40 Jahre RTL: Harry, Werner, Linda und Ulla – meine Gameshow-Helden der 90er

Erinnerungen zum runden Geburtstag des Senders

Dennis Braun
Dennis Braun – 06.01.2024, 10:00 Uhr

Meine RTL-Helden der 90er: (v. l.) Linda de Mol, Werner Schulze-Erdel, Ulla Kock am Brink und Harry Wijnvoord – Bild: Imago/Horst Galuschka/Imago/teutopress/Collage by TV Wunschliste
Meine RTL-Helden der 90er: (v. l.) Linda de Mol, Werner Schulze-Erdel, Ulla Kock am Brink und Harry Wijnvoord

Vor 40 Jahren, am 2. Januar 1984, ging der zweite deutsche Privatsender an den Start: RTL, der bis zum 31. Oktober 1992 unter dem Namen RTLplus firmierte. Das runde Jubiläum nimmt die Redaktion von fernsehserien.de zum Anlass, um dem Sender zu gratulieren: In den kommenden Wochen teilen Redakteure und Mitarbeiter der unterschiedlichsten Generationen ihre Erinnerungen und persönlichen Gedanken rund um RTL. Heute berichtet Redakteur Dennis Braun von seiner Liebe zu den Gameshows.

Als Kind der 90er hat mich RTL maßgeblich geprägt – zum einen durch den 1995 an den Start gegangenen Kindersender Super RTL. Hier tummelten sich sämtliche Serien, die ich teilweise schon zuvor im Kinderprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender entdeckt hatte und die in der sogenannten „Disney Primetime“ ab 18 Uhr an einem Stück ausgestrahlt wurden. Meine größten Favoriten waren hier „Abenteuer mit Micky & Donald“, „Disneys Gummibärenbande“, „Goofy und Max“, „Chip & Chap“, „Käpt’n Balu & seine tollkühne Crew“, „Darkwing Duck“ und vor allem „Die Dinos“.

Sehr früh kam ich durch den Hauptsender RTL allerdings auch mit Gameshows in Berührung – regelmäßigen Besuchen bei meinen Großeltern sei Dank. Am Vormittag (noch vor meiner Einschulung 1996) zogen mich vor allem „Der Preis ist heiß“ und „Familien-Duell“ in ihren Bann. Natürlich war ich noch zu klein, um zu wissen, wie viel DM ein Produkt kostet oder was 100 Leute auf eine bestimmte Frage geantwortet haben. Dennoch hatte ich auch so große Freude beim Mitfiebern mit den Kandidaten und legte mein Augenmerk schon damals auf Studiodeko, Titelmusik und Spieletechnik. Der onkelige Harry Wijnvoord und der manchmal etwas schmierige, aber keinesfalls unsympathische Werner Schulze-Erdel begleiteten mich durch viele Vormittage.

Die 90er waren aber auch das Jahrzehnt der Powerfrauen – besonders der holländischen. Marijke Amado brachte mit ihrer „Mini Playback Show“ „Kleine ganz groß raus“ und war damit für mich ebenso Pflichtprogramm wie Linda de Mols „Traumhochzeit“. Hier waren es weniger die vor Romantik triefenden Heiratsanträge als mehr die Spiele, die mich faszinierten. Die legendäre Champagnerpyramide etwa ließ mich nicht nur einmal die Luft anhalten. Ebenso großer Fan war ich vom „Domino Day“ und der leider längst in Vergessenheit geratenen Action-Gameshow „Hausfieber“, die es nur auf elf Ausgaben brachte.

Diese nahm unverkennbar Anleihen an der „100.000 Mark Show“, die für Ulla Kock am Brink ab 1993 den Durchbruch bedeutete und meiner Mutter und mir viele spannungsgeladene Samstagabende bescherte. Sport- und Wissensspiele wechselten sich in hohem Tempo ab, im Finale wartete mit dem heißen Draht das vermutlich nervenzerfetzendste TV-Spiel der 90er und wenn die Computerstimme am Tresor tönte „Der von Ihnen eingegebene Code ist … … …“, hatte man brutto 105 Minuten bester Unterhaltung hinter sich.

Genau diese aufs Wesentliche komprimierten Formate vermisse ich heute nicht nur bei RTL, sondern bei allen deutschen Sendern. Damals musste man sich noch nicht künstlich wachhalten, um das Ende einer Show mitzuerleben, sondern kam bereits um 22:00 Uhr ins Bett – oder blieb gleich für andere Kultshows wie „Wie bitte?!“ oder „RTL Samstag Nacht“ dran. Obwohl die Neuauflagen von „Der Preis ist heiß“ oder der „100.000 Mark Show“ durchaus ordentlich und glücklicherweise mit den Original-Moderatoren umgesetzt wurden, gerieten sie wie so viele andere Reboots teils massiv zu lang.

Ob es jemals wieder ein „Back to the roots“ geben wird, vermag ich nicht zu spekulieren – allerdings bin ich sehr glücklich, die Hochphase von RTL vor allem in Sachen eigenproduzierter Gameshows miterlebt zu haben. Sicherlich gab es auch später immer mal wieder innovative neue Formate oder Adaptionen („Wer wird Millionär?“ lässt grüßen), an den Charme ihrer 90er-Kollegen kamen sie für mich aber größtenteils nicht heran – selbst wenn ich die eigene Kindheit, die man gerne mal etwas zu sehr glorifiziert, ein wenig außen vor lasse.

Über den Autor

Dennis Braun, geboren einen Tag nach dem Mauerfall, ist ein richtiges Kind der 90er und Retro-Fan. Neben schaurig-schöner Eurodance-Musik kann er sich auch heute noch an diversen Gameshows wie „Geh aufs Ganze!“, „Glücksrad“, „familien duell“ oder „Der Preis ist heiß“ erfreuen, die er damals sehr häufig bei und mit seinen Großeltern geschaut hat. Daneben hat er ein Herz für gut gemachte deutsche Comedy, die allerdings bekanntermaßen recht spärlich gesät ist. Wenngleich er kein wirklicher Serienjunkie ist, laufen ihm dennoch ab und zu ein paar Produktionen wie der „Club der roten Bänder“ oder „The Strain“ über den Weg, die ihn in ihren Bann ziehen. Bereits seit Januar 2013 für fernsehserien.de tätig, verstärkt er seit März 2016 auch die Newsredaktion und kennt sich besonders im nationalen Bereich gut aus.

Lieblingsserien: Pastewka, Club der roten Bänder, Die Dinos

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1991) am

    Ich finde es schade, dass RTL bis auf seine Dailys mittlerweile kaum noch eigene Serien produziert.
    Ich denke an Im Namen des Gesetzes, Der Clown, Medicopter 117, Hinter Gittern, Dr. Stefan Frank. Da hatten sie noch Geld in die Hand genommen gehabt. Jetzt gibt es nur noch billigen Trash.
    • am via tvforen.de

      Besser geworden ist RTL(plus) in den 40 Jahren nicht,eher das Gegenteil.
      • am via tvforen.de

        Alan schrieb:
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        > Besser geworden ist RTL(plus) in den 40 Jahren
        > nicht,eher das Gegenteil.

        Das ist mir egal. Ich picke mir nur die Rosinen aus dem RTL-Kuchen heraus. Solange die ihre Qualität behalten, dürfen die schlechten Sendungen von mir aus noch schlechter werden. Die sehe ich ja sowieso nicht.
      • am via tvforen.de

        U-56 schrieb:
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        > Alan schrieb:
        > --------------------------------------------------
        > -----
        > > Besser geworden ist RTL(plus) in den 40 Jahren
        > > nicht,eher das Gegenteil.
        >
        > Das ist mir egal. Ich picke mir nur die Rosinen
        > aus dem RTL-Kuchen heraus. Solange die ihre
        > Qualität behalten, dürfen die schlechten
        > Sendungen von mir aus noch schlechter werden. Die
        > sehe ich ja sowieso nicht.

        Ich finde dort nichts mehr ausser ab und an mal eine US Serie die dort in Dauerschleife abgespielt wird,beim durchzappen.Aber ist nicht der rede wert,wenn es RTL nicht geben würde,wie auch andere TV Sender zb,SAT1,RTL2 usw es würde mir nicht mehr auffallen.
      • am via tvforen.de

        Exakt
    • am

      Dass die es wagen, so etwas überhaupt noch zu feiern! Das Privatfernsehen, einst vielversprechend und im ersten Jahrzehnt in der Tat als gute Alternative zum ÖRR, gestartet, hat sich spätestens seit den 2000er-Jahren immer mehr in eine öde, volksverdummende Anstalt verwandelt. Man schaue sich nur an, was für Generationen entstanden sind, die mit diesen Kanälen großgeworden sind! RTL und Sat1 sollten heute mutig sein und ihr Programm vollständig einstellen, 40 Jahre sind bereits zuviel.
      • am via tvforen.de

        Gestern Abend habe ich mir das Jubiläumsquiz angesehen und fand es sehr unterhaltsam. Viele alte bekannte und unbekannte Ausschnitte wurden gezeigt, wozu Sonja Zietlow Fragen stellte, die von den sechs Kandidaten, alles alte RTL-Hasen (vielleicht mit Ausnahme von Ilka Bessin), beantwortet werden mussten.

        Die meisten RTL-Formate kenne ich nur aus Diskussionen darüber. Wirklich gesehen habe ich nur wenige. Deshalb kannte ich auch keine einzige der von Wigald Boning auf seiner Blockflöte dargebotenen Titelmelodien. Interessanterweise erkannte Günther Jauch nicht mal die Töne seiner ehemaligen Sendung "Stern TV". Hatte Wigald Boning wirklich so falsch gespielt?

        Etwas unheimlich wirkten die Wesen, die in kurzen Einspielfilmen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erschaffen worden waren. Aktuelle RTL-Stars unterhielten sich mit ihren Ebenbildern aus ihrer Anfangszeit "beim RTL". Der KI-Jauch ähnelte dem heutigen Jauch dabei etwas mehr als dem damaligen. Sehr interessant, was mit KI inzwischen möglich ist!

        Als Sonja Zietlow das Schlussspiel, ein 24-teiliges Memory, erklärte, kam ich mir vor wie bei "Denn sie wissen nicht, was passiert". Die vorher erspielten Punkte waren plötzlich nichts mehr wert und nur die Reihenfolge der drei Teams war ausschlaggebend dafür, wer im Finale anfangen musste. Das Wissen über die RTL-Formate, das vier Stunden lang im Vordergrund gestanden hatte, wurde also weniger bewertet als die Merkfähigkeit der Kandidaten in den letzten Minuten!

        Einen Kritikpunkt habe ich mir fürs Ende aufgehoben: Im ganzen über-vier-stündigen Quiz wurde "Big Brother" mit keinem Wort erwähnt! Hatte nicht gerade dieses Format, als es an den Start ging, die größten Diskussionen der RTL-Geschichte ausgelöst? Ist "Big Brother" zum Tabuthema geworden, weil der "Feindsender" Sat.1 das Format übernommen hat? Trotzdem sollte es doch nicht aus den RTL-Geschichtsbüchern gestrichen werden!
        • am via tvforen.de

          Die 1. Staffel von Big Brother lief ausschließlich bei RTL2.
          Beim Hauptsender RTL liefen lediglich die Live-Entscheidungsshows der Stafeln Staffel 2 und 3.
        • am via tvforen.de

          pumaquibö schrieb:
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          > Die 1. Staffel von Big Brother lief
          > ausschließlich bei RTL2.
          > Beim Hauptsender RTL liefen lediglich die
          > Live-Entscheidungsshows der Stafeln Staffel 2 und
          > 3.

          Danke für den Hinweis! Leider weiß ich nicht, wie eng die beiden Programme miteinander verzahnt sind.
        • am via tvforen.de

          U-56 schrieb:
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          > Gestern Abend habe ich mir das Jubiläumsquiz
          > angesehen und fand es sehr unterhaltsam. Viele
          > alte bekannte und unbekannte Ausschnitte wurden
          > gezeigt, wozu Sonja Zietlow Fragen stellte, die
          > von den sechs Kandidaten, alles alte RTL-Hasen
          > (vielleicht mit Ausnahme von Ilka Bessin),
          > beantwortet werden mussten.
          >

          Die "40 Jahre RTL"-Show hat mich trotz der Länge auch positiv überrascht. Es war weniger eine Selbst-Lobhudelei der aktuellen Formate wie vor 10 Jahren, sondern mehr eine Art rtl-spezifisches "Na siehste!" (mit Elton im NDR). Die Zusammenstellung der Kandidatenteams hatte auch ihre Berechtigung, waren doch sämtliche RTL-Sparten vertreten.

          Besonders gefreut hat mich, dass sogar "Die Nanny" erwähnt wurde, es einen kurzen Einspieler mit David Hasselhoff gab, und ich hätte auch nie damit gerechnet, dass "Die Gailtalerin" so viel Platz in der Jubiläumssendung bekommt.

          RTL präsentierte sich doch vielfältiger als man es normalerweise wahrnimmt. Weniger interessant fand ich den Block zu Sport. Auch wurden Gerichtsshows und Scripted Reality mit keinem Wort erwähnt - ein bisschen mehr zu dem Sch... den man verzapft hat zu stehen hätte der Show gut getan. Aber alles in allem: besser als erwartet und kurzweiliger als befürchtet.
        • am via tvforen.de

          Wir haben die Show zu etwa zwei Drittel gesehen und fanden sie nett. Vieles kannte ich überhaupt nicht von früher, da wir kaum Privatfernsehen sahen, als ich ein Kind war. Von der Sendung "Die Gailtalerin" hörte ich somit auch zum erste Mal, aber ich kenne ein paar Lieder von Manfred Tauchen, Joesi Prokopetz und Wolfgang Ambros trotzdem (Der Berg..),, da ich auch gerne Austropop höre. Dass diese Lieder anscheinend etwas mit dieser Sendung zu tun haben, wusste ich aber nicht.

          Scripted Reality ist für mich ja der Dschungel auch schon und auch Trash - und der wurde erwähnt. Sommerhaus der Stars wurde zumindest von Günther Jauch kurz erwähnt.

          Da die Talkshows der 90er ja qualitativ auch nicht das Gelbe vom Ei waren, bleibt zu befürchten, dass diese Scripted Reality von heute in 30 Jahren auch Kult ist.
      • am

        Sehr nice der Artikel, vielen Dank!
        • (geb. 1990) am

          Die Helden am Sonntag bleiben mir immer in Erinnerung


          SeaQuest
          Sliders
          Hercules
          Xena
          Robin Hood
          Conor der Kelte
          Earth 2
          Thunder in Paradies
          Das A-Team
          Der unglaubliche Hulk
          ...
          • am

            Schon wieder Robin Hood. Welcher ist gemeint?
            Und A-Team war zumindest vor 2000 Samstag auf RTL.
        • am

          Der "Schönheitsfehler" liegt nur darin, dass diese ganzen Programme nicht für Kinder, sondern für Erwachsene produziert worden sind und Trash damit bis heute zum fixen Bestandteil der Medienszene geworden ist. Und wenn man an Dschungelcamp & Co denkt, blüht und gedeiht dieser Mist bis heute. Bewusst die niedrigsten Instinkte der Menschen anzusprechen ist noch zu keinem Zeitpunkt eine gute Idee gewesen, so erfolgreich die auch immer wieder sein mag.

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