2015, Folge 728–746

  • Folge 728 (90 Min.)
    Neid, Zorn, Missgunst – auch wenn Blut angeblich dicker als Wasser ist, so kann das auch in den besten Familien vorkommen: Das Mutter-Tochter-Gespann, das früher so innig war, zieht nun vor Gericht, fährt alle Krallen aus und kämpft bis aufs Blut, um der anderen das Leben schwer zu machen. Wut, Hass, Eifersucht – schnell kann die einst große Liebe im Rosenkrieg enden und der Partner zeigt nie für möglich gehaltene Seiten. Je enger, vertrauensvoller und intensiver die Beziehung vorher war, umso heftiger sind oft die Folgen eines Streits. Und wer dann entdeckt, dass die Busenfreundin zur Geliebten des eigenen Ehemannes wurde, spielt fortan die ganze Klaviatur der Grausamkeiten: Intrigante Übergriffe, Demütigungen und Verleumdungen inklusive, bösartige Angriffe, verbale Verletzungen bis hin zum Mord.
    Ist es überhaupt möglich, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und nochmal von vorne zu beginnen? Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein reinigendes Gewitter nach einem Streit? Wie viel Belastung muss eine Beziehung aushalten können und wann ist es für alle Beteiligten besser, getrennte Wege zu gehen? Und: Wie kann Versöhnung gelingen? „Verbunden, verfeindet, versöhnt“ – das Thema bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé.
    U.a. mit Schauspieler Günther Maria Halmer. In den 70ern schaffte Günther Maria Halmer mit der Kultserie „Münchner Geschichten“ seinen Durchbruch als Schauspieler. Regie führte Helmut Dietl, mit dem ihn damals nicht nur die künstlerische Arbeit, sondern auch eine tiefe Männerfreundschaft verband. Bis ein hässlicher Streit zum Bruch führte und sich die beiden 40 Jahre aus dem Weg gingen. Die Nachricht über die Krebserkrankung von Helmut Dietl brachte dann die Wende: „Dass ich mich mit Helmut kurz vor seinem Tod noch versöhnen konnte, ist ein gewisser Trost für mich“, so Günther Maria Halmer.
    Auch zwischen René und Marguerite Kollo herrschte 12 Jahre absolute Funkstille. Obwohl die zwei Jahre ältere Marguerite fast 25 Jahre lang sehr eng mit ihrem Bruder zusammenarbeitete und das Management des Opernsängers leitete, lag die Geschwisterbeziehung nach einem Streit auf Eis: „Der Bruch zwischen uns hat mich in eine große Lebenskrise gestürzt. Plötzlich stand ich vor dem Nichts.“ Die Versöhnung ging 2008 von ihr aus, eine Aussprache über den Streitauslöser gab es jedoch bis heute nicht.
    Gerade mal ein Jahr war Tanja verheiratet, als sie von ihrem Mann Massimo Sinató ohne Vorahnung erfuhr, dass sich der Profitänzer während einer TV-Tanzshow in das Model Rebecca Mir verliebt hatte: „Wir waren sieben Jahren ein Paar, damals brach eine Welt zusammen. Die Ehe ist für mich heilig und ein Seitensprung nicht nachvollziehbar“, so Tanja Kuschill. Auch drei Jahre danach kann die mittlerweile Geschiedene den Vertrauensbruch schwer verzeihen, eine Versöhnung ist für die Tanzstudio-Inhaberin ausgeschlossen.
    Auch bei Elvira S. gibt es bis heute keine Versöhnung. Seit sieben Jahren liegt sie im Streit mit ihren beiden Kindern. Obwohl die Familie früher zusammengehalten und viel gemeinsam unternommen hat, kam es nach einer Erbschaft zu einem Konflikt, der bis heute nicht gelöst ist: „Wir wohnen nah beieinander, doch sie meiden die Orte, an denen wir uns begegnen könnten. Es ist viel vorgefallen, die Verletzungen sind gravierend. Deshalb bin ich auf meine Kinder seither nicht mehr zugegangen.“ Verzeihen konnte Andreas Jung zwar, eine Versöhnung wiederum ist völlig ausgeschlossen.
    16 Jahre alt war er, als ihn ein Anruf der Polizei mit einer unfassbaren Nachricht erreichte: Sein Stiefvater erstach aus Eifersucht seine Mutter und seine zwei Geschwister und löschte damit Andreas’ ganze Familie aus. Zwei Jahre, nachdem sein Stiefvater wieder aus dem Gefängnis frei kam, entschloss sich Andreas Jung zu einer Aussprache: „Hätte ich nicht aktiv entschieden, meinem Stiefvater zumindest innerlich zu verzeihen, hätte mich das aufgefressen“, so der 55-Jährige heute.
    Eine Aussprache zwischen Susann Hartung und ihrem Geschäftspartner war am Ende unmöglich. Obwohl die Zusammenarbeit vielversprechend begann, als es um die Vermarktung einer Erfindung ging: Spätzle im Handumdrehen war die Idee. Doch statt Gourmetgenuss auf dem Herd kochte ein unappetitlicher Lizenz-Streit unter Anwälten, der die Tübingerin fast ihre Existenz kostete: „Das war ein unglaublicher Kollegenverrat, was mir da passiert ist.“ Nun sind die Ex-Geschäftspartner Konkurrenten und bieten beide ähnliche Produkte an.
    Ob im Beruf, unter Freunden oder innerhalb der Familie – Psychologin Birgit Theresa Koch hat tägliche Praxiserfahrung und weiß, wie sehr ein Streit dauerhaft das Leben belasten kann: „Hinter allen Konflikten und zwischenmenschlichen Krisen steht der Wunsch nach Veränderung und Entwicklung. Streitigkeiten sind Wegweiser in einem gemeinsamen und notwendigen Veränderungsprozess“, so die Streitschlichterin, die auch drei Jahre lang mit einem umgebauten Wohnmobil quer durch Deutschland fuhr und in diesem Streitmobil vor Ort brodelnde Konflikte löste. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 19.06.2015SWR Fernsehen
  • Folge 729 (90 Min.)
    Ein Ladendieb auf der Flucht, pöbelnde Jugendliche in der U-Bahn oder fremdenfeindliche Sprüche in der Fußgängerzone – Momente aus unserem Lebensalltag, in denen wir binnen Sekunden entscheiden müssen, ob wir eingreifen. Doch warum beweisen die einen Mut, während die anderen wegsehen? Und das nicht alleine in akuten Gefahrensituationen. Denn es gibt auch am Arbeitsplatz oder in der Freizeit immer wieder Menschen, die sich nicht wegducken, wenn sie sehen, dass etwas falsch läuft. Sie beweisen Courage und benennen die Missstände, auch wenn sie dabei selbst Nachteile haben.
    Manche stellen sogar ihr ganzes Leben in den Dienst einer Sache. Journalisten, Politiker oder Gewerkschafter, die sich für die Interessen anderer einsetzen, Probleme benennen und unermüdlich für gesellschaftliche Werte kämpfen. Dabei nehmen sie in Kauf, als unbequem empfunden zu werden. Im schlimmsten Fall werden sie selbst zur Zielscheibe und setzen ihr Leben aufs Spiel. Was treibt mutige Menschen an? Wieso bringen sie sich selbst in Gefahr? Und wann wird Mut zu Übermut? „Wenn Mut gefragt ist“ – das Thema bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ.
    Die Aufzeichnung der Sendung ist am Donnerstag, 25. Juni, 20 Uhr im E-Werk in Baden-Baden. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Georg Bruder (0711 /​ 929–13701). Presse: Johanna Leinemann (07221 /​ 929–22285). Die Gäste im NACHTCAFÉ: Olaf Böttcher beobachtete von seinem Arbeitsplatz aus, wie ein Mädchen von einem jungen Mann verprügelt wurde. Der Koch zögerte keine Sekunde und eilte zur Hilfe.
    Doch für seine Zivilcourage musste Böttcher bitter bezahlen: Der Täter rammte dem 45-Jährigen ein Messer in die Schulter. „Ich wurde innerhalb von einer Minute komplett aus dem Leben geworfen“, sagt Böttcher. In Folge des Angriffs wurde der Berliner berufsunfähig und kämpft noch immer um eine finanzielle Entschädigung. Eigentlich wollte sich Ann-Carolin Helmreich mit ihrem Urlaubsaufenthalt in Nepal eine Auszeit gönnen. Doch dann bebte am 25. April diesen Jahres plötzlich die Erde.
    Tausende Menschen starben, viele andere verloren ihr Zuhause. Anstatt in ihre sichere Heimat zurückzukehren, blieb die 31-Jährige vor Ort, stellte ein Spendenprojekt auf die Beine und versorgte Erdbebenopfer mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern: „Ich wäre mir wie ein Verräter vorgekommen, wenn ich gegangen wäre.“ Jörg Armbruster berichtete als ARD-Auslandskorrespondent jahrzehntelang aus Kriegs- und Krisengebieten. Was viele als Abenteuer reizt, war für ihn immer ein Beruf mit genauer Planung und überlegtem Handeln.
    „Man muss schauen, wie weit man gehen kann. Ich bin kein Held. Angst ist genauso wichtig wie Mut“, sagt der 67-Jährige. Im Frühjahr 2013 wurde er bei Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm im syrischen Aleppo angeschossen und schwer verletzt. Ursula Engelen-Kefer hat seit jeher einen starken Sinn für Gerechtigkeit. Ob als stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftbunds, als Vizepräsidentin der Bundesanstalt für Arbeit oder als Politikerin – sie war und ist eine Powerfrau, die kein Blatt vor den Mund nimmt.
    Für ihre festen Überzeugungen und unbequemen Ansichten hatte die 71-Jährige in ihrem Leben so manchen Kampf durchzustehen: „Mut bedeutet, dass man seine Meinung hat, sie vertritt und bei ihr bleibt.“ Der Waffenexperte Dieter Jungbluth riskierte für seine Überzeugung seine Karriere beim Beschaffungsamt der Bundeswehr. Schon vor Jahren stellte der 61-Jährige beim Prüfen des Sturmgewehrs G36 erhebliche Mängel fest. Doch seine Kritik stieß keinesfalls auf Wohlwollen.
    Jungbluth wurde jahrelang gemobbt und aufs Abstellgleis bugsiert. Doch der Rheinländer blieb standhaft: „Es ging ja nicht um mich. Es ging um das Leben der Soldaten.“ Heute weiß die Öffentlichkeit: Jungbluth hatte Recht. Beleidigungen, körperliche Angriffe, Morddrohungen – für die Kommunal-politikerin Karen Larisch ist Angst ein ständiger Begleiter. Seit die 45-Jährige in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern ein interkulturelles Zentrum aufgebaut hat und sich für Flüchtlinge einsetzt, ist sie dem Hass der rechten Szene ausgesetzt.
    Einschüchtern lässt sie sich trotzdem nicht: „Ich will das Zentrum auf keinen Fall aufgeben. Es kommen jeden Tag Menschen her, die wirklich auf unsere Hilfe angewiesen sind.“ Dem Sozialpsychologen Prof. Dr. Dieter Frey zufolge schreitet nur jeder zehnte Mensch ein, wenn er ein Unrecht beobachtet. Er forscht an der Münchener Ludwig-Maximilian-Universität und ist überzeugt: „Zivilcourage ist erlernbar.“ Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern hat er ein Training entwickelt, dass dabei helfen soll, sich in brenzligen Situationen richtig zu verhalten. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 26.06.2015SWR Fernsehen
  • Folge 730 (90 Min.)
    Zart und saftig liegt es zum Angrillen auf dem Rost: Das Lämmchen, das vor kurzem noch auf vier Beinen stand, brutzelt nun – gesalzen, gepfeffert und fein mariniert – über dem Feuer und ist das kulinarische Highlight der Grillparty. Für die einen an gutem Geschmack, für die anderen an grenzenloser Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. Beim Thema Essen prallen Welten aufeinander: Was früher selbstverständlich war, um einfach nur satt zu werden, wird zum Politikum: Fleisch! Und so trennt sich bei der Frage nach der Wurst heute die Spreu vom Weizen.
    Fakt ist: Die Zahl der Vegetarier und Veganer steigt Jahr um Jahr. Immer mehr essen bewusster und definieren sich gleichzeitig über das, was bei ihnen auf den Teller kommt. Sie sind überzeugt: Was ich esse, das bin ich. Aber auch diejenigen, die einem Stück Fleisch Kultstatus verleihen, sind im Aufwind: Kernige Männer in Kochschürzen zelebrieren auf der Terrasse ihren Holzkohlegrill, der sich preislich fast schon einem Gebrauchtwagen nähert und legen mit einer Hingabe Fleisch auf wie früher der DJ seine Platten. Edel-Steakhäuser, die Fleisch mit feinster Fettmarmorierung zu saftigen Preisen anbieten sind ebenso auf Erfolgskurs wie Hochglanzmagazine, die Schweinehälften aufwändig ausgeleuchtet in Szene setzen und den Genuss von Fleisch gerne mal mit einem sexuellen Höhepunkt vergleichen.
    Derart Tierisches ist für eingefleischte Vegetarier garantiert kein Gipfel des Vergnügens. Ist es überhaupt noch zeitgemäß, Fleisch zu essen? Welche Konsequenzen hat eine fleischlose Ernährung für die Gesundheit? Kann das richtige Essen die Welt verändern? Antworten gibt es bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 03.07.2015SWR Fernsehen
  • Folge 731 (90 Min.)
    Ein heimlicher Seitensprung oder Sex in der Öffentlichkeit? Mal eben im Laden was mitgehen lassen oder im Restaurant die Zeche prellen? Das Verbotene hat eine ungeheure Anziehungskraft und fast jeder von uns hat die Schwelle zum Unerlaubten schon einmal bewusst überschritten. Sei es, um die eigenen Grenzen auszutesten, aus dem eigenen Alltag auszubrechen oder den Nervenkitzel zu suchen. In einigen Fällen wird aus einem anfänglichen Adrenalinkick eine wahre Sucht, eine anfängliche Leidenschaft für das Verbotene zum echten Verbrechen.
    Andere wiederum führen ein heimliches Doppelleben, stets mit der Gefahr aufzufliegen und vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Woher kommt unsere Lust am Verbotenen? Schlummert in jedem von uns kriminelle Energie? Und welche inneren Kräfte sind am Werk, wenn wir vor der Wahl stehen, die Grenzen des unsittlichen zu überschreiten? „Der Reiz des Verbotenen“ – das Thema bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ. Die Gäste im NACHTCAFÉ: Bei seinem ersten Bankraub geriet Reiner Laux in einen regelrechten Rausch: „Dieser Adrenalinstoß beim Überfall hatte eine ungeheure Anziehungskraft auf mich.“ Deshalb überfiel er gleich zwölf weitere Banken.
    Seine Markenzeichen: Eine schwarze Maske und sein ungewöhnlich höfliches Benehmen. „Zorro hat wieder zugeschlagen“, titelten Zeitungen nach den Überfällen. Einen Weg gefunden, um Schlagzeilen zu machen, hat auch Micaela Schäfer. Dabei überschreitet sie moralische Grenzen in einer Weise, die simpler nicht sein könnte: Sie zeigt sich oft und gerne so, wie Gott sie geschaffen hat.
    „Ich habe Spaß daran, die Leute zu schocken. Und mit Nacktheit provoziert man immer noch am meisten“, stellt das Nacktmodel fest. Was reizt Menschen mit bizarren Neigungen? Dieser Frage ging Journalist Manuel Möglich nach. Er recherchierte auf Partys, bei denen sich Männer gezielt mit HIV anstecken, schaute hinter die Türen von Swinger Clubs und Dark Rooms und testete Drogen. „Die Menschen, die ich getroffen habe, sind neugierig. Beim Reiz des Verbotenen geht es meist darum, an die eigenen Grenzen zu gehen“, so sein Eindruck.
    Irfan Peci verbreitete als jugendlicher Dschihadist mit Terror-Videos Angst und Schrecken. Als er vom Verfassungsschutz als V-Mann angeworben wurde, tauschte er die Seiten und führte ein Leben, wie man es aus Spionage-Thrillern kennt: zwischen geheimen Treffen in schicken Hotels und der ständigen Gefahr, aufzufliegen. „Auch wenn mir dieser Nervenkitzel manchmal fehlt, ich setze auf ein stinknormales, langweiliges Leben“, sagt er heute. Als die Gefängniswärterin Sandra Oberndorfer eine Liaison mit einem inhaftierten Schwerverbrecher begann, setzte sie ihre Existenz aufs Spiel: „Es war ein innerer Kampf, mir war klar, dass unsere Beziehung ein No-Go ist.“ Doch das Herz war stärker als der Verstand.
    Sie verlor ihren Job und kam selbst vor Gericht. „Bis heute bereue ich nichts“, sagt Oberndorfer. René Turrek entdeckte bereits mit 16 seine heimliche Leidenschaft: Als illegaler Graffiti-Sprayer zog er nachts mit Freunden um die Häuser und hinterließ auf Mauern seine bunte Visitenkarte.
    „Der Kitzel des Verbotenen wurde zur Sucht“, erzählt der ehemalige Kleinstadtrebell. Das Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei ging schließlich ungut für ihn aus. Er wurde erwischt und hatte plötzlich einen riesigen Berg Schulden. Was die Menschen am Verbotenen reizt, weiß Professor Rudolf Egg. Der Rechtspsychologe und Kriminologe beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der dunklen Seiten der menschlichen Psyche. Der ehemalige Direktor der Kriminologischen Zentralstelle des Bundes und der Länder hat festgestellt: „Es gibt Menschen, die begehen Verbrechen allein wegen des Nervenkitzels.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 10.07.2015SWR Fernsehen
  • Folge 732 (90 Min.)
    So ganz weit weg ist der Alltag mit all seinen Sorgen in der schönsten Zeit des Jahres, denn das Urlaubsbarometer steht auf Sommer, Sonne, Glücksgefühl: Und genau in so einem Moment kommt er in Badehose den Hotelpool entlang: Der Traumpartner, der erst für Herzklopfen und nach dem dritten Cocktail für heftigste Hormonturbulenzen sorgt. Die Verführung ist groß – auch die, ohne zu Zögern den Ehemann in seinem Liegestuhl unter Palmen zurückzulassen, damit das stinklangweilige, eingefahrene Leben endlich mal so richtig in Fahrt kommt.
    Ohne Zweifel: Die Stimmung ist so garantiert am Siedepunkt. Doch auch die schönste Ferienzeit geht mal zu Ende – und schließlich stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll mit der neuen Urlaubsliebe. Auch wenn die Mischung aus Exotik, Fernweh und lockerem Lebensstil nach wie vor fasziniert, kann die heißblütige Kubanerin im oft unterkühlten Deutschland schnell zum Nervfaktor werden. Auch müssen nicht immer echte Gefühle dahinter stecken, wenn sich am feinen Sandstrand in der Nobelferienanlage der 19-jährige Kokosnussverkäufer in die 54-jährige Witwe verliebt.
    Kann das romantische Abenteuer unter Palmen, das von einer leichten Sommerbrise umweht war und nur durch liebliches Meeresrauschen gestört wurde, in den Alltag hinübergerettet werden? Wie können kulturelle und auch finanzielle Hürden überwunden werden, damit sich eine Beziehung auf Augenhöhe entwickeln kann? Wie damit umgehen, wenn es der Eine beim Urlaubsflirt belassen will, der Andere aber bereits mit den Koffern vor der Tür steht? Antworten darauf gibt es im Nachtcafé bei Michael Steinbrecher. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 17.07.2015SWR Fernsehen
  • Folge 733 (90 Min.)
    Lebe wild und gefährlich – oder angepasst und spießig? Wer träumt nicht manchmal davon, aus dem Alltag auszubrechen und alles auf eine Karte zu setzen? Aber: Die wenigsten tun es. Die Angst vor dem Risiko, vor den Konsequenzen verhindert ein Leben jenseits von Konventionen und Regeln. Doch einige Rebellen suchen immer wieder das Risiko, die Grenzerfahrung und das Adrenalin. Lohnt sich der schnelle Kick? Wann ist es gut und richtig, Risiken einzugehen und etwas Neues zu wagen? Wann ist es gefährlich und leichtsinnig? Und brauchen wir Rebellen in unserer Gesellschaft? Antworten auf diese und weitere Fragen sucht Michael Steinbrecher mit seinen Gästen in der 25. Ausgabe des „Nachtcafés“. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.09.2015SWR Fernsehen
  • Folge 734 (90 Min.)
    Plötzlich ist alles anders! Nichts trifft uns härter als der nahende Tod eines geliebten Menschen oder die Nachricht, dass unser eigenes Leben bald zu Ende gehen wird. Sofort überrollt eine Flut an Gefühlen unseren doch so vorhersehbaren Alltag und rüttelt an dem stets verdrängten Wissen: Das Leben ist endlich. Neben Verzweiflung und Wut machen sich große Ängste breit, wie es weitergehen wird. Denn das Bewusstsein um die Vergänglichkeit reißt alles aus den Fugen. Was früher nie in Frage gestellt wurde, kreist jetzt in Gedanken wie eine endlose Dauerschleife: Das bisher gelebte Leben wird im Rückspiegel kritisch betrachtet und so manche bisherige Priorität scheint im Angesicht des Todes nun geradezu lächerlich.
    Stattdessen gewinnen Aussprache und Versöhnung an Bedeutung. Vor allem die quälende Vorstellung, wie schmerzhaft und unerträglich das eigene Ende sein könnte, nimmt einen gefangen. Jeder wünscht sich, in Würde sterben zu dürfen. Was das konkret heißt, darüber will der Bundestag im Herbst entscheiden.
    Wie viel Sterbehilfe soll erlaubt sein? Soll in Deutschland bald möglich sein, was in der Schweiz bereits Alltag ist? Sechs Organisationen bieten in der Alpenrepublik bereits heute legal Freitodbegleitung an. Aber darf das der richtige Weg des Hinübergleitens in den Tod sein? Wie verändert sich generell das eigene Leben durch die Begegnung mit dem Tod? Und wie bewältigt eine Mutter die Gewissheit, dass ihr Kind das nächste Jahr nicht mehr erleben wird? Antworten bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.09.2015SWR Fernsehen
  • Folge 735 (90 Min.)
    Ob bei der Partnersuche, im Bewerbungsgespräch oder auf der Beliebtheitsskala im eigenen Freundeskreis: Schöne Menschen haben in unserer Gesellschaft klare Vorteile. Kein Wunder: Kaum eine Werbekampagne kommt ohne hübsches Gesicht aus, in Zeitschriften und Fernsehsendungen prägen Models mit Traummaßen unsere Schönheitsideale. Doch wer schön sein will, muss bekanntlich leiden – oder ein wenig nachhelfen. Während die einen mit eiserner Disziplin Diät- und Trainingspläne einhalten, um ihren Körper in Form zu bringen, setzen die anderen auf die moderne Medizin. Brustvergrößerungen stehen nach wie vor bei Frauen ganz oben auf der Wunschliste der Schönheits-OPs, für Männer ist es die Lidstraffung. Auffällig: Patienten, die mit Hilfe von Schönheitschirurgen die biologische Uhr anhalten wollen, werden immer älter. Doch warum lassen wir uns von Schönheitsidealen leiten? Wie weit gehen wir für den Traum von ewiger Jugend? Und wäre es nicht besser, natürlich und in Würde zu altern? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 25.09.2015SWR Fernsehen
  • Folge 736 (90 Min.)
    Früher Kitsch, heute Kult: Der Nostalgie-Trend ist in vollem Gange, denn die Liebe zur Heimat boomt. Was früher vor allem bei der jungen Generation völlig verpönt war und sofort für Beklemmungen und Fluchtreflexe gesorgt hat, ist heute absolut en vogue und geradezu cooler Lifestyle. Junge Frauen tragen stolz ihr Dirndl, hängen sich mit einer Selbstverständlichkeit bunte Kuckucksuhren in ihre erste eigene Wohnung und lesen Krimis mit regionalem Bezug. Und nicht nur das Dorffest und der zünftige Grillabend vor der eigenen Haustür, auch Dialekt wird wieder zelebriert.
    Was für Außenstehende oft nur nach Zischgeräuschen und Gemurmel klingt, ist für Andere inbrünstiges Glaubensbekenntnis mit der Botschaft: Da komm ich her! Anscheinend verunsichert die globalisierte Beschleunigung dermaßen, dass die Sehnsucht nach einem kleinen Stück Idylle und beständigen Werten steigt. Doch nicht jeder bekommt Appetit auf Heimat, wenn Flädlessuppe, Kässpätzle oder Saumagen auf den Tisch kommen. Sie fühlen sich erdrückt von Dorfidylle, Traditionellem und Eingefahrenem und sagen Deutschland adieu.
    Fernab der Beschaulichkeit entdecken sie in der Ferne ein Lebensgefühl, das sie in ihrer alten Heimat stets vermisst haben. Ist Heimat etwas für ewig Gestrige? Was braucht es, damit wir uns heimisch fühlen? Kann es auch eine Heimat in der Fremde geben? Zum Auftakt der ARD-Themenwoche „Heimat“ diskutiert Michael Steinbrecher im Nachtcafé mit seinen Gästen über diese und andere Fragen zum Thema „Heimatlust und Heimatfrust“. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 02.10.2015SWR Fernsehen
  • Folge 737 (90 Min.)
    Das Glas Wein zum Essen oder ein Feierabendbierchen zum Runterkommen: Alkohol steht für Genuss, Entspannung und Spaß. Doch wenn das gesunde Maß verloren geht, kann es schnell gefährlich werden. Wer alkoholsüchtig ist, riskiert nicht nur seine Gesundheit. Unter den Folgen leiden meist auch der Job und vor allem die Familie. Experten warnen vor einem zunehmenden Drogen-Problem. Immer mehr Menschen versuchen dem heutigen Leistungsdruck in Rauschwelten zu entkommen. Die Modedroge Crystal Meth etwa breitet sich immer weiter in die Mitte der Gesellschaft aus. Und während darüber diskutiert wird, ob leichte Drogen krank machen oder wichtiges Kulturgut sind, wird ein Thema häufig unterschätzt: Die Sucht im Alter.
    Denn nicht selten führen lieb gewonnene Gewohnheiten und die Suche nach dem Sinn im dritten Lebensabschnitt in eine schwere Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit. Welche Faktoren begünstigen eine Drogenabhängigkeit? Welche Auswirkungen hat die Sucht auf die Familie und das soziale Leben? Und wie gelingt es, Menschen aus der Abwärtsspirale zu befreien? „Gesichter der Sucht“ – das Thema im NACHTCAFÉ mit Michael Steinbrecher. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.10.2015SWR Fernsehen
  • Folge 738 (90 Min.)
    Von wegen grau, faltig und altersmüde – sie sind lebenshungrig, konsumorientiert und voller Träume! Statt sich auf ihren verdienten Ruhestand zurückzuziehen, wollen es immer mehr junggebliebene Alte nochmal so richtig wissen. Viele erwecken den Anschein, dass ihr fortgeschrittenes Alter hierbei nicht nur völlige Nebensache, sondern sogar ein Pluspunkt ist: Lebenserfahrung gepaart mit Finanzpolster und einer unbändigen Lust am Leben. Wo früher in der Apotheke nach Franzbranntwein für Gelenkschmerzen gefragt wurde, verlangt die Best-Ager-Generation heute nach der blauen Pille, die das Liebesleben wieder auf Hochtouren bringen soll. Statt der rentnerbeigen Windjacke über der grauen Übergrößen-Flanellhose trägt die dynamische, schlanke Endsechzigerin heute durchlöcherte Jeans und bunte Sneakers.
    Ebenso ist der gediegene Skatabend passé – dafür steht im überfüllten Terminkalender bereits der nächste Trip mit der neu erworbenen Harley Davidson. Bekanntlich kommt das Beste ja zum Schluss – aber: Wo beginnt purer Egoismus, wo endet das Verständnis für die Selbstverwirklichung der neuen Alten? Was sind die Chancen, was die Risiken in einer Gesellschaft, die immer älter wird? Zwingt der Jugendwahn förmlich zu einem aktiven Alter oder hat man auch das Recht, sich auf den erworbenen Lorbeeren auszuruhen? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.10.2015SWR Fernsehen
  • Folge 739 (90 Min.)
    Der Kunde ist König – die Realität sieht oft anders aus. Stundenlanges Warten in der Telefon-Hotline, Selbstbedienung statt fachkundiger Beratung oder unzuverlässige Handwerker: Kunden haben mehr und mehr das Gefühl, die Dummen zu sein. Aber es gibt auch viele Händler und Dienstleister, die sich beklagen: der Kunde von heute sei immer auf der Jagd nach Schnäppchen, lasse sich vor Ort intensiv beraten und kaufe dann im Internet. Auf die Spitze treiben es gar die, die Rechnungen nicht bezahlen, sich aus Prinzip beschweren und gebrauchte Ware einfach wieder umtauschen.
    Die Folgen: Anbieter wehren sich, um sich vor dreister Kundschaft zu schützen oder geben entnervt ihr Geschäft auf. Und die Verbraucher fühlen sich nicht ernst genommen oder gar getäuscht, ganz besonders bei Finanzen und Versicherungen oder beim Ärger mit Großkonzernen wie Bahn oder Telekom. Muss sich der Kunde heute alles gefallen lassen? Oder hat er es in Zeiten von „Geiz ist geil“ vielleicht einfach nicht mehr verdient, auf Händen getragen zu werden? „König Kunde?“ – unser Thema im NACHTCAFÉ mit Michael Steinbrecher.
    Schon als Kind lernte Léa Linster: „Der Gast ist König“. Aufgewachsen in der Gaststätte ihrer Eltern, waren die Kunden für sie wie Freunde – und diejenigen, die die Existenz der Familie sicherten. Mit 25 übernahm sie das Restaurant und verwandelte es in einen Gourmet-Tempel. Für die Sterne-Köchin ist klar: „Meine Gäste sind das, was ich an diesem Job am meisten liebe!“
    Christiane Haufler-Becker führte in vierter Generation das Schreibwaren-geschäft Haufler am Stuttgarter Marktplatz. Doch weil die Umsätze einbrachen, musste sie im Januar die Türen für immer schließen. Als sie die Kunden beim Schlussverkauf beinahe überrannten, dachte Haufler: „Na währt ihr mal früher gekommen. Dann hätten wir noch ein paar Jahre durchhalten können.“
    20 Prozent Preisaufschlag für Schweizer – mit dieser Maßnahme sorgte Michael Plietzsch bundesweit für Schlagzeilen. Der Freiburger Antiquar wehrte sich so vor raffgierigen Einkaufstouristen und Spekulanten: „Wenn ein Kunde eine Erstausgabe einfach so aus der Portokasse kauft, das stinkt mir!“ Seine wertvollen Stücke möchte der Buchhändler nur in gute Hände geben.
    Thomas Müllerschön wollte beim Hauskauf alles richtig machen. Er vertraute der Maklerin einer großen Immobilien-Agentur. Doch nach dem Kauf zeigte sich schnell, dass ihre Versprechungen der Realität nicht standhielten. „Das Haus, in dem wir leben wollten, werden wir abreißen müssen. Nun sitze ich auf hohen Schulden“, klagt der Polizist.
    Die Juristin Beatrix Hüller zog jahrelang alle Register, um Ansprüche von Versicherten abzuschmettern. In ihrem Versicherungsunternehmen setzte man darauf, dass sich durch Verzögerungstaktiken das Problem irgendwann „biologisch“ löste. „Man hat wie ein Hund gehorcht. Ich habe die ganze Zeit gegen meine moralischen Ansprüche gearbeitet“, sagt sie heute.
    Für Gero Niemeyer gehören Beschwerden zum Arbeitsalltag. Gut 20.000 bekommen seine Mitarbeiter beim Kundenservice der Deutschen Telekom täglich. Auch wenn der Manager den Ruf seines Konzerns kennt und einräumt, dass es „noch viel Nachholbedarf gibt“, betont er auch: „Der Kunde ist erklärtermaßen König und wir geben uns Mühe.“
    Der Kampf für die Interessen der Kunden ist ihr Metier. Edda Castelló ist seit mehr als 30 Jahren Verbraucherschützerin und warnt vor Fallen, die im täglichen Geschäft mit Händlern, Banken und Versicherungen lauern. „Der Kunde ist dem Anbieter oft einfach ausgeliefert! Der auf der anderen Seite sitzt immer am längeren Hebel.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 23.10.2015SWR Fernsehen
  • Folge 740 (90 Min.)
    Wer krank ist, geht davon aus, dass er bei seinem Arzt in den besten Händen ist. Doch nicht jede Behandlung ist im Sinne des Patienten. Denn Mediziner sind nicht nur Heiler, sondern auch ein Rad in einem Gesundheitssystem, hinter dem ein Milliardenetat steht. Im Vordergrund steht nicht immer das Patienteninteresse, häufig aber die Rendite. Und so sorgt die Medizinindustrie zwar für viel Fortschritt und mehr Lebensqualität, aber auch dafür, dass zahlreiche überflüssige Untersuchungen und unnötige Operationen gemacht werden. Gesunde werden so zu neuen Kunden. Aber jeder Arzt ist verpflichtet, ohne Einfluss ökonomischer Interessen zu behandeln. Und sollte deshalb auch Heilmethoden anwenden, die eine wissenschaftlich bewiesene Wirkung haben.
    Die Anhänger von Globuli sind überzeugt, dass der Königsweg zur Gesundung die Homöopathie ist. Inwiefern seriöse wissenschaftliche Studien dies untermauern oder doch eher der Placebo-Effekt großen Anteil daran hat, an dieser Frage entzünden sich medizinische Glaubenskriege. Auch Vorsorgeuntersuchungen, die auf den ersten Blick dem Patienten ausschließlich nützen, haben ihre Tücken, können fehlinterpretiert werden und machen so oft Gesunde voreilig zu Kranken. Auf wen kann ich mich verlassen, damit ich als Patient vom Arztbesuch profitiere und nicht nur sein Kontostand? Wie erkenne ich, dass ich eventuell Opfer von unnötigen Behandlungen werde? Welche Heilmethoden sind gefährlich? Antworten bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 30.10.2015SWR Fernsehen
  • Folge 741 (90 Min.)
    Es gibt sie, die Siegertypen, denen scheinbar alles mühelos gelingt. Doch auf den zweiten Blick ist Erfolg oft hart erarbeitet. Die einen beginnen schon früh, auf ihre Ziele im Leben hinzuarbeiten. Andere schaffen es, trotz Rückschlägen an sich zu glauben und aus einer vermeintlichen Niederlage die Kraft für neue Erfolge zu ziehen. Es gibt aber auch die, die nicht ihr Können in den Vordergrund stellen, sondern geschickt taktieren. Die sich als Marke inszenieren, darauf setzen, die richtigen Leute kennen zu lernen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
    Gerade im heutigen Internet-Zeitalter ein entscheidender Punkt: Noch nie war es so einfach, über Nacht zum Star zu werden. Doch was ist das wirkliche Geheimnis erfolgreicher Menschen? Haben sie ein Erfolgsrezept? Oder ist letztlich doch alles Glück oder Zufall im Leben? „Mein Erfolgsgeheimnis“ – unsere Sendung mit Modezar Harald Glööckler, Bestsellerautor Richard David Precht und Entertainer Helge Schneider. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Georg Bruder (0711/​929–13701). Presse: Johanna Leinemann (07221/​929–22285).
    Unsere Gäste: Trotz – oder gerade wegen – seiner fürchterlichen Kindheit hat Modezar Harald Glööckler eine einzigartige Erfolgsgeschichte geschrieben. Ausgelöst durch die Gewalt gegen seine Mutter hatte er schon als Kind eine klare Vision: Aus jeder Frau eine Prinzessin machen. Und diese hat er dann mit unbändigem Willen, eiserner Disziplin und der Kunstfigur Harald Glööckler umgesetzt. Zweifel am Erfolg? Hatte er angeblich zu keinem Zeitpunkt seines Lebens. Für den Philosophen Richard David Precht ist die Sache einfach: „Erfolg besteht zu 90 Prozent aus purem Glück, der Rest ist gutes Marketing und ein paar Zufälle“, so die ernüchternde Erkenntnis des Bestsellerautors.
    Auch mit Talent und Können hat der Erfolg seiner Meinung nach herzlich wenig zu tun. Sogar das Gegenteil ist der Fall: „Nur die wenigsten, die etwas können, haben Erfolg“. Umso wichtiger scheint es also, das persönliche Lebensglück nicht von einem dicken Geldbeutel abhängig zu machen, sondern auf die wahren Werte zu setzen, die das Leben reicher machen.
    Wer Helge Schneider nach seinem Erfolgsrezept fragt, bekommt die Antwort: „Ich mache, was ich will“. Und damit scheint er alles richtig zu machen: Als Musiker, Maler, Schriftsteller und Entertainer feierte er Erfolge. Mainstream war noch nie sein Ding. Als Kind ein Außenseiter, der lieber am Klavier saß als auf dem Bolzplatz zu stehen. Der vorzeitige Abbruch der Schule und des Musikstudiums, das jahrelange Warten auf den Durchbruch als Künstler schienen die logische Folge. Und wem hat er dann seine Erfolge zu verdanken? Vielleicht einfach der Tatsache, dass er sich für andere nie verbiegen wollte.
    Ein Leben das sich aus Zufällen speist? Nichts für Roman und Manuel Nawrot. Das Brüderpaar wusste schon in Kinder¬tagen, was es vom Leben erwartete: Erfolg! So probierten sie es schon als Volksmusik-Duo, mit einer Single-Kontaktbörse und einem Hot-Dog-Stand. Immer im Doppelpack. Bis sie 2012 endlich ihre wahre Berufung fanden: Staubsauger¬vertreter. Auch wenn ihr Gewerbe nicht gerade den besten Ruf hat, hier feiern die Brüder Erfolge, verdienen gut und sind sich sicher: Es wird ihr Weg nach ganz oben sein.
    Abitur, Jurastudium, Strafverteidigerin – eigentlich die konsequente Karrieristen-Vita, in ihrem Fall aber doch etwas Besonderes. Pamela Pabst ist blind. Ihr Erfolgsgeheimnis: Sie hatte noch nie eine Sonderrolle. Ihre Eltern behandelten sie wie ein normales Kind und so musste sie sich nach oben kämpfen, wie jeder andere auch. „Ich habe mir schon immer gesagt: Was mich nicht umbringt, macht mich stark“. Als starke Stützen stehen an der Seite von Pamela Pabst zwei Assistentinnen, die ihr zuverlässig alle Tätigkeiten abnehmen, für die das Sehen unerlässlich ist.
    „Exilschwaben“ in Berlin stoßen in der Hauptstadt schon seit Längerem auf geteiltes Echo. Bärbel Stolz hat dieses Phänomen mit ironischer Distanz aufgegriffen und ihre Kunstfigur „Prenzlschwäbin“ geschaffen, die auf „YouTube, Facebook und Co. zum absoluten Internethit wurden. Eine ganz neue Erfahrung für die gelernte Schauspielerin, die auf den großen beruflichen Durchbruch noch wartet. Jetzt ist sie gespannt, ob sich der Erfolg der Prenzelschwäbin auch monetär niederschlagen wird. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 13.11.2015SWR Fernsehen
  • Folge 742 (90 Min.)
    Die Welt war noch nie so unsicher wie heute! Blanke Angst – das scheint das neue Lebensgefühl zu sein, mit dem unsere Kinder groß werden müssen. Die Medien sind voll von Krisennachrichten: Bilder von Gewalt, Krieg und fremdenfeindlichen Ausschreitungen verstören und beängstigen. Die aktuelle Shell-Jugendstudie zeigt: Die junge Generation wirft einen sorgenvollen Blick aufs Weltgeschehen, drei Viertel der Befragten haben Angst vor Terroranschlägen. Doch auch der Kampf um die besten Startbedingungen ins Berufsleben und die Sorge um eine gesicherte Zukunft lösen eine Verunsicherung aus, die überfordert, lähmen und auch krank machen kann.
    Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind – mit unterschiedlicher Ausprägung. Die einen halten jede Belastung von den Kleinen fern. Oft erweckt es den Anschein, dass nicht mehr die Eltern das Regiment führen, sondern die Kinder das Zepter in der Hand halten. Viele Sprösslinge sehen Mama und Papa eher wie nette Freunde und werden von ihnen in Watte gepackt. Sei es die bequeme Schulanfahrt auf Sitzheizung im hippen Geländewagen oder das Hinterhertragen der Brotbox oder des Turnbeutels bis ins Klassenzimmer.
    Gleichzeitig wird bereits Dreijährigen abverlangt, neben der Muttersprache auch mit Englisch oder im Klavierspiel zu glänzen. Doch tun wir den Kindern damit wirklich einen Gefallen? Was braucht es, damit unsere Kinder gerüstet sind fürs Leben? Wie weit darf das wohlgemeinte Schonprogramm gehen, wo ist es angebracht, bereits die Kleinen schonungslos aufs spätere Leben vorzubereiten? Antworten bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“.
    Linda Joe Fuhrich war direkt vor Ort, als das Fußballspiel in Hannover aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde. Hautnah bekommt die Journalistin täglich mit, welche Ängste die Kinder aktuell umtreiben. Die Moderatorin der Kindernachrichtensendung „Logo!“ weiß um die besondere Verantwortung und Sensibilität im Umgang mit solchen Ereignissen: „Kinder haben ein Recht, in verständlicher Form altersgerecht informiert zu werden.“ Gelassenheit ist Schauspieler Gedeon Burkhard bei der Erziehung seiner elfjährigen Tochter ein Anliegen: „Bei solchen Ereignissen wie den Terroranschlägen in Paris achte ich darauf, nicht rassistisch und auch nicht religiös selektiv auf mein Kind einzuwirken.
    Mir ist es sehr wichtig, dass meine Tochter mit einem Verständnis für Toleranz aufwächst.“ Er selbst wurde antiautoritär erzogen, heute sind ihm aber Regeln und Disziplin ebenso wichtig wie Freiheiten lassen. Frank Lehmann blickt mit gewisser Sorge in die Zukunft seiner Enkel und will ihnen in einer Welt voller Krisen einen möglichst sicheren Hafen bieten.
    Für den ehemaligen „Mr. Börse“ ist es eine Herzenssache, die fehlende Zeit der berufstätigen Eltern zu kompensieren: „Großeltern sollten junge Familien unterstützen. Die ältere Generation hat eine nicht zu unterschätzende Verantwortung, sich um die Erziehung des Nachwuchses zu kümmern.“ Diana Hatz ist es ein besonderes Anliegen, ihre beiden Kinder mit bestmöglichen Startbedingungen fürs Leben zu rüsten. Ihr Siebenjähriger geht auf eine private internationale Schule, lernt bereits drei Sprachen, spielt Tennis und auch Geige.
    Sie ist davon überzeugt, dass sich sein voller Terminkalender später auszahlen wird: „Je früher desto besser. Man gibt den Kindern sehr viel mit, was ihnen später zu Gute kommt.“ Zu durchgetaktet, zu stressig, zu viele Regeln – so eine Kindheit wäre für Moritz Neubronner eine absolute Tortur gewesen. Bereits in der zweiten Klasse war für den heute 18-Jährigen klar: Weg mit dem gesellschaftlichen Korsett, ich will meine Freiheiten und auch nicht mehr in die Schule gehen: „Ich bin jeden Morgen mit einem superschlechten Gefühl aufgewacht, hatte Bauch- und Kopfschmerzen.“ Schließlich gaben die Eltern nach, was nicht folgenlos blieb.
    Schule hat für Andreas Gleim eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung, die den kollektiven Lernprozess fördert. Der Chefjustitiar der Hamburger Schulbehörden muss sich täglich mit der zunehmenden Streitfreudigkeit unzufriedener Eltern auseinandersetzen. Vermeintlich zum Wohle ihres Kindes – mit dieser Absicht stapeln sich Klageschriften von besorgten Eltern auf seinem Schreibtisch, gespickt mit Gutachten und Ärzteattesten: „Es gibt die Tendenz, für Fehlverhalten oder schlechte Noten nicht mehr die Kinder, sondern Lehrer verantwortlich zu machen.“ Wenn gar nichts mehr geht, dann finden besorgte Eltern mit ihren überforderten und gestressten Kindern den Weg in seine Praxis.
    Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Michael Winterhoff kennt die Ansprüche, die heutzutage an die junge Generation herangetragen werden und die krank machen können: „Kinder brauchen in sich ruhende Personen und verlässlichen Halt. Eltern sind viel zu angstgetrieben und geben auch aus Mangel an Zeit häufig kaum noch Grenzen vor.
    Mit oft tragischen Auswirkungen“, so der Autor mehrerer Bestseller. Margarete Schwär braucht weder Rat von Psychologen noch blättert sie in Erziehungsratgebern. Die Schwarzwaldbäuerin, die selbst in einer Großfamilie aufgewachsen ist, vertraut stattdessen Rituale, auf ihren gesunden Menschenverstand und hört dabei auf ihr Bauchgefühl: „Ich will meinen fünf Kindern Werte wie Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit vermitteln, auch Glaube spielt dabei eine Rolle. Bei uns packen auf dem Hof alle an, das gibt ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das fürs Leben bleibt.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 20.11.2015SWR Fernsehen
  • Folge 743 (90 Min.)
    Erst die Flüchtlingskrise, dann die Terror-Gefahr. Selten waren wir so verunsichert wie in diesen Wochen. Das NACHTCAFÈ zeigt diese Woche Menschen, die sich ohne Furcht für eine offene und freie Gesellschaft einsetzen. Die Attentate von Paris und die Terrordrohung beim Fußballspiel in Hannover haben Deutschland verändert. Terroristen, die mit ihren politisch motivierten Taten in unser ziviles Leben eingreifen und Politiker, die mit populistischen Forderungen Ängste schüren – das hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Freiheit und Offenheit einer Gesellschaft. Seit der Nacht von Paris werden auch Stimmen lauter, die die Themen Terrorismus und Flüchtlingspolitik gleichsetzen.
    Undemokratisches Gedankengut wird in unserer Gesellschaft zunehmend salonfähig, so scheint es. Gruppen mit einer nationalistischen Weltanschauung und Parteien am rechten Rand profitieren davon und befördern den Hass. Immer mehr, die sich für eine Willkommenskultur aussprechen und sich in der Flüchtlingskrise engagieren, werden zur Zielscheibe rechter Gewalt. Gerade in diesen Zeiten braucht es Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen. Menschen, die zeigen, dass nicht Hetze die Antwort auf die Gefahren dieser Tage ist. Menschen, die mit Mut, Kreativität und Überzeugung starke Signale setzen für eine demokratische und tolerante Gesellschaft.
    Unsere Gäste: Der Journalist Helmut Schümann wurde Ende Oktober hinterrücks nieder-geschlagen, nachdem er im Tagesspiegel eine kritische Kolumne zur Stimmung im Land veröffentlicht hatte. Die Rufe der Pegida-Anhänger gegen Flüchtlinge und die sogenannte Lügenpresse machen ihn nachdenklich: „Dieses bedenken-lose Gerede hat auf einmal gesellschaftlichen Konsens gefunden. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und schreibe weiter dagegen an.“ Auch Markus Müller macht sich Sorgen über die zunehmende fremdenfeindliche Stimmung im Land.
    Gemeinsam mit seinen 120 Mitarbeitern setzte der Intendant des Mainzer Staatstheaters deshalb ein Zeichen. Die Künstler sangen mit Beethovens „Ode an die Freude“ gegen die AfD-Kundgebung auf dem Platz vor dem Theater an. „Das war eine Botschaft der Vielfalt, der Offenheit, dass alle willkommen sind in unserem Land!“ Aufgrund der Störung einer angemeldeten Kundgebung sieht er sich nun jedoch mit einer Strafanzeige konfrontiert. Mit wüsten Beschimpfungen und Morddrohungen musste Markus Nierth und seine Familie monatelang leben.
    Als ehrenamtlicher Bürgermeister von Tröglitz in Sachsen-Anhalt setzte er sich für die Offenheit gegenüber Flüchtlingen ein. Als eine Pegida-Demo vor seinem Haus enden sollte, zog er die Reißleine. Seinen Überzeugungen blieb er jedoch bis heute treu. So zog bei Familie Nierth erst kürzlich eine afghanische Familie ein. „Ich kann nicht anders agieren, auch wenn es die Angst gibt. Ich kann mich doch nicht selbst verraten.“ Die Flüchtlingssituation im Land und die derzeitige Angst vor Terroranschlägen führen bei vielen zu Unsicherheit, sagt der Sozialpsychologe und Konfliktforscher Prof. Dr. Ulrich Wagner.
    Dabei bestehe die Gefahr, dass diffuse Ängste in Hass und Gewalt umschlagen. Er warnt vor starken Vereinfachungen: „Dies kann dazu führen, dass Terroristen und Flüchtlinge in einen Topf geworfen werden. Das kann den Frieden in unserer Gesellschaft sehr verändern. Aber genau das ist ja das Ziel dieser terroristischen Akte.“ Schockierende Meldungen über Terror-Anschläge wie jüngst in Paris reißen bei Renate Martinez alte Wunden auf.
    Sie hat das Oktoberfestattentat 1980 in München überlebt. Auch wenn sie von Beginn an mutig nach vorne schaute, vergisst sie nicht, was sie damals erlebt hat. „Alleine durch meine körperlichen Einschränkungen werde ich jeden Tag daran erinnert“, sagt Martinez, die noch immer Bombensplitter im Körper hat. Ruth Kinet hat viele Jahre mit ihrer Familie in Israel gelebt. Ein Land, in dem die Angst vor Anschlägen und Raketen-Angriffen zum Alltag gehören. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde die Dauerpräsenz von Polizei und Militär jedoch zur Gewohnheit und veränderte ihr Bewusstsein: „Ein Anblick, an den wir uns in unseren Städten auch gewöhnen müssen“, ist Kinet überzeugt: „Die Sicherheit, in der wir uns in Deutschland wähnen, ist eine Illusion.“ Als Dunja Khoury die Auswirkungen des syrischen Bürgerkriegs auf die Zivil-bevölkerung sah, flog die junge Studentin mit syrischen Wurzeln an die türkisch-syrische Grenze, um dort traumatisierten Kindern und Erwachsenen zu helfen.
    „Die direkte Konfrontation mit dem Leiden der Menschen ist für mich immer wieder eine intensive Erfahrung.
    In den Nachrichten wird das nicht so gezeigt, wie ich es dort erlebt habe“, sagt Khoury die gerade wieder von einem ihrer Hilfseinsätze zurückgekehrt ist. Der Straßenmusiker Davide Martello wünscht sich Frieden auf der Welt. Dafür spielt er mit seinem Flügel immer wieder an Orten, wo Leid oder Trauer herrschen: Inmitten politischer Unruhen, umringt von Hooligans oder jüngst für die trauernden Menschen in Paris, die nur wenige Stunden zuvor vom Terror getroffen wurden. „Wenn Worte nicht antworten können und es politisch keine Lösung gibt, dann muss es die Musik tun.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 27.11.2015SWR Fernsehen
  • Folge 744 (90 Min.)
    Gerade in der besinnlichen Adventszeit ist das Gefühl von Einsamkeit fast unerträglich. Überall liegt ein gewisser Zauber von Sentimentalität in der Luft, die Vorfreude auf das Fest der Liebe ist allerorts spürbar – und doch ist keiner zum Reden da. Angst kriecht hoch vor unendlich langen Feiertagen und das verletzende Gefühl frisst sich in die Seele: Alle anderen sitzen glücklich beisammen, ob mit der Familie oder mit guten Freunden – nur ich bin alleine! Alleine aufstehen, alleine einschlafen – die Zahl der Singlehaushalte ist auf dem Höchststand.
    Jeder Fünfte in Deutschland wohnt für sich. Doch gerade in Ausnahmesituationen kann ein soziales Netz die Rettung sein: Wer einen Schicksalsschlag erlitten hat, ist froh um die verlässliche Unterstützung und den bedingungslosen und kraftspendenden Rückhalt der Familie. Wer allerdings schon im Babyalter weder Zuwendung noch Zuverlässigkeit erfahren hat, der sehnt sich zwar später meist nach Nähe und Gemeinsamkeit, die Umsetzung ist aber häufig durch die erlittenen Kränkungen und Verluste schwierig, häufig bleibt der Wunsch nach dauerhafter Zweisamkeit oder Familie deshalb unerfüllt.
    Es gibt aber auch diejenigen, die ganz bewusst alleine fernab jeder sozialen Anbindung leben. Für diese Menschen bedeutet es Glückseligkeit, keinerlei Verpflichtungen und Bindungen eingehen zu müssen und auch keine Erwartungen erfüllen zu müssen. Wie viel Alleinsein verträgt überhaupt der Mensch? Kann es auch ein zu viel an zwischenmenschlicher Beziehung geben? Wie schafft man es, Bindungsängste zu überwinden? Antworten bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé.
    Mehr als 30 Jahre galten Musical- und Operettenstar Dagmar Koller und der langjährige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk als das Society-Traumpaar Österreichs. Doch vor sieben Jahren musste sich die Sängerin für immer von der Liebe ihres Lebens verabschieden. Es folgten viele einsame Tage und Nächte: „Besonders an den Wochenenden vermisse ich meinen Mann sehr. Dann steht mein Telefon still.“ Bis heute ist Helmut Zilk sehr präsent in ihrem Leben, einen neuen Mann an ihrer Seite kann sich die Bühnenlegende nicht vorstellen.
    Freunde treffen, eine Veranstaltung besuchen oder auch nur einkaufen – jeder Schritt an die Öffentlichkeit kostet große Überwindung. Eine seltene Krankheit hat Tanja S. zu einer Außenseiterin gemacht. Obwohl Hygiene ihr oberstes Gebot ist, muss die gebürtige Bremerin mit einem Körpergeruch leben, den andere als unangenehm empfinden. Zudem führt übermäßiges Schwitzen dazu, dass banale Alltagssituationen zum Spießrutenlauf werden: „Ich habe große Angst, dass Menschen schlecht über mich sprechen und ziehe mich deshalb lieber zurück.“ „Mein linkes Standbein ist die Familie, mein rechtes mein Freundeskreis.
    So kann ich auch weiterhin durchs Leben gehen“, sagt Stefan Kovac. Wie wichtig ein verlässliches Umfeld ist, wurde dem 29-Jährigen auf tragische Weise bewusst, als vor drei Jahren ein Badeunfall alles veränderte. Ein Sprung von einem Felsen an der Küste Mallorcas wurde ihm zum Verhängnis und brachte ihn in den Rollstuhl.
    Seitdem haben Freunde und Verwandte einen noch größeren Stellenwert eingenommen und lassen ihn positiv in die Zukunft blicken. Auf ein stabiles und verlässliches Umfeld konnte sich René Münch noch nie stützen. Geboren in einem Stasi-Gefängnis und aufgewachsen in einem DDR-Kinderheim waren Schläge und Erniedrigungen Teil seiner grausamen und lieblosen Kindheit. Bis heute gelingt es ihm nicht, in Menschen Vertrauen zu fassen, jeder Beziehungsversuch ist gescheitert: „Ich bin komplett auf mich alleine gestellt.
    Die negativen Heimerfahrungen haben mich zu sehr geprägt.“ „Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft auch heute noch das Tabu-Thema schlechthin. Aber es erwischt jeden irgendwann mal im Leben“, so Dr. Eva Wlodarek. Die Diplompsychologin sieht Einsamkeit aber keinesfalls als unausweichliches Schicksal. Aus ihrer Sicht hat es jeder selbst in der Hand, die Spirale der Trostlosigkeit zu verlassen: „Wir müssen uns anderen auch von unserer verletzlichen Seite zeigen und offen ansprechen, dass wir uns alleine fühlen“.
    Ihre Sehnsucht nach Zweisamkeit hat Susanne Zejewski-Dützer auf einer kleinen Papierrolle niedergeschrieben und ins Meer geworfen. Nach einer gescheiterten Ehe versuchte sie zwei Jahre lang vergeblich, ihr Single-Dasein zu beenden: „Mir fehlte die körperliche Nähe und die Anwesenheit eines lieben Menschen an meiner Seite“. Bis ihr während eines Nordseeurlaubs die Idee kam, per Flaschenpost nach ihrem Traummann zu suchen.
    Die „message in a bottle“ blieb nicht unbeantwortet …. Hans Anthon Wagner wohnte jahrelang gemeinsam mit seiner Ehefrau unter einem Dach. Doch sein Drang nach Freiheit wurde immer stärker. Und so zog der ehemalige Werbegrafiker vor mehr als 40 Jahren in einen knapp vier Quadratmeter großen Schäferkarren, der auf einer Wiese am Waldrand im Naturpark Schönbuch steht. Trotz der Abgeschiedenheit fühlt sich der Lebenskünstler überhaupt nicht einsam: „Man muss sich selbst genug sein. Ich fühle mich einfach nur wohl mit mir und genieße die Ruhe.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 04.12.2015SWR Fernsehen
  • Folge 745 (90 Min.)
    Vor sechs Jahren traf Natascha Ochsenknecht, gerade frisch getrennt von Schauspieler Uwe Ochsenknecht, den 20 Jahre jüngeren Umut Kekilli. Ältere Frau und jüngerer Mann, noch immer ein Tabu? Zunächst auch für sie selbst ein Ausschlusskriterium: „Ich habe ihn gegoogelt, gesehen, der ist 25, und dachte: Okay, daraus wird nichts!“ Doch die Beziehung hält. Und trotz Höhen und Tiefen könnten im nächsten Jahr bereits die Hochzeitsglocken läuten. Jahrelang verleugnete Cornelia Scheel, Tochter des Alt-Bundespräsi¬den¬ten Walter Scheel, ihre Liebe zu Frauen. „Im Rückblick ist es ein großes Versäumnis, dass ich nie mit meiner Mutter darüber gesprochen habe“, sagt Scheel, die sich erst nach dem Tod Mildred Scheels für einen offenen Umgang mit ihrer Liebe entschloss.
    1991 bekannte sie sich zu ihrer Beziehung mit Hella von Sinnen – und musste mit den Konsequenzen in ihrem damaligen Umfeld leben. Als Marion Künzler ihrem Traummann begegnete, ahnte sie nicht, dass dieser gerade auf der Flucht war und kurz darauf im Gefängnis landete. Doch sie hielt zu ihm und seither überwindet ihre Liebe sogar die Gefängnismauern. Im September gaben sie sich das Ja-Wort – in einem Jahr soll er entlassen werden.
    „Ich habe keine Angst vor der Zukunft mit ihm, ich freue mich auf die Herausforderung!“ Der Paartherapeut Prof. Dr. Wolfgang Hantel-Quitmann weiß aus jahrzehntelanger Erfahrung um die Macht der Liebe: „Wenn man liebt oder verliebt ist, dann empfinden Menschen ungeheure Kraft und meinen das Leben bewältigen zu können. Wir wissen von Verliebten, dass sie weniger Schlaf brauchen, weniger essen müssen, sich stark und mutig fühlen.“ Markus Hänni leidet an der Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose. Ein Alltag bestimmt von der Krankheit, die Lebenserwartung gering.
    Irgendwann wollte er sich das Leben nehmen. Doch dann kam Barbara. Sie ließ sich auf die Liebe und die ungewisse Zukunft mit ihm ein. 2012 heirateten sie und bekamen im August 2015 Zwillinge. „Ich weiß nicht, wo ich heute wäre, wenn ich noch alleine wäre.“ Wie weit geht man für die Liebe? Auch bis in den Tod? Diese Entscheidung musste Volker Prause treffen. Seine Frau war unheilbar krebskrank und wollte ihrem Leben ein Ende setzen. So begleitete er sie zum Sterben in die Schweiz. Eine Zerreißprobe, doch er sagt: „Es war mutig, meine große Liebe gehen zu lassen und nicht das Unvermeidliche aus egoistischen Gründen rauszuschieben.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.12.2015SWR Fernsehen
  • Folge 746 (90 Min.)
    „Betreten auf eigene Gefahr!“ – Oft wäre es hilfreich, dieses Warnschild an die Eingangstür von Familienfeiern zu hängen. Nach langem findet sich endlich wieder die Verwandtschaft zusammen, die Erwartungen sind hoch, alles soll perfekt sein. Und dann das! Kaum angekommen, lodern die ersten Konflikte und die Stimmung wird zügig hochexplosiv. Jahrelang Unausgesprochenes entfacht wie ein Schwelbrand und entzündet sich genau dann, wenn Harmonie erwartet wird. Die liebe Familie kann sich bekanntermaßen niemand aussuchen – es sei denn, man heiratet und bekommt einen neuen Clan als Mitgift auf den gemeinsamen Lebensweg. Andere Umgangsformen, andere Sitten, andere Traditionen – die Wahlverwandtschaft bringt frischen Wind in festgefahrene Gewohnheiten.
    Besonders bei Familienfesten treten die Unterschiede deutlich zu Tage, die nicht immer nur für Glückseligkeit sorgen. Aber auch Katastrophen wie der abgefackelte Christbaum, die in letzter Minute geplatzte Hochzeit oder auch eine völlig missglückte Geburtstagsüberraschung sorgen dafür, Familienzusammenkünfte in unvergesslicher Erinnerung zu behalten! Am Ende bleibt dann nur noch: Schöne Bescherung! Wie übersteht man Großveranstaltungen mit der Familie möglichst konfliktfrei? Ist der Rückzug in die Einsamkeit oder das Fest unter Freunden die bessere Alternative? Was gehört dazu, damit das Fest auch zum Fest wird? Antworten bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.12.2015SWR Fernsehen

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