Joanna sucht Antworten: Warum wurde ihr Sohn sinnlos getötet?
Bild: WDR/Martina Di Lorenzo
„Ich kann nicht glauben, dass hier mein Sohn liegt. Ich kann noch nicht zulassen, dass mein Kind tot ist.“ Jeden Tag steht Joanna (48) fassungslos am Grab von Philipos (20). „Mir wäre lieber, wir würden uns streiten. Alles, alles wäre besser, wenn ich fühlen könnte, dass er lebt.“ Nach der Abiturfeier seiner Schwester im Festsaal des Kurparks Bad Oeynhausen wird Philipos im Juni 2024 zusammengeschlagen. Zwei Tage später stirbt Philipos und der mutmaßliche Täter – ein 19-jähriger Syrer – wird festgenommen. Während Joanna um ihren Sohn trauert, wird aus Philipos eine Schlagzeile – und sein Tod wird zum Anlass genommen, im Bundestag und in den Medien wieder über die Asylpolitik zu diskutieren. Philipos’ Mutter beteiligt sich nicht an dieser Diskussion. Für sie spielt die Nationalität des Täters keine Rolle. „Der Arzt, der um das Leben meines Kindes gekämpft hat, ist Syrer. Mein Friseur auch und ich? Ich bin Polin.“ Stattdessen versucht Joanna, die tiefgläubig ist, einen Weg zu finden, mit ihrer Wut, ihrem Zorn, ihrer Verzweiflung und Trauer umzugehen. Sie sucht Rat bei einer Gefängnispsychologin und einem Priester: Warum musste Philipos sterben? Darf ich wütend auf den Täter sein? Muss ich ihm verzeihen? Seit Januar sitzt sie dem Angeklagten am Landgericht Bielefeld gegenüber, erträgt die Berichte der Polizei, Zeugenaussagen, hört die Obduktionsergebnisse der Gerichtsmediziner, sieht die Bilder ihres toten Kindes auf dem Seziertisch. „Auch das Unfassbare, das Schmerzliche zu hören, zu wissen, wie Philipos gestorben ist … das bin ich meinem Kind schuldig.“ (Text: WDR)
Neele Buchholz ist Schauspielerin und Tänzerin. Fernsehfilme, Kinoproduktionen und Bühnenauftritte – die 33-Jährige ist sehr erfolgreich. Dabei hat Neele Buchholz besondere Herausforderungen zu bewältigen. Sie hat das Down-Syndrom. Dennoch will sie als selbstständige Künstlerin arbeiten – möglichst frei entscheiden. Schon früh beschloss sie, nicht den „üblichen“ Weg für Menschen mit Down-Syndrom zu gehen. Statt für 1,50 Euro pro Stunde in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu arbeiten, wollte sie mehr. „Da habe ich gesagt: Nein, ich will das nicht, weil das langweilig ist“, erinnert sich Neele. Für ihre Entscheidung für den Tanz- und Schauspielberuf erhält sie große Unterstützung von ihren Eltern. Nach neun Jahren Festanstellung bei einem Tanztheater in Bremen bekam sie eine Rolle in der ARD-Erfolgsserie „Eldorado KaDeWe“ an der Seite von Valerie Stoll, Lia von Blarer und Oliver Polak. Anschließend wagte sie den Schritt in die „echte“ Selbstständigkeit. „Ich brauche Zeit, aber die wollen [Dinge] immer schnell, schnell, schnell haben“, beschreibt Neele die Schwierigkeiten, denen sie jetzt bei Castings und beim Lernen von Texten begegnet. Der Druck, ständig Arbeit zu haben und genug Geld zu verdienen, ist groß, denn ohne ein regelmäßiges Einkommen werden ihre Arbeitsassistenzen nicht weiter finanziert. Hinzu kommt, dass es in der Schauspielbranche nicht genügend Zugangsmöglichkeiten und Entgegenkommen für Menschen mit Behinderung gibt. Doch Neeles Vision reicht weiter: Sie plant, eine eigene Firma zu gründen, um ihre Assistenzkräfte besser bezahlen zu können und eigene Räumlichkeiten für Proben und Teamsitzungen zu haben. Erschwert werden ihre Pläne durch eine neuerliche Erkrankung, die auch für Neeles Selbstständigkeit zur harten Probe wird. Dies ist die Geschichte einer Frau, die sich bewusst gegen den vorgezeichneten Weg entscheidet und beweist, dass es auch unter schwierigen Bedingungen möglich ist, seinen eigenen Pfad zu finden und zu gehen. (Text: WDR)