ABC: Senderchefin über „Roseanne“, „The Conners“, Marvel und „Star Wars“

Channing Dungey über Vergangenheit und Zukunft des Senders

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 08.08.2018, 14:08 Uhr

Die Senderchefin Channing Dungey von ABC – Bild: ABC
Die Senderchefin Channing Dungey von ABC

Auch Channing Dungey von ABC hatte sich bei der TCA den Fragen der US-amerikanische Presse zu stellen. Dabei waren natürlich die Absetzung von „Roseanne“, die Abgänge an Kreativen und die Zusammenarbeit mit den Konzernschwestern Marvel und Lucasfilm Themen.

Die Causa Roseanne
Über die Notwendigkeit der Absetzung von „Roseanne“ (fernsehserien.de berichtete) gab es bei ABC keine Zweifel: „Die Entscheidung wurde sehr zügig getroffen, und was ich noch mal ausdrücklich sagen muss ist, dass es jedermann (in der Situation) klar war und dass es über die Entscheidung keine langen Diskussionen gab.“ Roseanne Barr hatte sich durch einen allgemein als rassistisch aufgenommenen Tweet ins Abseits gebracht, nachdem die Rückkehr ihrer Sitcom für eine zehnte Staffel zuvor die erfolgreichste Serie des Jahres gewesen war.

„Wir wussten, wie wir auf den Vorgang reagieren wollten, und wir haben es durchgezogen. Für uns hatte es schon mehrere Vorfälle mit Roseanne gegeben, und dieser Tweet hat ganz sicherlich eine Grenze überschritten, die man einfach nicht übertreten darf, so dass es für uns eine ‚Genug ist genug‘-Situation war und wir mussten reagieren.“

Zwar habe man in der Situation die anderen an der Serie Beteiligten bedauert. Aber letztendlich sei die Initiative zum Roseanne-losen Spin-Off „The Conners“ fast ebenso schnell gekommen, wie die Absetzung von „Roseanne“. Zum Spin-Off und insbesondere dem Umgang mit der Figur der Matriarchin der Conners bewahrte Dungey Stillschweigen – auch die Serie selbst bemüht sich hier um enorme Geheimhaltung. So gab es bei der TCA auch kein Panel zur neuen Serie, anders als bei den anderen Neubestellungen – auch wenn hier die späte Bestellung und der daher enge Produktionsplan der Sitcom angeführt wurden.

Weggang von Shonda Rhimes und Kenya Barris
Neben dem Trouble um „Roseanne“ hatte ABC zuletzt die Abgänge von Shonda Rhimes und „Black-ish“-Schöpfer Kenya Barris zu verkraften. Bezüglich Rhimes zeigte sich Dungey versöhnlich: Man habe ja noch vier Serien von der Produzentin im Programm („Grey’s Anatomy“, „Seattle Firefighters – Die jungen Helden“, „How to Get Away with Murder“, „For The People“), daher spüre man das Fehlen von Rhimes noch gar nicht. Daneben gönne Dungey Rhimes die Chance, für Netflix Serienstoffe produzieren zu können, die für ABC nicht möglich gewesen wären.

Auch beim Abgang von Barris überspielte Dungey das vermutlich herrschende böse Blut. Vorausgegangen war ein kreativer Streit mit dem Produzenten um eine Episode von „Black-ish“, die sich mit dem Protest schwarzer Profisportler beschäftigte, die während der Nationalhymne knien, um gegen tödliche Gewalt gegen Schwarze in den USA zu protestieren. ABC entschied schließlich, die fertig produzierte Folge nicht auszustrahlen, wohl sehr zu Barris’ Ärger. Zudem war das Spin-Off „Grown-ish“ zu ABCs kleinerer Senderschwester Freeform gegeben worden und ein eigentlich schon in Serie geschicktes Projekt des Produzenten zurückgepfiffen worden (fernsehserien.de berichtete). So hatte Barris seinen Rahmenvertrag mit ABC Studios frühzeitig aufgekündigt, es wird gemutmaßt, dass er ein lukratives Angebot von Netflix vorliegen hat. „Wir haben eine großartige Beziehung zu Kenya“, überspielte Dungey den Abgang. „Er ist immer noch stark bei ‚Black-ish‘ involviert und hat gerade auch noch einige Episodenideen gepitcht, von denen wir sehr angetan waren“. Und weiter: „Wir sind noch in einigen Bereichen mit ihm im Geschäft. Er war einfach an einem Punkt in seiner Karriere angelangt, wo er etwas Neues ausprobieren wollte.“

Konzernschwestern
Obwohl die sechste Staffel von „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.“ mit 13 Folgen auf den Sommer 2019 verschoben wurde, wiederholte Dungey einmal mehr, dass das nicht das Aus für das Format bedeuten muss und weitere Staffeln möglich sind. Zudem gebe es konkrete laufende Gespräche über neue Marvel-Projekte für ABC – seit dem Start der „Agents“ ist die Season 2018/​19 die erste ohne Marvel-Serie, nachdem auch „Marvel’s Inhumans“ nach der ersten Staffel abgeknapst wurde.

Keine Pläne gibt es hingegen für eine Zusammenarbeit mit der Unternehmensschwester Lucasfilm, die Serienware im „Star Wars“-Universum bisher exklusiv für die kommende Streaming-Plattform entwickelt.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1981) am

    Die neue Serie scheint auch schon ziemlich weit in der Produktion zu sein. Ich war letzte Woche bei der Warner Bros Studio Tour, wo wir an einem Haus vorbei gefahren sind, wo ein Schild mit der Aufschrift „The Connors“ hing in der Schriftart von Roseanne. Der Tourguide wusste angeblich nichts dazu, aber ich denke, dass man da schon ziemlich weit in der Produktion ist...
    • am

      "durch einen allgemein als rassistisch aufgenommenen Tweet"

      Das klingt so, als wäre das alles ein großes Missverständnis gewesen und Roseanne hätte sich irgendwie unverständlich ausgedrückt, aber sie hat eine schwarze Frau als Affen bezeichnet! Das wurde nicht "als rassistisch aufgenommen", das war rassistisch gemeint!

      weitere Meldungen