Jubiläums-Krawallstaffel 10 mit Klaus macht Big Brother so erfolgreich wie seit fünf Jahren nicht mehr
Mit der zehnten Staffel wurde 2010 das zehnjährige Jubiläum von „Big Brother“ in Deutschland gefeiert. Konzeptuell gab es anfangs zwei räumlich voneinander getrennte Häuser: Das luxuriös eingerichtete Big-Brother-Haus und das sogenannte Secret-Haus, das einem Messie-Haus glich.
Das Secret-Haus RTL II/Screenshot
Während die Bewohner des Secret-Hauses nichts von der Existenz eines anderen Hauses wussten, konnten die Bewohner des Big-Brother-Hauses die Geschehnisse im Secret-Haus sogar vereinzelt per Bildschirm mitverfolgen. Infolge einer Nominierung und verlorenen Matches wurden die Bewohner des Secret-Hauses nacheinander im Glauben gelassen, „Big Brother“ verlassen zu müssen. In Wirklichkeit landeten sie nach ihrem Auszug allerdings im richtigen Big-Brother-Haus. Anschließend wurde das Secret-Haus geschlossen und dafür ein vergitterter Strafbereich im Garten eröffnet. Dorthin mussten die Bewohner nach Regelverstößen und verlorenen Matches umziehen.
Der Strafbereich im Garten RTL II/Screenshot
Neu eingeführt wurde außerdem die sogenannte „White Box“, ein begehbarer, überdimensionaler Würfel, in dem verschiedene Gedächtnis- und Geschicklichkeitsmatches durchgeführt wurden. Aleksandra Bechtel kehrte nach ihrem letzten Einsatz in der vierten Staffel als Moderatorin der montäglichen Entscheidungsshows zurück. Alida Kurras blieb als Außenmoderatorin erhalten, während mit Ulli Potofski erstmals ein Kommentator der sportlichen Matches eingesetzt wurde. Aus dem Pay-TV-Anbieter Premiere war zwischenzeitlich Sky geworden, doch der 24-Stunden-Livekanal wurde weiterhin angeboten.
Die Bewohner im regulären „Big Brother“-Haus der zehnten Staffel RTL II/Screenshot
Unter den Bewohnern dieser Normalo-Staffel befanden sich zum ersten Mal vermehrt Kandidaten, die bereits durch andere Formate bekannt geworden waren und dadurch einen gewissen Promistatus besaßen. So befand sich Ex–„Germany’s Next Topmodel“-Kandidatin Micaela Schäfer ebenso unter den Bewohnern wie Daniela Katzenbergers Mutter Iris Klein. Auch Flying Uwe, der als einer der ersten deutschen YouTuber schon 2007 seinen Kanal eröffnete, war dabei. Mit Carolin Wosnitza alias „Sexy Cora“ zog erneut eine Pornodarstellerin ein, die ein Jahr nach ihrer BB-Teilnahme tragischerweise infolge von Komplikationen während einer Brust-OP verstarb.
Cora verstarb im Alter von nur 23 Jahren. RTL II/Screenshot
Tatsächlich sollte BB10 mit durchschnittlich 8,6 Prozent Marktanteil bei den werberelevanten Zuschauern zur erfolgreichsten Staffel seit BB5 werden. Zeitweise verfolgten die Tageszusammenfassungen 1,5 Millionen Zuschauer. Erstmals seit der Dorf-Staffel erschien auch wieder ein „Big Brother“-CD-Album, auf dem die Bewohner unterschiedliche Hits coverten. Aufgrund des Erfolgs wurde erstmals in der Geschichte des deutschen „Big Brother“ beschlossen, eine laufende Staffel zu verlängern. Ursprünglich sollte BB10 am 7. Juni enden, schlussendlich fand das Finale erst zwei Monate später am 9. August nach insgesamt 211 Tagen statt. Allerdings ging BB10 aufgrund der unzähligen Konflikte und verbalen Auseinandersetzungen auch als die krawalligste Staffel aller Zeiten in die Geschichte des Formats ein. In keiner anderen Staffel wurde mehr gelästert, gestritten, gezickt und intrigiert wie in der Jubiläumsstaffel. Dies lag vor allem an einem Bewohner: Klaus Aichholzer, der aufgrund seines Jobs stets als „Porno-Klaus“ bezeichnet wurde und der das Geschehen im Haus so sehr dominierte wie kein anderer vor ihm. Durch sein provokantes Auftreten, teilweise aggressives Verhalten und offenes Taktieren spaltete er nicht nur das Haus, sondern auch die Fans in zwei verfeindete Lager.
Klaus lief meist oberkörperfrei herum und legte sich kontinuierlich mit seinen Mitbewohnern an. RTL II/Screenshot
Es gelang Klaus über mehrere Monate, dass stets die von ihm nominierten Bewohner auf der Auszugsliste landeten und anschließend von den Zuschauern auch herausgewählt wurden. Für die einen war Klaus der Unterhaltungsfaktor schlechthin, für die anderen schlichtweg eine menschliche Niete. Seine Methoden waren fragwürdig und umstritten. Früher oder später verscherzte es sich Klaus mit fast jedem anderen Bewohner im Haus und stand oft als Einzelkämpfer da. Monatelang schien Klaus als sicherer Siegeskandidat der Staffel festzustehen. Sieben Mal stand er selbst mit auf der Nominierungsliste. Sechs Mal ging das Spiel positiv für ihn aus, doch eine Woche vor dem Finale musste er zur großen Überraschung der Zuschauer selbst das Haus verlassen – was zu tumultartigen Publikumsreaktionen im Studio führte. Aleksandra Bechtel hatte große Mühe, mit ihrer Abmoderation gegen laute Buhrufe anzukommen.
Klaus’ Taktik der vergangenen Monate führte letztendlich dazu, dass das Finale erstmals ausschließlich aus Bewohnern bestand, die nachträglich eingezogen waren und nicht einmal die Hälfte der Staffel im BB-Haus verbracht hatten. Kein einziger der zwölf Bewohner, die Anfang Januar einzogen, war noch im Haus, als das Finale am 9. August über die Bühne ging. Timo erhielt als Gewinner 250.000 Euro, auch für die Zweit- und Drittplatzierten gab es Preise: Marc gewann ein Auto, „Oma Anne“ eine Reise.
Staffel 11: Big Brother – The Secret und Ende der RTL-II-Ära
Verhältnismäßig spät ging die elfte Staffel von „Big Brother“ an den Start, nämlich am 2. Mai 2011. Diese trug den Titel „The Secret“ – und der Name war Programm. Jeder Bewohner trug ein individuelles Geheimnis mit sich, das er für sich behalten musste. Wenn es einem Kandidatin gelang, das Geheimnis eines Mitbewohners zu entlarven, erhielt er das „Goldene Ticket“ für das Finale und war dadurch vor Nominierungen geschützt – so lange, bis ein anderer Bewohner ein weiteres Geheimnis aufdeckt. Der Bewohner, dessen Geheimnis enthüllt wurde, landete automatisch auf der Nominierungsliste. Doch auch für denjenigen, der versuchte, das Geheimnis zu lösen, bestand ein Risiko: Lag er falsch, landete er selbst auf der Liste. Bewohner Steve trug das besondere Geheimnis mit sich, der Maulwurf zu sein, der im Auftrag von Big Brother geheime Aufgaben absolvieren musste, ohne enttarnt zu werden.
Die Bewohner im Wohnbereich der elften Staffel RTL II/Screenshot
Als Moderatorin der Live-Entscheidungsshows am Montagabend blieb Aleksandra Bechtel erhalten – lediglich die Auftaktshow wurde vertretungsweise von Sonja Zietlow präsentiert. Bei Sky konnte wieder der 24-Stunden-Kanal abonniert werden. Die elfte Staffel punktete mit einigen bei Fans beliebten Inhalten. Der Drill Instructor kam wieder ins Haus, es gab eine „Stunde der Wahrheit“ und populäre Matches aus früheren Staffeln wie das „Touch the Car“-Match und das „Blut, Schweiß und Tränen“-Match wurden zurückgeholt. Zum Ende der Staffel gab es sogar noch Challenges für einzelne Bewohner. Manches wurde leider nur unbefriedigend umgesetzt, doch die Zuschauer erkannten den guten Willen der Macher an.
In der Auswahl der Bewohner setzte sich jedoch ein unter BB-Fans heftig kritisierter Trend fort, der schon in Staffel 10 begann: Auch diesmal waren wieder einige Bewohner im Kandidatenfeld, die schon anderweitig in TV-Formaten Bekanntheit erlangt hatten und somit eigentlich keine „Normalos“ darstellten. So waren mit Lisa Bund, Cosimo Citiolo und Benny Kieckhäben gleich drei Ex-Teilnehmer von „Deutschland sucht den Superstar“ dabei.
Ein Match u. a. mit Cosimo (vorne links) RTL II/Screenshot
Darüber hinaus wirkten die aus Boulevardmagazinen bekannten Ingrid Pavic und Valencia Vintage mit. Wenig später zog auch noch Valencias Lebensgefährte Florian Wess ein, seines Zeichens Sohn der „Botox-Boys“. Im Teilnehmerfeld befand sich auch David Ortega, der später Laiendarsteller bei „Köln 50667“ wurde. Er begann eine Liaison mit Jordan Kane, die einen besonderen Rekord aufstellte, indem sie insgesamt dreimal innerhalb ein und derselben BB-Staffel einzog: Sie verließ zunächst nach einem Monat freiwillig das Format und wurde wenige Tage später per Zuschauer-Voting zurück ins Haus gewählt – nur um dann nach zwei Wochen erneut freiwillig zu gehen. Im späteren Verlauf der Staffel kehrte sie zusammen mit David ein drittes Mal als Gast in der sogenannten Heidi-Woche zurück.
Jordan und David vor ihrem erneuten Einzug ins Haus RTL II/Screenshot
Ursprünglich sollte die elfte Staffel 100 Tage dauern, doch letztendlich wurde sie um 35 zusätzliche Tage verlängert, so dass das Finale am 12. September stattfand. Zum Sieger wählten die Zuschauer den „Body-, Life- und Seelen-Coach“ Rayo di Sole (eigentlich Marc Sonnen), dessen Geheimnis darin bestand, dass er mit seinem Schutzengel „Circil“ eingezogen ist. Er verließ das Haus mit der Gewinnsumme von 125.000 Euro.
Großer Publikumsandrang auch noch im Finale der elften Staffel RTL II/Screenshot
Im Vergleich zur zehnten Staffel sanken die Quoten wieder, mit Vorabend-Reichweiten von durchschnittlich 800.000 Zuschauern und Zielgruppen-Marktanteilen zwischen 7,5 und 8,0 Prozent lief es letztlich aber ordentlich. Dennoch sollte es sich um das Ende einer Ära handeln: Es war die letzte BB-Staffel, die jemals bei RTL II lief.