Steile Klippen und kilometerlange Strände: Eigentlich ist die Algarve nicht eine Küste, sondern zwei, sagen die Portugiesen. Im Westen mit den vom Atlantik zerklüfteten Felsen macht José Sobral Nunes Jagd auf eine Delikatesse: Entenmuscheln. An einem Seil klettert er ungesichert die steilen Klippen hinab und riskiert sein Leben zwischen den von riesigen Wellen überspülten Felsen. „Niemals der See den Rücken kehren“, lautet seine Maxime, „sonst nimmt sie dich mit.“ Deutlich lieblicher ist der Osten der Algarve. Neben der alten Festungsanlage von Lagos liegt ein kleiner Strand, der ausschließlich für Hunde reserviert ist, genauer gesagt, für portugiesische Wasserhunde. Über Generationen arbeiteten sie auf Fischerbooten: Die Hunde bewachten die Netze oder sprangen ins Wasser, um Netzleinen einzuholen oder Dinge von Boot zu Boot zu bringen. Rodrigo O Pinto versucht, diese Talente der Hunde noch weiterzuentwickeln: Langfristig will er seine Hunde als Seenotretter einsetzen. Die langgestreckten flachen Inseln vor Faro und Olhão
erinnern ein wenig an die Ostfriesischen Inseln. Auf der Ilha da Culatra gibt es keine Autos und keine Hotels, aber einen sechs Kilometer langen Sandstrand. Das ist genug Ware für José Manuel, er ist der Sandmann der Insel. Fünfeinhalb Tonnen schippt er in einer knappen Stunde in sein Holzboot. Die Ladung hat ein Einheimischer für seine Muschelbänke bestellt. Bei der Fahrt muss José aufpassen, dass kein Wasser an Bord kommt. Denn dann säuft der Kahn innerhalb von Sekunden ab. In der Lagune Ria Formosa gab es lange den größten Seepferdchen-Bestand Europas. Doch der ist drastisch zurückgegangen. Nun versuchen die Wissenschaftler Jorge Palma und Miguel Correia, den Bestand der possierlichen Tiere zu retten und wenn möglich wieder zu vergrößern. Am Kap São Vicente, dem südwestlichsten Punkt Europas, hat Wolfgang Bald seine Zelte aufgeschlagen – oder besser seine Wurstbude. Der Franke verkauft Thüringer an der Algarve und hat es mit dem Slogan „Letzte Bratwurst vor Amerika“ zur lokalen Berühmtheit gebracht. (Text: NDR)