Das Geschäft mit dem Reisen ist für viele Länder einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Nach zwei Jahren Corona-Flaute will die Tourismusbranche 2022 wieder durchstarten. Die Urlaubsträume der Deutschen sind so groß wie selten zuvor. Gleichzeitig wollen viele nicht einfach an die Vor-Coronazeiten mit pauschalem Massentourismus und Fernreisen anknüpfen. Bewirkt die Krise also ein Reset für die Branche? Weltweit hängt jeder zehnte Arbeitsplatz am Tourismus. Doch welche ökonomischen, ökologischen und sozialen Folgen hat es, wenn Milliarden Urlauber ständig unterwegs sind? Schon lange vor der Krise agierte die Branche am Limit, mit Flügen günstiger als Taxifahrten, All-inklusive-Angeboten zu Schleuderpreisen und Städte-Kurztrips, die mehr mit Stress als mit Urlaub zu tun hatten. In Barcelona, Amsterdam, Venedig
entwickelten sich Authentizität und originäre Atmosphäre mehr und mehr in lukrative Geschäftsmodelle. Städte drohten am eigenen Erfolg zu ersticken. Gewinner sind internationale Konsortien und Investoren, die Gewinne für wenige schaffen, die Verluste aber sozialisieren. Venedig gehört zu den Städten, die die Besucherströme künftig besser steuern wollen. Während des Lockdowns hat die Gemeinde Hunderte von Kameras und Sensoren in der ganzen Stadt installiert. Mit ihnen wird minutengenau ermittelt, wie viele Menschen kommen und gehen. Diese Daten will die Stadt künftig nutzen, um Touristenmengen an Hotspots zu entzerren. Die „makro“-Dokumentation „Fernweh und Flugscham“ fragt: Nutzt die Tourismusbranche den Neustart nach der Coronakrise, um etwas besser zu machen – oder wird sie weitermachen wie bisher? (Text: 3sat)