2017, Folge 783–802

  • Folge 783 (90 Min.)
    Geld, Erfolg oder die perfekte Liebe? Jeder definiert seine Lebensziele anders. Eines haben alle vor Augen: glücklich sein. Doch Schicksalsschläge oder existenziell Krisen können dazu führen, dass wir Bilanz ziehen und unser Leben komplett auf den Kopf stellen. Michael Steinbrecher spricht diese Woche mit seinen Gästen im Nachtcafé darüber, was im Leben wirklich zählt. Manche Menschen wissen schon von klein auf, was ihnen wichtig ist. Deshalb arbeiten sie konsequent an ihrer Karriere oder daran, ihren Besitz zu vermehren. Andere folgen ihren politischen Überzeugungen und Idealen, stellen sich in den Dienst der Gesellschaft.
    Einige finden erst später heraus, was für sie im Leben zählt – Kinder, soziales Engagement oder die lebenslange Liebe. Besonders dann, wenn das Schicksal zuschlägt, bekommt die Frage nach den Zielen im Leben meist nochmals eine ganz andere Ausrichtung. Wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht, man enge Freunde oder Angehörige verliert oder die eigene Existenz auf dem Spiel steht. Manch einer hat dann plötzlich eine ganz neue Antwort auf die Frage, was im Leben wirklich zählt.
    Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Seit 45 Jahren führt Wolfgang Bosbach ein Leben für die Politik. Auch eine Herzerkrankung und der Krebs konnten ihn nicht dazu bewegen, kürzer zu treten. Dass die Familie und Freunde dabei zu kurz kamen, bedauert er, unterstreicht aber auch: „Es war für mich immer ein Glück, dass ich beruflich das machen konnte, was ich gerne mache.“ Nun hat er nach 22 Jahren seinen Abschied aus dem Bundestag angekündigt. Auch bei Wolf Küper bestimmte der berufliche Erfolg lange Zeit das Leben.
    Bis seine Tochter mit einer starken Behinderung zur Welt kam. „Durch Nina hatte ich eine Riesenchance, mein Leben zu überdenken“, sagt Küper. Kurzerhand krempelte er sein Leben um, verzichtete auf eine glänzende Karriere und erfüllte seiner Tochter ihren größten Traum. Karriere, Geld oder Statussymbole waren Pia Klemp nie wichtig. Auf den Schiffen einer Umweltorganisation kämpft sie weltweit gegen Walfangflotten und die Zerstörung der Meere. Die 33-Jährige sieht das inzwischen als ihre Lebensaufgabe: „Der Tag, an dem ich aufhöre mich für den Schutz der Meere zu engagieren, ist der Tag, an dem ich endgültig die Augen zumache.“ Christian Mucha hat aus dem Nichts ein Millionen-Imperium aufgebaut.
    „Alles was ich anfasse, verwandelt sich in Gold“, sagt der Wiener Verleger. Früher lebte er in einfachen Verhältnissen, heute genießt er mit seiner Frau Ekaterina das unbeschwerte Leben auf Reisen, im Familienauto – einem Rolls-Royce – oder im eigenen Schloss. Bei allem Luxus sei er jedoch immer bodenständig und sparsam geblieben, betont Mucha. Cornelia Kreidler hat schon in jungen Jahren gemerkt, dass sie nicht wie andere eine Familie gründen wird, sondern ihr Weg sie zu Gott und ins Kloster führt.
    „Das zu erkennen, war nicht einfach für mich und auch ein innerer Kampf“, sagt die Schwester des Benediktinerordens. Seit 23 Jahren lebt sie zurückgezogen im Kloster Habsthal bei Sigmaringen. Ihr Alltag ist bestimmt vom Gebet und dem Studium der Heiligen Schrift. Susanne Böhmes große Leidenschaft ist das Fallschirmspringen. Doch vor vier Jahren prallte sie dabei gegen einen Felsen und zertrümmerte sich den Lendenwirbel.
    Trotz Querschnittslähmung hat sie den Mut nicht verloren. Und sie hat gelernt jeden Augenblick des Lebens zu genießen: „Man muss einfach jeden Tag so nehmen, wie er ist. Er ist selten total perfekt und trotzdem der Beste für den Moment.“ „Erfüllung ist das Wichtigste im Leben“, sagt Wilhelm Schmid. Für den Philosophen und Bestsellerautor ist deshalb die wichtigste Frage, die wir uns stellen sollten: „Woraus beziehe ich meine Energie?“ Denn nicht jede beliebige Tätigkeit oder jeder beliebige Menschen erfüllt uns mit Energie und bringt die gewünschte Zufriedenheit im Leben. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 13.01.2017SWR Fernsehen
  • Folge 784 (90 Min.)
    „Um Himmels Willen, das gibt’s doch gar nicht!“ Sie kommen uns auf der Straße entgegen und fesseln unsere Blicke. Ob wir wollen oder nicht – wir müssen uns einfach nach ihnen umdrehen: Menschen, die nicht der Norm entsprechen. Die einen geben alles dafür, aus der Masse herauszustechen. Andere sind ohne eigene Absicht anders: Sie müssen mit ihrem Aussehen oder einer Krankheit leben, die sofort jede Aufmerksamkeit auf sich zieht. Doch nicht immer erschließt sich auf den ersten Blick, wer jenseits der Norm lebt.
    Das kann auch der biedere, unscheinbare Nachbar sein, der hinter verschlossenen Türen ein Hobby betreibt, das wohl die meisten als abartig bezeichnen würden. Oder die 60-Jährige, die einen Zwillingskinderwagen durch den Park schiebt. Wie sich dann aber im Gespräch herausstellt, sind es nicht ihre Enkelkinder, sondern ihre eigenen Neugeborenen, die sie dank künstlicher Befruchtung im hohen Alter bekommen hat. Erlaubt ist, was gefällt? Einerseits leben wir in einer Gesellschaft, in der angeblich so gut wie alles akzeptiert wird.
    Wir sind tolerant und verständnisvoll, jeder soll seinen individuellen Lebensstil pflegen dürfen, Behinderte haben ein gesetzlich verankertes Recht auf Inklusion – und doch bestimmen Vorurteile unser Denken. Was ist heutzutage schon normal? Mit welchen Kommentaren müssen sich Menschen auseinandersetzen, die ein Leben jenseits der Norm führen? Sind wir als Gesellschaft bereits wirklich so tolerant, wie wir sein wollen? Darüber diskutiert Michael Steinbrecher mit seinen Gästen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 20.01.2017SWR Fernsehen
  • Folge 785 (90 Min.)
    Schlank im Schlaf – wenn es doch nur so einfach wäre. Das Frühjahr naht und der Winterspeck muss weg! Motiviert von Zeitschriften, Ratgebern und selbst ernannten Fitnesspäpsten wollen viele von uns runter von den Kilos. Doch wie schaffen wir es, wirklich erfolgreich abzunehmen und das Gewicht zu halten? Oder ist Schlanksein vielleicht gar nicht so erstrebenswert, wie es scheint? Darüber spricht Michael Steinbrecher mit seinen Gästen im Nachtcafé. Jedes Jahr im Januar schnellen die Zahlen der Neuanmeldungen bei Fitnessstudios in die Höhe. Mit Blick auf die Bikinifigur im Sommer wird schon jetzt dem Winterspeck der Kampf angesagt.
    Die Aussicht auf Erfolg? Eher mäßig. Denn egal ob Sportprogramm, Fastenkur oder Zeitschriften-Diät, meist stellen sich zwar kurzfristige Erfolge ein. Doch schon wenige Wochen später weicht die Motivation, es folgt Ernüchterung. Der Jo-Jo-Effekt schlägt zu und das Ergebnis ist schlimmstenfalls sogar ein höheres Gewicht als vor der Diät. Wirklicher Diäterfolg stellt sich nur ein, wenn wir unsere Ernährung umstellen und uns dafür Jahre lang Zeit nehmen, sagen Experten.
    „Hungern, Sport Hypnose – alles für die Traumfigur“ ist am Freitag, 27. Januar 2017 das Thema bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Mit 112 Kilo bei 1,88 Meter Körpergröße ist Hans Meiser wahrlich kein Leichtgewicht. „Ich bin ein unkontrollierter Mensch und esse, wenn ich Hunger habe“, sagt der ehemalige Moderator. Dennoch fühlt er sich wohl in seiner Haut. Und von Sport oder Diäten hält der Genussmensch ebenso wenig wie vom Abnehmen mittels Hypnose. Auch Kabarettistin Lizzy Aumeier steht zu ihrer Figur.
    Als „Barbie-Fehlpressung“, wie sie sich selbst nennt, steht sie auf der Bühne und macht Witze über ihr Übergewicht: „Wenn du aussehen willst wie ich, dann brauchst du Disziplin. Dann musst du essen – und zwar jeden Abend!“ Als Teenager war das noch anders: Da fand sie sich zu dick. Es folgten Magersucht und Depressionen. Bei Michael Klotzbier begann das Abnehmen beim Biertrinken. 2014 wettete er beim Fußballschauen, dass er seinen inneren Schweinehund besiegen und einen Marathon laufen könne. Damals wog er 160 kg.
    Klotzbiers Rezept: „Ohne Diätplan, gesund, mit Spaß und in den Alltag integriert.“ Eineinhalb Jahre später und über 50 Kilo leichter lief er beim Berlin Marathon über die Ziellinie. Mit Sport versuchte auch Yvonne Neidek ihre überflüssigen Pfunde loszuwerden – erfolglos. Bei rund 120 Kilo entschloss sie sich zu einem radikalen Schritt: eine operative Magenverkleinerung. „Die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe“, sagt Neidek. Auch wenn der schnelle Gewichtsverlust – 60 Kilo in 11 Monaten – drastische gesundheitliche und private Folgen hatte.
    Von Diäten hält Jan Becker überhaupt nichts. Seine Therapie gegen Fettpolster heißt Hypnose. Übergewichtigen verspricht der Hypnotiseur stressfreien Gewichtsverlust über das Unterbewusstsein. „Wer sein Gewicht dauerhaft reduzieren möchte, muss mental dazu bereit sein, da in Wirklichkeit unsere Psyche hartnäckig an den Fettreserven festhält“, sagt der Hypnotiseur. Sonja Vukovic wurde als Kind gehänselt, weil sie pummelig war. Sie versuchte es zuerst mit Diäten. Weil das nichts half, erbrach sie sich, um zur Traumfigur zu kommen, und kontrollierte pausenlos ihr Gewicht.
    „Man denkt ja wirklich, man muss genau die 100 Gramm, die man zu sich genommen hat, wieder loswerden“, erinnert sich die junge Mutter, die jahrelang gegen die Bulimie kämpfen musste. Für den Ernährungspsychologen Prof. Dr. Christoph Klotter ist klar: „Ernährungsumstellung ist etwas Langfristiges.“ Auf kurze Zeit ausgelegte Diäten sind weder erfolgreich noch gesund – sondern häufig sogar der Einstieg in eine Essstörung. Außerdem belegen Studien, dass das geringste Sterblichkeitsrisiko nicht bei Normalgewicht, sondern bei leichtem Übergewicht besteht, so Klotter. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 27.01.2017SWR Fernsehen
  • Folge 786 (90 Min.)
    Mord und Totschlag, Raubüberfall und Entführung – fast täglich hören oder lesen wir von brutalen Verbrechen. Ein mysteriöser Mord an einer Pastorengattin, das rätselhafte Verschwinden eines Schülers, der Nachbar, der seine eigene Tochter im Garten vergrub – bei solch spektakulären Kriminalfällen stehen die Ermittler erst mal vor vielen offenen Fragen. Aber nicht nur der ehrgeizige Kommissar, akribische Rechtsmediziner oder hartnäckige Profiler beschäftigt sich mit Blutspuren am Tatort, widersprüchlichen Zeugenaussagen und unglaubwürdigen Alibis. Vom Verbrechen fasziniert sind auch viele andere, die beruflich keinerlei Berührungspunkte damit haben.
    Da ist der Rentner, für den Gerichtsverhandlungen mittlerweile zum Hobby geworden sind und der mehrmals die Woche im Zuschauerraum des Gerichtssaals Platz nimmt, um ja kein Detail des Tathergangs und der Urteilsfindung zu verpassen. Oder die Bankangestellte, die sich geradezu angezogen fühlt von der Aura eines verurteilten Triebtäters, ihm täglich Briefe ins Gefängnis schreibt und von seiner Unschuld überzeugt ist. „Auf der Spur des Verbrechens“ sind alle Gäste, die Michael Steinbrecher am 03. Februar begrüßen wird und im Nachtcafé über spektakuläre Fälle berichten werden. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 03.02.2017SWR Fernsehen
  • Folge 787 (90 Min.)
    Nichts im Leben ist so sicher wie der Tod – doch oft trifft er uns unvorbereitet und immer hinterlässt er eine Lücke in unserem Leben. Wo zuvor ein geliebter Mensch mit uns geredet, gelacht, gelebt hat, ist jetzt plötzlich Leere. Wie gehen Menschen mit diesem Verlust und der Trauer um? Kann die Lücke, die ein verstorbener Mensch in unserem Leben hinterlässt, überhaupt geschlossen werden? Darüber spricht Michael Steinbrecher mit seinen Gästen im Nachtcafé. Der Verlust eines nahestehenden Menschen verändert auch das eigene Leben. Der Alltag ist plötzlich ein anderer, die gemeinsamen Gewohnheiten fehlen oder sind nicht mehr dieselben ohne die geliebte Person.
    Trotzdem geht das Leben weiter – irgendwie. Dabei sind sich Trauerexperten einig: Jeder bewältigt diesen Verlust anders. Die Einen bleiben ratlos zurück, andere stürzen sich in ihre Arbeit, manche direkt in die nächste Beziehung. Für viele ist es zunächst schwer, wieder Freude in ihrem Leben zuzulassen, aus Angst, den Verstorbenen zu verraten. Manche Menschen zerbrechen an ihrem Schmerz und andere finden schon bald wieder zurück ins Leben.
    „Tod und Trauer – vom Umgang mit dem Verlust“ ist am Freitag, 10. Februar 2017 das Thema bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Bereits zwei Mal musste Diana Körner von einem geliebten Lebenspartner Abschied nehmen, zuletzt im Juli 2016 – nach 24 gemeinsam verbrachten Jahren. „Ich glaube, dass man sich das Trauerjahr genehmigen muss“ sagt die Schauspielerin, die allerdings auch dazu rät, nicht zu sehr mit sich zu hadern und positiv in die Zukunft zu blicken. Nicht zu hadern fällt Frank Noack mehr als schwer.
    Am 24. März 2015 starb seine Tochter Juliane, als ein Pilot eine Germanwings-Maschine in den französischen Alpen zum Absturz brachte. „Die Trauer kann ich nicht überwinden“, sagt Frank Noack, dessen Leben sich seit der Tragödie komplett verändert hat. Ein doppelter Schicksalsschlag traf Stefan Krauth. Innerhalb weniger Monate verstarb zunächst seine Frau, dann der gemeinsame Sohn an einem Hirntumor. Den Verlust zu begreifen war für Stefan Krauth ein ebenso langer Prozess wie die Einsicht, „dass Trauer eben nicht bedeutet, mit unterzugehen.“ Heute schaut er positiv in seine Zukunft.
    „Plötzlich ist das ‚Wir‘ ausgelöscht und man steht alleine in der Welt“. So ging es Ilka Reineke nach dem plötzlichen Unfall-Tod ihres Mannes, der Liebe ihres Lebens. In einer Selbsthilfegruppe suchte sie Rat und Austausch – und fand etwas, das sie nicht erwartet hätte: Gefühle für einen anderen Mann. Und sie stand vor der Frage: „Darf ich diese Gefühle überhaupt zulassen?“ Ilona Krömer brauchte sehr lange, bis Trauer und Wut langsam nachließen.
    Innerhalb von wenigen Tagen nahmen sich zunächst ihre Mutter, dann ihr Vater das Leben. „Die Zeit heilt keine Wunden. Nach einem Jahr tat es noch genauso weh.“ Und nicht nur das: Das einschneidende Ereignis prägte ihr Leben für Jahrzehnte. „Das Wichtigste im Trauerprozess ist, zu akzeptieren, dass die verstorbene Person nicht zurückkommt ins Leben“, rät Rita Rosner. Doch die Psychologin weiß auch, dass dies manchen Menschen schwer fällt und die Trauer den gesamten Alltag beeinflussen kann. Menschen trauern sehr unterschiedlich, stellt Rosner fest und rät, dabei vor allem sich selbst zu vertrauen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 10.02.2017SWR Fernsehen
  • Folge 788 (90 Min.)
    Kein Schweineschnitzel in Kantinen, Frauen mit Kopftüchern und bodenlangen Mänteln, Islamkunde als Schulfach – der Glaube gilt zwar als Privatsache, dennoch ist er im Alltag nicht zu übersehen und nimmt Einfluss auf unsere Lebensgewohnheiten. Mehr als 4,7 Millionen Menschen muslimischen Glaubens leben mit uns. Sie gehören einer Religion an, die in unserem Alltag sichtbar ist. Wodurch sich aber so mancher geradezu provoziert fühlt. Denn nicht nur am Burkini im Schwimmbad oder dem Minarett in der Nachbarschaft entzünden sich immer neue Konflikte. Einige Islamverbände rufen nach mehr Anerkennung, fordern gesetzliche islamische Feiertage.
    Hingegen fürchten Frauenverbände und Homosexuelle um ihre Rechte, die sie sich über Jahrzehnte hart erkämpft haben. Die einen sprechen von einer Überfremdungswahrnehmung, die anderen von Rücksicht und Toleranz. So manch Skeptiker überkommt das ungute Gefühl, dass sich in Zukunft der Glaube viel zu dominant in unserem Alltagsleben verankern könnte. Was aber macht am gelebten Islam im Alltag solche Angst? Was ist Bereicherung, was Beeinträchtigung und was Bedrohung? Wie viel Religion darf in einem säkularen Staat wie unserem überhaupt sein? Darüber diskutiert Michael Steinbrecher mit seinen Gästen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 17.02.2017SWR Fernsehen
  • Folge 789 (90 Min.)
    Wo die Liebe hinfällt – ist sie meist schwer aufzuhalten. Michael Steinbrecher spricht diese Woche im Nachtcafé mit Menschen, die bei ihrer Partnerwahl mutige Entscheidungen getroffen haben und ihren Weg gehen. Der Jüngling und die reife Dame, der Chef und die Sekretärin, die Adelige und der Bürgerliche – für Außenstehende sind solche Beziehungen meist zum Scheitern verurteilt. Denn der Volksmund hat eine klare Vorstellung davon, wie das ideale Paar auszusehen hat. Große Altersdifferenzen, kulturelle Unterschiede oder Abweichungen von traditionellen Geschlechtervorstellungen – in unserer Prägung sind solche Konstellationen erst einmal unvorstellbar.
    Aber es verblüffen dennoch immer wieder Paare, bei denen zusammenwächst, was scheinbar nicht zusammen gehört. Da ziehen sich Gegensätze auf Teufel komm raus an, aus langjährigen Gegnern werden Liebende. Alter, Herkunft, Religion und Kultur werden vor der Größe des Gefühls nebensächlich. Denn echte Liebe macht mutig, lässt immun werden gegen misstrauische Stimmen aus der eignen Familie oder gegen skeptische Blicke von außen. „Wo die Liebe hinfällt“ ist am Freitag, 3. März 2017 das Thema bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé.
    Adel verpflichtet? Nicht bei Diana Gräfin Bernadotte. Die jüngste Tochter der Mainau-Grafenfamilie hat mit Stefan Dedek einem Koch aus dem Insel-Restaurant das Ja-Wort gegeben. Die Heirat mit einem Bürgerlichen – was klingt wie im Märchen, hat auf der Mainau bereits Tradition: Ihre erste Ehe mit einem Schornsteinfeger wurde bereits geschieden. „Mit Stefan habe ich jetzt aber meinen Koch fürs Leben gefunden“, ist sich die Gräfin sicher. Es war Liebe auf den ersten Blick, als der Entertainer Marc Marshall seiner heutigen Partnerin zum ersten Mal begegnete.
    Als er mit ihr eine Affäre begann, war ihm allerdings noch nicht klar, dass er für diese Frau seine Familie verlassen würde. „Ich war nicht mutig genug zu erkennen, dass ich eine neue große Liebe gefunden habe“, bedauert Marshall heute. Sieben Jahre lang rang er mit sich, bis er sich endgültig zu seiner neuen Liebe bekannte. Annette Jaiteh hat ihr Herz an einen Mann aus Gambia verloren. Doch ihre Liebe wurde vor eine Herausforderung gestellt, als er ihr offenbarte, dass er gerne – wie in dem afrikanischen Land üblich – eine Zweitfrau hätte.
    „Zuerst einmal konnte ich mir das natürlich überhaupt nicht vorstellen“, erinnert sich Jaiteh. Trotzdem hat sie sich auf dieses Liebesmodell eingelassen und lebt heute mit ihrem Mann, der zweiten Frau und insgesamt vier Kindern unter einem Dach. Auch Ernst Ostertag und Röbi Rapp lebten lange Zeit eine Liebe jenseits der gesellschaftlichen Moralvorstellungen. In ihrer Heimat – der Schweiz – war Homosexualität lange ein Tabu. Auch für die Familie von Ernst Ostertag: „Meine Eltern haben nie von meinem zweiten Leben erfahren und sind damit ins Grab gegangen.“ Heute leben sie ihre Liebe offen aus.
    Und sie waren sogar das erste schwule Paar, das in der Schweiz heiratete. „Meine Liebe zu Kalli ist unvergänglich“, das steht für Ingrid Barufka fest. Auch 18 Jahre nach dem Tod der VfB-Legende Karl Barufka will sie keinen anderen Mann lieben. Schon als junges Mädchen himmelte sie den 20 Jahre älteren Fußballer „Kalli“ an. Und immer wieder hat es zwischen den beiden auch gefunkt. Erst als seine Ehefrau starb, konnten sie endlich zusammen kommen und noch ein paar gemeinsame Jahre verbringen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 03.03.2017SWR Fernsehen
  • Folge 790 (90 Min.)
    Sie sind jung, ehrgeizig, erfolgreich – sie stehen ganz oben an der Spitze und begeistern ein Millionenpublikum: Kleine Ausnahmetalente, frühreife Überflieger, ganz junge Durchstarter. Umjubelte Popstars, bewunderte Schauspieler oder große Sporttalente – alle haben sie eines gemeinsam: Sie müssen mit ihrem frühen Erfolg klar kommen. Die einen wachsen über sich hinaus, bauen ihren Erfolg weiter aus und bringen auch für magere Zeiten rechtzeitig ihre Schäfchen ins Trockene. Andere zerbrechen an Scheinwerferlicht und Erfolgsdruck oder an falschen Freunden.
    Denn wo der schnelle Erfolg zu Hause ist, da sind Missgunst und Häme meist nicht fern. Ebenso der finanzielle Absturz und die Einsamkeit. Viele fühlen sich rückblickend um ihre Jugend beraubt, sind geplagt von Versagensängsten und haben einen extrem hohen Anspruch an sich selbst. Und scheitern genau daran immer wieder. Nicht selten kommt der Antrieb, hoch hinaus zu wollen, aber von ehrgeizigen Eltern, die ihren Nachwuchs mit Brachialpädagogik gewinnbringend zu Höchstleistungen dressieren. Ein oft vorgezeichneter Weg vom Wunder – zum Sorgenkind, den getrimmten Knirpsen bleiben oft Schäden fürs Leben.
    „Jung, erfolgreich – und dann?“ – das fragt Michael Steinbrecher seine Nachtcafé-Gäste. Bereits mit zwei Jahren stand Marika Kilius zum ersten Mal auf Rollschuhen, kurze Zeit später zog sie die ersten Pirouetten auf dem Eis – und wurde zu Deutschlands Eiskunstlauf-Ikone: „Meine Mutter hat schon früh gemerkt, dass ich talentiert bin. Und so habe ich täglich sechs Stunden trainiert.“ Mit eiserner Disziplin holte sie unzählige Medaillen, nach ihrer Eis-Showkarriere etablierte sie sich als Geschäftsfrau.
    Acht Jahre konnten die „Lindenstraße“-Fans verfolgen, wie Christian Kahrmann als Benny Beimer vom braven Jungen zum rebellischen Teenager heranreifte. Danach wurde es ruhiger um seine Fernsehpräsenz, 2012 eröffnete er ein Café. Zuletzt machte er Schlagzeilen, als er alkoholisiert einen Autounfall hatte – auf dem Rücksitz saßen seine beiden kleinen Töchter. „Mich hat die negative Berichterstattung sehr verletzt. Mittlerweile habe ich einen Entzug gemacht.“ Auf der Achterbahn des Erfolgs ist auch Marlene Tackenberg gefahren.
    Als 19-Jährige wurde sie mit der Girl-Band „Tic Tac Toe“ über Nacht zum Popstar: Teenager kreischten, stürmten auf sie los und belagerten die Hotels. 1997 dann der harte Aufprall aus dem glanzvollen Leben, es folgten Geldprobleme und Einsamkeit: „Nach Tic Tac Toe ein normales Leben zu führen, war unmöglich. Da war viel Trauer, Wut und Frust.“ „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ – das Schicksal der heroinabhängigen Christiane F. und ihres Freundes Detlef war in den Achtzigern ein Welterfolg.
    Thomas Haustein spielte als 15-Jähriger die Hauptrolle: „Der Film hat mein Leben völlig durcheinander gerüttelt, auf einmal fliegt man durch die Welt wie ein Flummi“. Dies war seine erste und letzte Filmrolle. Als Suchtberater arbeitet er genau in jener Einrichtung, in der die wahre Christiane F. einst Hilfe suchte. Zuspruch von außen, Anerkennung und Selbstvertrauen – viele Jahre waren das für Jacqueline Bethke Fremdwörter. Denn von Kindesbeinen an wurde ihr eingetrichtert: Aus Dir wird sowieso nichts. Und so hat sie sich nie viel zugetraut – bis mit Anfang 50 die Kehrtwende kam: Ein IQ-Test war der Anfang eines neuen Lebens: „Nach dem Ergebnis habe ich mein Leben erstmals selbst in die Hand genommen“.
    Mittlerweile studiert sie Jura und lernt fünf Sprachen. Psychologin Dr. Bärbel Wardetzki weiß, welche Faktoren in jungen Jahren zu einem erfolgreichen und zufriedenen Leben führen. Und welche hinderlich sind. Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Therapeutin mit Persönlichkeitsentwicklung und Narzissmus: „Grundvoraussetzung für Erfolg ist Begabung, Talent und vor allem Motivation. Und ein gutes Selbstwertgefühl ist die Basis für einen gesunden Lebensmotor.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 10.03.2017SWR Fernsehen
  • Folge 791 (90 Min.)
    „Das bleibt in der Familie!“ – Vertrauen, Geborgenheit, für den anderen einstehen, so stellen wir uns die ideale Familie vor. Doch die Realität sieht oft anders aus. Immer wieder kommt es zu Konflikten und Brüchen und oftmals dauert es Jahre, bis man wieder zueinander findet. Aber was hält Familie letztendlich zusammen? Darüber spricht Michael Steinbrecher diese Woche im Nachtcafé. Familie spielt im Leben jedes Menschen eine zentrale Rolle. Schon im Kindesalter prägt sie und beeinflusst uns ein Leben lang. Im Zeitalter der Patchworkfamilie ist dabei schon lange klar: Blut ist nicht unbedingt dicker als Wasser und erst recht keine Garantie für eine glückliche Familie.
    Aber was sorgt dann dafür, dass Familien zusammenhalten? Sind es Besitz oder Traditionen, die mit Herzblut und Stolz gepflegt werden? Oder sind es gemeinsame Werte, Erlebnisse und Schicksale, die verbinden? „Was hält Familie zusammen?“ ist am Freitag, 17. März 2017 das Thema bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist für die Politikerin Bärbel Höhn die Grundlage für den Zusammenhalt ihrer Familie.
    Ebenso wichtig sind: Eine gemeinsame Linie bei der Erziehung der Kinder und Familienrituale, die die Gemeinschaft stärken. „Ich glaube, damit eine Familie zusammenhält, müssen gemeinsame Interessen da sein, oft sogar gemeinsame Kinder.“ In der berühmten Zirkusdynastie Knie teilt sich die Familie seit Generationen die Wohnung und den Arbeitsplatz. Konflikte und Streit gibt es – „aber nur hinterm Vorhang“, wie Fredy Knie jun. betont. Die Darbietung fürs Publikum hat oberste Priorität und wer sich nicht einbringt, muss gehen.
    Großvater Fredy und sein Enkel Ivan Knie führen das Lebenswerk der Familie weiter. Beide sind sich einig: „Ich bin stolz, ein Knie zu sein.“ Rosi Forstmaiers Beziehung zur Schwiegermutter war zwar von Anfang an schwierig. Dass daran jedoch einmal die Familie zerbrechen würde, hätte Rosi niemals für möglich gehalten. Eigentlich sollten sie und ihr Mann einmal den elterlichen Bauernhof übernehmen. Doch der Streit endete in einer Tragödie. „Wir hatten bis zuletzt Hoffnung, dass wir bleiben können. Doch dann kam der Tag der Zwangsräumung.“ Im Alter von nur elf Jahren wurde Alexander Benede seine Mutter genommen, getötet von seinem eigenen Vater.
    Als der Junge an nichts mehr glaubte, trat der Polizist Carlos Benede in sein Leben. Nachdem er ihn beim Strafprozess betreut hatte, wuchs bei Alexander die Hoffnung, dauerhaft bei Carlos leben zu können. Ohne lange zu zögern nahm der ihn bei sich auf. „Er hat mir eine neue Familie geschenkt“, sagt Alexander heute. Schon als Kind hatte Janina Filev kein gutes Verhältnis zu ihrem Vater. Nach der Trennung der Eltern brach der Kontakt fast vollständig ab. Jahre später sah sie ihren Vater wieder – auf der Intensivstation.
    Ein Schock und gleichzeitig ein Wendepunkt. „Wenn man sich gegenseitig vergibt, dann ist da eine Basis, auf der man aufbauen kann“, sagt Filev heute. Der Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger beobachtet eine Veränderung in den Familienbeziehungen. Normen, die noch vor 20 Jahren als selbstverständlich galten, stellen heute für viele Menschen nur noch eine „Wohlfühl-Option“ dar. Doch der Tiefenpsychologe ist sich sicher: „Der Familien-zusammen¬halt ist für die meisten Menschen noch immer das Wichtigste im Leben. Es sind die Wurzeln und die Heimat, die wir innerhalb der Familie finden.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 17.03.2017SWR Fernsehen
  • Folge 792 (90 Min.)
    Augen zu und durch? Von wegen! Jeder vierte Erwachsene leidet mittlerweile unter Schlafstörungen. Die Nacht wird zur Qual, das Bett zum Gedankenkarussell und das Weckerklingeln zur Belastungsprobe. Schlechter Schlaf zermürbt auf Dauer und macht krank. Etwa eine Million Deutsche sind laut einer neuen Studie sogar abhängig von Schlafmitteln. Kummer und Sorgen sind die Hauptursachen, aber auch eine Hormonumstellung oder eine ungesunde Lebensweise können dafür sorgen, dass Einschlafen zur Qual wird. Auch das Handy kann zum Schlafkiller werden. Von erholsamem Schlaf träumen all diejenigen, die den Nervfaktor direkt neben sich haben.
    Denn das Schnarchen des Partners hat schon viele zur Weißglut gebracht und manche Beziehung gekostet. Auch Schicht- und Nachtarbeiter können ein Lied davon singen, was es heißt, täglich gegen die innere Uhr ankämpfen zu müssen. Der Preis für unregelmäßige Schlafzeiten sind oft Gewichtsprobleme, Herz- oder Magenerkrankungen. Und wer sich unausgeschlafen ans Steuer setzt, kann durch den gefürchteten Sekundenschlaf sogar für andere zur Gefahr werden. Wie beeinflusst der Schlaf das Leben? Was tun, wenn man mit Schlaflosigkeit zu kämpfen hat? Was führt zu gesundem Schlaf? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 24.03.2017SWR Fernsehen
  • Folge 793 (90 Min.)
    Eigentlich hatte sie mit den Männern längst abgeschlossen. Doch dann lernte Tanja Hauser völlig unverhofft mit 64 Jahren ihre große Liebe online über ein soziales Netzwerk kennen. „Wenn man sich über das Internet kennenlernt, hat es eindeutig den Vorteil, dass man im Vorfeld so viel mehr über den anderen erfahren kann – politisch, beruflich und in Bezug auf die Lebensführung.“ Das digitale Leben ist für ihn Segen und Fluch zugleich. Roman Swietlik glaubte ein Mittel gegen seine Einsamkeit im analogen Leben gefunden zu haben: das World Wide Web. Dort erhielt er positive Bestätigung, durchlebte Rauschzustände und rutschte in eine handfeste Online-Sucht. „Wenn ich ein gutes soziales Umfeld gehabt hätte und mein Leben gut gelaufen wäre, hätte das Internet vermutlich nicht so eine Anziehung gehabt.“
    „Landwirtschaft 4.0“ lautet das Stichwort, wenn es um die Zukunft der Bauernhöfe im Land geht. Auf dem Hof von Angela Sehn im Hunsrück hat die Zukunft bereits Einzug gehalten. Melkroboter, Futterroboter, Überwachungshalsbänder – der Alltag der 160 Milchkühe wird maßgeblich von der Technik geprägt. „Auch unser Alltag hat sich verändert. Nicht nur der der Tiere.“ Die Verschmelzung von Mensch und Maschine ist nicht länger Zukunftsmusik. Im medizinischen Bereich ist die Technik bereits so weit fortgeschritten, dass Querschnittsgelähmte mithilfe eines „Laufroboters“ wieder gehen können. So auch Thorsten Röhrmann, der seit einem Verkehrsunfall vor 20 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist. „Dass ich mich jetzt vom Sitzen ins Stehen begeben kann, ist einfach fantastisch.“
    So genannte „Fake News“ sind derzeit in aller Munde. Sie waren auch schuld daran, dass Martin Rath innerhalb weniger Stunden vom unbescholtenen Bürger zum vermeintlichen Kindesentführer wurde. Sein Name stand plötzlich im Zentrum einer Online-Hetzkampagne in den sozialen Medien. Die Folgen der falschen Anschuldigung sind bis heute für ihn spürbar. Er ist sich sicher: „Das wird mich noch eine ganz Zeit lang verfolgen.“
    Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Stefan Kaufmann sitzt für die CDU/​CSU-Fraktion im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Er ist überzeugt davon, dass die Digitalisierung eine große Chance sowohl für Deutschland als Wirtschaftsstandort als auch für jeden persönlich ist. Für ihn vereinfacht und verbessert die Digitalisierung das Leben. „Was technisch möglich ist, wird sich am Ende auch durchsetzen.“
    Für den Ethiker Prof. Dr. Giovanni Maio ist die Digitalisierung und die damit einhergehende Technisierung sämtlicher Lebensbereiche ein zweischneidiges Schwert. Für ihn steht den Vorteilen, die sich daraus ergeben, eine noch größere Gefahr gegenüber: die Entfremdung des Menschen durch sich selbst. „Es geht darum, dass Digitalisierung die Gesellschaft verändert und dass man darüber nachdenkt, in welcher Gesellschaft wir leben wollen.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 31.03.2017SWR Fernsehen
  • Folge 794 (90 Min.)
    „Wie konnte ich nur? Warum habe ich das getan? Wie kann ich das jemals wiedergutmachen?“ Schuldgefühle können sich wie ein dunkler Schatten über unsere Seele legen. Sei es die Entscheidung, das eigene Kind zur Adoption freigegeben zu haben, eine Handlung im Affekt, die tödlich endete, oder auch die persönliche Mitschuld an einem Firmenskandal, der die gesamte Belegschaft ihren Job kostet. Wer Schuld auf sich geladen hat, durchlebt oft unvorstellbares Leid. Die innere Zerrissenheit zwischen Selbstvorwürfen, Gewissensbissen und tiefem Schmerz kann uns innerlich förmlich auffressen. Selbst dann, wenn es rational überhaupt keine Verantwortung gibt. In diesem Gefühlsdilemma befinden sich auch Angehörige, die sich nach einem Suizid in der Familie immer wieder die Frage stellen: „Hätte ich das Unfassbare nicht doch verhindern können?“ Oder die Eltern eines Amokläufers, die sich lebenslang gegenseitig komplettes Erziehungsversagen vorwerfen.
    Die einen malträtieren sich lebenslang mit Selbstvorwürfen, anderen gelingt es, sich das Geschehene zu verzeihen. Michael Steinbrecher spricht mit Menschen, die schwere Schuld auf sich geladen haben, lässt Angehörige zu Wort kommen, die sich schuldig fühlen, obwohl sie keinerlei Mitschuld trifft, und redet mit Opfern, die einen hohen Preis für die Schuld Anderer zahlen müssen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 07.04.2017SWR Fernsehen
  • Folge 795 (90 Min.)
    Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt weiter. Etwa drei Viertel aller auf Pflege Angewiesenen werden zu Hause versorgt, die meisten davon allein von Angehörigen. Was, wenn jemand aus der eigenen Familie plötzlich auf Hilfe angewiesen ist? Pflegebedürftig kann jeder werden. Die eigenen Eltern, die plötzlich nicht mehr für sich selbst sorgen können. Der Partner, der aufgrund eines Schlaganfalls ans Bett gefesselt ist oder das eigene Kind, das mit einer Behinderung zur Welt kommt.
    Tritt so ein Fall ein, dann steht man unweigerlich vor der Frage: Kann ich die Pflege leisten und will ich das überhaupt? Hingebungsvolle Pflege zuhause – ist das überhaupt möglich? Für viele Angehörige wird diese Entscheidung zur Gewissensfrage: Opfere ich mich für einen lieben Menschen auf und stelle mein eigenes Leben und meine Bedürfnisse hintenan oder entscheide ich mich schweren Herzens dazu, die Pflege abzugeben? Und ist mein Angehöriger in einem Pflegeheim auch wirklich gut aufgehoben? Die häusliche Pflege wird schnell zur Gratwanderung an der persönlichen Belastungsgrenze: finanzielle Probleme, psychische und physische Erschöpfung, keine Zeit mehr für den Freundeskreis.
    Wie viel können wir uns also zumuten? „Pflege am Limit – zwischen Hingabe und Pflichtgefühl“ ist am Freitag, 20. April 2017 das Thema bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé, unter anderem mit der ehemaligen Tagesschau-Sprecherin Dagmar Berghoff. Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Dagmar Berghoff plant nicht gerne im Voraus und liebt ihre Unabhängigkeit.
    Deshalb kann es sich die Ex-„Miss Tagesschau“ nicht vorstellen, einmal in einem Pflegeheim zu leben. Ihren Mann, der vor 16 Jahren verstorben ist, hätte sie aber gepflegt, wäre das nötig geworden: „Das hat etwas mit Liebe zu tun. Jemand anderen, zu dem ich kein Verhältnis habe, den könnte ich nicht pflegen.“ Vor 20 Jahren lernte Bernd Mann bei seinem Zivildienst den schwer körperlich behinderten Christian Kenk kennen und freundete sich mit ihm an.
    Christian lebte damals perspektivlos in einem Internat für pflegebedürftige Jugendliche. Bernd Mann ließ das Schicksal des 15-Jährigen nicht los und fragte sich: „Nehme ich ihn zu mir oder nicht? Und kann ich damit leben, wenn ich es nicht tue?“ – Er nahm ihn bei sich zuhause auf und pflegt Christian seither aufopferungsvoll. Prof. Dr. Hartmut Remmers ist Leiter des Fachbereichs Pflegewissenschaft an der Universität Osnabrück. Der Soziologe betrachtet die Bedürfnisse und Belastungen von Pflegebedürftigen und ihren pflegenden Angehörigen.
    „Die Belastungen in der häuslichen Pflege gehen bis hin zu manifesten Depressionen aufgrund dieses enormen Verpflichtungsgefühls, etwas leisten zu müssen, was man möglicherweise gar nicht mehr wirklich leisten kann.“ Nach einem Herzstillstand war der Ehemann von Brigitte Luft von heute auf morgen auf eine 24-Stunden-Betreuung angewiesen. Ohne eine Sekunde des Zögerns übernahm sie seine Pflege hingebungsvoll zu Hause.
    Nach neun Jahren Doppelbelastung zwischen Pflege und Beruf brach die Lehrerin dann selbst zusammen. Der einzige Ausweg: Ein Pflegeheim. „Es tut mir unendlich weh, ihn da so zu sehen. Aber ich war körperlich und seelisch völlig ausgelaugt.“ Armin Rieger ist seit fast 20 Jahren Leiter eines Pflegeheims und prangert die Missstände in der eigenen Branche an. Das Personal, so sagt er, betreibe durch Überarbeitung schlechte Pflege: „Die Pflegenden sind Opfer und Täter zugleich.“ Damit stützen sie ein System, das Armin Rieger für kriminell hält und das seiner Meinung nach perfiderweise umso mehr Geld umsetzt, je schlechter die Pflege ist.
    Margarete Werle entschied sich vor einem Jahr ganz freiwillig für einen Umzug ins Pflegeheim. Die 93-Jährige lebte bis ins hohe Alter fit und selbstständig. Als sie bemerkte, dass sie ein bisschen Unterstützung braucht, war für sie sofort klar: Ihren Kindern möchte sie nicht zur Last fallen. So löste sie ihren Haushalt auf und zog ins Seniorenheim.
    Eine Entscheidung, die sie nicht bereut: „Es gibt für mich keinerlei Nachteile, gar keine. Ich bin restlos zufrieden.“ Für Christel Kress stellte sich nie die Frage, Emma in ein Heim zu geben. Seit 13 Jahren pflegt sie ihre schwerstbehinderte Tochter, die durch eine Gehirnfehlbildung 24 Stunden am Tag Hilfe benötigt. Die zweifache Mutter ist alleinerzie-hend und musste ihren Beruf aufgeben. Solange sie kann, will Christel Kress ihre Tochter trotzdem weiter zuhause versorgen: „Für mich ist klar, es ist mein Kind und ich habe dafür Verantwortung zu übernehmen.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 21.04.2017SWR Fernsehen
  • Folge 796 (90 Min.)
    Frisch verliebt! Dieses wundervolle Gefühl löst bei uns nicht nur die berühmten Schmetterlinge im Bauch aus, wir fühlen uns wie im Rausch – und sind manchmal auch blind vor Liebe. Michael Steinbrecher spricht mit seinen Gästen über Trennungsgründe, erneut entfachte Gefühle und Partnerschaften, die für immer beendet sind. Zu sehen in „Nachtcafé: Verliebt, verkracht, verzweifelt – wenn die Liebe kriselt“ am Freitag, 28. April, 22 Uhr, im SWR Fernsehen. Der Wind innerhalb einer Liebesbeziehung kann sich schnell drehen – wenn im ungefilterten Tageslicht der geliebte Partner plötzlich gar nicht mehr so grandios und einzigartig erscheint, stattdessen aber ungeheuer nervig und kleinkariert.
    Bei genauem Hinsehen entpuppt sich Großzügigkeit als pure Verschwendungssucht oder vermeintliche Fürsorge als ein kaum auszuhaltender Kontrollwahn. Frust und Enttäuschung entladen sich und kein Tag vergeht mehr ohne heftige Auseinandersetzungen. Bis schließlich heftige Geschütze aufgefahren werden für den Rosenkrieg – und die Schlammschlacht um Hab, Gut und Gefühle beginnt.
    Unter anderem begrüßt Michael Steinbrecher diese Gäste im „Nachtcafé“: Mario Basler verliebte sich viele Jahre nach der Scheidung wieder in seine Ex-Frau Elf Jahre lang war Mario Basler in zweiter Ehe mit Iris verheiratet. Doch die Liebe endete vor dem Scheidungsrichter. Beide fanden wieder neue Partner. Nun sind acht Jahre vergangen – und alte Gefühle neu erwacht. Durch den gemeinsamen Sohn war der Kontakt zueinander nie abgebrochen: „Dieses Liebescomeback hat selbst mich überrascht“, so der Ex-Fußballprofi, der trotz Versöhnung weiterhin großen Wert auf eine eigene Wohnung legt.
    Bärbel und Peter Pejot sind seit 53 Jahren verheiratet Das Kontrastprogramm dazu leben Bärbel und Peter Pejot. Die beiden kennen sich seit ihrem fünften Lebensjahr, sind nun 53 Jahre verheiratet. Auch beruflich waren sie ein eingespieltes Team – er war Modefotograf, sie Stylistin. Meist waren sie rund um die Uhr zusammen und rund um den Globus unterwegs. Das verbindet – bis heute.
    Ihr Beziehungsgeheimnis: „Einander vertrauen und zusammenstehen, auch wenn’s mal schwierig wird.“ Dr. Mathias Jung beschäftigt sich als Paartherapeut mit Beziehungskrisen Liebesverträge und Beziehungsgespräche – das sind zwei von Dr. Mathias Jungs Geheimwaffen für das Gelingen einer Partnerschaft. Der Paartherapeut ist erfahren darin, welche Paar-Konstellation schon von vornherein Potential für Konflikte hat und wie Beziehungskrisen gelöst werden: „Die Partnerschaft ist wie ein kleines Unternehmen. Da müssen zwischendurch auch mal kleine Inventuren gemacht werden.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 28.04.2017SWR Fernsehen
  • Folge 797 (90 Min.)
    Sie begegnen uns im Laufe des Lebens in unterschiedlichen Formen immer wieder aufs Neue: Widerstände. Egal ob im familiären Umfeld, im Kampf für eine Sache oder im gesellschaftlichen Kontext. Wie können wir mit ihnen umgehen und sie erfolgreich überwinden, ohne an ihnen zu zerbrechen? Widerstände zwingen einen unmittelbar meist in die Knie, langfristig kann man sie aber auch als Ansporn sehen, um sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und es allen zu zeigen – frei nach dem Motto „Jetzt erst recht!“. Zum Beispiel nach einem schweren Unfall, der einen komplett aus der Bahn wirft und vor die elementare Frage stellt, wie das eigene Leben zukünftig aussehen soll.
    Aber auch Widerstände aus dem sozialen Umfeld können so stark sein, dass man sich diesen Zwängen ergibt und gesellschaftlichen Idealvorstellungen unterordnet. Wie lange kann die Verleumdung des eigenen Ich gutgehen? „Der Aufstieg vom Arbeiterkind zum Akademiker“ – dass mit dieser Erfolgsgeschichte meist auch Hindernisse in Verbindung stehen ist gar nicht so selten. Oftmals gilt es für die Betroffenen, die Widerstände im eigenen Elternhaus zu überwinden und sich die Chance auf Bildung zu erkämpfen.
    Warum überwinden manche Menschen Widerstände leichter als andere? Prägt der Kampf gegen Widerstände unser Leben und wie wichtig sind sie für die Stärkung der eigenen Identität? „Gegen alle Widerstände“ – das ist am Freitag, 05. Mai 2017 das Thema bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé, u.a. mit Paralympics-Gewinner David Behre. Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Ein Moment, der ein Leben verändert: Als David Behre 2007 auf dem Heimweg einen Bahnübergang überquert und dort von einer Lok erfasst wird, verliert er beide Unterschenkel – und gewinnt ein neues Leben.
    Noch im Krankenhaus setzt er sich ein schier unerreichbares Ziel: Er will an den Paralympics teilnehmen. Rückblickend sagt er heute: „Gegen Widerstände zu arbeiten hat mich auf jeden Fall angespornt.“ Gudrun Dürr hatte Familie und ein glückliches Leben in Deutschland. Doch als sie in Kenia die Armut der Straßenkinder sah, traf sie die folgenschwere Entscheidung, auszuwandern und ihr Leben in den Dienst dieser Kinder zu stellen. Alle Widerstände, die ihr dabei begegneten, räumte sie konsequent aus dem Weg.
    „Manchmal habe ich mich selbst gewundert, wie ich das alles geschafft habe.“ Als junger Mann wurde der homosexuelle Hans Schmitz aufgrund des §175 StGB zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und lebte fortan mit der Angst, als Schwuler entdeckt zu werden. Die gesellschaftlichen Umstände zwangen ihn in eine Ehe mit Frau und Kindern. Erst nach Jahren fand er den Mut, sein wahres Leben zu leben. „Du tust etwas, was du nicht tun darfst – etwas Verbotenes und es darf nicht entdeckt werden.“ Christine Mayr-Lumetzberger hat ein großes Ziel: die Öffnung der kirchlichen Ämter für Frauen in der katholischen Kirche.
    Für dieses Ziel kämpft die weltweit erste geweihte Bischöfin mit aller Kraft. Sanktionen wie die Exkommunikation aus der römisch-katholischen Kirche und den damit einhergehenden Ausschluss vom Erhalt der heiligen Sakramente lassen sie kalt. „Pioniere haben es nie leicht, doch irgendjemand muss den schwierigen Weg gehen. Ansonsten wird sich nichts verändern.“ Die Mutter: Reinigungskraft. Der Vater: Hausmeister. Der Sohn: Doktor der Physik. Andreas Neubauers Weg durch die deutsche Bildungslandschaft war steinig.
    Ohne Unterstützung und gegen den Willen des Elternhauses holte er nach einer Ausbildung zum KFZ-Mechaniker sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach und entschloss sich zu einem Studium der Physik. „Die Unterstützung ist definitiv das, was mir am meisten gefehlt hat.“ Für die Entwicklungspsychologin Prof. Dr. Judith Glück ist das eigene Selbstwertgefühl die ausschlaggebende Kraft, ob man für etwas kämpft und dabei Widerstände überwindet oder ob man für seine Überzeugungen nicht einsteht und schnell aufgibt. „Widerstände sind wichtig für die Herausbildung und Stärkung der eigenen Identität.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 05.05.2017SWR Fernsehen
  • Folge 798 (90 Min.)
    Auf gute Nachbarschaft? Wenn es doch überall so einfach wäre. Gerade mit Beginn der warmen Jahreszeit hat Nachbarschaftsstreit Hochkonjunktur! Ein qualmender Grill, quakende Frösche im Gartenteich oder dröhnender Lärm durch den Rasenmäher – mit den steigenden Temperaturen erhitzt sich oft auch die Stimmung unter den lieben Nachbarn. Wo einst Tür an Tür ein fast freundschaftliches Verhältnis herrschte, ist plötzlich der Krieg am Gartenzaun ausgebrochen. Es wird gegenseitig provoziert, schikaniert, beleidigt. Gestern noch idyllische Doppelhaushälfte – heute der Vorplatz der Hölle. Oft zieht sich der Clinch über Jahre hin, Anwälte werden bemüht und verdienen sich glücklich an der Ausdauer und Beharrlichkeit der Streithähne. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 12.05.2017SWR Fernsehen
  • Folge 799 (90 Min.)
    Mein Haus, mein Auto – mein Körper. Gutem Aussehen wird eine enorme Bedeutung zugemessen. Der schöne und möglichst makellose Körper ist in unserer Gesellschaft zum Statussymbol geworden. Kosmetik, Kleidung, Fitness, Ernährung – fürs gute Aussehen investiert so mancher den Wert eines Kleinwagens. Denn wer gut aussieht, ist schließlich erfolgreich, so die weit verbreitete Annahme. Erfolgreich bei der Partnerwahl, aber auch im Berufsleben. Das gute Aussehen ist Visitenkarte, öffnet Türen und überzeugt ganz ohne Worte.
    So werden die Körper täglich aufwändig „getunt“ und perfektioniert. Und wer seinem Idealbild nicht durch schweißtreibendes Training nacheifern will, der rückt seinen vermeintlichen Problemzonen einfach mit allem, was die moderne Schönheitschirurgie zu bieten hat, zu Leibe. Kosmetische Eingriffe boomen und werden immer selbstverständlicher. Doch ist alles, was machbar ist, auch notwendig und richtig? Wie wichtig ist gutes Aussehen wirklich für ein erfolgreiches Leben? Und wie bedenklich ist diese Konzentration auf die „äußeren Werte“? „Der Kult um den Körper“ – das ist am Freitag, 19. Mai 2017 das Thema bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé, unter anderem mit dem „Genuss-Experten“ Reiner Calmund.
    Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Reiner Calmund ist der Genussmensch der Nation. Gutes Essen lässt er sich nicht verbieten. Auch wenn das heißt, auf einen gestählten Traumkörper zu verzichten. Seinem Erfolg hat das nie geschadet. Ganz im Gegenteil – sein Körper ist sein Markenzeichen.
    „Für mich gehört zum Körper auch der Charakter, die Mentalität, der Typ, was man mit jemandem unternehmen kann.“ Seit mehr als 20 Jahren ist Barbie ihr optisches Idol. Dafür ließ Angela Vollrath unzählige Schönheitsoperationen über sich ergehen. Für sie ist ihr Körper das Wichtigste in ihrem Leben. Doch der unaufhaltsame Alterungsprozess bereitet ihr mittlerweile schlaflose Nächte. „In Würde altern, das mag für andere gut sein, aber für mich kommt das nicht in Frage.
    Ich will lieber in Würde ewig schön aussehen.“ Prof. Dr. Werner Mang ist Deutschlands bekanntester Schönheitschirurg und er profitiert von dem Geschäft mit der Ästhetik. Seiner Meinung nach könne man selbst viel für einen attraktiven Körper tun, für das Feintuning aber gebe es die Schönheitschirurgie. Der Trend zur operativen Körperverschönerung ist für den Chirurgen ungebrochen. „Der Körper ist ein Statussymbol. Man verzichtet heute lieber auf den Urlaub als auf eine neue Nase.“ Für seinen Traum, als internationales Laufsteg-Model durchzustarten, fehlten Michael Tschida acht Zentimeter.
    Er entschied sich für eine operative Beinverlängerung und damit für einen schweren Eingriff an einem gesunden Körper, verbunden mit unerträglichen Schmerzen. „Ich hätte damals alles für meine Karriere als Model gemacht. Ich wollte mich selbst verwirklichen.“ Nach drei Schwangerschaften und dem Jojo-Effekt mehrerer Diäten entschied Annemarie Guschlbauer, eine Bauchstraffung durchführen zu lassen und legte sich dafür unters Messer.
    Doch statt des erhofften Ergebnisses begann für die gebürtige Wienerin ein Albtraum, der bis heute anhält. „Was ich durchgemacht habe, war psychisch und körperlich der Horror.“ Für die Historikerin und Philosophin Dr. Regula Stämpfli ist der Schönheitswahn ein Thema, das die Menschen unter Druck setzt. Sie beobachtet die Entwicklung rund um Schönheit und schaut kritisch auf den Kult um den Körper in unserer heutigen Gesellschaft. „Menschen sind unperfekt viel schöner, weil gerade die Einzigartigkeit von Makeln das Individuum ausmacht.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 19.05.2017SWR Fernsehen
  • Folge 800 (90 Min.)
    Gibt es ein Glücksrezept? Jeder sucht danach, doch der Schlüssel zum Glück scheint gut versteckt zu sein. Ist es die Villa mit Blick aufs Meer, ein unabhängiges Leben ohne Verpflichtungen oder die bedingungslose Hingabe zu Gott hinter Klostermauern? Glück ist relativ, jeder versteht etwas anderes darunter. Doch gibt es Fakten, die das Glücksgefühl greifbar machen. So fühlen sich beispielsweise frisch Verliebte besonders glücklich. Auch die Freiheit, eigene Lebensentscheidungen treffen zu können und die soziale Absicherung haben einen hohen Anteil an einem zufriedenen Leben.
    Oft sorgt aber erst ein Schicksalsschlag wie eine lebensbedrohliche Krankheit für ein Bewusstsein, was die Parameter fürs wahre Glück sind. Und schließlich gibt es noch diese flüchtigen Augenblicke des Glücks – und die nutzt jeder anders. Der eine packt nach einem Lottogewinn sein Glück am Schopf und baut sich damit eine neue Existenz auf, der andere führt zwei Jahre nach der Gewinnausschüttung ein Leben in der Armut. „Was ist der Schlüssel zum Glück?“ – das Thema im Nachtcafé bei Michael Steinbrecher. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 26.05.2017SWR Fernsehen
  • Folge 801 (90 Min.)
    Traumatische Erlebnisse, ein ungeklärtes Verbrechen oder die Frage nach dem „Warum?“. Es gibt viele Dinge, die zwar Vergangenheit sein mögen, uns aber doch ein Leben lang beschäftigen. – Und dabei unser Verhalten, unsere Beziehungen und unser Leben prägen. Nicht selten bleibt ein Trauma lange unentdeckt. Unterbewusst schwelt eine Beklemmung, eine Angst, die irgendwann urplötzlich mit voller Kraft zu Tage treten kann. Andere quälen sich bewusst mit Vergangenem, mit Erinnerungen, Fragen nach dem „Warum?“ oder mit Selbstvorwürfen. Und manchen gelingt es, ihr „Päckchen“ ganz offensiv anzugehen, zu verarbeiten und endlich loszulassen.
    Bis dahin ist es zwar oft ein weiter und steiniger Weg, doch der Lohn ist ein Stück Freiheit und Stärke. Warum lassen uns manche Dinge einfach nicht los? Wann ist der richtige Zeitpunkt, loszulassen? Und was braucht es, damit uns das gelingt? „Was einen nicht loslässt“ – das ist am Freitag, 02. Juni 2017 das Thema bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé, u. a. mit Prof. Dr. Michael Buback, der seit Jahren für die Aufklärung des Mordes an seinem Vater kämpft. Die Gäste bei Michael Steinbrecher: Vor 40 Jahren wurde Generalbundesanwalt Siegfried Buback von der RAF ermordet.
    30 Jahre lang hielt sein Sohn, Prof. Dr. Michael Buback den Fall für bestmöglich aufgeklärt, bis ihm Zweifel kamen. Seitdem kämpft er unablässig um Gewissheit. „Ich kann nicht mehr aufhören, das würde mir als Niederlage ausgelegt. Ich muss weitermachen!“ Ein Anruf ihrer Mutter zog Saskia Jungnikl von einer Sekunde auf die andere den Boden unter den Füßen weg. Dass ihr Vater sich das Leben genommen haben sollte – unvorstellbar. Sie fühlte sich ohnmächtig: „Ich hatte das Gefühl, dass sich vor mir ein Berg auftürmt an Dingen, die ich nicht bewältigen kann“.
    Mittlerweile hat sie jedoch gelernt loszulassen und ihrem Vater zu verzeihen. „Meine Ungewissheit ist mir in die Wiege gelegt“ sagt Agatha Spirig, die schon früh das Gefühl hatte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Doch erst mit Mitte 40 fand sie den Grund für ihre fortwährende Identitätskrise heraus: Sie ist ein „Kuckuckskind“. Was sich zunächst wie eine befreiende Gewissheit anfühlte, lässt die Schweizerin trotzdem bis heute nicht los. Auch bei Markus Diegmann brach erst spät auf, was jahrzehntelang unter der Oberfläche verborgen lag.
    Lange verdrängte er den sexuellen Missbrauch, den er als Kind erfahren musste: „Ich habe mein Leben lang nur funktioniert und wollte nicht zur Ruhe kommen, damit die Gedanken nicht kommen können.“ Doch 2013 holten ihn seine Erinnerungen ein, mit voller Wucht und mit dramatischen Folgen. Warum es gerade die traumatischen Erinnerungen sind, die uns oft ein Leben lang nicht loslassen und wie man das Loslassen lernen kann – das sind Fragen, mit denen sich die Psychologin Ursula Nuber beschäftigt. Sie sagt: „Für die seelische Gesundheit ist es wichtig, zu irgendeinem Zeitpunkt einen Abschluss zu finden – im Sinne von Akzeptanz, nicht im Sinne von Vergessen.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 02.06.2017SWR Fernsehen
  • Folge 802 (90 Min.)
    Ich muss nur fest daran glauben, dann wird selbst das Unmögliche möglich! Der Glaube an sich selbst und an seine Fähigkeiten ist ein entscheidender Faktor, um seine persönlichen Ziele und Wünsche zu erreichen. Oft zahlt sich diese sture Beharrlichkeit aus. Wer wie besessen von einer völlig verrückten Geschäftsidee überzeugt ist und in dieses Projekt all seine Kraft, viel Zeit und sein ganzes Geld investiert, der lässt sich auch nicht von Zweiflern und Pessimisten in seinem Umfeld aufhalten. Solch eine Verbissenheit kann förmlich Flügel verleihen, birgt aber auch die Gefahr, Risiken auszublenden. Doch nicht nur der Glaube an sich selbst kann die sprichwörtlichen Berge versetzen.
    Ob in Krankheits- oder Trauersituationen: Vielen hilft der Glaube an Gott, um in fast ausweglosen Lagen nicht den Lebensmut zu verlieren. Oft sehen in ihrer Not gerade Schwerkranke den letzten Strohhalm in einer dubiosen Heilmethode. Sei es die Kraft der Kristalle, Engels- oder Vollmond-Rituale – den Patienten werden wahre Wunder versprochen, geboten wird aber häufig nur fauler und teurer Zauber. „Glaube versetzt Berge“ – Michael Steinbrecher spricht mit Menschen, die durch ihren festen Glauben an eine bestimmte Sache Krisenzeiten überwunden haben, ihrem Leben eine neue Wendung gegeben haben oder auch durch Übermut alles aufs Spiel gesetzt haben. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.06.2017SWR Fernsehen

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