Dokumentation in 20 Teilen, Folge 1–20

  • Folge 1
    Der Sommer verspricht schön zu werden. Unter den Linden in Berlin, auf den Champs Elysées in Paris, vor den Cafés in Wien oder St. Petersburg, überall genießt man die lauen Abende. Am 28. Juni 1914 tickern in allen Pressebüros die Telegrafen: Franz Ferdinand, der Thronfolger der österreichisch-ungarischen Monarchie, ist in Sarajewo ermordet worden. Fünf Wochen später steht Europa am Rande des Abgrunds. Mit unglaublicher Leichtfertigkeit haben die europäischen Politiker und Monarchen den Mechanismus der gegenseitigen Drohungen, Ultimaten und Mobilmachungen in Gang gesetzt, der den Kontinent in den Untergang führt, in einen Krieg, wie ihn die Menschen niemals zuvor kannten.
    Die Militärs und Politiker erkennen zwar in letzter Stunde, dass es sich um einen „Sturz ins Ungewisse“ handelt, um einen Krieg, den niemand gewinnen kann. Aber „da es nun einmal beschlossen ist, kann es nicht mehr geändert werden“ (Moltke). Am 3. August 1914, als deutsche Truppen bereits das neutrale Belgien überfallen haben, sagt der britische Außenminister, Sir Edward Grey: „In diesem Moment gehen in Europa die Lichter aus. Wir alle werden sie in unserem Leben nie wieder leuchten sehen.“
    Die Bürger Europas, von ihren Kaisern und Präsidenten manipuliert und belogen, begrüßen den Konflikt begeistert als „Stunde des Vaterlands“ oder als „nationale Wiedergeburt“. Zehn Millionen Männer werden den „frischen, fröhlichen Krieg“ (Wilhelm II.) mit ihrem Leben bezahlen. Die großen Monarchien in Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland brechen 1917/​18 zusammen. Dem Krieg folgt das „Zeitalter der Extreme“ (Faschismus und Bolschewismus), der verdeckte Bürgerkrieg der 20er Jahre, die revanchistischen Ressentiments, die schließlich in den nächsten Weltkrieg führen werden.
    Die Dokumentation beschreibt die große Katastrophe zum ersten Mal aus einem gesamteuropäischen Blickwinkel. Mit historischem Filmmaterial aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Russland, Frankreich, England, Italien und den USA und mit der Perspektive neuester Forschungsergebnisse wird der „Untergang des alten Europa“ dargestellt. Es zeigt sich dabei, dass die Stimmungslage und die ungelösten Spannungen vor 1914 in Europa längst auf Krieg deuteten. Das Attentat von Sarajewo war nicht mehr als ein willkommener Anlass, diesen schon lange geplanten Krieg auszulösen. Vor allem die überlebten und zur Veränderung unfähigen Monarchien in Berlin, Wien und St. Petersburg brauchten ihn: Er war, wie Historiker sagen, eine Art „Selbstmord aus Angst vor dem Tod“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.04.1999Das Erste
    Autor/Regie: Werner Biermann, Redaktion: Klaus Liebe
  • Folge 2
    Sankt Petersburg, Petrograd ab 1914, als der Krieg ausbrach und man den deutsch klingenden Namen „Sanktpeterburg“ in Russland nicht mehr hören wollte. Später „das rote Petrograd“, dann, nach Lenins Tod, am Beginn einer langen Eiszeit, Leningrad. Heute wieder Sankt Petersburg. Der Name ruft nach den alten Zeiten. Aber was ist von ihnen geblieben? Baudenkmäler. Das Venedig des Nordens. Kommunistisch-postkommunistische Serenissima. Petrograd 25. Oktober 1917, Sturm auf das Winterpalais. Wie die bürgerliche Revolution den Sturm auf die Bastille, so hatte die proletarische den Sturm auf das Winterpalais.
    Kaum ein Ereignis der Geschichte – vielleicht keines – ist so nachinszeniert worden. Seine nachträgliche Inszenierung in Massenspektakeln und Spielfilmen verdunkelt das wirkliche historische Ereignis völlig. Die Bilder aus Eisensteins „Oktober“ sind im Bewußtsein ganzer Generationen an die Stelle historischer Tatsachen getreten. Noch in den Werken westlicher Historiker liest man, der Panzerkreuzer Aurora habe das Winterpalais von der Njewa aus unter Beschuß genommen.
    In Wahrheit feuerte er nur einen Signalschuß ab. Als Pretiose der Revolution dümpelt der Panzerkreuzer noch heute am Englischen Ufer. Was geschah an jenem Tag wirklich, der von vielen Millionen Menschen unseres Jahrhunderts Jahr für Jahr gefeiert wurde als Beginn einer Zeitenwende, einer besseren Weltordnung? Vom Palastplatz, der – aus historischer Perspektive gesehen – an jenem Abend Nabel der Welt war, zum Njewski Prospekt sind es nicht einmal 100 Meter.
    Man sollte annehmen, Petersburgs Flaniermeile sei damals in Aufruhr oder leergefegt oder von aufständischen Matrosen bevölkert gewesen. In Wahrheit waren die Restaurants gut besucht, Fedor Schaljapin, Rußlands großer Baß, trat in „Don Carlos“ auf, im Marijnski-Theater gab es „Boris Godunow“, im Teatr Zimena konnte man die Ballerina Karsawina zum erstenmal in einer Operette erleben. Niemand schien wahrhaben zu wollen, dass die Bolschewiki die Zügel der Macht bereits in der Hand hielten: Die Petrograder Garnison und die Peter-Pauls-Festung unterstanden praktisch dem Befehl Leo Trotzkis.
    Brücken, Bahnhöfe, Post, Telegrafenamt, Staatsbank und Elektrizitätswerk wurden von bolschewistischen Soldaten bewacht. Im Malachitsaal des Winterpalais harrten die Minister der Provisorischen Regierung aus. Verlassen von ihrem Ministerpräsidenten Kerenski, der sich in einem von der amerikanischen Botschaft requirierten Auto auf die Suche nach loyalen Armeeeinheiten gemacht hatte, und bewacht von vielleicht 3.000 Soldaten, darunter 300 Frauen des „Todesbataillons“.
    Die Soldaten aber wurden immer weniger, je mehr Zeit verging; sie folgten dem Ruf ihrer Mägen in die umliegenden Restaurants und Kneipen. Freund und Feind liefen durcheinander auf dem Palastplatz, ohne viel Aufhebens voneinander zu machen. Von der Peter-Pauls-Festung wurde ein paarmal geschossen, aber die Kanonen reichten nicht bis zum Palast, die Granaten fielen in die Njewa. Ob die Bolschewiki überhaupt auf ernstzunehmenden Widerstand stießen, ehe sie morgens um zwei endlich den Malachitsaal betraten, ist unklar.
    Die verhafteten Minister wurden zu Fuß aus dem Palast in die Festung geführt, über die Palastbrücke. Lenin hatte das Ende der Aktion gar nicht erst abgewartet, sondern bereits am Nachmittag verkündet, die Provisorische Regierung sei aufgelöst, die Revolution vollzogen: „Es lebe die sozialistische Weltrevolution!“ Petrograd vor dem vierten Kriegswinter. Seit der Februarrevolution besaß Rußland eine provisorische Regierung, der Zar hatte abgedankt.
    Die Russische Revolution war, als Lenin aus dem Exil nach Petrograd kam, bereits Wirklichkeit. Er wusste, dass der Griff nach der Macht erfolgen mußte, ehe allgemeine Wahlen den Einfluß der Bolschewiki auf die Geschehnisse beschränkten. Er setzte alles daran, seine Partei zum Aufstand zu bewegen. Der 25. Oktober war dieser Griff nach der Macht. War die Oktoberrevolution überhaupt eine Revolution? War sie nicht eher ein militärischer Staatsstreich der Bolschewiki? Im Smolny fand der II.
    Allrussische Rätekongreß statt. Hier machten die gemäßigten Sozialisten den Fehler, aus Protest gegen Lenins und Trotzkis Putsch den Saal zu verlassen. „Schert euch hin, wo ihr von nun an hingehört,“ rief Trotzki ihnen nach, „auf den Kehrichthaufen der Geschichte!“ Und sie scherten sich. Alle, die in irgendeiner Form als „gemäßigt“ gelten konnten, worin auch immer, hatten von nun an ausgespielt. Es war der Tag der bedingungslosen Fanatiker.
    Lenin oder Trotzki, Rivalen im gleichen Boot. „Rettet die Revolution!“ war bezeichnenderweise die Losung der wenigen, die sich gegen den Putsch und vor Alexander Kerenskis Provisorische Regierung stellten. Frühmorgens verlas Lunatscharski auf dem Rätekongress Lenins Manifest „An alle Arbeiter, Soldaten und Bauern“, danach löste sich die Versammlung auf. „Nur ein schwaches, kaum merkliches Dämmern stahl sich über die stillen Straßen, ließ die Wachtfeuer matt erscheinen,“ schrieb der Augenzeuge John Reed. „Ein Vorbote des schrecklichen Morgengrauens, das über Russland heraufzog.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.04.1999Das Erste
  • Folge 3
    Der „Marsch auf Rom“ am 28. Oktober 1922 gilt als jenes historische Ereignis, mit dem der italienische Faschismus begonnen hat. In Wirklichkeit hat dieser „Marsch“ nach garibaldinischem Vorbild – der wiederum Hitler für seinen „Marsch auf die Feldherrnhalle“ als Vorbild diente – nie stattgefunden: Er ist die Gründungslegende der „era fascista“. Tatsächlich blieben die Marschkolonnen der „Schwarzhemden“ in der Umgebung Roms im Regen und organisatorischen Chaos stecken. Ihr Anführer Benito Mussolini selbst reiste zwei Tage später höchst unrevolutionär im Schlafwagen in die Hauptstadt, um den Auftrag des Königs Vittorio Emmanuele III.
    zur Regierungsbildung zu übernehmen. Erst als Ministerpräsident ließ er die gestrandeten Marschierer in Sonderzügen zur Siegesparade nach Rom holen. Wie günstig die Konstellation politischer und ökonomischer Umstände für Mussolinis „legalen Staatsstreich“ auch war- der aggressive, machtbesessene, opportunistische Agitator aus der Romagna hatte seit dem Kriegseintritt Italiens mit enormem populistischem Instinkt darauf hingewirkt. Mit den eingeräumten Vollmachten erzwang er ein neues Wahlgesetz, das den Faschisten die Mehrheit verschaffte und damit die Basis für die kommende Diktatur.
    Die Dokumentation „Rom, 28. Oktober 1922“ schildert anhand historischen Film-, Photound Textmaterials die Vorgeschichte jenes Tages, seinen Verlauf und die Konsequenzen: Mussolinis phänomenalen Aufstieg, seine innenpolitischen und wirtschaftlichen Erfolge, die nicht nur in Italien begrüßt, sondern auch in vielen Ländern Europas und in den USA Anerkennung fanden, aber auch die zunehmenden Opfer der wachsenden Brutalität des faschistischen Regimes erst in Italien selbst, dann in Afrika und schließlich als Partner Hitler-Deutschlands in der Katastrophe. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.04.1999Das Erste
  • Folge 4
    „Wenn einige erwachen, dann kannst du nicht sagen, es bestehe keine Hoffnung, das eiserne Haus zu zerstören.“ So der chinesische Schriftsteller Lu Xun Anfang der 20er Jahre. Am 30. Mai 1925 demonstrieren in Shanghai Arbeiter, Akademiker und Kapitalisten. Sie alle sind Chinesen und sie tragen Transparente wie „Shanghai den Shanghainesen“ oder „Boykottiert japanische Waren!“ Elf Demonstranten werden von Polizisten unter britischen Befehl getötet. Die nun folgenden Streiks und Proteste im ganzen Land richten sich gegen die ausländischen „Imperialisten“.
    Was war geschehen, was trieb die Menschen auf die Straße? Ein über 2.000 Jahre altes monarchisches System, dessen letzte Vertreter von ausländischen Mächten ausgelaugt worden waren, war gestürzt worden. Ein republikanisches Zwischenspiel mündete in einer Diktatur. Ihr folgte das blutige Regiment der „War Lords“. Nur in den Freihandelshäfen, den von ausländischen Konzessionären regierten und verwalteten Treaty Ports, entfaltete sich unter Chinas Intellektuellen ein neuartiges politisches Bewusstsein und entwickelten sich die neuen ökonomischen Größen Bürgertum und Arbeiterschaft.
    Sie zusammen brachen einer Kulturrevolution Bahn, die ihren ersten Ausdruck am 4. Mai 1919 auf der Straße fand, als in Peking und Shanghai allen voran Studenten gegen die entwürdigende Behandlung Chinas in der Versailler Friedenskonferenz protestieren. Die Dokumentation zeigt Chinas Weg vom Ende der Qing-Dynastie bis zur Ausrufung der Volksrepublik am 1. Oktober 1949 durch Mao Ze Dong.
    Die Autorin verwebt historisches Filmmaterial, das teilweise zum ersten Mal im Ausland zu sehen ist, mit in der Volksrepublik China neugedrehten, auch inszenierten Bildern. Zeitzeugen schildern die Geschichte eines Landes im Umbruch zwischen Tradition und Moderne. „Geschichte wird mit Blut geschrieben“, so Lu Xun. In keinem Land der Erde trifft dieser Satz so nachhaltig zu wie in China, wo über 42 Millionen Menschen als Opfer von ausländischen Mächten, Bürgerkriegen und Hungersnöten den Aufbruch Chinas in 20. Jahrhundert mit ihrem Leben bezahlen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.05.1999Das Erste
  • Folge 5
    Heinrich Himmler, der Reichsführer SS, ist auf „Inspektionsreise“ im „Generalgouvernement“ – im besetzten Polen. Am 17. Juli 1942 besucht er das Konzentrationslager Auschwitz. Kommandant Rudolf Höss führt ihn herum, erläutert die Pläne zur Erweiterung des Lagers. Die Besichtigung endet im Krematorium 1. Durch den Spion in der Tür beobachtet Himmler die Ermordung einer Gruppe von Juden aus Wien. Es ist eine genau vorbereitete Versuchsanordnung: Vorgeführt wird die Massentötung von Menschen durch Gas. Das ist schneller und effektiver als Erschießungen. KZ-Kommandant Höss und der SS-Führer für den Distrikt Lublin, Odilo Globocnik, haben für den reibungslosen Ablauf dieser Vorführung gesorgt.
    Im Hintergrund haben Gestapo und SS-Führungsstab im Altreich und in Frankreich die Fäden gezogen. Bislang waren den SS- und Polizeioperationen hauptsächlich osteuropäische Juden zum Opfer gefallen – Hunderttausende seit Sommer 1941. Jetzt sollten auch westeuropäische Juden nicht länger geschont werden. Himmler verfolgt ein genau umrissenes Ziel: Er will die politische Kontrolle über die „Judenfrage“. Es ist ein Machtkampf gegen Hermann Göring, das Reichswirtschaftsministerium und Hans Frank, den Generalgouverneur im besetzten Polen.
    Himmler will Adolf Hitler imponieren, will beweisen, dass der Punkt erreicht ist, an dem aus der Ideologie brutale Gewalt geworden ist. Himmler demonstriert die Machbarkeit einer massenhaften Tötung von Menschen – das Überschreiten der letzten moralischen und politischen Grenzen nach der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Das Konzept Himmlers und seiner Planer geht auf. Mit dem 17. Juli 1942 beginnt in den NS-Vernichtungslagern die systematische Ermordung der europäischen Juden: Die „Endlösung“, der sechs Millionen Menschen zum Opfer fallen werden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.05.1999Das Erste
  • Folge 6
    4. Februar 1945: Die Truppen der Roten Armee stehen bereits an der Oder. Polen ist befreit, und Stalin bereitet sich auf den Sturm auf Berlin vor. Im Westen marschieren Amerikaner und Briten nach erfolgreicher Ardennen-Schlacht in Richtung Bonn. Der Endkampf um das Reich steht unmittelbar bevor. Der Sieg über Hitler ist nur noch eine Frage der Zeit. Und es ist höchste Zeit, dass die Alliierten den Frieden ins Auge fassen. Wenn es nicht schon zu spät ist, aus dem erfolgreichen Kriegsbündnis ein gelungenes Friedensbündnis zu gestalten.
    Das Misstrauen untereinander wächst mit dem Näherrücken der beiden Fronten auf Berlin. In Jalta auf der Krim suchen Churchill, Roosevelt und Stalin am 4. Februar 1945 nach einem gemeinsamen Weg. Die Großen Drei hoffen – trotz unterschiedlicher Interessen, Ideologien und Gesellschaftssysteme – bei ihrem Treffen gemeinsam die Grundlagen für eine neue Weltordnung zu schaffen, die allen Menschen bessere und freiere Lebensbedingungen bietet. Aber die Unterschiede sind groß: Das britische Empire zerbröckelt.
    Churchill versucht zu retten, was noch zu retten ist, um die alte Macht der Krone zu erhalten. US-Präsident Roosevelt, der weiß, dass die USA die großen Sieger des Krieges sein werden, steht schon bereit, das Erbe der alten Kolonialmächte anzutreten. Und Stalin? Er fordert seinen Anteil am Sieg – als Entschädigung und Wiedergutmachung für die sowjetischen Kriegsleistungen und als Sicherheit gegen den Westen. Es ist eine Konferenz von gegenseitigen Zugeständnissen, bei denen jeder einmal gewinnt und einmal verliert.
    Oft bilden sich seltsame Koalitionen, je nach Interessenlage. Am Ende scheint man sich in den wesentlichen Fragen einig – über die Gründung der UN, die Aufteilung Deutschlands, über das Schicksal Polens und Jugoslawiens und über den Krieg im Fernen Osten. Churchill, Roosevelt und Stalin verabschieden eine Erklärung über das „befreite Europa“, in der die Gegensätze im alliierten Lager aber nur unvollkommen überbrückt werden können.
    Die zur Schau getragene Harmonie der Großen Drei entspricht nicht der Realität. Zwar sind alle drei gewillt, die gute Kooperation auch nach „Jalta“ zu erhalten. Doch schon bald brechen die alten Gräben der Anti-Hilter-Koalition auf. Zunehmend verdrängen die machtpolitischen und ideologischen Gegensätze den Willen zur guten Zusammenarbeit. Aus den ungelösten und verschobenen Streitfragen von Jalta entwickeln sich Konflikte, die die Welt am Ende in zwei Lager spalten.
    Neben umfangreichem Archivmaterial erzählen vor allem Zeitzeugen, die in Jalta unmittelbar das Geschehen verfolgten, von ihren Eindrücken der historischen Konferenz. Unter anderen kommen die Tochter des damaligen US-Botschafters Harriman, der Sohn des US-Präsidentenberaters Hopkins sowie Sekretäre von Winston Churchill und ehemalige Dolmetscher beider Seiten zu Wort. Aber auch Zeugen, Soldaten und Bedienstete, die das Weltgeschehen in Jalta vom Rande erlebt haben, schildern ihre Erinnerungen an die historische Konferenz. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.05.1999Das Erste
  • Folge 7
    6. August 1945, 8:15 Uhr Ortszeit Hiroshima. Der Himmel ist leicht dunstig. Der wohl einzige noch lebende Zeitzeuge, Jesuitenpater Professor Karl Luhmer, damals 26 Jahre alt, war vier Kilometer vom Explosionszentrum der Bombe – vom US-Militär verniedlichend „little boy“ genannt – entfernt. „Ich sah den Feuerball über der Stadt – rot, gelb, violett, gleißend, blendend … die pilzförmige Wolke … und dann kam der Feuersturm und danach der schwarze Regen.“ Die Stadt brannte, Pater Luhmer wurde von Glassplittern verletzt, eilte in das Stadtzentrum, um den Verwundeten zu helfen, sah grässliche Wunden.
    „Von Radioaktivität hatten wir damals keine Ahnung.“ „Mit einem Schlag haben wir 300 000 Menschen ausradiert!“ jubelte der amerikanische Wochenschausprecher wenig später. Der Einsatz der Bombe über Hiroshima und kurz darauf über Nagasaki gegen die „aggressiven japanischen Teufel“, die ohne Vorwarnung Pearl Harbour überfallen hatten, wurde als Heldentat gefeiert, die den Krieg rasch beendete und den japanischen Kaiser zur bedingungslosen Kapitulation zwang. Die heute noch lebenden 400.000 explosionsgeschädigten und strahlenkranken Opfer von damals – „hibakushas“, Feuerbombenmenschen, genannt – wurden zunächst wie Aussätzige gemieden, verstehen sich aber heute als lebendes Mahnmal und unermüdliches Weltgewissen.
    Der Pressefotograf Yoshito Matshuhige war 2,7 Kilometer vom Explosionsherd entfernt und knipste das Grauen. Doch er machte nur fünf Fotos, die um die Welt gingen, dann weinte er, angerührt von den Leiden der Opfer, und legte die Kamera beiseite. Tetsuko Yamashita war nur einen Kilometer von der Explosionsmitte entfernt.
    Sie war ein hübsches Mädchen von 16 Jahren und wurde mit ihrem achtjährigen Bruder verschüttet. Schließlich ausgegraben, erlebte sie medizinische Selektion. Nur wer aus eigener Kraft zum Sanitätszelt kriechen konnte, wurde behandelt. Ihr Bruder starb drei Tage später in den Armen der Mutter. Yoriko Yamashita selbst erkrankte an Schilddrüsenkrebs und hatte mehrere Fehlgeburten. Schließlich gebar sie einen gesunden Sohn, heute ein renommierter Dirigent, in dem sie die Wiedergeburt ihres Bruders sieht. Suzuko Numata, 20 Jahre jung, frisch verlobt, 800 Meter entfernt, verlor ihr rechtes Bein, wurde später depressiv und wollte sich im Fluss ertränken.
    Da sah sie, dass aus einem der in der Atomhölle verbrannten Bäume grüne Triebe schlugen. Sie sammelte den Samen dieses Baumes, verpflanzte den Baum vor das Atommuseum in Hiroshima und sitzt heute jeden Tag dort und verschenkt den Samen an Kinder und Jugendliche – in der Hoffnung auf Frieden und niemalige Wiederkehr des damaligen Schreckens. Am 6. August 1945 war die Atombombe genau 20 Tage alt. Das „Manhattan Projekt“ war als Waffe gegen das Hitler-Deutschland konzipiert und von Wissenschaftlern der verschiedensten Nationen entwickelt worden.
    Die erste Atombombe wurde dann am 16. Juli 1945, um 5:25 Uhr, in der Wüste von Nevada gezündet. Forschungsleiter J. Robert Oppenheimer damals: „Wir wussten, die Welt war danach nicht mehr die gleiche.“ Die Wissenschaftler, von denen sich später viele von dem Projekt abwandten, u. a. Albert Einstein und Joseph Rotblat, spürten apokalyptisches Schaudern ähnlich der altindischen Weissagung: „Der mächtige Tod bin ich, der die Vernichtung der Menschheit bringt.“ Der Ort der Explosion wurde „Trinity Site“, Ort der Dreifaltigkeit, genannt.
    Ein Ort, wie Kritiker später formulierten, der unheiligen Allianz von Wissenschaft, Militär und Politik. Autor und Regisseur Bernd Dost kommt in seiner Dokumentation, die auf dem gleichnamigen dtv-Buch des Münchner Historikers Dr. Detlev Bald basiert, zu der überraschenden Schlussfolgerung: Wenn die Opfer der Atombombe von Hiroshima und Nagasaki nicht Jahr um Jahr unser Bewusstsein für die Schrecken atomarer Vernichtung geschärft hätten, wäre möglicherweise die Bombe tatsächlich zum Vernichter der Welt geworden.
    Zeitzeugen für diesen Film sind, neben „hibakushas“ und Jesuitenpater Luhmer, – Exbundeskanzler Helmut Schmidt, – Michail Gorbatschow, – der Atomphysiker Joseph Rotblat, einer der am „Manhattan Projekt“ beteiligten Wissenschaftler und Friedensnobelpreisträger mit der Pugwashbewegung – der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter, – der Diplomat Hans-Georg Wieck. Pater Luhmer betrachtet noch jeden Tag ein kleines metallenes Kleinod, das er aus Hiroshima gerettet hat: Jesus Christus am Kreuz, geschmolzen im atomaren Brand. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.06.1999Das Erste
  • Folge 8
    Zu einer ungewöhnlicher Tageszeit, um die Mitternachtsstunde des 14. zum 15. August 1947, war das Parlament von Neu-Delhi hell erleuchtet. Es war ein außergewöhnlicher nächtlicher Anblick und was im Inneren des Gebäudes passierte, sollte das Schicksal eines ganzen Subkontinents verändern. Jawaharlal Nehru sagte in seiner berühmt gewordenen Rede in der er die Erlangung der Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft feierte: „Um Mitternacht, wenn die Welt schläft, wird Indien zum Leben und zur Freiheit erwachen. Es ist dies ein Augenblick, den man nur selten in der Geschichte erlebt: Wir lösen uns von dem Alten und begegnen dem Neuen, ein Zeitalter endet, und die Seele der Nation, die lange unterdrückt war, äußert sich frei und ungehemmt.
    Es ziemt sich, dass wir in diesem feierlichen Augenblick uns zum Dienst an Indien und seinem Volk und zum Dienst an der Menschheit verpflichten. Wir müssen hart arbeiten, um unsere Träume zur Wirklichkeit werden zu lassen. Diese Träume gehören Indien. Aber sie gelten auch der Welt, denn alle Völker und Nationen sind eng miteinander verbunden, so dass kein Volk mehr glauben kann, dass es allein für sich leben kann.
    Der Friede, so heißt es, ist unteilbar, das gilt auch für die Freiheit und für den Wohlstand und für das Unheil in dieser Einen Welt, die sich nicht länger in isolierte Fragmente aufteilen lässt …“ Indien erhielt nun den Status eines Dominions (was die britische Regierung bis 1947 abgelehnt hatte), den es bis zum 26. Januar 1950, als die neue Verfassung in Kraft trat, innehatte. Am Morgen des 15. August begannen die eigentlichen Feierlichkeiten, die Tage dauerten. Der letzte britische Vizekönig Lord Louis Mountbatten wurde als erster Generalgouverneur des neuen Staates vereidigt, und vor einer begeisterten Menge wurde die neue indische Fahne gehisst.
    Kurz darauf flog Mountbatten nach Bombay, um das erste Kontingent britischer Truppen, das Indien verließ, zu verabschieden. Doch die Unabhängigkeit hatte ihren Preis: die Teilung des Landes in den hinduistischen Staat Indien und den neuen Muslimstaat Pakistan. Die „Vivisektion“ Indiens, wie Mahatma Gandhi die Teilung nannte, entwurzelte in den Folgemonaten über 10 Millionen Menschen.
    Einige Hunderttausende starben bei der von grauenhaften Verbrechen begleiteten Völkerwanderung von Hindus nach Indien und Muslimen nach Pakistan. Gandhi, der sich unermüdlich für ein Ende der Aggressionen zwischen Hindus und Muslimen einsetzte, wurde Opfer eines Attentats. Nehru, Gandhis ungleicher Weggefährte im Nationalkongress, wurde von den Briten schon fünf Wochen später an den Verhandlungstisch geholt. Die zukünftige Unabhängigkeit Indiens war bereits eine beschlossene Sache, es ging nur noch darum, ob Indien geteilt würde oder nicht.
    1946 wurde Nehru zum Interimspremierminister ernannt. Es gab blutige Konflikte mit der pakistanischen Muslimliga, ein „Balkan-Plan“ Mountbattens, nach dem die Provinzen Britisch-Indiens jede für sich in die Unabhängigkeit entlassen werden sollte, entsetzte Nehru. Er zog die Teilung in zwei Staaten vor. Indien wurde für viele andere Kolonien zum Vorbild, das Ende anderer Kolonialreiche war nur noch eine Frage der Zeit. Als Nehru 1964 starb, war im wesentlichen bereits eine Entwicklung abgeschlossen, die mit der Unabhängigkeit Indiens begonnen hatte: Sie war der Anfang vom Ende der Kolonialherrschaften. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.06.1999Das Erste
  • Folge 9
    Als einen „geschichtlichen Augenblick“ lobte der damalige Bundeskanzler Adenauer die Unterzeichnung der Römischen Verträge am 25. März 1957 im Konservatorenpalast auf dem Kapitol in der italienischen Hauptstadt. Und auch die Außenminister der anderen beteiligten Ländern sparten nicht mit Lob, sprachen von einem der bedeutendsten Tage in der Geschichte Europas. Die breite Bevölkerung hingegen – und da dürfte man gelegentlich Parallelen zu heute finden – nahm das Ereig00is eher gleichgültig und desinteressiert hin: Die Unterzeichnung der „Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft“ durch Frankreich, Italien, die Bundesrepublik Deutschland und die Benelux-Staaten (Belgien, Niederlande, Luxemburg).
    Die Dokumentation untersucht, welche Bedeutung der Tag als Grundstein für die Europäische Union hat, zeichnet den Weg nach, den Europa nach dem Krieg genommen hat, und fragt, inwieweit sich Hoffnungen und Ängste bestätigt haben. Denn letztlich ist die Geschichte der Europäischen Integration „eine chaotische Geschichte mit gelegentlichen dynamischen, sogar euphorischen Abschnitten, aber auch mit Perioden voller Zweifel und heftiger Krisen“, so der Franzose Jacques Delors, ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission. Die Betrachtung dieses Weges, an dessen Ende ein supranationales Europa stehen könnte, soll zugleich eine Standortbestimmung ermöglichen und einen Ausblick ins nächste Jahrhundert versuchen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.06.1999Das Erste
  • Folge 10
    „The torch has been passed to a new generation of Americans“, die Fackel ist übergeben – dieses Motto in John F. Kennedys Antrittsrede sollte eine ganze Generation beflügeln. Am 20. Januar 1961 tritt Kennedy im Alter von 44 Jahren sein Amt als 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika an, das er im November 1960 mit knapper Mehrheit gegen Richard Nixon errungen hatte. Kennedys Aufruf zur politischen Neubesinnung, aber auch ein neuer Regierungsstil verleihen dem Beginn seiner Amtszeit den Charakter eines Durchbruchs der jungen Generation. John F. Kennedy ist der jüngste Präsident in der Geschichte Amerikas, und mit seinem frühen Tod wird er zur Legende.
    Der Film zeichnet den Mythos Kennedy nach, aber er zeigt auch die Schattenseiten. Ausgehend vom Tag des Regierungsantritts und dem, was in der Welt um diesen Tag herum geschah, erinnert er an Veränderungen, die mit der Person Kennedys verbunden sind und die noch heute weltweit Politik bestimmen. Die wachsende Bedeutung internationaler Angelegenheiten für das Präsidentenamt, neue Beziehungen zu Ländern der Dritten Welt, der Beginn des Raumfahrtund des Medienzeitalters, ein neues Selbstverständnis der amerikanischen Gesellschaft im Kampf um die Bürgerrechte und ein Militärapparat nie gekannten Ausmaßes als Waffe im Krieg der Systeme.
    Die neue Generation, das waren für Kennedy Männer und Frauen, die in der Weltwirtschaftskrise und im Zweiten Weltkrieg erwachsen geworden waren, Menschen, die „jeden Preis bezahlen, sich jede Last aufbürden, mit jeder Entbehrung fertig werden, jeden Freund unterstützen und jedem Feind entgegentreten, um das Überleben und den Erfolg der Freiheit sicherzustellen“. Doch als neue Generation verstehen sich auch diejenigen, die protestieren werden gegen den Rassismus im eigenen Land und gegen den Vietnamkrieg. „Die Geschichte wird über unsere Taten richten“, hatte John F. Kennedy seine Antrittsrede abgeschlossen. Der Film wagt eine Bestandsaufnahme am Ende des 20. Jahrhunderts. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.06.1999Das Erste
  • Folge 11
    Im Mai 1967 erzwang der ägyptische Präsident Gamal Abd el Nasser den Abzug der UN-Friedenstruppen aus dem Sinai und sperrte den Golf von Aqaba. Israel fasste dies als Angriff auf seine vitalen Interessen auf. Am Morgen des 5. Juni 1967 eröffnete Israel mit einem verheerenden Präventivschlag gegen die ägyptische Luftwaffe die seit Tagen erwartete Schlacht im Sinai. Kurz vor 8 Uhr starteten mehr als 180 israelische Jagdbomber über das Mittelmeer in Richtung Sinai und Nil. Ihrem anderthalbstündigen Einsatz im ägyptischen Luftraum folgte eine zweite Angriffswelle in annähernd gleicher Stärke.
    Im Inferno der Raketen, Bordkanonen und Bomben gingen mehr als 300 der am Boden be- findlichen ägyptischen MiGs, alle 30 der gefürchteten TU-16-Langstreckenbomber, Munitions- und Tanklager, Radar- und Luftabwehrstellungen in Flammen auf. Von den 440 einsatz- fähigen Maschinen der ägyptischen Luftwaffe war nur noch ein Zehntel übriggeblieben. In Jordanien saß König Hussein noch beim Frühstück, als am 5. Juli die Radiomeldungen vom Ausbruch der Kämpfe im Sinai eintrafen. Der 32jährige Monarch hatte am 30. Mai mit Nasser ein ägyptisch-jordanisches Militärbündnis geschlossen.
    Als die erste israelische Angriffswelle bereits die Hälfte der ägyptischen Luftwaffe zerstört hatte, funkte das Hauptquartier in Kairo einen ersten Lagebericht; die angreifenden israelischen Maschinen seien zu 75 Prozent vernichtet worden, die ägyptische Luftwaffe sei zum Gegenangriff angetreten und im Sinai seien die ägyptischen Panzer auf dem Vormarsch. Israel warnte die Jordanier, in den Krieg einzutreten, aber Hussein glaubte den ägyptischen Erfolgsmeldungen und befahl seinen Truppen loszuschlagen. Ein fataler Fehler. Bald türmten sich auf jordanischer Seite ausgebrannte Panzer, Mannschaftstransporter und Geschütze zu Schrottbergen auf.
    Ein Strom von mehr als 100.000 palästinensischen Flüchtlingen aus Lagern, Dörfern und Städten der jetzt von Israel besetzten Westbank zog nach Jordanien. Dieser Krieg war der vorläufige Höhepunkt eines seit 1917 andauernden israelischarabischen Konflikts, und er schuf menschliche und territoriale Fakten, die das Spannungsfeld Nahost bis in die heutige Zeit bestimmen. Die Dokumentaion zeichnet die dramatischen Tage nach, lässt Zeitzeugen aller beteiligten Parteien ihre Sicht der Realität schildern und beschreibt die mühsame Suche nach Frieden in den folgenden Jahrzehnten. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.06.1999Das Erste
  • Folge 12
    Am 13. Mai 1968 erlebt Paris einen der größten Demonstrationszüge seiner Geschichte. Eine Million Menschen, Studenten und Arbeiter, ziehen durch die Straßen. Es herrscht Generalstreik. Die Studentenrevolte ist in eine Volksbewegung umgeschlagen. Staatspräsident de Gaulle schweigt. Die Polizei, die noch vor Tagen im Studentenviertel wütete, ist nicht zu sehen. Das alte Regime scheint am Ende. Die Stimmung unter den Demonstranten ist euphorisch. Aber es ist eine trügerische Euphorie. Die Studenten haben die Kontrolle über die Ereignisse längst verloren. Ende Mai benötigt de Gaulle nur eine Ansprache von wenigen Minuten, um die Macht über die Straße zurückzugewinnen.
    ’68 war die letzte Revolte, die es mit den großen Fragen der Weltgeschichte aufnahm. Es ging nicht nur gegen den Vietnamkrieg und den „Muff unter den Talaren“, sondern gegen „Imperialismus und Ausbeutung“. Alles schien auf eine bessere Welt zuzulaufen. Bis im August 1968 die russischen Panzer durch Prag rollten, bis Ende der 70er Jahre die ökologische Katastrophe ins Bewusstsein rückte, schließlich auch noch Aids. Nicht einmal die sexuelle Befreiung wollte dauerhaft gelingen. Spätestens von da an hörte sich die Bezeichnung „68er“ irgendwie abwertend an.
    Vermutlich auch deshalb, weil mittlerweile offensichtlich geworden war, dass die Verbindung von Protestbewegung und Popkultur eine Kulturindustrie hervorgebracht hatte, die erfolgreich wie noch nie die Jugendlichen in aller Welt uniformierte und jede Regung einer Subkultur ungerührt vermarktete. Die „68er“ veränderten die Welt dennoch gründlich, weil sie den Autoritäten demonstrativ und anfangs auch mit viel Witz misstrauten. Auf diesem Gebiet waren sie erfolgreich, weil die westlichen Gesellschaften genau dieses kritische Bewusstsein benötigten, um im Konkurrenzkampf untereinander bestehen zu können. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.07.1999Das Erste
  • Folge 13
    Sonntag, 20. Juli 1969, Houston/​Texas, 23:45 Uhr Ortszeit. Zwei amerikanische Astronauten machen sich daran, einen uralten Menschheitstraum zu verwirklichen. Neil Armstrong öffnet die Luke des Mondlandevehikels und setzt als erster Mensch seinen Fuß auf einen fremden Himmelskörper. „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit.“ Ein Satz, der um die Welt ging. Wie groß der Schritt tatsächlich gewesen ist, ist bis heute nicht entschieden. Präsident Nixon führte ein interplanetarisches Telefongespräch mit den beiden Mond-Helden. „Mit dem, was Sie vollbracht haben, ist der Himmel ein Teil der menschlichen Welt geworden.“ (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.07.1999Das Erste
  • Folge 14
    Die Nachkriegszeit endete an einem Freitag, nachmittags um 17 Uhr. Auf dem Tisch vor den 35 Staats- und Regierungschefs lag die Schlussakte der „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (KSZE), in grünes Leder gebunden, 100 Seiten stark. Bundeskanzler Helmut Schmidt unterschrieb als erster, dann der erste Sekretär des ZK der SED, Erich Honecker. Siebzehn Minuten dauerte die Zeremonie. Dann anhaltender Applaus der Chefs. Zwei Jahre lang hatten Diplomaten über das Dokument verhandelt. Um nicht weniger war es gegangen, als den weltpolitischen Krisenherd Europa endlich, 30 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, durch Kooperation statt weiterer Konfrontation zwischen Ost und West zu entschärfen.
    Die 35 Unterzeichner-Staaten versicherten feierlich, die nach 1945 in Europa entstandenen Grenzen anzuerkennen und sich jeder Einmischung in die inneren Angelegenheiten von Staaten zu enthalten. Dies entsprach vor allem dem Interesse der Sowjetunion nach Anerkennung ihres Machtbereichs in Osteuropa. Im Gegenzug – auch wenn die Schlussakte dies natürlich nicht so formuliert – verpflichteten sich die Sowjetunion und ihre Verbündeten im Warschauer Pakt, künftig die Menschenrechte zu achten, Reiseerleichterungen zu schaffen und den freien Informationsfluss über ideologische und militärische Grenzen hinweg zu fördern.
    Mit der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki endeten nicht gleichzeitig die gefährlichen Spannungen, die sich im Laufe des Kalten Krieges gebildet und mehrmals an den Rand eines neuen Weltkrieges geführt hatten (Berlinkrise, Kuba). Aber mit der Anerkennung des Status quo durch den Westen verlor die UdSSR ein entscheidendes Machtinstrument gegenüber ihren eigenen Partnern, was schließlich zur Auflösung des Warschauer Paktes und des Sowjetreiches selbst führte. (Text: Phoenix)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.07.1999Das Erste
  • Folge 15
    Am 15. November 1975 trafen sich die Staats- und Regierungschefs der sechs wichtigsten Industrieländer erstmals zum Gespräch über ökonomische Fragen. Aus diesem Treffen, das im Schloss Rambouillet in der Nähe von Paris stattfand, entwickelte sich der Weltwirtschaftsgipfel, der unter dem Namen G-7-Treffen zur festen Institution wurde. Im Mittelpunkt der Dokumentation stehen die Politiker Helmut Schmidt, Valéry Giscard d’Estaing und Henry Kissinger. In Interviews erinnern sie sich, welche geopolitischen Entwicklungen zu dem Treffen führten, bei dem sich erstmals die Führer der wichtigsten Industrienationen an einen Tisch setzten und ihre gemeinsamen Interessen definierten.
    Frei vom Druck der jeweiligen nationalen Politik, der Bedächtigkeit und Vorsicht bürokratischer Apparate, sollten Meinungen reifen und Entscheidungen getroffen werden können, Finanz- und Außenminister sollten zwar mit dabei sein, um, wenn gewünscht, Ratschläge in Fachfragen beizusteuern, jedoch nicht zur Hausrunde gehören. Initiiert hatten das Treffen damals die Regierungschefs Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing.
    Das Tagungsjahr 1975 stand unter den Auswirkungen der Ölkrise und einer weltweiten Rezession. Das System von Bretton Woods war zusammengebrochen. Dieser für die teilnehmenden Industrienationen alarmierende Zustand und die Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren zwang die Teilnehmer an einen Tisch mit dem Ziel, Lösungsansätze zu finden, die über die nationalen Interessen hinaus gingen. Der Weltwirtschaftsgipfel war geboren. (Text: Phoenix)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.07.1999Das Erste
  • Folge 16
    In einer Situation, in der die Weltmacht Sowjetunion taumelt zwischen Größenwahn und Niedergang, ökonomischer Ohnmacht, gesellschaftlicher Stagnation und demonstrativer Stärke erklimmt der 54-jährige Michail Gorbatschow die höchste Stufe der Macht. Am 11. März 1985 wird er Generalsekretär der KPdSU. Es ist, was damals noch niemand ahnt, der Tag, an dem das politische Koordinatensystem der Welt zu wanken beginnt. Gorbatschow glaubt an die Reformierbarkeit des erstarrten kommunistischen Systems und wird ungewollt zu dessen Totengräber. Mit „Glasnost“ und „Perestroika“ und der Null-Lösung im atomaren Wettrüsten leitet er eine dramatische Wende in der Innen- und Außenpolitik seines Landes ein, an dessen Ende 1991 die Auflösung der Sowjetunion stehen wird.
    Vier Jahre nach seinem Machtantritt ist der jahrzehntelange Wettlauf der Systeme bereits entschieden, der real existierende Sozialismus ist sichtbar gescheitert in der Sowjetunion und in den Staaten des Warschauer Pakts. Eduard Schewardnadse, heute Präsident von Georgien, war 1985 der wichtigste sowjetische Politiker neben Gorbatschow. Er war es, der den endgültigen Zusammenbruch des Sowjetsystems öffentlich prophezeite und die Regierung verließ.
    Schewardnadse berichtet in diesem Film von seinen Ahnungen und Hoffnungen, die Gorbatschows Machtantritt begleiteten. Und Michail Gorbatschow erzählt aus sehr privater Sicht, wie er selbst den 11. März 1985 erlebte. Diese Erinnerungen werden ergänzt durch spannende Archivaufnahmen lokaler und globaler Geschehnisse, die diesen Tag bestimmten und zu einem Datum von welthistorischer Bedeutung werden ließen. Die Dokumentation zeigt die Zusammenhänge und die Folgen von Gorbatschows Machtantritt, den Zusammenbruch des kommunistischen Systems. (Text: Phoenix)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.08.1999Das Erste
  • Folge 17
    26. April 1986, eine Stunde und 24 Minuten nach Mitternacht. In Block vier des Kernkraftwerkes Tschernobyl, gegenüber der 50 000 Einwohner zählenden Stadt Pripjet in der Ukraine, fand ein Experiment statt. Im Verlauf dieses Experimentes wurde der Alarmknopf gedrückt, um den Reaktor rasch abzuschalten. Zeitzeuge Boris Tscholjaschuk, damals Techniker im Kontrollraum: „Damit begann die Katastrophe. Nach wenigen Sekunden gab es einen krachenden Knall, wie wenn ein Behälter zerreißt. Betonteile und Stahlträger stürzten ein.“ Der Reaktor war explodiert, die 1 000 Tonnen schwere Abdeckplatte in die Luft geflogen.
    Ausgerechnet das Notsystem, das den Reaktor schnell und sicher abschalten sollte, brachte ihn zur Explosion. Das Bremspedal wurde zum Gaspedal. Konstruktionsfehler – so der russische Atomwissenschaftler Wladimir M. Tschemousenkow. Boris’ Kollege Alexander Tschernow, ein weiterer Zeitzeuge der ersten Stunden: „Was geschehen war, konnte unmöglich geschehen sein. Aber es hat tatsächlich stattgefunden.“ Stattgefunden hatte die größte Katastrophe menschengemachter Technik – der Super-GAU.
    Der größte anzunehmende Unfall, schlimmer noch: Der größte nicht mehr zu kontrollierende Unfall in einem Atomkraftwerk. Boris Tscholjaschuk: „Wir wollten den Reaktor kühlen, doch es gab keinen Reaktor mehr.“ Hilflosigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung: Stunde um Stunde – bis Mitternacht, 27. April – stieg die Radioaktivität, liefen die Kettenreaktionen unkontrolliert weiter. Dann erst konnten mit Bor und Blei die Spaltprozesse eingedämmt werden.
    Später wurde bekannt, dass bei der Explosion des Reaktors Strahlung in der Größenordnung von 300 Atombomben freigesetzt wurde. 28 Feuerwehrleute starben sofort oder in den nächsten Tagen in der Strahlenklinik Nummer 6 in Moskau. Die radioaktive Wolke breitete sich über Europa aus. Doch die Bevölkerung in der Umgebung des Reaktors und in der Stadt Pripjet wird nicht gewarnt: Familien saßen auf den Balkonen, Kinder spielten im Sand – obwohl die Radioaktivität so hoch war, dass die Strahlung die Emulsion der Filme schwärzte.
    Erst zwei Tage später wurde Evakuierung angeordnet, wurden weite Landstriche der Ukraine und Weissrusslands entvölkert. Äcker versteppen für immer, Häuser verfallen für immer.Ebenfalls zwei Tage nach dem GAU gibt Moskau eine dürftige Nachricht heraus. Sie platzt in die zu diesem Zeitpunkt heftig geführte Debatte um die Zerstörung der Ressourcen, der Lebensgrundlagen der Menschen. Sie platzt in die Diskussion um die Grenzen des Wachstums, um die Vergiftung der Luft, Verschmutzung der Meere, um kranke Kinder und sterbende Wälder.
    Großunfälle wie in Seveso, Bhopal, Harrisburgh hatten die Grenzen des Machbaren bereits aufgezeigt. Die Partei der Grünen hatte sich aus örtlichen Bürgerinitiativen im Kampf gegen die Atomkraft gegründet, und damals schon formulierte der SPD-Altlinke Jochen Steffen: „Die herkömmlichen Parteien wissen keine Antworten mehr.“Die der Reaktorkatastrophe folgenden Tage und Wochen in der Bundesrepublik sind gekennzeichnet durch Nachrichtenchaos und Desinformation.
    Viele Experten und Politiker wiegeln ab: Keine Gefahr und keine Gefährdung, hieß es. Doch als schließlich die Radioaktivität in Luft und Boden anstieg, Kühe nicht mehr auf die Weide, Kinder nicht mehr im Sand spielen durften und „Bequerel“ zum Schlagwort der Stunde wurde, macht eine Personengruppe mobil. Es sind Mütter, die sich in Bürgeraktionen zusammenschließen. Karin Wurzbacher, Mitbegründerin der Initiative „Mütter gegen Atomkraft“: „Wir hatten Angst um unsere Kinder.
    Wir wurden politisch.“In der Ukraine sargten inzwischen 700 000 Soldaten, die aus der gesamten Sowjetunion zusammengezogen wurden, den strahlenden Reaktor ein. Diese Soldaten – Liquidatoren genannt – räumten oft mit bloßen Händen den Schutt und die Trümmer beiseite. Wie viele von ihnen an den Spätfolgen der Radioaktivität erkrankten und vorzeitig starben, ist unbekannt. Je nachdem, ob Befürworter oder Gegner der Atomkraft sich äußern, schwankt die Zahl zwischen einigen hundert und 70 000. Zweifelsfrei ist die Zunahme von Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere Leukämie und Schilddrüsenkrebs.
    Eine Zahl für viele: In den zehn Jahren vor dem GAU litten in Weissrussland nur acht Kinder an Schilddrüsenkrebs, von 1986 bis 1998 aber erkrankten 600. Besonders gefährdet ist die Altersgruppe der heute Dreizehnjährigen – jene Kinder, die den Atomunfall im Mutterleib erlebten. Der Strahlenbiologe Edmund Lengfelder: „Doch das ist der Anfang. In den kommenden Jahren wird jedes dritte Kleinkind in den betroffenen Zonen an Krebs erkranken. Tschernobyl ist eine Katastrophe, die nie endet.“ (Text: BR)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.08.1999Das Erste
  • Folge 18
    Der 9. November 1989 und der 3. Oktober 1990 markieren außerordentliche Daten deutscher Geschichte. Zum erstenmal finden sich die Deutschen in einem Staat, der die nationale Einheit und die politische Freiheit zugleich verwirklicht – ein Ziel, das seit dem 19. Jahrhundert vergeblich angestrebt worden ist. Das Scheitern des Anschlusses an die westliche Zivilgesellschaft hatte nicht nur im Ersten Weltkrieg zu verhängnisvollen Vorstellungen eines deutschen Sonderweges zwischen Ost und West geführt. In der neuen Konstellation des kalten Krieges nach 1945 stellt sich dieser Konflikt verschärft durch die deutsche Teilung.
    Die Bundesrepublik und die DDR befinden sich in einer Werte-Konkurrenz: hier Westdeutschland, ein liberaler Rechtsstaat mit den christlichen Werten und Prinzipien der politischen Aufklärung, eingebunden in die westlichen Demokratie-Vorstellungen; dort Ostdeutschland, rein ideologisch legitimiert, ohne Respektierung der Persönlichkeits-, Grund- und Bürgerrechte: die Durchsetzung einer Diktatur. Dieser Werte-Antagonismus ist in den allgemeinen Ost-West-Konflikt eingebettet. Dargestellt werden jedoch nicht primär die Stationen der Diplomatie- und Politikgeschichte, sondern der politische Emanzipationsprozess innerhalb der deutsch-deutschen Beziehungen – vor allem auf östlicher Seite.
    Während sich im Rahmen der Entspannungspolitik die westdeutsche Seite tendenziell mit dem herrschenden Staatssozialismus abzufinden beginnt, wird er in der DDR durch die Bürgerrechtsbewegung in Frage gestellt und korrigiert. Diese Selbstbesinnung der Menschen auf ihre Bürger- und Freiheitsrechte ist ein wesentlicher Faktor des schließlichen Zusammenbruchs der DDR. (Text: BR)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.08.1999Das Erste
  • Folge 19
    Fünfmal muss Ken Saro-Wiwa den Galgen besteigen, ehe der Henker seinem Leben ein Ende setzen kann: Das Gewicht des kleinen Mannes ist zu gering, um den Nackenwirbel sofort vom Kopf zu trennen. Der Todeskampf des Dichters, dem man einen schwarzen Sack über den Kopf gestülpt hat, ist grässlich und dauert lange. Um 11:30 Uhr am 10. November 1995 sind Ken Saro-Wiwa und seine acht Mitstreiter tot, ihre Leichen werden auf dem Friedhof von Port Harcourt verscharrt. Die nigerianische Militärdiktatur hat sich an den Bürgerrechtlern grausam gerächt.
    Die Hinrichtungen sind der vorläufige Endpunkt einer fatalen Entwicklung für das Volk der Ogoni in Nigeria, die vor 40 Jahren begann. Damals fand man im Gebiet des Nigerdeltas, dem Siedlungsraum der Ogoni, Erdöl. Der Wert des seither geförderten Öls beläuft sich auf über 100 Milliarden Dollar. Doch die Ogoni sind nach wie vor arm, und ihre Umwelt ist praktisch vernichtet. Ein dichtes Netz von Bohrtürmen, Raffinerien und Pipelines durchzieht die Region.
    Das Land ist von den Abfackelungen ständig taghell erleuchtet. Flussläufe brennen, Äcker sind ölgetränkt, das Trinkwasser ist oft verseucht. Atemwegserkrankungen, Krebs, Missbildungen bei Neugeborenen sind bei den Ogoni häufiger als irgendwo sonst auf der Welt. Ken Saro-Wiwa war der Sprecher und die Symbolfigur des Widerstands, den die Ogoni gegen die Zentralregierung Nigerias und die ausländischen Ölkonzerne leisten. In seinem schriftstellerischen Werk klagt er vor allem das Militärregime, die Korruption, die „ethnische Säuberung“ durch die ökonomische Elite des Landes an.
    Kurz vor seinem gewaltsamen Tod wurde er für den Friedensnobelpreis nominiert. Das – für Afrika völlig neue – Thema seiner Bücher ist das von Schwarzen an Schwarzen begangene Unrecht. Am Beispiel des Kampfes der Ogoni beschreibt der WDR-Autor und Grimme-Preisträger Werner Biermann die Grundübel vieler Länder der Dritten Welt. Da gibt es die extreme Abhängigkeit von nur einem Handelsprodukt – auch wenn es, wie in Nigeria, das kostbare Erdöl ist – mit den schlimmen Folgen von Preisschwankungen, dem Verfall der Landwirtschaft, dem Problem der „Schuldenfalle“ – Auslandsschulden für „notwendige Strukturanpassungen“ – und dem luxuriösen Größenwahn der Eliten.
    Da gibt es, in Vielvölker-Staaten, den Konflikt zwischen ethnischen Interessen und wirtschaftlichen oder ökologischen Belangen, der oft zur Etablierung autoritärer zentralistischer Regimes führt. Die Konzerne der Industrieländer nutzen das aus, indem sie sich in Entwicklungsländern Rohstoffe besorgen, sich gemeinsam mit den Machtcliquen bereichern und zugleich diese Machtcliquen zur Niederschlagung von innerem Widerstand einsetzen.
    Afrika ist, entgegen einem zähen Mythos, nicht nur deshalb arm, weil es ausgeplündert wird. Seine eigenen Eliten arbeiten daran mit. Die Ermordung Ken Saro-Wiwas zeigt, dass eine Bürgerrechtsbewegung der Dritten Welt nur dann internationale Aufmerksamkeit erringen kann, wenn es ihr um ökologische Probleme geht. Ansonsten herrschen immer noch Desinteresse und Schweigen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.08.1999Das Erste
  • Folge 20
    Am 26. Dezember 2000 wacht in Boston der 30-jährige Julian West nach einem mehr als 100 Jahre dauernden Schlaf auf. Die Welt hat sich völlig verändert. Arbeit und Geld scheinen gerecht verteilt zu sein, Männer und Frauen ein gleichberechtigtes Verhältnis zu haben und in der Politik glaubt man, zu wahrer Demokratie gefunden zu haben. Julian West ist die Hauptperson in dem 1888 erschienenen Roman von Edward Bellamy: „Rückblick aus dem Jahr 2000“. Ein utopischer Roman über das 20. Jahrhundert, in dem Bellamy mit großem Gespür bereits erkannte, welches die Themen des 20. Jahrhunderts sein werden: das Verhältnis zwischen Arbeit und Industrie, zwischen privatem und öffentlichem Leben und zwischen Freiheit und totalitärem Druck.
    Viele seiner Zeitgenossen hat nichts so sehr fasziniert wie die Vorstellung, den Menschen selbst anders, besser, vollkommener zu machen – der Traum vom „Neuen Menschen“. Die letzte Folge der Dokumentation wählt ein fiktives Datum in der nahen Zukunft, um auf die Vorstellungen zurückzuschauen, die sich Menschen vor rund 100 Jahren vom Ende des 20. Jahrhunderts machten.
    Der Film beschreibt, was aus diesen Utopien im Verlaufe unseres Jahrhunderts geworden ist – im Öffentlichen, wie im Privaten – und in welche Katastrophen diese Vorstellungen getrieben haben, aber auch, welche Hoffnungen Bestand haben werden. Mit Mitteln der neuesten Computeranimation und mit ausgewähltem, bisher z.T. noch nicht gezeigtem historischen Filmmaterial lädt der Beitrag ein zu einer Reise zurück in die Zukunft. Wie viel Zukunft liegt in der Vergangenheit? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.09.1999Das Erste

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