„Episodes“ – Review

von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 02.06.2011

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Matt und Beverly verstehen sich auf Anhieb prächtig

Matt LeBlanc spielt Matt LeBlanc – wenn auch nur als hyperreale Variante eines Hollywood-Klischees. Genau wie LeBlancs Alter Ego ist auch „Episodes“ an sich nicht viel mehr als eine Aneinanderreihung von Hollywood-Klischees, die Industrie-Insidern und Serienfans keinesfalls fremd sind: Nicht nachvollziehbare Entscheidungen von Produzenten und Senderverantwortlichen werden ebenso angesprochen wie ein eklatantes Missverhältnis zwischen kreativem Anspruch und marketingrelevanten Aktionen. Jede Comedyserie darf mit Klischees spielen, doch sollten diese zumindest in überraschender und ungewöhnlicher Art und Weise aufbereitet werden. „Episodes“ verspielt diese Chance, weshalb die ersten Episoden recht langsam und überraschungsarm dahintröpfeln. Da sich gerade HBO- und Showtime-Serien normalerweise Zeit für Nuancen und Charaktertiefe nehmen, fällt die fehlende Figurenzeichnungen umso schwerer in Gewicht: Die Autoren müssten eigentlich die ultimative Freiheit genießen, die unserem britischen Pärchen fehlt. Ironischerweise wird dennoch kein besseres Endprodukt abgeliefert.

Dass Beverly und Sean in Hollywood ihr blaues Wunder erleben würden, ist bereits Teil des Konzepts von „Episodes“, dies allein ist also nicht wirklich überraschend. Dass dann gerade die zu erwarteten Auseinandersetzungen mit Produzenten, Casting-Verantwortlichen und dem Star Matt LeBlanc nicht mit ausreichend Witz und Spritzigkeit über die Bühne gehen, schadet der Serie ungemein. Die satirischen Szenen dauern viel zu lange, die Pointen werden fast immer mehrfach wiederholt und damit praktisch zu Tode geritten.

„Episodes“

Als Beverly und Sean sind die beiden Hauptdarsteller Tamsin Greig und Stephen Mangan zwar liebenswert, aber auch recht belanglos. Durch besondere Chemie beeindrucken sie nicht gerade und so ist es schwierig, sie als Pärchen bei ihrem verhinderten Siegeszug durch Hollywood anzufeuern. Matt LeBlanc macht das Beste aus dem, was ihm gegeben wird: Auch in seinen exzentrischsten Momenten hat der Star mit dem Hang zum urkalifornischen Lotterleben die Sympathien auf seine Seite. Diesen Sympathiebonus hat „Episodes“ allerdings auch dringend nötig.

In ähnlicher Weise macht es Spaß, John Pankow nach „Verrückt nach Dir“ wieder in einer Comedy-Serie zu sehen. Dennoch vermag er es nicht, aus dem Showfetischisten Merc eine glaubhafte und interessante Figur zu machen – was man allerdings nicht unbedingt ihm zum Vorwurf machen kann, die Drehbücher geben der Rolle in der ersten Staffel einfach nicht genügend Entfaltungsmöglichkeit.

Vielleicht wäre es interessanter gewesen, die Geschichte von „Episodes“ nicht aus der Perspektive der „Guten“ zu erzählen, also der Autoren, die ohnehin lediglich das kreativ Beste für ihre Serie wollen. Spannender wäre es gewesen, zu sehen was eigentlich in den Köpfen der Produzenten und Senderverantwortlichen vorgeht, die alle Macht auf ihrer Seite haben? Was bringt sie dazu, schlechte Entscheidungen für gute Serien zu treffen? Herrscht in ihrem Umfeld ständig Angst vor einem Statusverlust, vor dem Absturz ihres Senders oder der Produktionsfirma? Gibt es keinen Mut zum Risiko oder prägen schlechte Erfahrungen mit riskanten Entscheidungen die Vorstellungskraft dieser Anzugträger? An der Oberfläche dieser Feindfiguren kratzt „Episodes“ praktisch überhaupt nicht.

So ist der zugegebenermaßen satirische Eindruck vom Fernsehgeschäft, den man durch „Episodes“ gewinnt, weniger faszinierend oder abstoßend als bei „Studio 60 On The Sunset Strip“, der „Garry Shandling Show“ oder „30 Rock“. „Episodes“ macht nicht alles schlecht, es fehlt aber an neuen Ansätzen: Die Handlungsstränge plätschern dahin, sind hin und wieder komisch genug um dem Zuschauer ein Lächeln zu entlocken und versetzen einen Fernsehfan sicher nicht in Wut. Doch mehr als leichte, amüsante Kost ist letztendlich nicht drin.

Vielleicht kann eines Tages eine ausländische Adaption Abhilfe schaffen? Dann wäre der satirische Kreis wahrlich geschlossen.

Meine Wertung: 2,5/​5
Alle Bilder: © Showtime

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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