Hollywood-Streik: „House of the Dragon“ nicht betroffen

Erste Produktionen müssen Dreharbeiten unterbrechen

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 03.05.2023, 11:49 Uhr

„House of the Dragon“ verfügt über ein volles Archiv an Drehbüchern. – Bild: HBO
„House of the Dragon“ verfügt über ein volles Archiv an Drehbüchern.

Seit dem gestrigen Dienstag streiken die Drehbuchautoren der USA (fernsehserien.de berichtete). Das bedeutet, dass die Autoren keine Arbeiten an Drehbüchern mehr durchführen dürfen – keine: Nicht eine Dialogzeile darf nach den Streikregeln nachgebessert, kein Komma versetzt werden.

Andererseits betrifft der Streik einstweilen lediglich die Autoren: Alle zuvor fertiggestellten Drehbücher können durch Regisseure und Darsteller noch umgesetzt werden. Wie Variety meldet, gehört zu den Produktionen, die rechtzeitig vorgesorgt hatten, das in England und Spanien entstehende „House of the Dragon“: Da alle Drehbücher vorliegen, kann die zweite Staffel trotz Streik abgedreht werden.

Da die Industrie wusste, dass die Tarifverhandlung zwischen dem Autorenverband WGA und den Produzenten der AMPTP wegen verhärteter Fronten in einen Streik ab 2. Mai auszuufern drohte, hatten zahlreiche Produktionen vorgesorgt und ihre Dreharbeiten langfristig entsprechend geplant. Variety berichtet etwa weiter, dass englische Autoren, die in von der WGA betreuten internationalen Produktionen beschäftigt sind, angehalten waren, aktuelle Drehbücher noch vor dem Ablauf des jüngsten Tarifvertrags einzureichen.

Deadline meldet, dass für die aktuelle zehnte und finale Staffel von „The Blacklist“ die Dreharbeiten punktgenau am 1. Mai abgeschlossen wurden – das Serienfinale wird erst im Sommer ausgestrahlt.

Zwischen den Seasons

Anders als beim letzten Autorenstreik, der im November 2007 begann und sich bis Februar 2008 hinzog, befindet sich zumindest die US-amerikanische Fernsehindustrie aktuell in einer „ruhigeren“ Zwischenphase, da die Fernsehseason 2022/​23 gerade in den letzten Zügen liegt und die Serienstaffeln der Broadcast-Networks in der Regel schon vor ein paar Wochen abgedreht wurden – die meisten Staffelfinals wurden entweder schon gezeigt oder stehen in den nächsten drei Wochen an. 2007 wurde die Produktion diverser Serienstaffeln unsanft unter- und letztendlich abgebrochen. Betroffen waren etwa die zweite Staffel von „Heroes“ oder auch die Auftaktstaffel von „Breaking Bad“.

Heuer geht es in den USA auf die Upfronts zu, die in zwei Wochen ablaufen werden (fernsehserien.de berichtete) und in deren Vorfeld aktuell entschieden wird, welche Serien verlängert und welche neu bestellt werden. Der Streik – sollte er länger als wenige Wochen dauern – wird sich vor allem auf den Start der neuen Season auswirken, der normalerweise Ende September ansteht.

Bei aller Voraussicht gibt es doch einige Formate, deren Produktion nun durch den Streik unterbrochen wurden, wie durch beteiligte Autoren vermeldet wird.

Betroffen ist etwa die dritte Staffel der Showtime-Serie „Yellowjackets“: Deren Autorenstab hatte sich just am 1. Mai zum ersten Mal getroffen, um mit der Entwicklung der Handlung der dritten Staffel zu beginnen.

Einen eigenen Weg durch die Streikangst hatte NBC gewählt: Bei einigen Serien, die vom Sender eine frühzeitige Verlängerung erhalten hatten, hatte man direkt im Anschluss an die Staffeln aus der ablaufenden Season mit der Produktion der Staffeln für die Season 2023/​24 begonnen. „La Brea“ war für eine stark verkürzte dritte Staffel verlängert worden, damit alle Drehbücher vor dem drohenden Streik fertiggestellt werden könnten (fernsehserien.de berichtete). Derweil wurde „normal“ mit der Produktion der jeweils zweiten Staffel von „Quantum Leap“ und der Sitcom „Night Court“ begonnen. Letztere hatte diese Woche wohlweislich eine Drehpause eingeplant, wird nun aber nicht, wie geplant, nächste Woche zurückkehren: Bei Sitcoms arbeiten die Autoren noch am Drehtag am Drehbuch und versuchen, die Dialoge so anzupassen, dass das Studiopublikum über sie lacht.

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