „Man möchte sich ja eigentlich nicht das Leben nehmen, sondern nur den Probleme ein Ende setzen.“ Was es bedeutet, wenn eine Entscheidung ein ganzes Leben verändert – das hat auch Deborah Feldman erfahren. In ihrer Heimatstadt New York lebte sie in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft nach sektenartigen Regeln. Sie wurde mit einem fremden Mann verheiratet, erst als sie Mutter wurde, fand sie die Kraft für eine Befreiung: „Manchmal ist es leichter für jemanden anderen zur Heldin zu werden als für sich selbst“ Christian Kurmann traf eine Lebensentscheidung, die viele Menschen als unvernünftig bezeichnen würden: Als bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert wurde, entschied er sich bewusst gegen die klassische Schulmedizin. Stattdessen ging er in ein Bergkloster in Bhutan. Es geschah, was bis heute kein Arzt erklären kann: Der Krebs verschwand. Diese Entscheidung ermutigte ihn, sein Leben neu auszurichten: „Ich habe eine Freiheit erlangt, die ich früher nie hatte.“ Ursula Nuber ist Psychologin und Chefredakteurin des Magazins „Psychologie Heute“. Für sie steht fest, dass man bei Entscheidungen egoistisch sein darf und Eigensinn wichtig ist. Außerdem ermutigt sie dazu, sich auf die Konsequenzen einer Entscheidung einzulassen: „Die eine richtige Entscheidung gibt es nicht. Wir selbst müssen unsere Entscheidungen zu den richtigen machen.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 01.04.2016SWR Fernsehen
  • Folge 758 (90 Min.)
    Der Schock sitzt tief: Wer in der Großstadt nach einer Wohnung sucht, hört von Vermietern Preise, bei denen einem nicht nur der Mund offen stehen bleibt, sondern die auch wütend machen. Alle zieht es in die Ballungszentren, dort aber hat der harte Kampf um billigen Wohnraum längst begonnen. Um die wenigen Sozialwohnungen buhlen immer mehr Bewerber, auch tausende Flüchtlinge brauchen eine Bleibe. Familien sind die größten Verlierer der grassierenden Mietexplosionen, hingegen blüht für Investoren das Geschäft. Die Mieten steigen rasant, die Renten aber kaum. Die Konsequenz: Alte müssen raus, denn immer mehr Rentner wissen nicht mehr ein noch aus. Sie sind nach einer kräftigen Mieterhöhung aufgrund Altbausanierung zum Umzug gezwungen, müssen Freunde verlassen, fühlen sich aus ihrer vertrauten Umgebung entrissen.
    Was bleibt, sind wehmütige Erinnerungen und ein Beigeschmack, der nach Gerechtigkeit ruft. Leben bald nur noch Besserverdienende in den Ballungszentren? Was kann die Mietexplosionen stoppen? Wer kann dagegen steuern, damit Problemviertel erst gar nicht entstehen? Darüber diskutiert Michael Steinbrecher mit seinen Gästen am 08. April im Nachtcafé zum Thema. U.a. mit dabei: Der Ludwigshafener TATORT-Kommissar Andreas Hoppe. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 08.04.2016SWR Fernsehen
  • Folge 759 (90 Min.)
    Mehr als jede dritte Ehe wird in Deutschland geschieden – häufig enden Beziehungen bereits nach der ersten Verliebtheitsphase, die laut Wissenschaftlern zwischen 3 und 18 Monaten andauert. Aber allen Trennungsstatistiken zum Trotz: es gibt auch die Paare, die die heikle Phase zwischen euphorischer Verliebtheit und wahrer Liebe gemeistert haben und eine glückliche, langfristige Partnerschaft führen – auch in unkonventionellen Beziehungsformen. Für manche liegt das Glück darin, ihre Liebe mit mehreren Partnern zu teilen. Andere wiederum finden den Schlüssel zum Liebesglück in der räumlichen Distanz zum Partner. Nähe als Liebeskiller? Alles andere als das, finden Paare, die in symbiotischer Zweisamkeit ihr Glück finden.
    Wie viel Freiraum sollte man dem Partner lassen? Bringt mehr Abstand automatisch auch mehr Abwechslung im Beziehungsalltag? Und wie kann man sich auch nach jahrzehntelanger Ehe die Liebe für den Liebsten bewahren? Wie wir eingeschliffene Beziehungsmuster hinter uns lassen und den Schlüssel zum Liebesglück finden, verraten unsere Gäste bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFé, wenn es heißt: „Wie gelingt die Partnerschaft?“. Walter und Inge Jens waren jahrzehntelang das intellektuelle Vorzeigepaar. Gemeinsam prägten die Universalgelehrten den literarischen und gesellschaftlichen Diskurs von Nachkriegsdeutschland bis zur Gegenwart. Über sechs Jahrzehnte waren die beiden symbiotisch verbunden, auch dann noch, als Walter Jens erkrankte. „Wir haben dieses Schicksal gemeinsam akzeptiert – und nie aufgehört, Partner zu sein“, sagt Inge Jens heute.
    Die Moderatorin und Schauspielerin Maren Gilzer trennte sich nach 17 Jahren von ihrem Mann und Manager. Rückblickend weiß sie nun, wie wichtig Freiheit in einer Beziehung ist. Und sie hat verstanden, dass der Erfolg ihrer Partnerschaft der Fernbeziehung geschuldet war. „Ich bin nicht der Typ, der als Lebensinhalt einen Mann umsorgt“, stellt die gebürtige Berlinerin fest. Eva und Fred Ryter brauchten mehrere Anläufe, bis sie als Paar glücklich werden konnten. Der Dachdecker und die Krankenschwester gaben sich 1972 das „Ja-Wort“ und ließen sich 1989 scheiden. Zehn Jahre später entdeckte sich das ungleiche Paar neu und heiratete ein zweites Mal. „Heute ist uns bewusst, dass eine Ehe einen Preis hat. Die neue Chance ist ein unglaubliches Geschenk.“ Für Konstantin Stavridis reicht eine Frau nicht aus.
    Glücklicherweise hat er mit seiner Lebensgefährtin eine passende Partnerin gefunden, die wie er weitere Beziehungen unterhält. Das polyamore Paar erwartet gerade das zweite Kind und will nun auch heiraten. „Für mich steht die Eheschließung dafür, dass wir uns nicht verlassen werden – trotz der Menschen, die vielleicht noch dazukommen“, erklärt Stavridis. Trotz seines schwulen Outings entschloss sich Ronald Wechler gemeinsam mit seiner Frau, die Partnerschaft fortzuführen. „Toleranz, Akzeptanz und Liebe waren wesentliche Merkmale, warum unsere Ehe funktioniert hat“, stellt der dreifache Familienvater im Nachgang fest. Dennoch: seit 2015 ist das Paar nun offiziell geschieden und lebt jeweils mit neuen Partnern zusammen.
    Wenn jemand weiß, wie Partnerschaft gelingen kann, dann ist das der Paartherapeut Mathias Jung, der selbst in zweiter Ehe verheiratet ist. Ein Erfolgsgeheimnis langwährender Beziehungen seien monatliche Paargespräche und klar geäußerte Wünsche: „Bei Paaren gibt es oft zu viel Unausgesprochenes“, stellt der Psychologe fest. „Eine Partnerschaft ist ein materielles, emotionales und moralisches Unternehmen, das immer wieder justiert werden muss.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 15.04.2016SWR Fernsehen
  • Folge 760 (90 Min.)
    Aura-Heilung, Erzengel-Hilfe, Geisterbeschwörung – das Geschäft mit Esoterik boomt und hat Zukunft. Jeder dritte Deutsche glaubt an Engel, jeder Zweite sogar an Wunder. Die einen finden übernatürliche Erfahrungen faszinierend und erleuchtend, andere einfach nur bizarr und lächerlich. Um mit vermeintlich geheimnisvollen Kräften in Kontakt zu kommen und mächtige Energiekanäle freizusetzen, gibt es auf dem spirituellen Markt einen ganzen esoterischen Bauchladen an Ritualen. Meist mit dem Ziel, die Seele zu reinigen, Blockaden zu lösen oder einfach nur den Zugang zu anderen Dimensionen zu erleichtern. Was verlässlich erleichtert wird, ist der Geldbeutel, denn umsonst ist der Blick in die Welt der okkulten Praktiken selten. Oft sind es Verzweiflung, Einsamkeit und fehlender Halt, die die Menschen in die Hände spiritueller Verführer treiben.
    Doch die Geister, die ich rief, antworten nicht selten mit einem Echo, das gravierende Folgen haben kann: Wenn bei lebensbedrohlichen Krankheiten Schwingungen in der Luft mehr Bedeutung beigemessen werden als dem Rat von Fachärzten oder das gesamte Ersparte drauf geht, um über ein Medium den Kontakt zum geliebten verstorbenen Partner herzustellen. Oder wenn durch stundenlanges Verweilen in einer Wahrsager-Hotline die vierstellige Ernüchterung mit der nächsten Telefonabrechnung kommt. Am Aberglauben scheiden sich die Geister, es gibt nichts, was es nicht gibt. Aber was ist dran an übersinnlichen Erfahrungen und paranormalen Phänomenen? Darüber diskutiert Michael Steinbrecher am 22. April 2016 mit seinen Gästen zum Thema „Im Bann des Übersinnlichen“.
    Als Gaby von Thun in einer Lebenskrise nicht mehr weiter wusste, begab sie sich auf eine spirituelle Erfahrungsreise. Vom Blick in die Kristallkugel über Palmblattlesen bis hin zum Hirnwellentraining ließ die langjährige Ehefrau des Schauspielers Friedrich von Thun keine noch so abwegige Sinnsuche aus: „Ich habe alles mitgenommen, was der Markt hergibt. Aber man muss aufpassen, denn es gibt immer mehr Betrüger.“ „Natürlich gibt es viele Scharlatane, aber es gibt auch die Wesen, die wissen, um was es geht“, sagt Sam Hess. Seit seiner Kindheit kann der Schweizer angeblich Kobolde, Waldwesen und Gespenster sehen. Der gelernte Förster sieht seine Mission darin, angsteinflößende Wesen aus Gebäuden zu entfernen: „Das ist kein Hokuspokus, das hat etwas mit Können und Wollen zu tun.“ Im Hause von Dr.
    Sebastian Bartoschek tummeln sich keine Geister. Der Journalist forscht seit seiner Jugend im Bereich des Paranormalen, für ihn zählen allein Beweislage und objektive Wahrheit. Hinter so manch esoterischem Weltbild versteckt sich eine Ersatzreligion, so der Diplompsychologe: „Mittlerweile gehört es leider zum Lifestyle, esoterische Angebote zu nutzen. Besonders unsichere Menschen sind dafür sehr empfänglich.“ Mit unerträglichen Zahnschmerzen wandte sich Gabriele Straub-Weber an einen spirituellen Heiler. Dieser auch von der Kasse zugelassene Münchner Zahnarzt behandelte die Nageldesignerin mit Wünschelrute und Heiligenbildern: „Er wollte auf parapsychologischem Wege Entzündungsherde ertasten und ich dachte mir: Wenn die Behandlung fruchtet, warum denn nicht?“. Statt der erhofften Heilung fräste er ihr zudem ein großes Loch in den Oberkiefer.
    Bis heute plagen sie Schmerzen, aktuell läuft eine Klage gegen den Mediziner. Auch Sonja Magaris Leben geriet durch Kontakte in die Esoterik-Szene aus den Fugen. Vierzehn Jahre war die gelernte Fotografin im Bann einer spirituellen Klein-Sekte: „Wir machten Rückführungen, knüpften Kontakte ins frühere Leben, besannen uns auf Energiearbeit“. Eines Tages glaubte Magari selbst, Botschaften von oben zu erhalten. Aber es schlichen sich auch mehr und mehr Zweifel ein. Den Sektenausstieg hat sie geschafft, geblieben sind ihr die Privatinsolvenz und ein sechsstelliger Schuldenberg. Dieter Rohmann weiß, wie schnell man in die Fänge eines gefährlichen Gurus geraten kann. Der Sektenkritiker war Ende der Siebzigerjahre selbst Mitglied in einem so genannten Weltuntergangskult.
    Heute ist der Psychologe einer der gefragtesten Experten auf dem Esoterikgebiet und berät Sektenaussteiger. Seine Erkenntnis: „Wir müssen die Bevölkerung vor dubiosen Anbietern durch mehr Richtlinien schützen. Lebensberater darf sich ja jeder nennen, das finde ich sehr gefährlich.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 22.04.2016SWR Fernsehen
  • Folge 761 (90 Min.)
    Ob als niedlicher Accessoire-Hund in der Handtasche, als Therapiehelfer bei der Bewältigung von Krankheiten oder als treuer Freund und Begleiter im Alltag – wie wichtig ist unsere Beziehung zu Tieren und wo beginnt die Grenze zu übertriebener Tierliebe? Das NACHTCAFÉ in dieser Woche mit einer tierischen Gästerunde: Moderatorin Monica Lierhaus mit ihrer Hündin Pauline, Gerhard Batt mit seiner Schwanen-Dame Sita und Gundi Scharpf, ehemalige Affenmama der Stuttgarter Wilhelma. Ein Herz für Tiere: Mehr als 30 Millionen Haustiere leben inzwischen in deutschen Wohnungen. Über den niedlichen Spielkameraden für die Kinder hinaus sind Hund und Katze inzwischen zur wichtigen Bezugsperson geworden und ersetzen nicht selten den sehnlichst gewünschten Nachwuchs oder gar den Partner fürs Leben. Über die zwischenmenschlichen Beziehungen hinaus sind Tiere aber auch wichtig als Helfer im Alltag beispielsweise blinder Menschen. Oder sie unterstützen in der Therapie schwerer Krankheiten. Auf der anderen Seite gibt es Tierliebhaber, die ihr ganzes berufliches Leben lang intensiv mit Tieren arbeiten – Affenbabys mit der Flasche aufziehen oder wilde Raubkatzen zähmen.
    „Leben mit Tieren“, ist das Thema bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ am Freitag, 29. April 2016, 22 Uhr im SWR Fernsehen. Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Spätestens seit Monica Lierhaus nach einer missglückten Gehirn-OP wieder aus dem Koma erwacht ist, spielen Tiere eine noch größere Rolle in Ihrem Leben. „Tiere können längst vergessene Emotionen wieder hervorholen“, sagt die Sportmoderatorin. Bei der Rehabilitation helfen ihr Therapie-Pferde, Delfine und ihre kleine Hündin Pauline. Das Leben des Weltenbummlers Gerhard Batt änderte sich schlagartig, als ein verletztes Schwanenküken sein Herz eroberte. Der bis dahin überzeugte Single kümmerte sich um den verletzten Schwan und lebt inzwischen seit drei Jahren mit „Sita“ Seite an Seite. „Das ist meine bislang längste Partnerschaft“, sagt Batt, der auch seine Zukunft mit der Schwanen-Dame plant. Sandra Platano ist stark sehbehindert und ein Blindenhund hilft ihr, sich im Alltag zurechtzufinden. Als ihr erster Hund eingeschläfert werden musste, fiel Platano in ein tiefes Loch, drohte ihre Selbstständigkeit zu verlieren. „Vieles habe ich mir ohne Hund nicht mehr zugetraut“, sagt die Grundschullehrerin, die inzwischen wieder einen neuen Begleiter an ihrer Seite hat. Gundi Scharpf war über viele Jahrzehnte die Affenmama der Stuttgarter Wilhelma. Neben ihren zwei eigenen Kindern zog die Tierpflegerin 35 Affenbabys groß. „Menschenaffen sind intelligente und sensible Wesen, haben die gleichen Gefühle wie wir“, berichtet Gundi Scharpf, der es trotz der enormen Nähe wichtig war, den Tieren eine Bindung an ihre natürliche Bezugsgruppe zu ermöglichen. Die Arbeit mit wilden Tieren faszinierte Christian Walliser von klein auf. Als jüngster Raubtierdompteur Deutschlands stand er in der Manege, bis ein dramatisches Unglück geschah: Während einer Vorstellung wurde Walliser von drei seiner Wildkatzen angefallen. Er überlebte mit schwersten Verletzungen. Ans Aufhören denkt er deshalb nicht: „Als ich aus dem Koma aufwachte war mein erster Gedanke: Wo sind meine Tiger und wie geht es ihnen?“ Die Kultur- und Verhaltensforscherin Dr. Carola Otterstedt leitet die Stiftung „Bündnis Mensch und Tier“ und erkennt derzeit eine Phase, in der das Bedürfnis sehr groß ist, ein Tier zum Partner oder Freund zu haben. „Ein Tier hilft uns in dieser Zeit dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“ so Otterstedt. Doch die Tierliebe hat auch ihre Grenzen, gibt die Expertin zu bedenken. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 29.04.2016SWR Fernsehen
  • Folge 762 (90 Min.)
    Sie können erbitterte Rivalen oder engste Vertraute sein! Viele Geschwisterbeziehungen sind sehr innig, andere wiederum haben Sprengstoffpotential. Oft ist es ein ganzer Gefühls-Cocktail aus Liebe, Bewunderung, Verbundenheit, Eifersucht und manchmal auch Hass. Temperamente, Charaktere und Begabungen unter Geschwistern können völlig unterschiedlich sein. Was aber alle wollen: Die Aufmerksamkeit von Mutter und Vater. Doch oft wird das Geschwisterkind von den Eltern als leuchtendes Vorbild hingestellt, während man selbst um jedes Lob kämpfen muss. Und schon laufen die Probleme unter den Geschwistern zur Hochform auf.
    Aber Konkurrenzdenken muss nicht von Anfang an da gewesen sein: Nicht selten entwickelt sich erst im Erwachsenenalter das Bewusstsein, dass die Schwester viel besser bei den Männern ankommt als man selbst oder dass der Bruder das Dreifache verdient und zudem auch noch eine glückliche Ehe führt. Ob wir unter sieben Geschwistern oder als Einzelkind aufwachsen, können wir uns sowieso nicht aussuchen. Und ob wir die Erstgeborene, ein „Sandwichkind“ oder das Nesthäkchen sind, liegt ebenfalls nicht in unserer Macht. Geschwister – wann sind sie bereichernd, wann belastend? Prägen Geschwister unser Leben stärker als uns bewusst ist? Wie kann ein zerrüttetes Geschwisterverhältnis wieder gekittet werden? Michael Steinbrecher diskutiert die verschiedenen Facetten dieser einzigartigen Beziehung mit seinen Gästen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 06.05.2016SWR Fernsehen
  • Folge 763 (90 Min.)
    Frauen in der zweiten Lebenshälfte: Die jungen, unbeschwerte Jahre sind vorbei. Die Falten werden mehr, die Kinder ziehen aus und dann kündigen sich auch noch die Wechseljahre an. Die Gäste im NACHTCAFÉ wagen den Blick nach vorne: „Frauen in den besten Jahren“ starten selbstbewusst durch – im Beruf, nach finanziellem Absturz und in der Liebe. Die Zeit Ende 40, Anfang 50 ist für Frauen nicht leicht. Der Blick in den Spiegel offenbart täglich eine Falte mehr, die Hormone spielen verrückt und die Kinder sind selbständig und gehen aus dem Haus. Plötzlich bleibt wieder mehr Zeit für die Partnerschaft – mit positiven oder negativen Auswirkungen. Was bei manchen eine tiefe Sinnkrise auslöst, ist für andere der Beginn eines neuen Lebensabschnitts.
    Selbstbewusst und voller Energie starten Frauen noch einmal durch: Sei es mit einem neuen Mann an der Seite, in der Verwirklichung beruflicher Pläne oder sie werfen Jahrzehnte lang gelebte Rollenbilder und gesellschaftliche Erwartungen über Bord und tun endlich das, was ihnen Spaß macht und dem Leben Sinn gibt. Frei nach dem Motto: 50 ist das neue 40! „Frauen in den besten Jahren“, ist das Thema bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ am Freitag, 13. Mai 2016, 22 Uhr im SWR Fernsehen. Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Für Schauspielerin Julia Stemberger haben die besten Jahre gerade erst begonnen. „Ich weiß heute mit über 50, was ich will und was ich nicht will“, stellt die gebürtige Wienerin fest.
    Ob sich diese neue Selbstbewusstsein auch auf dem Fernsehbildschirm bemerkbar macht? Zumindest in der neuen Staffel der ARD-Erfolgsserie „Vorstadtweiber“ verkörpert Stemberger eine Ex-Frau, die ohne Rücksicht ihren Weg geht. Die Erfolgsautorin Hera Lind hat wahrlich schon bessere Zeiten erlebt. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere verließ sie ihren Mann und wurde von der Presse als „Rabenmutter“ bezeichnet. Kurze Zeit später folgte der finanzielle Ruin. Was nach einem ihrer Romane klingt, ist die eigene Lebensgeschichte: „Ich hatte aus eigener Kraft so viel geschaffen – plötzlich war alles weg“, musste Lind erkennen, die sich inzwischen von viel Ballast befreit hat. Sibylle Wagner hatte sich die gemeinsamen besten Jahre mit Ihrem Mann ganz anders vorgestellt. Mit 38 Jahren erlitt dieser einen schweren Herzinfarkt und wurde zum Pflegefall.
    14 Jahre lang war die zweifache Mutter an der Seite ihres Mannes, bis er 2015 starb. „Was ich für meinen Mann getan habe, hat er mir hundertfach zurückgegeben“, blickt Wagner ohne Reue auf die letzten Jahre zurück. Karolina Leppert wuchs in der Nachkriegszeit auf und fügte sich über viele Jahrzehnte den gesellschaftlichen Erwartungen, die zu dieser Zeit an eine Frau gestellt wurden. „Ich lebte in dem Gefühl, das ganze Leben ist ein Knast“, findet die heute 71-jährige. Mit Anfang 50 brach sie aus ihrem Gefängnis aus und fand endlich zu einem selbstbestimmten Leben – als Domina. Dr. Regula Stämpfli widmet sich mit Leidenschaft der Wahrnehmung von Frauen im mittleren Lebensabschnitt.
    „In den reiferen Jahren ist es vor allem wichtig, auf Charme und Charisma zu setzen, statt auf die jugendlichen Schönheitsideale unserer Gesellschaft“, rät die Autorin und Wissenschaftlerin anderen Frauen, selbstbestimmt ihre Rolle zu finden. Beate Jankowiak dachte es seien die Wechseljahre – und bekam mit Anfang 50 Zwillinge. „Wenn ich sie in die Kita gebracht habe, meinten viele immer, ich sei die Oma“, erinnert Jankowiak. Auch wenn das späte Mutterglück sie und ihren Partner bis an den Rand ihrer Kräfte gebracht hat, die Zeit, die sie mit den inzwischen 8-jährigen Mädchen verbringen darf, bezeichnet sie als großen Gewinn. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 13.05.2016SWR Fernsehen
  • Folge 764 (90 Min.)
    Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum! Dieser altbewährte Sinnspruch klingt zwar plausibel, ist aber nicht immer praktikabel. Denn nicht jeder Traumjob ernährt auch die fünfköpfige Familie und auch nicht jede Auswanderung ins Sonnenparadies ist letztendlich der Schlüssel zum Lebensglück. Aber was genau erfüllt denn ein Leben, was gibt ihm Sinn? Ist es das Streben nach Materiellem, nach Erfolg oder das Engagement für sozial Schwächere, ist es ein Leben im Einklang mit Gott oder für die Familie? Nicht jedem ist es vergönnt, aus seinem bisherigen Leben zu springen und sich auf seine Leidenschaften oder Visionen zu stürzen. Denn wer sich um seine pflegebedürftige Mutter kümmern muss, hat erst gar nicht die Wahl zwischen einem Aussteigerleben in Indien oder einem prall gefüllten Eventkalender.
    Und wer als Niedrigverdiener am Monatsende nicht weiß, wie er seinen Kühlschrank füllen soll, kann sich auch nichts ansparen, um irgendwann einmal einem Neustart in New York näher zu kommen. Wie finde ich heraus, was mir im Leben Erfüllung gibt? Wie schaffe ich es, trotz gegebener Umstände meine Lebensqualität zu verbessern? Gibt es eine Anleitung fürs Lebensglück? Und kann ein erfülltes Leben überhaupt unser Ziel sein? Darüber spricht Michael Steinbrecher am 20. Mai 2016 unter anderem mit Peter Maffay und Gregor Gysi. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 20.05.2016SWR Fernsehen

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Nachtcafé online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…