BBC zeigt Geschichte in „The Musketeers“ und „The Village“

„The 7.39“ und „By Any Means“ mit modernen Herausforderungen

Stefan Genrich
Stefan Genrich – 29.04.2013, 17:29 Uhr

Neue Miniserie „The Musketeers“ – Bild: BBC
Neue Miniserie „The Musketeers“

Die BBC historisiert fleißig: Die alte Tante schickt „The Village“ in eine zweite Staffel und weist auf Fortschritte bei der Miniserie „The Musketeers“ hin. Zuvor hat bereits ITV das neue Geschichtsdrama „The Great Fire of London“ (fernsehserien.de berichtete) und eine weitere Staffel „Mr Selfridge“ angekündigt. Moderneres bei der BBC: Das romantische Drama „The 7.39“ geht an den Start, und die Dreharbeiten zur Krimiserie „By Any Means“ haben in Birmingham begonnen.

ITV hat schon früh durch legendäre Produktionen wie „Das Haus am Eaton Place“ ein glückliches Händchen für historische Stoffe bewiesen. Der anhaltende Erfolg mit „Downton Abbey“ veranlasst nicht nur den jüngeren Herausforderer des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu weiteren Anstrengungen und somit zu einer Fortsetzung seines aktuellen Hits „Mr. Selfridge“. Die BBC hat zum Beispiel durch „Ich, Claudius, Kaiser und Gott“ einen traditionellen Ruf in diesem Metier zu verteidigen. Um Ereignisse und Personen längst vergangener Jahre dreht sich daher auch „The Village“, das bewusst die deutsche Chronik „Heimat“ von Edgar Reitz zum Vorbild nimmt.

Die nächsten sechs Episoden erreichen die wilden Zwanziger Jahre: „Aufschwung und Pleiten, der Charleston und Black-Bottom-Tanz, Autos, extreme Politik, Fish und Chips, Jazz, Bananen, Kino, der Niedergang der Aristokratie und der Aufstieg der Mittelschicht“, kennt die Begeisterung von Showrunner Peter Moffat („Silk“) keine Grenzen. Er ist übrigens keineswegs mit dem schottischen BBC-Kollegen Steven Moffat von „Sherlock“ verwandt. Kein anderer Sender könne Vertrauen in solch ein anspruchsvolles Projekt entwickeln, zieht Peter Moffat die Grenze zur privaten Konkurrenz.

Unterdessen schreiten die Dreharbeiten zu den zehn 60-Minütern von „The Musketeers“ voran. Die BBC veröffentlicht ein erstes offizielles Foto vom Set mit Alexandre Dumas’ Helden des 17. Jahrhunderts: D’Artagnan (Luke Pasqualino), Athos (Tom Burke), Aramis (Santiago Cabrera) und Porthos (Howard Charles). „Die vier Schaupieler sehen zusammen glänzend aus“, jubelt der Schöpfer und Executive Producer Adrian Hodges, „es scheint, als ob sie seit Jahren zusammengearbeitet hätten.“ An seiner Seite steht für den Sender Jessica Pope, die 2012 den provokanten Vierteiler „Good Cop“ betreute.

Im Gegensatz zu den historisierenden Serien und TV-Filmen wird das neue romantische Drama „The 7.39“ ganz der Gegenwart verpflichtet sein. Im Sinne seines beliebten Romans und Kinofilms „Zwei an einem Tag“ betrachtet Autor David Nicholls den Zweiteiler als eine „Liebesgeschichte für Erwachsene“, derart wie sie seit längerer Zeit nicht im Fernsehen aufgetaucht sei. Der Alltag von Sally (Sheridan Smith) und Ryan (Sean Maguire) kurz vor der Hochzeit begegnet der anderen Welt des in den Vierzigern stehenden Ehepaares Maggie (Olivia Colman) und Carl (David Morrissey): Nach einem Streit um einen Sitzplatz im Vorortzug um 7:39 Uhr wird für die jüngere Fitness-Trainerin und den Mann in der Midlife-Krise die regelmäßige Fahrt zum Waterloo-Bahnhof wesentlich spannender.

Brutaleren Fragen des heutigen Lebens stellt sich in der Serie „By Any Means“ ein geheimes Polizeikommissariat, das täglich einen Tanz auf dem Vulkan hinlegt und gegen die kriminelle Elite in ihrem eigenen Spiel antritt. Das von „Hustle – Unehrlich währt am längsten“-Schöpfer Tony Jordan geleitete Autorenteam schickt den schwer fassbaren Jack Quinn (Warren Brown) zusammen mit der Klartext redenden Jessica Jones (Shelley Conn) und dem digitalen Wunderkind Thomas Tomkins (Andrew Lee Potts) in das Gefecht gegen außergewöhnliche Verbrechen. Ähnlich wie die Spione von „Spooks – Im Visier des MI5“ müssen die eigenwilligen Ermittler im Schatten leben und die Grauzone zwischen den Buchstaben des Gesetzes und wahrer Gerechtigkeit überbrücken. Auf solche besonderen Herausforderungen trafen immer wieder auch Gestalten der Vergangenheit, so dass sich der Kreis der TV-Produktion schließt.

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