2022, Folge 408–424
Crypto-Crime – Wirtschaftsbetrug rund um Bitcoin & Co.
Folge 408Bitcoin & Co. machen es möglich: Die Krypto-Verbrecher von heute können unglaubliche Summen erbeuten. „makro“ stellt die spektakulärsten Kriminalfälle rund um Bitcoin & Co. vor. Was waren Verbrecher doch früher Dilettanten! Bankrüber machten gerade mal so viel Beute, wie sie tragen konnten. Lächerlich! Heute geht es um Milliarden. Eine Wissenschaftlerin, ein Youtuber, der Chef des BKA und ein Anwalt erzählen fünf der unglaublichsten Fälle. Zwei junge Männer gründen in Südafrika eine Plattform, um mit Kryptowährungen zu handeln. Sie sammeln in nur zwei Jahren sagenhafte 3,6 Milliarden Euro ein und verschwinden mit dem Geld.
In Deutschland bauen drei junge Männer den zweitgrößten Handelsplatz des Darknets auf: Wallstreet Market – wie Amazon oder eBay, nur in illegal. Dann machen sie den Laden abrupt zu, und auch sie verschwinden – mit Bitcoins im Wert von Hunderten Millionen. Doch sie werden gefasst. Einer der spektakulärsten Fälle aller Zeiten: Die „Krypto-Queen“ Dr. Ruja Ignatova verschwindet 2017 spurlos – und mit ihr sage und schreibe fünf Milliarden Euro. Keiner weiß, wo das Geld steckt. Eine Theorie: Sie wurde ermordet. In Düsseldorf legen Cyber-Erpresser im Herbst 2020 die Universitätsklinik lahm. Sie fordern Lösegeld: Bitcoin! Ein Mensch stirbt.
In Island klauen Anfang 2018 drei Männer in einem Riesen-Coup Computer, die Bitcoin schürfen können. Die Diebe überfallen nicht eine Bank, sondern sie stehlen gleich die ganze Gelddruckmaschine. All das passiert nur, kann nur passieren, weil es neuerdings geht – weil es Kryptowährungen gibt. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 11.01.2022 3sat Retouren-Retter – Zweites Leben für Online-Ware
Folge 409Der Onlinehandel boomt, und es gibt immer mehr Retouren. Hinter den Kulissen arbeiten Händler daran, vor allem benutzte und defekte Artikel wieder aufzuarbeiten. Eine junge Branche hat sich darauf spezialisiert, Rückläufer wieder in den Zustand von Neuware zu versetzen, um sie vor der Tonne zu retten. Und Onlinehändler suchen nach intelligenten Lösungen, um Kunden möglichst passgenaue Netzangebote zu machen. Damit versuchen die Händler, eine allzu sorglose Rückgabeflut einzudämmen. Denn bislang kaufen Kunden im Netz äußerst großzügig ein: der Pulli in drei Größen, die Hose in vier Farben. Was nicht gefällt, geht einfach zurück.
Das kostet ja nichts. Besonders dreist: eine Festtagsgarderobe bestellen, tragen – nd dann einfach innerhalb der Widerrufsfrist kostenfrei wieder zurückschicken. Auch das ist keine Seltenheit. Selbst Schuhe mit abgewetzten Sohlen werden retourniert. All das führt zu immer höheren Rücksendungsquoten. Wissenschaftler für Stoffkreisläufe fordern deshalb die Politik auf, Rücksendekosten künftig die Verbraucher zahlen zu lassen. Neben politischem Handlungsbedarf sind auch nachhaltige Lösungen gefragt. So karren jeden Tag mehrere Lastwagen Rückgabe- und Umtauschware zur Firma „Fashion Logistics“ im Münsterland.
In einer großen Halle wird dort zunächst nach vier Klassen sortiert: von A bis D. Die A-Ware wird gleich wieder original verpackt und geht binnen Stunden zurück in den Onlineshop. Die anderen Kleidungsstücke werden von Flecken befreit, gereinigt, aufgearbeitet und kommen in Outlet-Geschäfte oder gehen an Warenaufkäufer. So müssen nur zwei Prozent vernichtet werden, heißt es dort.Was nicht mehr als A-Ware zu gebrauchen ist, landet dann beispielsweise bei einem Hamburger Unternehmen, das Waren bewertet und mit Restposten sowie Retouren handelt. Die Artikel werden unter anderem an einen Großabnehmer in Bukarest verkauft. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 18.01.2022 3sat Strahlendes Comeback – Rettet Atomkraft das Klima?
Folge 410Die EU-Kommission will Atomenergie als nachhaltig einstufen und so den grünen Umbau der Wirtschaft fördern. Die Ankündigung reißt alte Gräben zwischen Befürwortern und Gegnern wieder auf. Kann uns die Atomkraft retten? So jedenfalls sehen es immer mehr Wissenschaftler. Deutschland aber hat mit gesellschaftlichem Konsens den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen und ist vorerst gezwungen, Energie weiterhin aus Kohle und Gas zu produzieren. Auch deshalb ist Deutschland – trotz seiner Vorreiterrolle bei der Energiewende – der größte Verursacher von CO2-Emissionen Europas. War der Ausstieg in Anbetracht des Klimawandels ein Fehler? Sogar der Weltklimarat der Vereinten Nationen empfiehlt in einem Grundsatzpapier den Ausbau der Atomkraft. Andere Länder setzen bereits auf neue innovative Reaktorkonzepte, die Unglaubliches versprechen: sicheren, günstigen und CO2-freien Atomstrom für alle. Läuft Deutschland Gefahr, bei einer wichtigen Zukunftstechnologie abgehängt zu werden? (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 01.02.2022 3sat Biopiraterie – Das Geschäft mit Stevia & Co
Folge 411Zahlreiche Produkte aus Kosmetik, Pharmazeutik und dem Lebensmittelbereich basieren auf dem traditionellen Wissen indigener Völker. Laut internationalen Abkommen sollen diese für ihr Wissen einen fairen Ausgleich erhalten. Doch nur wenige Unternehmen halten sich daran. „makro“ beleuchtet das Phänomen „Biopiraterie“. Während Unternehmen Profit mit Stevia, Rooibos & Co. machen, gehen die ursprünglichen Wissensinhaber beziehungsweise die Herkunftsländer leer aus. „Biopiraterie“ heißt das Vorgehen, wenn sich Firmen oder Wissenschaftler genetische Ressourcen oder das zugehörige traditionelle Wissen aneignen, ohne die Genehmigung zu erfragen und ohne einen Ausgleich dafür zu leisten.
Internationale Abkommen wie die Biodiversitätskonvention und das Nagoya-Protokoll sollen Biopiraterie verhindern. Doch in der Praxis funktioniert das bisher nur selten. Mangelnder Wille und fehlendes Bewusstsein auf Firmenseite gehören hier zu den Gründen. Doch selbst willige Unternehmen müssen etliche Hürden auf dem Weg zu einem so genannten „Benefit Sharing Agreement“ überwinden. Die Folge: Biopiraterie grassiert – besonders in artenreichen „biodiversity hotspots“ im globalen Süden.
Warum ist die Umsetzung der Abkommen so mangelhaft? Und warum geht das Problem uns alle an? „makro“ spricht mit Industrievertretern, Aktivisten und Betroffenen in Südafrika und Paraguay und beleuchtet das Phänomen Biopiraterie anhand von zwei Beispielen: Die Pai Tavytera in Paraguay verlangen einen Ausgleich für ihr Wissen über die süßende Kraft der Steviapflanze – heute Grundlage einer Millionen-Dollar-Industrie. Auf dem traditionellen Wissen der Khoi und San in Südafrika basiert die boomende Rooibos-Tee-Industrie. Bis dato warten die Ureinwohner am Kap noch auf ihren Anteil am Erfolg. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 15.02.2022 3sat Liebe auf den ersten Klick – Milliardenmarkt Online Dating
Folge 412Der Trend zum Onlinedating legt weiter zu. Wegen Corona suchen immer mehr Menschen ihren Partner online. Und sind bereit dafür zu zahlen. Ein lukratives Geschäft für die Partnervermittlungen. Die „makro“-Dokumentation geht den Fragen nach: Wie funktioniert die Online-Partnersuche? Welche Rolle spielen dabei Algorithmen? Was macht das Geschäft mit dem Internetdating so lukrativ? Wo liegen die Tücken im System, und was sagen die Nutzer? Seit 2015 hat sich die Zahl der registrierten Menschen bei Datingportalen etwa verfünffacht. Mittlerweile ist das ein normaler Weg, um die Frau oder den Mann fürs Leben zu finden. Seit dem Ausbruch der Coronapandemie haben sich knapp sieben von zehn Suchenden bei neuen Anbietern angemeldet.
Das Onlinedating zählt zu den lukrativsten Geschäftsmodellen des E-Commerce. Der Markt dafür ist hart umkämpft, mehr als 1500 Kennenlern-Webseiten und Apps werben um Nutzerinnen und Nutzer. Auch Parship gehört dazu. Teil der Hamburger ParshipMeet Group, dem deutschen Marktführer, zu dem unter anderem auch ElitePartner, eHarmony und Lovoo zählen. Das Unternehmen soll bald an die Börse gehen. Vorbild ist der US-Branchenprimus „Match Group“ zu dem unter anderem Tinder, Match.com und Meetic gehören. Der Aktienkurs ist seit dem Börsengang im November 2015 um mehr als 1000 Prozent gestiegen – auf 45 Milliarden US-Dollar. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 22.02.2022 3sat Kapitalismus – Muss der weg oder kann der bleiben?
Folge 413Digitalkapitalismus, Umweltausbeutung und Ungleichheit: Rund 150 Jahre nach Karl Marx hat der Kapitalismus Konjunktur. Aber ist er tatsächlich das Problem – oder doch eher die Lösung? Für viele ist Kapitalismus ein abgenutzter Kampfbegriff, für andere eine bis heute treffsichere Beschreibung für die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur. Schon die gemeinnützige Organisation „Club of Rome“ forderte 1972, vor 50 Jahren, das Ende des Wachstums. Trotzdem befördert Profitorientierung die Spaltung von Arm und Reich mehr denn je. Die Entwicklungsorganisation „Oxfam“ stellt zu Beginn des Jahres 2022 fest, dass sich die Kluft zwischen den Reichsten und dem Rest der Menschheit dramatisch vergrößert habe.
Während sich das Vermögen der reichsten Menschen Deutschland in der Coronapandemie verdoppelt hat, ist gleichzeitig die Armutsquote auf Rekordniveau. Kapitalismus bedeutet aber auch, dass Innovationen entstehen, Medikamente oder Zukunftstechnologien entwickelt werden können. Die Erben von Karl Marx gründen Unternehmen, die mit den ungewollten Folgen eines ungebremsten Kapitalismus Geld verdienen, auf Wachstum bewusst verzichten oder ihm im realen und digitalen Leben neue Modelle entgegensetzen. Sie arbeiten an einem Update für den Kapitalismus. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 08.03.2022 3sat Wie Arbeitnehmer um Mitbestimmung kämpfen – Betriebsrat in der Krise
Folge 414Betriebliche Mitbestimmung – das ist angestaubt, unsexy, für die meisten Beschäftigten wenig anziehend. Sie fragen sich: Betriebsräte, Gewerkschaften? Wofür braucht man die heute noch? Die Mitgliedzahlen in Gewerkschaften sinken, und weniger als zehn Prozent der Betriebe haben in Deutschland aktuell einen Betriebsrat. In Start-ups sind sie gar die absolute Ausnahme. Die „makro“-Dokumentation beleuchtet die Thematik anhand von Firmen-Beispielen. Erhebungen sagen: In Krisen wie etwa der Coronapandemie stehen Firmen mit Betriebsrat und Beteiligung der Beschäftigten besser da.
Im ausgedehnten deutschen Niedriglohnsektor und bei den vielen jungen, hippen Firmen im Digitalbereich gibt es zudem viele Missstände, die aus Sicht Beschäftigter dringend angegangen werden müssen.Und doch braucht die betriebliche Mitbestimmung ein Update. Denn es gibt viele Probleme: zu wenig Schutz für engagierte Beschäftigte, umständliche Bürokratie, festgefahrene Strukturen, Seilschaften, zähe Arbeitskämpfe und damit verbunden auch Imageschäden für Betriebe.
Mit „Wie Arbeitnehmer um Mitbestimmung kämpfen – Betriebsrat in der Krise“ zeigt „makro“, was sich gerade tut in der „Demokratie im Kleinen“ und hinterfragt, was passieren muss, um die betriebliche Mitbestimmung fit für die Zukunft zu machen? Das ist Anfang März 2022 besonders interessant, denn in den allermeisten Betrieben stehen turnusmäßig Betriebsratswahlen an. In der Dokumentation kommen Besucher einer Jobmesse, Gewerkschaftsmitglieder und Experten zur betrieblichen Mitbestimmung zu Wort. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 15.03.2022 3sat Satellitenschrott – Die Schattenseite des Weltraumbooms
Folge 415Immer mehr Satelliten kreisen um die Erde. Sie zu starten, wird immer billiger. Ausgediente Geräte bleiben aber als Schrott in der Umlaufbahn. Spezialunternehmen suchen nun nach Lösungen. Denn mit jedem Satelliten wächst die Gefahr von Zusammenstößen. Doch kaum etwas auf der Erde funktioniert heute noch ohne sie: Telefongespräche, Routenplanung und Bankgeschäfte. Jeder Crash im Orbit führt zu noch mehr Schrott, der kaum noch zu kontrollieren ist. Im Fall einer drohenden Kollision müssen dann Satelliten und sogar die Raumstation ISS ausweichen. Im Ernstfall bringt sich die Crew in angedockten Raumkapseln in Sicherheit.
„Dann schließen wir alle Türen und drücken die Daumen, dass alles gut geht“, berichtet der deutsche Astronaut Matthias Maurer. Ein selbst gemachtes Problem, das die Raumfahrt gefährde, erzählt er im Exklusivinterview für die „makro“-Dokumentation. Doch allmählich setzt ein Umdenken ein: Der Müll muss weg – bevor es zur Katastrophe kommt. Die Münchner Raumfahrtfirma HPS will ausgediente Satelliten mit einem Segel abschleppen. Zum ersten Mal soll das noch 2022 ausprobiert werden. Und die Europäische Weltraumagentur ESA will 2025 einen Roboter in die Umlaufbahn schicken. Er soll Schrott greifen und einsammeln. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 22.03.2022 3sat Schnell online Geld verdienen: Influencer, Netzwerke und leere Versprechen
Folge 416Network-Marketing wird als lukrativ verkauft. Aber die meisten Mitglieder verlieren Geld.Bild: Honorarfrei - nur für diese Sendung bei Nennung ZDF und Ralph WilhelmGeld, Freiheit, Glück – Network-Marketing-Firmen werben in sozialen Netzwerken mit großen Versprechen. Dafür nutzen sie rechtliche Grauzonen und agieren an der Grenze zur Illegalität. Dank einer Selbstständigkeit im Direktvertrieb sollen flexible Arbeitszeiten, hohe Einkommen und ein erfülltes Leben möglich sein. Vertriebspartner werden auf Social Media zu Influencern und rekrutieren mit einem scheinbar extravaganten Lifestyle Mitglieder. Die Dokumentation von Christoph Brügmann und Nera Smiljanic beleuchtet die Geschäftspraktiken im Network-Marketing.
Ein Geschäftsmodell, in dem selbstständige Verkäufer unkontrolliert zweifelhafte Versprechen geben können und ihr vorrangiges Interesse meist darin besteht neue Teammitglieder zu rekrutieren. Ob Nahrungsergänzungsmittel, Trading-Angebote oder Cashback-Karten – der Film zeigt, wie dünn die Grenze zwischen legalem Network-Marketing und der illegalen progressiven Kundenwerbung sein kann, wie Firmen rechtliche Graubereiche für sich nutzen und wie wenig Kontrolle die deutschen Behörden über das Geschäftsmodell haben. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 29.03.2022 3sat Halal – Das große Geschäft mit muslimischen Kunden
Folge 417In der Wirtschaft spielen Halal-Produkte und -Dienstleistungen eine zunehmend große Rolle. Halal bedeutet „erlaubt“ und bezieht sich auf Taten und Dinge, die im Einklang mit dem Islam stehen. Halal wird vor allem mit islamkonformen Lebensmitteln in Verbindung gebracht. Doch es bedeutet weit mehr. Das Halal-Konzept bezieht sich auf die gesamte Lebenswelt der Muslime, von der Ernährung bis hin zur Kleidung, Arbeit, Freizeit und sogar der Partnerwahl. Derzeit leben fast zwei Milliarden Muslime weltweit. Sie gehören zu der am schnellsten wachsenden Gesellschaftsgruppe. Daraus ergibt sich ein großes Marktpotenzial, das in Ländern wie Frankreich oder England schon sehr weit ausgeschöpft wird. Auch in Deutschland gewinnen Halal-Produkte immer mehr an Bedeutung. Die Kehrseite des Wachstums ist ein hart umkämpfter Zertifizierungsmarkt, der laut IHK mit „Wild-West-Methoden“ Marktanteile erobern möchte. Außerdem wird der Begriff „halal“ oftmals nur als bloßes Marketinginstrument genutzt. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 12.04.2022 3sat 3-D-Druck – Die Zukunft des Wohnens?
Folge 418Häuser aus dem Drucker – was wie eine verschrobene Idee klingt, ist zu einem Wirtschaftsfaktor in der Bauindustrie geworden. Eine Alternative zur traditionellen Bautechnik für das Eigenheim. Aber auch eine Chance für den sozialen Wohnungsbau. Die „makro“-Dokumentation stellt verschiedene Gebäude vor, die bereits bewohnt sind, und informiert über den Stand der Forschung, über Chancen und Grenzen beim Hausbau mit dem Drucker. Bauen ist zu teuer geworden. Gründe gibt es viele: die Grundstückspreise unbezahlbar, die Bauvorschriften – besonders in Deutschland – zu komplex, die Baustoffe unerschwinglich. Und dann der Fachkräftemangel. Andererseits ist die Wohnungsnot ein globales Problem. Neue Ideen auf dem Bau sind also gefragt.
Ein dänisches Start-up hatte den Einfall, Beton mit einem 3-D-Drucker zu verarbeiten. Der 3-D-Druck wird inzwischen in jedem Industriezweig eingesetzt, allerdings in kleinerem Maßstab. Die dänischen Betondrucker aber sind bereits derart skalierbar, dass man selbst riesige Turmelemente für Windkraftanlagen mit ihnen drucken kann. Die ETH Zürich hat sogar ein Verfahren entwickelt, mit dem Brücken gedruckt werden können. Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ist in der klassischen Stadt der Brücken, in Venedig zu besichtigen.
Doch kann die neue Technik helfen, Baukosten zu senken? Eignet sie sich für den Wohnungsbau? Die Ingenieure sagen: Der Hausdruck geht wesentlich schneller als der klassische Bau, und man braucht viel weniger Facharbeiter, um einen Bau hochzuziehen, und viel weniger Baumaterialien. Das macht den Bau schon günstiger. Und die Bauweise ist freundlicher zur Umwelt. Denn beim Betondruck wird viel weniger Zement verbraucht. Besonders nachhaltig ist die 3-D-Druck-Methode in der Architektur, wenn beim Druck recycelte Materialien für die Herstellung von Bauelementen verwendet werden.
Durch die geringeren Herstellungskosten eignet sich der Betondruck besonders für den sozialen Wohnungsbau. In Afrika produziert der Schweizer Holcim-Konzern 3-D-gedruckte Siedlungen, die bezahlbaren Wohnraum für einkommensschwache Familien und Unterkünfte für Obdachlose bieten sollen. Auch eine Schule in einem abgelegenen Dorf in Malawi wurde in wenigen Tagen errichtet. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 19.04.2022 3sat ursprünglich für den 05.04.2022 angekündigtFernweh und Flugscham
Folge 419Das Geschäft mit dem Reisen ist für viele Länder einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Nach zwei Jahren Corona-Flaute will die Tourismusbranche 2022 wieder durchstarten. Die Urlaubsträume der Deutschen sind so groß wie selten zuvor. Gleichzeitig wollen viele nicht einfach an die Vor-Coronazeiten mit pauschalem Massentourismus und Fernreisen anknüpfen. Bewirkt die Krise also ein Reset für die Branche? Weltweit hängt jeder zehnte Arbeitsplatz am Tourismus. Doch welche ökonomischen, ökologischen und sozialen Folgen hat es, wenn Milliarden Urlauber ständig unterwegs sind? Schon lange vor der Krise agierte die Branche am Limit, mit Flügen günstiger als Taxifahrten, All-inklusive-Angeboten zu Schleuderpreisen und Städte-Kurztrips, die mehr mit Stress als mit Urlaub zu tun hatten.
In Barcelona, Amsterdam, Venedig entwickelten sich Authentizität und originäre Atmosphäre mehr und mehr in lukrative Geschäftsmodelle. Städte drohten am eigenen Erfolg zu ersticken. Gewinner sind internationale Konsortien und Investoren, die Gewinne für wenige schaffen, die Verluste aber sozialisieren.
Venedig gehört zu den Städten, die die Besucherströme künftig besser steuern wollen. Während des Lockdowns hat die Gemeinde Hunderte von Kameras und Sensoren in der ganzen Stadt installiert. Mit ihnen wird minutengenau ermittelt, wie viele Menschen kommen und gehen. Diese Daten will die Stadt künftig nutzen, um Touristenmengen an Hotspots zu entzerren. Die „makro“-Dokumentation „Fernweh und Flugscham“ fragt: Nutzt die Tourismusbranche den Neustart nach der Coronakrise, um etwas besser zu machen – oder wird sie weitermachen wie bisher? (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 26.04.2022 3sat ursprünglich für den 12.04.2022 angekündigtSchätze unter Verschluss – Das System Freeport
Folge 420Immer mehr Kunstwerke, aber auch Werte wie Gold oder Oldtimer werden in zollfreien Hochsicherheitslagern gelagert. Was steckt hinter solchen „Freeports“? Geht es nur um Schutz und Sicherheit? Oder spielen auch Steuervorteile eine Rolle? Die Betreiberländer werben mit den Vorteilen der Lager: Sie sind maximal gesichert, und solange Werte dort liegen, bleiben die Besitzer von Zoll und Umsatzsteuer verschont. Weltweit ist der diskrete Lagerservice auf dem Vormarsch. Doch Kritikerinnen und Kritiker aus der Kunst- und Finanzwelt fürchten: Freeports könnten als legale Schlupflöcher für Steuervermeidung und Schattengeschäfte dienen. Ursprünglich als vorübergehende Transitzonen geschaffen, würden immer mehr Schätze dort langfristig „geparkt“, oft sogar anonym, ohne dass man die wahren Besitzerinnen und Besitzer zurückverfolgen kann.
Wie groß ist das Risiko für undurchsichtige Geschäfte? Museumsmanagerinnen und -manager beklagen, durch die geheimen Depots würden Werke oft für lange Zeit aus der Öffentlichkeit verschwinden, mit dem Effekt einer großen Wertsteigerung. Gibt es ein „System Freeport“? Welche Vermögen stecken hinter den Mauern der verschwiegenen Wertelager? Und warum unterstützt die Politik den Bau und Betrieb solcher Zollfreilager? Ein Streifzug durch die verschwiegene Welt der Hochsicherheitslogistik, die der Allgemeinheit sonst verschlossen bleibt. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 03.05.2022 3sat Energiesicherheit in Deutschland: Comeback der Kohle?
Folge 421Kohle hatte 2021 den größten Anteil an der Stromerzeugung. Über die Hälfte der Steinkohle kam im Januar 2022 aus Russland. Was passiert, wenn die Importe ausbleiben? Sitzen wir dann im Dunkeln? Andere Länder könnten bei den Kohlelieferungen einspringen. Braunkohle wird hierzulande noch abgebaut. Deshalb ist sogar im Gespräch, Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen, um den Gasanteil beim Strom zu ersetzen und Versorgungssicherheit zu garantieren. Eigentlich wollten wir uns dem Klima zuliebe von der Kohle verabschieden. Doch schon im letzten Jahr hat ein höherer Kohleanteil bei der Stromerzeugung zu vermehrtem CO2-Ausstoß im Energiesektor geführt.
Ist jetzt die Energiewende in Gefahr? Kurzfristig jedenfalls scheint die Kohle an Bedeutung zu gewinnen. Immerhin prüft das Bundeswirtschaftsministerium, ob eigentlich zur Stilllegung anstehende Kraftwerke eine vorübergehende Reserve werden könnten. Die stünde dann im Notfall zur Verfügung. „Wir bereiten uns vor und stehen im Bedarfsfall bereit“, erklärt die RWE als großer Kohlekraftwerksbetreiber in Deutschland. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 10.05.2022 3sat Deutsche Streaming-Premiere Fr. 06.05.2022 ZDFmediathek Energiesicherheit in Deutschland – Renaissance der Atomkraft?
Folge 422Deutschland will und muss sich unabhängig von russischem Gas machen. Zeitgleich ist der Atomausstieg Ende 2022 beschlossene Sache. Doch der Ukraine-Krieg markiert eine Veränderung der Energiedebatte in ganz Europa – und in Deutschland taucht die Frage auf, die eigentlich niemand mehr zu stellen wagte: Sollten die Laufzeiten der aktiven Atomkraftwerke doch verlängert werden? Unabhängig von Befürwortern und Gegnern der Atomkraft: Wäre das überhaupt realistisch? Technisch sei eine Verlängerung möglich, sagt die Technikhistorikerin Anna Veronika Wendland, es fehle vor allem der Mut der Politiker.
Auch ausreichend Personal zu finden sei kein unüberwindbares Problem, so der Physiker Ulrich Waas, der von 2005 bis 2021 in der Reaktorsicherheitskommission saß. Kernkraftgegner hingegen argumentieren sowohl mit der finanziellen Herausforderung, die eine Verlängerung der Laufzeiten mit sich bringen würde, als auch mit Sicherheitsrisiken. Doch was wäre der wahre Preis der Verlängerung der Laufzeiten? (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 17.05.2022 3sat Deutsche Streaming-Premiere Fr. 06.05.2022 ZDFmediathek Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 21.06.2022Inklusion – wer behindert wen?
Folge 423Menschen mit Behinderung haben es nach wie vor schwer, außerhalb von Werkstätten einen Arbeitsplatz zu finden. Bieten der Fachkräftemangel und die Digitalisierung Chancen auf mehr Inklusion? Der Gesetzgeber schreibt Unternehmen Inklusion vor – dennoch ist jedes vierte Unternehmen in Deutschland ein „Nullbeschäftiger“. Bei der Suche nach den Gründen schieben sich Behindertenaktivisten, Werkstätten und Unternehmen gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Arbeitslose mit Schwerbehinderung haben im Vergleich zu Nichtbehinderten im Schnitt häufiger eine abgeschlossene Berufsausbildung als Arbeitslose ohne Behinderung.
Und dennoch ist für viele der Weg in den regulären Arbeitsmarkt verschlossen. Wissenslücken in den Unternehmen und Angst vor zu viel Bürokratie gehören zu den häufigen Gründen, warum Unternehmen der gesetzlichen Pflicht nach Inklusion nicht nachkommen und stattdessen lieber eine Abgabe zahlen, meinen Experten. In den Förderwerkstätten arbeiten rund 300.000 Menschen. Das Entgelt dort ist so gering, dass Mitarbeitende auf zusätzliche Einnahmen wie Grundsicherung angewiesen sind. Behindertenaktivisten kritisieren daher die angebliche „Abzocke“ in den Werkstätten.
Die lassen die Angriffe aber nicht auf sich sitzen und verweisen darauf, dass das geringe Entgelt nicht mit einem normalen Arbeitslohn vergleichbar sei, da auch beispielsweise Physiotherapie oder Fahrdienste zu den Leistungen gehörten. Die Politik hat den Handlungsbedarf erkannt. Seit Beginn 2022 gibt es in den Inklusionsämtern bundesweite Ansprechpartner, die Unternehmen bei der Einstellung von Menschen mit Behinderung unterstützen. Zudem erarbeitet eine Expertenkommission eine Neuordnung der Entgelte in den Förderwerkstätten. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 31.05.2022 3sat Parfüm – Der große Duftraub
Folge 4242019 wurde weltweit für 41 Milliarden Euro Parfüm verkauft. Viele Duftstoffe können synthetisch hergestellt werden, doch natürliche Rohstoffe sind sehr begehrt. Die Duftindustrie giert nach immer neuen, überraschenden Dufterlebnissen. Mit Konsequenzen für Umwelt und Konsumenten. „makro“ gibt Einblicke in die Welt der Parfümherstellung und zeigt, dass natürliche Inhaltsstoffe nicht zwingend nachhaltig sind. Bei teuren Parfüms legen die Hersteller Wert darauf, dass die Essenzen aus der Natur kommen. Damit Pflanzen ihre Duftstoffe freisetzen, werden sie oft regelrecht misshandelt. Beim Adlerholz etwa schlagen Wilderer illegal Bäume, um die Düfte zu rauben.Immer häufiger sieht sich die Parfümindustrie mit der Nachfrage nach umweltschonend produzierten Duftstoffen konfrontiert und muss reagieren.
Im Forschungslabor des weltweit größte Duftstoffherstellers Givaudan arbeitet die Chemikerin Corinne Baumgartner daher an Methoden zur naturverträglichen Gewinnung von Duftstoffen. Im südfranzösischen Grasse gab die Parfümeurin Delphine Thierry ihre Arbeit bei einem Luxuskonzern auf und setzt bei ihren Duftkreationen auf nachhaltige Rohstoffe. Und die Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Julia Riedmeier rät Herstellern von Luxusmarken, die Herkunft ihrer Rohstoffe für die Kunden transparent zu machen. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 07.06.2022 3sat
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