25 Jahre „Big Brother“ – Vom Massenphänomen in die Streamingnische

Ultimativer Rückblick auf die Geschichte der Mutter aller Realityshows

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 21.02.2025, 08:45 Uhr

Staffel 6: Ein ganzes Dorf für Big Brother!

Der Marktplatz mit den verschiedenen Häusern des Dorfs RTL II/​Screenshot

Stellte bereits die fünfte Staffel einen Rekord auf, trieben es die Verantwortlichen mit der sechsten Staffel endgültig auf die Spitze – und stellten ein ganzes „Big Brother“-Dorf auf die Beine. In einem vermeintlich cleveren Kniff fungierte das Finale der fünften Staffel gleichzeitig als Einzugsshow für „Das Dorf“. BB gönnte den Fans also auch nach einem ganzen Jahr keinerlei Verschnaufpause. Beibehalten wurde die grundlegende Aufteilung in drei Teams: Arm, Normal und Reich. Die Bewohner lebten nun allerdings in einem Areal von rund 4000 Quadratmetern, das aus mehreren voneinander abgetrennten Häusern bestand. In der Mitte befand sich sich der Marktplatz, von wo aus die unterschiedlichen Häuser über separate Hauseingänge zu erreichen waren.

Der Bauernhof RTL II/​Screenshot

Ganz neu und zum ersten Mal in der „Big Brother“-Geschichte gab es nun allerdings auch drei Arbeitsbereiche: Eine Kfz-Werkstatt, einen Bauernhof und ein Modeatelier. Dort arbeiteten Bewohner aus unterschiedlichen Wohnbereichen mit ihren entsprechenden Jobpositionen zusammen: Jedes Arbeitsteam bestand aus einem Chef, Assistenten und Hiwis. Nie war Reality-TV näher an der tatsächlichen Realität, denn erstmals konnten die Bewohner in den Arbeitsbereichen echtes Geld verdienen. Die Höhe des Gehalts wurde von den Chefs festgelegt. In Matches und Challenges, die es auch in der sechsten Staffel in gewohnt aufwendiger Form gab, konnten die Bewohner ihr eigenes Geldkonto zusätzlich aufstocken. Den gesammelten Betrag erhielten sie ausgezahlt, sobald sie von den Zuschauern rausgewählt wurden – nicht jedoch bei einem freiwilligen Auszug.

Das Modeatelier RTL II/​Screenshot

Die Arbeitsbereiche boten kontinuierlich Potenzial für zusätzliche Konflikte abseits der Wohnbereiche. Ferner bestand das „Big Brother“-Dorf aus einer Kneipe (der Big Bar) und einem Fitnessstudio. Darüber hinaus wählten die Bewohner einen „Bürgermeister“, der für diverse Aufgaben verantwortlich war und folgenreiche Entscheidungen treffen musste. Über Telefone in den einzelnen Häusern konnten die Bewohner trotz räumlicher Trennung miteinander kommunizieren.

Telefonieren im „Big Brother“-Dorf RTL II/​Screenshot

Die ersten Live-Shows wurden noch von Ruth Moschner moderiert, die jedoch nach wenigen Wochen ausstieg. Fortan wurde Oli.P neuer Hauptmoderator, während der aus dem „Nachtfalken“ bekannte Jochen Bendel neuer Sidekick wurde und die Position von Christian Möllmann übernahm. Im späteren Verlauf der Staffel wurden die Live-Shows nicht mehr aus einem Studio, sondern direkt vom Dorf-Marktplatz gesendet.

Oli.P (l.) mit Sidekick Jochen Bendel während einer Live-Show RTL II/​Screenshot

Weiterhin an Bord blieben Tele 5 mit dem „Nachtfalken“ und Premiere mit dem 24-Stunden-Livekanal. Zu den prägenden Bewohnern von „Big Brother – Das Dorf“ gehörten unter anderem Juanita, Parsifal, Tim Toupet, Giuseppe, Ginny, Norman, Yousef, die Zwillinge Birgit & Beate sowie das Dauerstress-Pärchen Bettina & Marco, das sich im Dorf letztendlich sogar das Jawort gab. Die Hochzeit wurde live im Rahmen einer Entscheidungs-Show übertragen.

Die Einschaltquoten waren jedoch längst nicht mehr so gut wie in der fünften Staffel. Die Zuschauerzahl pendelte zwischen 1,0 und 1,5 Millionen, problematisch wurde jedoch der Zielgruppen-Marktanteil, der rasch einstellig wurde und teilweise unter den Senderschnitt von RTL II rutschte. Für manche Zuschauer war das Konzept offenbar zu kompliziert, weshalb im Oktober 2005 zwei der drei Arbeitsbereiche geschlossen wurden und nur noch der Bauernhof fortgeführt wurde.

Die Dorfbewohner auf dem Marktplatz RTL II/​Screenshot

Aus der Kfz-Werkstatt wurde ein Tonstudio, aus dem fortan die „Big Brother Morning-Show“ gesendet wurde, die vormittags von 8:55 Uhr bis 9:55 Uhr bei RTL II anstelle der Wiederholung der Tageszusammenung ausgestrahlt wurde. Das Modeatelier wurde im November in das „Big Brother“-Hotel umgewandelt. Lange vor dem Start von „Promi Big Brother“ verbrachten zahlreiche Promibesucher eine ganze Woche im Dorf, darunter Daniel Küblböck, René Weller, Jürgen Milski, Olivia Jones, Nadja Abd el Farrag, Antonia aus Tirol, Cindy & Bert und Werner Böhm. Als weitere Promigäste wirkten im Verlauf der Staffel Djamila Rowe, Patricia Blanco, Olaf Henning, Mickie Krause, Die Zipfelbuben und Nico Schwanz mit. Anlässlich ihrer Deutschlandreise statteten sogar Joseph, Jermaine und Tito Jackson dem Dorf einen Besuch ab.

Wohnten eine Woche lang zusammen im „Big Brother“-Hotel: Jürgen Milski, Daniel Küblböck, Antonia aus Tirol und Olivia Jones RTL II/​Screenshot

Ursprünglich sollte „Das Dorf“ endlos laufen. Letztendlich dauerte „Big Brother 6“ wie die Vorgänger-Staffel fast genau ein Jahr, genauer gesagt 363 Tage, und endete am 26. Februar 2006. Im August wurde erstmals ein Jackpot von 250.000 Euro während der laufenden Staffel ausgezahlt – die Zuschauer entschieden sich für Giuseppe. Zum endgültigen Gewinner der Staffel gewählt wurde mit Michael erstmals ein Nachzügler, der erst Ende September 2005 hinzustieß. Er gewann den finalen Jackpot von erneut 250.000 Euro. Insgesamt waren 59 verschiedene, reguläre Bewohner in der „Dorf“-Staffel dabei.

Das Finale der sechsten Staffel RTL II/​Screenshot

Während die ersten beiden Staffeln von „Big Brother“ rein quotentechnisch die erfolgreichsten waren, gelten die Staffeln 5 und 6 unter Fans bis heute als die qualitativ besten. An diesen Peak in Sachen Aufwand, Budget, Kreativität und Originalität kam „Big Brother“ danach nie wieder heran.

Direkt im Anschluss an das Dorf-Finale versuchten sich Premiere und Endemol an einem kostengünstigen „Big Brother“-Klon namens „Der Container exklusiv“, der in einem der Dorf-Häuser produziert wurde. Als Moderator fungierte Christian Möllmann, der 24-Stunden-Livekanal blieb erhalten. Da sich jedoch alles exklusiv hinter der Pay-TV-Schranke abspielte und es auch keine ausführlichen Tageszusammenfassungen gab, war das Projekt zum Scheitern verurteilt und wurde vorzeitig Anfang Juni statt wie geplant Ende Juli 2006 beendet. Die Geschichte des Großen Bruders war jedoch längst noch nicht vorbei.

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