1994-2014 (unvollständig), Seite 1

  • Diabetes, Rollstuhl, Herzinfarkt – diese schreckliche Prognose gilt nicht etwa einem 70-Jährigen, sondern dem 13-jährigen Lucas, wenn alles so weiter läuft wie bisher. Wegen seines Bluthochdrucks nimmt er bereits Medikamente. Radfahren, Kino oder die Urlaubsreise mit dem Flugzeug sind wegen seines Übergewichts nicht möglich. Schon als Kleinkind wog Lucas zu viel. In der Spielgruppe hat er seinen Altersgenossen die Butterbrote weggegessen und seiner Schwester Geld geklaut, um sich Süßigkeiten zu kaufen. „Ich kann ihn ja nicht einsperren“, sagt seine Mutter Astrid (51) verzweifelt.
    Alles Mögliche hat sie versucht. Ständig tourt sie mit ihrem Sohn zu Ärzten, Psychologen und Ernährungsberatern. Und mehrere Kuren hat er schon hinter sich – jedes Mal ohne den nachhaltigen Erfolg. Nach der letzten Langzeittherapie nimmt Lucas wieder zu – jeden Monat um die 10 Kilo, bis er 230 Kilo wiegt. „Weil immer wieder der Drang kommt, dass ich was essen will“ – seine krankhafte Esssucht hat ihn voll im Griff. Die Ärzte sehen nur noch einen Ausweg: er muss sich einer Magen-Bypass-OP unterziehen.
    Ein Eingriff mit hohem Risiko. Denn was Kinder und Jugendliche in Deutschland angeht, verfügen Adipositas-Chirurgen noch über sehr wenig Erfahrung. Aber die Familie greift nach diesem letzten Strohhalm. Damit Lucas endlich abnimmt und ein normales Leben führen kann. Menschen hautnah hat Lucas und seine Familie zwei Jahre lang begleitet. Von den vielen Hürden vor der Operation bis zur harten Bewährungsprobe danach. Nur wenn alle mitziehen, hat Lucas eine Chance. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.10.2012WDR
  • Es gibt sie noch, die Großfamilie mit acht Kindern und ohne größere Probleme. Die Kinder gehen aufs Gymnasium, spielen begeistert Musikinstrumente oder treiben Leistungssport. Die Mutter hat das Studium aufgegeben und ist zu Hause geblieben und der Vater arbeitet am Abend, damit er tagsüber auch Kinder betreuen kann. Trotzdem: Acht Kinder in Zeiten von Kleinfamilie und Emanzipation, wie schafft man das? Das Einkommen der Großfamilie Adler ist bescheiden, die Vierzimmer-Wohnung in der Düsseldorfer Altstadt eher klein für zehn Menschen.
    Mutter Monika schläft mit drei Kindern zusammen, Vater Paul übernachtet seit Jahren im Wohnzimmer – trotzdem klappt das Familienleben immer noch gut; in jeder Hinsicht. Einige Wünsche der Eltern, wie ein gemeinsamer Kinobesuch, müssen zwar zurück gestellt werden, aber sie leisten sich auch Außergewöhnliches, meist für die Kinder. Luise, die Älteste zum Beispiel, hat ein eigenes Zimmer und besitzt das größte und teuerste Musikinstrument, das sich denken lässt, eine Konzert-Harfe! Wenn sie auswärts in Essen übt, wird das Rieseninstrument die vier Treppen hinunter getragen und dann mit Bahn und Bus transportiert – ein Auto haben die Adlers ja nicht.
    Klar, dass Vater und Opa jedes Mal mit anpacken. Ein Geheimnis des Erfolgs: Der Alltag ist perfekt durchorganisiert und jeder versucht, den Laden irgendwie zusammen zu halten. Ein gemeinsamer Urlaub ist schon aus finanziellen Gründen äußerst selten. Diesmal wollte die Familie es aber wagen: Eine Woche mit acht Kindern und zwei Erwachsenen auf einem kleinen Hausboot, da gerät selbst die Superfamilie an ihre Grenzen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.01.2011WDR
  • 45 Min.
    „Babsy liebt Supermärkte“, sagt Christiane Samel, während sich die blitzschnell eine Dose Pfirsiche aus dem Regal angelt, mit geübtem Griff öffnet und verspeist. Wenn die beiden zusammen einkaufen gehen, erregen sie regelmäßig großes Aufsehen, denn in Frau Samels Einkaufswagen sitzt kein kleines Kind, sondern – eine ausgewachsene Schimpansendame. Christiane und ihr Ehemann Erhard wohnen zusammen mit zwölf Schimpansen. Acht leben draußen in einem Gehege. Doch mit den vier jüngsten teilt Christiane Samel Tisch, Bett und Bad.
    „Unsere Kinder“ nennt sie die Tiere. Doch anders als menschliche Kinder werden die Schimpansen nie für sich selbst sorgen können. „Irgendwann müssen wir uns von ihnen trennen“, das weiß sie. Auf Dauer können sie und ihr Mann weder die Arbeit noch die Kosten für die Tiere aufbringen. Aber zumindest was ihre vier – Babsy, Uschi, Fanny und Nicky – betrifft, mag sie gar nicht weiter darüber nachdenken. Die Affen sind ihr näher als jeder Mensch. Bei fünf der Gehege-Schimpansen allerdings rückt der Abschied näher.
    Schweren Herzens haben sich die Samels entschlossen, die Tiere abzugeben. Ein Zoo in China hat Interesse. Nach monatelangen Vorbereitungen ist es so weit. Ein großer LKW steht im Hof, der Tierarzt ist gekommen, um die Schimpansen für den Transport zu betäuben. Ein schwerer Tag für die Samels: Sie haben sie mit der Flasche groß gezogen, sie gefüttert und gewickelt. Angefangen hat alles beim Staatszirkus der DDR. Direkt neben dem Haus ihrer Eltern hatten Zirkusleute ihr Winterquartier errichtet.
    Die 17-jährige Christiane verliebt sich und heiratet den Tierpfleger Erhard Samel, geht mit dem Zirkus auf Tour. „Ich wollte schon immer etwas Besonderes sein“, sagt sie. Wer sie kennenlernt, glaubt das sofort. In der DDR gehören die Zirkusleute zur privilegierten Elite. Sie touren durch die Welt. Aus Amerika bringen sie die ersten drei Schimpansen mit. Dann kommt der Nachwuchs zur Welt. Affenbabys, versteht sich. Für die drei leiblichen Kinder werden die „schwarzen Geschwister“ zur Konkurrenz.
    „Wenn meine Mutter uns mal in den Arm genommen hat“, erzählt die älteste Tochter Annette Samel, „sind die Schimpansen sofort eifersüchtig geworden.“ Also ließ sie es immer öfter bleiben. Auch nach der Wende tritt Christiane Samel weiter mit den Schimpansen auf. Doch seit einigen Jahren haben Tierschützer sie im Visier. Es hagelt Anzeigen. Die Behörden wollen ihr die Auftritte verbieten, eventuell sogar die Haltung der Tiere. Die Verhältnisse haben sich geändert, doch Christiane will das nicht einsehen.
    Sie dreht den Spieß um und klagt wegen Mobbing. „Die Tierschützer haben es auf mich abgesehen.“ Noch nie hat Christiane Samel klein beigegeben, doch jetzt könnte eine Krankheit stärker sein als sie selbst. Die Ärzte bekommen eine Infektion in ihrer Ferse nicht in den Griff. Möglicherweise wird sie den Fuß verlieren. „Vielleicht ist von heute auf morgen alles aus“, sagt Christiane Samel im Krankenhaus. Ihre Zukunft und die ihrer Schimpansen ist ungewiss. „Menschen hautnah“ erzählt die Geschichte einer extremen Tierliebe – für die Mensch und Tier einen hohen Preis bezahlen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 26.11.2009WDR
  • Inge Bultschnieder liegt im Krankenhaus, als sie von katastrophalen Umständen in ihrer Stadt erfährt. Im Nachbar-Bett liegt nämlich Katya. Krank und völlig entkräftet ist die junge Bulgarin an ihrem Arbeitsplatz zusammengebrochen, und das nicht zum ersten Mal. Jetzt kann sie einfach nicht mehr, muss in der Klinik aufgepäppelt werden. Doch auf ihre Krankmeldung folgt der Rausschmiss. Katya arbeitet für die Fleischindustrie. Die „Tönnies Lebensmittel GmbH & Co. KG“ ist der größte Fleischverarbeitungsbetrieb Europas und beschäftigt allein in Rheda-Wiedenbrück neben 2.500 Festangestellten rund 3.500 Menschen aus Ländern wie Polen, Bulgarien und Rumänien.
    Die meisten davon nicht in direkter Anstellung, sondern über so genannte Werkverträge mit Subunternehmern, die ihren Sitz in osteuropäischen Ländern haben. Katyas Arbeitgeber ist also nicht Tönnies, sondern der Subunternehmer, der wiederum nach den Gesetzen seines Herkunftslandes anstellt und handelt. Das ist zwar legal, bedeutet aber für Menschen wie Katya: Bezahlung mit Billiglöhnen, meist schlechte und überteuerte Unterkünfte, extremer Arbeitsdruck, bei Widerspruch oder Krankheit sofortige Entlassung und Rückkehr in die Heimat.
    Inge Bultschnieder ist erschüttert und empört. So geht das nicht weiter, beschließt sie: „Tönnies muss daran was ändern!“. Innerhalb kurzer Zeit trommelt sie weitere aufrechte Bürger der Stadt zusammen und gründet mit ihnen die Interessensgemeinschaft „Werk-Fair-Träge“, um die osteuropäischen Arbeiter zu unterstützen und öffentlichen Druck auf Unternehmer Clemens Tönnies und die politischen Verantwortlichen der Stadt zu machen.
    Die 42-Jährige vermutet: „Denen gefällt das nicht. Die werden uns attackieren, wo sie können. Aber sollen sie ruhig, wir werden täglich mehr und hören nicht mehr auf!“ Wir, das ist sie selbst: Mutter von 2 Töchtern im Teenie-Alter, Marathonläuferin, selbstständige Bäckerin mit Marktstand, verheiratet mit Heinz, einem Angestellten bei Tönnies, der das Engagement seiner Frau nicht ohne Sorge beobachtet. Inge Bultschnieders erste und wichtigste Mitstreiterin ist Almuth Stork, Ärztin für Allgemeinmedizin in Rheda-Wiedenbrück.
    Schon seit Jahren muss sie in ihrer Praxis immer wieder Menschen behandeln, die durch die Arbeitsbedingungen im Schlachtbetrieb krank und ausgelaugt sind. Jetzt will auch sie nicht mehr schweigen, sondern zupacken. Aber wie kämpft man gegen solche Ungerechtigkeit? Keiner von ihnen hat damit Erfahrung. Also wollen sie als erstes auf die Straße: Ein Marsch mit Fackeln und Glocken zum Fleisch-Werk, um Unternehmer Clemens Tönnies „wachzurütteln“. Sie hoffen auf 400 Teilnehmer und träumen von mehr als 1.000. Werden sie in dieser konservativen Stadt wirklich so viele dafür gewinnen können? Um Menschen aus Osteuropa zu unterstützen gegen einen der Mächtigsten hier? Es gibt erste Anzeichen der Annäherung.
    Ein runder Tisch wird mit der Absicht gegründet, die Wohn- und Arbeitsbedingungen der Werkvertragsarbeiter zu verbessern. Doch wird daraus mehr entstehen als reine Lippenbekenntnisse? Oder wird sich etwas bewegen im Land der geschlachteten Schweine? Wie lange halten „die Aufrechten“ ihren Protest durch und welchen persönlichen Preis müssen sie dafür vielleicht in Kauf nehmen? „Menschen hautnah“ hat sie ein Jahr lang begleitet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 30.10.2014WDR
  • Hannelore aus Bremerhaven ist seit 2008 pensioniert. Das Rentnerdasein füllt sie nicht aus. Sie will sich noch einmal einer echten Herausforderung stellen und ihrer alten Sehnsucht nachgeben: einmal Großmutter sein. Denn Hannelore ist Single und hat keine eigenen Kinder. Anfang August 2011 beginnt ihr neuer Lebensabschnitt: ein einjähriger Aufenthalt in der französischsprachigen Schweiz bei einer Familie mit drei Söhnen von vier bis neun Jahren. Mit ihrem eigenen kleinen Auto reist sie 1.300 km in die Schweizer Alpen, in das kleine Dorf Evionnaz. Im Gepäck: die Nähmaschine und Backformen sowie Langlaufski und Schlittschuhe.
    Doch an Wintersport ist vorerst nicht zu denken. Da beide Eltern berufstätig sind, muss Hannelore neben der Kinderbetreuung noch den ganzen Haushalt der fünfköpfigen Familie versorgen und soll den drei Jungen noch Deutsch beibringen. Das geruhsame Rentnerleben ist damit zunächst passé. Immer mehr Frauen, deren Kinder aus dem Haus sind und die selbst das Rentenalter erreicht haben, suchen nach einer neuen Aufgabe. Für sie ist ein Auslandsaufenthalt als Aupair-Oma besonders reizvoll. Aber eine gewisse Flexibilität und Belastbarkeit muss man schon mitbringen.
    Denn die Umstellung auf die neue Umgebung, auf die ungewohnte Sprache und auf ganz andere Lebensgewohnheiten ist alles andere als einfach … Marlies aus Solingen hat vier Kinder und sechs Enkelkinder, die eigentlich alle nicht ohne sie auskommen können. Als Marlies aber von Granny Aupair erfährt, packt sie die Abenteuerlust. Sie will noch einmal alleine los, und zwar nach Afrika, ein Kontinent, der sie seit jeher fasziniert. Ihr Plan stößt bei ihren Töchtern nicht gerade auf Begeisterung. Aber Marlies lässt sich nicht beirren: Sie zieht für ein halbes Jahr nach Uganda zur Familie Fehr.
    Das Ehepaar hat drei Kinder, zwei zehnjährige Zwillings-Mädchen und einen achtjährigen Sohn. Die neue Granny soll vor allem Deutsch mit den Kindern sprechen und auch ein bisschen deutsche Hausaufgaben-Disziplin vermitteln, was Marlies konsequent durchzieht. Umso mehr, da der Haushalt sie in keiner Weise beansprucht. Er wird von mehreren einheimischen Hilfskräften erledigt. So kann Marlies die einmalige Chance nutzen und abseits ausgetretener Touristenpfade das Alltagsleben in Ostafrika kennenlernen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.05.2012WDR
  • Martin Park schwingt sich mit einem beherzten Satz aufs das steil abschüssige Dach. Er wolle eben schnell noch die Fenster von außen wischen. Eine Hand umklammert den Fensterrahmen, die andere wischt das Glas. Der eine Fuß tastet nach Halt, der andere rutscht ab. Sein Atem stockt – nicht. „Oh, doch ganz schön glitschig hier“, meint Park gelassen und hangelt sich wieder in Position. Ihm kommt zugute, dass Freeclimbing zu seinen Hobbys gehört. Und vielleicht auch, dass er den Abgrund unter sich nicht sieht. Martin Park ist blind. Anderthalb Stunden später betritt er seinen Arbeitsplatz, das Faust-Gymnasium in Freiburg.
    Seine Schüler sind in ausgelassener Laune, nehmen kaum Notiz, als er die Klasse aufschließt – sie haben sich längst an ihren blinden Referendar gewöhnt. Als der Unterricht beginnt, macht Lars ihn schnell darauf aufmerksam, dass der Beamer noch ausgeschaltet ist, und dann wird es ruhig. Außergewöhnlich ruhig für eine Klasse pubertierender Schüler. Die Jugendlichen hier müssen sich selber disziplinieren. Sie nehmen sich gegenseitig mit einem „Meldeball“ dran, den sie sich zuwerfen.
    „Ein blinder Erdkundelehrer?“ Noch vor einem Jahr konnte sich kaum einer der Kollegen vorstellen, wie das gehen soll, doch mittlerweile besteht praktisch kein Zweifel mehr daran, dass Martin Park der geborene Pädagoge ist. Der Schulleiter ist begeistert von ihm und würde ihn gern als Lehrer übernehmen, aber die Entscheidung dafür liegt nicht bei ihm. Doch wie fast immer, wartet Park gelassen ab, welche Richtung sein Leben nehmen wird. Martin Park unterrichtet Erdkunde und Französisch, und seine Schüler lieben insbesondere seine detailreichen Schilderungen der Natur.
    Kein anderer Lehrer beschreibt ihnen den Geruch von verwittertem Granit oder den Wind auf den Pyrenäen anschaulicher, und nur wenige können besser von aufregenden Trips nach Nepal berichten als er. Und sie lieben es, „dass er nicht einer ist, der nur vor der Klasse steht und redet, sondern dass man wirklich kommunizieren muss und irgendwie auf einer Ebene ist.“ Martin Park war schon im Mutterleib an einem Krebs der Netzhaut erkrankt, der erst am Ende seines ersten Lebensjahres entdeckt wurde. Zu spät, wie sich herausstellte: Er verlor sein Augenlicht.
    Seine Mutter habe ihn „nie in Watte gepackt“, sondern gefordert wie ein sehendes Kind. Und so wurde aus dem blinden Kind ein außergewöhnlicher Erwachsener. Ein extrem lebensfroher Mensch, dem seine Erkrankung keinerlei Grenzen zu setzen scheint. Doch dann wird seine Frau schwanger. Unter die Freude über die Vaterschaft mischt sich erst Sorge, dann die Angst. Es könnte sein, dass der Vater die Augenkrankheit an seinen Sohn vererbt hat. Ein Jahr lang hat Autor Frank Papenbroock „den blinden Lehrer“ begleitet und dabei das Portrait eines beeindruckenden Menschen gezeichnet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.04.2012WDR
  • Die Topmanagerinnen Angelika Gifford und Jumana Al-Sibai haben Karriere gemacht und sind Mütter. Beide Frauen erzählen aus ihrem Leben und von den Schwierigkeiten zwischen Karriere und Familie. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.01.2014WDR
  • Das Tagungshotel „Schindlerhof“ bei Nürnburg, das seine Mitarbeiter selbstverantwortlich in das Unternehmen einbindet, und das Kammerorchester „Deutsche Kammerphilharmonie Bremen“, das mit einer flachen Hierarchie und viel Mitbestimmung seiner Musiker erfolgreich ist: dies sind zwei Beispiele partnerschaftlich geführter Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mit Lust, Kreativität und Verantwortungsbewusstsein für den gesamten Betrieb leistungsfähig und stressbelastbar machen. Vorstellung zweier ungewöhnlicher Modelle der Unternehmensführung: das Tagungshotel „Schindlerhof“ bei Nürnburg, das seine Mitarbeiter selbstverantwortlich in das Unternehmen einbindet und um das Engagement seiner Angestellten mit einer eigenen „Herzlichkeitsbeauftragten“ wirbt; das Kammerorchester „Deutsche Kammerphilharmonie Bremen“, das 1999 kurz vor der Pleite stand, sich neu organisierte und mit einer flachen Hierarchie und einer extrem hohen Mitverantwortung und Mitbestimmung seiner Musiker heute wieder erfolgreich ist.
    Zwei Beispiele partnerschaftlich geführter Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mit Lust, Kreativität und Verantwortungsbewusstsein für den gesamten Betrieb leistungsfähig und stressbelastbar machen. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.05.2014WDR
  • 45 Min.
    Cori Obst ist heute 42 Jahre alt und hätte nicht damit gerechnet, so lange zu leben. Denn vor 19 Jahren diagnostizierten Ärzte bei ihr Aids im Endstadium. ‚Sie haben maximal noch ein Jahr‘, hatten die Ärzte ihr damals gesagt. Infiziert hatte sie sich über einen Exfreund, der Bluter war. Sie bricht ihr Studium der Theologie ab. Sie will in der vermeintlich kurzen Zeit, die ihr bleibt, noch möglichst viel erleben. „Schlafen kann ich, wenn ich tot bin“ ist ihr Motto. Sie macht ihre Krankheit öffentlich und nimmt den Kampf auf: gegen Tabus, Anfeindungen und Vorurteile und für die Rechte von HIV-Positiven. Sie stürzt sich ins Leben und die politische Arbeit, wird Frauenreferentin der Deutschen Aidshilfe.Cori provoziert.
    So fordert sie für sich und andere das Recht auf ein eigenes Kind. 1995 wird ihre Tochter Nana geboren. Sie ist nicht infiziert.Die Umstände der Geburt und die Reaktion der Ärzte auf eine HIV-infizierte Schwangere sind für Cori traumatisch. Als ihre Tochter zwei Jahre alt ist, trennt sie sich von Nanas Vater und zieht mit ihr nach Berlin. 2005 erkrankt Cori an einem aidsspezifischen Lymphdrüsenkrebs. Ihr Immunsystem bricht komplett zusammen. Cori liegt im Sterben, und sie will sterben. Aber wie durch ein Wunder wacht sie wieder auf.
    Sie muss weiterleben und kommt damit lange nicht klar.’ Ich habe mich überlebt’, sagt sie, und weiß nicht, wie sie die sich ausdehnende Zeit mit Sinn und neuen Zielen ausfüllen soll. Das neugeschenkte Leben wird ihr zur Qual. Sie versteht nicht mehr, was ihr passiert, ist orientierungslos und einsam. Schließlich landet sie in der Psychiatrie. Erst vor kurzem hat die Powerfrau wieder ins normale Leben zurückgefunden und geheiratet. Ihr Leben hat sich entschleunigt, und ein bisschen trauert sie den früheren turbulenten Zeiten nach. Überleben macht nachdenklich’, sagt sie.Ihre Tochter Nana ist inzwischen 14 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in Wien.
    Sie genießt die seltenen Treffen mit Cori. Dann gehen die beiden Arm in Arm und sehen aus wie zwei Schwestern. Nana ist froh, dass es ihrer Mutter im Moment wieder besser geht. Sie weiß allerdings auch, dass sich das schlagartig ändern kann. Auf die Frage, ob sie manchmal sauer auf ihre Eltern ist, weil sie ihr ja einiges zugemutet haben, antwortet sie mit einem klaren ‚Nein‘. Aber manchmal kann sie nachts nicht schlafen, aus Angst um ihre Mutter. Sie hat von klein auf gelernt, mit der tödlichen Krankheit von Cori zu leben. Sie hat sich daran gewöhnt, Alltag eben. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereDo 11.03.2010WDR
  • Die attraktive Mittdreißigerin Diana Pakroppa hatte gleich zwei Jobs: Sie war Sekretärin im Büro einer Steuerkanzlei – und als Stuntfrau bei waghalsigen Dreharbeiten mit Pferden im Einsatz. Sie doubelte bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler, wenn sie in Filmszenen vom Pferd stürzen oder auf Pferden mit Schwertern kämpfen sollten. Bei einem eher routinemäßigen Stunt im September 2009 für die RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ geschah das Unfassbare: Während Diana Pakroppa ihren Schimmel „Bagdad“ am Zügel durchs Gelände führte, wurde sie von einem Motorrad erfasst und schwer am Kopf verletzt. Eigentlich sollte das Motorrad bei dieser Aufnahme im hohen Bogen über das Pferd und sie hinwegfliegen.
    Als Diana Pakroppa schwer verletzt auf der Intensivstation der Bonner Universitätsklinik eingeliefert wurde, lautete die Diagnose der Mediziner: Schädel-Hirn-Trauma, Hirnblutungen, zweifach gebrochener Halswirbel und Lungenriss. Sie lag acht Wochen im Koma. Dann begann sie zu kämpfen. Die Stuntfrau wollte zurück ins Leben. Ihr erster Gedanke galt ihrer Tochter Sarah-Luisa. Kann sie noch eine vollwertige Mutter für sie sein? Sie musste alles wieder lernen: das Essen, das Sprechen und das Gehen. Dank ihrer guten körperlichen Verfassung hatte sie diesen schweren Unfall überlebt. Dank ihrer Disziplin und ihres Kampfeswillen kehrte sie ins Leben zurück.
    „Menschen hautnah“ hat die Wuppertalerin Diana Pakroppa drei Jahre lang begleitet bei ihrem Versuch, den Alltag zu meistern. Ihr Wille ist zwar ungebrochen, aber sie wird nach Lage der Dinge vielleicht nie wieder einen Stunt absolvieren können. Ein schwieriger Neuanfang für eine willensstarke Frau: Ihr Lebenspartner hat sich ein Jahr nach dem Unfall von ihr getrennt. Und auch ihre heute 15-jährige Tochter Sarah-Luisa hatte Schwierigkeiten, mit der neuen Situation umzugehen. Ihre starke Mutter war auf einmal ganz schwach. Sarah-Luisa musste erst verstehen lernen, dass Diana Pakroppa heute selber auf Hilfen angewiesen ist. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 31.01.2013WDR
  • 45 Min.
    Olav sitzt im Lotussitz und meditiert. Er bereitet sich auf eine weitere Schicht beim Kriseninterventionsteam (KIT) vor. Wenn in den nächsten 24 Stunden das Telefon klingelt, muss er sofort an Orte fahren, an die niemand gerne freiwillig geht. Orte, an denen nur Minuten vorher schwerste Tragödien stattgefunden haben. Katastrophen, die mitunter so heftig sind, dass sie selbst Polizei, Feuerwehr und Notärzte an ihre Grenzen bringen. Die Mitarbeiter des KIT betreuen die Opfer, Zeugen und Hinterbliebenen dieser Katastrophen. „Beim ersten Mal haben mir die Knie so sehr geschlackert, dass ich gar nicht richtig Auto fahren konnte“ erinnert sich der 57-Jährige heute.
    Das war vor acht Jahren. Mittlerweile hat er ungezählte Einsätze hinter sich: verwaiste Kinder betreuen, sich um die Angehörigen von Unfallopfern kümmern. Er hat Sterbende in den Tod begleitet und Menschen geholfen, sich nach der größten Katastrophe ihres Lebens wieder besser zurechtzufinden. Manchmal dauern diese Einsätze ein paar Stunden, manchmal aber betreut das KIT Menschen auch noch Wochen nach der Katastrophe. Begleitet wird er bei seinen Einsätzen von der jüngsten Kollegin im Team: Gesine. Die 26-Jährige wollte schon seit Jahren beim Kriseninterventionsteam mitarbeiten.
    Nun hat sie die nötigen Schulungen gemacht und das Mindestalter erreicht. Nach dem ersten Einsatz des Abends ist sie blass um die Nase. Doch auch ihr hilft der ältere Kollege, nimmt sich Zeit und spricht mit ihr im Einsatzwagen, solange, bis das gerade Erlebte nicht mehr ganz so auf ihr lastet – dann kommt auch schon der nächste Anruf. Wie hilft man Menschen, die gerade einen Angehörigen verloren haben? Olav weiß, wie es ist, wenn in der Katastrophe niemand da ist. Das hat er als Kind am eigenen Leib erfahren.
    Und diese Erfahrung ist bis heute der Grund für sein ehrenamtliches Engagement. Wie aber hält er selbst diese Situationen aus? Warum tut er sich das immer wieder an? Autor Frank Papenbroock geht diesen und anderen Fragen nach und begleitet Olav und seine Kollegin mehrere Monate lang bei ihren Einsätzen. Er erlebt, wie sie Todesnachrichten überbringen, Angehörige ins Leichenschauhaus begleiten oder einem Mann helfen, dessen Frau nach 65 Jahren Ehe plötzlich verstirbt. Herausgekommen ist ein eindrucksvolles Portrait eines Mannes, der versucht, das zu geben, was er selbst als Kind nicht bekommen hat: Hilfe. (Text: WDR)
  • Sie sind alleinstehend, um die Sechzig, sehen meist gemütlich aus. Eines allerdings mögen sie überhaupt nicht: Zuhause sitzen, die Enkel versorgen und die Wohnung putzen. Stattdessen sind sie lieber auf den eigenen vier großen Rädern im Wohnmobil unterwegs: Im Winter in Italien und Spanien, im Sommer sind das Neckartal oder Bayern angesagt. Früher haben sie zuhause gehockt oder durften den Männern als Beifahrerinnen assistieren, heute sind sie verwitwet oder geschieden und erfüllen sich einen Lebenstraum. Die Welt steht ihnen offen, unabhängig von Hotels und nörgelnden Partnern. Bevor es richtig losgeht, fährt Edith, die ehemalige Busfahrerin, noch zu einem „Schraubertreffen“, das macht ihr Spaß und ist außerdem billiger als die Werkstatt.
    Zwischen den Reisen hat sie – zur Not – noch ein winziges Apartment. Aber am liebsten ist sie unterwegs. Gisela, um die Siebzig, ist daheim auch die Decke auf den Kopf gefallen, seit ihr Ehemann mit einer Jüngeren zusammen ist. Sobald sie in ihrem Wohnmobil Gas geben und losdüsen kann, ist sie wie ausgewechselt. Für allein fahrende Frauen – und natürlich auch Männer – macht sie Tourenvorschläge im Internet, an verabredeten Treffpunkten hat man dann wieder die Gemeinschaft. Wenn Gisela MN (aus Mindelheim) sich mit Edith BN (aus Bonn) und den Sabines und Konnys von sonst woher treffen, ist stets schwer was los. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.10.2010WDR
  • Tanja G. hat Angst um ihr Leben. Der Einbrecher, dem sie in ihrer Wohnung begegnet, ringt sie nieder und würgt sie, bevor er flieht. Er hat aus ihrer Wohnung nur ein Handy gestohlen, doch sie verliert viel mehr. Ihre Sicherheit, ihr Selbstvertrauen, ihr Gefühl von Geborgenheit im eigenen Heim. Tanja G. betritt ihre Wohnung nach dem Einbruch nie wieder allein. Sie zieht sofort aus, lässt sogar die meisten Möbel in der alten Wohnung. „Ich bin ein freiheitsliebender Mensch“, so beschreibt sich die heute 40-jährige Lehrerin, „doch ich konnte nach diesem Tag nicht mehr allein leben“.
    In Nordrhein-Westfalen steigt die Zahl der Wohnungseinbrüche seit Jahren kontinuierlich. 2013 waren es knapp 55.000. Aus diesem Grund wurden landesweit 96 neue Ermittlungskommissionen gegründet. Münster ist einer der Städte, die besonders vom Anstieg der Wohnungseinbrüche betroffen sind. In den letzten drei Jahren hat sich hier die Zahl der Einbrüche verdoppelt. Eines der Opfer in Münster ist Parvin H. Die gebürtige Iranerin fühlt sich seit dem Einbruch im Frühjahr dieses Jahres nicht mehr sicher in ihrem Haus.
    Sie fühlt sich zudem verantwortlich dafür, dass die Täter so viel Schmuck und Wertgegenstände erbeutet haben. Erbstücke, Geschenke, unwiederbringliche Erinnerungen. „Ich habe gedacht, hier ist es sicher“, sagt sie noch immer fassungslos, „und jetzt ist alles weg“. Doch was soll sie tun? Ausziehen kommt für sie und ihre Familie nicht in Frage. Es ist das Elternhaus ihres Mannes. Sie muss lernen, mit dem brutalen Eingriff in ihre Intimsphäre, in ihr Zuhause zu leben. Tanja G. hat sich damals gegen den Einbrecher gewehrt.
    Als der zu fliehen versucht, läuft Tanja G. hinterher, stürzt sich auf ihn und versucht, ihn festzuhalten. Vergeblich. Noch heute weiß sie nicht, warum sie sich in diese Gefahr begab. „Ich wollte einfach nicht, dass er davonkommt“, sagt sie. In ihrem Fall wurde der Täter später tatsächlich gefasst. Doch das ist eher die Ausnahme. Lediglich 13 Prozent aller Einbrüche in NRW können aufgeklärt werden. Die Opfer müssen mit dem Gefühl leben, dass Fremde in der Wohnung waren und ihnen das Gefühl von Sicherheit genommen haben. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 27.11.2014WDR
  • Barbara ist Mitte vierzig, als ihr Mann im gemeinsamen Dänemark-Urlaub einen Sekundenherztod erleidet. Thomas’Frau stirbt an Herzversagen am Steuer, bei Tempo 100 auf der Autobahn – zwei ihrer Kinder im Auto. Der Traum vom gemeinsamen Leben, von Kindern, Familie – aus – von jetzt auf gleich. Nichts ist mehr wie es war Barbara ist fassungslos, ihre Trauer unendlich. Vorbei auch die Pläne mit ihrem Mann, vom Umzug ans Meer, die geteilte Leidenschaft für Natur und Tiere. Für Thomas ist das gewohnte Familienleben von der einen auf die andere Sekunde zu Ende. Aber in seiner Trauer will er stark sein für seine drei Töchter.
    Familie und Freunde springen ein. „Jemand der trauert und fühlt wie ich“ Barbara und Thomas versuchen irgendwie klar zu kommen, machen Therapien. Sie fühlen sich unverstanden und allein. In einem Internet-Forum für Verwitwete lernen sich die beiden drei Monate später kennen. Eigentlich suchen sie nur Kontakt zu Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Sich zu verlieben, ist nicht geplant, aber es passiert. Barbara stürzt sich in ihre neue Liebe. Thomas schätzt die Gespräche, sie helfen ihm in seiner Trauer, aber eine neue Partnerschaft ist für ihn noch nicht vorstellbar.
    Zu sehr schmerzt der Verlust, außerdem sind da die traumatisierten Kinder. Alles viel zu früh? Doch nach einem halben Jahr ziehen sie zusammen mit den drei Töchtern in Barbaras Haus, dreihundert Kilometer von der bisherigen Wohnung entfernt. Thomas und Barbara planen sogar, bald zu heiraten. Nicht alle in ihrem Umfeld sehen die Beziehung positiv, manche finden sie viel zu früh. Freunde und Familie ziehen sich zum Teil zurück. „Menschen hautnah“ hat die Familie begleitet. Ein Jahr, in dem fünf Menschen mit hohen Erwartungen und tiefer Verstörung einen Neuanfang wagen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 23.10.2014WDR
  • 45 Min.
    Marcel, Al Hatin und Patrick sitzen wegen Raubs, Betrugs und versuchten Mordes ihre Haftstrafen in der JVA Heinsberg ab. Einblicke in die Maschinerie einer Justizvollzugsanstalt für Jugendliche. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.05.2008WDR
  • Sascha Buzmann ist neun Jahre alt, als er im Januar 1986 in Wiesbaden entführt wird. Drei Monate lang hält ihn sein Peiniger gewaltsam in einem heruntergekommenen Bauwagen fest. Drei Monate, in denen er fast täglich sexuell missbraucht wird. Seine Familie hat die Hoffnung schon fast aufgegeben, Sascha jemals lebendig wiederzusehen, als die Polizei den Jungen durch Zufall aufspürt. Nach seiner Rettung schilderte der Junge, wie es ihm gelang, die Hoffnung nicht zu verlieren. „Irgendwann gehe ich zu meinen Eltern zurück, hab ich mir immer wieder gesagt. Wenn ich stark genug bin, den zu besiegen.“ Mit neun Jahren beginnt das zweite Leben von Sascha Buzmann, in dem er sich mit dem Erlebten auseinandersetzen muss – bis zum heutigen Tag.
    Der Film erzählt die Entführung in Rückblenden und begleitet Sascha Buzmann noch einmal an den Ort, an dem er 86 Tage lang gefangen war. Wie ging es nach der Entführung weiter? Wie gingen seine Familie, seine Freunde mit ihm und seiner Geschichte um? In Gesprächen mit Sascha und denen, die ihm nahe stehen, entsteht das Portrait eines Menschen, dessen traumatische Erlebnisse seinen weiteren Lebensweg bestimmen. Behutsam nähert sich der Film den Fragen an, mit denen sich Sascha Buzmann immer wieder konfrontiert sieht: Wie konnte er als neunjähriger Junge eine solche Situation verarbeiten? Und wie lässt es sich mit einer solchen Belastung weiterleben? „Keiner kann mir das ansehen“, sagt Sascha Buzmann heute.
    „Man muss schon genau suchen.“ Er ist inzwischen 34 Jahre alt, ledig und arbeitet als Kellner an ständig wechselnden Orten. Zur Zeit wohnt er in der Nähe seines Elternhauses im hessischen Taunusstein – nur etwa 15 Kilometer entfernt vom Ort des Verbrechens. Kann er sich jemals wieder irgendwo geborgen und sicher fühlen? „Menschen hautnah“ zeichnet das aufwühlende Porträt eines Mannes, der in seiner Kindheit Opfer eines Verbrechens wurde. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.12.2011WDR
  • Als Ulf Mailänder die beiden zum Verkauf stehenden Mietshäuser in Barby – einer Kleinstadt südlich von Magdeburg – das erste Mal sah, war sein Urteil vernichtend: „Diese Immobilien nehme ich nicht einmal, wenn ich 10.000 Euro dazu bekomme!“ Die Gebäude mit insgesamt sechs Mietparteien befanden sich in einem desolaten baulichen Zustand. Im Haus und auf dem Hof türmte sich der Müll. Und die Mieten der langzeitarbeitslosen Bewohner sind kaum der Rede wert. Und doch kam es anders. Denn Ulf Mailänder suchte nach Möglichkeiten, sein Erbe so anzulegen, dass es nicht nur seine Rente aufbessert, sondern auch etwas Sinnvolles bewirkt.
    Mailänder holte sich Rat beim einst größten und dann wegen Betruges inhaftierten Baulöwen Deutschlands, Jürgen Schneider. Mit diesem hält der Schriftsteller und Coach Kontakt, seit er dessen Autobiographie geschrieben hat. Und Schneider überredete ihn zum Kauf. Denn hier sei beides möglich: Geld verdienen und Gutes tun. 5.000 Euro blättert Ulf Mailänder schließlich für beide Häuser auf den Tisch. Und damit gehen die Schwierigkeiten los. Die Bewohner – anfänglich guten Willens, die Gebäude gemeinsam auf Vordermann zu bringen – sind zunehmend enttäuscht, lustlos oder zu krank, um eine wirkliche Hilfe zu sein.
    Ihre Erwartungen an den guten Immobilienhai sind größer als das, was Ulf Mailänder bereit ist, an zusätzlichem Geld und Zeit zu investieren. Dabei erweisen sich gerade die baulichen Mängel gravierender als gedacht. Und die Müllberge rund ums Haus werden eher größer als kleiner. Es kommt zu Streitereien zwischen den Mietern: Den einen ärgern die Hühner im Hof, den anderen, dass nie aufgeräumt wird. Auch hier muss Ulf dringend Lösungen finden. Denn eins ist klar: Ziehen sie nicht gemeinsam an einem Strang, werden die Häuser verfallen und die Mieter ausziehen müssen.
    Werden Ulf und die Bewohner einen Weg finden, die Häuser gemeinsam in einen bewohnbaren Zustand zu bringen? Oder scheitert das Projekt schon im ersten Jahr? „Ein Haus ist eben nicht nur ein Gebilde aus Stein und Glas. Sondern es ist auch ein soziales Gebilde. Und wenn ich Hausbesitzer bin, dann trage ich eben auch meinen Teil dazu bei, für dieses Stück Sozialgut eine Verantwortung zu übernehmen.“ Ob der Plan aufgeht? Kann man ein guter Immobilienhai sein? Menschen hautnah hat Ulf Mailänder das erste Jahr als Hausbesitzer begleitet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 11.12.2014WDR
  • „Nach meinem ersten Suizidversuch mit 14 Jahren verging kein Tag, an dem ich nicht ans Sterben dachte. Ich hatte das Gefühl, keinen Platz auf dieser Welt zu haben und hab mich einsam gefühlt. Und mir war klar, dass ich mich irgendwann töten würde.“ Jule hatte lange gekämpft, bis sie ihren eigenen Weg aus der Krise fand. Heute studiert sie Sozialpädagogik und arbeitet ehrenamtlich bei , einer E-mail-Beratungsstelle für junge Menschen in Krisen und Suizidgefahr in Freiburg. Sie gibt Anna keine konkreten Ratschläge sie ist einfach für sie da und hält Kontakt. Sie schildert ihre eigenen Erfahrungen und wie sie ihre Lebensfreude wiederfand.
    Anna hat den konkreten Plan, sich zu töten. Jule hofft, dass sie sich doch noch für das Leben entscheidet. Und wartet darauf, dass sie sich doch noch einmal meldet. Heidi und Bernd Umbreit dokumentieren den Kontakt von Jule und Anna über viele Monate hinweg. Der Film schildert in sensiblen Bildern und Gesprächen die schwierige und gleichzeitig hoffnungsvolle Beziehung beider junger Frauen. Und er erzählt von Julian und Alexandra, die damit leben müssen, den Freund, die Schwester durch Suizid verloren zu haben. Der Film ist mit dem deutschen Sozialpreis der Wohlfahrtsverbände ausgezeichnet worden. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.05.2009WDRFree-TV-PremiereSo 31.05.2015tagesschau24
  • Deutsche TV-PremiereDo 12.09.2013BR-alpha
  • Seit seiner Frühpensionierung ist Hartmut Steegmaier dem Krankheitswahn verfallen. Der Kunst- und Werklehrer musste den Schuldienst wegen seiner Stresslabilität zeitig quittieren. Seitdem ist er extrem um seine Gesundheit besorgt und wurde zum chronischen Arztbesucher, „Pillenfresser“ und Leser von medizinischen Büchern. So hat Hartmut es zum Fachpatienten gebracht. Obwohl seine Eltern auf die 100 zugehen, hat er Angst vor einem frühen Tod. Augenblicklich treibt ihn die Angst vor einem Glaukom um. Er versucht, sein Augenlicht mit dreierlei Tropfen und Augenmuskelgymnastik zu retten. Zu seinem Unglück ist er privat versichert und gerät immer wieder an Ärzte mit Existenzängsten.
    Der Film begleitet Hartmut bei seinen Besuchen in Arztpraxen und Apotheken. Wir lernen seine Ernährungsgewohnheiten kennen – Hartmuts Frühstücksmüsli besteht aus annähernd 20 Zutaten – und folgen ihm in ein begehbares Darmmodell, in dem er mit einem Chefarzt über ballaststoffreiche Ernährung und Koloskopie diskutiert. Hartmut ist ständig auf der Flucht vor der Krankheit. Seine Termine macht er schwitzend vom Hometrainer aus, auch durch schnelles Gehen versucht er dem Gau in seinen Gefäßen zuvorzukommen. Als moderner Don Quijote kämpft er gegen „Alzi“ und „Krampfi“.
    Weiterhin lernen wir das soziale Umfeld des Hypochonders kennen. Schon Hartmuts heute 97-jähriger Vater, ein Erfinder, legte größten Wert auf gesunde Lebensführung. Hartmuts dritte Frau Karin litt zunehmend unter den manischen Kreisen um eingebildete Gesundheitsrisiken. Die Ehe ging auch wegen seiner Hypochondrie in die Brüche. Die beiden leben in Scheidung, im gleichen Haus in zwei Wohnungen. Gegen seine Einsamkeit können Hartmut auch seine 10 Ärzte nichts verschreiben. Wichtigster Schauplatz des Films ist Hartmuts leuchtend blaues Wohnhaus, das direkt gegenüber dem Friedhof steht.
    In diesem Biotop hat ein sympathischer Sonderling seine Berufung gefunden: die „emotionalisierte Geometrie“, die er in hunderten Farb-Varianten immer wieder neu entfaltet. Beim Malen vergisst Hartmut die Zeit und seine Krankheitsängste, nun geht es dem perfektionistischen Handwerker um die „Gesundheit der Bilder“. In einer Ausstellungseröffnung erleben wir Hartmut schließlich als Vollblutkünstler, dessen unerschöpflicher Schaffensdrang von seinen Ängsten gespeist wird. So wird der Hypochonder zum Philosophen, der seinen Finger in die Wunde einer Gesellschaft legt, die von Krankheit und Tod nichts wissen will. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.09.2009WDR

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