Totaler Krieg, Folge 35–44

  • Folge 35
    Danzig im Morgengrauen des 1. Septembers: Um 4:47 Uhr gibt Kapitän Gustav Kleikamp den Befehl: „Feuer!“ Sämtliche Geschütze des Linienschiffs „Schleswig-Holstein“ feuern auf ein polnisches Munitionsdepot – ohne vorherige Kriegserklärung. 10 Uhr: Hitler tritt vor den Berliner Reichstag und verkündet: „Polen hat den Kampf um Danzig eröffnet. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen.“ Es wurde geschossen, doch es waren die Deutschen, die das Feuer eröffnet hatten. Hitler hatte den Angriff auf Polen am Vortag befohlen. Er brach damit einen Krieg vom Zaun, den er stets gewollt und immer wieder, wenn auch unfreiwillig, verschoben hatte. Und jetzt verknüpfte er das Schicksal Deutschlands endgültig mit seinem eigenen Lebenslauf. „Ich habe in meinem Leben immer Alles oder nichts gespielt.“
    Für Hitler hieß das: Weltherrschaft oder Untergang. 3.200 Panzer und mehr als 1,5 Millionen deutsche Soldaten rückten in Polen ein. Vor ihnen lagen die Unterwerfung und Zerstücklung Polens, die Zerstörung seiner Hauptstadt Warschau, eine erste Kette von brutalen Massenmorden. Und ein schrecklicher Krieg mit Millionen von Toten, der zeigen sollte, zu welcher bis dahin unvorstellbaren Brutalität Menschen fähig sind. (Text: Phoenix)
  • Folge 36
    Der „Gröfaz“, der „größte Feldherr aller Zeiten“, erkundet als „Tourist“ Paris, besteigt den Eiffelturm, fährt über die Champs-Élysées, verneigt sich am Grab Napoleons. Und genießt den größten Triumph seines Lebens: Frankreich hat kapituliert, der Westfeldzug ist beendet. In kurzer Zeit hat er halb Europa unterworfen. Die deutsche Wehrmacht scheint unbesiegbar. Doch der Exil-General Charles de Gaulle bleibt kämpferisch: „Unser Widerstand ist ungebrochen.“ Wenige Deutsche ahnen, dass Hitlers „glorreichstem Sieg“ weitere Feldzüge und schließlich die totale Niederlage folgen sollten. Nach dem Krieg kam es zu vorsichtigen Annäherungsschritten zwischen den angeblichen „Erbfeinden“. Heute ist die enge deutsch-französische Freundschaft zum verlässlichsten Motor der europäischen Vereinigung geworden. (Text: Phoenix)
  • Folge 37
    22. Juni 1941: Stalin wird durch die Meldung vom Angriff Deutschlands aus dem Schlaf gerissen. Um 4:30 Uhr morgens tagt die erste Krisenrunde im Kreml. Stalin will es nicht wahrhaben: „Alles nur Provokationen!“ Fakt ist: Hitler hat den Angriff auf die Sowjetunion befohlen. Mitten in der Nacht bricht das Inferno auf einer Länge von 1.600 Kilometern aus 7.000 Geschützen los.
    Nachdem Westeuropa überrannt war, brechen zwischen Ostsee und Karpaten drei Millionen deutsche Soldaten auf, um „Lebensraum“ zu erobern. Sieben deutsche Armeen, vier Panzerverbände und drei Luftflotten dringen nach Osten vor. Im Sommer 1941 kontrollieren deutsche Truppen ganz Europa. Nie zuvor forderte ein Krieg so viele Opfer auf allen Seiten – mehr als 50 Millionen. Er gerät zum mörderischsten Schlachten der neuen Geschichte, die Welt ertrinkt in einem Meer von Blut und Tränen. Der Zweite Weltkrieg brachte die Überzeugung, dass durch Krieg niemand wirklich gewinnen kann. (Text: Phoenix)
  • Folge 38
    7. Dezember 1941: Ein klarer Sonntagmorgen auf den Hawaii-Inseln. Plötzlich dröhnt der Himmel über dem Marinestützpunkt „Pearl Harbor“. In mehreren Wellen röhren 360 japanische Kampfflugzeuge im Tiefflug über den Hafen, Torpedos und Bomben fallen. Eine durchschlägt das Vorderdeck des US-Schlachtschiffs „Arizona“ und detoniert in den Munitionskammern. Die Explosion hebt den Rumpf fünf Meter aus dem Wasser. Sechs Decketagen schmelzen im Flammenmeer, ein großer Teil des Schiffs versinkt in der Tiefe: 1.177 Mann sterben. Im Bombenhagel versinken Zerstörer, Kreuzer und Flugzeuge der US-Navy. Die Vereinigten Staaten treten in den Krieg ein und mobilisieren ihre gewaltige Wirtschaftsmacht. Die überlegene Militärmaschinerie, die in den folgenden Jahren entsteht, fegt erst Hitlers „Drittes Reich“ von der Weltbühne, dann – durch den Abwurf der ersten Atombombe auf Hiroshima – Japans Regime. (Text: Phoenix)
  • Folge 39
    Auf der „Wannsee-Konferenz“ beschließen die Nazis die „Endlösung der Judenfrage“. Das Wort „Liquidation“ taucht im Protokoll nicht auf, doch Hitler spricht Tage später offen aus, was gemeint ist: „Die Vernichtung des Judentums“. Massenmord nach Plan. Juden werden in Güterwaggons gepfercht. Die Todesfahrt geht ins besetzte Polen. Endstation Auschwitz: Allein hier sterben eine Million Menschen den qualvollen Tod in den Gaskammern. Erst Ende 1944 endet das Morden in den Vernichtungslagern im Osten. Die grausige Bilanz des Holocaust: sechs Millionen Tote. Der Ortsname Auschwitz bleibt das Synonym für mörderischen Rassenwahn. Noch heute leiden die Überlebenden unter ihren Erinnerungen. (Text: Phoenix)
  • Folge 40
    Neun eisige Winterwochen ist die sechste deutsche Armee in Stalingrad eingekesselt. „Munition praktisch verschossen“, funkt General Friedrich Paulus nach Berlin, er will die Kapitulation. Hitler lehnt ab. Er befördert Paulus stattdessen zum Generalfeldmarschall. Der Diktator will den Untergang seiner Armee – neue Heldenlegenden sind ihm lieber als eine schmachvolle Niederlage. 146.000 Soldaten sind dem Wahn an der Wolga schon zum Opfer gefallen. „Sie starben, damit Deutschland lebe“, heißt die offizielle Lesart.
    Am Ende kapituliert Paulus mit 90.000 Soldaten. Nur 6.000 von ihnen werden – nach langen Jahren der Gefangenschaft – die Heimat lebend wiedersehen. Die Niederlage von Stalingrad führt vielen Deutschen Anfang 1943 vor Augen, dass der Krieg nicht zu gewinnen ist. Doch Goebbels schreit in den Berliner Sportpalast: „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Das tosende Publikum will ihn, und Deutschland wird ihn in den folgenden beiden Jahren erleben – bis zum bitteren Ende. (Text: Phoenix)
  • Folge 41
  • Folge 42
    Es ist ein Überraschungscoup: Im Schutz der Dämmerung des 6. Juni tauchen die 4.126 alliierten Landungsboote vor der Küste der Normandie auf. Allein an diesem Tag setzen sie 150.000 Soldaten an Land – der Endkampf um Europa hat begonnen. Schon in der Nacht hatten alliierte Bomber Angriffe auf die Küste geflogen, tausende Fallschirmjäger waren von Transportflugzeuge abgesetzt worden. Hitler und das Oberkommando der Wehrmacht hatten mit einer Invasion am Pas de Calais gerechnet.
    Trotzdem tobt im amerikanischen Angriffssektor „Omaha Beach“ das Inferno. Fast 2.000 GIs fallen im tödlichen Feuer der Maschinengewehre, die aus den deutschen „Atlantikwall“-Bunkern auf sie zielen. Am Ende des „längsten Tages“ ist der Sprung auf den Kontinent geglückt. Der erste Schritt bei dem noch elf Monate dauernden Kampf bis zur endgültigen Befreiung Europas vom Nazi-Terror war getan. (Text: Phoenix)
  • Folge 43
    Nach tagelangem blutigem Kampf fällt Berlin. Auf dem ausgebombten und zerschossenen Reichstag hissen Sowjetsoldaten die rote Fahne, nehmen Besitz vom letzten Teil der Reichshauptstadt. Inszeniert wird das ganze am 2. Mai von dem russischen Fotografen Jewegenij Chaldej als Siegesdokument für die Rote Armee. Sowjetsoldaten hatten zuvor Etage um Etage, Raum um Raum des Reichstags gegen den sinnlosen Widerstand deutscher Soldaten erobert.
    Noch heute finden sich auf den alten Mauern im Inneren des Gebäudes die stolzen Graffiti der sowjetischen Eroberer. Zwei Ehrenmale, eins im ehemaligen Ostteil, ein anderes im ehemaligen Westteil Berlins, erinnern heute an den gewaltigen Blutzoll, den der Zweite Weltkrieg allein der Bevölkerung der Sowjetunion abforderte: 20 Millionen Menschenleben. (Text: Phoenix)
  • Folge 44
    Sommer in Hiroshima: 27 Grad. Es ist windstill. Die Menschen auf den Straßen ignorieren den Luftalarm. Nur drei Flugzeuge sind am Himmel zu sehen. Die Japaner ahnen nichts von der tödlichen Fracht an Bord des Bombers „Enola Gay“. Um 8:15 Uhr klinkt Bordschütze Tom Feerebee „Little Boy“ aus – der erste Kampfeinsatz einer Atombombe. Sie detoniert 43 Sekunden später über der 300.000-Einwohner-Stadt. Sturm und Höllenfeuer breiten sich mit einer Geschwindigkeit von 1.200 Kilometer pro Stunde aus: 70.000 Einwohner sterben sofort, bis 1950 steigt die Opferzahl auf 200.000 an. Um den Kriegsgegner Japan endgültig in die Knie zu zwingen, werfen die Amerikaner drei Tage später eine zweite Bombe ab. Sie trifft die Stadt Nagasaki – durch die Explosion und Strahlenschäden sterben bis 1950 fast 140.000 Menschen.
    Kaiser Hirohito kapituliert wenige Tage nach den Abwürfen. Die Nachkriegswelt wird von der Bombe nachhaltig geprägt: Der Atomkrieg wird zur größten Bedrohung, der sich die Menschheit je ausgesetzt sah – paradoxerweise aber auch zum Friedens-Garanten im Kalten Krieg zwischen Ost und West. (Text: Phoenix)

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