Höhenarbeit am Seil
Folge 1584 (30 Min.)Industriekletterer arbeiten an einem Seil befestigt an den Außenwänden von Bürogebäuden, Windrädern, Silos oder Steilhängen in schwindelerregender Höhe von mitunter bis zu mehreren Hundert Metern. Die Schweißer, Maurer, Reinigungskräfte und von den Gemeinden beauftragten Arbeiter gehen dabei enorme Risiken ein: In Frankreich kommen die meisten tödlichen Arbeitsunfälle beim Verrichten von Tätigkeiten mit Seilzugangstechnik vor. Die ehemals freischaffende Grafikerin Ella Freeman hat den Beruf wie viele anderen Höhenarbeiter erst über Umwege für sich entdeckt und irgendwann den Bildschirm gegen ein Seil eingetauscht.An Steilhängen in ganz Frankreich bringt sie Vorrichtungen zum Schutz vor Steinschlag an. Mit ihrem Lebensgefährten und Kollegen Yohann tourt sie durch das Land und fährt – für ihren Beruf typisch – als Leiharbeiterin von einer Baustelle zur nächsten. Grégory Molina ist seit circa zehn Jahren Industriekletterer. Nachdem er Zeuge zahlreicher Berufsunfälle wurde, hat er die erste Gewerkschaft für Höhenarbeiter gegründet: „Cordistes en colère, cordistes solidaires“ (Wütende und solidarische Höhenarbeiter). Ziel ist es, Industriekletterer zu unterstützen, die einen Berufsunfall hatten, Sicherungsschulungen für das Arbeiten mit Seilzugangstechnik anzubieten und für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten. Liam Bouttémy ist 22 Jahre alt und träumt davon, Höhenarbeiter zu werden. Der Beruf reizt ihn trotz seiner Gefahren. Wie viele Industriekletterer kommt auch er aus dem Bergsport: Mit fünf oder sechs Jahren hat seine Mutter ihn zum Klettern angemeldet. Der Höhenarbeiter in Ausbildung wünscht sich, später auf Baustellen inmitten der Natur zu arbeiten. (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Mi. 19.11.2025 arte Revival von Spaniens Diktator Franco?
Folge 1585 (30 Min.)Spaniens Demokratie, aufgebaut nach Francos Tod auf einem Amnestiegesetz, hat die Verbrechen seines Regimes nie verurteilt. Die Opfer fordern noch immer Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Zwei Erzählungen stehen sich heute gegenüber: Die eine beruht auf der Pflicht zur Wahrheit, die andere auf der Nostalgie einer früheren Ordnung. Unversöhnlich erscheinen die regierende Linke und die rechten und rechtsextremen Parteien in der Frage der Verschwundenen und des Erbes von Franco. Vor dem Hintergrund dieser politischen Spaltung sehnen sich einige junge Menschen nach dieser alten Ordnung unter Franco. Die rechten Populisten nutzen das aus, um die Demokratie wieder in Frage zu stellen. Vor allem die rechtsextreme Partei Vox profitiert davon, ihr Einfluss auf die Wähler wächst rasant. Für viele junge Leute ist Vox die Partei der Stunde. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 20.11.2025 arte Kiruna, eine Stadt zieht um
Folge 1586 (30 Min.)Auf den Tag, an dem die Kirche ihren angestammten Platz verlässt, hat Stefan Holmblad Johansson mehrere Jahre lang hingearbeitet. Er ist beim Minenunternehmen LKAB zuständig für den Kirchenumzug. Doch auch persönlich ist er eng mit der Kirche verbunden, wie viele Menschen in Kiruna. Die Schweden haben die Kirche vor ein paar Jahren zum schönsten Gebäude des Landes gewählt. Der Umzug der Kirche wurde medienwirksam als Volksfest inszeniert. Dabei ist der Umzug für die meisten Menschen kein Grund zur Freude. Lina Brännström ist in der Nähe des alten Stadtzentrums aufgewachsen.Heute vermeidet sie, dorthin zu gehen. Die meisten verbliebenen Gebäude stehen leer, viele andere sind schon abgerissen. „Wir haben so viele Versprechungen bekommen, schöne Worte – doch am Ende ist alles nur Schutt“, ärgert sie sich. Am meisten sorgt sie sich um den Musikverein „Tusen toner“, tausend Töne, eine Institution in Kiruna. Seit 30 Jahren ist er in einem denkmalgeschützten Gebäude zu Hause, das jedoch, anders als die Kirche, offenbar nicht umziehen wird. Einen Ersatz gibt es nicht. Lina und ihre Freunde sehen für alternative Jugendkultur künftig in der Stadt keinen Platz mehr. Auch der Bergarbeiter Jari Söyrinki macht sich Sorgen. Lange seien Kiruna und das nahe gelegene Bergwerk in einem guten Sinne aufeinander angewiesen gewesen – doch der Umzug mache deutlich, dass die Stadt und ihre Menschen eigentlich nur noch gebraucht würden, um das Eisenerz aus der Erde zu holen – und die seltenen Erden, auf die man hier hofft. Kiruna drohe zu einer Kulisse zu werden, die für ihre Bewohner keine echte Heimat mehr sei. (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Fr. 21.11.2025 arte Türkische Rentnerinnen auf Deutschland-Reise
Folge 1587 (30 Min.)Mit Rucksack, Rollator und jeder Menge Neugierde im Gepäck: So reisen Hamiyet Ceylan, Gül Selcan und bis zu 20 weitere türkischstämmige Seniorinnen aus Berlin kreuz und quer durch die Bundesrepublik – dem Deutschlandticket sei Dank, das Reisen mit kleinem Geldbeutel möglich gemacht hat. Hamiyet und Gül kamen in den 70er-Jahren als Kinder hierher. Sie gründeten Familien und arbeiteten jahrzehntelang bei Siemens am Fließband. Zeit und Geld für Reisen hatten sie damals nicht. Das holen sie jetzt nach und entdecken gemeinsam das Land, in dem sie alt geworden sind – und das sie dennoch vor ihren Reisen kaum kannten. Die erste Einwanderergeneration ist ins Rentenalter gekommen, die Kinder sind aus dem Haus – und die Seniorinnen und Senioren haben noch viel Lebenszeit übrig, die sie sinnvoll füllen möchten – auch um der Einsamkeit zu entgehen.Am Berliner Hauptbahnhof geht es morgens los, wegen des Deutschlandtickets immer mit der Regionalbahn. Die 65-jährige Hamiyet führt die Gruppe an. Sie sorgt dafür, dass niemand zurückbleibt und dass jene, die nicht mehr stehen können, im Zug einen Sitzplatz bekommen. In der Senioren-Gruppe lernte sie Gül kennen, sie wurden Freundinnen. Heute haben sie einen vollen Terminkalender. Die beiden haben schon viel gesehen: von Wittenberg bis Stralsund, an Nord- und Ostsee – und wenn sie genug gespart haben, geht es auch mal ins Ausland nach Italien, England, Portugal und sogar Kuba. (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Mo. 24.11.2025 arte Grönland zwischen Dänemark und Trump
Folge 1588 (30 Min.)Nukannguaq Zeeb ist auf Grönland geboren. Er hängt an den alten Traditionen wie Jagen und Fischen – und trainiert auch die grönländische Fußball-Nationalmannschaft, ein Sport, den die dänischen Kolonialherren auf die Insel brachten. Den fortwährenden dänischen Einfluss sieht er kritisch: „Ehrlich gesagt – im Moment sind wir unter dänischer Herrschaft und einfach kein unabhängiges Land.“ Auch Donald Trumps neo-koloniale Fantasien waren für ihn ein Schock. Erst 1953 erlangte Grönland offiziell Autonomie, ist aber bis heute politisch und wirtschaftlich eng mit Dänemark verflochten.Die Hoffnung vieler Grönländer: die Bodenschätze, die noch unter dem Eis liegen, aber durch den Klimawandel zugänglich werden könnten – und neuerdings auch Trumps Interesse wecken. Nördlich der Hauptstadt Nuuk liegt die White Mountain Mine, die nur mit dem Schiff oder Helikopter erreichbar ist. Internationale Investoren lassen hier das Mineral Anorthosit abbauen, das zur Herstellung von Dämmmaterial oder Glasfasern verwendet wird. Niels-Ole ist einer der wenigen grönländischen Vorarbeiter in der Mine. Viele Fachkräfte müssen eingeflogen werden, denn wegen des schlechten Bildungssystems gibt es zu viele Schulabbrecher – und um die kümmert sich Ane Pipaluk. Sie betreut als Sozialarbeiterin Jugendliche in einer Wohngruppe. Diese stammen oft aus Familien, in denen Arbeitslosigkeit und Alkoholismus weitervererbt werden. Grönlands Weg zwischen alten und neuen Abhängigkeiten ist schwierig. Trotzdem wünscht sich auch Niels Ole mehr Autonomie für seine Heimat. „Es ist ein Traum für viele Grönländer.“ (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Di. 25.11.2025 arte Elchalarm, die Waldriesen sind zurück
Folge 1589 (30 Min.)Immer wieder machen Elche Schlagzeilen, die plötzlich in der Zivilisation auftauchen, Autobahnen überqueren, Radfahrer erschrecken oder in Vorgärten äsen. Der Elch Bert aus Brandenburg schlägt sie alle. Seit 2018 ist er in einem Naturschutzgebiet südlich von Berlin zu Hause, doch zur Brunftzeit ab Ende August besucht er die Kühe von Viehzüchter Ralf Engelhardt in Beelitz in der Hoffnung, eine Partnerin zu finden. Obwohl sie vor ihm flüchten, bleibt er hartnäckig und folgt ihnen wochenlang überall hin. Ein Wildbiologe hat den Elch vor Jahren schon mit einem GPS-Sender um den Hals ausgerüstet und kann jederzeit nachvollziehen, wo er sich befindet.Frank-Uwe Michler hat viele Daten und Informationen über die Wanderungen der Elche zusammengetragen und glaubt auch zu wissen, woher Bert stammt: aus einem Nationalpark im Nordosten von Polen. Anders als in Deutschland, wo Elche seit dem 17. Jahrhundert als ausgestorben gelten, hat die Art dort überlebt und sich in den letzten 25 Jahren über ganz Polen verbreitet. Möglich wurde das durch ein Jagdverbot. Aber heute machen andere Faktoren den größten Hirschen Europas das Leben schwer. Elche sind eigentlich eine nordische Spezies, die im Winter Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius trotzen kann. Heute müssen sie im Sommer Hitzewellen bis 40 Grad erdulden. Deshalb wandern immer mehr Elche ab. Aber wohin? Im Norden blockiert die Ostsee den Weg, im Osten werden sie von Grenzen, unter anderem nach Weißrussland, gestoppt. Im Süden wird es naturgemäß noch wärmer. So bleibt nur der Weg nach Westen. Aber dort warten neue Herausforderungen auf die Elche. (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Mi. 26.11.2025 arte Rumänien lockt Medizinstudierende
Folge 1590 (30 Min.)Rund 3.000 junge Französinnen und Franzosen entscheiden sich jedes Jahr für ein Medizinstudium in Rumänien. Trotz hoher Studiengebühren sehen die französischen Studierenden darin eine zweite Chance – das dortige System sieht weder ein wettbewerbsartiges Auswahlverfahren noch einen Numerus clausus vor. Die Rückkehr nach Frankreich für die Ausbildung zum Facharzt gestaltet sich jedoch als schwierig. Letztes Jahr gelang nur circa hundert Auslandsabsolventen die Aufnahme ins französische System. Manon ist 24 Jahre alt und befindet sich im vierten Studienjahr an der Grigore T. Popa Universität für Medizin und Pharmazie in Iaşi, der drittgrößten Stadt des Landes.2010 haben sich 75 Studierende an der dortigen medizinischen Fakultät eingeschrieben. Inzwischen sind es 1.300 – trotz der Studiengebühren in Höhe von 7.500 Euro pro Jahr. Ihnen wird vorgeworfen, ihren Abschluss zu kaufen. Manon verteidigt die in Europa anerkannte anspruchsvolle Ausbildung. Rumänien „exportiert“ im europäischen Ländervergleich inzwischen die meisten Ärzte. Den westeuropäischen Ländern kommt das zugute, Rumänien selbst leidet darunter. In zehn Jahren haben mehr als 25.000 Mediziner das Land verlassen und die 19 Millionen Menschen in Rumänien sehen sich mit dem schwächsten medizinischen Versorgungsnetz in ganz Europa konfrontiert. Die renommierte Kardiologin Mariana Florea praktizierte selbst auch im Ausland, bevor sie nach Rumänien zurückkehrte. Heute versucht sie, ihre Studierenden zu motivieren, im Land zu bleiben. Die Landärztin Solène Noret wurde im französischen Saint-André-d’Apchon unabdingbar: 14.000 Menschen in der Region haben keinen Hausarzt. Ohne ihre rumänische Ausbildung hätte sie nicht als Ärztin arbeiten können. In Frankreich hat sie inzwischen ihr Glück gefunden und hilft heute denjenigen, die zuvor keinen direkten Zugang zu medizinischer Versorgung hatten. Für mehr als sechs Millionen Französinnen und Franzosen fehlt eine Arztpraxis in erreichbarer Nähe – Noret plädiert deshalb für die vereinfachte Anerkennung ausländischer Abschlüsse. (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Do. 27.11.2025 arte Traumjob Stuntwoman
Folge 1591 (30 Min.)Die Stuntbranche erlebt heute einen tiefgreifenden Wandel: Technologische Neuerungen wie Spezialeffekte und künstliche Intelligenz erweitern die Grenzen des Machbaren, werfen aber zugleich viele Fragen auf. Beflügelt von Marvel-Blockbustern und viralen Social-Media-Challenges erobert eine neue Generation von Stuntperformern die Leinwände – nicht nur in Frankreich, sondern auch in den großen Hollywood-Produktionen. Über 500 professionelle Stuntleute sind heute in Frankreich auf Filmsets, Theaterbühnen und in Freizeitparks im Einsatz.Die französische Ausbildung zum „Cascadeur“ hat sich zu einem europäischen Referenzmodell entwickelt und zieht Nachwuchs aus ganz Europa an. Im nordfranzösischen Departement Hauts-de-France leitet der 37-jährige Lucas Dollfus den „Campus Univers Cascade“. Trotz begrenzter Mittel hat diese Stuntschule einen sehr guten Namen. 24 Monate lang begleitet Dollfus seine Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur Meisterschaft in der „Kunst des Stunts“. Unterstützt von 30 Trainern, allesamt Legenden der Filmbranche, hat er eine bis in die Kindheit zurückreichende Leidenschaft zu seinem Beruf gemacht. Heute absolvieren immer mehr Frauen die Ausbildung. Auch Insa Lipinski aus Aachen wird bald an der Dollfus-Schule beginnen. Die 20-jährige Sportlerin kämpft seit ihrer Kindheit gegen ihre Schüchternheit – Fußball, Klettern und Schwimmen helfen ihr dabei. Dass sie nun Stuntfrau werden will, kommt für ihre Eltern daher keineswegs überraschend. Besonders gefragt sind Stuntleute in Videospiel-Blockbustern. Dieser 200-Milliarden-Dollar-Markt ist mittlerweile fast doppelt so schwer wie die Filmindustrie. Die Schauspielerin und Stuntfrau Estelle Darnault ist eine der nur 50 Frauen in dieser Branche. Im Moment bereitet die 32-Jährige in Paris ihre nächsten spektakulären Einsätze vor, aber sie arbeitet bereits seit sieben Jahren für die größten Hollywood-Studios. Etwa zehn Absolventinnen und Absolventen der Schule schaffen es jedes Jahr über den Atlantik. Die Erfolgsgeschichte des Campus Univers Cascade reicht also weit über die Grenzen Frankreichs hinaus. (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Mo. 01.12.2025 arte Leben mit Messie-Syndrom
Folge 1592 (30 Min.)Hazel, eine pensionierte Polizeimitarbeiterin, kämpft um ihre Wohnung – und um die Kontrolle über ihr Leben. Jill droht die Zwangsräumung – während John nach dem Tod seiner Familie in einem Haus voller Erinnerungen lebt. Sue hingegen hat es geschafft, ihr Zuhause zu entrümpeln, und wagt den Schritt in ein neues Leben. Begleitet werden sie von Heather Matuozzo, Gründerin der Organisation Clouds End, die seit Jahren Menschen mit Hortungsstörung betreut. Mit Geduld, Empathie und psychologischem Verständnis hilft sie den Betroffenen, Schritt für Schritt loszulassen, die Ursachen hinter dem persönlichen Chaos zu verstehen, sowie dem Ziel näherzukommen, ihr Leben und ihre Wohnungen zurückzuerobern.Hunderttausende Menschen in Europa leiden am sogenannten Messie-Syndrom – einer psychischen Störung, bei der Betroffene zwanghaft Dinge horten und nur schwer loslassen können. Doch es fehlt an Hilfsangeboten, die über kurzfristige Aufräumaktionen hinausgehen und die Betroffenen längerfristig auf dem Weg zurück in ein aufgeräumtes Leben begleiten. Die Re:portage zeigt, dass hinter jedem „Messie“ eine Geschichte von Verlust, Trauma oder Einsamkeit steckt – und öffnet den Blick auf eine Krankheit, die lange tabuisiert und stigmatisiert wurde. Denn das Messie-Syndrom kann jeden und jede treffen und ist keine Frage von sozialer Schicht oder Bildungsniveau. (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Di. 02.12.2025 arte Queer und verfolgt in der Türkei
Folge 1593 (29 Min.)Efşan, 26, lesbisch, engagiert und lebensfroh, lebt in Izmir in der Türkei. Ihre Leidenschaft gilt dem Flamenco, ihr Engagement der queeren Community. Doch obwohl Izmir als die liberalste Stadt der Türkei gilt, bekommt sie als lesbische Frau Druck zu spüren. Ihren Job als Psychologin in einer Beratungsstelle für queere Jugendliche hat sie verloren, weil die Gelder gestrichen wurden. Sie versucht sich weiter zu engagieren, etwa während der Pride-Woche in Izmir, obwohl es dabei regelmäßig zu Polizeigewalt und Festnahmen kommt.„In der Türkei herrscht laut Gesetz Rede-, Bewegungs- und Versammlungsfreiheit“, sagt sie empört. „Aber die Gouverneure von Istanbul, Izmir und Ankara verbieten Veranstaltungen wie die Pride Parade, sie behaupten, dass es riskant für die Teilnehmenden ist. Doch das Verbot ist nur der Freifahrschein, uns anzugreifen.“ Efşans Freund Gök, 36, aus Ankara, kennt die Risiken, doch er kommt trotzdem nach Izmir zur Parade. Der Transmann engagiert sich für die Rechte von Transsexuellen und will das nicht länger im Verborgenen tun. Trotz aller Bedrohungen hat er auch Hoffnung: „Ich habe mich einmal im Leben geoutet und ich verstecke mich nicht mehr. Die Leute in der Türkei ändern sich. Ich glaube nicht, dass die Menschen gegen Queers sind. Sie würden sich öffnen, wenn sich die Lage ändern würde. Wir leben ja nicht außerhalb der türkischen Gesellschaft.“ Efşan und Gök erleben jeden Tag hautnah, wie in der Türkei junge queere Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Trotzdem kämpfen sie weiter um ihre Rechte und ein Leben ohne ständige Bedrohung. (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Mi. 03.12.2025 arte Fischer gegen Robben
Folge 1594 (29 Min.)In der Ostsee galten Kegelrobben noch vor 40 Jahren als so gut wie ausgestorben. Der Mensch hatte sie erbarmungslos gejagt. Erst als die Tiere unter Schutz gestellt wurden, erholten sich die Bestände. Inzwischen leben wieder 55.000 Tiere in diesem Binnenmeer und machen den Fischern das Leben schwer. Etwa zehn Kilo Fisch frisst eine ausgewachsene Kegelrobbe am Tag. Janis Krumins ist einer der letzten Fischer an der lettischen Ostseeküste. Er hat sein Handwerk an die Tiere angepasst. Mit bissfesten Netzen und reusenähnlichen Eigenbauten, versucht er, den Raubtieren zu trotzen.Um die Fischer zu schützen, hat die schwedische Regierung den Schutzstatus der Tiere gesenkt und inzwischen sogar wieder die Jagd auf eine begrenzte Anzahl von Kegelrobben erlaubt. Eine Quote die bisher ohnehin nicht ausgeschöpft wird. Der Abschuss der Tiere bei Wind und Welle ist schwierig. Zudem ist das Vermarkten der Beute nicht gestattet. Wissenschaftler Peter Ljungberg hat einen Jäger begleitet und befürwortet die Jagd auf die bis zu 200 Kilogramm schweren Meeressäuger. Die geschätzten 400 Tiere an Deutschlands Ostseeküste sind bisher geradezu unbedeutend. Trotzdem stehen Fischer unter Verdacht, im vergangenen Herbst mehr als 40 der geschützten Tiere bewusst in Reusen oder Netze gelockt zu haben, um sie ertrinken zu lassen. Sie sind tot an Mecklenburg-Vorpommerns Küste gespült worden. Meeresbiologin Judith Denkinger vom Deutschen Meeresmuseum in Stralsund hat die Kadaver seziert. Die Tiere scheinen tatsächlich ertrunken zu sein. Die Rückkehr der Kegelrobben ist an der deutschen Ostseeküste ist sie zu einem Krimi geworden – und sorgt auch in anderen Ländern für Ärger. (Text: arte) Deutsche TV-Premiere Do. 04.12.2025 arte
