2023 (Folge 2891⁠–⁠2914)

  • Folge 2891 (43 Min.)
    Die Quebecerin Gabrielle Filteau-Chiba lebt mit ihren Bäumen
    Im Alter von 23 Jahren hat die Autorin Gabrielle Filteau-Chiba aus Québec ihr Leben komplett verändert. Sie verließ die Stadt und zog in eine Hütte im Wald. Acht Jahre lang lebte sie dort allein in der Natur, die für sie ein Zufluchtsort ist. Diese Erfahrung hat ihr Verhältnis zur Flora und Fauna grundlegend verändert. Gabrielle Filteau-Chiba beschloss, ihre Leidenschaft für das Schreiben und Zeichnen in den Dienst des Umweltschutzes zu stellen. Eines Tages ließ sie sich in der Forstwirtschaft anstellen, um herauszufinden, ob in einem uralten kanadischen Wald noch Kahlschläge vorgenommen werden.
    Der traurige Anblick der abgeholzten Waldstücke hat sie dann zu dem Roman „Bivouac“ (Stock-Verlag) inspiriert, der den Bäumen gewidmet ist. Er bildet den letzten Teil einer Trilogie und erzählt von Umweltaktivisten und Öko-Kriegern, die sich für die Verteidigung hundertjähriger Bäume mobilisieren, denen wegen eines Pipelineprojekts die Abholzung droht. Gabrielle Filteau-Chiba ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Krieg in Europa: Ist das Ansehen der Armee in Frankreich gestiegen?
    Am Montag wird in der Pariser Nationalversammlung über den Entwurf des Militärplanungsgesetzes (Loi de Programmation Militaire, LPM) debattiert. Der Militärhaushalt wird im Vergleich zum vorherigen LPM um 40 % erhöht, was einen Anstieg der Verteidigungsausgaben ab 2025 auf 2 % des BIP bedeutet. Insgesamt wird Frankreich im Zeitraum 2024⁠–⁠2030 rund 413,3 Milliarden Euro für die Ausrüstung und Modernisierung seiner Armee bereitstellen. Zunehmende geopolitische Spannungen, Entstehung neuer Bedrohungen wie die Verbreitung von Atomwaffen in Asien oder der dschihadistische Terrorismus in Afrika, rasante technologische Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz: Die Erhöhung der Militärausgaben lässt sich mit zahlreichen Faktoren erklären.
    Auch wenn die Opposition 1700 Änderungsanträge eingebracht hat, besteht kein Zweifel am Ausgang der Abstimmung, die für den 6. Juni angesetzt ist. Seit Beginn der Fünften Republik besteht ein breiter Konsens über die von General de Gaulle definierte Rolle der französischen Armee.
    Dennoch scheint ihr Ansehen bei der französischen Bevölkerung nicht mehr so hoch zu sein wie früher. Seit einigen Jahren hat die Armee Schwierigkeiten, neue Rekruten zu finden und zu binden, und der freiwillige einmonatige Wehrdienst (SNU), der die republikanische Gesinnung junger Menschen fördern sollte, steht wegen seiner starken militärischen Komponente in der Kritik. Welche Beziehung haben die Franzosen zu ihrer Armee? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Paola Puerari und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 25.05.2023 arte
  • Folge 2892 (43 Min.)
    Wagner, Sadat, Black Shield …: Private Milizen bedrohen Demokratien
    Kamal Redouani wurde durch eine Verkettung von Umständen Journalist und ist heute Spezialist für die arabische Welt. Während eines Aufenthalts im Nahen Osten erlebte er den Ausbruch des Krieges aus nächster Nähe. Er setzte seine Berichte über „die Menschen, die Kultur [fort], [ …] auch wenn sie unter Bomben und Hass litt“. In seinem Buch mit dem Titel „Les nouveaux chiens de guerre“ (Arthaud-Verlag) beschäftigt er sich mit privaten Militärfirmen, die „an den Kampfhandlungen, an der Sammlung von Informationen, an der Ausbildung des Militärs und an der Logistik“ in den Konfliktgebieten beteiligt sind. Black Shield, Wagner, Sadat, Blackwater …: Diese im Untergrund agierenden Kräfte sind u. a. in der Ukraine, in Libyen, im Irak, in Syrien, in China, in Somalia und im Tschad präsent, fordern Menschenleben und bedrohen die Demokratien. Kamal Redouani ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Warum hat Frankreich vor ethnischen und religiösen Statistiken Angst?
    Die Tageszeitung La Dépêche du Midi berichtete, dass etwa hundert Schulen in Toulouse und Umgebung in einer E-Mail des territorialen Nachrichtendienstes um die Übermittlung der Abwesenheitsquote der Schüler am muslimischen Feiertag Eid-el-Fitr gebeten wurden. Diese Nachricht hat bei Lehrern, Vereinen und Politikern Empörung ausgelöst, die eine „religiöse Datenerfassung“ kritisieren. Hinter dieser Polemik steht die in Frankreich häufig wiederkehrende und brisante Debatte über ethnische und religiöse Statistiken, die seit 1872 gesetzlich verboten sind, insbesondere bei Volkszählungen.
    Einige fordern die Verwendung ethnischer oder religiöser Statistiken, um die französische Gesellschaft besser kennen und verstehen zu lernen – wie es derzeit in angelsächsischen Ländern üblich ist -, andere lehnen sie ab, da sie darin ein potenzielles Mittel zur Stigmatisierung und Diskriminierung sehen. Wäre es für die Behörden konkret von Interesse, zu wissen, wie viele Schüler während des muslimischen Feiertags dem Unterricht fernbleiben?
    Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen. Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Paola Puerari und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 26.05.2023 arte
  • Folge 2893 (43 Min.)
    Roboter und künstliche Intelligenzen haben sprechen gelernt
    „Der Mensch hat nicht mehr das Monopol der Sprache.“ Damit beschäftigt sich der Physiker und Philosoph Alexej Grinbaum in seinem neuesten Buch Parole de machines, das im humenSciences-Verlag erschienen ist. Grinbaum untersucht die Rolle von KI in unseren Interaktionen und geht der Frage nach, welche Beziehungen wir zu ihnen pflegen. Durch die rasanten technischen Fortschritte der letzten Jahre wird es immer schwieriger, in einer Online-Konversation zwischen einem Menschen und einem Chatroboter wie ChatGPT zu unterscheiden. Dieser Paradigmenwechsel kann dazu führen, dass der Mensch einer Technologie blind vertraut, obwohl diese Fehler machen kann. KI ist eine Revolution der Linguistik und wirft zahlreiche ethische Fragen auf: Muss sich der Mensch angesichts dieser technischen Entwicklungen Sorgen machen? Alexei Grinbaum ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Kann Frankreich den Wettlauf um das E-Mobil noch gewinnen?
    In Frankreich ist der Straßenverkehr für 28,7 % der Treibhausgase verantwortlich und somit landesweit die größte Emissionsquelle. Um die europäischen Klimavorgaben zu erfüllen, will die französische Regierung die Elektrifizierung der zugelassenen Fahrzeuge beschleunigen. Elektroautos sind zwei- bis fünfmal weniger umweltschädlich als Autos mit Verbrennungsmotoren und scheinen sich als bevorzugte Lösung für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors durchzusetzen. Bis 2030 sollen 15 % des französischen Fahrzeugparks aus Elektrofahrzeugen bestehen, und ab 2035 soll die Herstellung zu 100 % auf E-Fahrzeuge umgestellt werden. Diese großen Ziele wurden am Montag auf der Tagung des Nationalen Rates für die ökologische Wende bekräftigt. Wie können diese Ziele erreicht werden, und wie kann Frankreich seine industrielle Souveränität angesichts der aggressiven Politik der chinesischen Hersteller auf diesem Markt bewahren? Über diese Fragen diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Paola Puerari und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 27.05.2023 arte
  • Folge 2894 (43 Min.)
    Sarah Bovy, die „eiserne Lady“ des 24h-Rennen von Le Mans
    Als Tochter eines Rennfahrers erlebte Sarah Bovy auf einer Kartbahn eine Offenbarung und begann bereits im Alter von 15 Jahren ihre ersten Autorennen. Beim Autosport handelt es sich um einen gemischten Sport, bei dem es zwar kein Verbot für Frauen gibt, doch der Sexismus in dem Milieu hält viele von einer Karriere ab. Seit 1950 sind nur fünf Frauen in der Formel 1 angetreten. Im Jahr 2015 schrieb Sarah Bovy Geschichte, als sie bei der Renault Sport Trophy als erste Frau auf dem Podium stand. Im Jahr 2021 wurde sie Teil des ersten Frauenteams Iron Dames: „Im Grunde genommen ist unsere Leidenschaft genau die gleiche wie die der Jungs. [ …] Wir haben uns gesagt: „Ich will schneller sein als der Typ vor mir, ich will ihn überholen, Rennen gewinnen.“ Sarah Bovy wird am 10. und 11. Juni beim 24h-Stunden-Rennen von Le Mans für ihr Team an den Start gehen. Sie ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Immigration: Warum inspiriert Dänemark die französischen Politiker?
    Die französischen Politiker scheinen sich für die Einwanderungspolitik Dänemarks zu interessieren. In den letzten Tagen empfing das Land den französischen Regierungssprecher Olivier Véran sowie Éric Ciotti und eine Delegation seiner Partei Les Républicains. Auch mehrere Thinktanks wie „Fondapol“ oder die Jean-Jaurès-Stiftung loben die dänische Migrationspolitik, obwohl sie ausgesprochen restriktiv ist: So ist beispielsweise der Anteil „nicht-westlicher“ Einwohner pro Viertel gesetzlich auf 30 % beschränkt, die Familienzusammenführung ist fast unmöglich geworden, für die Einbürgerung muss ein anspruchsvoller Sprach- und Kulturtest bestanden werden, Eigentum kann bei der Ankunft im Land beschlagnahmt werden und der Zugang zu Sozialleistungen ist weitgehend eingeschränkt.
    Diese von einer sozialdemokratischen Regierung eingeführten Maßnahmen werfen gleich mehrere Fragen auf, gelten nach Auffassung der dänischen Regierung jedoch als Voraussetzung für die Eindämmung des Rechtsextremismus. Hat sie damit Erfolg? Darüber diskutieren wir heute mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Paola Puerari und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 29.05.2023 arte
  • Folge 2895 (43 Min.)
    Im Laufe der Sendung wird die Dramatikerin und Dozentin für Linguistik Julie Neveu zu unserer Gesprächsrunde kommen. In Zusammenarbeit mit dem Kollektiv Linguistes atterrés hat sie im Gallimard-Verlag das Buch Le français va très bien, merci („Der französischen Sprache geht es sehr gut, danke“) veröffentlicht. Darin widerlegt sie die Vorurteile gegenüber der französischen Sprache und formuliert zehn Vorschläge für einen entspannteren Umgang mit der Sprache. Unter anderem will sie dem Leser zeigen, dass Französisch nicht mehr die Sprache Molières ist, dass es nicht vom Englischen verunstaltet und nicht „von den Jugendlichen oder den Provinzlern massakriert“ wird.
    Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
    Präsidentschaftskandidatur in den USA. Die Ankündigung der Kandidatur des Gouverneurs von Florida Ron DeSantis zur Nominierung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen 2024 wurde zu einem technischen Fiasko. Das Netzwerk Twitter, über das er Fragen von Elon Musk beantworten wollte, stürzte mehrmals ab. Mit der Wahl eines sozialen Netzwerks zur Bekanntmachung seiner Kandidatur umging DeSantis den traditionellen Medienauftritt vor Journalisten und trug damit zu der generell zu beobachtenden Verlagerung der Politik in Richtung einer Kommunikation ohne journalistische Vermittler bei. Stellt die Umgehung der etablierten Medien zugunsten unregulierter Räume ohne Journalisten eine Bedrohung für die demokratische Debatte dar?
    Gewalt gegen Politiker in Frankreich. Mehrere tragische Ereignisse der letzten Wochen – die allerdings nicht miteinander in Verbindung stehen – haben dazu beigetragen, dass viele das Gefühl haben, die Gewalt nehme in der französischen Gesellschaft zu und richte sich zunehmend gegen Vertreter einer Form von Autorität, z. B. gewählte Volksvertreter oder öffentliche Bedienstete. Diesen Schluss zog jedenfalls Emmanuel Macron in der Kabinettssitzung am vergangenen Mittwoch. Er mahnte, „in der Sache unnachgiebig zu sein. Wir müssen umfassende Maßnahmen ergreifen, um diesem Prozess der Dezivilisierung entgegenzuwirken“. Die Verwendung des aus dem Vokabular der extremen Rechten stammenden Begriffs der „Dezivilisierung“ hat in diesem Zusammenhang eine besondere Wirkung. Warum verwendet der französische Staatspräsident diesen Begriff? Kann man – wie Macron – behaupten, „dass Gewalt niemals legitim ist“?
    Ökologie und Landwirtschaft. Methan gehört nicht zu den bekanntesten Treibhausgasen, ist aber aufgrund seiner starken Erwärmungswirkung besonders schädlich. Eine der größten Methanquellen ist die Rinderzucht und der Verdauungstrakt der Nutztiere. Der französische Rechnungshof empfahl daher am Dienstag, „eine Strategie zur Reduzierung“ des Rinderbestands von derzeit 17 Millionen Tieren auszuarbeiten, damit Frankreich seine Klimaverpflichtungen erfüllen kann. Diese Empfehlung hat in der Landwirtschaft für Empörung gesorgt, insbesondere bei der größten Bauerngewerkschaft, der FNSEA, die sie als ungerechtfertigt kritisierte.
    Im Duell der Woche lässt Frédéric Says die beiden Instanzen gegeneinander antreten. Die Filmfestspiele von Cannes sind ein Schaufenster zur Welt. Sie spiegeln sowohl die sozialen Ungleichheiten wider – der Zugang zu den Vorstellungen hängt von der Farbe des Namensschildes ab – als auch die aktuellen gesellschaftlichen Konflikte. Auch in diesem Jahr wurde das Filmfest an der Croisette politisch: die umstrittene Eröffnung der Festlichkeiten mit der Vorführung von Maïwenns Film mit Johnny Depp, die Lynchjustiz in den sozialen Netzwerken gegenüber der jungen Schauspielerin Anna Biolay und Tochter des französischen Sängers Benjamin Biolay, der vorgeworfen wird, ein „Nepo-Baby“ zu sein, Harrison Fords kritisierte Schimpftirade wegen des Klimanotstands … Alix Van Pée berichtet.
    Einem französisch-schweizerischen Team von Neurowissenschaftlern und Ingenieuren ist es gelungen, die Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Rückenmark einer Person wiederherzustellen, die infolge eines Fahrradunfalls querschnittsgelähmt ist. Ein wichtiger wissenschaftlicher Durchbruch, der gelähmten Menschen, die wieder laufen wollen, neue Hoffnung gibt. Davon erzählt Frédéric Pommier in seiner Geschichte der Woche.
    Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der spanischen Sportzeitung Mundo Deportivo vom 23. Mai mit dem Titel „Es reicht!“. Am vergangenen Sonntag wurde der brasilianische Stürmer Vinicius Junior von Real Madrid auf dem Rasen des Mestalla-Stadions in Valencia zum wiederholten Mal von Fans der gegnerischen Mannschaft rassistisch beleidigt. Nach dem Spiel leitete die spanische Justiz eine Untersuchung wegen Hassverbrechens ein. Kann der Fall Vinicius als Beispiel dienen, damit die Welt des Sports und insbesondere des Fußballs sich endlich ernsthaft mit dem Problem des Rassismus befasst?
    Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 30.05.2023 arte
  • Folge 2896 (43 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 31.05.2023 arte
  • Folge 2897 (43 Min.)
    Nadia Daam lässt im Duell der Woche die beiden Ministerinnen Élisabeth Borne und Marlène Schiappa gegeneinander antreten. Hintergrund ist die umstrittene Abbildung Schiappas auf dem Titelblatt der Zeitschrift „Playboy“, Sonia Chironi berichtet von der eventuellen Rückkehr der Außerirdischen und Claude Askolovitch erzählt von der Kündigung des KI-Pioniers bei Google. Und zum Abschluss sehen Sie „Kontinentaldrift“ mit den humorvollen Erklärungen von Benoît Forgeard und die Zeichnungen unserer Karikaturisten Pascal Gros, Coco und Thibaut Soulcié. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 01.06.2023 arte
  • Folge 2898 (43 Min.)
    André Dussollier: Allein auf der Bühne
    André Dussollier hat in seiner fünfzigjährigen Karriere insgesamt 150 Filme gedreht und wurde für seine schauspielerische Leistung mit drei Césars und einem Molière ausgezeichnet. Lange Zeit hat sich der Schauspieler auf das Autorenkino beschränkt – er stand für François Truffaut, Claude Lelouch oder Claude Chabrol vor er Kamera -, ging dann zum Theater und kam erst danach zum populären Kino. „Das Leben auf der Bühne ist so viel größer, so viel intensiver als unsere Lebensrealität.“ Im Jahr 1956 wurde der damals zehnjährige Dussollier von einer Aufführung von Poil de carotte tief berührt. Sechzehn Jahre später wurde er Pensionär der Comédie française. Mit Sens dessus dessous steht er vom 24. Mai bis zum 2. Juli im Pariser Théâtre Marigny allein auf der Bühne und zitiert Texte von Autoren, die ihn inspiriert haben: Victor Hugo, Sacha Guitry und Raymond Devos. André Dussollier ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    „Umweltverschmutzung durch Plastik beenden“ – Ja, aber wie?
    In Verpackungen, Baumaterial, Kleidungsfasern: Das aus Erdöl hergestellte Plastik ist heute überall präsent. Seit Montag und bis morgen treffen sich 175 Länder in Paris mit dem Ziel, die Umweltverschmutzung durch Plastik zu beenden. Nach Angaben der Vereinten Nationen könnte die Plastikverschmutzung bis 2040 um 80 % gesenkt werden, wenn weltweit starke Maßnahmen ergriffen werden. Dieses Vorhaben erscheint heute jedoch sehr ehrgeizig: Die Plastikproduktion hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt und weniger als 10 % des Plastikmülls werden recycelt.
    Seit den 1950er Jahren haben wir mehr als acht Milliarden Tonnen dieses gesundheits- und umweltschädlichen Gifts angesammelt. Wie können wir dieses Problem lösen? Können wir auf individuelle Initiativen setzen oder sind weitreichende internationale Maßnahmen nötig? Auch wenn mehrere Länder wie Frankreich bereit sind, eine Strategie zur Lösung dieses Problems zu entwickeln, stellt sich die Frage, ob die Zurückhaltung anderer Staaten wie der USA oder China die Aufgabe erschweren werde. Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 02.06.2023 arte
  • Folge 2899 (43 Min.)
    Der Forscher Hugo Micheron warnt vor dem Überleben des islamistischen Dschihadismus
    „Die Demokratien beschränken sich bei Anschlägen allzu oft auf kurzfristige Reaktionen des Zornes und vergessen den Dschihadismus danach wieder.“ In La Colère et l’Oubli. Les démocraties face au jihadisme européen (Gallimard-Verlag) beschäftigt sich der Doktor der Politikwissenschaft, Forscher und Dozent an der Elitehochschule Sciences Po Hugo Micheron mit der Geschichte des Dschihadismus in Europa. Als Spezialist für diese „wellenförmige Entwicklungen“ warnt er auch vor dem Irrglauben eines endgültigen Rückzugs, auch wenn fast acht Jahre nach den Anschlägen von 2015, sieben Jahre nach dem Anschlag von Nizza und nach der schweren Niederlage des Kalifats von Daesch der dschihadistische Terrorismus heute „besiegt zu sein scheint“. Hugo Micheron ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Krankenversicherung, Sozialhilfe: Wer profitiert von Sozialbetrug?
    „Sozialbetrug ist eine Form der versteckten Steuer für die arbeitenden Franzosen. Wenn wir den Betrug bekämpfen, gewinnen wir die Kontrolle über unser Sozialmodell zurück“, erklärte der Minister für öffentliche Finanzen Gabriel Attal. In Frankreich kostet der Sozialbetrug, d. h. die rechtswidrige Inanspruchnahme von Sozialleistungen wie auch unzureichende Beitragszahlungen, jedes Jahr mehrere Milliarden Euro. In seinem jüngsten Bericht schätzte der Rechnungshof die Höhe des Betrugs allein bei den Sozialleistungen auf sechs bis acht Milliarden Euro pro Jahr.
    Demselben Bericht zufolge entfällt die Hälfte auf die Krankenversicherung, d. h. etwa vier Milliarden Euro, wobei 70 % der Täter Ärzte, Krankenpfleger oder Physiotherapeuten sind … Der Beitragsbetrug bei der für die Erhebung der Sozialabgaben zuständigen Stelle Urssaf wird vom Hohen Rat für die Finanzierung der Sozialversicherung auf sieben bis neun Milliarden Euro geschätzt. Wie kann man dagegen vorgehen? Welche Maßnahmen sollte die Regierung ergreifen? Und schließlich: Wer profitiert von Sozialbetrug?
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 03.06.2023 arte
  • Folge 2900 (43 Min.)
    Meine Kindheit mit einem alkoholkranken Vater
    „Papa ist Alkoholiker“. Diesen Satz konnte Olivia Leray erst im Alter von 14 Jahren formulieren. Auf die lange Zeit verborgene Sucht des Vaters folgte eine schwere Depression, und plötzlich vertauschten sich die Rollen: Die Tochter kümmerte sich wie eine Mutter um den Vater. Heute ist sie Kolumnistin und Sportjournalistin und erinnert sich, wie sie einen Teil ihrer Kindheit in der PMU-Bar „Cyrano“ verbrachte und auf ihren Vater wartete, der ein Glas nach dem anderen trank. „Das sind keine traurigen Erinnerungen. Ich habe das Wochenende mit meiner Schwester in der Bar Limonade getrunken und darauf gewartet, dass er seinen Pastis austrank.
    [ …] Das ist mein Proust-Effekt.“ Als sie älter wurde, begriff sie den Ernst der Lage. Daraufhin war ihre Jugend von Sorge, Scham und hoffnungsvollen Momenten geprägt, wenn sich der Vater in der Entziehungskur befand. Heute ist der Vater, bei dem im Alter von 56 Jahren das Korsakoff-Syndrom diagnostiziert wurde und der vor seinem sechzigsten Lebensjahr in eine Seniorenresidenz eingezogen war, ein Pflegefall. In dem im Fayard-Verlag erschienenen Buch De l’eau dans ton vin erzählt Olivia Leray ihre Geschichte. Heute ist sie bei uns im Studio zu Gast.
    „Vier Flugreisen in einem Leben“:
    Müssen wir unsere Freiheiten einschränken, um die Erde zu retten? Müssen wir eine Quotenregelung für Flugreisen einführen, um die Erde zu retten? So lautet der Vorschlag des Vorsitzenden des Thinktanks The Shift Project Jean-Marc Jancovici, der für maximal vier Flüge im Leben plädiert. Im Radiosender France Inter betonte der Ingenieur: „Ich bleibe dabei, dass es dringend notwendig ist, unsere wirtschaftliche Zukunft danach auszurichten.“ Auch wenn manche darin das Aufkommen einer strafenden Ökologie sehen, ist dieser Vorschlag nicht neu: Die sehr hohen Kohlenstoffemissionen von Flugzeugen stehen seit langem im Mittelpunkt der Klimadebatte.
    Vor kurzem hat Frankreich Kurzstreckenflüge verboten, für die es auch eine Bahnverbindung mit einer Reisezeit von unter 2,5 Stunden gibt, und das aus gutem Grund: Laut der Europäischen Umweltagentur stößt ein Flugpassagier 285 g CO2 pro Kilometer aus, während ein Bahnreisender lediglich 14 g CO2 emittiert. Kann man den Klimawandel bekämpfen, ohne unsere Freiheiten einzuschränken? Darüber diskutieren wir heute mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 05.06.2023 arte
  • Folge 2901 (43 Min.)
    Im Laufe der Sendung wird die Dozentin an der Fakultät für Stadtplanung der Universität Science Po Isabelle Baraud-Serfaty zu unserer Gesprächsrunde kommen. In ihrem im Apogée-Verlag erschienenen Buch Trottoirs! erzählt sie die jahrtausendealte und unbekannte Geschichte dieses „seitlichen gegenüber der Fahrbahn erhöhten Teils einer Straße“. Der ursprünglich für Fußgänger reservierte öffentliche Raum wurde im Laufe der Zeit zweckentfremdet und nach und nach in privaten Raum verwandelt. Mit der Rückkehr des warmen Wetters konkurrieren Geschäfte und Restaurants um jeden Quadratzentimeter.
    Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
    Rentenreform. Der Ausschuss für soziale Angelegenheiten der Nationalversammlung lehnte am Mittwoch Artikel 1 des Gesetzesvorschlags der LIOT-Fraktion ab, mit dem die Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre rückgängig gemacht werden sollte. Die Opposition wird versuchen, den von Premierministerin Elisabeth Borne als „verfassungswidrig“ bezeichneten Vorschlag in der öffentlichen Sitzung erneut vorzulegen. Beide Lager werfen sich gegenseitig Obstruktion, Demagogie und antidemokratische Manöver vor. Ergebnis: Die Debatte dreht sich nicht mehr um den Inhalt, sondern um die Form. Wie lässt sich dieser chaotische Zustand der französischen Institutionen erklären? Kann das Rentengesetz noch aufgehoben werden?
    Normalisierung der rechtsextremen Partei Rassemblement National. Als Élisabeth Borne im Radio J am vergangenen Wochenende zur Normalisierung des Rassemblement National befragt wurde, erinnerte sie an die Ursprünge der Partei und erklärte, dass sie das „Erbe von Maréchal Pétain“ sei. „Man bekämpft die extreme Rechte nicht mit den Argumenten der 1990er Jahre“, erwiderte Staatspräsident Emmanuel Macron. Während die Linke dem Staatspräsidenten vorwarf, zur Normalisierung der republikfeindlichen Partei beizutragen, stellt sich die Frage, ob die Kritik gegenüber der Regierungschefin angebracht war. Wie lässt sich der RN am besten bekämpfen?
    Die Jury des Filmfestivals von Cannes hat am Samstag den Film Anatomie d’une chute der französischen Regisseurin Justine Triet mit einer goldenen Palme ausgezeichnet. Die Regisseurin nutzte ihren Auftritt, um die französische Regierung wegen ihrer Rentenreform und dem möglichen Ende der „kulturellen Ausnahme Frankreichs“, ohne die sie nicht auf der Bühne stünde, scharf zu kritisieren. Kulturministerin Rima Abdul Malak erklärte, sie sei „über diese zutiefst ungerechte Rede verblüfft“. Im Duell der Woche lässt Frédéric Says die Regisseurin und die Ministerin gegeneinander antreten.
    Frankreich kassiert im Tennis Rückschläge. Zum zweiten Mal in Folge hat es kein Franzose in die dritte Runde der French Open geschafft. Die beiden französischen Listenführer Caroline Garcia (Weltranglistenfünfte) und Ugo Humbert (Weltranglisten-Nr. 40.) schieden am Mittwoch bereits in der zweiten Runde aus. Gael Monfils, der sich nach einer umwerfenden Leistung qualifiziert hatte, musste leider wegen einer erneuten Verletzung aufgeben. Einziger Trost bieten die Gedenkfeiern. Der legendäre französische Tennisplatz feiert in diesem Jahr den 40. Jahrestag des Sieges von Yannick Noah. Alix Van Pée berichtet.
    Vor einem Jahr erfuhr die Endzwanzigerin Clementine, dass sie an Krebs erkrankt ist. Bei ihr wurde ein Gallengangkarzinom – ein seltener Krebs der Verdauungswege mit geringen Überlebenschancen – diagnostiziert. Die Journalistin beim Radiosender France Info beschloss, ihren täglichen Kampf gegen den Krebs in einem Podcast zu schildern, der nun freigeschaltet wurde. Damit ist sie Teil einer Bewegung, zu der auch Stars wie der Sänger Florent Pagny gehören, die sich dafür entschieden haben, offen über ihre Krankheit zu sprechen. Davon erzählt Claude Askolovitch in seiner Geschichte der Woche.
    Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der spanischen Tageszeitung El Pais vom Dienstag mit dem Titel „Sanchez organisiert Neuwahl am 23. Juli“. Die Linke hat am Sonntag bei den Kommunal- und Regionalwahlen in Spanien eine vernichtende Niederlage erlitten. Angesichts dieses Debakels kündigte der sozialistische Premierminister Spaniens Pedro Sanchez vorgezogene Parlamentswahlen an, um sein demokratisches Mandat vom Volk bestätigen zu lassen. Ist diese Entscheidung als rein demokratischer Akt zu verstehen? Handelt es sich um ein Beispiel für Frankreich?
    Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 06.06.2023 arte
  • Folge 2902 (43 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 07.06.2023 arte
  • Folge 2903 (43 Min.)
    Für die Fußballerin Marinette Pichon ist Angriff die beste Verteidigung
    Der Film „Marinette“, der am 7. Juni im Kino anläuft, erzählt die Geschichte einer bemerkenswerten Karriere, die unter schwierigen Bedingungen aufgebaut wurde. Marinette Pichon wuchs in bescheidenen Verhältnissen mit einem alkoholabhängigen und gewalttätigen Vater auf und flüchtete sich auf den Fußballplatz, wo sie zunächst in einer Jungenmannschaft spielte. In der ersten französischen Liga zog sie dann mit ihrem Talent die Aufmerksamkeit der größten internationalen Vereine auf sich. Im Jahr 2002 unterzeichnete sie einen Vertrag beim Fußballverein Philadelphia und wurde zu einer Legende der amerikanischen Liga. Gleichzeitig entwickelte sie sich zu einer wichtigen Stütze der französischen Frauen-Nationalmannschaft und brach als Stürmerin alle Rekorde in Bezug auf die Anzahl der Länderspiele und der Tore. Die Sport-Ikone und zufriedene Mutter ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Ukrainekrieg: Hat die Gegenoffensive bereits begonnen?
    Während der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij behauptet, seine Armee sei nun bereit und die ukrainische Gegenoffensive stehe unmittelbar bevor, versicherte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag, den 4. Juni, dass die russischen Streitkräfte „eine groß angelegte Offensive“ im Donbass zurückgeschlagen hätten. Die ukrainische Armee äußerte sich nicht zu dieser Meldung, aber das Großmanöver könnte bereits begonnen haben, da auch Bodenangriffe in der Nähe von Grenzposten gemeldet wurden. Bei diesen Übergriffen auf russisches Territorium soll vom Westen geliefertes Militärmaterial eingesetzt worden sein – eine mehr als peinliche Situation für die Beteiligten. Hat die ukrainische Gegenoffensive bereits begonnen? Versucht Selenskij lediglich, die seit Beginn der russischen Invasion verlorenen Gebiete zurückzuerobern? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 08.06.2023 arte
  • Folge 2904 (43 Min.)
    Wie starb der Neandertaler aus?
    „Homo sapiens lebte bereits 54.000 v. Chr. in Europa, d. h. 12.000 Jahre früher als bisher angenommen.“ Seit dreißig Jahren untersucht der Paläoanthropologe Ludovic Slimak – ein Spezialist für Neandertalergesellschaften und Autor von mehreren hundert wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema – die Spuren des Neandertalers vom Äquator bis zum Polarkreis. In seinem im Odile-Jacob-Verlag erschienenen Buch „Le dernier Néandertalien“ stellt der 50-jährige Wissenschaftler das Auftreten des modernen Menschen und das Szenario des Aussterbens des Neandertalers anhand der Untersuchung des 2015 in der Höhle von Mandrin entdeckten Neandertalerskeletts „Thorin“ in Frage. Es handelt sich um den ersten Fund in Frankreich seit 1979. Ludovic Slimak ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Mehr Steuern oder mehr Schulden?
    Eine Grundsatzfrage zum ökologischen Wandel „Es gibt viele schlechte Gründe, sich zu verschulden, aber das Klima ist ein guter Grund.“ In einem kürzlich erschienenen Bericht der Denkfabrik France Stratégie an Premierministerin Élisabeth Borne warnten die Wirtschaftswissenschaftler Jean Pisani-Ferry und Selma Mahfouz vor der Dringlichkeit des ökologischen Wandels und bezifferten die erforderlichen Investitionen in Frankreich auf 66 Milliarden Euro pro Jahr bis 2030. Wie soll dieser dringend notwendige ökologische Wandel finanziert werden, wenn die Staatsverschuldung Frankreichs bereits knapp drei Billionen Euro erreicht? Woher soll das Geld kommen? Aus Steuererhöhungen oder einer Erhöhung der Staatsverschuldung? Nach Meinung der Denkfabrik France Stratégie muss in jedem Fall der Staat dafür aufkommen.
    Die französische Regierung lehnt jedoch beide Optionen derzeit ab. Soll sich Frankreich verschulden, um die Energiewende zu finanzieren? „Das können wir uns nicht leisten“, erwidert Haushaltsminister Gabriel Attal. Welche Möglichkeiten gibt es? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 09.06.2023 arte
  • Folge 2905 (43 Min.)
    Taha Siddiqui: der Weg eines Dissidenten
    „Oft wird geglaubt, dass es nicht die Rolle von Journalisten sei, Veränderungen anzustoßen. Ich glaube genau das Gegenteil.“ Der aus einer saudischen Familie stammende Taha Siddiqui zog im Alter von 16 Jahren nach Pakistan und entschied sich trotz der Missbilligung seiner Verwandten für den Beruf des Journalisten. Er kritisierte die Menschenrechtsverletzungen der Militärbehörden seines Landes und wurde 2014 sogar mit dem Albert-London-Preis ausgezeichnet. Daraufhin erhielt er Drohungen der pakistanischen Armee und entging 2018 einem Attentatsversuch, wonach er mit seiner Familie nach Paris ins Exil ging. Dort eröffnete er mit seiner Frau eine Bar für „Dissidenten aus aller Welt“, die nach seinem neuesten im Glénat-Verlag erschienenen Buch benannt ist: Dissident Club. Die in Zusammenarbeit mit dem Zeichner Hubert Maury entstandene Graphic Novel erzählt seine Geschichte als Ode an die Pressefreiheit. Taha Siddiqui ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    EU-Erweiterung: Könnte die EU auch mit 37 Mitgliedstaaten funktionieren?
    Heute Abend wird Bundeskanzler Olaf Scholz von dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron empfangen. Auf dem Programm des diplomatischen Abendessens steht ein Thema, über das sich die beiden Staatsoberhäupter mittlerweile einig sind: die Erweiterung der Europäischen Union. Nachdem Emmanuel Macron zunächst seine Skepsis zum Ausdruck gebracht hatte, wechselte er vergangene Woche in Bratislava schließlich die Perspektive und erklärte die Erweiterung zur Notwendigkeit, insbesondere für den Westbalkan.
    Die Staatssekretärin für Europa, Laurence Boone, setzte später noch einen drauf und kündigte eine kleine institutionelle Revolution an, damit die EU mit 35 oder sogar 37 Mitgliedstaaten funktionieren könnte. Ist eine massive EU-Erweiterung unter Berücksichtigung der strategischen Herausforderungen für den Kontinent absolut notwendig? Oder sollten die Partnerschaften zwischen den Mitgliedsstaaten und den EU-Nachbarländern stärker vertieft werden? Über diese Fragen diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 10.06.2023 arte
  • Folge 2906 (43 Min.)
    David Wahl taucht in das Leben in 1.700 Metern Tiefe im Atlantik ein
    Der Autor David Wahl wurde durch seine „Causeries“ bekannt, theatralische Erzählungen, die vergessene Geschichten und überraschende Fakten ans Licht bringen. Der Dramatiker, der „leidenschaftlich gerne Geschichten erzählt“, ist überzeugt, dass aus Wissenschaft eine Poetik der Emotionen entstehen kann und dass Wissen die Macht besitzt, uns in Staunen zu versetzen. Im Jahr 2017 begleitete er die Besatzung des französischen ozeanografischen Forschungsschiffs „Pourquoi pas?“ 24 Tage lang bei ihren Erkundungsarbeiten. Ziel war es, den Meeresboden in 1.700 Metern Tiefe mitten im Atlantik zu beobachten. Von diesen einzigartigen Erfahrungen berichtet er in seinem Logbuch, das im Arthaud-Verlag unter dem Titel La vie profonde veröffentlicht wurde. Am heutigen Welttag der Ozeane ist David Wahl bei uns im Studio zu Gast.
    Warum pflegen wir mit den Golfmonarchien so gute Beziehungen?
    Am 5. Juni wurde der katarische Arbeitsminister Ali Ben Samikh Al-Marri zum Vorsitzenden der Jahreskonferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) ernannt, obwohl Katar wegen der Verletzung von Arbeitnehmerrechten in seinem Land kritisiert wird. Dasselbe gilt für Sultan Al-Jaber, den Vorstandsvorsitzenden des Ölgiganten der Emirate ADNOC, der zum Vorsitzenden der COP28 ernannt wurde, und für den emiratischen General Ahmed Naser Al-Raisi, der bis 2025 zum Vorsitzenden von Interpol gewählt wurde, obwohl er der Folter beschuldigt wird und gegen ihn mehrere Anzeigen vorliegen. Wie ist es zu erklären, dass all diese internationalen Gremien von Vertretern der Golfmonarchien geleitet werden, denen vorgeworfen wird, gegen das zu verstoßen, was sie heute angeblich verteidigen? Lässt sich dieser Unsinn durch den Reichtum dieser Monarchien erklären? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 12.06.2023 arte
  • Folge 2907 (43 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Di. 13.06.2023 arte
  • Folge 2908 (43 Min.)
    Im Laufe der Sendung wird die Schriftstellerin Nathalie Gendrot zu unserer Gesprächsrunde kommen. In ihrem gemeinsam mit dem Humoristen und Kolumnisten Guillaume Meurice verfassten Buch Le fin mot de l’histoire stellt sie uns einige der 201 häufig verwendeten Redewendungen der französischen Sprache vor. Das Duo analysiert die Redewendungen mit Sensibilität und Humor in einem Buch, das beinahe nicht zustande gekommen wäre.
    Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
    Europäische Vermögenssteuer. In einem Jahr finden Europawahlen statt und vor dem Hintergrund zunehmender sozialer Ungleichheit sowie der Beschleunigung des Klimawandels könnte eine europäische Vermögenssteuer durchaus Wirklichkeit werden. Eine derartige Steuer wird jedenfalls von dem Vorsitzenden der Sozialistischen Partei Belgiens, Paul Magnette, und der französischen Europaabgeordneten Aurore Lalucq verteidigt. Die Idee ist nicht neu und knüpft an den Vorschlag einer grünen Vermögenssteuer an, den der Wirtschaftswissenschaftler Jean Pisani-Ferry vor einigen Tagen machte. Sollen die Reichsten stärker zur Kasse gebeten werden? Ist die Idee einer europaweiten Vermögenssteuer überhaupt realistisch?
    Einwanderungsgesetz. Nach drei Jahre andauernden Beratungen haben die 27 EU-Mitgliedstaaten gestern Abend eine Einigung über die Reform der Asylpolitik der Europäischen Union erzielt. Unter anderem soll ein System der Solidarität eingeführt werden, durch das 30.000 Asylsuchende nach ihrer Ankunft in der EU in andere EU-Länder umgesiedelt werden. Die Einigung über dieses wichtige Abkommen wurde in der gleichen Woche erzielt, in der bei einer Messerattacke in Annecy sechs Menschen verletzt wurden. Bei dem Hauptverdächtigen handelt es sich um einen aus Syrien stammenden Flüchtling, der in Schweden Asyl erhielt und sich somit legal in Frankreich befand. Die Konservativen sehen darin einen Beweis für einen zu lockeren Umgang Frankreichs mit seinen Grenzen. Ist in Frankreich ein Konsens nach dem Vorbild der Einigung der 27 EU-Staaten möglich?
    Ist die Rentenreform nun besiegelt? Der Kampf im Parlament scheint gestern in der Nationalversammlung beendet worden zu sein. Die LIOT-Fraktion hatte einen Gesetzesvorschlag eingereicht, um die wichtigste Maßnahme der Reform – die Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre – aufzuheben. Die Parlamentspräsidentin Yaël Braun-Pivet folgte dem Standpunkt der Regierung, indem sie den Artikel unter Berufung auf Artikel 40 der Verfassung für unzulässig erklärte und dem Text seine Substanz nahm. Nach diesem Misserfolg sprach Charles De Courson von „einem schweren politischen Fehler“ und einer „Verweigerung der Demokratie“. Hat er damit Recht? Im Duell der Woche lässt Frédéric Says die beiden gegeneinander antreten.
    Auf diese Art der Werbung hätte der französische Baumarkt Mr.
    Bricolage gerne verzichtet. Die Stadtverwaltung der bretonischen Stadt Carnac beschloss für die Implantation des Baumarkts die Zerstörung von etwa 40 kleinen Menhiren, für die die Stadt in ganz Frankreich bekannt ist. Die Regionaldirektion für kulturelle Angelegenheiten der Bretagne versicherte zwar, dass diese Überreste nicht von großer archäologischer Bedeutung seien, doch die Nachricht schlug ein wie eine Bombe und löste bei den Einwohnern und zahlreichen Politikern Empörung aus. Sonia Chironi berichtet.
    Claude Askolovitch würdigt Astrud Gilberto und Françoise Gilot – zwei große Persönlichkeiten der Kulturwelt, die diese Woche verstorben sind. Bei der ersten handelt es sich um die unvergessliche brasilianische Sängerin des Welthits „Girl from Ipanema“, bei der zweiten um eine herausragende französische Malerin, deren Meisterwerk Paloma à la guitare 2021 für 1,3 Millionen Dollar verkauft wurde. Das Schicksal der beiden Künstlerinnen hat eine Gemeinsamkeit: Beiden ist es gelungen, sich von einem tyrannisch veranlagten Ehemann zu trennen und mit ihrer Kunst in die Öffentlichkeit zu treten. Davon erzählt Claude Askolovitch in seiner Geschichte der Woche.
    Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der US-amerikanischen Tageszeitung New York Post vom Donnerstag mit dem Titel „Kanada ist Schuld“. Die Einwohner von New York leiden zurzeit unter einem dichten ockerfarbenen Nebel – eine Folge der beispiellosen Brände, die in Kanada Millionen Hektar Land verwüsten und in den benachbarten USA für Empörung sorgen. Die größte Stadt der USA gilt nun als die Stadt mit der höchsten Umweltverschmutzung der Welt und den Einwohnern wird davon abgeraten, ihre Häuser zu verlassen. Soll man Kanada seinen Umgang mit den Waldbränden vorwerfen? Sollte man ihnen nicht vielmehr dabei helfen, das Phänomen in den Griff zu bekommen, das sich offensichtlich immer mehr ausbreitet?
    Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 13.06.2023 arte
  • Folge 2909 (43 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 14.06.2023 arte
  • Folge 2910 (43 Min.)
    Le livre de Liane oder die Hölle des Mobbings in der Schule
    „Wir alle haben eine Schmerzgrenze, und ich habe meine schon vor langer Zeit überschritten. Hinter meinem Lächeln wird niemand mehr sein. Ich bin schon lange tot.“ Diese Worte schrieb Diane am Tag ihres Selbstmords im Alter von 21 Jahren. Von der sechsten bis zur zwölften Klasse wurde sie in der Schule schikaniert, verheimlichte ihren qualvollen Alltag und ihr Unwohlsein jedoch bis zum Schluss vor ihrer Familie. In Le livre de Liane erzählt ihre ältere Schwester Agathe Lemaitre ihre Geschichte in Form eines Romans. Sie beschreibt eine „stille Krankheit des Mobbings in der Schule“ und ihre Nachforschungen, um zu verstehen, was Diane in den Selbstmord getrieben hat. Agathe Lemaitre ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Messerangriff in Annecy: Muss das Asylrecht in Frankreich und Europa reformiert werden?
    Der Messerangriff am 8. Juni in Annecy hat die Debatte über die Einwanderung in Frankreich und in der Europäischen Union neu entfacht. Während der aus Syrien stammende Angreifer 2013 in Schweden Asyl erhalten hatte, war sein Ende 2022 in Frankreich gestellter Antrag vier Tage vor dem Angriff abgelehnt worden. Seit mehr als sechs Monaten hielt er sich illegal in Frankreich auf, obwohl sein Flüchtlingsstatus in einem anderen EU-Land anerkannt war. Im vergangenen Jahr wurden in Europa 966.000 Asylanträge gestellt, davon 156.000 in Frankreich – das fast 55.000 Anträge bewilligte. Angesichts der kürzlichen Verabschiedung einer historischen Reform der 27 EU-Mitgliedstaaten zur Steuerung der Migrationsströme stellt sich die Frage, ob sich die Länder im Bereich des Asylrechts mehr europäischen Föderalismus wagen oder im Gegenteil auf nationaler Ebene strengere Regeln einführen sollten. Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Victor Dekyvère. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 15.06.2023 arte
  • Folge 2911 (43 Min.)
    David Grimal – Virtuose und Orchesterleiter ohne Taktstock
    David Grimal ist ein Ausnahmegeiger. Nach seinem Abschluss am renommierten Pariser Konservatorium machte er als Solo-Geiger Karriere und trat auf den größten Bühnen der Welt auf. Der Musiker verabscheut jedoch die hierarchischen Strukturen seines Fachs und kritisiert „ein ausschließlich vertikales Machtmodell, bei dem alles – angefangen bei der Musik – der Figur des Dirigenten untergeordnet ist“. Um diesen Werten und dieser ihm fremden Welt zu entkommen, gründete er 2004 Les Dissonances, ein Orchester mit einem horizontaleren Management, das ohne Dirigenten auftritt und jedem Musiker die Möglichkeit gibt, seiner Freude Ausdruck zu verleihen. David Grimal ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Sollten Ärzte zur Niederlassung in Regionen mit Ärztemangel gezwungen werden?
    „87 % des französischen Staatsgebiets sind Regionen mit Ärztemangel, was auf eine seit Langem beobachtete Schwächung des Gesundheitssystems und die bislang ungenügend antizipierten Berufswünsche der neuen Generationen zurückzuführen ist.“ So heißt es in der Begründung eines Gesetzesvorschlags, der Anfang der Woche in der Nationalversammlung debattiert wurde und darauf abzielt, „den Zugang zur Gesundheitsversorgung durch das territoriale Engagement der Fachkräfte zu verbessern“. In Frankreich herrscht ein akuter Ärztemangel – die Anzahl der Allgemeinmediziner ist von 102 pro 100.000 Einwohner im Jahr 2012 auf 84 pro 100.000 Einwohner im Jahr 2022 gesunken – und die Ärzte sind sehr ungleichmäßig über das Land verteilt.
    Um dem entgegenzuwirken, versuchen die Kommunalverwaltungen, Ärzte über finanzielle Anreize anzulocken, jedoch ohne Erfolg. Welche Lösungen stehen zur Verfügung? Es werden mehrere Möglichkeiten diskutiert, doch der Vorschlag des PS-Abgeordneten Guillaume Garot sorgt für Diskussionen. Er möchte junge Ärzte daran hindern, sich in Gebieten niederzulassen, die bereits gut versorgt sind. Ist der Zwang zur Niederlassung in Regionen mit Ärztemangel die einzige Lösung? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 16.06.2023 arte
  • Folge 2912 (43 Min.)
    „Guck mal, wie wir miteinander sprechen“: Gérald Garutti predigt das friedliche Miteinander
    Gérald Garutti gehört zur exklusiven Gruppe der in London lebenden französischen Regisseure. Insgesamt hat er 45 Aufführungen mit Texten von Shakespeare, Romain Gary, Koltès oder Dostojewski inszeniert. Als er 2019 während eines Besuchs von Donald Trump in der britischen Hauptstadt an einer Londoner Inszenierung von Molières Tartuffe arbeitete, beschloss er, ein Zentrum für Sprechkunst zu gründen. „Mir wurde klar, dass wir in einer Zeit der radikalen Verrohung der Sprache leben, die zerstörerisch geworden ist, schlecht beherrscht wird und degeneriert.“ In diesem Zusammenhang hat er am 19. Januar 2023 im Verlag Actes Sud ein Buch mit dem Titel Il faut voir comme on se parle. Manifeste pour les arts de la parole (Dt.: Guck mal, wie wir miteinander sprechen. Ein Manifest für die Sprechkunst) veröffentlicht, das sich mit dem Zerfall des Dialogs und des Zuhörens beschäftigt. Gérald Garutti ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Die Erde im Zeitalter schwerer Waldbrände: Wie können wir uns anpassen?
    Kanada wird von schweren Waldbränden heimgesucht, die wahrscheinlich noch andauern werden. Nach Alberta und Nova Scotia ist nun auch Québec betroffen. Insgesamt sind seit Jahresbeginn bereits mehr als 4,5 Millionen Hektar Wald abgebrannt. Diese Großbrände sind die Folge eines besonders warmen Frühlings mit Rekordhitze und außergewöhnlicher Trockenheit. Mit der zunehmenden globalen Erwärmung werden schwere Waldbrände immer häufiger auftreten: Sie sind bereits für mehr als 50 % der verbrannten Flächen auf der Erde verantwortlich.
    UN-Experten prognostizieren einen weltweiten Anstieg extremer Brände von bis zu 14 % bis 2030, 30 % bis 2050 und 50 % bis zum Ende des Jahrhunderts. Nachdem 2022 in Frankreich traurige Rekorde verzeichnet wurden, verspricht 2023 noch heißer zu werden: In der Bretagne und im Département Pyrénées-Atlantiques wurden bereits Waldbrände beobachtet. Ist ganz Frankreich nun von schweren Waldbränden bedroht? Wie kann man dieses Phänomen bekämpfen, das immer häufiger auftreten wird?
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 17.06.2023 arte
  • Folge 2913 (43 Min.)
    Hören Sie genau hin, die Natur spricht
    Ist Stille der Zustand von Geräuschlosigkeit oder eine Kombination verschiedener Klänge? Mit solchen Fragen beschäftigt sich der Ökoakustiker Jérôme Sueur, ein Pionier der Erforschung natürlicher Klanglandschaften. Er untersucht die große, beunruhigende Stille weiter Landschaften, die spannungsgeladene Stille zwischen Beute und Angreifern, das stille Atmen bei Umarmungen … In seinem Buch mit dem Titel Histoire naturelle du silence (Naturgeschichte der Stille) sucht der Wissenschaftler nach dem Nichts bzw. der Geräuschlosigkeit in der Entwicklungsgeschichte, im Verhalten der Tiere und in der Biodiversität, die zunehmend von der Antropophonie, der mit menschlichen Aktivitäten verbundenen Geräuschen, angegriffen wird. Jérôme Sueur ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Ist Russlands digitale Einmischung eine Waffe für massive Desinformation?
    Eine gefälschte Website, die der eines Ministeriums ähnelt, ein falscher Artikel, der aus der französischen Zeitung Le Monde zu stammen scheint: Die russische „Doppelgänger“-Kampagne hat Frankreich im Visier. „Die französischen Behörden haben die Existenz einer digitalen Kampagne zur Manipulation von Informationen [ …] aufgedeckt, an der staatliche oder mit dem russischen Staat verbundene Einrichtungen beteiligt sind“, warnte das französische Außenministerium in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung.
    Bei der groß angelegten russischen Propagandaoperation werden gefälschte Internetseiten erstellt, die den offiziellen Webseiten zum Verwechseln ähnlich sehen. Bisher war die französische Regierung vorsichtig in Bezug auf die Herkunft der digitalen Angriffe, nun scheint sie jedoch angesichts dieser seit Beginn des Ukrainekriegs wachsenden Bedrohung einen schärferen Ton anzuschlagen. Wie kann man sich schützen und was ist die beste Reaktion? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 19.06.2023 arte
  • Folge 2914 (43 Min.)
    Im Laufe der Sendung wird der Autor und Mitbegründer des französischen Reiseführers Guide du Routard Philippe Gloaguen zu unserer Gesprächsrunde kommen. Seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 1973 wurden 55 Millionen Exemplare des Reiseführers verkauft. Die Reihe besitzt trotz der Konkurrenz aus dem Internet heute noch eine treue Leserschaft. Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens stellt Philippe Gloaguen das im Hachette-Verlag erschienene Buch Les 50 voyages à faire dans sa vie (50 Reisen, die man in seinem Leben machen sollte) vor.
    Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
    Ariane-5. Der letzte Start der Ariane-5 wurde aufgrund eines technischen Problems an der Trägerrakete verschoben. Es handelt sich um den 117. und letzten Start des europäischen Trägers, der einst als Queen des Weltraums galt. In den letzten zehn Jahren hat sich die Lage geändert, das Auftreten privater Trägerraketen hat die etablierte Ordnung erschüttert; die Karten wurden neu gemischt. Das von Elon Musk gegründete Unternehmen SpaceX hat sich durchgesetzt und plant allein für 2023 insgesamt 100 Starts seiner Falcon-9-Rakete, das sind beinahe so viele wie Ariane-5 in ihrer gesamten Geschichte durchgeführt hat. Und da der europäische Nachfolger Ariane-6 noch nicht einsatzbereit ist, wird die Europäische Weltraumorganisation auf private Unternehmen zurückgreifen müssen, um ihre Satelliten ins All zu schicken. Warum hat Europa seinen Vorsprung im Kampf um den Weltraum verloren?
    Kauft Macron den sozialen Frieden? Das zweite Jahr in Folge werden die 5,7 Millionen französischen Beamten eine Gehaltserhöhung erhalten. Insgesamt rechnet Bercy mit einem Gesamtpaket von 7,5 Milliarden Euro für die Beamten. Diese Ankündigungen kommen zu einem Zeitpunkt, zu dem das Kapitel der Rentenreform diese Woche mit der Ablehnung eines letzten Misstrauensantrags des Linksbündnisses Nupes durch die Nationalversammlung endgültig abgeschlossen wurde. Versucht die Regierung, den sozialen Frieden zu kaufen, um die Krise zu beenden? Künstliche Intelligenz.
    Im Duell der Woche lässt Frédéric Says den französischen Philosophen Raphaël Enthoven und ChatGPT in der Abiturprüfung im Fach Philosophie gegeneinander angetreten, bei der es um die Frage ging: „Ist Glück eine Frage der Vernunft?“. Der Philosoph erhielt die Note 20/​20 und ChatGPT, der seine Arbeit in eineinhalb Minuten abgab, die Note 11/​20. Die Korrektoren beurteilten den Aufsatz der KI als „schlecht, da die angeführten Argumente unverständlich seien.“
    Zahlreiche Fahrgäste saßen am späten Mittwochnachmittag – teilweise zwei Stunden lang – in der Pariser Metro fest. Ursache dafür waren „mehrere technische Probleme“ auf der Strecke. Bedeutet das Alarmstufe Rot für die Verkehrsbetriebe der französischen Hauptstadt ein Jahr vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris? Sonia Chironi berichtet. Durch einen Aufruf auf Twitter zum Muttertag hat Florian Kontakt zu Verwandten seiner leiblichen Mutter erhalten und konnte nun knapp 30 Jahre nach seiner Adoption die vielen Fragen seiner eigenen Geschichte endlich beantworten. Davon erzählt Claude Askolovitch in seiner Geschichte der Woche.
    Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der spanischen Sportzeitung El Periodico de España vom 15. Juni mit dem Titel „Tödliches Bootsunglück in Griechenland“. Ein aus Libyen stammendes Schiff mit knapp 750 Migranten kenterte im Mittelmeer vor der Küste Griechenlands, wobei mindestens 79 Menschen ums Leben kamen. Die griechischen Behörden behaupten, das Schiff habe jegliche Hilfe verweigert. Die NGO werfen den Behörden hingegen vor, zu spät eingegriffen zu haben. Ist es möglich, solche Dramen zu verhindern?
    Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 20.06.2023 arte

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