Verlacht, verspottet, verhöhnt? Völlig egal, Hauptsache berühmt! Wer heute vorm Fernseher oder Computer sitzt, wird überflutet von einer Horde talentfreier Nobodies – anzutreffen in Casting- oder Realityshows oder auch im Internet. Dort stellt mittlerweile jeder selbstverliebte Möchtegern die uninteressantesten Alltagsbanalitäten als Videoclip öffentlich ins Netz. Erstaunlicherweise häufig mit großer Publikumsresonanz. Dahinter versteckt sich wohl die Botschaft: Mit geringem Aufwand kommt man zu einer lukrativen Ernte, also los auf die Meute mit privaten Peinlichkeiten, für die noch vor Jahren jeder im Boden versunken wäre. Und so erobern sich Hinz und Kunz ihre Fangemeinden und sonnen sich auf dem virtuellen roten
Teppich. Doch das boulevard-und skandalverwöhnte Publikum schreit förmlich nach neuem Rampenlicht-Futter. Gestern noch ein gefeierter Medienstar und heute? Kräht kein Hahn mehr danach! Ob in der Glitzerwelt der Promis, in der Wirtschaft oder in der Politik: Bewunderung und Applaus können wie ein Rausch für die Seele sein, aber auch ein Spießrutenlauf, der lebenslange Spuren hinterlassen kann. Früher war der Schritt auf die Bretter, die angeblich die Welt bedeuten, noch verknüpft mit Können – sei es als Sänger, Tänzer oder Politiker. Wenn medialer Glanz anscheinend wichtiger ist als Intelligenz und Fachwissen, was sagt das über unsere Gesellschaft aus? Worin liegt der Reiz von Macht, Status und Ruhm? War es früher wirklich anders? (Text: SWR)