Ob als niedlicher Accessoire-Hund in der Handtasche, als Therapiehelfer bei der Bewältigung von Krankheiten oder als treuer Freund und Begleiter im Alltag – wie wichtig ist unsere Beziehung zu Tieren und wo beginnt die Grenze zu übertriebener Tierliebe? Das NACHTCAFÉ in dieser Woche mit einer tierischen Gästerunde: Moderatorin Monica Lierhaus mit ihrer Hündin Pauline, Gerhard Batt mit seiner Schwanen-Dame Sita und Gundi Scharpf, ehemalige Affenmama der Stuttgarter Wilhelma. Ein Herz für Tiere: Mehr als 30 Millionen Haustiere leben inzwischen in deutschen Wohnungen. Über den niedlichen Spielkameraden für die Kinder hinaus sind Hund und Katze inzwischen zur wichtigen Bezugsperson geworden und ersetzen nicht selten den sehnlichst gewünschten Nachwuchs oder gar den Partner fürs Leben. Über die zwischenmenschlichen Beziehungen hinaus sind Tiere aber auch wichtig als Helfer im Alltag beispielsweise blinder Menschen. Oder sie unterstützen in der Therapie schwerer Krankheiten. Auf der anderen Seite gibt es Tierliebhaber, die ihr ganzes berufliches Leben lang intensiv mit Tieren arbeiten – Affenbabys mit der Flasche aufziehen oder wilde Raubkatzen zähmen. „Leben mit Tieren“, ist das Thema bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ am Freitag, 29. April 2016, 22 Uhr im SWR Fernsehen. Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Spätestens seit Monica Lierhaus nach einer missglückten Gehirn-OP wieder aus dem Koma erwacht ist, spielen Tiere eine noch größere Rolle in Ihrem Leben. „Tiere können längst vergessene Emotionen wieder hervorholen“, sagt die Sportmoderatorin. Bei der Rehabilitation helfen ihr Therapie-Pferde, Delfine und ihre kleine Hündin Pauline. Das Leben des Weltenbummlers Gerhard Batt änderte sich schlagartig, als ein verletztes Schwanenküken sein Herz eroberte. Der
bis dahin überzeugte Single kümmerte sich um den verletzten Schwan und lebt inzwischen seit drei Jahren mit „Sita“ Seite an Seite. „Das ist meine bislang längste Partnerschaft“, sagt Batt, der auch seine Zukunft mit der Schwanen-Dame plant. Sandra Platano ist stark sehbehindert und ein Blindenhund hilft ihr, sich im Alltag zurechtzufinden. Als ihr erster Hund eingeschläfert werden musste, fiel Platano in ein tiefes Loch, drohte ihre Selbstständigkeit zu verlieren. „Vieles habe ich mir ohne Hund nicht mehr zugetraut“, sagt die Grundschullehrerin, die inzwischen wieder einen neuen Begleiter an ihrer Seite hat. Gundi Scharpf war über viele Jahrzehnte die Affenmama der Stuttgarter Wilhelma. Neben ihren zwei eigenen Kindern zog die Tierpflegerin 35 Affenbabys groß. „Menschenaffen sind intelligente und sensible Wesen, haben die gleichen Gefühle wie wir“, berichtet Gundi Scharpf, der es trotz der enormen Nähe wichtig war, den Tieren eine Bindung an ihre natürliche Bezugsgruppe zu ermöglichen. Die Arbeit mit wilden Tieren faszinierte Christian Walliser von klein auf. Als jüngster Raubtierdompteur Deutschlands stand er in der Manege, bis ein dramatisches Unglück geschah: Während einer Vorstellung wurde Walliser von drei seiner Wildkatzen angefallen. Er überlebte mit schwersten Verletzungen. Ans Aufhören denkt er deshalb nicht: „Als ich aus dem Koma aufwachte war mein erster Gedanke: Wo sind meine Tiger und wie geht es ihnen?“ Die Kultur- und Verhaltensforscherin Dr. Carola Otterstedt leitet die Stiftung „Bündnis Mensch und Tier“ und erkennt derzeit eine Phase, in der das Bedürfnis sehr groß ist, ein Tier zum Partner oder Freund zu haben. „Ein Tier hilft uns in dieser Zeit dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“ so Otterstedt. Doch die Tierliebe hat auch ihre Grenzen, gibt die Expertin zu bedenken. (Text: SWR)