2023, Folge 1071–1094
Rückkehr der wilden Riesen – Sind Wisente in Rumänien willkommen?
Folge 1071 (32 Min.)1790 wurde in Rumänien der letzte wilde Wisent geschossen. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die größten Landsäugetiere Europas auf dem gesamten Kontinent ausgerottet. Weltweit gab es nur noch 12 Exemplare, die in Zoos gehalten wurden. Heute versucht man, die Tiere in Auswilderungsprojekten wieder in ihren angestammten Lebensräumen anzusiedeln. In Rumänien gibt es inzwischen wieder mehr als 250 Wisente in freier Wildbahn. Adrian Aldea betreut das Wisent-Projekt der NGO „Conservation Carpathia“. Der Biologe hat seit 2019 fünf Wisent-Herden im Făgăraş-Gebirge angesiedelt. Die Tiere wurden aus Deutschland, Polen, Schweden, Großbritannien und der Slowakei nach Rumänien gebracht. Derzeit bereitet er die Auswilderung der sechsten Herde vor.
Ein aufwendiges Unterfangen: Die Tiere müssen mehrere Wochen in Quarantäne verbringen, um dann monatelang in Eingewöhnungsgehegen die Fähigkeiten zum Überleben in der Wildnis zu erlernen. Denn die meisten Wisente stammen nach wie vor aus Wildparks, in denen sie gefüttert wurden. Einmal in die Freiheit entlassen, werden alle Herden digital überwacht. Neun Kälber wurden bisher in der Wildnis geboren, sechs überlebten. Landwirt Nicolae Duicu lebt in Banat im Südwesten Rumäniens. Auch hier wurden Wisente ausgewildert. Doch die Tiere kommen auf der Suche nach Nahrung in die Dörfer. Duicu haben sie vierzig Obstbäume und das Kartoffelfeld zerstört: ein immenser Schaden für den Bauern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 26.04.2023 arte Feuer, Flammen, Funkenschlag: Waldschutz in der Klimakrise
Folge 1072 (32 Min.)Noch nie verbrannte seit Aufzeichnungsbeginn innerhalb eines Jahres so viel Vegetationsfläche wie im Jahr 2022. Viele Feuerwehren und Brandschützer stellen sich angesichts dieser Bedrohung neu auf. Tobias Hallas ist eigentlich Rettungssanitäter aus Karlsruhe, jetzt aber kämpft er ehrenamtlich gegen die Flammen im Wald. Er ist Mitglied im Katastrophenschutzverein @fire, einer deutschen NGO, die sich unter anderem auf Waldbrände spezialisiert hat. Der Verein wurde ursprünglich als Hilfe für Waldbrandeinsätze in den heißen Sommermonaten in Südeuropa gegründet.
Doch inzwischen ist das Wissen der Spezialistinnen und Spezialisten auch in Deutschland gefragt. Ein Großteil dieses Wissens stammt aus Spanien, einem Land, das seit vielen Jahren gegen Waldbrände ankämpft. Dort arbeitet auch der Berufsfeuerwehrmann Manuel Lopes Rodrigues. Für ihn liegt es nicht allein an der richtigen Löschtechnik. Der Feuerwehrmann macht auch die Monokulturen verantwortlich – weite Waldflächen, bestehend aus nur einer Baumart, die auch noch besonders schnell brennt.
Mit vielen Unterstützerinnen und Unterstützern und seinem eigens gegründeten Verein will er den Wald wieder zu einem klimafreundlichen, feuerresistenten Mischwald machen. Auch in Deutschland sind Monokulturen ein Problem. Brandenburgs Wälder bestehen beispielsweise zu 70% aus Kiefern. Um hier Waldbrände schnell zu erkennen, entwickelt Ingenieur Carsten Brinkschulte mit seinem Start-up sogenannte elektronische Nasen. Diese Sensoren sollen im Wald Brandgase frühzeitig erkennen und ein schnelles Eingreifen durch die Feuerwehr ermöglichen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 27.04.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Mi. 26.04.2023 arte.tv Der Zorn der Franzosen – Gegen die Rente mit 64
Folge 1073 (32 Min.)In Marseille, in Paris oder in Guingamp in der Bretagne: Gut 80% der Franzosen lehnen die Rentenreform nach wie vor entschieden ab. Laurent Berger, Generalsekretär der Gewerkschaft CFDT will am 1. Mai alle Rekorde brechen, was die Anzahl der Demonstrant:innen auf der Straße angeht. Schon nach der Verkündung des Gesetzes zur Rente mit 64 kritisierten Gegner von Emmanuel Macron, er habe sich wie ein „Dieb“ verhalten, wegen der nächtlichen Stunde, in der er das Gesetz unterzeichnete. Das ist nicht der einzige Grund für diese soziale Bewegung. Auch die Inflation der Verbraucherpreise belastet die Haushaltskassen der Arbeitnehmer sehr. Unsere Reporter drehten in Fos-sur-Mer bei den radikalen Blockierern der Raffinerien, sie begleiteten die Müllmänner in Paris und die Krankenschwestern in der Bretagne. Sie alle wollen am 1. Mai demonstrieren. In der Zwischenzeit bestätigte der Regierungssprecher, dass die Rente mit 64 tatsächlich ab dem 1. September in Kraft treten wird. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 28.04.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 27.04.2023 arte.tv Express-Versand – Kräftemessen in Grenoble
Folge 1074 (32 Min.)Wie sieht die in vollem Wandel begriffene Welt der Online-Arbeit in Grenoble aus? Zu Beginn übte das Arbeitsangebot der Online-Lieferplattformen eine große Sogwirkung auf junge Stadtbewohner aus, da es ihnen die Möglichkeit einer flexiblen Einnahmequelle eröffnete. Doch die ursprüngliche Begeisterung der Mitarbeiter von Uber, Deliveroo und vielen anderen Lieferdiensten scheint heute vorbei zu sein. Viele Erwerbstätige, die diese neue Welt erkundet haben, sind enttäuscht und beginnen sich zusammenzuschließen.
Doch wie soll man gemeinsame Aktionsformen finden, wenn man grundsätzlich allein arbeitet? In Grenoble, wo 500 Fahrradlieferanten auf eine Bevölkerung von 160.000 Einwohnern kommen, machen diese neuen Offensiven Schule. In Frankreich und anderen europäischen Ländern organisieren manche „Uberisten“ den Gegenschlag. Lieferanten oder Mietwagenfahrer streiken, um oft geringfügige Lohnerhöhungen zu fordern, Anerkennung als vollwertige Arbeitnehmer zu verlangen oder nicht mehr den manchmal absurden Entscheidungen von Algorithmen Folge leisten zu müssen.
Beispielsweise Bafodé, seit sechs Jahren Lieferant für die großen Online-Plattformen und Vater von zwei Kindern. Andere, wie Tifaine, haben sich von den Plattformen gelöst und organisieren sich in Genossenschaften. Vor zwei Jahren hat die junge Frau zusammen mit Lieferantenkollegen „S!CKLO“ gegründet, denn sie wollte wieder selbst über ihre Zeit und ihre Dienstleistung bestimmen und ihre Freiheit zurückgewinnen. Heute beschäftigt ihre Kooperative ein Dutzend Mitarbeiter und macht in Grenoble den Internetriesen Konkurrenz.
Was sie von denen unterscheidet, ist nach eigener Definition die „ethische Lieferung“. Innerhalb eines Jahrzehnts haben die großen Online-Lieferplattformen die Konsumgewohnheiten revolutioniert und eine neue Ökonomie hervorgebracht. François gehört zu den neuen Web-2.0-Unternehmern: Er leitet ein virtuelles Restaurant (oft „Dark Kitchen“ genannt); sein Modell braucht die Liefergiganten und ihre Armeen selbstständiger Lieferanten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 02.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 28.11.2022 arte.tv Meine fremde Mutter – Adoptionskinder suchen ihre Familie
Folge 1075 (32 Min.)Marcia Engel wurde als Kleinkind aus Kolumbien adoptiert und wuchs in den Niederlanden auf. Erst mit 11 Jahren erfuhr sie von ihren Adoptiveltern die Wahrheit über ihre Herkunft. In den offiziellen Papieren hieß es, sie sei ein Waisenkind. Doch Marcia gab sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden und machte sich auf die Suche nach ihrer Familie: Acht Jahre suchte sie ihre biologische Familie. Doch erst als sie eine private Ermittlerin anheuerte, fand sie ihre Mutter, die nie einer Adoption zugestimmt hatte. Es gibt immer wieder Fälle, bei denen die Kinder ohne Zustimmung der leiblichen Eltern illegal zur Adoption frei gegeben werden.
So wie bei Marcia. Kinder werden als Waisen ausgegeben, obwohl sie nur vorübergehend im Heim leben. Es werden Papiere gefälscht und den Adoptiveltern sogar erzählt, die leibliche Mutter sei gestorben. Um anderen Betroffenen zu helfen, gründete Marcia 2008 „Plan Angel“. Mit freiwilligen Helfern in Kolumbien sucht sie die Familien der früheren Adoptivkinder, begleitet die Betroffenen bei ihrer Reise und hilft ihnen, die eigene und doch fremde Familie kennenzulernen.
„Plan Angel“ unterstützt seit 2015 auch die leidtragenden Familien in Kolumbien. Immer mehr Mütter melden sich, denen in den 80er und 90er Jahren die Kinder weggenommen wurden. Oft stammten sie aus armen Verhältnissen, waren sehr jung und wussten sich nicht zu helfen. Sie unterschrieben Blankopapiere – ohne zu wissen, dass sie damit ihre Kinder aufgaben. Heute suchen die Betroffenen mit Plakaten und DNA-Tests ihre Kinder, die ins Ausland adoptiert wurden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 03.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 02.05.2023 arte.tv Charles wird gekrönt – Kann er die Monarchie erneuern?
Folge 1076 (32 Min.)Am 6. Mai wird Charles zum König gekrönt. Wie steht die britische Bevölkerung zu ihrem neuen Staatsoberhaupt? Mary Hobson gehört zur britischen Mittelschicht und ist ein großer Royal-Fan, auch wenn ihr Ehemann die Begeisterung nicht ganz teilen mag. Mary bereitet sich schon seit Wochen auf das Spektakel vor und hat sich bereits einen Platz gesucht, von dem aus sie den König aus nächster Nähe sehen kann. Doch die Skandale um Prinz Harry und Meghan haben ihren Enthusiasmus etwas getrübt. Noch kritischer sehen schwarze Briten die Monarchie: Viele von ihnen betrachten die englische Monarchie als Symbol für eine überwiegend weiße Elite, die aus der Zeit gefallen scheint und mit dem Volk nicht mehr viel gemein hat.
So sehen es zumindest die Jugendlichen in der Wohltätigkeitsorganisation „Voyage Youth“, die sich für schwarze Jugendliche engagiert. Daneben gibt es sogar noch extremere Stimmen unter den Anti-Royalisten wie Graham Smith mit seiner NGO „Republic“, die sogar die Abschaffung der Monarchie fordern.
Für Ashley Sims kommt das nicht in Frage. Der Paparazzo verdient sein Geld mit Schnappschüssen der königlichen Familie. Die Royals sind für ihn immer noch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Vereinigten Königsreich. Von diesem Wirtschaftsfaktor profitiert auch die traditionsreiche Bekleidungsfabrik „Kashket & Partners“ in London. Die Hoflieferanten, die auch die Hochzeitsuniformen der Prinzen William und Harry fertigten, arbeiten zurzeit hunderte Uniformen für die Paraden und Zeremonien während der Krönung um. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 04.05.2023 arte Kiews Techno-Szene packt an – Wiederaufbau mit Beats
Folge 1077 (32 Min.)Gegründet wurde „Repair Together“ im Mai 2022 von vier kreativen Großstädtern aus der Kiewer Techno-Szene. Anders als andere Hilfsinitiativen verbinden sie den Wiederaufbau mit Gemeinschaft, Kreativität und Musik. Im Sommer zogen ihre sogenannten „Aufbau-Raves“ hunderte freiwillige Helfende aus aller Welt zu Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten in zerstörte Dörfer im Norden der Ukraine. Doch je länger der Krieg dauert und je kälter die Temperaturen werden, desto mehr drohen Zusammenhalt und Unterstützung abzunehmen.
Techno-Partys feiern die Organisatorinnen und Organisatoren bei Kälte eher im Privaten – nicht auf Baustellen. Infolgedessen melden sich immer weniger Freiwillige zu den Bauarbeiten, sodass die Vier die meisten Wiederaufbauprojekte im Winter pausieren lassen mussten. Aber Dascha und Vika, zwei der Organisatorinnen von „Repair Together“, wollen kurz vor dem Frühjahr ein Haus weiteraufbauen. Denn sie wissen: Wenn nicht sie der Familie möglichst schnell ihr Zuhause zurückgeben, macht es wahrscheinlich niemand.
„Alle Hoffnungen liegen gerade bei NGOs, wie der unseren. Denn der Staat kann nicht helfen, er führt Krieg. Er hat noch keine Kapazität für den Aufbau privater Häuser“, weiß Vika. Um Helfende auch ohne die „Aufbau-Raves“ für ihr Bauprojekt zu gewinnen, überlegen sich die zwei jungen Frauen kreative und unkonventionelle Ideen für ihre Social-Media-Kanäle. „Wir wollen zeigen: Wir bauen nicht nur, sondern verbringen im Dorf auch eine gute und spannende Zeit“, so Dascha. Doch wie viele Teilnehmende werden sich trotz Kälte letztendlich anmelden? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 05.05.2023 arte Gastarbeiter gesucht! Asiatische Arbeitskräfte in Rumänien
Folge 1078 (32 Min.)Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus hat Rumänien über vier Millionen Staatsbürger verloren, die zum Arbeiten in den Westen abgewandert sind. Ergebnis: Einer neueren Studie zufolge erklären 80 % der rumänischen Arbeitgeber, keine Beschäftigten zu finden. Um diesen Notstand zu lindern, rekrutiert das Land in Asien. In Partnerschaft mit mehreren asiatischen Ländern hat Bukarest die Anzahl der Arbeitserlaubnisse für Nicht-EU-Bürger von 3.000 Visa im Jahr 2016 auf 100.000 im Jahr 2022 erhöht. Um den großen Zustrom zu bewältigen, regeln rumänische Vermittlungsagenturen – inzwischen sind es schätzungsweise 4.000 – die Aufnahme der Ausländer.
Im Auftrag der Arbeitgeber suchen sie – in enger Zusammenarbeit mit ihren örtlichen Mittelsleuten in den jeweiligen Ländern – nach geeigneten Kandidaten. Dabei können sie aus einem reichen Reservoir an Interessenten schöpfen. Melania Pop leitet eine dieser Agenturen. Jeden Tag nimmt sie auf dem Bukarester Flughafen Gruppen von Arbeitern aus Saigon, Kathmandu oder Colombo in Empfang. Für jeden dieser Neuankömmlinge regelt sie die Visaangelegenheiten und schickt sie dann an ihren Arbeitsort.
Sache der Arbeitgeber ist es dann, für die Unterkunft und gegebenenfalls für die Verlängerung der Arbeitserlaubnis zu sorgen. Melania hat dieses Jahr über 3.000 ausländische Arbeiter kommen lassen, und ihr Unternehmen wächst immer weiter. Ein Erfolg, der sie in ihrer Überzeugung bestärkt, die durch den Arbeitskräftemangel darniederliegende „rumänische Wirtschaft zu retten“. Uva Raj Lamichhane stammt aus Nepal und kam 2019 nach Rumänien; vorher war er in Dubai. Er selbst ist mit seinen Arbeitsbedingungen in einer kleinen Bukarester Druckerei recht zufrieden, will jedoch die schlechte Behandlung anderer ausländischer Arbeiter nicht tatenlos hinnehmen.
Daher gründete er auf YouTube einen eigenen Videokanal, auf dem er über solche Vorfälle berichtet. Er informiert seine 25.000 Follower über zweifelhafte Agenten und über das rumänische Arbeitsrecht. Als sehr aktives Mitglied seiner Gemeinschaft setzt er alles daran, Lösungen für andere Ausländer in prekärer Lage zu finden. Die 60-jährige Emilia Florea muss sich um ihre beiden Enkelkinder Mario und Andrei kümmern, die ihre Tochter ihr anvertraute, bevor sie eine Arbeit in einem englischen Spielkasino antrat.
Seit mehr als zwei Jahren ist die Tochter nicht nach Rumänien zurückgekehrt. Das Geld, das sie der Mutter schickt, reicht nicht, und so muss Emilia weiterarbeiten: Zweimal wöchentlich verkauft sie Kleidung auf dem Markt. Ihren jüngsten Enkel Mario lässt sie dann in einem von einer NGO verwalteten Kinderhilfswerk. Er teilt das Schicksal dutzender Kinder, deren Eltern Rumänien verließen, um im Ausland Geld zu verdienen. Die Zahl dieser „Arbeitswaisen“ wird aktuell auf 100.000 bis 300.000 geschätzt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 09.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 02.05.2023 ZDFmediathek Schatzsuche im Schrott: Elektromüll vermeiden und recyceln
Folge 1079 (32 Min.)In Straßburg hat sich Elie Assémat zum Ziel gesetzt, dass Elektroschrott möglichst gar nicht mehr entsteht. Er ist Mitbegründer von Commown, einer Genossenschaft, die Elektronikgeräte als gemeinsames Gut betrachtet. Die Genossenschaft vermietet seit 2018 Smartphones, Computer und Kopfhörer. Dabei geht es ihm vor allem um Nachhaltigkeit und eine längere Nutzung. Alle Produkte im Angebot sind leicht zu reparieren und garantieren damit eine lange Lebensdauer. Für 2030 prognostizieren Fachleute eine Lawine von über einer Million Solarmodule, die in der Entsorgung zu landen drohen.
Mit seiner Firma 2ndlifesolar will Martin Wilke aus Hamburg dafür sorgen, dass möglichst viele dieser Alt-Module ein zweites Leben bekommen, zum Beispiel als Balkonkraftwerke. Aber auch das Recycling der aussortierten Module steht im Fokus des Ingenieurs. Bei bisherigen Verfahren gehen wichtige Rohstoffe wie Silber und Silizium verloren. Jetzt gibt es neue Ideen, diese wertvollen Rohstoffe zurückzugewinnen. In Indien sammelt sich Elektroschrott aus der ganzen Welt, darunter auch illegaler Müll aus Europa.
Zehntausende Kleinunternehmen leben davon, unter gefährlichen Arbeitsbedingungen Elektroschrott zu verarbeiten und weiterzuverkaufen. Die Schweizer Umweltwissenschaftlerin Dea Wehrli will dieses Problem mit ihrem modernen Konzept eines Co-Working-Space lösen. Ihr Projekt namens E(co)work bietet die Möglichkeit für indische Schrottzerleger, sich flexibel unter sicheren und legalen Arbeitsbedingungen in eine Halle einmieten können. Manche der wiedergewonnenen Rohstoffe finden ihren Weg nach Europa. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 10.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 09.05.2023 arte.tv Allein unter Schafen: Ein neues Leben als Schäferin
Folge 1080 (32 Min.)In der Domaine du Merle, inmitten der malerischen Provence, werden seit den 1930ern Schäferinnen und Schäfer ausgebildet. Knapp 20 Menschen lernen dort binnen eines Jahres alles, was sie wissen müssen, wenn sie während der Sommermonate mit oft mehr als 1000 Schafen in den Alpen leben. Unter den Auszubildenden des aktuellen Jahrgangs sind auch Mathilde (24), Geoffrey (22) und Lucas (18). Mathilde kommt aus Paris, hat studiert und ist auf der Suche nach einer Arbeit, die sie in die Natur bringt. Geoffrey hat eine Maurerlehre abgeschlossen, dann eine Ausbildung zum Koch gemacht – nichts hat ihm wirklich gefallen.
Diesmal könnte es anders sein, meint er. Die Einsamkeit mache ihm nichts aus. Das ist bei Lucas anders. Er hat gerade die Schule abgeschlossen und will mit Tieren arbeiten. Die langen Momente der Stille machen ihm etwas Angst. Während der Schäfer-Beruf einen Aufschwung erlebt, stellen sich viele Schafzüchter die Frage der Wirtschaftlichkeit und inwieweit die mühsame Arbeit überhaupt zukunftsfähig ist. Lionel Escoffier ist ein ambitionierter Schafzüchter mit Visionen, er will die Branche mit neuen Ideen voranbringen – und gleichzeitig die Traditionen wahren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 11.05.2023 arte Machtwechsel in der Türkei? Das Bündnis gegen Erdogan
Folge 1081 (32 Min.)Lange galt Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu als chancenreichster Herausforderer von Präsident Erdogan bei den Wahlen am 14. Mai 2023. Der Kandidat der sozialdemokratischen CHP hatte vor drei Jahren überraschend die ökonomisch wichtigste Stadt des Landes der Regierungspartei AKP abgetrotzt. Doch ein Gerichtsurteil wegen Beamtenbeleidigung, das auf Druck der AKP-Regierung zustande kam, zwang ihn, in die zweite Reihe zurückzutreten und dem CHP-Vorsitzenden Kemal Kilicdaroglu im Wahlkampf den Vortritt zu lassen. Dieser führt nun ein Sechserbündnis der Opposition an.
Die CHP-Vorsitzende von Istanbul Canan Kaftoncioglu kämpft auch für einen Regierungswechsel. Sie gilt als Mastermind hinter Bürgermeister Imamoglu. Die Ärztin ging in die Politik, um die politischen Verhältnisse in der Türkei zu verändern. Auch gegen sie laufen Verfahren, um ihren Aufstieg als populäre Politikerin zu bremsen. Nur wenn die autoritäre Regierung unter Erdogan abgewählt wird, glaubt sie, ist eine Rückkehr zu einer funktionierenden Demokratie möglich. Auch der Co-Vorsitzende der kurdenfreundlichen Partei HDP, Mithad Sancar, steht mit dem Rücken zur Wand.
Hunderte HDP-Kollegen wurden verhaftet, um die linksliberale Partei zu schwächen. Nun ist seine Partei sogar durch ein generelles Verbot bedroht. Doch die HDP und ihre Wähler werden für einen Regierungswechsel gebraucht. Gemeinsam versuchen die Oppositionspolitiker, die Wirtschaftskrise und das schlechte Abschneiden der Regierung bei der Bewältigung der Erdbebenkatastrophe zu nutzen, um im für die Türkei entscheidendsten Wahlkampf seit Jahrzehnten zu punkten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 12.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Mi. 03.05.2023 arte.tv Zurück in die Ukraine? Was wird aus den minderjährigen Flüchtlingen
Folge 1082 (32 Min.)Pavlo, 11 Jahre, erlebte die russische Invasion in seiner Heimat, einer ländlichen Gegend in der Nähe von Tschernobyl. Anfang Juni kam er in einem Bus mit 46 anderen Kindern in Nordfrankreich an. Ein regionaler Verein organisierte ihre Vermittlung in Gastfamilien. Pavlo kam bei Véronique und Frührentner Hervé vorübergehend für drei Monate unter. In der Ukraine erwarten ihn seine Eltern zum Schulbeginn im September. Allerdings hat sich zwischen Pavlo und Hervé eine Beziehung wie zwischen Enkel und Großvater entwickelt. Luciana ist seit Kriegsbeginn mit ihren beiden Brüdern und ihrer kleinen Schwester in Frankreich.
Alle vier kamen in verschiedenen Gastfamilien unter. Sie stammen aus der Region Saporischja, die besonders schwer vom Krieg betroffen ist. Ihr Vater kämpft an der Front. Ihre Mutter konnte sie nach Frankreich schicken, bevor sie selbst nach Polen floh. Luciana kam im Sommer dank eines Vereins des Französisch-Ukrainischen Austauschverbands nach Frankreich. Amélie und Thomas sind Eltern von drei Kindern und haben Luciana bei sich aufgenommen. Sie dachten, es wäre nur für einige Wochen, doch der Krieg nimmt kein Ende.
Trotz ihrer Sehnsucht nach ihrem früheren Leben stellt sich Luciana darauf ein, ein weiteres Jahr zu bleiben. Ohne die Vereine wären diese kurzfristig organisierten Unterbringungen nicht möglich gewesen. Im Norden hat der Verein von Jean-Luc und Dominique seinen Sitz: „Nadiya Soleil“ wurde nach dem Super-GAU von Tschernobyl gegründet. Ziel war es, Kinder im Sommer nach Frankreich einzuladen, um deren Strahlungsbelastung zu senken. Nun wurden die beiden zu Nothelfern. Sie kämpfen an allen Fronten in einem Krieg, der kein Ende zu nehmen scheint … (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 15.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 08.05.2023 ZDFmediathek Tierärzte unter Druck – Bellen, beißen, Burnout
Folge 1083 (32 Min.)Ein Sonntag im beschaulichen Commercy im Osten Frankreichs: Dr. Tri Tran Cong hat Notdienst und operiert einen schwer verletzten Hund, der mit einem Wildschwein zusammengestoßen ist. Nacht- und Wochenendschichten sowie Überstunden sind für den seit 30 Jahren praktizierenden Arzt keine Ausnahme. Seine Tierklinik ist eine der wenigen Anlaufstellen in der Region. Trotz der hohen Arbeitslast muss bei den Behandlungen jeder Handgriff sitzen. Dr. Trang Cong selbst stand schon kurz vor dem Burnout und ist seit drei Jahren in Therapie. Doch aus Liebe zu den Tieren kann er sich nicht vorstellen, seinen Beruf aufzugeben. Dr. Petra Kracher hat sich mit einer Tierarztpraxis in München selbstständig gemacht. Sie ist für drei Angestellte verantwortlich.
Um genug zu verdienen, muss sie alle 30 Minuten ein neues Tier behandeln, ohne die Bedürfnisse ihrer tierischen Patienten und deren Halter zu vernachlässigen. Trotzdem kann die 59-Jährige nur mit einer Rente von 900 Euro rechnen. Deshalb hofft sie nun auf einen lukrativen Verkauf der Praxis. Joshua Konrad schreckt all das nicht ab. Der 22-Jährige studiert in Leipzig Tiermedizin. Durch die Pflichtpraktika wird den Studierenden schnell klar, was im Berufsalltag auf sie zukommt. Joshua hat eine „Mental Health AG“ gegründet, in der sich angehende Tierärzte über ihre psychischen Probleme austauschen können. Denn sie alle möchten trotz der Belastung an ihrem Berufsziel festhalten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 18.05.2023 arte Die Artenschützer – Im Einsatz für die Natur
Folge 1084 (32 Min.)Egal wie klein und unscheinbar sie ist: Jede Art zählt – das weiß auch Elisabeth Kühn. Die Biologin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle hat ein Herz für Schmetterlinge – genauer gesagt für Tagfalter. Viele Schmetterlingsarten kämpfen ums Überleben. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Hobbyforschern untersucht Kühn, wie es um den Bestand der Schmetterlinge steht und warum manche Tagfalterarten aus einem Gebiet einfach verschwinden. An dem Projekt „Tagfalter-Monitoring-Deutschland“ kann sich jeder beteiligen. Ulrich Eichelmann ist Mitbegründer der Umweltorganisation RiverWatch, seine Mission einer der letzten großen Wildflüsse in Europa.
Die Vjosa in Albanien ist für ihn ein Naturjuwel, das es unbedingt zu schützen gilt. Er kämpft vor allem gegen den Bau von Wasserkraftwerken. Sie bedrohen die noch intakten Ökosysteme in und am Fluss. Deshalb ist er gemeinsam mit nationalen und internationalen Experten in engem Austausch mit der albanischen Regierung, die den Nutzen der Artenvielfalt erkannt hat. Schon als Kinder teilten die Brüder Ben und Pete Kibel ihre Leidenschaft für die Natur.
Gemeinsam haben sie ein Unternehmen gegründet, das mit genialen Ideen die Artenvielfalt der Ozeane schützt. Dank der Erfindungen der Kibel Brothers konnten bereits unzählige Meeresbewohner gerettet werden, deren Existenz durch die Hochseefischerei akut gefährdet ist. Ihre Köderhakenkapsel beispielsweise wird erfolgreich zum Schutz von Albatrossen eingesetzt. Akustische Warngeräte hingegen, die sogenannten Banana Pinger, erzeugen Schallwellen, mit denen schon viele Schweinswale gerettet werden konnten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 19.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 18.05.2023 arte.tv Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 27.04.2023Traumjob Bestatter/Bestatterin – Das Geschäft mit dem Tod floriert
Folge 1085 (32 Min.)Der Trauerberater und Zeremonienmeister Guillaume Loiseau unterrichtet auch an der staatlichen französischen Berufsschule für Bestattungsberufe. Er stellt fest, dass die üblichen Zeremonien oft nicht den Vorstellungen der Hinterbliebenen entsprechen. Seiner Meinung nach muss individuell auf die Wünsche jeder Familie eingegangen werden, damit die Trauerfeier in guter Erinnerung bleibt. Er will seinen Schülern vermitteln, wie sie jede Feier fast wie eine Bühnenvorstellung gestalten können. Auf Fachmessen findet er dafür neue Anregungen und Ideen. Stéphanie ist Thanatopraktikerin.
Sie sorgt für ein ästhetisches Erscheinungsbild der Verstorbenen bei der Aufbahrung – eine besonders tabubehaftete Tätigkeit. Stéphanie gibt in den sozialen Netzwerken Einblick in ihre Arbeit, und zu ihrer Überraschung stößt ihr Beruf auf starkes Interesse. Innerhalb weniger Jahre wurde sie zu einer bekannten Figur mit mehr als 140.000 Followern. In ihren Posts beantwortet sie die Fragen, die viele nach dem Tod eines nahestehenden Menschen nicht zu stellen wagen. Die ehemalige Journalistin Sarah Dumont hat die erste französische Plattform gegründet, die ausschließlich dem Thema Tod gewidmet ist: „Happy End“.
Auf der Website stellt sie Neuheiten und aktuelle Entwicklungen vor, zum Beispiel Grabsteine mit QR-Code oder auf Seebestattung spezialisierte Bestattungsinstitute. Sarah veranstaltet auch gesellige Treffen, um Trauernden die Gelegenheit zum Austausch bei einem Glas Wein zu geben. Indem sie sich einem breiten Publikum öffnen, zeigen diese drei Profis aus der Bestattungsbranche die Notwendigkeit neuer Praktiken auf. Letztlich hinterfragen sie damit auch die menschliche Beziehung zum Tod. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 22.05.2023 arte Exoten im Vogelkäfig – Das Geschäft mit Tropenvögeln
Folge 1086 (32 Min.)Auf Europas größtem Vogelmarkt in ’s-Hertogenbosch in den Niederlanden sucht Harald Garretsen schwarze Schafe. Der Handel mit Zucht-Vögeln ist zwar erlaubt, doch der Inspektor der niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Konsumgütersicherheit hat es auf Händler abgesehen, die mit verbotenen Wildvögeln Geschäfte machen wollen. Immer wieder stoßen Garretsen und seine Kollegen vom Zoll auf illegal importierte Tiere aus Südamerika. Im südamerikanischen Suriname, einer ehemaligen niederländischen Kolonie, gehören Exoten im Vogelkäfig zum Straßenbild. Die Vögel werden im Amazonas-Regenwald gefangen. Dion Coutinho ist einer der erfahrensten Vogelfänger des Landes. Für Tierparks weltweit und große Exportfirmen jagt er gewöhnlich gleich mehrere Tiere und ist dafür oft wochenlang im Busch.
Diesmal will er einen ganz bestimmten Singvogel aufspüren. Besonders in den Niederlanden sind Singvögel aus Suriname begehrt. Gesangswettbewerbe mit den tropischen Vögelchen sind ein beliebtes Hobby. Suniel Chedie besitzt über 60 besondere Finken, die teils Tausende Euro kosten. Der Niederländer mit surinamischen Wurzeln war schon 14 Mal niederländischer Meister mit seinen Tieren. Illegale Importe lehnt er ab. Aber es gilt als offenes Geheimnis, dass Konkurrenten für geschmuggelte Vögel bis zu 25.000 Euro ausgeben. Bei einem Wettkampf will sich Suniel Chedie die Teilnahme an den neuen Landesmeisterschaften sichern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 23.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 22.05.2023 arte.tv Ratten in Paris – Gefährliche Plage
Folge 1087 (32 Min.)In Paris leben sechs Millionen Ratten, die Krankheiten übertragen. Die Stadtverwaltung zahlt jedes Jahr 1,5 Millionen Euro allein für die Rattenbekämpfung. Die städtischen Kanalarbeiterinnen und -arbeiter belegen die Gänge der Kanalisation mit kleinen grünen Würfeln mit gerinnungshemmendem Mittel, die drei bis vier Tage brauchen, um bei Ratten zu wirken. Das Ziel ist nicht, alle Ratten zu töten, sondern die Population zu regulieren. Aber das ist vielen Parisern wie Jacques und Sylvain nicht genug, sie handeln auf eigene Initiative: „Es ist alles eine Frage der Hygiene und der öffentlichen Gesundheit.
Wir sind gezwungen, die Arbeit zu machen, die das Rathaus nicht tut. Die Bürgerinnen und Bürger haben es satt, in einer Stadt zu leben, die mit Müll übersät ist. Das führt zur Vermehrung der Ratten.“ Paris ist die fünftgrößte Stadt der Welt mit einer Rattenplage, London, Berlin und Amsterdam haben das gleiche Problem. Paris ist trotz aller Kritik eine Art Expertin in Sachen Ratten und Ratgeberin anderer Städte der Welt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 24.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 23.05.2023 arte.tv Europas größter Slum – Die Cañada Real in Madrid
Folge 1088 (32 Min.)Vor den Toren von Spaniens Hauptstadt liegt der größte Slum Westeuropas. Said Baboua lebt seit mehr als 20 Jahren dort – in der Cañada real galiana. Es ist bereits der dritte Winter, in dem es in weiten Teilen des Viertels keinen Strom und keine Heizung gibt. Said muss Holzreste sammeln, um das Haus mit dem Ofen zu heizen. Dort lebt er mit seiner Frau Fatima und seinem kleinen Sohn Adil. Das Leben in der Cañada real hat sich vor allem in den letzten Jahren und Monaten dramatisch verändert. Denn Madrid ist gewachsen und in der Nähe sollen neue Stadtviertel entstehen.
Der Slum muss weichen. Doch mit welchen Methoden? Die Bewohnerinnen und Bewohner sprechen von Schikanen der Regionalregierung. Neben dem abgestellten Strom schüttet die Baufirma nun Sand um einige Häuser der Nachbarn auf – so wie bei Said. Für die Bewohnerinnen und Bewohner erscheint das wie eine Strategie der Verwaltung, um sie zu vergraulen, damit sie schneller gehen. Said sagt: „Hier leben doch Menschen. Da kann so viel passieren.
Der Regen verwandelt die Erde in Schlamm und der könnte die Häuser dem Erdboden gleichmachen. Und bis etwas Schlimmes passiert, werden sie nicht aufhören.“ Der Konflikt zwischen den Nachbarn und der Regionalregierung hat sich zugespitzt. Der Beauftragte der Regierung spricht von korrekten Umsiedlungsplänen, die vor Jahren verabschiedet wurden. Doch nicht alle haben Anspruch auf eine Sozialwohnung. Ein Konflikt um Verdrängung, Entscheidungsgewalt und menschliche Würde – mitten in Europa. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 25.05.2023 arte Israel im Griff der Rechten – Siedlerbewegung auf dem Vormarsch
Folge 1089 (32 Min.)Naomi Linder Kahn ist eine von rund 700.000 jüdischen Siedlerinnen und Siedlern -Israelis, die entgegen internationalem Recht in den Gebieten wohnen, die der Staat im Sechstagekrieg 1967 erobert hat. Die gebürtige Amerikanerin lebt seit den 80er-Jahren in Givat Zeev, einer Siedlung im Westjordanland, die sie mit der biblischen Bezeichnung „Judäa und Samaria“ nennt. Die fünffache Großmutter arbeitet für „Regavim“. Eine NGO, gegründet vom Finanzminister und radikal rechten Siedler Bezalil Smotrich. Sie beobachtet Neubauten in der „Area C“, dem israelisch kontrollierten Teil des Westjordanlands.
Sobald Palästinenser dort eine Garage, einen Friedhof oder eine Schule errichten, wird das von Regavim vor Gericht gebracht. Oft folgt die Zerstörung der Bauten. Jüngster Fall: Das Beduinendorf Khan al-Ahmar, das womöglich abgerissen werden soll. Seit dem Regierungswechsel hat die Gewalt im Westjordanland zugenommen. Palästinensische Attentäter schlagen zu – radikale Siedler üben Rache. Im Februar wurden zwei Israelis im palästinensischen Huwara erschossen, woraufhin hunderte Siedler in der Kleinstadt einen regelrechten Pogrom veranstalteten.
Ein Palästinenser starb. Die Armee schaute zu. Finanzminister Smotrich forderte, dass Huwara „ausgelöscht“ werden solle. Der Bürgermeister von Huwara will den Angriff in Israel vor den Obersten Gerichtshof und auch vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen. Die Regierung baut vor: Zukünftig sollen die Entscheidungen des Gerichtshofs vom Parlament überstimmt werden können. Für viele Israelis ein großer Schritt in Richtung Autokratie. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 26.05.2023 arte Kohle-Comeback: Frankreichs Kohleausstieg gebremst
Folge 1090 (31 Min.)Am 31. März 2022 wurde das Kohlekraftwerk Saint-Avold unter der Anteilnahme der Angestellten, die in den Vorruhestand oder in die Arbeitslosigkeit entlassen wurden, abgeschaltet. Die Zeit der Kohleenergie im Département Moselle schien definitiv vorbei. Doch mit den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und dem maroden Zustand der landeseigenen AKWs erhöhte sich in Frankreich die Gefahr von Stromausfällen. Dies führte zur Idee, den Betrieb des Kohlekraftwerks Saint-Avold wieder aufzunehmen. Die Regierung verspricht sich dadurch, 600.000 Haushalte im Winter mit Strom zu versorgen – ein Drittel der Bevölkerung der Region Grand Est.
Drei Monate nach der Stilllegung wurden die entlassenen oder in den Vorruhestand geschickten Angestellten wieder eingestellt. Das Betreiberunternehmen verdoppelte die Gehälter, um trotz der vorangegangenen Demütigung einen Anreiz zur Wiederaufnahme zu schaffen. 67 von 84 Angestellten nahmen das Angebot an. Vor dem Winter blieben ihnen drei Monate, um die alte Energiequelle wieder hochzufahren. Umweltschützerinnen und Umweltschützersehen darin einen Irrweg. Mit dem Anstieg der Kohlepreise wird die hier produzierte Elektrizität nicht nur die CO₂-intensivste, sondern auch die teuerste Frankreichs.
Für Pascal, der seit 30 Jahren im Kraftwerk arbeitet, ist die Wiederaufnahme des Betriebs eine gute Nachricht. Nicht zuletzt, weil auch sein Sohn Christophe wieder eingestellt wurde. Und doch: Die Entlassung war eine Demütigung. Für Sylvain beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Er muss dringend 600.000 Tonnen Kohle für einen einzigen Winter besorgen. Da in Frankreich keine Kohle mehr abgebaut wird, muss er den Rohstoff im Ausland besorgen. Hier trifft er auf die Konkurrenz aus Deutschland – einem Land, in dem in diesem Winter 120 Kohlekraftwerke laufen.
Der Ingenieur hatte seinen Frieden mit der Kohle gemacht. Er wurde nicht entlassen, sondern in eine neue Sparte des Kraftwerks versetzt: Saint-Avold sollte bald Wasserstoff und Energie aus Biomasse produzieren. Doch die ökologische Wende muss warten. Die kurzfristige Deckung des Strombedarfs ist wichtiger. Das Leben als Umweltschützerin ist in der Kohleregion Lothringen nicht einfach. Solène ist Mitglied bei den Grünen und die jüngste Stadträtin von Saint-Avold. In einer Gegend, die seit 200 Jahren von der Kohle lebt, findet sie nur schwer Gehör. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 30.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 06.02.2023 arte.tv Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 11.04.2023Deutsche Soldaten in Frankreich – Die erste gemeinsame Fliegerstaffel in Évreux
Folge 1091 (32 Min.)Für den Fluggerätetechniker Patrick ist es ein großer Schritt: Mit Frau und vier Kindern, Hund und Hase zieht er 2022 von Laupheim in Baden-Württemberg nach Évreux. Nach 16 Jahren beim Hubschraubergeschwader und Einsätzen in Afghanistan muss er sich bei der Hercules-Staffel nicht nur an einem neuen Standort und einem anderen Flugzeugtyp zurechtfinden, sondern auch in einer neuen Sprache. Am Fliegerhorst in Évreux, eine Stunde westlich von Paris, entsteht seit 2020 die deutsch-französische Transportfliegerstaffel.
300 Soldatinnen und Soldaten sowie vier französische und sechs deutsche Flugzeuge vom Typ Super Hercules C-130 sollen ab 2024 dazu gehören. Der französische Pilot Benoît und der deutsche Hauptmann Jan sind von Anfang an dabei. Sprachliche Barrieren gibt es noch, man verständigt sich auf Englisch. Das Team bekommt seine Aufträge aus ganz Europa. Heute sollten sie eigentlich zum Einsatz Richtung Litauen an die Nato-Ostflanke aufbrechen. Doch das Flugzeug ist kaputt. Nach dem Umzug aus Deutschland muss Patrick auf dem Fliegerhorst schnell umlernen.
Früher hat er nur Hubschrauber gewartet und repariert. Jetzt hat er es mit großen Transportflugzeugen zu tun. Doch allmählich fassen er und seine Familie Fuß im fremden Land. Benoît und Jan sollen französische Soldaten von einem Stützpunkt in Rumänien abholen. Mit dem Krieg in der Ukraine steigen die Anforderungen an die Bundeswehr spürbar, sagt Jan. Die gemeinsame Fliegerstaffel könnte ein wichtiger Schritt hin zu einer europäischen Verteidigung sein. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 31.05.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 30.05.2023 arte.tv Pflegende Jugendliche – Voller Einsatz für die Familie
Folge 1092 (32 Min.)Leonora und Adrien mussten viel zu schnell erwachsen werden. Schon als Grundschulkinder sorgten sie für ein krankes Familienmitglied und haben dadurch bis heute wenig Zeit für Freunde, Freizeit und Schule. Dabei sind die beiden weitgehend auf sich allein gestellt und die mentale Belastung der zu frühen Verantwortung wiegt schwer auf ihnen. In Frankreich gibt es für Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern oder Geschwister pflegen, wenig Hilfe vom Staat. Zufällig erfuhr Adrien von einem Verein, der für Jugendliche wie ihn, Auszeiten organisiert. Dort kann er endlich einmal richtig abschalten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 01.06.2023 arte Sekt, made in England: Klimawandel, Kommerz und Weinkultur
Folge 1093 (32 Min.)Schaumwein ist in Großbritannien ein sehr beliebtes Getränk, vor allem dessen edelster Vertreter, der Champagner. Mittlerweile werden auch jenseits des Ärmelkanals exzellente Weine produziert. Vor weniger als einem halben Jahrhundert gab es im ganzen Land nur ein einziges kommerzielles Weinbaugebiet; heute gibt es 800. Diese Entwicklung ist das Ergebnis einer Klimaerwärmung, die alle betrifft: So sehr der Temperaturanstieg den Rebstöcken in der französischen Region Champagne-Ardenne zusetzt, so sehr erleichtert er den Weinanbau in England. Der 57-jährige Ian Kellett war früher als Banker tätig und hat 1999 das Gut Hambledon in Hampshire erworben.
Der Geschäftsmann ist sich seiner Sache sicher: Aufgrund der Klimaerwärmung haben die englischen Weine eine verheißungsvolle Zukunft vor sich. Nachdem er sich in England einen treuen Kundenstamm erarbeitet hat, möchte Kellett nun den internationalen Markt erobern, der noch von Frankreich beherrscht wird. In den Kellern seines Guts lagern etwa zwei Millionen Flaschen. Darin: Milliarden von Bläschen, die die Welt erobern wollen. Er ist nicht der einzige, der die Zeichen der Zeit erkannt hat.
Vor einigen Jahren hat sich Christelle Rinville in die Champagne und ihre Weine verliebt. 2015 trug ihr das Gut, für das sie arbeitet, eine ungewöhnliche Mission auf: Sie sollte die Geschäfte von Taittinger in England fortführen. Der altehrwürdige Champagnerhersteller hat mehrere Millionen Euro investiert, um auf dem neugegründeten Gut Evremod in der Grafschaft Kent auf einer Fläche von 70 Hektar Wein anzubauen. Seitdem steht Christelle vor einer doppelten Herausforderung: In Großbritannien muss sie ein Weingut quasi aus dem Nichts aufbauen und in Frankreich muss sie die Rebstöcke an den neuen Trocken- und Hitzestress anpassen.
In diesem Wettlauf bietet sich für Weinkritiker wie John Mobbs die Möglichkeit zum direkten Vergleich. Der Betreiber des Blogs Great British Wine möchte der erste Kritiker für englischen Wein werden. Sein ultimatives Ziel: Er möchte die Qualität der britischen Weingüter all jenen näher bringen, die sie noch nicht kennen. Er ist sich seiner Sache sicher: „Wir schreiben gerade ein neues Kapitel in der Geschichte des Weins.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 05.06.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 26.12.2022 arte.tv Flucht vor der Einberufung: Russische Kriegsverweigerer
Folge 1094 (32 Min.)Seit Oktober 2022 leben drei russische Kriegsflüchtlinge im Kinderzimmer eines Münchner Filmemachers: sein Freund Dima, 41 Jahre alt und zwei seiner Freunde, Denis und Andrey, 36 und 34 Jahre alt, plus Hugo, der Hund. Monatelang hatten sie darüber nachgedacht, Russland den Rücken zu kehren. Als dann am 21. September die Mobilmachung verkündet wurde, verließen sie fluchtartig das Land. Alle drei lehnen Putin strikt ab, alle drei wollen auf keinen Fall an Kampfhandlungen gegen die Ukraine teilnehmen. Sie waren zuversichtlich, in Deutschland aufgenommen zu werden.
Doch die Hoffnungen, die das deutsche Innenministerium russischen Kriegsverweigerern den ganzen Sommer 2022 gemachte hatte, erfüllten sich nicht. Fieberhaft suchen die Freunde nun nach einem Ausweg. Denis ist Koch, Andrey Graphikdesigner. Zwei Fachkräfte, die in Deutschland dringend gebraucht werden. Und tatsächlich – nach sechs Wochen haben beide Arbeitsverträge in der Tasche. Aber der Kampf um Visa beginnt jetzt erst. Ein Arbeitsvisum für Deutschland kann man nur außerhalb der Europäischen Union beantragen.
Andrey und Denis sind optimistisch. Am schwierigsten hat es Dima. Er ist Freiberufler und arbeitete in Moskau als Journalist und Produktionsleiter für internationale Filmprojekte. Ein schwieriges Profil für die deutsche Visa-Vergabe. Drei Monate später besucht der Filmemacher seine Freunde in Eriwan. Sie mussten nach dem Ende ihres Touristenvisums aus Europa ausreisen und entschieden sich dazu, vorübergehend in der armenischen Hauptstadt zu leben. Alles hat sich ganz anders entwickelt, als von ihnen erhofft. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 06.06.2023 arte
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