40 Jahre RTL: Aufgewachsen „Im Land der Saurier“, mit der „Disney Filmparade“ und „Scooby Doo“

Erinnerungen an eine TV-Kindheit mit RTL

Jan Noyer – 10.02.2024, 10:00 Uhr

Scooby Doo, die Sleestaks aus „Im Land der Saurier“ und Thomas Gottschalk mit Goofy in der „Disney Filmparade“ – Bild: Hanna-Barbera/Sid & Marty Krofft Television Productions/RTL/Screenshot/Collage by TV Wunschliste
Scooby Doo, die Sleestaks aus „Im Land der Saurier“ und Thomas Gottschalk mit Goofy in der „Disney Filmparade“

Vor 40 Jahren, am 2. Januar 1984, ging der zweite deutsche Privatsender an den Start: RTL, der bis zum 31. Oktober 1992 unter dem Namen RTLplus firmierte. Das runde Jubiläum nimmt die Redaktion von fernsehserien.de zum Anlass, um dem Sender zu gratulieren. In den kommenden Wochen schildern Redakteure und Mitarbeiter der unterschiedlichsten Generationen ihre persönlichen Gedanken rund um RTL. Heute teilt Serienredakteur Jan Noyer seine Erinnerungen an Kinderunterhaltung am Samstag- und Sonntagmorgen, Echsenmenschen und einen Horror-Alligator.

RTL. Das Erste, was mir zu dir einfällt, ist, ehrlich gesagt, ein Meme zu deinem letzten großen Geburtstag, auf dem ein gigantischer Eber eine ebenso riesige Sau besteigt und ein grinsender Landwirt im Hintergrund steht – die Bildunterschrift: „X Jahre RTL zusammengefasst.“ Das ist zwar durchaus ganz leicht ulkig, aber geht für mich, zumindest retrospektiv, am Kern des Senders vorbei. Heute bist du, abgesehen von vereinzelt einmal „Wer wird Millionär?“, für mich nicht mehr von Interesse, aber als Kind warst du schon eine wahre Fundgrube an Unterhaltung. Vor allem warst du in meiner Wahrnehmung damals ein ziemlich cooler Sender, weil ich dank meines Lebensalters noch nichts von deinen „Tutti Frutti“-Untiefen wusste.

Zu Zeiten, in denen Kinderunterhaltung am Samstag- und Sonntagmorgen noch ein Ding war, brachtest du mir „David, der Kabauter“, „Die Flintstone Kids“ und vor allem das damals schon massiv spannende „Scooby Doo“. Die deprimierenden Augen des „Li-La-Launebärs“ fielen mir damals ebenso wenig auf wie die Tatsache, dass Thomas Gottschalk mit der „Disney Filmparade“ im Grunde eine Dauerwerbesendung moderierte.

Eigentlich auch egal, denn in deren Rahmen brachtest du mir Highlights wie „Die Katze aus dem Weltraum“ oder „Oz – Eine phantastische Welt“, der mich gleichermaßen nachhaltig begeisterte wie verstörte. Überhaupt sorgtest du dafür, dass nach dem Ende des „Disney Clubs“ in der ARD der Nachschub an Material aus dem Maushaus nicht abriss und es auch so tolle Serien wie „Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit“ in mein Wohnzimmer schafften. Dummerweise war dein Disneyblock immer so lang, dass ich mich auf Anordnung meiner Eltern entscheiden musste, ob ich die erste oder die zweite Hälfte schauen wollte. „Bonkers“ lief in der zweiten Hälfte und meistens entschied ich mich für die erste.

Aber du hattest nicht nur ein Herz für Disney, sondern auch für die Filme und Serien von Hanna-Barbera. „Scooby Doo“ habe ich ja bereits erwähnt (vor dem Mondmonster habe ich immer noch Schiss), aber auch die „Yogi Bär“-Filme waren Ereignisse in meiner Mediensozialisation, die ich nicht missen möchte. Denke ich an sie, habe ich gleich den Geruch von jenen frischen Brötchen in der Nase, die ich dazu aß.

Wahrscheinlich war es gut, dass du am Anfang deiner Senderkarriere nicht viel Geld hattest und so auf die kostengünstigen Banger der Vergangenheit setzen musstest. Ein weiteres Beispiel wäre „Im Land der Saurier“ aus den 1970ern, dass mir Anfang der 1990er so frisch und modern wie nichts anderes vorkam – und dessen Antagonisten, die Echsenmenschen Sleestaks, mich noch tiefer erschreckten als „Oz“.

Ansonsten danke ich dir für „Muppets Tonight!“, muckelige Sonntagnachmittage mit „Earth 2“, das Tiermagazin „Natürlich!“ mit „Orinoco Flow“ von Enya als Titelmelodie und selbstredend für deine Ausstrahlung von „Der Horror-Alligator“ an einem Heiligabend um 20:15 Uhr irgendwann in den 90ern. Das war damals eine so seltsame Programmierung, dass sich die Ankündigung in der TV Hören und Sehen in mein Gedächtnis gebrannt hat und ich, auch wenn ich den Film natürlich nicht nach der Bescherung angesehen habe (ernsthaft, was hast du dir dabei gedacht?), heute manchmal noch am 24.12. denke: ‚Der Horror-Alligator‘. Könnte man auch mal wieder sehen.

Nostalgie ist sicherlich das Schlagwort, um meine Gefühle für dich zu umschreiben. Wie erwähnt, heute interessierst du mich eigentlich nicht mehr, aber denke ich an dein altes Logo, bei dem sich die Buchstaben RTL auffächern wie in einem Buch, dann muss ich doch gestehen, dass mir etwas warm ums Herz wird. Kann das jemand nachvollziehen, der dich womöglich nur als Abspielstation von Dieter-Bohlen-Vehikeln wie „Deutschland sucht den Superstar“ kennt, als krawalliger Sender mit zweifelhaften Ruf, auf dem seltsame Menschen vom Lande nach der Person fürs Leben suchen? Vielleicht nicht, aber wir beide werden immer Metty, Scooby und die Sleestaks haben.

Über den Autor

Jan Noyer wuchs als 1984er-Jahrgang mit dem „Disney Club“, Cartoons am Wochenend-Vormittag und der „Sesamstraße“, „Die Sendung mit der Maus“ und „Hallo Spencer“ um 18 Uhr in N3 auf. Später kamen Nachmittags-Endlos-Wiederholungen von „Star Trek“ und „MacGyver“ dazu und noch später wurde in den Ferien mit „Cheers“, „Frasier“ und „Chaos City“ die Nacht zum Tag gemacht. Heute schaut er noch lieber Filme (alles von Trash bis Arthouse) als Serien, auch weil er mit vielen sogenannten „Quality-TV“-Formaten wenig anfangen kann, da sie seiner Meinung nach viel Zeit mit erschreckend wenig Inhalt füllen (fragt ihn nicht nach „The Walking Dead“, „Westworld“ oder den allermeisten Netflix-Serien). Positiven Serienbeispielen wie „The Knick“, „Jordskott“ oder „The Marvelous Mrs. Maisel“ ist er aber dennoch gegenüber aufgeschlossen. Sprich: eigentlich glotzt er genauso viel wie alle anderen in der Redaktion, der er seit Mitte 2014 angehört.

Lieblingsserien: Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert, DuckTales, Real Humans – Echte Menschen

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ach, der "Der Horror-Alligator", der hat es dann doch sogar noch zu Explosiv gebracht, wenn ich mich recht entsinne, wo die über die Alligatoren in der New Yorker Kanalisation berichteten. Muss wohl gut gelaufen sein.

    Ich habe definitiv auch noch die Sleestaks als gruselig in Erinnerung, die waren überraschend gut gemacht wie damals die Zylonen in Galactica.
    Was mir sonst noch in Erinnerung der Frühphase von RTL ist, sind die zahlreichen Sitcoms wie Prince von Bel-Air und Eine starke Familie. Full House war für mich zwar präsent, aber eher notgedrungen geguckt.
    Und dann natürlich noch später die Klassiker Hercules (zuerst die Spielfilme!) und Sliders, ach, das waren noch gute Zeiten.
    • (geb. 1976) am

      Man merkt bei diesen Rückschauen immer wieder, wie sehr sich das Fernsehen seit den 80ern/90ern verändert hat. Naja. Außer beim ZDF.
      • am

        Böser Marcus ;-)
    • am via tvforen.de

      Schade, dass die Folgen von im Land der Saurier weitgehend verschollen sind. Auf DVDs sind nur sieben Folgen erhältlich.

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