bisher 114 Folgen (rbb), Folge 70–92

  • Folge 70 (45 Min.)
    Wer den Frieden will, muss sich für den Krieg rüsten. Der Leitspruch der Römer gilt seit Jahrtausenden – bis heute. Doch wo und wie hat man sich auf die letzten beiden Weltkriege vorbereitet? Wo wurde die Dicke Berta, die Wunderwaffe des I. Weltkriegs getestet? Wo ließ Hitler seine „Vergeltungswaffen“ entwickeln? Wer forschte hinter den Mauern streng geheimer Kriegslabore? Weshalb ließen sich Wissenschaftler wie Wernher von Braun so willig für die Rüstungsindustrie und Politik missbrauchen? In Kummersdorf, nur 60 km von Berlins Mitte entfernt, sind die Antworten zu finden: Für das größte Versuchslabor des Krieges in Europa – auf 3000 ha, mitten in den märkischen Wäldern – arbeiteten über 1000 Wissenschaftler und Techniker.
    Die Ruinenstadt ist noch heute ein geheimnisvoller Ort: In Kummersdorf wurde alles getestet, was für die „siegreiche Schlacht“ notwendig schien – vom bombensicheren Bunker über Gasmasken für Hunde, von Raketentests bis zur „Uranmaschine“, den ersten Atomwaffenversuchen. Vor 140 Jahren begann auf dem „Schießplatz Kummersdorf“ die Illusion, der moderne Krieg sei mit wissenschaftlichem Knowhow effizient, verlustarm und siegreich zu führen. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 26.05.2015 rbb
  • Folge 71
    Von Aufklärungsflugzeugen aus, sah man nichts weiter als einen grünen Hügel, daneben normale Sportstätten. Doch dieser Hügel verbarg eine einzigartige unterirdische Trainingsanlage, mit der die Leistung der Athleten auf „natürliche Weise“ hochgeschraubt wurde, um bei internationalen Wettbewerben die begehrten Medaillen zu erringen. Die Anlage war Teil des DDR-Leistungssportzentrums Kienbaum. Die Dokumentation von Anne Worst erzählt die Geschichte dieses Geheimnisvollen Ortes vom Beginn der 1950er Jahre bis heute.
    Aus einem einstigen Erholungsheim der DDR-Regierung wurde schnell eine Trainingsstätte. Fast alle Olympiasieger und Weltmeister der Sommersportarten wurden hier im Laufe der Jahrzehnte ausgebildet. Auf dem Gelände der einstigen DDR-Sportkaderschmide befindet sich heute das Bundesleistungszentrum Kienbaum, modernste Trainingsstätten sind in den vergangenen Jahren hinzugekommen. Der Film gewährt umfassenden Einblick hinter die Kulissen dieser „Kaderschmiede“ für Weltmeister und Olympiateilnehmer.
    Die einstige unterirdische Trainingsanlage aus DDR-Zeiten ist heute als eine Art Museum erhalte. Hier wurden die Athleten seinerzeit auf Luftdruckverhältnisse in etwa 3000 Metern Höhe vorbereitet. Die gesamte Überwachungsanlage von damals funktioniert noch immer, die Robotron-Computer, die alten Monitore, die Mikrophone, die Kopfhörer, alles wäre sofort einsatzbereit. Für heutige Weltmeister und Olympiasieger ist dies natürlich keine Option. Der Film zeigt einige von ihnen in ihren heutigen hochmodernen Trainingseinrichtungen. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 08.09.2015 rbb
  • Folge 72 (45 Min.)
    Der „Entenschnabel“ war einer der absurdesten Verläufe der Berliner Mauer. Nördlich der Stadtgrenze, gleich hinter dem Stadtbezirk Pankow, ragte eine Stichstrasse in den Westberliner Ortsteil Frohnau, der Grenzverlauf ähnelte auf dem Kartenbild einem Entenkopf mit Schnabel. Heute finden sich kaum noch sichtbare Zeugnisse des Verlaufs der Mauer. Kein Wunder, wurden doch weite Teile der ehemaligen Grenzbefestigung zu Westberlin zurückgebaut, Flächen privatisiert und zur Bebauung freigegeben. Umso erstaunlicher ist, was im Boden vom „Grenzregime“ erhalten blieb: Fundamente von Wachtürmen, Teile der Stacheldrahtverhaue, Signalanlagen, Munition und Reste von Tunnelbauten.
    Das Phänomen Fluchttunnel hat es Torsten Dressler besonders angetan. Der 45-jährige Archäologe spürt seit Jahren diesen Hinterlassenschaften nach. In seinem Heimatort Glienicke-Nordbahn, am sogenannten „Entenschnabel“, war die Grenzbefestigung nur wenige Meter breit. Diese einmalige Situation nutzten diejenigen aus, die die DDR frühzeitig verlassen wollten. Unter Lebensgefahr und direkt vor den Augen der Grenzsoldaten gelang in spektakulären Tunnelfluchten über 50 Personen die Flucht in den Westen – zum Ärger von Staatssicherheit und SED.
    Zwischen Herbst 1962 und Frühjahr 1963 gruben sich in dem nur wenige hundert Meter langen Grenzabschnitt zahlreiche Menschen einen Weg nach Westberlin. Die Dokumentation von Thomas Claus spürt diesen Schicksalen nach und trifft Zeitzeugen. Private Filmaufnahmen zeigen Tunnelarbeiten zwischen dem Haus der Familie Aagaard und dem gegenüberliegenden Grundstück in Berlin-Hermsdorf. Der Film „Geheimnisvolle Orte“ begibt sich auf die Suche nach dem Verlauf des ehemaligen „Becker-Tunnels“ und findet Relikte aus einem sehr frühen Stadium des Mauerbaus. Intensive Recherchen förderten bisher unveröffentlichte Film- und Fotoaufnahmen zutage. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 03.11.2015 rbb
  • Folge 73
    Die Lusitzi kultivierten das unwegsame Land, bauten Blockhäuser, Boote und Brücken und vernetzten die Wasserarme mit Kanälen. Die Lusitzi sind die Vorfahren der Wenden, wie sie sich heute nennen, oder Sorben, wie sie vor allem zu DDR-Zeiten bezeichnet wurden. Sie prägen die Region mit ihren slawischen Traditionen. Die 80jährige Marga Morgenstern lebt die Bräuche ihrer Vorfahren. In ihrer Biografie bündelt sich die Zeitgeschichte der Region: Ihre Großmutter war eine der sogenannten „Spreewaldammen“, die im Berlin der Kaiserzeit die Kinder der Reichen stillten und versorgten. Der Film erzählt über die Zeit des Nationalsozialismus im Spreewald: Die wendische Sprache kommt auf den Index, die Namen der Dörfer werden eingedeutscht.
    Marga Morgenstern erlebt auch, wie die Einheimischen vor der Front in die Tiefen des Spreewaldes fliehen, so wie in allen Kriegen zuvor. Mit bisher unbekannten Archivaufnahmen, interessanten Zeitzeugen und unerzählten Geschichten wird die wechselvolle Nachkriegsgeschichte des Spreewaldes erlebbar. Trotz sozialistischer Großindustrie im unmittelbaren Umfeld konnte sich die Region ihre ganz eigene Identität bewahren. Heute gehört sie (trotz vieler Touristen) zu den unentdeckten Perlen landschaftlicher und kultureller Vielfalt in Deutschland. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 21.12.2015 rbb
  • Folge 74 (45 Min.)
    Eisenhüttenstadt war die erste „sozialistische“ Stadt Deutschlands. Auf Beschluss der SED entstand ab 1950 das Eisenhu¨ttenkombinat Ost (EKO) und eine sozialistische Wohnstadt in einem kargen, typisch preußischen Kiefernwaldgebiet mitten in der Märkischen Streusandbüchse. Es handelte sich dabei um den einzigen Versuch, die Staatsideologie in ein geschlossenes Stadtbild zu gießen und sich damit ein städtebauliches Monument zu setzen. 94 Hektar stehen heute unter Denkmalschutz. Damit ist Eisenhüttenstadt das größte Freichflächendenkmal Deutschlands – eine Utopie konserviert zu einem Freilandmuseum. Autor Lutz Pehnert entdeckt in seinem Film nicht nur viele unbekannte Geschichten über die Entstehung der Stadt Eisenhüttenstadt, die sich in den ersten Jahren „Stalinstadt“ nannte, er begegnet ebenso vielen interessanten Bewohnern, die zum Teil seit dem ersten Spatenstich dort leben. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 21.12.2015 rbb
  • Folge 75 (45 Min.)
    Als „Tor zur Welt“ wurde er bezeichnet, und wenn der Berliner liebevoll von seinem „Anhalter“ sprach, dann schwang Fernweh und Begeisterung mit. Der Name des Bahnhofs am Askanischen Platz gab die Richtung vor: das Herzogtum Anhalt südwestlich der Hauptstadt Preußens. Schon bald erreichte man jedoch fernere, klangvollere Ziele wie Rom, Athen und Konstantinopel mit der Eisenbahn. Der Anhalter Bahnhof wurde zum Synonym für Fernweh. Der Anhalter, Endpunkt eines wahren Schienen-Deltas, das hinter dem Landwehrkanal die Stadtlandschaft zerteilte, war seit der Einweihung des neuen Bahnhofsgebäudes 1880 das imposanteste Bauwerk der jungen Industrie-Metropole.
    Sein Dach überspannte eine Fläche, breiter noch als der Boulevard Unter den Linden. Mit dem südlich vorgelagerten Güterbahnhof war der Anhalter Berlins größter Warenumschlagplatz. Alles wurde hier herbeitransportiert: Stahl und Postpakete, Milch und Fleisch, Zeitungen aus aller Welt. Hier schlug bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Berlins logistisches Herz. Am Anhalter empfingen schon die deutschen Kaiser ihre Staatsgäste, eine pompöse Propagandainszenierung aber erlebte der Bahnhof bei der Rückkehr Adolf Hitlers nach dem Frankreichfeldzug 1940. Zeitzeugen erinnern sich an die Menschenmassen, die den Bahnhof umlagerten.
    Sie erzählen auch von ihren Erinnerungen an das lebendige Bahnhofsviertel, an die Kinderlandverschickung und den Bahnhof der Flüchtlingsströme am Kriegsende. Weniger bekannt ist, dass ab 1942 vom Anhalter Bahnhof knapp 10.000 Berliner Juden nach Theresienstadt deportiert wurden, sie mussten in Waggons steigen, die den Zügen nach Dresden angehängt waren. Die Germania-Planungen der Nationalsozialisten nahmen das Ende des Bahnhofs vorweg, Krieg und Teilung der Stadt besiegeln sein Schicksal: die Ruine des Bahnhofsgebäudes nahe der Sektorengrenze wurde 1959 gesprengt.
    Nur ein Rest der Eingangsfront am Askanischen Platz blieb stehen. Heute ist es zu einem Denkmal für die Schrecken des Krieges geworden. In den restaurierten Lokschuppen des Anhalter Betriebswerks stellt das Technikmuseum seit 1983 die Relikte dieser Eisenbahngeschichte Berlins aus. Der Film erzählt von der wechselhaften und geheimnisvollen Geschichte des Bahnhofs, der einst das lebendige Herz einer pulsierenden Metropole war und allmählich aus dem Stadtbild und dem Bewusstsein der Berliner verschwand. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 24.05.2016 rbb
  • Folge 76
    Anfang September jährt sich zum 10. Mal der seinerzeit gefeierte Tag des ersten Spatenstichs für den BER. Doch der Hauptstadtflughafen mit noch immer unklarem Eröffnungstermin wurde nicht auf der grünen Wiese erbaut. Das Terrain hat eine spannende Vorgeschichte, die als Werksflughafen einer Rüstungsfabrik bereits im Oktober 1934 begann. Viele Bauten spiegeln eine Jahrhundertgeschichte: Die Flughafenverwaltung sitzt bis heute in Bauten aus der Nazi-Zeit, ein für Passagiere unerreichbares geheimnisvolles „Generalshotel“ erinnert mitten auf dem Vorfeld an die Ära der sowjetischen Besatzungsmacht, ein imposanter Spannbeton-Hangar zeugt vom Aufbruch der DDR-Luftfahrt.
    Die rbb-Dokumentation holt Unbekanntes und Verdrängtes ans Licht: Wo heute Touristen einchecken, mussten ab 1944 KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten. Die Tochter einer dieser Zwangsarbeiterinnen besucht für den Film das heutige Schönefeld und sucht nach Spuren. Nicht das einzige Geheimnis: Anfang der 60er Jahre entwickelten DDR-Flughafenplaner eine Vision von Schönefeld, die an den heutigen BER erinnert, aber schon bald nach dem Mauerbau in den Schubladen verschwand.
    Um die Mauer zu überwinden, wurden mehrfach Ausreisewillige zu Flugzeugentführern. Erstmals berichten jetzt Augenzeugen vor der Kamera über Waffen in Flugzeugen, überraschende Routenänderungen und gefährliche Momente im Himmel über Schönefeld. Piloten, Stewardessen, Passagiere, Zeitzeugen und Historiker berichten in der rbb-Dokumentation von Thomas Balzer und Thomas Bittner über ihren Blick auf Schönefeld. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 20.09.2016 rbb
  • Folge 77
    Schon 1933 ließ Göring sich auf Staatskosten ein aufwendig gestaltetes Jagdhaus errichten. Er nannte den Ort nach seiner ersten verstorbenen Frau Carin, für die er hier extra ein pompöses Grabmal hatte anlegen lassen. Der Mythos Carinhall war geboren. In den darauffolgenden Jahren ließ Göring das Anwesen immer weiter ausbauen. Er perfektionierte den abgeschiedenen und romantischen Ort am Großen Döllnsee zur Bühne für seine Inszenierungen in Großformat. Staatsgäste und Diplomaten gaben sich die Hand in Carinhall: Der schwedische König, der König von Siam, Mussolini … Stolz präsentierte Göring ihnen sein Reich.
    Von echten Löwen, dem großangelegten Park, wertvollen Kunstschätzen, bis hin zu zwei riesigen Modelleisenbahnanlagen. Als selbsternannter „Herr der Schorfheide“, als oberster Forstmeister und zugleich oberster Jagdherr des Deutschen Reiches verstand es Göring wie selten jemand auf der „Klaviatur“ von Jagd und Macht zu spielen. Mit Kriegsbeginn verlagerte Göring nun immer öfter seine Lagebesprechungen nach Carinhall. Von hier wurde der Luftkrieg koordiniert und auch die Planung des Völkermords im Osten besprochen.
    Je länger der Krieg dauerte, desto wichtiger war für Göring die Flucht in seine Scheinwelten. Das Jagen, das Sammeln und Rauben von Kunst, die Wahnvorstellungen eines noch gigantischeren Herrschersitzes, von dem der süchtige Reichsmarschall bis zum Ende träumte. Für seinen 60. Geburtstag, im Jahr 1953, plante er hier ein riesiges Museum einzuweihen, um seine Kunstsammlung zur Schau zu stellen. Tausende Werke, die er geschenkt bekommen, gekauft und vor allem aus ganz Europa zusammengeraubt hatte – damaliger Schätzwert 600 Millionen Reichsmark, heute nur in zig Milliarden zu beziffern.
    Noch beim Nürnberger Prozess schwärmte er immer wieder von den großen Zeiten in der Schorfheide, in Carinhall, und nährte die Geheimniskrämerei um vergrabene Schätze, versuchte vergebens einen Deal damit zu machen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. So ranken sich bis heute Gerüchte und Legenden um Hermann Görings einstige Residenz, seinem monumentalen Herrscherbau in der Schorfheide, von dem fast nichts mehr geblieben ist. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 27.09.2016 rbb
  • Folge 78 (45 Min.)
    Ein Gebiet von über zwanzigtausend Hektar wurde kurzerhand unter Militärverwaltung gestellt. Mit Honecker reservierten sich auch seine engsten Vertrauten, vor allem der Wirtschaftsführer Günter Mittag und Stasichef Erich Mielke ihre Reviere. Die neuen Herren in der Schorfheide, den alten Jagdgründen der Mächtigen – Funktionäre im Grünen Rock. Wie wichtig die Schorfheide für Honeckers politische Karriere war, zeigte sich besonders in seiner Jagdfreundschaft zu Kremlchef Leonid Breschnew. Schon bei ihrer ersten gemeinsamen Pirsch in der Schorfheide 1964 waren sie „Zwei Jagdbrüder auf einer Kanzel“.
    Ulbricht dagegen hatte keine großen Jagdambitionen. Mit Absegnung Moskaus stürzte Honecker 1971 Ulbricht vom Thron. Der neue erste Mann der DDR nutzte die Schorfheide und die Jagd zunehmend für spektakuläre deutsch-deutsche Begegnungen. Helmut Schmidt, Franz-Josef Strauß, Oskar Lafontaine, sie alle führten „Gespräche im Wald“. Auch der Vorstandsvorsitzende des Krupp-Konzerns, Berthold Beitz, war persönlicher Gast des SED-Chefs, immer wieder, besonders zur Jagd in Honeckers Revier. Honeckers Jagdgründe und sein Jagdobjekt Wildfang waren von Berlin aus schnell und gut erreichbar.
    Besonders in der Brunftzeit der Hirsche zog es ihn nach draußen, weg von Partei- und Staatsgeschäften, in sein Refugium. Doch für den Unterhalt der Reviere in der Schorfheide waren jährlich enorme materielle und finanzielle Aufwendungen erforderlich, Millionen DDR-Mark aus der Staatskasse. Jagd um jeden Preis. Wie vor ihnen der Kaiser und Göring stempelten auch die DDR-Mächtigen der Schorfheide ihr „Siegel“ auf. Noch am 8. November 1989, Honecker war schon von seinen Jagdgenossen entmachtet worden, ging Honecker zur Jagd.
    Sechs Hirsche erlegte er an diesem Nachmittag. Honeckers letzter Schuss krachte gegen 16 Uhr durch die abgeschotteten Wälder der Schorfheide. Am Tag darauf fällt in den Abendstunden die Mauer in Berlin. Bald darauf werden die geheimen Sonderjagdgebiete in der Schorfheide per Gesetz aufgelöst. Der Film zeigt, wie Politik und Privatleben des SED-Chefs Erich Honecker in einem Maße verquickt waren, wie es die DDR-Bevölkerung nicht ahnte. Eine einzigartige Geschichte von Privilegien, Ränkespielen, Arroganz und Biederkeit. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 04.10.2016 rbb
  • Folge 79
    Nur zehn Kilometer jenseits der deutschen Grenze schaut die polnische Stadt an der Oder auf eine junge Vergangenheit zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die einst flächenmäßig drittgrößte Stadt Deutschlands Polen zugesprochen. Die ehemalige Hauptstadt Pommerns. Fast die gesamte Bevölkerung wird ausgetauscht. Aus Stettin wird Szczecin. Noch viele Jahre danach begegnen sich die Nachbarn mit Misstrauen. Die ausgesiedelten Deutschen fühlen sich ihrer Heimat beraubt. Die ebenso umgesiedelten Polen schlagen lange keine Wurzeln, zu unsicher scheint ihnen die neu festgelegte Grenze.
    Werden die Deutschen nicht doch eines Tages wieder kommen? Der Journalist Andrzej Kotula glaubt, die Szczeciner sind bis heute auf der Suche nach ihrer Identität. Sie kamen 1945 in eine Stadt, deren Geschichte und Infrastruktur sie nicht kannten. Nach der Vertreibung der Deutschen setzte eine Polonisierung der Stadt ein. In den Jahren der sozialistischen Zeit wurden die deutschen Wurzeln Stettins aus der offiziellen Geschichtsschreibung getilgt.
    Erst nach der Wende begannen sich gerade junge Polen für diesen Teil der Geschichte ihrer Stadt zu interessieren. Noch heute ist die Stadt voller Spuren preußischer Vergangenheit. Stettin entwickelte sich im 18. Jahrhundert zum wichtigsten Hafen des preußischen Kernlandes. Die Industrialisierung wird angekurbelt durch die frühe Eisenbahnverbindung mit Berlin 1843. Die Berliner leisten sich für dieses Reiseziel einen eigenen mondänen Stettiner Bahnhof. Stettin ist das Tor der Berliner zur Ostsee.
    1936 wird die Autobahn zwischen Berlin und Stettin eröffnet. Drei Jahre später wird durch die Eingemeindung von 36 umliegenden Orten Groß Stettin geschaffen. Auf ihrem Weg in die Reichshauptstadt überrennt 1945 die Rote Armee Pommern und die schon schwer zerstörte Stadt. Nach den Verhandlungen von Jalta und Potsdam ist zunächst klar: Stettin bleibt deutsch. Die Grenze orientiert sich am Verlauf der Oder. Die Deutschen erlebten eine Zeit der Wirren und Ängste in der Nachkriegszeit.
    Viele flohen vor der heranrückenden Roten Armee in Richtung Westen, nach Mecklenburg. Dort wurden sie von den sowjetischen Behörden aufgefordert, nach Stettin zurück zu kehren. Das wäre schließlich eine deutsche Stadt. Niemand ahnte, dass Stalin schon 1944 polnischen Exilkommunisten die Stadt versprochen hatte. Als nach drei deutschen Bürgermeistern nach dem Krieg plötzlich eine polnische Stadtverwaltung eingerichtet wird, treffen immer mehr Polen aus dem Osten in der Stadt ein.
    Zeitzeugen berichten in der Dokumentation von den Wirren und Ängsten der Kriegs- und Nachkriegszeit. Bis 1947 herrscht eine „Wildwest-Stimmung“, ein El Dorado für Plünderer und Abenteurer. Dazu kommen Tausende umgesiedelte Polen, die sich mit den Deutschen die wenigen Wohnungen und den Hausrat teilen müssen. Die Dokumentation erzählt unbekannte Kapitel der einst deutschen und heute polnischen Stadt, und auch, wie sich die heutige Generation um eine gute Zusammenarbeit und die gemeinsame Aufarbeitung der Geschichte bemüht. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 29.11.2016 rbb
  • Folge 80
    Die DDR baute in Buch Spezialkliniken für die Regierung und das Ministerium für Staatssicherheit. Honecker wurde hier verarztet und Hitler obduziert. Siechenhäuser, TBC-Stationen, Nervenheilanstalten und modernste Medizinforschung, das alles verbindet sich mit der Geschichte der Krankenhausstadt Berlin Buch. Die Dokumentation spürt der Geschichte und den Geschichten dieses einmaligen Architekturensembles im Nordosten Berlins nach. Viele der prachtvollen Gebäude sind heute verlassen, sie verfallen und machen gerade wegen ihres morbiden Charmes neugierig auf das, was sich in den letzten hundert Jahren hier abgespielt hat. Die Krankenhausstadt Buch, vom damaligen Stadtbaurat Berlins, entworfen erzählt vom Traum eines menschlichen demokratischen Umgangs mit dem Leben. Zeitzeugen kehren an ihre alten Arbeitsorte zurück. Historiker erzählen, wie sich Buch in den Umbrüchen zwischen Weltkriegen und zwischen den politischen Systemen veränderte. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 26.12.2016 rbb
  • Folge 81
    Der Depotfund auf der Anhöhe von Hisarlik in der heutigen Türkei ist für Heinrich Schliemann der Beweis: Das sagenumwobene Troja, jene Stadt, die Homer in seiner Ilias beschrieb, hat existiert! Und er hat den heiligen Ort gefunden! Troja und der „Schatz des Priamos“ eine Geschichte voller Rätsel, Irrtümer und Legenden. Der Film von Johannes Unger in der Reihe „Geheimnisvolle Orte“ erzählt davon. Die vermeintliche Entdeckung Trojas war Ende des 19. Jahrhunderts eine Sensation und eine Art Gründungsmythos der modernen Archäologie. Der bronzezeitliche Goldschatz, den Heinrich Schliemann der homerischen Sagengestalt, dem König Priamos, zuschrieb, gelangte auf Umwegen in die Reichshauptstadt Berlin und bildete lange Zeit das Herzstück der „Trojanischen Sammlungen“ so berühmt und bewundert wie die ägyptische Königinnenfigur der Nofretete.
    In den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschwand der „Schatz des Priamos“ spurlos. Für die Fachwelt galt er als verloren. Erst Anfang der 90er Jahre nach dem Mauerfall und dem Zusammenbruch der Sowjetunion mehrten sich die Anzeichen: Das trojanische Gold, es könnte noch existieren ….
    Johannes Unger zeichnet in seinem Film die spannende Odyssee des legendären Schatzes nach, von dem man heute weiß, dass er unmöglich dem alten König von Troja aus Homers Liedern gehört haben kann. Er beschreibt den Mythos der viel besungenen Heldenstadt, erzählt von der Besessenheit des deutschen Abenteurers und Altertumsforschers Heinrich Schliemann und kommt am Ende an den Ort, wo das „Diadem der Helena“ und die anderen Fundstücke heute im Original präsentiert werden. Und: Der Film erzählt von den Begehrlichkeiten, die das Gold von Troja bis heute weckt. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 26.12.2016 rbb
  • Folge 82 (45 Min.)
    Ein Campus im Herzen Berlins, nahe den politischen Machtzentren: Die Charité – das einflussreichste deutsche Krankenhaus. Einst Weltzentrum der Medizin. Ein Ort der täglichen Duelle um Leben und Tod, aber auch um Einfluss und Macht. Der Glanz der Spitzenleistungen der Mediziner spiegelt auf die jeweils Herrschenden zurück, demonstriert ihr Potenzial. Im Gegenzug vergeben sie Privilegien und Ämter. Erfolgreiche Ärzte können zu Stars werden. Der Mythos der „Halbgötter in Weiß“ ist untrennbar verbunden mit dem der Charité.
    Auf dem Areal nahe der Spree, in dichter Nachbarschaft zum Schloss, zum Reichstag, zur Reichskanzlei und zum Führerbunker, aber auch zum Staatsrat der DDR und nun zum Kanzleramt, verlief die Entwicklung in mehr als 300 Jahren nie gradlinig, sondern auf Umwegen und mit Wendungen. Die Charité ist Schaffensort so genialer Ärzte und Wissenschaftler wie Rudolf Virchow, Robert Koch oder Emil von Behring; ist weltberühmter Ort der Sternstunden der Medizin des 19. Jahrhunderts, aber auch ein Ort tödlicher Irrtümer und sogar Schuld und Verstrickung.
    Die Dokumentation begibt sich auf Spurensuche an den Orten, an denen in der Vergangenheit medizinhistorisch Unvergleichliches geschah und führt in Rudolf Virchows einmalige Sammlung anatomisch-pathologischer Präparate und ins unscheinbare Arbeitszimmer im Reichsgesundheitsamt gegenüber der Charité. Hier entdeckte Robert Koch den Tuberkulose-Erreger. Im ehrwürdigen Anatomischen Institut war es Frauen lange Zeit verboten, Leichen zu präparieren.
    In der ehemaligen chirurgischen Universitätsklinik in der Ziegelstraße vollbrachte Ernst von Bergmann chirurgische „Wunder“ und wurde zum Schrittmacher der medizinischen Entwicklung im 19. Jahrhundert. In der Zeit des Nationalsozialismus befand sich hier eine NS-Kaderschmiede. An dramatische Tage und Nächte im Operationsbunker mit dem weltbekannten Chirurgen Ferdinand Sauerbruch erinnert sich ein Arzt, der als zwanzigjähriger Medizinstudent die Übergabe der Charité an die Rote Armee am Kriegsende miterlebte.
    Professorin Ingeborg Rapoport ist heute 104 Jahre alt. Die jüdische Emigrantin kommt verfolgt durch die McCarthy-Doktrin in den 50er Jahren aus den USA zurück nach Deutschland. Für die Kinderärztin wird die Charité, die Säuglingsstation, Heimat. Die Dokumentation erzählt mit seltenen Archivaufnahmen, historischen Fotos, Zeitzeugen und Experteninterviews von berühmten und vergessenen Patienten, von „Halbgöttern in Weiß“, den Sternstunden und den Abgründen in der Geschichte der Charité. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 13.06.2017 rbb
    lief schon außerhalb der Reihe am 21.03.2017 im Ersten / Film von Dagmar Wittmers (2017)
  • Folge 83
    Ein Theater für Jedermann sollte die Volksbühne werden. Den Bau finanzierten weder Staat noch Mäzene, sondern über Jahre gesammelte Minibeträge – dem so genannten „Arbeitergroschen“ – von 50.000 Vereinsmitgliedern der 1890 gegründeten Volksbühnenbewegung. Arbeiter und Kleinverdiener, bisher ausgeschlossen aus der Kultur der wilhelminischen Klassengesellschaft, erkämpften und ersparten sich ihren eigenen Zugang in die Welt des Theaters. Und tricksten dabei zugleich die kaiserliche Zensur aus. Denn das monumentale Vereinshaus war nur seinen Mitgliedern vorbehalten – eine geschlossene Gesellschaft.
    Als die Volksbühne am 30. Dezember 1914 eröffnet wurde, bot sie 2000 Zuschauern Platz. Der Kartenpreis betrug weniger als die Hälfte als an den anderen Häusern und die Sitzplätze wurden verlost. Ein Haus, ein Platz, über 100 Jahre deutsche Geschichte. Sie spiegelt sich auch in dem fünfmaligen Namenswechsel des Platzes wieder: 1907 entstanden als Babelsberger-Platz, 1914 umbenannt in Bülow-Platz, ab 1933 Horst-Wessel-Platz, nach 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht in Karl-Liebknecht-Platz und schließlich in Rosa-Luxemburg-Platz umgewidmet.
    Der Grund, auf dem die Volksbühne erbaut wurde, gehört zum Scheunenviertel – bis ins 20. Jahrhundert ein trauriges Stadtquartier für Ganoven, Huren und die Juden Osteuropas. In den 20er und 30er Jahren wurde der Platz vor dem Theater zur Arena militanter Kämpfe um die Ideen des 20. Jahrhunderts. Arbeiter lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Heute umrahmt das Theater ein Schicki-Micki-Bezirk mit Szene-Läden, teuren Wohnflächen und zahlreichen Hostels für die Jugend der Welt.
    An diesem Haus spielten Hans Albers und Heinrich George, Rolf Ludwig und Angelica Domröse, Armin Mueller-Stahl und Ursula Karusseit, Marianne Wünscher und Henry Hübchen. Seinen Theaterruhm verdankt die Volksbühne vor allem drei Intendanten: Erwin Piscator revolutionierte Mitte der 20er Jahre das Theater, der Schweizer Kommunist Benno Besson verwandelte den Monumentalbau Anfang der 70er Jahre in eine Insel der Freiheit, nach dem Ende der DDR übernahm Frank Castorf den „Panzerkreuzer“ und inszenierte die Volksbühne zu einem der bedeutendsten Theater der Welt. 25 Jahre war er Intendant. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 27.06.2017 rbb
  • Folge 84
    Nicht nur Heinrich Zille, auch George Grosz, Alfred Döblin und Otto Dix sollen hier verkehrt haben. Prominenz mischt sich auch heute unter die Schwoofenden. Aber nur wenige kennen die Geschichte des Hauses. Die Dokumentation „Clärchens Ballhaus“ wirft einen filmischen Blick hinter die Kulissen dieses „Geheimnisvollen Ortes“, in dem mehr als 100 Jahre Berlingeschichte schlummern, und lässt prominente Alt- und Wahlberliner zu Wort kommen: u.a. Katharina Thalbach, Wim Wenders, Max Raabe. Erstmalig kommt „Clärchens“ Enkel Hans-Jürgen Meyer zu Wort und wartet mit nie gesehenem Filmmaterial und Hintergrundgeschichten vom Ballhaus und seiner Chefin Clärchen auf.
    Der Regisseur Andreas Kleinert, der seinen ersten Film „Edith bei Clärchen“ Mitte der 80-er Jahre über das Ballhaus drehte, erzählt von den Zeiten, als Clärchens Ballhaus noch nicht hip, sondern eine Art Gegenwelt in Ost-Berlin darstellte. Für Katharina Thalbach war das Ballhaus in der Auguststraße schon als Kind ein geheimnisvoller Ort. Früh entdeckte sie für sich den Spiegelsaal, der über Jahrzehnte verschlossen und vergessen war und erst wieder unter den jetzigen Betreibern Christian Schulz und David Regehr entdeckt und geöffnet wurde. Der Film erzählt nicht nur die bewegende Geschichte des Hauses, sondern zeichnet dabei das Porträt einer starken Frau, der Ballhauschefin Clärchen, die sich mutig und kraftvoll den Schicksalsschlägen der Geschichte entgegen stellte und ihr Ballhaus über ein halbes Jahrhundert durch stürmische, elende, aber auch heitere Zeiten manövrierte.
    Heute ist die einst arme und proletarische Gegend um das Ballhaus herum ein angesagtes und teures Viertel. Clärchens Ballhaus liegt wie in einer Zeitkapsel in einer Stadt, die sich ständig verändert und zeugt noch von einem Berlin, das längst verschwunden ist. Getanzt und nach dem Glück gesucht wird hier – unbeirrt von den Veränderungen draußen – aber noch immer auf Hochtouren. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 21.11.2017 rbb
  • Folge 85
    Im Winter fuhr man dort Ski und Schlitten, im Sommer wurde gewandert und geklettert. An den Rändern der Wanderwege entstanden Bauden und Herbergen. Vor allem aber: Bereits im 19. Jahrhundert schufen Peter Joseph Lenné und Karl Friedrich Schinkel hier die Sommerresidenzen der Hohenzollern. Caspar David Friedrichs Bilder beschreiben eindrucksvoll, was damals diesen touristischen Boom auslöste: ein magisches Licht. Viel geschehen ist auf und unterhalb der Schneekoppe. Seit dem Mittelalter schürfen Goldsucher hier nach Reichtum. Tausende Tonnen Gold hat die Region im Wasser ihrer Gebirgsflüsse unterhalb zweier Wasserfälle bereits preisgegeben.
    Sommer für Sommer sind sie heute wieder da – die Glückssucher, die Träumer, die Segelflieger, die Extremsportler, die Bergsteiger. Aber was hier alles vor ihnen geschah – davon haben weder Deutsche noch Polen ein klare Vorstellung. Unterhalb der Schneekoppe residierten hohe Funktionäre des Hitlerregimes und organisierten die Vernichtung der Juden Europas. Nicht weit entfernt davon trafen sich jene Offiziere, die den Widerstand gegen die Nazidiktatur wagten. Das Potsdamer Flugzeugwerk ARADO experimentierte mit Düsenbombern. Eine vergessene Welt, deren Geschichte heute Polen, Tschechen und Deutsche gemeinsam rekonstruieren. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 05.12.2017 rbb
  • Folge 86 (45 Min.)
    Einst war sie die Vollendung Preußisch Arkadiens wunderschön gelegen am Havelufer: die Sacrower Heilandskirche. Nach dem Mauerbau lag sie auf einmal im Niemandsland. Eine verbotene Zone, die dem Verfall preisgegeben war. Umgeben von Mauer und Stacheldraht war das Gotteshaus für DDR-Bürger unerreichbar hinter dem Todesstreifen und wurde so zum steinernen Symbol des Kalten Krieges. Vom Westen aus konnte man den traurigen Verfall der denkmalgeschützten „Kirche im Niemandsland“ nur beobachten, sie aber bis zum Mauerfall nicht betreten. Das wunderschöne Gebäude an der Havelbucht wurde 1844 von Ludwig Persius nach Zeichnungen des in Italien lebenden Königs Friedrich Wilhelm IV.
    gebaut. Der „Romantiker auf dem Thron“ vollendete hier seine Vision vom Preußischen Arkadien und schuf mit der Heilandskirche einen romantischen Aussichtspunkt in der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft. Das Gotteshaus wurde im Laufe der Jahre auch zu einem Ort technischer Innovation: Durch eine drahtlose Funkverbindung zum benachbarten Ufer wurde der Glockenturm 1897 zum ersten deutschen „Funkturm“. Jahrzehnte später, nach der Grenzziehung am 13. August 1961, verschwand die Kirche hinter der Mauer. Ein geheimnisvoller Ort, um den sich Geschichten über Spionage, dramatische Fluchten und Polit-Skandale ranken. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 12.12.2017 rbb
  • Folge 87 (45 Min.)
    Ein See, ein Wald. Versteckt, verfallen steht hier der Landsitz von Joseph Goebbels und ein paar Meter weiter die DDR-Kaderschmiede der FDJ. Erst schenkte die Stadt Berlin Hitlers Propagandaminister Goebbels im Berliner Naherholungsgebiet zum Geburtstag ein Wochenendhaus auf Lebenszeit. Dann baute ihm der Filmkonzern UFA eine weitere komfortable Villa am kleinen Waldsee Bogensee. Sie war Hitlers Berghof auf dem Obersalzberg ebenbürtig. Der Wald darum wurde bewacht. Hier hatte Goebbels eine heimliche Liebesaffäre mit der Schauspielerin Lida Baarova. Beinahe hätte er für diese Liebe sein Amt aufgegeben, doch er entschied sich für die Macht.
    Seine Villa übernahm 1946 die Jugendorganisation FDJ als Ausbildungsort für ihren Funktionärsnachwuchs. Stalinistische Neubauten kamen dazu. Abgeschottet im Wald sollten auch Befreiungskämpfer und linke Aktivisten aus der westlichen Welt die Lehren von Marx und Lenin hören. Die DDR-Massenorganisation FDJ bezahlte alles, selbst die Zigaretten für die Ausländer. DDR-Studenten erfuhren hier auch ein Stück Internationalität. Die privilegierte Ausstattung der neuen Gebäude lag weit über dem normalen DDR-Standard: die größte Simultandolmetscheranlage mit Kopfhöreranschluss in den Aula-Sesseln und Telefone in den Internatszimmern der Studenten.
    Deshalb konnte hier 1981 das internationale Pressezentrum, anlässlich des Besuches von Bundeskanzler Helmut Schmidt bei Honecker, eingerichtet werden. Helmut Schmidt nutzte die Gelegenheit, in der Nähe das Grab seines einzigen Sohnes zu besuchen. Die Gebäude stehen seit über 20 Jahren leer. Für die Goebbels Villa gäbe es Käufer, doch es soll kein Wallfahrtsort für getarnte rechtsextreme Gruppen werden. Die Stadt Berlin will nicht verkaufen. Eine Initiative von Anwohnern will nun das gesamte Gelände wieder beleben. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere So. 17.12.2017 rbb
  • Folge 88
    Hoppegarten bei Berlin ist die schönste und traditionsreichste Rennbahn Deutschlands. 430 Hektar umfasst das Areal, das sich auf einem ehemaligen Anbaugebiet für Hopfen, aus der Zeit des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm I, erstreckt. Seit dem 17. Mai 1868 fliegen hier die Hufe der Pferde im Schatten der Eichen. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich Hoppegarten zur Hauptanlaufstelle des deutschen Pferdesports. Zu den besten Zeiten wurden hier 1500 edle Vollblüter trainiert. An den einstigen Glanz erinnern auch heute noch die prächtigen Villen von Dahlwitz-Hoppegarten und Neuenhagen. Derart großbürgerlich residierten damals Jockeys und Trainer, die so populär und gut bezahlt waren, wie heute Fußballprofis.
    Bis zu 40 000 Besucher pilgerten regelmäßig zu den Renntagen. Hier traf sich das gesellschaftliche und politische Leben. Die Rennbahn blieb nicht verschont von den historischen Zeitläufen. In der DDR wurde sie verstaatlicht. Der erhoffte Aufschwung mit der Wiedervereinigung Deutschlands blieb aus. Ihr Fortbestehen schien immer wieder in Frage gestellt. Die Rettung kam im März 2008, als Gerhard Schöningh, ein ehemaliger Fondsmanager aus London und Rennsportfan, die Bahn für knapp 3 Millionen Euro erwarb. Seitdem hat die Rennbahn Hoppegarten nicht nur eine große Vergangenheit, sondern auch wieder eine Zukunft. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 15.05.2018 rbb
  • Folge 89
    Das Springerhochhaus verkörpert seit seinem Bestehen politische Signalwirkungen, deren Außen- und Innenwahrnehmung unterschiedlicher kaum sein könnten. Das einst unmittelbar an der Mauer gelegene Verlagshaus hat Zeitungsgeschichte geschrieben, die weit über die Stadt Berlin hinausgeht. Ein Ort, den Politik und Prominenz hofieren und fürchten. Für die 68er-Generation ist das Haus Inbegriff für aggressive Meinungsmanipulation und für die DDR, deren Existenz von Springer nie anerkannt wurde, galt es als gefährlichstes Sprachrohr des Kalten Krieges. 1959 beschließt der Hamburger Verleger Axel Springer sein neues Verlagshaus im geteilten Berlin direkt am Rande der Sektorengrenze bauen zu lassen.
    Er kauft Teile des unmittelbar am sowjetischen Sektorenrand in Trümmern liegenden alten Berliner Zeitungsviertels auf. Scherl, Ullstein, Mosse und viele einst berühmte Verlage hatten hier seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einen der international wichtigsten Pressestandorte etabliert. Allein im Jahr 1928 wurden hier insgesamt 147 Tages- und Wochenzeitungen herausgebracht. Im Mai 1959, kurz vor Ablauf des Berlin-Ultimatums, in einer Zeit, als der Großteil der Wirtschaft West-Berlin wegen der unsicheren Lage verlässt, wird der Grundstein des Springer Hochhauses gelegt.
    Willy Brandt und der Berliner Senat unterstützen das Vorhaben großzügig, in der Hoffnung, Axel Springer könne in dieser Situation ein Signal der Zuversicht setzen. Und in der Tat gehört das Gebäude unmittelbar am Mauerstreifen bald zu den größten und einflussreichsten Zeitungshäusern Europas. Der Film erzählt die Geschichte des Hauses, die Teil der deutschen Zeitungsgeschichte ist. Die vergangenen 50 Jahre waren eine Zeit voller politischer Umbrüche, heute ist es die digitale Welt, die das Haus in Berlins Mitte vor neue Herausforderungen stellt. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 27.11.2018 rbb
  • Folge 90 (45 Min.)
    Der Müggelsee war nie ein elitärer Ort, anders als beim westlichen Pendant, dem Wannsee. Riesige Ausflugslokale entstehen an den Ufern. Das Müggelschlösschen für über 4000 Gäste, der Prinzengarten, die spätere Müggelseeperle, Müggelwerder mit Hotel und Gaststätte, Neu-Helgoland. Das Rübezahl bekommt seinen Namen durch einen breitschultrigen und vollbärtigen Wächter am Anlegesteg. Den Fabrikarbeitern aus Schlesien wird beim Anblick der Müggelberge und des vollbärtigen Wächters der Anlegestelle zum Teufelsmoor heimatlich ums Herz.
    Kurzerhand heißt es im Volksmund bald: Wir fahren zu Rübezahl. Die illustren Biergärten haben Platz für mehrere Tausend Gäste. Großfamilien mit schmalem Geldbeutel können dort ihren mitgebrachten Kaffee kochen. Man bringt alles mit und holt sich nur das heiße Wasser für den Kaffee. Auf dem See befördern Ausflugsschiffe die Berliner zu ihrem Ziel. Die Reederei Kutzker fährt seit 1910 über den Müggelsee. Heute in vierter Generation. In den Müggelbergen strömten die Besucher vor allem zum Müggelturm und zur größten Bismarckwarte Deutschlands.
    Unweit davon entwickelte sich schon seit 1913 eine berühmte Zeltstadt: Kuhle Wampe. Aus anfänglich knapp 20 Zelten wurden in den Jahren der Weltwirtschaftskrise fast 300. Insbesondere Arbeitslose versuchten am Müggelsee der Enge ihrer Mietskasernen und der Hoffnungslosigkeit zu entfliehen. Das Leben der Camper zeigt authentisch der Film „Kuhle Wampe oder wem gehört die Welt“ nach einem Drehbuch von Bertolt Brecht. Der Müggelsee ist nicht nur eine bedeutende Berliner Naturoase, er ist ein soziales Biotop, in dem sich deutsche Zeitgeschichte spiegelt.
    Er hat immer die unterschiedlichsten Menschen angezogen: Erholungssuchende, Funktionäre mit Beziehungen, Handwerker mit finanziellen Mitteln und vor allem auch Künstler. Die wollten ihrem See auch immer etwas zurückgeben. So drehte Leander Hausmann 2013 die Low-Budget-Komödie „Haialarm am Müggelsee“ über einen angeblichen Hai im größten Berliner See. Natürlich versuchen die Kommunalpolitiker, aus dieser Sensation einen PR-Effekt für ihre Region herauszuholen. Denn alle sind sich einig, der Müggelsee hat mehr Aufmerksamkeit verdient. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Di. 04.12.2018 rbb
  • Folge 91 (45 Min.)
    Schwanenwerder – eine Insel in der Havel wird zum noblen Sommersitz. Als Berlin Ende des 19. Jahrhunderts boomt, suchen viele Reiche ein Refugium am Wasser. Auf Schwanenwerder ist man unter sich und kann diskret die Politik mitbestimmen. Neureiche geben auf der Insel nur ein kurzes Zwischenspiel. Sie stören durch ihren üppigen Lebenswandel. Im Dritten Reich kommen die Nazis, auch Joseph Goebbels samt Familie. Der einzige bekannte Anschlag auf den Propagandaminister soll hier verübt werden – doch der Plan fliegt auf. Nach dem 2. Weltkrieg zieht die amerikanische Militärelite auf die Insel. Eisenhower, Clay residieren kurz hier. Wo sonst? Sie bestimmen: exklusive Grundstücke sollen ein Ferienparadies für Westberliner Kinder werden. Das Interesse an so teuren Immobilien im unsicheren Westberlin ist gering, viele Villen verfallen. Aber Axel Springer lebt bis zu seinem Tod hier. Berlin boomt wieder und nur noch zwei Grundstücke sind heute für „normale“ Besucher offen. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere So. 30.12.2018 rbb
  • Folge 92 (45 Min.)
    Hier trafen sich einst Kaiser und gekrönte Häupter, es fanden rauschende Bälle statt – und grausame Völkerschauen. Mancher Direktor ließ sich politisch instrumentalisieren. Andere wiederum leisteten Widerstand, wenn die Politik zu sehr in ihre Belange eingriff. Auch die politische Lage des geteilten Berlins spiegelt sich in der Geschichte des Zoos: Im Wettstreit mit dem Ost-Berliner Tierpark wurde der „Kalte Krieg“ ausgefochten – mit Pandabären und Elefanten. Der Film geht auf Spurensuche, zeigt Aufbau und Zerstörung im Krieg, rosige Zeiten in West-Berlin bis hin zur Knut-Mania und dem Panda-Fieber heute. (Text: rbb)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 27.07.2019 rbb

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