2017/2018, Folge 135–144

  • 30 Min.
    Arm und Reich – Denis Scheck spricht mit Jürgen Neffe über Karl Marx als Philosoph des Kommunismus und mit Salman Rushdie über einen skrupellosen New Yorker Profiteur des Kapitalismus Salman Rushdie: Golden House (C.Bertelsmann) Nero Golden ist 70 Jahre alt, steinreich und verheiratet mit einer wunderschönen jungen Russin – In Salman Rushdies neuem Roman „Golden House“ ist jede Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen und lebenden Personen „reiner Zufall“ Gemeinsam mit seinen Söhnen taucht er auf aus dem Nichts, aus einem fernen Land, ohne eine Vergangenheit, dafür aber mit einer großen Zukunft in der neuen Heimat New York – Nero Golden.
    Das Baugewerbe, die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und gute Kontakte zu den „Oberen Zehntausend“ machen Golden zu einem der wohlhabendsten Männer der Stadt. Was Golden nicht ahnt: Er wird beobachtet. Der Filmemacher René lebt in unmittelbarer Nachbarschaft von Goldens Haus und plant, das spektakuläre Leben des Golden-Clans für ein Filmprojekt auszubeuten. Ganz langsam gerät René dabei in die Netze der Familie Nero Goldens, der wie „ein böser König ( …), der seine Söhne in ein Haus aus Gold steckte, dessen Fenster er mit goldenen Läden verschloss und dessen Türen er mit Stapeln amerikanischer Goldbarren, Säcken voller spanischer Dublonen, Kübeln mit französischen Louis d’Or und venezianischen Dukaten verbarrikadierte“.
    Mutig, amüsant und geistreich beschreibt Salman Rushdie US-amerikanische Verhältnisse, unvorstellbar in ihrer Absurdität und Grausamkeit und eine amerikanische Familie, die dem Leser in ihrem extravaganten, grotesken Auftreten irgendwie bekannt vorkommt. Jürgen Neffe: Marx der Unvollendete (C.Bertelsmann) Kommerzialisierung, Globalisierung, Umweltzerstörung, Finanzkrise und eine zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich – Karl Marx hatte es kommen sehen.
    Nun erleben seine Analysen eines entfesselten Kapitalismus eine Renaissance. „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ – Von diesem Welt- und Menschenbild geleitet forderte Marx die Befreiung des Menschen aus erniedrigender Knechtschaft und wirtschaftlicher Abhängigkeit. In seiner Biografie „Marx, der Unvollendete“ zeigt uns Jürgen Neffe, wie wirklichkeitsnah Themen und Thesen des großen Philosophen sind, der im Mai 2018 200 Jahre alt geworden wäre.
    Um sich Karl Marx zu nähern hat Jürgen Neffe umfangreiche Quellen studiert, u.a. private und öffentliche Korrespondenzen ausgewertet. Er erzählt von den privaten Herausforderungen eines Mannes, der Krankheiten, Ehekrisen und Armut durchstehen muss. Gleichzeitig erleben wir einen aufstrebenden jungen Intellektuellen, der es gelernt hat, die Welt aus ihren Widersprüchen heraus zu begreifen, der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen verurteilt und sich mit der Formulierung des „Kommunistischen Manifestes“ langsam vom Denker zum Kämpfer wandelt.
    Jürgen Neffe beschreibt Karl Marx als revolutionären Visionär des 3. Jahrtausends, der „der Menschheit, ihrem Wirtschaften und ihren Gesellschaften Diagnosen gestellt hat, die noch nach so langer Zeit mit ihrer Aktualität verblüffen können“. Historische Erkenntnisse, die durch ihre aktuelle Gültigkeit einer Aufforderung zum Handeln gleichkommen. Denis Scheck empfiehlt: Richard Ford „ Zwischen Ihnen“ (Hanser Berlin) Der 73jährige Richard Ford hat diesen Roman seinen Eltern gewidmet.
    Obwohl beide schon lange tot sind, denkt er fast täglich an sie. In „Zwischen Ihnen“ beschreibt er das Leben seiner Eltern und sein eigenes zwischen Vater und Mutter. Es sind eindringliche Erinnerungen, die den ganz individuellen Geschichten und Schicksalen ein persönliches Denkmal setzen. „Dadurch wird Richard Fords „Zwischen ihnen“ zu viel mehr als ein persönliches Erinnerungsbuch, sondern tatsächlich eine begeisternde Schule der Wahrnehmung – und ein literarischer Triumph über den Tod.“ (Denis Scheck) Und wie immer: Der unbestechlich schonungslose Blick Denis Schecks auf die Spiegel-Bestseller-Liste, diesmal ‚Belletristik‘. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.09.2017Das Erste
  • 30 Min.
    Denis Scheck trifft den französischen Schriftsteller Jean Echenoz, der einen virtuosen Agentenroman vorgelegt hat, und die Journalistin Jana Hensel, die ihren ersten Roman über das Wesen der Liebe geschrieben hat. Jean Echenoz: Unsere Frau in Pjöngjang Der Autor schafft es, einen modernen Agentenroman zu schreiben – und dieses Genre damit gleichzeitig zu persiflieren. Erst auf Seite 175 erfährt die Protagonistin Constance endlich auch, was Sache ist. Sie soll als Agentin Nordkorea destabilisieren. Entführung, Observation, Mord, diplomatische Verwicklungen, verrauchte Hinterzimmer, spontaner Sex, ein Versteck auf dem Land und mysteriöse Substanzen in Einwegspritzen gehören wie selbstverständlich zum Repertoire dieser Geschichte.
    Realismus liegt dabei nicht im zentralen Interesse des Autors. Er betreibt ein amüsantes Spiel, voller Ironie, voll Anspielungen, er verweist, zitiert, mixt, dekonstruiert, kurz, Jean Echenoz führt lustvoll vor, wie ein postmoderner Roman funktioniert. Dass dieser aber auch höchst vergnüglich zu lesen ist, ist nicht den womöglich blutleeren Absichten eines Theoretikers zu verdanken, sondern der lebendigen Kunst dieses Autors: ein Virtuosenstück! Jana Hensel: Keinland Der Roman handelt von Nadja und Martin, die wohl ein Paar waren, eine Zeit lang.
    Oder doch nicht? Jedenfalls ist Martin jetzt weg, abgereist, zurück nach Tel Aviv, wo die beiden sich kennengelernt hatten. Nadja glaubt an die Liebe und hofft, dass alles gut wird, irgendwann, irgendwo. Sie will keinesfalls einsehen, dass manchmal auch eine Liebe ganz unmöglich sein kann. Und Martin sagt meistens nein und vielleicht einmal ja. Letztlich steht zwischen Nadja, der deutschen Frau aus Berlin, und Martin, dem Frankfurter Juden aus Tel Aviv, die Geschichte von ihren und seinen Leuten.
    Heißt das, Juden und Deutsche kommen nicht zusammen? Vielleicht nicht besser oder schlechter als Männer und Frauen überhaupt. Aber hier geht es nicht ums Allgemeine, sondern nur ums Individuelle. „Keinland“ ist ein großes, berührendes Nachdenken über die Zeit und die Vergangenheit, über das Wesen der Liebe. Eine Hymne und ein sehr schönes, zartes, zeitgemäßes Stück Literatur. Außerdem, wie immer, Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen „Spiegel“-Bestsellerliste (diesmal: Sachbuch). Und eine ganz persönliche Empfehlung Schecks: „Tim und Struppi“ von Hergé. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.10.2017Das Erste
  • 30 Min.
    Denis Scheck spricht mit Juli Zeh über eine Gesellschaft am Abgrund und Menschen mit „Leeren Herzen“ und mit Anuk Arudpragasam über sein Endzeitdrama „Die Geschichte einer kurzen Ehe“. Außerdem in „Druckfrisch“: eine Hommage an den frisch gebackenen Literatur-Nobelpreisträger Kazuo Ishiguro, den „Druckfrisch“ 2009 in London getroffen hat. Deutschland 2025. Die Zukunft hat begonnen: Frexit, Negativzins, bedingungsloses Grundeinkommen, Menschen, die ihr Wahlrecht gegen eine Waschmaschine eingetauscht und „Leere Herzen“ haben.
    Juli Zeh seziert eine Generation, die ihre politischen Ambitionen aufgegeben und so einem demokratiefeindlichen System zur Macht verholfen hat. „Full Hands, Empty Hearts, It’s a Suicide World“ das ist der Soundtrack des Romans. Im Mittelpunkt agiert die kämpferische Britta Söldner (!), die eine Heilpraxis für Selbstoptimierung betreibt: „Life-Coaching, Self-Managing, Ego-Polishing“. Hier versammeln sich lebensmüde Menschen, die ihren Suizid in den Dienst einer „guten Sache“ stellen wollen, denn sie selbst haben nichts, für das es sich ihrer Meinung nach zu leben lohnt.
    Britta vermittelt diese, vom allgemeinen Zustand der Welt Enttäuschten als Selbstmordattentäter an große gemeinnützige Organisationen. Hier nämlich wird noch geglaubt, dass es sich lohnt, für Ideale und eine bessere Gesellschaft zu kämpfen. Britta gerät dabei selbst ins Fadenkreuz einer politischen Interessensgruppe, die Brittas Organisation für ihre eigenen Interessen nutzen will. Es ist der Beginn eines Kampfes auf Leben und Tod. Erbarmungslos rechnet Juli Zeh ab mit einem Land, dessen Bürger sich ermattet-satt und desillusioniert von der aktiven Teilnahme an demokratischen Prozessen verabschiedet haben.
    „Ruhe sanft, öffentlicher Diskurs, du warst der größte Gastgeber aller Zeiten ( …) konntest Kampf sein und Spiel, aber auch Heimat und Ziel. Wir bleiben zurück, ungetröstet, vereinzelt, verstört.“ „Leere Herzen“ von Juli Zeh ist Anklage und Weckruf, ein fesselnder Polit-Thriller, der den Leser mit sich selbst konfrontiert! Ein Leben in permanenter Bedrohung, ohne Sicherheit oder Hoffnung. Anuk Arudpragasam schreibt über das, was den Menschen zum Menschen macht und was ihn trägt im Angesicht des nahen Todes.
    Schauplatz dieser „Geschichte einer kurzen Ehe“ ist ein Evakuierungscamp tamilischer Rebellen im Bürgerkrieg Sri Lankas. Nächtliche Bombardements, Leichen, verkrüppelte Menschen und brennende Hütten markieren den alltäglichen Rhythmus einer apokalyptischen Welt. Der Leser erlebt sie durch die Augen eines jungen Mannes namens Dinesh, der in diesem Inferno seinen baldigen Tod erwartet. Krieg, Flucht, Verlust und Gewalt haben seine Gefühlswelt, seine Persönlichkeit und Individualität reduziert auf wenige mechanische Handlungen, die ihm der Körper abverlangt und das nackte Überleben sichern.
    Der Körper ist das Letzte und Einzige, was Dinesh bleibt in seiner auf das nackte Dasein reduzierten Existenz, dessen verbleibende Dauer nicht von ihm beeinflusst werden kann. „Glück und Trauer sind etwas für Leute, die Kontrolle haben über das was ihnen passiert“. Anuk Arudpragasam erzählt von den kleinen Dingen und Verrichtungen des Lebens und von einer Wahrnehmung der Wirklichkeit, die umso schärfer wird, je schneller sie sich aufzulösen droht.
    Und doch hat der Autor auch eine gute Botschaft für uns: Alles ist immer und überall möglich! Die „Geschichte einer kurzen Ehe“ zeigt, wie durch die Nähe zu einem anderen Menschen bereits verloren geglaubte Gefühle zu neuem Leben erwachen können: Sich an die eigene Geschichte erinnern, vertrauen, lieben, hoffen. Und wie immer in „Druckfrisch“: Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen „Spiegel“-Bestsellerliste (diesmal Belletristik) und eine persönliche Empfehlung: Francis Spufford: „Neu York“. Erschienen im Rowohlt Verlag. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.10.2017Das Erste
  • 30 Min.
    Jan Wagner: Büchner-Preisträger, Lyriker, Essayist, Herausgeber, Übersetzer: Für sein Tausendsassasein im Reich der Sprache hat er gerade den Büchner-Preis bekommen: der 46-jährige Jan Wagner. „Spielerische Sprachfreude und meisterhafte Formbeherrschung“ bescheinigt ihm die Akademie für Sprache und Dichtung. Und ob als Essayist, Herausgeber, Übersetzer oder Lyriker, der gebürtige Hamburger schafft es immer wieder, dem klingenden Wort und der Kunst des Dichtens eine große Öffentlichkeit zu verschaffen. Als erster Lyriker hat er für seine „Regentonnenvariationen“ vor zwei Jahren den Preis der Leipziger Buchmesse bekommen, sogar auf die Bestsellerliste hat es dieser Gedichtband damals geschafft.
    In seine poetische Botanisiertrommel steckt Jan Wagner noch das kleinste Alltags- oder Naturmoment, schreibt eine Ode an den Giersch oder ein Requiem für einen Friseur. In rund 30 Sprachen sind seine Gedichte bereits übersetzt. Und er selbst hebt als Übersetzer von Kollegen wie Matthew Sweeney oder James Tate bedeutende englischsprachige Lyrik auf seine eigene artistische Weise ins Deutsche.
    Gerade sind gleich drei Bücher von ihm erschienen: der Gedichtband „Selbstporträt mit Bienenschwarm“, ein Buch mit Essays und Vorträgen über Lyrik und eine Anthologie von neu übersetzten Minnesangliedern. Denis Scheck hat mit Jan Wagner über den unerhörten Zauber der Minnelieder, über das Übersetzen von Lyrik und über den klitzekleinen Raum des Gedichts gesprochen, in dem „Rausch und Hellsichtigkeit in einem Moment geboren werden.“ Angela Steidele: Im Bett mit der lesbischen Donna Juan: Sie kam aus Yorkshire, sie liebte Frauen und sie rockte das beginnende 19. Jahrhundert: Anne Lister, die Landadlige, die ein heftig pikantes und dabei äußerst ausführliches Tagebuch hinterließ.
    Sie war ein Schuft, ein Wüstling, eine Heiratsschwindlerin, belog und benutzte die ihr verfallenen Frauen und nahm sich in jeder Hinsicht, was sie wollte. Trotzdem betete sie das weibliche Geschlecht an, sie war die perfekte Donna Juan. Ihr Tagebuch verfasste sie teils in einer Geheimschrift – die jedoch durchaus zu entschlüsseln war … Die Aufzeichnungen aus einer anderen Zeit wiederum haben es der Kölner Schriftstellerin Angela Steidele angetan, die jenes erotische Diarium zur Grundlage ihres neuen Buches gemacht hat.
    Hier zeichnet sie das Porträt einer schillernden Person, die im Gegensatz zum vermeintlich keuschen viktorianischen Zeitalter lebte: Poesie und Pornographie in einem. Anne Lister ist nicht die erste historische Persönlichkeit, die Angela Steidele zu Literatur macht. Für ihren Roman „Rosenstengel“ über eine Frau, die sich im 18. Jahrhundert als Mann ausgegeben hat, bekam die 48-Jährige den Bayerischen Buchpreis.
    Denis Scheck hat Angela Steidele getroffen, um mit ihr über die Schwerenöterin Anne Lister, die Lust am Text, die beglückende Recherche in historischen Dokumenten und die heißen Ohren zu sprechen, die man beim Lesen ihres neuen Romans bekommt. … außerdem, wie immer, Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen „Spiegel“-Bestsellerliste (diesmal Sachbuch) und eine ganz persönliche Empfehlung: die Werke von P.G. Wodehouse, grade erschienen in der neuen Übersetzung von Thomas Schlachter im Insel Verlag. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.11.2017Das Erste
  • 30 Min.
    Der Geniestreich des Jahres: „Tyll“ von Daniel Kehlmann: Selten gibt es historische Romane, die so viel Gegenwart atmen: Daniel Kehlmann hat mit „Tyll“ (Rowohlt) in diesem Herbst eine geniale Geschichte über den Dreißigjährigen Krieg vorgelegt. In die Schreckensjahre zwischen 1618 und 1648 projiziert er die legendäre Figur des Tyll Ulenspiegel, der als Gaukler, Seiltänzer und Jongleur durch Deutschland zieht. Kehlmann entwirft das Panorama einer Zeit zwischen Aufbruch und Aberglaube, einer Zeit, in der sich Europa selbst zerfleischt und in der vom König bis zum Bettler alle in ihrem jeweiligen Wahn leben.
    Kehlmanns Sprache ist dabei so lebendig, sein Erzählen so klug und ironisch, dass man in vielen Situationen auch den Wahnsinn unserer Zeit entdecken kann – ohne dass der Roman jemals die Epoche des Dreißigjährigen Kriegs verlässt. Ein Lese- und Denkvergnügen, das in diesem Bücherjahr seinesgleichen sucht. Mythos El Dorado: „Die goldene Stadt“ von Sabrina Janesch: Er war ein Abenteurer der Kolonialzeit, der Entdecker von Machu Picchu und ein findiger Geschäftsmann: der Rheinländer Rudolph August Berns, der sich in Lateinamerika Augusto R. Berns nannte.
    1887 heißt es, er habe die verlorene Stadt der Inka gefunden – und die Welt rätselt, ob dieser Ort womöglich das berühmte „El Dorado“ ist. Sabrina Janesch erzählt in „Die goldene Stadt“ (Rowohlt Berlin) das Leben dieses Mannes nach, der schon im Rhein Gold wusch und sich von Alexander von Humboldt für seine Expeditionspläne beraten ließ.
    Ein farbiger großer Roman über eine der schillerndsten Figuren des 19. Jahrhunderts – höchste Zeit, diese vergessene Geschichte neu zu entdecken. Denis Scheck empfiehlt: „Singt der Vogel, ruft er oder schlägt er?“ von Peter Krauss (Matthes & Seitz), ein wunderbar gestaltetes Handwörterbuch der Vogellaute – oder, wie der Autor es nennt, „Bestandaufnahme eines aussterbenden Wortschatzes“. Außerdem: Und last not least kommentiert Denis Scheck die aktuelle „Spiegel“-Bestsellerliste Sachbuch. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.12.2017Das Erste
  • 30 Min.
    Fernando Aramburu: Patria (Rowohlt): Ein Dorf in Nordspanien, eine gespaltene Gesellschaft und ein mit Waffen ausgetragener Konflikt, der zwei Familien ins Unglück stürzt – Fernando Aramburu beschwört mit seinem Roman „Patria“ die Zeit, in der Spaniens Volk durch den Terror der ETA zur Durchsetzung eines politisch autonomen Baskenlandes tiefe Wunden erlitt Sie sind die besten Freundinnen, Bitori und Miren erzählen sich jedes Geheimnis und fahren regelmäßig zum Bummeln nach San Sebastian, ihre Männer Txato und Joxian sind engste Vertraute, spielen Karten gegen den Rest des Dorfes und starten am Wochenende zur Radtour durch die baskischen Berge.
    Ihre Kinder kennen sich von Geburt an. Doch irgendwann geht ein Riss durch die Dorfgemeinschaft: Die einen wollen in Frieden als Basken und Spanier leben, die anderen kämpfen im bewaffneten Untergrund für die Unabhängigkeit eines sozialistisch geprägten Baskenlandes. Bitoris Sohn wird zum Auftragskiller der Terrororganisation „Euskadi Ta Askatasuna“, kurz ETA genannt, Mirens Ehemann von der ETA auf offener Straße ermordet. Die Dorfbewohner feiern die Mörder der ETA als Helden, die Familie des Ermordeten wird gemieden, ist plötzlich isoliert und verlässt schließlich das heimatliche Dorf.
    Mit den Mitteln des Familienromans gelingt es Fernando Aramburu durch seine psychologisch und emotional eindringlich dargestellten Figuren an diese gesellschaftlichen Zustände zu erinnern und sie gleichzeitig zu analysieren: Die Menschen, nach 40 Jahren Franco-Diktatur verschlossen, die Familien streng patriarchalisch geprägt, die baskischen Separatisten besessen vom Glauben, ein unterdrücktes Volk zu sein, die ETA-Mitglieder, sozialisiert in dem geistig-moralischen Klima der armen ländlichen Regionen, die Kirche scheinheilig und die Politiker unfähig, in diesem Konflikt zu vermitteln.
    Sie alle trugen zur systematischen Spaltung der Gesellschaft in Gut und Böse bei. 2011 hatte die ETA ihren fünf Jahrzehnte währenden Unabhängigkeitskampf mit fast 900 Todesopfern für beendet erklärt. Fernando Aramburu gibt nun den Opfern auf beiden Seiten dieses blutigen Partisanenkrieges eine Stimme. „Patria“ ist ein Buch gegen den Hass und das Vergessen und ein Plädoyer für Vergebung und Versöhnung – auch wenn es noch lange dauern wird, bis alle Wunden verheilt sein werden.
    Angelika Klüssendorf: Jahre später (KiWi): Ein verliebter Mann, eine hingebungsvolle Frau und eine Beziehung, die zum Scheitern verurteilt ist – Angelika Klüssendorf seziert die Szenen einer Ehe und lässt dabei die Betroffenen in die psychischen Abgründe ihrer Partner blicken Sie sind sich nah und doch so fern: April ist allein erziehende Mutter und hofft darauf, einmal Schriftstellerin zu werden – Ludwig ein angehender Chirurg und davon überzeugt, dass ihn eine große Karriere erwartet. Beeindruckt von seinem Werben folgt sie ihm von Berlin nach Hamburg. Ein Fehler! Bald schon muss April feststellen, dass auch ein gemeinsames Kind nicht zu der erhofften innigen Verbundenheit mit Ludwig führt.
    April ist einsam. Während er an seiner Karriere arbeitet, räsoniert sie am Frühstückstisch über ihr unglückliches Leben. Gesellschaft leisten ihr dabei Figuren aus den Hollywoodfilmen, die sie abends zuvor gesehen hat: Faye Dunaway oder Rosemary aus „Rosemary’s Baby“ und RiffRaff aus der „Rocky Horror Picture Show“. Sie führen ihr die Vorteile eines Lebens an der Seite von Ludwig vor Augen. Doch eine unheilvolle Eigendynamik der Ehe von April und Ludwig, die sich fast ohne Worte, dafür aber in überraschenden Wendungen und mit emotionaler Wucht vollzieht, steuert unaufhaltsam auf ein trauriges Ende zu.
    „Es geht vorbei, es geht immer vorbei“ – sagt eine alte Frau im Bus zur weinenden April. Nach den beiden Roman „Mädchen“ und „April“ ist in „Jahre Später“ Angelika Klüssendorfs Protagonistin erwachsen geworden. Sie ist zweifache Mutter und „Überlebende“ einer schmerzhaften Trennungsgeschichte, die uns zeigt, wie sehr das Umfeld eines Heranwachsenden den Menschen prägt und wie vergeblich die Suche nach dem ist, was man selbst nie erleben durfte: warme, aufrichtige menschliche Nähe.
    Denis Scheck empfiehlt Flannery O’Connor: „Keiner Menschenseele kann man noch trauen. Storys“ (Arche Verlag):Flannery O’Connors Heimat, die amerikanischen Südstaaten, lieferten ihr jenes Futter, das sie für ihre einzigartigen Geschichten brauchte: Der alltägliche Rassismus und der Zusammenprall von Gläubigen und Atheisten nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs. In dieser historischen Umbruchsituation sind es besonders die ins Abseits Gestellten wie Frauen und Schwarze, die ihre Sympathie erringen und die Wichtigtuer und vermeintlich Auserwählten, die sie in ihren Erzählungen demaskiert. Ihr Mitgefühl für Verlierer lag vielleicht auch an ihrer eigenen Situation: Flannery O’Connor war die meiste Zeit ihres Lebens todkrank und verstand es trotzdem, das Dasein ausgiebig zu feiern. Denis Scheck:“ …warum ich sie liebe: dass man von ihr lernen kann, wie man ein glückliches Leben führt, auch wenn einem das Schicksal ein Scheißblatt zugespielt hat.“
    Und wie immer in druckfrisch – diesmal mit einem musikalischen Gastauftritt von Wolfgang Niedecken: Denis Schecks urteilssicherer Kommentar zur aktuellen Spiegel-Bestsellerliste, diesmal Sachbuch. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.01.2018Das Erste
  • 30 Min.
    Denis Scheck spricht mit der für ihre Arbeiten mehrfach ausgezeichneten Hamburgerin Lucy Fricke, Jahrgang 1974, und dem Pariser Professor für Philosophiegeschichte, Emanuele Coccia, Jahrgang 1976, dessen neues Werk zur „Philosophie der Pflanzen“ mit dem Prix des Rencontres Philosophiques de Monaco ausgezeichnet wurde. Lucy Fricke: Töchter Zwei Töchter, zwei Väter, Lebensmitte und Lebensende: Die langjährigen Freundinnen Martha und Betty erleben ein ungewöhnliches, groteskes Abenteuer. Marthas todkranker Vater will seinem Leiden ein Ende setzen und bittet die beiden Frauen, ihn zur Sterbehilfe in die Schweiz zu bringen.
    Doch daraus wird nichts. Die Reise gerät zu einer Odyssee, auf der schließlich auch Betty die Beziehung zu ihrem lange verschwundenen Vater klären wird. Lucy Fricke ist ein Buch gelungen, das in einem wunderbar leichten Ton Trostlosigkeit und Humor, Lebenshunger und Familientrübsal, Verzweiflung und Aufbruch miteinander verwebt. „Es gab niemanden, mit dem ich so lauthals über das Unglück lachen konnte wie mit Martha.“ Emanuele Coccia: Die Wurzeln der Welt – Eine Philosophie der Pflanzen Eine Theorie des Blatts, der Wurzel und der Blüte? Ja, genau das braucht die Welt, schreibt der Pariser Philosoph Emanuele Coccia in diesem faszinierenden Buch.
    Er lenkt unseren Blick auf den am stärksten unterschätzten Teil des Kosmos: die Pflanzen. In der gängigen Hierarchie der Lebewesen stehen sie ganz unten. Unser Denken ist menschen- und vielleicht noch tierzentriert. Weil wir selbst Tiere sind. Gingen wir von den Pflanzen aus, von ihrer Art in der Welt zu sein und die Welt zu prägen, würden wir vielleicht aus der Sackgasse unserer Selbstbezogenheit herausfinden.
    Emanuele Coccia gibt außergewöhnliche Denkanstöße, viel radikaler als alle Öko-Bibeln der letzten Jahrzehnte. Denis Scheck empfiehlt: „Süden und Westen“, Notizen von Joan Didion aus den 1970-er Jahren. Beobachtungen, aus denen Didion ihre Reportagen und Essays formte – ein erschreckend aktueller Blick auf die amerikanische Gesellschaft und ihre Mentalität. Und last not least kommentiert Denis Scheck die aktuelle „Spiegel“-Bestsellerliste: diesmal Belletristik. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.02.2018Das Erste
  • 30 Min.
    Felicitas Hoppe: „Prawda“: In der Rattenfängerstadt Hameln ist sie 1960 geboren – und dieses märchenhaft-literarische Erbe scheint sie mit sich herumzutragen: Felicitas Hoppe, Büchner-Preisträgerin und Poetik-Dozentin, Romancière und Kinderbuchautorin. Ihr neues Buch ist nicht einfach zuzuordnen: Ein Sachbuch? Ein Roman? Ein literarischer Trans(it)? Welche Rolle spielen solche Titel überhaupt? Fest steht: In ihrem so komischen wie poetischen Buch reist Felicitas Hoppe im Herbst 2015 quer durch die USA, von Boston über San Francisco bis Los Angeles und nach New York. Dies alles in Begleitung dreier Künstler und auf den Spuren zweier russischer Schriftsteller: Ilf und Petrow waren acht Jahrzehnte vor ihr dort unterwegs und wurden zu Kultfiguren der Beobachtung amerikanischer Verhältnisse.
    Elektrischer Stuhl oder Ford-Werke, Tarantino-Film und Tom-Sawyer-Zaun, alte Augenscheine mixt Hoppe mit eigenen. „Prawda“, russisch für „Wahrheit“, führt vor, wie die Grenzen von Zeit und Raum und Tatsache immer wieder poetisch gesprengt werden können. Wie weit sie fahren musste, damit sich aus Ereignissen und Fabulierkünsten ihr neues Buch entwickeln konnte, erzählt Felicitas Hoppe im Gespräch mit Denis Scheck.
    Madame Nielsen: „Der endlose Sommer“: Eine Sommerpartie auf dem Land, die in ihrer flirrenden Unendlichkeit zu einem Lebensdrehmoment für eine Gruppe von Menschen wird: etwa einem jungen Mädchen und ihrem Freund, einem zarten Jungen und seinem Stiefvater. Was ist Freundschaft, Liebe? Was ist Kunst? Existenzielle Fragen werden in der flirrenden Hitze eines weißen Herrenhauses in Dänemark gestellt, als zwei Portugiesen in die kleine Gemeinschaft eintreten. Und die Amour fou, die sich zwischen einem der beiden und der Mutter des jungen Mädchens entspinnt, alle in ihren Bannkreis zieht. Ein endloser Sommer, der endet und doch bleibt … Sie schreibt in der „allmählich verschwindenden kleinen dänischen Sprache“, fühlt sich aber als europäischer Künstler: Madame Nielsen, 1963 geborene Autorin, Sängerin, Künstlerin sowie Übersetzerin, und in Skandinavien zu einem preisgekrönten Idol in der Kunst- und Literaturszene aufgestiegen.
    Christian Kracht und der Isländer Sjón sind zwei der prominenten Fans der Madame Nielsen, mit der Denis Scheck über ihr Sein und den Schein, über ihre Unentscheidbarkeit zwischen männlich und weiblich, ihre Art zu Schreiben und über den endlosen Sommer plaudert.
    Top Ten: … außerdem, wie immer, Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste (diesmal Sachbuch) und eine ganz persönliche Empfehlung: „Moonglow“ von Michael Chabon, erschienen in der deutschen Übersetzung von Andrea Fischer im Verlag Kiepenheuer & Witsch. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.03.2018Das Erste
  • 30 Min.
    Österreicher, Verbrecher, Nazis: David Schalko über kleine Ganoven und große Gangster im Wien der Nachkriegszeit:
    Lustig über Konzentrationslager schreiben, darf man das? Vergnüglich sich ausbreiten über die Technik des schnellen Halsstichs, den Gebrauch der Maschinenpistole oder die tödliche Notwehr? Klar, wenn man Österreicher ist! Und vor allem: Wenn man es kann. Also: Gibt es einen Unterschied zwischen Mensch und Tier? Und wie wird aus ein paar wendigen Kleinganoven aus der Vorstadt eine Bande berüchtigter Schwerverbrecher? Das alles klärt der Wiener David Schalko exemplarisch anhand der Geschichte von Ferdinand Krutzler. „Ferdinand Krutzler war damals der wichtigste Notwehrspezialist Wiens. Elfmal wurde er wegen tödlicher Notwehr freigesprochen.
    Nur am Schluss hatte er es übertrieben. Da saß er inmitten des gefürchteten Bregovic-Clans. Bloß waren die sonst so lauten Jugoslawen ganz still. Das Einzige, was man hörte, war ihr Blut, das auf den Boden tropfte. Es war Notwehr, hatte der Krutzler geflüstert. Dann hatte er seine Pistole vor sich auf den Tisch gelegt und seelenruhig auf seine Verhaftung gewartet.“ So fangen gute Geschichten an. Schwarz, böse, tödlich. Ein Kriminalroman, natürlich, und ein alpenländischer dazu. Man konnte also hoffen, dass sich hier der schnoddrig-schräge Humor eines Wolf Haas mit der kalten Bosheit eines Thomas Bernhard mischt: Und so ist es auch.
    Nur dass Schalko darüber hinaus seine Figuren auch noch erbarmungslos psychologisch auslotet und uns in einem faszinierenden Bogen vom kläglichen Muff der Wiener Vorstadt bis zum brutalen Paradeprunk der Nazis das Leben zerstörter Seelen erzählt: Ein Sittenbild der österreichischen Nachkriegsgesellschaft, ein beunruhigendes Lehrstück und ein großer Roman! David Schalko, geboren 1973 in Wien, schrieb Gedichte, ehe er als vielgelobtes Wunderkind des österreichischen Fernsehens preisgekrönte Formate wie die „Sendung ohne Namen“ oder die Serie „Altes Geld“ drehte. (David Schalko: „Schwere Knochen“. Kiepenheuer & Witsch Verlag)
    Ein ganzes Jahrhundert von 1968 bis heute: Hans Magnus Enzensberger und sein Leben für die Literatur
    Den von den 68ern gern vorgeschlagenen Marsch durch die Institutionen hat er gar nicht erst versucht: Hans Magnus Enzensberger ist immer sein eigener Herr geblieben, als Dichter, viel gerühmter Essayist, fleißiger Übersetzer, Romanautor, bestaunter Zeitschriftenherausgeber, neugieriger Verleger. Die Summe eines abenteuerlichen Lebens mit vielfältigen Bekanntschaften, wechselnden Wohnorten und weit schweifenden Lektüren hat er nun in einem schönen Band mit 99 Kurzportraits von – größtenteils verstorbenen – Kollegen versammelt, von Knut Hamsun über Wolfgang Koeppen bis Ismail Kadare.
    „Was mich betrifft, so habe ich seinen Weg immer nur aus den Augenwinkeln verfolgt; denn sympathisch war er mir nicht. Ich war zu sehr Zivilist, als dass ich sein Zutrauen hätte gewinnen können, und auch nicht hinreichend prominent, um mit den Kanzlern und Staatspräsidenten zu wetteifern, die ihn in seinem Wilflinger Forsthaus aufsuchten. Es war mir lieber, Jünger aus der Ferne zu bewundern. Mich beeindruckte seine Leidenschaft für Käfer und Schmetterlinge, die er aufspießte und sammelte, sein Vorpreschen im Krieg und die Rückzüge, die er zu den Zeiten einer Diktatur antrat, die er zuvor begrüßt hatte.“ Viel mehr muss man über – zum Beispiel – Ernst Jünger eigentlich nicht sagen: Enzensberger scheut sich nicht, in einer Nachbemerkung den Autoren von Wikipedia zu danken, nur halb gelesene Bücher zu erwähnen und jene Kritiker zu nennen, bei denen er geklaut hat: Das ist ziemlich souverän und elegant.
    Oft lakonisch, immer kenntnisreich, meist liebevoll, gelegentlich fein ironisch entfaltet er hier ein wirklich vergnüglich lesbares Kompendium der Literatur des 20. Jahrhunderts, eine äußerst brauchbare Basis für gepflegten Smalltalk ebenso wie eine intellektuelle Autobiographie im Spiegel der anderen.
    Und das kann so wirklich nur Hans Magnus Enzensberger. Hans Magnus Enzensberger, geboren 1929 in Kaufbeuren, ist spätestens seit 1968 einer der einflussreichsten und international bekanntesten deutschen Autoren. (Hans Magnus Enzensberger: „Überlebenskünstler“. Suhrkamp Verlag)
    Top Ten: Außerdem, wie immer, Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste (diesmal Belletristik) und eine ganz persönliche Empfehlung:
    Hideo Yokoyama: „64“, erschienen im Atrium Verlag! (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.04.2018Das Erste
  • 30 Min.
    Geplante Themen:
    - Philip Roth – Das letzte Interview fürs Deutsche Fernsehen
    Im Sommer 2011 besuchte das „Druckfrisch“-Team Philip Roth in New York – wenige Monate, bevor der Autor sich entschloss, mit dem Schreiben aufzuhören. Es wurde ein Gespräch über die großen Themen seines Lebens: Männer und Frauen, das Verhältnis zum Vater, die Kraft oder die Ohnmacht der Literatur. Am 22. Mai ist Philip Roth – Daueranwärter auf den Nobelpreis – gestorben. Wir zeigen das Interview erstmals in ausführlicher Länge.
    - Eva Meijer: „Die Sprache der Tiere“
    Sprache ist das, was den Menschen vom Tier unterscheidet: Davon waren die Philosophen jahrhundertelang überzeugt. Inzwischen wissen wir, dass dies zu den vielen menschlichen Selbstüberschätzungen gehört. Die niederländische Philosophin Eva Meijer beschreibt in ihrem Buch die ungeheure Vielfalt und Präzision in der tierischen Kommunikation. Nicht nur untereinander: „Wer Glück hat, trifft ein Tier, das mit einem sprechen will.“ Ein anderer Blick auf unsere Mitgeschöpfe – und eine faszinierende Lektüre.
    - Hans Pleschinski: „Wiesenstein“
    Wie schreibt man als Schriftsteller über einen Schriftsteller. Nach seinem großartigen Thomas-Mann-Roman „Königsalle“ wirft Hans Pleschinski nun seinen Blick auf einen anderen Giganten: Gerhart Hauptmann. In „Wiesenstein“ erzählt er vom alten Dichterfürsten am Ende des Zweiten Weltkriegs – bedrängt von der Aussicht auf eine unsichere Zukunft, aber noch mehr von der Frage, ob es richtig war, im Deutschland der Nazis zu bleiben. Eine großartige Geschichte über Verblendung, Genie und die Liebe zur Literatur.
    - Denis Scheck empfiehlt Svenja Flaßpöhlers kluge Streitschrift „Die potente Frau“. Ein kritischer Zwischenruf zur #metoo-Debatte: Svenja Flaßpöhler rät den Frauen, sich nicht auf einen Opferdiskurs einzulassen – damit würden zwar Missstände aufgedeckt, aber die Machtverhältnisse blieben die alten. Besser sei es, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen.
    - Und last not least kommentiert Denis Scheck die aktuelle SPIEGEL-Bestsellerliste Sachbuch. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.05.2018Das Erste

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Druckfrisch online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…