Drei Codeknacker entdeckten und entschlüsselten geheime Briefe von Maria Stuart. Über 440 Jahre lagerten sie in der französischen Nationalbibliothek lagen, ohne dass jemand davon wusste. Es geht um 57 Dokumente aus der Feder der schottischen Königin, die in einer trickreichen Geheimschrift verfasst waren und die sie in englischer Gefangenschaft schrieb. „Terra X“ zeigt, wie ein Forschertrio den historischen Schriftstücken auf die Spur kam. Bereits im Frühjahr 2021 entdeckt der Astrophysiker und Hobby-Codeknacker Satoshi Tomokiyo aus Tokio zufällig mehrere Briefe aus dem 16. Jahrhundert in einem digitalen Archiv der französischen Nationalbibliothek.
Hinweise auf Verfasser und Herkunft der Briefe aus unzähligen, oft nur knapp zwei Millimeter großen fremdartigen Zeichen kann er nicht finden. Erst in Zusammenarbeit mit zwei anderen leidenschaftlichen Hobby-Kryptologen – George Lasry, einem Computerexperten aus Tel Aviv, und Norbert Biermann, Professor an der Hochschule der Künste Berlin – gelingt in mühsamer und langwieriger Analyse und Symbol für Symbol eine Entschlüsselung.
Es dauert ein Jahr, bis die drei Codeknacker den Inhalt der mysteriösen Briefe kennen. Sie machen weiter, und 2023 können sie mit absoluter Sicherheit die historische Sensation vermelden, woher die Schreiben stammen. Es handelt sich um 57 Dokumente, die
Maria Stuart in ihrer Gefangenschaft verfasste. Sie sind entstanden in den Jahren 1578 bis 1584. Die schottische Königin, in ihrem Land in Ungnade gefallen, lebte eingesperrt durch Königin Elisabeth I. in englischen Burgen. Nur per Brief und Bote konnte sie mit ihren Unterstützern kommunizieren, vor allem mit dem französischen Botschafter in London.
Maria Stuart betrieb auf diese Weise ihre Politik, mal klug, mal leichtsinnig, als Monarchin aus ihrer Welt hinter Gittern. Viele dieser Korrespondenzen sollten – unbemerkt von ihren Wächtern – an ihre Verbündeten im Ausland gelangen. Mit einem speziellen Geheimcode versehen und auf verschlungenen Wegen wurde die geheime Post nach draußen geschmuggelt. Die „Terra X“-Dokumentation zeigt den geradezu kriminalistischen Spürsinn, mit dem die drei Codeknacker den Briefen auf die Spur gekommen sind.
Zugleich wird das Schicksal der schottischen Königin, ihre immer tiefere Verstrickung in Verschwörungen und der schicksalhafte Weg in ihr Ende auf dem Schafott nachgezeichnet. Welchen Stellenwert die gefunden Briefe haben, ist eine der großen Fragen, denen jetzt Historiker nachgehen. Immerhin handelt es sich um einen der bedeutendsten Abschnitte europäischer Geschichte des 16. Jahrhunderts, den Machtkampf zwischen zwei verwandten Herrscherinnen in einem von Religionskriegen zerrissenen Europa. (Text: ZDF)