Staffel 7: Zurück zu den Anfängen, Big Brother spricht erstmals selbst
Es dauerte knapp ein Jahr, bis sich „Big Brother“ zurückmeldete. Nachdem das Format in den vergangenen Staffeln immer größere Dimensionen annahm mit dem „Dorf“ als Höhepunkt, kehrte man mit der siebten Staffel am 5. Februar 2007 zu den Ursprüngen zurück: Fortan lebten alle Bewohner wieder gemeinsam in einem einzigen Wohnbereich. Übernommen wurden aus den vorherhigen beiden Staffeln allerdings die Matches und Challenges, die diesmal einen Einfluss auf die Gewinnsumme hatten. Die maximal 250.000 Euro mussten sich die Bewohner in den Matches erspielen und für jedes gewonnene Spiel wurde ein Geldbetrag in den Jackpot gelegt. Über den Premiere-Livekanal konnte auch diesmal das Geschehen 24 Stunden am Tag verfolgt werden. Die Tageszusammenfassungen liefen wie gewohnt am Vorabend bei RTL II, die Live-Entscheidungsshows am Montagabend.
Im Verlauf der Staffel wurden die Nominierungsregeln mehrfach geändert, mutmaßlich um umstrittene Bewohner nicht zu verlieren – allen voran Eddy, der aufgrund seines provokanten Verhaltens bei vielen Zuschauern unbeliebt war, aber auch eine starke Fangemeinde aufbauen konnte. Zusätzlich angeheizt wurde die Disharmonie durch die Einführung einer neuen Regel: Der sogenannte „Goldene Bewohner der Woche“ erhielt die Macht, eine dritte Person zu nominieren, die dann automatisch auf der Auszugsliste landete. Außerdem wurde in einer Woche das Prinzip umgekehrt: Die Zuschauer durften nominieren und anschließend die Bewohner ihre Stimmen darüber abgeben, wer das Haus verlassen soll: Es traf Eddy.
Bewohner im Haus der siebten Staffel RTL II/Screenshot
Die Moderation übernahm erstmals Charlotte Karlinder, während Jürgen Milski, Kult-Bewohner der ersten Staffel, als Co-Moderator fungierte. Außerdem gab es eine weitere Premiere: Zum ersten Mal sprach der personifizierte „Big Brother“ mit tiefer Stimme zu den Bewohnern. Der von Phil Daub gesprochene „Big Brother“ ist bis heute Markenzeichen der deutschen Version der Realityshow. Anders als viele denken, war dies jedoch nicht von Anfang an der Fall. In den ersten sechs Staffeln sprachen noch diverse Endemol-Mitarbeiter über die Lautsprecher im Haus zu den Bewohnern. In den Live-Shows schaltete früher außerdem der jeweilige Moderator bzw. die Moderatorin direkt ins Haus und verkündete den Ausgang des Exit-Votings.
Im Finale ging Bewohner Michael als Sieger vom Platz. Dieses wurde von 1,77 Millionen Menschen verfolgt und kam bei den 14- bis 49-Jährigen auf starke 16,0 Prozent. Insgesamt dauerte die siebte Staffel 148 Tage und war mit Zielgruppen-Marktanteilen zwischen 7,5 und 9,5 Prozent zwar kein Überflieger, aber wieder erfolgreicher als „Das Dorf“ und genug für RTL II, um das Format fortzusetzen.
Staffel 8: Ein Haus mit zwei Etagen, Rauswürfe und Rückkehr der Wechselmatches
Die achte Staffel dauerte ein gutes Stück länger und lief ein halbes Jahr lang, genauer gesagt 183 Tage von Januar bis Juli 2008. Diesmal wurde das Haus wieder in einen armen und einen reichen Bereich aufgeteilt – erstmals nicht auf einer Ebene, sondern in zwei Etagen. Dementsprechend kehrten auch die aus den Staffeln 4 bis 6 bekannten Wechselmatches zurück, in denen die Bewohner um den Verbleib bzw. den Wechsel in den reichen Bereich kämpften. Die Bereiche waren durch eine kleine Mauer getrennt, die nicht überquert werden durfte.
Die beiden Wohnbereiche, getrennt durch eine Mauer RTL II/Screenshot
Eine von beiden Teams genutzte Wendeltreppe führte in die obere Etage, in der sich die Schlafzimmer befanden. Die Wochenaufgabe mussten die Bewohner des reichen Bereichs absolvieren – eine Belohnung oder eine Bestrafung erhielten je nach Ausgang hingegen die Bewohner des armen Bereichs. Während das reiche Team in luxuriösen Doppelbetten schlafen konnte, hatte das Schlafzimmer des armen Teams eine OP-Tisch-ähnliche Struktur, auf der in Schlafsäcken geschlafen werden musste.
Das Schlafzimmer im armen Bereich RTL II/Screenshot
Die Nomininerungen verliefen nach dem altbekannten System, wobei die Zuschauer häufig einen Bewohner durch ein Voting vor der Nominierung schützen konnten. Für Schlagzeilen sorgte die Staffel vor allem durch ungeplante, sofortige Rauswürfe aufgrund von Fehlverhalten der Kandidaten. Ein Bewohner machte einen Pädophilen-Witz, eine andere Bewohnerin musste das Haus verlassen, nachdem sie den Hitler-Gruß „Sieg Heil“ sagte. Gezeigt wurde das nicht bei RTL II, aber im 24-Stunden-Livekanal von Premiere. Als Reaktion darauf wurde eine Zeitverzögerung des Live-Signals um 30 Sekunden eingeführt, damit die Redaktion fortan bei ähnlichen Vorfällen rechtzeitig eingreifen kann, noch bevor sie über den Sender gehen.
RTL II zeigte wieder die Tageszusammenfassung sowie die montäglichen Live-Entscheidungsshows. Diese wurden anfangs wieder von Charlotte Karlinder moderiert. Nach wenigen Wochen verabschiedete sie sich allerdings in die Babypause, daraufhin übernahm Miriam Pielhau die Moderation. Außenreporter blieb Jürgen Milski. Als weiterer Senderpartner stieg 9Live ein, der am späten Abend um 23 Uhr „9Live präsentiert Best of Big Brother“ und das Call-In-Format „Call Big Brother“ ausstrahlte. Die achte Staffel konnte das Quotenniveau der siebten Staffel weitgehend halten, wenngleich das Finale mit 1,54 Millionen Zuschauern und 13,3 Prozent in der Zielgruppe schwächer lief. Bewohnerin Isi verließ am 7. Juli als Gewinnerin mit 250.000 Euro im Gepäck als Letzte das Haus.
Staffel 9: Verkorkster Start und erfolgreiche „Reloaded“-Rettung
Die neunte Staffel legte einen sehr holprigen Start hin. Zu einer ungewöhnlichen Jahreszeit, nämlich mitten in der Vorweihnachtszeit am 8. Dezember 2008, ging es diesmal los. Erneut wurde das Haus in zwei Bereiche auf zwei Etagen aufgeteilt, die diesmal „Himmel“ und „Hölle“ genannt wurden. Die „Höllen“-Bewohner mussten Einheitskleidung tragen und Dienste für die Bewohner im „Himmel“ verrichten.
„Höllen“-Bewohner in Einheitskleidung RTL II/Screenshot
In Wechselmatches konnten die Bewohner entweder in der „Hölle“ oder im „Himmel“ landen. Auf Sevenload und bei Premiere wurde der 24-Stunden-Livestream übertragen, auch 9Live blieb mit der spätabendlichen Show „Call Big Brother“ an Bord. Miriam Pielhau moderierte wieder die montäglichen Entscheidungsshows, als neue Außenreporterin war Alida Kurras, Gewinnerin der zweiten Staffel, an Bord. Die Quoten brachen jedoch kurz nach dem Start überraschend heftig ein, weshalb sich die Verantwortlichen gezwungen sahen, einen Rettungsversuch zu unternehmen. Knapp einen Monat später hieß es deshalb am 12. Januar 2009 offiziell: „Big Brother Reloaded“.
RTL II/Screenshot
Das Konzept und die Einrichtung des Hauses wurden fast komplett überarbeitet. Weiterhin gab es eine Aufteilung in „Himmel“ und „Hölle“, allerdings waren die Bereiche nun klarer voneinander abgetrennt: Der gesamte Innenbereich gehörte fortan zum „Himmel“, während die „Höllen“-Bewohner draußen im Garten leben mussten, was an den Survivor-Bereich der fünften Staffel erinnerte.
Die „Höllen“-Bewohner lebten fortan unter freiem Himmel RTL II/Screenshot
Als weitere Maßnahme zogen zum ersten Mal drei Ex-Bewohner früherer Staffeln als reguläre Kandidaten ein: Die Publikumslieblinge Sascha (Gewinner BB5), Knubbel (BB7) und Marcel (BB8). Im weiteren Verlauf der Staffel zog auch noch Nadine aus BB8 ein – und sorgte ungewollt für einen der wohl legendärsten Momente der „Big Brother“-Geschichte. Weil sie den Spitznamen „Naddel“ trug, sah sich Nadja Abd el Farrag veranlasst, dem Haus einen kurzen Besuch abzustatten – um Nadine allen Ernstes mitzuteilen, dass es nur eine echte „Naddel“ gebe. Sie drohte mit rechtlichen Schritten und untersagte Nadine, den Namen „Naddel“ weiter zu verwenden, weil sie durch deren Verhalten im BB-Haus ihren guten Ruf gefährdet sah …
Zum Kandidatenfeld zählte außerdem Patricia Blanco, die Tochter von Schlagersänger Roberto Blanco, die erstmals Reality-TV-Luft schnupperte. Mit dem Einzug von Pornodarstellerin Annina Ucatis und Nacktmodel Bettie Ballhaus setzte Big Brother zudem sehr plakativ auf den Sex-Faktor. Darüber hinaus kam mehrfach ein Drill Instructor ins Haus, der die Bewohner zur Ausübung sportlicher Tätigkeiten zwang. Auch mehrere prominente Besuche gab es: Gülcan Kamps, Ross Antony, Lorielle London, Ralf Richter, Lucy Diakovska, Katy Karrenbauer, Mickie Krause und Loona schauten vorbei. Am spektakulärsten war jedoch der Auftritt von Komiker Mario Barth, der vermummt und mit Hilfe von Flex und Bolzenschneider in das „Big Brother“-Haus einbrach.
Mario Barth überrascht die Bewohner – und hat Alkohol mitgebracht.RTL II/Screenshot
Schließlich recycelte man auch noch „Leb!“ von der 3. Generation, den Titelsong der allerersten Staffel, der nun vor jeder Tageszusammenfassung erklang. Nachdem die neunte Staffel in den ersten Wochen mit Zielgruppen-Marktanteilen von um die 5 Prozent drohte, ein Desaster zu werden, gelang mit „Reloaded“ tatsächlich die Wende. Die Marktanteile stiegen kontinuerlich auf bis zu 9 Prozent an. Mit insgesamt 211 Tagen handelte es sich am Ende sogar um die längste Staffel seit den beiden Jahres-Staffeln. Die Tageszusammenfassungen sahen im Schnitt 860.000 Menschen, das Finale war mit einer Reichweite von 1,65 Millionen Zuschauern gefragter als im Vorjahr. Als Sieger setzte sich Bewohner Daniel durch und gewann 250.000 Euro. Marcel, der bereits in Staffel 8 Zweiter wurde, musste sich erneut knapp geschlagen geben und verließ wieder als Zweitplatzierter das Haus.