Was New York heute für den westlichen Kulturkreis darstellt, muss Bagdad vor rund 1.000 Jahren für den Orient gewesen sein: eine sagenhafte Metropole, damals bereits mit Hunderttausenden Einwohnern – womöglich einer Million. Chronisten berichten von einem Zivilisationsniveau, wie es in anderen Erdteilen selbst 500 Jahre später noch nicht erreicht war: Dutzende Krankenhäuser, Badeanstalten, Bibliotheken und Akademien soll diese Stadt beherbergt haben – ein „Geschenk Gottes“, so lautet die Übersetzung des persischen Wortes „Bagdad“. Vor allem aber das Ergebnis einer erfolgreichen kulturellen Verschmelzung. Kaum eine Stadt der Weltgeschichte verfügt heute noch über einen derart märchenhaften Ruf, was vor allem den berühmten „Geschichten aus 1001 Nacht“ zu verdanken ist: Die Kalifen Harun al-Rashid und al-Mamun, die für die Blüte
der islamischen Zivilisation stehen, werden darin namentlich erwähnt. Viele Figuren der fantastischen Erzählungen – Dichter, Diebe, intrigante Wesire, schöne Kurtisanen – fanden ihre historischen Vorbilder wohl im Alltagsleben der Metropole. Wie brachte es das Imperium der Kalifen zu solcher Größe – und warum musste es untergehen? Die Dokumentation „Imperium – Das Weltreich der Kalifen“ aus der Reihe „Terra X“ geht diesen Fragen nach. Maximilian Schell erzählt im Kloster Eberbach vom Aufstieg dieses Reiches, das mit einer dramatischen Krise begann: dem Tod des Propheten Mohammed im Jahr 632 und der Frage, was aus der Gemeinschaft seiner Anhänger werden soll. Er knüpft an orientalische Legenden, Klischees und Märchenstoffe an und entschlüsselt ihre Ursprünge und ihren Wahrheitsgehalt anhand neuer Forschungen zur islamischen Geschichte. (Text: 3sat)