Produzentenlegende Norman Lear gestorben

Produzent holte in den 1970ern moderne Themen auf den Bildschirm

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 07.12.2023, 12:33 Uhr

Norman Lear in der Dokumentation „Norman Lear – Ein Mann revolutioniert das Fernsehen“ – Bild: Geo Television/Ronan Killeen
Norman Lear in der Dokumentation „Norman Lear – Ein Mann revolutioniert das Fernsehen“

Der erfolgreiche US-amerikanische Fernsehproduzent Norman Lear ist im Alter von 101 Jahren verstorben. Er wird dafür gerühmt, seit Anfang der 1970ern durch „moderne“ Themen das amerikanische (Primetime-)Fernsehen revolutioniert zu haben. In den letzten Jahren seines Lebens erlebte seine Karriere nochmals einen Aufschwung, unter anderem durch „One Day at a Time“, eine Neuauflage seiner 40 Jahre alten gleichnamigen Sitcom.

Laut Deadline verstarb der Produzent an natürlichen Ursachen in seinem Haus in Los Angeles. Seine Familie ließ mitteilen: Norman hat ein Leben voller Kreativität, Beharrlichkeit und Mitgefühl geführt. Er hatte eine tiefempfundene Liebe für unser Land und hat sein gesamtes Leben über mitgeholfen, die Ideale von Gerechtigkeit und Gleichheit zu bewahren, auf denen es begründet wurde. Ihn zu kennen und zu lieben war für uns alle ein großes Geschenk.

Norman Lear wurde 1922 im US-Bundesstaat Connecticut geboren. beide Eltern hatten ihre Wurzeln in russisch-jüdischen Familien. In seiner frühen Jugend wurde der erste Kontakt mit fundamental-christlicher, antisemitischer Ideologie zum prägenden Erlebnis, das Lears Humanismus förderte. 1942 brach Lear seine College-Ausbildung ab, um sich nach dem Kriegseintritt der USA der Air Force anzuschließen. 1945 folgte, nach Einsätzen im europäischen Kriegsgebiet, die ehrenhafte Entlassung.

Anfang der 1950er ging Lear nach Los Angeles, um seine Karriere neu zu starten. Statt im PR-Geschäft landete er schnell und erfolgreich als Autor beim Fernsehen. Ende der 1960er versuchte sich Lear erstmalig an dem, was später sein Markenzeichen werden sollte: einer Sitcom mit „modernen“ Themen aus der Zeit der Bürgerrechtsbewegung und mit Figuren der Arbeiterklasse. 1971 startete „All In The Family“, bei dem große Anleihen an dem britischen Format „Till Death Us Do Part“ genommen wurden (das auch dem deutschen „Ein Herz und eine Seele“ Pate stand). Nach einem mauen Start in den Einschaltquoten konnte die Serie aber bei den Emmys unter anderem die Ehre als Herausragende Comedyserie erlangen. Ab dem Herbst wurde „All In The Family“ für fünf Jahre zum Quotenkönig.

Zu den zahlreichen Ablegern gehörten die ebenfalls erfolgreichen Serien „Maude“, „Die Jeffersons“ und „Good Times“. Weitere Serienschöpfungen von Lear umfassen „Sanford and Son“ und eben auch „One Day at a Time“. Sie alle brachten bislang ungewöhnliche Geschichten auf den Bildschirm: Es ging um Frauenrechte, geschiedene und wiederverheiratete Frauen, Afro-Amerikaner als Hauptfiguren und auch um das Bloßstellen bigotter (weißer) Charaktere.

Später in seinem Leben begründete Lear die Organisation People for the American Way, die liberale Ziele verfolgte und sich gegen die Medien-Übermacht werte-konservativer, christlicher Fernsehprediger wandte – dieselbe Strömung, durch die Lear schon 50 Jahre zuvor starken Antisemitismus erlebt hatte.

Während Lear auch im höheren Alter immer aktiv blieb, trat er 2014 durch die Veröffentlichung seiner Autobiografie „Even This I Get to Experience“ noch einmal stärker ins Rampenlicht. 2016 wurde die Dokumentation „Norman Lear – Ein Mann revolutioniert das Fernsehen“ über ihn veröffentlicht. Ab 2017 startete das Remake zu „One Day at a Time“. Das brachte einen Rahmenvertrag von Lears Produktionsfirma Act III Productions mit Sony Pictures Television, der vor dem Tod Lears noch weitere Projekte auf den Weg brachte, darunter ein potentielles Reboot von „Wer ist hier der Boss?“ (fernsehserien.de berichtete) und eine neue Version von „Mary Hartman, Mary Hartman“ (fernsehserien.de berichtete).

Zahllose Schauspieler und Fernsehpersönlichkeiten zählen Norman Lear zu ihren Inspirationen – in der Dokumentation von 2016 kamen unter anderem George Clooney, Mel Brooks und Jon Stewart zu Wort. Als Reaktion auf die Todesmeldung sendeten die fünf englischsprachigen, amerikanischen Broadcast-Networks CBS, ABC, NBC, FOX und The CW eingangs der Primetime um 20:00 Uhr eine kurze In memoriam-Einblendung.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ein großer Mann!

    Ein Mann der mit seinem Charakter wie Welt etwas besser machte.

    Danke dafür!

    Gruß
    Sir Hilary

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