2023, Folge 1095–1118

  • Folge 1095 (32 Min.)
    Schafhalter sind frustriert: Sie haben einen nachwachsenden, regionalen Rohstoff, der als Nebenprodukt bei der Landschaftspflege und Fleischerzeugung regelmäßig anfällt – doch kaum einer will ihn haben. Einst hat die Wolle ihrer Schafe ganze Regionen reich gemacht. Nun ist sie ein Draufzahlgeschäft und wird inzwischen oft einfach entsorgt. Auch, weil in der Modeindustrie die billigeren, erdölbasierten Synthetikfasern auf dem Vormarsch sind. Clare Campbell empört das. Sie hat vor sieben Jahren eine kleine Weberei in den schottischen Highlands aufgebaut und möchte für ihre modernen Karo-Stoffe mehr regionale Wolle verarbeiten.
    Der Rohstoff ist direkt vor ihrer Haustür im Überfluss vorhanden. Doch die Wolle der schottischen Schafe ist oft sehr grob und geht deshalb meist an die Teppichindustrie. An der Uni Edinburgh hat Clare nun ein Projekt angestoßen: Kann man kratzige Wolle mithilfe natürlicher Enzyme feiner machen? Fein genug, um sie wieder zu Kleidung zu verweben? In Franken gehen Forschende der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf einen anderen Weg. Sie untersuchen, wie wieder mehr auf Woll-Feinheit gezüchtet werden kann und setzen sich gemeinsam mit süddeutschen Schäfern wie Martin Brickel dafür ein, dass langfristig Infrastruktur zurückgeholt wird. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 07.06.2023 arte
  • Folge 1096 (32 Min.)
    Die ukrainische Eisenbahn ist die Lebensader des Landes in Kriegszeiten. Die größte Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg beginnt mit der Russischen Invasion am 24.02.2022. Über Tage hinweg, die zu Wochen wurden, arbeiteten die Eisenbahnladys der ukrainischen Ukrzaliznytsia ununterbrochen und ohne Pause, um die Menschen aus diesem Albtraum zu befreien. Die Züge und ihr Personal, mehr als 230.000 Mitarbeiter, sind für die Evakuierung und die Kriegsanstrengungen unverzichtbar. Die Eisenbahnladys fahren, betreuen und reparieren die Züge. Sie transportieren Menschen, Waffen, Gütern und Vorräten von entscheidender Bedeutung und sichern den diplomatischen Weg ins Land. Fast täglich treffen die Sonderzüge in Kiew ein. An Bord sind die Eisenbahnladys, die helfen, den Krieg zu gewinnen. Als Russland begann kritische Infrastrukturen ins Visier zu nehmen, wurde die Arbeit noch gefährlicher. Doch die Züge fahren weiter nach Plan und trotz des Krieges meist pünktlich. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 08.06.2023 arte
  • Folge 1097 (32 Min.)
    Kein Job treibt so viele in den Burnout wie die Krankenpflege. Die Reportage zeigt, an welchen Stellschrauben gedreht werden kann, um eine Trendwende in der Pflege zu schaffen. Simone Dieter ist mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden. Die 38-Jährige ist Pflegerin auf der Intensivstation am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Sie integriert dort neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis – das steigert sowohl die Zufriedenheit mit dem Job als auch die Pflegequalität für die Patientinnen und Patienten. Attraktivere Arbeitsbedingungen tragen längerfristig zur Trendwende bei, aber um etwas gegen die akute Überlastung zu tun, braucht es mehr Personal.
    Dafür bekommt Deutschland Unterstützung aus dem Ausland. Zum Beispiel von Lejla Taric. Vor über drei Jahren kam die gebürtige Bosnierin mit dem sogenannten „Triple Win“-Programm der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nach Heidelberg. Dabei sollen alle Beteiligten profitieren: Deutschland, die Pflegekraft und das Herkunftsland. Nun soll auch Lejlas Schwester aus Sarajevo kommen.
    Besteht sie alle notwendigen Prüfungen? In Finnland geht man einen anderen Weg, um den Fachkräftemangel auszugleichen. Pfleger Kristian Enberg darf hier nicht nur erkrankte Menschen selbstständig untersuchen und entscheiden, ob fachärztliches Personal hinzugezogen werden muss. Er kann auch einfache Diagnosen stellen und Medikamente verschreiben. Der effiziente Einsatz von Pflegekräften macht das finnische Gesundheitssystem zu einem der kostengünstigsten der Welt – bei gleichzeitig überdurchschnittlich guten Ergebnissen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 09.06.2023 arte
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 27.06.2023
  • Folge 1098 (32 Min.)
    Der griechische Feuerwehrmann Dimitris Roupas war unter den ersten Rettern bei dem verheerenden Beben in der Türkei. Die Bilder dieser Katastrophe kriegt er auch nach mehr als drei Monaten nicht mehr aus dem Kopf. Fatma, das erste Mädchen, das er und sein Team gerettet haben, liegt schwer verletzt in einem Krankenhaus in Ankara. Ihre seelischen Wunden werden sie wohl ihr Leben lang begleiten: Die 7-jährige Fatma ist durch das Beben Vollwaise geworden. Ihre Mutter hat in Aleppo den schrecklichen Bürgerkrieg erlebt, floh aus Syrien und starb in dem Beben in Hatay. Fatma hat noch ihren Großvater, der sich um sie kümmert, der nun das Sorgerecht erhalten möchte. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 13.06.2023 arte
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 26.05.2023
  • Folge 1099 (32 Min.)
    „Mein Vater wollte nie, dass ich auch Fischer werde“, sagt Marcin Jodko. Deswegen machte er erst seinen Uni-Abschluss in BWL. Dann heuerte er doch auf dem Kutter seines Vaters an. Damals verdiente Jodko als Fischer gut, inzwischen kann er seine Familie kaum noch davon ernähren. Trotzdem fährt er auch in diesem Winter so oft es geht im Morgengrauen auf die eiskalte Ostsee. „Fischfang ist mein Leben,“ sagt der 44-Jährige aus Ustka. Schon vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs hatte sich der Fischfang mit kleinen Schiffen kaum noch rentiert: Erst senkte die EU die Fangquoten, dann kam die Pandemie.
    Der Krieg verschärfte die Situation: Der Dieselpreis explodierte, der russische Markt brach weg und die ukrainischen Arbeiter in den Häfen und Fischfabriken gingen als Soldaten in ihr Land zurück. Die großen Fischtrawler haben die Fischbestände auf ein kritisches Level gebracht, sagt Jodko. Sie seien nach dem EU-Beitritt in der Ostsee aufgetaucht und nähmen kleinen Fischern die Existenzgrundlage. Er versteht nicht, warum die EU die Trawler weiter zulässt.
    „Ich will weiter als Fischer mein Brot verdienen“, so Jodko. Um die Familie zu finanzieren, betreibt seine Frau eine kleine Pension, die momentan für ukrainische Flüchtlinge genutzt wird. Marek Waniewski aus Kołobrzeg hingegen versucht, mit einer Fangflotte sein Auskommen als Fischer zu sichern. Der 42-Jährige besitzt mehrere Trawler, die auf den Fang von Sprotten und Heringen spezialisiert sind. Die Reportage begleitet Fischer auf der Ostsee und zeigt, wie sie mit entgegengesetzten Konzepten versuchen, weiterhin vom Fischfang zu leben. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 14.06.2023 arte
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 28.04.2023
  • Folge 1100 (32 Min.)
    In Irland waren Verhütung und Abtreibung lange verboten, Sex vor der Ehe nicht erlaubt und Aufklärung praktisch nicht existent. Bei ungeplanten Schwangerschaften galt die Frau meist als die „Schuldige“, selbst wenn die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung war. Wer die Schwangerschaft nicht illegal im Ausland beenden wollte oder konnte, hatte im von Kirche und Tradition bestimmten Irland keine Wahl: Der Priester wurde informiert. Und er entschied, ob die Frau verstoßen oder in eines der 18 katholischen Mutter-und-Baby-Heime geschickt wurde. Paul Redmond wurde in einem solchen Heim geboren.
    Er bezeichnet sich und andere Betroffene als „Überlebende“ eines Skandals, der Irland bis heute erschüttert. Der 59-Jährige sucht immer wieder das heute leerstehende Gebäude auf, in dem er zur Welt gekommen ist. Er erinnert daran, wie es den Babys dort erging: „Viele wurden vernachlässigt, im Bettchen liegen gelassen und selten gewickelt. Vor allem die Kinder, die eine Behinderung hatten oder eine andere Hautfarbe.“ Die Folgen waren schrecklich. Im kleinen Ort Tuam im Westen Irlands fand die Lokalhistorikerin Catherine Corless heraus, dass im dortigen Heim die Leichen von fast 800 Babies und Kindern in einem geheimen Massengrab versteckt wurden.
    Sie hat damit die nationale Aufbereitung des Skandals erst ins Rollen gebracht. Heute setzt sich die 68-Jährige für die Exhumierung der menschlichen Überreste ein. Dafür kämpft auch Anna Corrigan. Sie fand heraus, dass sie zwei Brüder hat, die in dem Heim in Tuam geboren wurden. Für ihren Bruder John gibt es eine Sterbeurkunde, doch was mit William passierte, ist unklar. Eine Exhumierung und DNA-Tests könnten Klarheit schaffen. Anna ist noch immer auf Spurensuche. Sie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ihr Bruder William vielleicht noch am Leben ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 15.06.2023 arte
  • Folge 1101 (32 Min.)
    Bis vor kurzem mussten die Orangenbauern auf dem Peloponnes einen großen Teil ihrer Ernte an Saftproduzenten verramschen – die Früchte waren zwar von guter Qualität, aber ihr Aussehen entsprach nicht der EU-Handelsnorm für Export-Speiseorangen. Adrian Wiedmer von der Schweizer Fair Trade Organisation Gebana hat gemeinsam mit seinen griechischen Partnern einen Trick gefunden, das zu umgehen: Sie vermarkten die Orangen direkt an Endverbraucher im deutschsprachigen Raum – und legen den Kisten einfach einen Zettel bei: „Nur zur Verarbeitung“. Die Bauernfamilien verdienen dadurch um die 30 Prozent mehr als vorher und können dieses Geld in nachhaltigere Anbaumethoden investieren.
    In Island ist Kabeljau-Filet eines der wichtigsten Exportprodukte – und zugleich ein Problem, denn das Filet macht nur etwa 44 Prozent des Fischs aus. Im isländischen Hafenstädtchen Grindavik arbeitet das Netzwerk „Codland“ daran, auch für die restlichen 56 Prozent Wertschöpfungsketten zu schaffen. So werden die Köpfe und Gräten mit Hilfe der reichlich vorhandenen Geothermie getrocknet und als Proteinquelle nach Nigeria exportiert. Aus der Fischhaut, früher ein Fall für die Tonne, wird Collagen extrahiert und für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie verarbeitet.
    Und ein weiteres Projekt produziert aus Kabeljauhaut Pflaster für Brandwunden und andere großflächige Wunden, die schwer verheilen. Ungefähr 20 Prozent des täglich gebackenen Brotes werden nicht verkauft. Janine Trappe sucht dafür nach Verwendungsmöglichkeiten. Unter der Marke Heldenbrot rettet sie überschüssiges Brot und verarbeitet es zu feinem Granulat – als Grundstoff für Brotlinge, Kekse, Nudeln und Flips. Das Granulat ersetzt einen großen Teil des Mehls und hilft so, Rohstoffe einzusparen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 16.06.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Do. 15.06.2023 arte.tv
  • Folge 1102 (32 Min.)
    Der 27-jährige Kontrabass-Spieler mit dem Kampfnamen „Bass“ arbeitet in einem geheimen Trainingslager am Rande von Kiew mit besonderen Rekruten: er ist für die Ausbildung der neuen Sanitäter zuständig. Die Grundausbildung dauert hier eine Woche, Kost und Logis sind frei, Honorar gibt es keines. In der Ukraine sind die Hospitallers gefeiert. ARTE:re durfte sie als erstes ausländisches TV-Team eine Woche begleiten. 800 Kilometer weiter östlich in den umkämpften Gebieten leben die, die die Grundausbildung von Bass schon lange absolviert haben. Katja (27), Domino (21), und Max (33) haben sich mit ihrem Versorgungszentrum nur wenige Kilometer hinter der Front in einem verlassenen Bauernhaus eingerichtet. Nur noch etwa 50 Zivilisten leben in dem Dorf, ohne fließendes Wasser, dafür mit dem dumpfen Dröhnen des täglichen Artilleriefeuers.
    Katja, die sonst als Grafikerin arbeitet, hat nicht einmal ihren Eltern von ihrem gefährlichen Einsatz erzählt. Was macht die Brutalität des Krieges mit dem Leben der drei jungen Hospitallers? Welche Hoffnung bleibt ihnen noch? Und können sie mit ihrem Dienst wirklich zur Stärkung der ukrainischen Armee beitragen? Fragen, die sich auch die drei Hospitallers selbst häufig stellen und ihnen zuweilen Angst machen. Denn selbst Routinefahrten mit dem Krankenwagen in das nächstgelegene Krankenhaus sind lebensgefährlich. Der Freiwillige Max erklärt: „Die Russen machen absichtlich Jagd auf Krankenwagen.“ (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 19.06.2023 arte
  • Folge 1103 (32 Min.)
    Pam Pomerance hat vor acht Jahren das Unternehmen ihres Vaters übernommen und ist mit ihrem Pfandleihhaus spezialisiert auf KFZ-Beleihungen. Die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten ist seit Monaten gestiegen. Sich die Sorgen ihrer Kunden anzuhören, gehört für die Pfandleiherin zum Job. „Sie sollen sich hier gut aufgehoben fühlen, genau wie die Gegenstände, die wir für sie verwahren“, sagt sie. In Mannheim befindet sich das letzte öffentlich-rechtliche Pfandleihhaus Deutschlands. Anders als privatwirtschaftliche Betriebe muss das städtische Leihamt keine Gewinne erwirtschaften und kann deshalb schon Pfandkredite ab 5 Euro anbieten. Jürgen Rackwitz leitet das Institut. „Bei uns spielt sich gerade die knallharte Wirklichkeit ab“, sagt er.
    Oftmals wird der Pfandleiher für seine Kunden zum Prellbock: „Der Dienst am Schalter ist kein leichter.“ In Frankreich ist die Pfandleihe ein Monopol der öffentlichen Hand. Als eines der ältesten Leihhäuser Europas bietet das Crédit Municipal de Paris schon seit dem 17. Jahrhundert schnelle und unbürokratische Hilfe in einer finanziellen Notlage. Etwa zehn Prozent der Pfandobjekte werden am Ende versteigert – zweimal im Jahr gibt es sogar eine Versteigerung von Luxusartikeln. Wenn eine Handtasche für 12.000 Euro versteigert wird, freut sich Gutachterin Agnés Bieder für den ursprünglichen Besitzer – denn der bekommt den Überschuss. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 20.06.2023 arte
  • Folge 1104 (32 Min.)
    Ceuta ist wichtig – für Spanien, für die EU und die Nato. Die Ceutis aber sind es nicht. Die kleine spanische Exklave im Norden Afrikas ist wie ein Brennglas für zwei der drängendsten Probleme Europas: die unaufhaltsamen Flüchtlingsströme aus dem Süden und den erstarkenden Alltagsrassismus. Muslime machen fast die Hälfte der knapp 85.000 Einwohner aus, aber sie sind überproportional von prekären Lebenssituationen betroffen. Die Reportage trifft drei Frauen, die am Rande der EU ein Spielball der großen Politik sind und die sich nicht damit abfinden wollen, dass ihre Heimat zum Flüchtlingslager und Ghetto wird.
    Um die Not zu lindern, packen sie die Probleme selbst an. Während sich die Geschäftsfrau Sabah Hamed Mohamed um junge Flüchtlinge kümmert, ihnen Decken und Kleidung anbietet, verteilt Hanan Abderrahman Mohamed mit ihren Anonymen Frauen Lebensmittel an rund 200 bedürftige Familien. Die Menschenrechtsanwältin Fatima Hamed Hossain geht auf die Straße und sucht das Gespräch mit den Bürgern, denn ihre junge Partei „MDyC“ will die Rechtspopulisten von VOX in den anstehenden Wahlen Ende Mai aus dem Stadtparlament fegen.
    Doch in die unermüdlichen Anstrengungen, das Leben für alle wieder lebenswerter zu machen, platzt die Nachricht: In der letzten Nacht haben Flüchtlinge versucht die Grenze von Marokko nach Ceuta zu überwinden. Sie haben es nicht geschafft. Vielleicht waren es 200 oder 300 – vielleicht auch mehr. Genaue Zahlen erfahren die Ceutis nicht. Aber von 50 Verletzten ist die Rede. Und sie werden es wieder versuchen. Da sind sich alle sicher. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 21.06.2023 arte
  • Folge 1105 (32 Min.)
    Deutschlands Pflegemangel hat sich bis ins letzte albanische Dorf herumgesprochen. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft verlassen viele studierte Pfleger und Pflegerinnen ihre Heimat. Auch die 22-jährige Alketa Kaja lernt in Tirana „Pflege auf Deutsch“ und bereitet sich auf ihr neues Leben vor. Nur 50% der ausgebildeten Pflegekräfte bleiben in Albanien. Einer von ihnen ist Kastriot Qehaja. Auch wenn seine Arbeit anstrengend und kaum rentabel ist, will er seine Heimat nicht verlassen. Wer würde sich sonst um die alten Menschen kümmern, deren Kinder in Westeuropa arbeiten? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 22.06.2023 arte
  • Folge 1106 (32 Min.)
    Marcella Severino, Bürgermeisterin von Stresa am Lago Maggiore, sorgt sich um die Wasserversorgung der vielen Hotels. Leere Netze und magere Fänge zwingen den Berufsfischer Giorgio Brovelli zum Umstieg auf Aqua-Farming. Und der Reisbauer Alfredo Saracco stellt in der Po-Ebene Flächen seines Hofes auf den Anbau von Gerste um. Auch für ihn ist ohne das Wasser des Lago Maggiore nichts mehr so wie es war. Seit beinahe zwei Jahren bleiben im großflächigen Wassereinzugsgebiet des Sees die Niederschläge aus und die Schmelzwasser aus den Bergen versiegen: Dem Lago Maggiore geht allmählich das Wasser aus.
    Nach der historischen Trockenheit des vergangenen Jahres droht für das Jahr 2023 ein neuer Dürre-Rekord. Wird die Region zu einem Hot-Spot des Klimawandels in Europa? Und der zweitgrößte Binnensee Italiens hat ein weiteres Problem: Seit Jahrzehnten ist er ein von Menschenhand regulierter Wasserspeicher. Je nach Bedarf herrscht Hoch- oder Niedrigwasser, saufen Strände ab oder fallen Uferzonen trocken.
    Diese Wechselbäder verantwortet ein flexibler Damm im Süden des Sees, mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur. Je nach Bedarf bedeutet nämlich auch: Fischer Brovelli, Reisbauer Saracco und Tourismusmanagerin Severino sind Nutzungs-Konkurrenten um die unverzichtbare Ressource Wasser. Die Landwirtschaft will hohe See-Pegel für die Bewässerung ihrer Felder. Diese jedoch verkleinern die Strände der Touristen und zerstören die Laichgründe der Fische. Viel Konflikt-Potential in einer austrocknenden Region. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 23.06.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Do. 22.06.2023 arte.tv
  • Folge 1107 (32 Min.)
    Nicola und Graham Parker suchen ihr Glück in Südwest-Frankreich: Genervt von Wirtschaftskrise und Brexit-Chaos haben sie ihr Haus in England verkauft und ein altes Landgut in Montignac-de-Lauzun erworben. So wie sie sind mittlerweile rund 9000 Briten in die Dordogne gezogen. Doch der EU-Austritt Großbritanniens macht den Neustart kompliziert, denn nun gibt es viele bürokratische Hürden: Die Aufenthaltsgenehmigung beantragen, Sprachkenntnisse nachweisen, Einbürgerungstests bestehen. Manch ein Einheimischer rümpft die Nase angesichts der Briten, die mittlerweile ganze Ortschaften prägen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 27.06.2023 arte
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 30.06.2023
  • Folge 1108 (32 Min.)
    20 Meter Spannweite. 5 Tonnen schwer. Ende 2019 kündigte Frankreich an, seine Reaper-Drohnen für den Einsatz über der Sahelzone zu bewaffnen. Im April 2022 beschließt Deutschland nach einer hitzigen öffentlichen Debatte, bewaffnete Drohnen anzuschaffen. Auch Spanien und Italien haben den Schritt gewagt. Bewaffnete Drohnen verkörpern eine neue Art, in den Krieg zu ziehen, die sogenannte asymmetrische Kriegsführung ist modern und hocheffektiv, wie man es gerade im Krieg der Ukraine gegen den Angreifer Russland sehen kann. Und so entstand in den letzten Jahren ein neuer Beruf bei der Luftwaffe, den noch kaum einer kennt. In Frankreich herrscht ein akuter Mangel an Drohnenpiloten, deshalb bieten sie dort seit Neuestem eine Ausbildung gleich nach dem Abitur an: 3 Jahre lang lernen die jungen Rekrutinnen und Rekruten nach einem harten Auswahlverfahren, feindliche Kämpfer über den Bildschirm aus der Ferne anzuvisieren und auf Befehl zu töten. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 28.06.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Di. 27.06.2023 arte.tv
  • Folge 1109 (32 Min.)
    Er gilt als einer der schönsten Landstriche Moldaus und wäre der perfekte Ort für Touristen – wenn nicht die russischen Soldaten und die Separatisten da wären. Wenn Iurie Coţofan mit der Fähre den Dnjestr überquert, um sein moldauisches Dorf zu erreichen, sieht er bewaffnete Soldaten und Panzer. Das Dorf Cocieri befindet sich am linken Dnjestrufer, wo auch die „Republik Transnistrien“ liegt. 1992 hat sie sich in einem Krieg von Moldau für unabhängig erklärt. Seitdem ist Cocieri eine moldauische Exklave mit besonderem Sicherheitsstatus: eingekesselt von Moskau-treuen Separatisten, umgeben von Checkpoints russischer Soldaten, die den Waffenstillstand überwachen sollen.
    Für Iurie sind die russischen „Peace-Keeper“ eine Bedrohung und Transnistrien Feindesland, obwohl er dort aufgewachsen ist. 1992 hat er gegen die Separatisten gekämpft. Nach dem Krieg ist er trotzdem im autoritär regierten Transnistrien geblieben und hat dort erfolgreich eine Firma aufgebaut. Doch weil er seine Meinung über die Separatisten weiterhin laut geäußert hat, wurde er zur „unerwünschten Person“ erklärt.
    Iurie hat seine Firma verloren. Seine kranke Mutter kann er nur noch heimlich unter großem Risiko besuchen. „Ich fühle mich wie ein Flüchtling im eigenen Land“, so der 62-Jährige, der nun versucht, sich im moldauisch kontrollierten Cocieri eine neue Existenz aufzubauen: mit einem Campingplatz aus Sowjetzeiten. Doch sowohl Touristen als auch Investoren scheuen den Weg in die Sicherheitszone. Die Angst, dass die Region erneut von transnistrisch-russischen Truppen angegriffen werden könnte, ist groß. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 29.06.2023 arte
  • Folge 1110 (32 Min.)
    Im Berliner Stadtteil Britz wächst und gedeiht ein Pionierprojekt: ein essbarer Waldgarten auf 28.000 Quadratmetern. Herz der Anlage ist der Gemeinschaftsgarten. Hier und in den 60 darum gruppierten Kleingärten schrebern, lernen und ernten Laien, angeleitet von Profis. Eine davon ist Projektleiterin Jennifer Schulz: „Der Waldgarten hat verschiedene Vegetationsschichten mit essbaren Pflanzen: Obst- und Nussbäume, Beeren tragende Sträucher und Wurzelgemüse.“ Wichtig ist ihr auch das soziale Miteinander beim urbanen Gärtnern und der Klimaschutz: Der Waldgarten speichert CO2, sorgt für Kühlung und bietet Tieren und Insekten Lebensraum – mitten in der Stadt.
    Gemüse in seiner ganzen Vielfalt lässt sich auch auf engstem Raum anbauen – das stellt Melanie Öhlenbach seit 2012 auf ihrem sechs Quadratmeter großen Balkon unter Beweis. Sie wurmte, wie wenig nachhaltig es ausgerechnet in der grünen Branche zugeht. Das zu ändern, treibt sie bis heute an: „Mein Ziel ist es, auch auf dem Balkon Müll zu vermeiden und sinnvolle Kreisläufe zu schließen – angefangen bei Gefäßen und Geräten über Pflanzen bis hin zu Wasser und Dünger.“ Ihren Erfahrungsschatz gibt die Autodidaktin inzwischen in Büchern, ihrem Blog und in Workshops weiter.
    Für Joachim Böttcher ist Terra Preta die perfekte Antwort auf die Suche nach torffreier Pflanzenerde: Forscher entdeckten diesen schwarzen, extrem fruchtbaren Boden im sonst mageren Gebiet des Amazonasbeckens. Eine indigene Hochkultur hatte sie vor mehr als tausend Jahre hergestellt – aus einer Art Holzkohle und verschiedenen organischen Siedlungsabfällen. 2006 gelang es dem Gartenbauingenieur, die schwarze Erde nachzubilden und weiterzuentwickeln – mit einer ausgeklügelten Mischung, in der Bio-Kohle und Mikro-Organismen eine wichtige Rolle spielen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 30.06.2023 arte
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 09.06.2023
  • Folge 1111 (32 Min.)
    Sven Ratjens war als Kind immer mal wieder bei Verwandten in Malente an der Ostsee zu Besuch. Und staunte über endlose Züge, beladen mit Panzern, die von Malente aus in das 17 Kilometer entfernte Lütjenburg transportiert wurden. Der dortige Schießplatz ist noch da, doch die malerische Bahnstrecke, über die natürlich auch Anwohner und Touristen an die Ostsee reisen konnten, wurde 1998 stillgelegt. Jahrelang passierte nichts, bis Ratjens 2019 die Gelegenheit bekam, die völlig zugewucherten Gleise zu kaufen.
    Nun besitzt er seine eigene Bahnlinie und hat große Pläne: Im Sommer sollen Touristen die Gegend auf Fahrrad-Draisinen erkunden. Die Nachfrage ist riesig, doch Ratjens will mehr: Schon bald sollen zwischen Malente und Lütjenburg wieder Personenzüge fahren, autonom und mit erneuerbarer Energie. Ein realistischer Plan? Auch in Frankreich hat die Staatsbahn tausende Bahnkilometer stillgelegt. Ganze Regionen wurden von der Schiene abgeschnitten – zugunsten des Hochgeschwindigkeitszugs TGV. Ein Umstand, der Nicolas Debaisieux ärgerte.
    Er lebt auf einem Dorf nördlich von Toulouse, ohne Auto geht hier schon lange nichts mehr. 2019 gründete Debaisieux „Railcoop“, eine mittlerweile rund 14.000 Mitglieder zählende Genossenschaft. Erstes Ziel: Die Strecke zwischen Lyon und Bordeaux in Eigenregie wieder ans Netz zu bringen. Danach will Railcoop überall in Frankreich wieder Züge fahren lassen. Doch dazu braucht es viel Geld, um Züge zu kaufen und zu sanieren. Können die GenossenschaftlerInnen ihr Ziel erreichen? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 04.07.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Mo. 03.07.2023 arte.tv
  • Folge 1112 (32 Min.)
    Die Narben von Mobbing tragen die Kinder oft ihr Leben lang, viele entwickeln psychische Krankheiten, einige haben sogar Suizidgedanken. In Spanien hat der Fall von Kira Lopez für Aufmerksamkeit gesorgt und Mobbing in die öffentliche Diskussion geholt. Mit 15 Jahren hat sich Kira Lopez das Leben genommen. Der Vorwurf der Eltern: Mobbing in der Schule habe ihre Tochter in den Tod getrieben, die Schule habe keine Maßnahmen ergriffen, um das Mobbing gegen Kira zu unterbinden. Sie haben gegen die Schule geklagt. Sie wollen die Schule zur Verantwortung ziehen und andere Kinder vor Mobbing schützen. Auch Brian Giner weiß, was es heißt, wenn der Schulalltag zum Albtraum wird: Zwölf Jahre lang wurde er aufgrund einer Fehlstellung seines Auges gemobbt.
    Mehrmals wechselte er die Schule, fast immer suchte er die Schuld bei sich: „Ich glaubte lange Zeit Mobbing sei etwas Normales. Und wenn du es lange erlebst, glaubst Du am Ende alles, was man Dir sagt. Ich zum Beispiel habe lange dazu gebraucht, meiner Partnerin in die Augen zu schauen. Und vor allem die soziale Angst. Angst vor einer Präsentation, Angst vor vielen Menschen aufzutreten. Bei dem Gedanken, eine Person könne Blickkontakt mit mir aufnehmen, habe ich Panik bekommen.“ Er hat ein Buch geschrieben, in dem er seinen Leidensweg skizziert und das anderen Betroffenen vor allem Mut machen soll.
    Regelmäßig besucht er Schulen, hält Vorträge und Workshops, um Mobbing vorzubeugen. Und er setzt sich gemeinsam mit Kiras Vater Manuel José für ein landesweites Anti-Mobbing-Gesetz ein. Ihr Ziel: es soll Mobbing sichtbar machen und nachhaltig bekämpfen. Sie wollen klare, einheitliche Regeln zum Umgang mit Tätern und der Dokumentation von Fällen, unabhängig der Region und der Schule. Erst dann, sagt Kiras Vater, könne auch er ein bisschen Ruhe finden. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 05.07.2023 arte
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 09.06.2023
  • Folge 1113 (32 Min.)
    Chryssoula Papageorgiou ist entschlossen: Zusammen mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern des alternativen Stadtteils Exarchia zieht die Grundschullehrerin gegen die Stadt Athen vor Gericht. Auf dem zentralen Platz von Exarchia soll eine U-Bahn-Haltestelle errichtet werden, Papageorgiou und ihre Mitstreiter konnten den Bau vorerst stoppen. Sie haben die Befürchtung, dass das ganze Viertel „aufgewertet“ werden soll und die U-Bahn erst der Anfang ist. Danach eröffnen neue Geschäfte, Hotels werden gebaut, Touristen kommen und die Mieten steigen. Für Vize-Bürgermeister Vasilis Axiotis ist dagegen klar, dass es eine U-Bahn-Haltestelle in einem so zentralen Viertel wie Exarchia geben muss. Die Stadt, sagt er, sei eine zeitgenössische Metropole, die aber noch gar nicht danach aussehe.
    Das soll sich nun ändern, nicht nur in Exarchia. Zählen kann er dabei auf die Unterstützung der Hotelindustrie, denn auch diese sieht in Athen massives Potenzial. Die israelische Hotelkette „Brown Hotels“ will bis 2025 40 Hotels in der Stadt betreiben. Geschäftsführer Leon Avigad findet den Wandel durchweg positiv. Die Aufwertung des Viertels und der ganzen Stadt ziehe Touristen an, die wiederum den Umsatz lokaler Betriebe steigern würden. Eine Win-Win-Situation. Die anhaltende Transformation der Stadt hält die Bewohner seit Monaten in Atem. Es geht um nichts weniger als die Frage, wem Athen in Zukunft gehören soll. Anwohnern oder Touristen? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 06.07.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Mi. 05.07.2023 arte.tv
  • Folge 1114 (32 Min.)
    Mädchen, die Fußball spielen – in einigen Religionen und Kulturkreisen nahezu undenkbar. Eltern verbieten ihren Töchtern den Sport, aus Angst vor Entwurzelung oder dem Gerede anderer. Doch immer mehr Mädchen wollen genau das: Fußballspielen. In Deutschland erleben die Schwestern Maisa und Maisun aus dem Irak beim Fußball-Projekt „Scoring Girls“ Teamgeist, Lebensfreude und das lang vergessene Gefühl von Freiheit. Niemand fragt, woher sie kommen oder sagt ihnen, dass sie es durch ihre Zuwanderungsgeschichte schwer haben werden in der Gesellschaft. Projekt-Gründerin Tugba Tekkal ist sicher: Fußball kann ein Schlüssel sein zur Integration.
    Als Tochter kurdisch-jesidischer Einwanderer hat sie selbst allen Widerständen zum Trotz ihren Traum wahr gemacht und es nach jahrelangem heimlichen Training zum Profifußball und bis in die 1. Bundesliga geschafft. Mit „Scoring Girls“ will sie jetzt andere Mädchen empowern – und das nicht mehr nur in Deutschland: Tugba reist zu ihren Wurzeln, in die Autonome Region Kurdistan im Irak. In Camps, in denen IS-Geflüchtete leben, aber auch in der Großstadt will sie erreichen, dass immer mehr Mädchen endlich Fußballspielen können. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 07.07.2023 arte
  • Folge 1115 (32 Min.)
    Die Tätergruppe ist vielschichtig: von Gelegenheitsdieben bis zu organisierten Banden, die die Räder über die Grenze nach Osteuropa bringen. Vor allem in größeren Städten ist der Fahrraddiebstahl mittlerweile ein Massendelikt mit tausenden Opfern. Dagegen geht in der Universitätsstadt Fürth eine eigens eingerichtete Fahrradstaffel der Polizei entschieden vor. Die Experten kennen die bei Dieben beliebtesten Tatorte, durchforsten Internetplattformen nach Auffälligkeiten, fahnden aber auch analog auf den Straßen: In allgemeinen Fahrradkontrollen stoßen sie immer wieder auf gestohlene Räder und können diese – wenn sie registriert waren – wieder den rechtmäßigen Besitzern zurückbringen.
    In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 9 Millionen Fahrräder – Tendenz steigend. Die größten Umschlagplätze in Berlin für gebrauchte Fahrräder sind die Berliner Fahrradmärkte, die Lars Kriener betreibt. Er weiß: Flohmärkte sind bei Dieben besonders beliebt, um geklaute Fahrräder wieder zu veräußern.
    Die Niederlande sind eine Nation der Radfahrer. In Amsterdam hat es sich ein Fahrradhersteller zur Aufgabe gemacht, Fahrradbegeisterten die Freude an ihrem Rad möglichst lange zu erhalten. Denn die teuren und schicken E-Bikes stehen bei Dieben hoch im Kurs. Eine ausgefeilte Anti-Diebstahl-Technologie mit GPS-Ortung und Fernabschaltung ist nicht abschreckend genug, weshalb die Firma noch einen Schritt weitergeht: Sogenannte „Bike Hunter“ versuchen, entwendete E-Bikes wieder aufzuspüren – mit Peiltechnik und einer erstaunlichen Erfolgsquote. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 10.07.2023 arte
  • Folge 1116 (32 Min.)
    Jeder dritte Immobilienkäufer an der Adria stammt aus dem Ausland. Das Geschäft mit dem Tourismus brummt – so auch in Kroatien. Die Schattenseiten: Saisonkräfte in der Gastronomie und im Hotelgewerbe finden keinen Wohnraum und die Branche leidet unter Personalnot. Die Indizien, dass es so nicht mehr weitergehen kann, häufen sich: Letztes Jahr musste im Sommer der Wasserverbrauch eingeschränkt werden, die Strände drohen immer mehr zu vermüllen, die Parksituation ist chaotisch. Die Reporterinnen Steffi Illinger und Susanne Fiedler schauen sich in Istrien um. Bereits an Pfingsten beginnt der Touristenansturm.
    Sie begleiten den Immobilienmakler Patrick Kohl bei seinen Verkaufsgesprächen, wenn er Filetstücke an der Küste mit Pool und Sicht aufs Meer an den Mann bzw. die Frau bringen will. Wie tickt seine Kundschaft? Was steht für ihn auf dem Spiel? Und sieht er das Dilemma, in dem das Land steckt? Sie sind dabei, wenn die Naturschützerin Silvia Buttignoni von der Organisation Natura histrica Beweise für illegale Immobilien-Geschäfte sammelt. Beinahe tragisch: Oftmals sind ausgerechnet die Käufer der eher bescheidenen Bauten nicht darüber im Bilde, dass ihr mühsam erspartes Grundstück gar nicht hätte bebaut werden dürfen.
    Dem Problem beikommen sollen Kontrollen von Inspektoren, die mit Plakaten in den illegalen Siedlungen aufklären. Doch die zuständige Behörde ist zu weit weg – und auch zahlenmäßig sind die Kontrolleure der Entwicklung kaum gewachsen. Eine Stimme, die schon seit längerem eine Kehrtwende einfordert, ist die Deutsch-Kroatin Marijana Lovrinic. Die Hotelbesitzerin sieht die Lösung unter anderem in mehr Steuerung durch ein Nachhaltigkeitssiegel – damit Kroatien nicht vollständig seine Identität verliert. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 11.07.2023 arte
  • Folge 1117 (32 Min.)
    Im Jahr 2011 hat die damalige italienische Regierung ein Gesetz erlassen, wonach Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren in der Obhut ihrer Eltern bleiben sollen, selbst dann, wenn diese strafffällig werden und eine Gefängnisstrafe antreten müssen. Für das Kindeswohl sei es so besser. In anderen europäischen Ländern liegt das Hafthöchstalter des Kindes bei drei Jahren, auch in Deutschland und Frankreich. Angelica Miri verbüßt eine vierzehneinhalbjährige Haftstrafe im Frauengefängnis Casa Circondariale di Lecce – und mit ihr lebt auch ihre zweijährige Tochter Emma hinter Gittern.
    Emma ist das einzige Kind in der Haftanstalt. Sie sind zwar in einem eigenen Trakt untergebracht und es gibt ein wenig Spielzeug, aber Emmas einzige Spielkameraden und Kontakte sind ihre Mutter und die Wärterinnen. In der Regel werden straffällig gewordene Mütter mit Babys oder Kleinkindern in speziellen Einrichtungen untergebracht, in denen die Kinder durch Fachpersonal betreut werden, die Wände bunt gestrichen und Gitterstäbe kaum sichtbar sind. Das Problem ist: In ganz Italien gibt es lediglich fünf staatlich finanzierte Mutter-Kind-Einrichtungen, sogenannte ICAMs (Istituto a Custodia Attenuata per Detenute Madri).
    Die Wartelisten sind lang. Die gebürtige Rumänin Alina Ion und ihre zweieinhalbjährige Tochter Maria hatten Glück: Sie wurden vor einem Jahr in ein ICAM in Mailand verlegt. Hier lernt Alina Italienisch und Französisch, Maria besucht einen regulären Kindergarten. Der Alltag soll so normal wie möglich sein, damit die Kinder durch die Mitinhaftierung nicht unnötig traumatisiert werden. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 12.07.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Di. 11.07.2023 arte.tv
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 16.05.2023
  • Folge 1118 (32 Min.)
    Das Start-up von Evoléna de Wilde hat ein Online-Tool entwickelt, das weltweit 55 Second-Hand-Plattformen miteinander vernetzt. Wer es herunterlädt, bekommt beim Online-Shoppen automatisch Second-Hand-Alternativen auf dem Bildschirm angezeigt. Das Tool greift so auf zehn Millionen gebrauchte Gegenstände zu. „Wir können damit 70 Prozent des Preises und 90 Prozent CO2 sparen“, sagt Gründerin Evoléna de Wilde. Aktuell möchte die 30-Jährige ihr Netzwerk um weitere Plattformen erweitern, zum Beispiel für Kinderprodukte zur Miete. In Schweden revolutioniert Ola Sjödin die Gebrauchtmöbelbranche. Im großen Stil kauft er hochwertige, gebrauchte Büromöbel ein, um diese dann zu reparieren und weiterzuverkaufen – oft auch nach Kundenwunsch individuell umgestaltet.
    „Wir haben auf der Welt nicht die Ressourcen, alles neu zu produzieren, wir müssen jetzt etwas ändern“, sagt der Unternehmer. Sjödins Firma rettet viele Möbelstücke vor der Müllkippe. Roman Alberti, David Oudsandji und Afshin Doostdar bauen aus alten E-Auto-Batterien neue Speichersysteme für Strom aus Photovoltaikanlagen. Ohne das hoch motivierte, junge Trio aus Aachen würden die teilweise noch mit bis zu 90 Prozent Restkapazität ausgestatteten Batterien auf dem Müll landen. Abnehmer für ihre großen, günstigen Speicher sind Unternehmen, Hotels oder Supermärkte. Die drei wünschen sich, Einfluss auf den deutschen Energiemarkt zu nehmen – mit mehr grünem Strom durch nachhaltigere und günstigere Speicher. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 13.07.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Mi. 12.07.2023 arte.tv

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