Mit dem Herzen sehen – Wie blinde Menschen die Liebe finden
Folge 17 (45 Min.)Merlin ist 28 Jahre alt und auf der Suche nach dem einen besonderen Menschen, nach der großen Liebe. Doch Merlin ist blind – und das macht das Kennenlernen zu einer besonderen Herausforderung: „Ich kann in der Bahn sitzen – und mir fehlt der Blickkontakt. Ich kann keine Frau ansehen, ihr ein Lächeln schenken, sie mit einem Zwinkern einladen, mir zu zeigen, dass sie mich auch bemerkt hat. All diese kleinen Signale, die so viel bedeuten können – sie bleiben mir verborgen.“ Die Einsamkeit wiegt schwer, also wagt Merlin einen Schritt in die digitale Welt der Dating Portale.Ein Freund hilft ihm, ein Profil zu erstellen. Gleich auf der ersten Seite macht Merlin klar: Er ist blind. Trotzdem melden sich Frauen – und eine Nachricht lässt sein Herz schneller schlagen. Eine Frau schreibt ihm, dass sie zwar sehen könne, sich aber gerade deshalb einen blinden Mann wünsche. Denn er, so glaubt sie, würde sie nicht wegen ihres Äußeren lieben, sondern mit dem Herzen sehen. Auch Karina kennt diese Sehnsucht. Die 38-jährige wurde blind geboren und bewegt sich dennoch mit großer Sicherheit durch die Welt. An diesem Herbsttag drapiert sie in ihrem Wohnzimmer kleine Kürbisse und getrocknete Blätter, riecht an Zimtstangen und ordnet Kastanien in eine Schale. Für sie ist Dekoration ein sinnliches Erlebnis. Ihre Eltern hatten sich früh entschieden, Karina nicht in Watte zu packen, sondern stark zu machen. Und das ist sie: selbstbewusst, unabhängig, alleinerziehende Mutter einer 16-jährigen Tochter. Doch genau diese Stärke verwirrt viele Männer. Statt der „schwachen Blinden“, die Schutz sucht, treffen sie auf eine Frau, die weiß, was sie will. „Ich bin, wie ich bin“, sagt Karina selbstbewusst. „Die Männer müssen mich so nehmen.“ Mit Humor und Offenheit begegnet sie der Welt: Beim Karaoke singen, beim Speeddating, online – sie wagt sich raus, immer auf der Suche nach dem Menschen, der nicht nur sieht, sondern wirklich wahrnimmt. Merlin möchte nicht nur eine Partnerin finden, sondern kämpft auch um Bildung und Anerkennung. Als Kind wurde er in eine Sonderschule geschickt, später in eine Blindenwerkstatt. Er träumt davon, die mittlere Reife nachzuholen und dann Abitur zu machen. Leider gibt es kaum Schulen, die blinde Erwachsene aufnehmen – Inklusion in der Erwachsenenbildung? Fehlanzeige. Doch Merlin gibt nicht auf. Er weiß: Wenn er in der Werkstatt bleibt, sinken seine Chancen: auf einen Beruf, auf Selbstbestimmung – und auf eine Frau, die ihn nicht bemitleidet, sondern bewundern kann. (Text: WDR) Deutsche TV-Premiere Do. 20.11.2025 WDR Doppelleben – Was macht der Betrug mit der Liebe?
Folge 18 (45 Min.)Christian ist eigentlich glücklich mit seiner Frau verheiratet, als er mit 40 Jahren mehr und mehr merkt, dass er Männer liebt. Doch zunächst hält er die Fassade aufrecht, lebt nach außen hin ein normales Familienleben mit Partnerin und Kind. In jeder freien Minute aber taucht er ein in eine andere Welt und lebt seine Sexualität als schwuler Mann aus. Dabei verstrickt sich Christian immer mehr in Lügen, leidet unter Schuldgefühlen und schafft es doch lange nicht, seiner Frau Sonja die Wahrheit zu sagen. Obwohl sie merkt, dass er sich verändert. Immer wieder hakt Sonja nach, denkt an eine Krankheit, die er ihr verheimlicht, oder an eine andere Frau.Dann aber hat sie einen Verdacht und konfrontiert Christian damit. Auch Carl führt mehr als zwei Jahre lang ein Doppelleben. Auf der einen Seite ist da seine Beziehung mit Alina, auf der anderen Seite eine weitere Beziehung mit einer anderen Frau, mit der er sogar eine Familie gründet. Dann bekommt Carl auch zusammen mit Alina ein Kind. Lange ahnt Alina nicht, dass Carl sie seit Jahren belügt, bis sie eines Tages einen Anruf bekommt. Und eine Welt für sie zusammenbricht. (Text: WDR) Deutsche TV-Premiere Do. 27.11.2025 WDR Wenn das Geld nicht fürs Essen reicht – Wie die Tafeln helfen
Folge 19 (45 Min.)Jacqueline (41) wurde Kundin der „Tafel“, weil innerhalb weniger Monate ihr Leben zusammengebrochen ist: Sie heiratet, bekommt mit ihrem Mann ein Kind, drei Wochen später stirbt ihr Mann völlig unerwartet. Seitdem türmen sich Rechnungen und Mahnungen bei Jacqueline; für Lebensmittel ist kaum noch Geld da. Alleinerziehende Mütter wie Jacqueline gibt es viele unter den mehr als 300.000 Kunden der Tafel NRW. Aber auch Rentner und Kinder sind überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen. In NRW ist lebt jedes 4. Kind in einem einkommensarmen Haushalt.Für diese Kinder haben die Tafeln in manchen Städten ein eigenes Angebot geschaffen. In der Kindertafel Wuppertal-Barmen laufen jeden Vormittag die Vorbereitungen auf Hochtouren, damit die Kinder, die jetzt aus der Schule kommen, Obst und Gemüsesnacks bekommen, bis es das warme Mittagessen gibt. Der achtjährige Tyler ist einer von rund 30 Kindern, die hier in Wuppertal-Barmen essen, aber auch Hausaufgaben machen, lernen und spielen. Seine Mutter ist alleinerziehend mit vier Kindern und heilfroh darüber, dass Tyler so eine Unterstützung bekommt. Für die Eltern ist das Angebot kostenlos. „Wir setzen bei den Kindern an, damit sie nicht unsere Kunden von morgen werden“, sagt Leiterin Elena Merlakova, „und der einzige Weg raus aus der Armut ist Bildung.“ Betreut werden die Kinder von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern. Eine von ihnen ist die 15-jährige Leyan. Sie war als Grundschülerin selbst in der Wuppertaler Tafel – jetzt geht sie aufs Gymnasium, schreibt Bestnoten und will später Medizin studieren. Koordiniert wird die Hilfe der Tafeln in den sogenannten Verteilerzentren. Eines davon liegt in Dormagen. Hier kommen Lebensmittelspenden aus ganz NRW an und werden an die Tafel-Ausgabestellen weiterverteilt. Mitten im Trubel telefoniert Disponent Hannes von Papen mit Apfelbauern in der Voreifel und fragt, ob die Tafel unperfekte Äpfel abholen kommen darf. Mit solchen Anfragen bei Herstellern versucht er auszugleichen, was bei den Supermärkten neuerdings ausbleibt an Lebensmittelspenden: „Die KI sorgt dafür, dass die Lagerbestände besser berechnet werden, es wird weniger weggeworfen. Das ist zwar im Sinne der Tafeln, denn wir sind vor allem Lebensmittelretter. Aber es bedeutet auch, dass es schwieriger wird, unsere Kunden zu versorgen“, sagt er. Rentnerin Rosie (77) ist aber zufrieden nach ihrem wöchentlichen Termin bei der Tafel in Mettmann: „Damit komme ich über die Runden,“ meint sie. Ohne die Tafel wüsste sie nicht, wie sie die letzte Woche des Monats bestreiten sollte von ihrer knappen Rente. „Dann würde ich auf dem Konto wieder ins Minus rutschen,“ sagt Rosie. Die WDR-Reporter Tanja Reinhard und Ulf Eberle erzählen Geschichten von der Tafel – zwischen dankbaren Kunden und begeisterten Helfern. (Text: WDR) Deutsche TV-Premiere Do. 11.12.2025 WDR
