Im Laufe der Sendung wird die Dramatikerin und Dozentin für Linguistik Julie Neveu zu unserer Gesprächsrunde kommen. In Zusammenarbeit mit dem Kollektiv Linguistes atterrés hat sie im Gallimard-Verlag das Buch Le français va très bien, merci („Der französischen Sprache geht es sehr gut, danke“) veröffentlicht. Darin widerlegt sie die Vorurteile gegenüber der französischen Sprache und formuliert zehn Vorschläge für einen entspannteren Umgang mit der Sprache. Unter anderem will sie dem Leser zeigen, dass Französisch nicht mehr die Sprache Molières ist, dass es nicht vom Englischen verunstaltet und nicht „von den Jugendlichen oder den Provinzlern massakriert“ wird. Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche: Präsidentschaftskandidatur in den USA. Die Ankündigung der Kandidatur des Gouverneurs von Florida Ron DeSantis zur Nominierung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen 2024 wurde zu einem technischen Fiasko. Das Netzwerk Twitter, über das er Fragen von Elon Musk beantworten wollte, stürzte mehrmals ab. Mit der Wahl eines sozialen Netzwerks zur Bekanntmachung seiner Kandidatur umging DeSantis den traditionellen Medienauftritt vor Journalisten und trug damit zu der generell zu beobachtenden Verlagerung der Politik in Richtung einer Kommunikation ohne journalistische Vermittler bei. Stellt die Umgehung der etablierten Medien zugunsten unregulierter Räume ohne Journalisten eine Bedrohung für die demokratische Debatte dar? Gewalt gegen Politiker in Frankreich. Mehrere tragische Ereignisse der letzten Wochen – die allerdings nicht miteinander in Verbindung stehen – haben dazu beigetragen, dass viele das Gefühl haben, die Gewalt nehme in der französischen Gesellschaft zu und richte sich zunehmend gegen Vertreter einer Form von Autorität, z. B. gewählte Volksvertreter oder öffentliche Bedienstete. Diesen Schluss zog jedenfalls Emmanuel Macron in der Kabinettssitzung am vergangenen Mittwoch. Er mahnte, „in der Sache unnachgiebig zu sein. Wir müssen umfassende Maßnahmen ergreifen, um diesem Prozess der Dezivilisierung entgegenzuwirken“. Die Verwendung des aus dem Vokabular der extremen Rechten stammenden Begriffs der „Dezivilisierung“ hat in diesem Zusammenhang eine besondere Wirkung. Warum verwendet der französische Staatspräsident diesen Begriff? Kann man – wie Macron – behaupten, „dass Gewalt niemals legitim ist“? Ökologie und Landwirtschaft. Methan gehört nicht zu den bekanntesten
Treibhausgasen, ist aber aufgrund seiner starken Erwärmungswirkung besonders schädlich. Eine der größten Methanquellen ist die Rinderzucht und der Verdauungstrakt der Nutztiere. Der französische Rechnungshof empfahl daher am Dienstag, „eine Strategie zur Reduzierung“ des Rinderbestands von derzeit 17 Millionen Tieren auszuarbeiten, damit Frankreich seine Klimaverpflichtungen erfüllen kann. Diese Empfehlung hat in der Landwirtschaft für Empörung gesorgt, insbesondere bei der größten Bauerngewerkschaft, der FNSEA, die sie als ungerechtfertigt kritisierte. Im Duell der Woche lässt Frédéric Says die beiden Instanzen gegeneinander antreten. Die Filmfestspiele von Cannes sind ein Schaufenster zur Welt. Sie spiegeln sowohl die sozialen Ungleichheiten wider – der Zugang zu den Vorstellungen hängt von der Farbe des Namensschildes ab – als auch die aktuellen gesellschaftlichen Konflikte. Auch in diesem Jahr wurde das Filmfest an der Croisette politisch: die umstrittene Eröffnung der Festlichkeiten mit der Vorführung von Maïwenns Film mit Johnny Depp, die Lynchjustiz in den sozialen Netzwerken gegenüber der jungen Schauspielerin Anna Biolay und Tochter des französischen Sängers Benjamin Biolay, der vorgeworfen wird, ein „Nepo-Baby“ zu sein, Harrison Fords kritisierte Schimpftirade wegen des Klimanotstands … Alix Van Pée berichtet. Einem französisch-schweizerischen Team von Neurowissenschaftlern und Ingenieuren ist es gelungen, die Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Rückenmark einer Person wiederherzustellen, die infolge eines Fahrradunfalls querschnittsgelähmt ist. Ein wichtiger wissenschaftlicher Durchbruch, der gelähmten Menschen, die wieder laufen wollen, neue Hoffnung gibt. Davon erzählt Frédéric Pommier in seiner Geschichte der Woche. Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der spanischen Sportzeitung Mundo Deportivo vom 23. Mai mit dem Titel „Es reicht!“. Am vergangenen Sonntag wurde der brasilianische Stürmer Vinicius Junior von Real Madrid auf dem Rasen des Mestalla-Stadions in Valencia zum wiederholten Mal von Fans der gegnerischen Mannschaft rassistisch beleidigt. Nach dem Spiel leitete die spanische Justiz eine Untersuchung wegen Hassverbrechens ein. Kann der Fall Vinicius als Beispiel dienen, damit die Welt des Sports und insbesondere des Fußballs sich endlich ernsthaft mit dem Problem des Rassismus befasst? Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)