„München“: Blick auf den Vorabend des Zweiten Weltkriegs wird zum Netflix-Film

Roman von Robert Harris („Vaterland“) über die Entstehung des „Münchener Abkommens“

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 04.11.2020, 12:53 Uhr

Szenenfoto aus „München“: Jeremy Irons als britischer Premierminister der Vorkriegszeit, Neville Chamberlain – Bild: Courtesy of Netflix
Szenenfoto aus „München“: Jeremy Irons als britischer Premierminister der Vorkriegszeit, Neville Chamberlain

Netflix produziert aktuell in Deutschland und London den Spielfilm „München“ (internationaler Titel: „Munich“). Basierend auf dem historischen Roman gleichen Namens des britischen Autoren Robert Harris (auch Vorlage zu „Vaterland“) geht es um die Ereignisse einer Konferenz der politisch Mächtigen Europas im Jahr 1938, die zum sogenannten „Münchener Abkommen“ von 1938 führte – ein letzter Schritt vor allem von Großbritannien und Frankreich, um Deutschland durch politisches Entgegenkommen („Appeasement“) vom Start eines Krieges abzuhalten. Eine zentrale Rolle in der jetzigen Verfilmung übernimmt Jeremy Irons (zuletzt „Watchmen“) als der britische Premierminister Neville Chamberlain.

In der Handlung kommt Chamberlain zusammen mit dem britischen Diplomaten Hugh Legat sowie Paul von Hartmann (einem deutschen Diplomaten in London) zur Konferenz – Legat und von Hartmann sind dabei Freunde aus einer gemeinsamen Studentenzeit in Oxford, die nun aber auf unterschiedlichen Seiten stehen. Bei der Konferenz waren auch Frankreich, Italien und die politisch isolierte Tschechoslowakei mit dabei – die Sowjetunion als Verbündeter der Tschechoslowakei war nicht eingeladen.

Im Vorfeld hatte der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler die sogenannte Sudetenkrise hochgespielt. Bei der ging es unter dem Vorwand der Sorge um die Sudetendeutschen (deren Gebiete nach dem Ersten Weltkrieg von Österreich-Ungarn an die Tschechoslowakei übergingen) um die kompromisslose Erweiterung des Deutschen Reiches. Frankreich und Großbritannien hatten gehofft, mit Zugeständnissen an Nazideutschland den Ausbruch eines Krieges zu vermeiden. Langfristig erwies sich das bekanntlich als erfolglose Strategie.

Im Film „München“ wird Martin Wuttke – wie auch schon in „Inglourious Basterds“ – in die Rolle als Adolf Hitler schlüpfen. Gemäß des Handlungsortes sind die meisten Rollen mit Darstellern aus Deutschland besetzt: Jannis Niewöhner („Beat“), Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“), Erin Doherty („The Crown“ Staffel 3 und 4), Sandra Hüller („Toni Erdmann“), August Diehl („Die Neue Zeit“, „Parfum“), Robert Bathurst („Downton Abbey“, „Cold Feet“) und Marc Limpach („Bad Banks“).

Romanautor Harris hatte sich einerseits in den 1980ern für eine Dokumentation mit der Konferenz beschäftigt und diese dann als Hintergrund für seinen 2017 erschienenen Roman verwendet. Den sah der Autor auch zur Zeit der Veröffentlichung als relevant an im Bezug auf den Umgang der Welt mit polternden politischen Populisten und dem Kippen von immer mehr Demokratien an den Rand von Diktaturen.

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