Staffel 6, Folge 1–6

Staffel 6 von „Streetphilosophy“ startete am 03.11.2018 bei arte.
  • Staffel 6, Folge 1 (26 Min.)
    Jonas macht sich mit dem Fixie-Bike auf den Weg zu Model Giannina Müller, die ein durchgetaktetes Jetset-Leben führt: Termine ohne Ende. Gerade packt sie schon wieder ihre Koffer, denn in einer Stunde geht ihr Flieger. „So richtig Langeweile habe ich eigentlich nie“, sagt sie. Gewinnt Gia Zeit durch effiziente Planung? Oder geht ihr Zeit verloren, weil sie die schönen Momente, die sie erlebt, nicht mehr richtig genießen kann? Eine Schafsherde in Brandenburg ist dagegen Entschleunigung pur. Wenn sie eine Straße überquert, müssen die Autofahrer eben warten.
    Und warten. Und warten. Im Gegensatz zu Gia ist Schäfer Knut Kucznik einem natürlichen Rhythmus unterworfen. Er muss seine Herde durch die vier Jahreszeiten bringen. Dabei lebt er aber „so intensiv wie nur möglich“. Wie unterschiedlich wir Zeit wahrnehmen, je nachdem, ob wir in der Stadt, auf dem Land oder aber unter Wasser sind, lernt Jonas bei Apnoe-Taucherin Natalie Camacho. Wem es gelingt, sich fallen zu lassen und mal nicht auf die Uhr zu schauen, kann mit ein bisschen Übung unter Wasser minutenlang die Luft anhalten.
    Auch Langeweile ist eine wichtige Erfahrung, sagt Philosoph Jacob Schmidt, mit dem Jonas zum Nintendo-Zocken verabredet ist. In unserer subjektiven Wahrnehmung kann sich Zeit ausdehnen oder zusammenziehen – oder sich sogar auflösen, wenn wir ganz in einer Tätigkeit aufgehen und im sogenannten Flow sind. Beim Feuerwehrball in Großziethen scheint die Zeit tatsächlich stillzustehen: Hier tanzen die Menschen zu Schlager und zelebrieren die ewige Gegenwart: mit den immer gleichen Texten und den immer gleichen Liedern. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.11.2018arte
  • Staffel 6, Folge 2 (26 Min.)
    Ronja besucht eine türkische Bilderbuchhochzeit mit Autokorso. Taifun und Tuba besiegeln den Bund fürs Leben. Ist es naiv, sich so früh zu binden? Oder ist es gerade gut, wenn das mit der Liebe ein für alle Mal vertraglich geregelt ist? In Berlin scheinen sich viele junge Menschen schwerzutun mit festen Bindungen. Liebe erinnert hier oft an eine Tüte Süßkram: Jeder nimmt sich, worauf er gerade Lust hat. Anything goes. Donat, Peter und Huy, bei denen Ronja zum Grillen eingeladen ist, führen eine offene Beziehung – mal zu dritt, mal nur zu zweit.
    Frei von Definitionen und Regeln. Was macht das mit der Liebe, wenn man sie auf mehrere verteilt? Das Wichtigste ist gar nicht, geliebt zu werden, erklärt Philosophin Johanna Juni, sondern selbst lieben zu können. Liebe ist schließlich eine aktive Tätigkeit, die Fähigkeit, Anderen Hingabe zu schenken. Glaubt man der Soziologin Eva Illouz, sollte man sich auch nicht zu sehr auf das Konzept der romantischen Liebe verlassen. Wer eine Familie gründen und Kinder großziehen will, sollte das vielleicht lieber in einer WG mit Freunden tun.
    Denn bedingungslose Liebe und Treue bis in den Tod – das gibt es wohl nur zwischen Mensch und Tier. „Für einen Hund bist du die ganze Welt“, sagen die Dackel-Liebhaber Judith und Bernd. Ronja ist mit ihnen und ihren Dackeln Ella und Bonnie zu einem Spaziergang in Neukölln verabredet. Sind Hunde am Ende die besseren Partner? Auch die 69-jährige Biggi hat schon viele Männer kommen und wieder gehen sehen. Mit ihr fährt Ronja raus nach Reinickendorf zum Rock-’n’-Roll-Tanzabend. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.11.2018arte
  • Staffel 6, Folge 3
    Ronja besucht einen Gottesdienst der Berlin Church am Potsdamer Platz: ein pompöses Show-Event im Kinosaal. Auf der Bühne: Alaina Mack, Rockstar im Namen Gottes. Wie hat sie zu ihrem Glauben gefunden? Und wie sehr geht es ihr dabei um Gemeinschaft, um das Gefühl, aufgehoben zu sein? Danach lässt sich Ronja von Späti-Verkäufer Emre Celebi hypnotisieren. „Wir machen dein Unterbewusstsein auf und gehen in den Keller“, erklärt er ihr. Muss man daran glauben, damit es funktioniert? Und kann ein guter Hypnotiseur mich alles Mögliche glauben lassen, wenn er nur will? Nicht zu glauben ist jedenfalls unmöglich, sagt Philosophin Elena Loevskaya. Selbst Atheisten haben Überzeugungen – sie glauben zum Beispiel daran, dass Gott nicht existiert.
    Auch in unserem Alltag begegnen wir laufend Erfindungen, die nur funktionieren, weil wir an sie glauben: Geldscheine zum Beispiel oder Verkehrsregeln. Oder Könige wie Prinz Dah Bokpe von Allada, ein Voodoo-Priester, der von seiner Berliner Autowerkstatt aus ein kleines Königreich in Westafrika regiert. „Die Menschen werden immer an mich glauben, weil sie in sich die Wahrheit fühlen“, sagt er. Glaube bedeutet: Etwas erfahren, das nicht sichtbar ist. Und genau das unterscheidet Religion von Wissenschaft, sagt Astrophysiker Noam Libeskind, mit dem Ronja zu einem Spaziergang im Park Babelsberg verabredet ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.11.2018arte
  • Staffel 6, Folge 4 (27 Min.)
    Wie es sich anfühlt, rein äußerlich immer und überall als „fremd“ wahrgenommen zu werden, weiß Paddy Jahn, der als Schauspieler und Misfit-Model arbeitet. Weil er kleinwüchsig ist und von der körperlichen Norm abweicht, starren ihn die Leute auf der Straße an. Auch jeder Einkauf wird für ihn zur Herausforderung, weil die Welt einfach nicht für ihn gebaut ist. Wie sollte man sich ihm gegenüber verhalten? Und wie geht Paddy mit der Rolle des Außenseiters um? Fremdheit bringt immer auch die Frage mit sich: Wer gehört dazu und wer nicht? Und wer entscheidet das? Darüber spricht Jonas mit Winfried in dessen Kleingartenkolonie, die für viele dem Klischee von Deutschland entspricht: Gartenzwerge, Deutschlandfahnen, ordnungsgemäß gestutzte Hecken.
    „Das ist meine Heimat“, sagt Winfried. Wenn es nach ihm geht, geben die Einheimischen die Regeln vor – und die Fremden haben sich daran zu halten. Die syrischen Künstler Medhat, Amr und Ali sind da ganz anderer Meinung: „Wir sind nicht hierhergekommen, um uns anzupassen, sondern auch, um zu teilen“, sagt Medhat.
    Schließlich entwickeln wir uns nur dann weiter, wenn wir uns mit fremden Kulturen auseinandersetzen, wenn wir uns von Anderen in Frage stellen lassen, statt immer nur Bestätigung zu suchen. Wir müssen wieder lernen, das Fremde zuzulassen, erklärt auch die Philosophin Vanessa Ossino, mit der Jonas zum Grillen am Landwehrkanal verabredet ist. Fremdheitserfahrungen machen wir nicht nur im Außen, sondern auch in uns selbst. Etwa dann, wenn wir träumen – oder wenn wir uns im eigenen Körper fremd fühlen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.12.2018arte
  • Staffel 6, Folge 5 (27 Min.)
    Jonas trifft den Kurier Max Siering, der voll und ganz auf sein Rennrad schwört. Eine alte Erfindung, die noch immer unschlagbar einfach und effizient ist: Technik, Intelligenz und Muskelkraft greifen perfekt ineinander, der Mensch verschmilzt mit der Maschine.Die BJJ-Kämpferin Barbara Ruiken dagegen macht sich Körpertechniken zunutze, um Gegner bezwingen zu können, die viel stärker und größer sind als sie. Was macht dieses Wissen mit ihr? Kann sie sich dadurch auch sonst im Leben besser durchsetzen?Grundsätzlich bedeutet Technik immer auch Macht.
    Der Mensch ist ein Mängelwesen und braucht Technik als eine Art „zweite Natur“, als Erweiterung seines Körpers und seiner Fähigkeiten. Darüber spricht Jonas mit Philosoph Marco Weimer, mit dem er in einer alten Industrieanlage in Brandenburg verabredet ist.Der Fotokünstler Maciej Markowicz hat sich einen Traum erfüllt: Er hat sich ein Boot gebaut, das zugleich so etwas wie eine schwimmende Kamera ist. Mit ihm schippert Jonas über die Spree in den Sonnenuntergang.
    Maciej fragt nach dem Sinn des technologischen Fortschritts: Brauchen wir wirklich jedes neue Smartphone? Gibt es eine Grenze, die wir nicht überschreiten sollten? Oder liegt es einfach in unserer Natur, dass wir immer höher hinaus wollen, bis wir irgendwann den Mars besiedelt haben?In Berlin-Marzahn basteln die „PT Scientists“ genau daran: An Rovern, die sie in den Weltraum schießen wollen. Ingenieur Karsten Becker erklärt Jonas, was hinter der Idee steckt und welchen Vorteil das der Menschheit bringt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.12.2018arte
  • Staffel 6, Folge 6 (26 Min.)
    Beim Zusammenpacken erzählt Ronja Milosz von ihrer Begegnung mit Lommel, der in den 70ern den Motorradclub „Born to be wild“ gegründet und drei Jahre im Gefängnis verbracht hat. Heute ist er fast 70 Jahre alt. Fordert ein wildes Leben irgendwann seinen Tribut? Gibt es Dinge, die Lommel bereut? Und ist Wildheit ein Privileg der Jugend – oder kann man auch im Alter noch wild sein? Das versucht Ronja am Rande eines Bikertreffens herauszufinden. Milosz erinnert sich unterdessen an seine Begegnung mit dem Landvermesser Martin Ullner, dessen Beruf das Gegenteil von wild ist.
    Er vermisst Grundstücke, schafft mit seinen Messgeräten Ordnung und Klarheit, wo vorher Chaos war – und schlichtet dadurch auch Nachbarschaftskonflikte. „Ich schaffe Grenzfrieden“, sagt Martin. Stimmt das? Oder hat Rousseau recht, wenn er behauptet, dass mit der Abgrenzung von Privateigentum Krieg und Leid in die Welt kommen? Dabei scheint die Zivilisation doch eindeutig Vorteile für uns Menschen zu haben. Auch Rousseau hat schließlich erkannt, dass es einen Gesellschaftsvertrag braucht.
    Und muss man überhaupt die Stadt verlassen, um Wildheit zu finden? Vielleicht reicht es schon, sich eine Maske aufzusetzen und durchzudrehen – wie beim Karneval. Das erinnert Ronja an eine orgiastische Kostümparty in Kreuzberg, bei der sie den Kostümverleiher Wolf und seinen Gewandmeister König Klaus kennengelernt hat. Für die beiden ist klar: Wildheit liegt in der Natur des Menschen. Und das Kostüm gibt dir die Möglichkeit, ein ganz anderer zu sein, wenn auch nur für eine Nacht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.12.2018arte

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