Auch wenn Ewa oft an das kleine, urige, polnische Dorf im Osten des Landes denkt, das ihre Heimat war, wird sie nicht mehr zurückkehren. Nur in einem Brief offenbart sie warum. Ein strenges Abtreibungsrecht treibt viele junge Polinnen, die keinen Wunsch nach einem Kind haben, in die Illegalität und oft auch in die Isolation. In poetischen Bildern fängt Lin Sternal eine verstörende ländliche Lebenswelt ein, weit weg vom urbanen Warschau. Zwischen Kirchenglocken, Natur-Mystik und aktueller politischer Diskussion um eine Verschärfung des Abtreibungsgesetzes unter der konservativen Regierung taucht der Film mit stimmungsvollen Bildern in die Seelenlage der jungen
Ewa ein. Als „Mädchen vom Lande“ hatte sie eine einsame Entscheidung treffen müssen, die sie bis heute noch nicht verarbeitet hat, wie sie in einem Brief an eine polnische Freundin gesteht. Lin Sternal studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg. Mit ihrem ersten, einstündigen Dokumentarfilm „Eismädchen“, der auch in 3sat gezeigt wurde, gewann sie vor zwei Jahren auf der Duisburger Filmwoche den Förderpreis der Stadt Duisburg. 3sat zeigt den Dokumentarfilm „Ewas Brief“ im Rahmen der Reihe „Ab 18!“, in der junge Filmemacher mit außergewöhnlichen filmischen Handschriften Geschichten vom Erwachsenwerden erzählen. (Text: 3sat)