„Episodes“ – Review

von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 02.06.2011

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„Episodes“

Ein britisches Format wird von einem US-Sender adaptiert – Enttäuschung vorprogrammiert? Nicht unbedingt, schließlich waren die amerikanischen Versionen von „Till Death Us Do Part“, „Queer As Folk“ oder „The Office“ äußerst erfolgreich. Doch für jeden Hit gibt es auch gescheiterte Gegenbeispiele: „Life on Mars“, „Coupling – Wer mit wem?“ und „Eleventh Hour“ verschwanden nach nur wenigen Episoden wieder von den US-Bildschirmen. Woran mag das gelegen haben? Fehlgeleitete Casting-Ideen oder das Fehlen von Nacktszenen und Schimpfwörtern könnten als Gründe herhalten. Oder können manche Kopien einfach nie mit eigenen Ideen über das Original hinauswachsen und eine eigene Identität finden?

Gründe für ein solches Fiasko wollen die Protagonisten in einer neuen Comedy-Serie finden, die im Februar auf dem US-Bezahlsender Showtime Premiere feierte und als Co-Produktion mit BBC2 parallel in beiden Ländern ausgestrahlt wird. „Episodes“ wurde von Comedy-Fachleuten entwickelt und entstand nach einer Idee des Friends-Erfinders David Crane, des „Verrückt nach Dir“-Veterans Jeffrey Klarik und des britischen Comedian Jimmy Mulville. Die erste Staffel umfasst sieben Episoden und bereits jetzt hat Showtime die neue Serie für eine zweite Runde verlängert. Ob die beiden Protagonisten von „Episodes“ diesen Erfolg als Serienautoren im gelobten Land ebenfalls erreichen ist, in Anbetracht der Frustrationen, Star-Allüren und sinnloser Produktionsentscheidungen, die ihnen das Leben schwer machen, noch recht zweifelhaft.

Eine Riesenvilla in Beverly Hills, ein Cabrio zur freien Verfügung und ein Produktionsdeal mit einem großen Hollywoodstudio … welche Sorgen können Sean (Stephen Mangan) und Beverly Lincoln (Tamsin Greig) unter der kalifornischen Erfolgssonne schon haben? Doch, da war was: Das Autorenehepaar , das in ihrem Heimatland Großbritannien einen riesigen Erfolg feiern konnte, kommt mit den Spielregeln der amerikanischen Serienindustrie nicht zurecht. Und auch miteinander nicht mehr. Nach einem gewaltigen Streit rast Beverly mit dem Cabrio von dannen – direkt in das Auto ihres Stars, Matt LeBlanc, Hauptdarsteller in der US-Adaption ihrer Serie.

Sean (Stephen Mangan) und Beverly (Tamsin Greig) mit ihrer ganz persönlichen Fehlbesetzung: Matt LeBlanc

Sieben Wochen zuvor hätte das Leben für Sean und Beverly nicht besser sein können. Ihre Serie „Lyman’s Boys“ gewinnt den renommierten BAFTA-Award, auf der Afterparty wird so richtig gefeiert. Zumindest bis der amerikanische Senderpräsident Merc Lapidus (John Pankow, „Verrückt nach Dir“) seine Liebe zu dem Format auf recht eigentümliche Weise bekundet: „Ich will Sex mit Eurer Show!“ Außerdem seien Sean und Beverly keine „beschissenen, amerikanischen Autoren“ – Erfolg in den Staaten ist also praktisch garantiert! Alles, was die Beiden tun müssten, sei eine US-Version von „Lyman’s Boys“ auf Lapidus’ Sender zu produzieren. Das Angebot ist eine einmalige Gelegenheit und in den USA bedeutet Erfolg auch finanziell ausgesorgt zu haben – mit einer Hitserie wären die Autoren bis an ihr Lebensende reich.

So macht sich das Ehepaar auf in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – doch schon als sie ihr neues Heim begutachten wollen, erhält diese grenzenlose Freiheit erste Risse: Vor dem eingezäunten Wohnviertel in Beverly Hills stehen sie nun mit ihrem schicken, silbernen Mustang, doch ohne den Namen auf der Liste des Wachmanns ist das Betreten verboten. Eine heftige Auseinandersetzung später kommen Beverly und Sean doch noch in den Genuss der Villa, in der zuvor noch eine Reality Show gedreht wurde – was vielleicht die falschen Pfeiler in der Eingangshalle erklärt.

Carol (Kathleen Rose Perkins) und Merc (John Pankow) haben beim Network die Zügel fest in der Hand

Auch die Verantwortlichen des Senders, mit denen die beiden zusammenarbeiten sollen, sind nicht unbedingt pflegeleicht. Schließlich stellt sich sogar heraus, dass Merc „Sex-mit-der-Show“-Lepidus die britische Version von „Lyman’s Boys“ noch nicht einmal gesehen hat. Außerdem soll der Hauptdarsteller des Originals für die US-Verantwortlichen noch einmal vorsprechen – das Desaster ist vorprogrammiert. Eine Alternative hat der Sender auch schon parat: Ein herausragender Schauspieler soll plötzlich Interesse an der Hauptrolle haben – niemand geringerer als „Friends“-Star Matt LeBlanc! Ob er überhaupt für die Rolle taugt, ist doch egal, mit dieser Wahl können Beverly und Sean doch nur zufrieden sein, oder? Zumindest bis sie LeBlanc kennenlernen und der sich als komplett exzentrischer Egomane entpuppt.

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