Folge 8

  • 8. Delhi, 15. August 1947 – Das Ende kolonialer Herrschaft

    Folge 8
    Zu einer ungewöhnlicher Tageszeit, um die Mitternachtsstunde des 14. zum 15. August 1947, war das Parlament von Neu-Delhi hell erleuchtet. Es war ein außergewöhnlicher nächtlicher Anblick und was im Inneren des Gebäudes passierte, sollte das Schicksal eines ganzen Subkontinents verändern. Jawaharlal Nehru sagte in seiner berühmt gewordenen Rede in der er die Erlangung der Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft feierte: „Um Mitternacht, wenn die Welt schläft, wird Indien zum Leben und zur Freiheit erwachen. Es ist dies ein Augenblick, den man nur selten in der Geschichte erlebt: Wir lösen uns von dem Alten und begegnen dem Neuen, ein Zeitalter endet, und die Seele der Nation, die lange unterdrückt war, äußert sich frei und ungehemmt.
    Es ziemt sich, dass wir in diesem feierlichen Augenblick uns zum Dienst an Indien und seinem Volk und zum Dienst an der Menschheit verpflichten. Wir müssen hart arbeiten, um unsere Träume zur Wirklichkeit werden zu lassen. Diese Träume gehören Indien. Aber sie gelten auch der Welt, denn alle Völker und Nationen sind eng miteinander verbunden, so dass kein Volk mehr glauben kann, dass es allein für sich leben kann.
    Der Friede, so heißt es, ist unteilbar, das gilt auch für die Freiheit und für den Wohlstand und für das Unheil in dieser Einen Welt, die sich nicht länger in isolierte Fragmente aufteilen lässt …“ Indien erhielt nun den Status eines Dominions (was die britische Regierung bis 1947 abgelehnt hatte), den es bis zum 26. Januar 1950, als die neue Verfassung in Kraft trat, innehatte. Am Morgen des 15. August begannen die eigentlichen Feierlichkeiten, die Tage dauerten. Der letzte britische Vizekönig Lord
    Louis Mountbatten wurde als erster Generalgouverneur des neuen Staates vereidigt, und vor einer begeisterten Menge wurde die neue indische Fahne gehisst.
    Kurz darauf flog Mountbatten nach Bombay, um das erste Kontingent britischer Truppen, das Indien verließ, zu verabschieden. Doch die Unabhängigkeit hatte ihren Preis: die Teilung des Landes in den hinduistischen Staat Indien und den neuen Muslimstaat Pakistan. Die „Vivisektion“ Indiens, wie Mahatma Gandhi die Teilung nannte, entwurzelte in den Folgemonaten über 10 Millionen Menschen.
    Einige Hunderttausende starben bei der von grauenhaften Verbrechen begleiteten Völkerwanderung von Hindus nach Indien und Muslimen nach Pakistan. Gandhi, der sich unermüdlich für ein Ende der Aggressionen zwischen Hindus und Muslimen einsetzte, wurde Opfer eines Attentats. Nehru, Gandhis ungleicher Weggefährte im Nationalkongress, wurde von den Briten schon fünf Wochen später an den Verhandlungstisch geholt. Die zukünftige Unabhängigkeit Indiens war bereits eine beschlossene Sache, es ging nur noch darum, ob Indien geteilt würde oder nicht.
    1946 wurde Nehru zum Interimspremierminister ernannt. Es gab blutige Konflikte mit der pakistanischen Muslimliga, ein „Balkan-Plan“ Mountbattens, nach dem die Provinzen Britisch-Indiens jede für sich in die Unabhängigkeit entlassen werden sollte, entsetzte Nehru. Er zog die Teilung in zwei Staaten vor. Indien wurde für viele andere Kolonien zum Vorbild, das Ende anderer Kolonialreiche war nur noch eine Frage der Zeit. Als Nehru 1964 starb, war im wesentlichen bereits eine Entwicklung abgeschlossen, die mit der Unabhängigkeit Indiens begonnen hatte: Sie war der Anfang vom Ende der Kolonialherrschaften. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.06.1999Das Erste

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Mi 09.06.1999
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