Neubeginn, Folge 45–55

  • Folge 45
    Nürnberg: Umringt von US-Soldaten sitzen sie im Scheinwerfer-Licht in zwei Reihen auf Holzstühlen – 20 Repräsentanten des NS-Staates, die dem „Dritten Reich“ an höchsten Stellen dienten. Darunter: Hermann Göring, Rudolf Heß, Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Keitel. Die Anklage: Verschwörung und Verbrechen gegen den Frieden und die Menschlichkeit.
    Hitler, Goebbels und Himmler hatten sich vorher durch Selbstmord aus der Verantwortung gestohlen. Nur wenige Täter zeigen Reue. Ex-Außenminister von Ribbentrop erklärt: „Jetzt kann ich meine schönen Memoiren nicht mehr schreiben.“ Am 1. Oktober verkündet der Vorsitzende die Urteile: Strang für einige, lange Haft für viele. In den Westzonen verurteilen Militärgerichte in der Folgezeit mehr als 5.000 Angeklagte. „Warum wurden solche Prozesse nicht schon vor 1.000 Jahren geführt? Dem Globus wäre viel Blut und Leid erspart geblieben“, schreibt Schriftsteller Erich Kästner. (Text: Phoenix)
  • Folge 46
    Tel Aviv: Die Nachricht aus New York löst Jubel aus. Die UN-Vollversammlung beschließt Palästinas Teilung in einen jüdischen und einen arabischen Teil. Unter der Davidstern-Fahne ziehen Anhänger des Judenstaates durch die Straßen der Stadt. „Nach zwei Jahrtausenden Finsternis bricht endlich die Morgenröte der Erlösung an“, verkündet Oberrabbiner Isaac Herzog. Doch die arabische Bevölkerung reagiert. Sie greift zu den Waffen. Ströme von Blut werden im 20. Jahrhundert im Heiligen Land vergossen. Ob Araber und Juden sich je als Nachbarn akzeptieren? Die jüngste Entwicklung gibt Anlass zu Hoffnung. (Text: Phoenix)
  • Folge 47
    Berlin: Das Flugzeug von Kapitän Gail Halverson durchbricht die Wolkendecke. Der US-Pilot sieht aus dem Cockpit im Berliner Trümmermeer den Flughafen Tempelhof. Die Punkte am Boden: Kinder, die winkend den Flieger begrüßen. Sie wissen, er hat ihnen etwas mitgebracht. An winzigen Fallschirmen aus Taschentüchern schweben kleine Bündel dem Boden entgegen – mit Kaugummi, Bonbons und Schokolade.
    Halverson hat neben den Geschenken wertvollen Nachschub für Berlin an Bord. Vom 24. Juni ’48 bis 4. Mai ’49 sperren sowjetische Truppen alle Zufahrtswege nach West-Berlin. Die alliierten Rosinenbomber transportieren während der Blockade zwei Millionen Tonnen Waren in die geteilte Stadt – per Luftbrücke. Eine neue Epoche bricht an. Sie bestimmt 40 Jahre lang die Geschichte der Welt: der Kalte Krieg zwischen Ost und West. (Text: Phoenix)
  • Folge 48
    Bonn, 20. September 1949: Ein alter Mann wird Kanzler. 73 Jahre „jung“ ist der frühere Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer bei seinem Amtsantritt. Vor dem Plenum des Deutschen Bundestages gelobt er feierlich, einem Staat zu dienen, der erst vor wenigen Monaten – am 23. Mai 1949 – aus der Taufe gehoben wurde: der Bundesrepublik Deutschland. Zeitgenosse Egon Bahr heute: „Nur wenige Menschen konnten sich vorstellen, dass Deutschland 40 Jahre lang geteilt sein sollte.“ Heute ist das ursprünglich provisorische Bonner Grundgesetz die Verfassung für das vereinigte Deutschland. (Text: Phoenix)
  • Folge 49
    Winston Churchill strahlt Zuversicht aus, als er den 16. Wahlkampf seines Lebens eröffnet. Mit der Geste, die ihn weltberühmt gemacht hat: dem gespreizten Mittel- und Zeigefinger – „V“ für Victory. Die Wahlen vom 25. Oktober 1951 führen zur Rückkehr einer Legende: Der Kriegspremier wird nach sechs Jahren Politik-Pause erneut Regierungschef, mit 76 Jahren. Und ohne Selbstzweifel: „Wir alle sind Würmer. Aber ich glaube, ein Glühwurm zu sein.“ Für die Welt bleibt er der Mann, der im Zweiten Weltkrieg die Freiheit seines Landes und Europas rettete. Auch wenn er selbst am Ende seines Lebens klagte: „Ich habe viel erreicht. Doch zuletzt stehe ich nun mit leeren Händen da: Das Britische Weltreich konnte ich nicht retten.“ (Text: Phoenix)
  • Folge 50
    29. Mai 1953, 6:30 Uhr: Das Thermometer zeigt minus 27 Grad. Der Neuseeländer Edmund Hillary und sein nepalesischer Sherpa Tensing Norgay brechen auf zum letzten Anstieg. 9:30 Uhr: Sie legen leere Sauerstoff-Flaschen ab. Plötzlich vor ihnen: ein zwölf Meter hohes, steil aufragendes Hindernis aus Felsen und Schneewechten. Doch sie entdecken eine Eisrinne nahe am Abgrund, tasten sich rückwärts hinauf.
    Oben setzt sich der Grat fort, krümmt sich nach rechts. 11:30 Uhr: Sie haben es geschafft, erreichen als erste Menschen den höchsten Punkt der Erde: den Gipfel des Mount Everest, 8.846 Meter hoch. „Den Schuft haben wir erledigt“, sagt Hillary. Die beiden feiern mit Limonade und genießen die Ruhe. Doch damit ist es seither vorbei: Mehr als 700 Menschen haben bis heute auf dem „Dach der Welt“ gestanden. Spezialreisebüros bieten die Gipfeltour an: Für 65.000 Dollar machen sie Träume wahr – oder führen direkt in den Tod. Über 150 Frauen und Männer kamen schon ums Leben. (Text: Phoenix)
  • Folge 51
    London Westminster Abbey: Die 25-jährige Elisabeth besteigt den Thron von Großbritannien und Irland. Der Erzbischof von Canterbury überreicht der jungen Monarchin in einer pompösen Zeremonie Reichsapfel und Zepter, setzt ihr die kiloschwere Krone aufs Haupt. Die Tochter und Nachfolgerin von König Georg VI. wird Herrscherin des Vereinigten Königreichs. Mehr als 7.500 geladene Gäste aus 75 Staaten verfolgen die Inthronisation. Salutschüsse verkünden dem Volk die Krönung. Zwei Millionen Menschen jubeln ihrer Monarchin auf dem Zug zum Buckingham-Palast zu. Heute haben viele Briten ein gespaltenes Verhältnis zur Krone. Sie halten die konstitutionelle Monarchie für nicht mehr zeitgemäß. Skandale und Affären haben die „Royals“ zudem in Verruf gebracht. (Text: Phoenix)
  • Folge 52
    Kettenrasseln in den Straßen Ostberlins: Das Motorengedröhn der Sowjet-Panzer erschüttert zehntausende DDR-Bürger, die für freie Wahlen demonstrieren. Der russische Stadtkommandant ruft den Ausnahmezustand aus. Doch junge Arbeiter fassen sich ein Herz, marschieren den Angreifern entgegen, schleudern Steine auf die Panzer.
    Ein Reporter des Westsenders Rias berichtet: „Salven gehen los, Menschen stürzen zu Boden, alles ruft nach Sanitätern.“ Zwei Tage später ist der Aufstand niedergeschlagen: 21 Tote, 187 Verletzte, 1.200 zu Haftstrafen verurteilte Demonstranten. Im Herbst 1989 bleiben die Panzer in den Kasernen. Es wird Wirklichkeit, was am 17. Juni 1953 noch Utopie war: die Freiheit und Einheit Deutschlands. (Text: Phoenix)
  • Folge 53
    New York, 52. Straße, Ecke Lexington Avenue: Tausende können sich gar nicht sattsehen an der Schauspielerin beim Drehen einer Filmszene für „Das verflixte siebte Jahr“ von Regisseur Billy Wilder. Die Dame vor der Kamera heißt Marilyn Monroe. Sie ist das Objekt der Begierde einer ganzen Nation – zumindest der Männer. Als das Gebläse im U-Bahn-Lüftungsschacht den Rock des Filmstars gewollt hochwirbelt, ist die Menge außer Rand und Band.
    Nicht nur die Beine blitzen hervor. Augenzeugen berichten: „Sogar ihr knackiger Po war zu sehen. Da hätten die Russen in Manhattan einmarschieren können – es wäre keinem aufgefallen.“ Im prüden Amerika der 50er Jahre ist das zu viel Erotik. Die Szene wird im Studio entschärft. Norma Jean Baker – so heißt Marilyn mit bürgerlichem Namen – wird trotzdem zum Sexsymbol Amerikas und der ganzen Welt. (Text: Phoenix)
  • Folge 54
    In der Nähe der Marshall-Inseln im Pazifik werden japanische Fischer urplötzlich nach einem gigantischen Knall von einem Ascheregen bedeckt. Einer von ihnen stirbt durch radioaktive Verstrahlungen, die anderen erleiden unheilbare Verseuchungen. Grund: Die bis dahin größte Explosion der Menschheitsgeschichte. Die USA zünden auf dem Bikini-Atoll ihre Wasserstoffbombe „Bravo“. Mit einer Sprengkraft von 1.000 Hiroshima-Bomben erreicht sie das doppelte der vorausberechneten Stärke.
    287 Menschen im Umkreis von 255 Kilometern werden verstrahlt, am stärksten die 23 japanischen Fischer in 60 Kilometern Entfernung vom Explosionsort. US-Präsident Dwight D. Eisenhower bekennt: „Die Kontrolle des Atomtests ist unseren Wissenschaftlern entglitten.“ Die Strahlung machte das Bikini-Atoll bis heute unbewohnbar. Doch der atomare Rüstungswettlauf geht weiter. Die Sowjetunion zündet ein Jahr später eine noch größere Wasserstoffbombe über Sibirien, trotz der unvorhersehbaren Folgen. (Text: Phoenix)
  • Folge 55
    Die elfjährige Roswitha kennt den Mann nicht. Der Fremde vor ihr in der Winterjacke ist ihr Vater, Karl Wawrzinek. Zögerlich, nur auf Zureden des Großvaters wagt es das Mädchen, den Fremden zu berühren, der immer die Worte „Endlich frei“ murmelt. Über ein Jahrzehnt hat ihr Vater als russischer Kriegsgefangener gelitten: ausgemergelt vom ständigen Hunger, erschöpft von der Schinderei in den sibirischen Kohleminen bei eisigen Temperaturen.
    Nach der Moskaumission des deutschen Kanzlers Konrad Adenauer im Juni rollen Anfang Oktober Züge mit den letzten 10.000 Kriegsgefangenen in die Bundesrepublik. Die Spätheimkehrer werden mit riesigem Jubel empfangen. Doch es gibt nicht nur Tränen des Glücks: Viele deutsche Familien warten vergebens auf ihre Verwandten – sie kehren nie nach Hause zurück. (Text: Phoenix)

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