Topverdiener: Robert de Niro knackt „The Walking Dead“ aber nicht „Game of Thrones“

VoD zahlt Kinostars gewaltige Seriengagen

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 19.11.2016, 10:00 Uhr

Allesamt aktuelle Serien-Topverdiener: (V.l.o.n.r.u.) Robert de Niro, der Cast von „Game of Thrones“, Mark Harmon, Meryl Streep, der Cast von „The Big Bang Theory“, Kiefer Sutherland – Bild: Universal Film, HBO, CBS, Universal Pictures, CBS, ABC
Allesamt aktuelle Serien-Topverdiener: (V.l.o.n.r.u.) Robert de Niro, der Cast von „Game of Thrones“, Mark Harmon, Meryl Streep, der Cast von „The Big Bang Theory“, Kiefer Sutherland

Aktuell treibt in Hollywood die Nachfrage nach namhaften Schauspielern bei einem überschaubaren Angebot die Preise gewaltig in die Höhe. Diese Beobachtung postuliert der Hollywood Reporter und hat das an Wahnsinnsgagen festgemacht, die aktuell vor allem bei den Streaming-Diensten für die Stars gezahlt werden. Da muss ein Fernsehdarsteller schon ganz schön lange – und erfolgreich – stricken, um den Anschluss zu halten.

Aufhänger der Erkenntnis sind die Gehaltsdetails, die über Robert de Niro bei seiner zunächst 20-teiligen, noch namenlosen Amazon-Serie gemacht werden (fernsehserien.de berichtete): Satte 750.000 US-Dollar soll er pro Folge erhalten. Mehr noch verlangt – und erhält wohl – Meryl Streep für die Hauptrolle in der Mini-Serie „The Nix“ (fernsehserien.de berichtete), die von J.J. Abrams produziert wird, aber bisher noch nicht an eine Sender verkauft wurde.

Auch im Kleineren gibt es wohl Konkurrenzkämpfe. Jüngst etwa hatte sich Erfolgsproduzent Mark Gordon „selbständig“ gemacht. Als er mit seinem Produktionsstudio noch bei ABC Studios unter Vertrag stand, hatte Gordon mit seiner Firma Shonda Rhimes Starthilfe gegeben und auch bei „Criminal Minds“ Pate gestanden. Mit diesem Ruhm hat er sich nun von den großen Studios unabhängig gemacht, seine Serien vertreiben jetzt die Kanadier von Entertainment One. Da will man natürlich mit einem Erfolg glänzen. So griff er beim Erstling „Designated Survivor“ tief in die Tasche und zahlt Star Kiefer Sutherland dem Bericht zufolge 300.000 US-Dollar pro Episode – Rekord, was das Star-Gehalt bei einer Network-Serie in der ersten Staffel anbelangt.

Derzeit sind die US-Sender und Streaming-Anbieter auf dem Weg, 500 Drama-Serien-Staffeln im Jahr zu produzieren. Da braucht man schon Stars und oder ein großes Werbebudget, um auf eine eigene Serie aufmerksam zu machen.

THR verknüpft beides und bringt ein Insiderargument für das gewaltige Gehalt von Dwayne Johnson in der HBO-Serie „Ballers“ vor. Der macht pro Folge demnach 450.000 US-Dollar – und somit etwa 200.000 US-Dollar mehr, als andere „namhafte Stars“. Bei einem Werbebudget von 20 bis 40 Millionen US-Dollar für eine neue Serie und einem Produktionsbudget von 30 bis 35 Millionen sind die „zusätzlichen“ zwei Millionen Gehalt dann jedoch für einen Sender kein Ausschlusskriterium mehr, wenn man einen Erfolg produzieren will.

Ein bisschen relativiert THR allerdings die großen Gehälter auch mit einer geänderten Geschäftswelt. Denn Stars hätten früher eben auch noch langfristige Einnahmen aus dem Verkauf von Wiederholungsrechten erzielt: Nach der Erstausstrahlung der Serie kam im Erfolgsfall eine Off-Network-Vermarktung im Kabelfernsehen nach vier Jahren und die Syndication nach fünf Jahren, daneben internationaler Verkauf. Dadurch, dass etwa Netflix nun gleich umfangreiche Rechte bezüglich Verweildauer seiner Eigenproduktionen in seinem Angebot wie auch bezüglich der internationalen Verbreitung einfordert, fallen diese späteren Einnahmen weg – und werden in größere Gehälter umgerechnet.

Gleichzeitig ist nicht von der Hand zu weisen, dass das international operierende Netflix für seine Serien auch auf international bekannte Stars angewiesen ist – was das „Angebot“ für den Streaming-Giganten weiter verkleinert und die Stars in gute Verhandlungspostion bringt.

Gleichsam sehen auch die Schauspieler Serienrollen insbesondere in Mini-Serien/​Limited Series als eine Art überlanger Film an. Und lassen sich ihre Zeit entsprechend vergelten.

Im traditionellen US-Fernsehen muss man hingegen schon lange außergewöhnlich erfolgreich sein, um in diesen Tagen gewaltige Gehälter herauszuholen. Die fünf Ur-Darsteller von „The Big Bang Theory“ erhalten aktuell eine Million pro Folge und verhandeln um neue Verträge – und mehr Geld. In der ersten Staffel wurden die Gehälter von Kaley Cuoco und Johnny Galecki auf knapp 65.000 US-Dollar geschätzt. Der zuvor ziemlich unbekannte Jim Parsons verdiente sogar nur 45.000 US-Dollar. Trotz Fragmentierung des Fernsehmarktes funktioniert „The Big Bang Theory“ aber auch weiterhin weltweit wirtschaftlich.

Heimlich still und von der Presse bisher unbeachtet sollen sowohl die Stars von „Game of Thrones“ wie auch von „The Walking Dead“ jüngst Verträge nachverhandelt haben. Bei den „GoT“-Größen soll eine gemeinsame Verhandlung von Peter Dinklage, Kit Harington, Emilia Clarke, Lena Headey und Nikolaj Coster-Waldau laut THR zu dem Erfolg geführt haben, dass die Darsteller nun je Folge der letzten beiden Staffeln satte 1,1 Millionen US-Dollar erhalten. Es zahlt sich halt aus, in der mit den meisten Emmys aller Zeiten prämierten Serie dabei zu sein.

Keine andere Serie verdeutlicht wohl aktuell die Ungleichheit und die Unkalkulierbarkeit im Fernsehgeschäft wie „The Walking Dead“. Dort sollen die beiden Hauptdarsteller Andrew Lincoln und Norman Reedus ihre Verträge „nachverhandelt“ haben und nun 650.000 beziehungsweise 550.000 US-Dollar pro Folge verdienen. Auf der anderen Seite stehen mehr als ein Dutzend Darsteller, die in der Serie zeitweise sehr bedeutende Rollen hatten und die nach und nach den Ideen der Autoren zum Opfer gefallen sind, ohne den großen Reibach machen zu können.

Bei den Gehaltsverhandlungen im traditionellen Fernsehen sind Kult und Erfolg in der jungen Zielgruppe einfach durch nichts zu ersetzen. Zum Vergleich: Ellen Pompeo verdient nach 13 Staffeln als Aushängeschild von „Grey’s Anatomy“ „nur“ 300.000 pro Folge – auch, weil sie keine Produzentin der Serie ist. Daneben sind die Quoten der Serie zwar weiterhin vergleichsweise gut, aber eben wegen der Fragmentierung des Fernsehmarkts und deutlich gesunkenen Zuschauerzahlen der Erstausstrahlungen ganz weit weg von dem, was einst etwa „Emergency Room“ erreichte, das seine Darsteller zu Millionären machte.

Bei Mark Harmon stehen nach 14 Staffeln vor und hinter der Kamera von „Navy CIS“ immerhin 525.000 US-Dollar zu Buche – er fungiert auch als Produzent.

Im Vergleich zu Robert de Niros „Anfangsgehalt“ ist es trotzdem erschreckend wenig …

Eine frühere Aufstellung von in Hollywood kolportierten Darsteller-Gehältern findet sich hier

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Letzens habe ich noch andere Dinge (sogar hier) gelesen:
    1. nicht alle darsteller von tbbt bekommen 1 mio. pro folge, sondern nur Galecki, Cuoco und Parsons
    2. Ellen Pompeo soll inzwischen 400000 pro Folge bekommen
    3. Emergency Room hat zwar anfangs weitaus mehr Zuschauer gehabt, was auch dazu geführt hat, dass die quoten drastisch sinken konnten. bei greys anatomy sind die quoten zwar nicht mehr so hoch wie zu beginn, aber immer noch zuverlässing, zumal die serie jetzt auch um 8 statt um 9 läuft und seit jahren das beste ist,was auf abc um 8 läuft.
    4. Ellen Pompeo verzichtet freiwillig auf mehr geld, um andere schauspieler an diese serie binden zu können. bestimmt bekommt sie auch noch andere boni o.ä.

    weitere Meldungen