mareTV Folge 345: Borkum – Insel-Ostfriesen unter sich
Folge 345
Borkum – Insel-Ostfriesen unter sich
Folge 345 (45 Min.)
Borkum ist anders. Die größte der sieben Ostfriesischen Inseln liegt als einzige so weit draußen, dass man auf ihr Hochseeluft einatmet. Besonders in den Wintermonaten, wenn der Ostwind Sandfontänen über die Dünen und den Endlosstrand peitscht, zeigt sich, dass die Borkumer ganz schön eigen sind. Wenn die Zeit der Sturmfluten anbricht, ist die Deichsicherheit besonders wichtig. Doch auf Borkum bedrohen wilde Kaninchen die Schutzbauten: Sie buddeln meterlange Tunnelanlagen. Jonny Böhm und sein Jagdkollege Christian Fink rücken den Deichzerstörern mithilfe eines ungewöhnlichen Duos zu Leibe: Ein Frettchen kriecht in die unterirdischen Gänge und scheucht die Karnickel an die Oberfläche. Dort kreist dann schon der Falke und macht geräuschlos Beute, so der Plan. Eine Jagd mit Gewehr ist den Insulanern zu laut und zu gefährlich. Auf Borkum haben mehr als 500 Rumänen ihren festen Wohnsitz. Das macht etwa zehn Prozent der Einwohner aus. Ohne sie wären viele Hotels und Restaurants aufgeschmissen. Ana Maria Andrei lebt seit 2013 hier und leitet das Housekeeping eines Hotelbetriebs. Zum ersten Mal veranstaltet sie den rumänischen Nationalfeiertag auf Borkum in großem Stil: ein Straßenfest mit Tanz, Gesang und Speisen. Der Clou: Ana Maria möchte unbedingt zusammen mit den Ur-Borkumern feiern, am liebsten in Tracht. Nehmen die Insulaner die Einladung an? Das sogenannte Ostland der Insel mit seinen
ausgedehnten Wiesen- und Dünenlandschaften ist ein beliebter Brutplatz für Vögel. Um das Gras für diese kurz zu halten, lassen Lina Schütze und ihr Vater Alfred hier ihre Kuhherde ganzjährig weiden. Im Winter allerdings muss zugefüttert werden. Um die Tiere auf der 130 Hektar großen Fläche anzulocken, holen sie nicht verkaufte Ware von der Inselbäckerei ab. Am liebsten fressen ihre Rinder Croissants. Borkum ist zum Heimathafen für Arbeiter in den großen Windparks in der Nordsee geworden. Vom neu gebauten Windport aus starten täglich internationale Crews zu den Offshoreanlagen vor der Insel. Bo Hansen ist Kapitän eines der drei sogenannten CTVs (Crew Transfer Vessel). Jeden Tag bringt er Techniker raus zu den Windmühlen, die repariert oder gewartet werden müssen. Zeit ist Geld in diesem Business. Im Winter ist die Herausforderung für Käpt’n Bo besonders groß: Denn trotz rauer See muss jeder Arbeiter sicher auf den schmalen Plattformen der Windräder abgesetzt werden. Bei jedem Um- oder Auszug auf der Insel wird Hans Donat gerufen. Hans ist Mitglied des Heimatvereins und hat ein Gespür für Borkumer Relikte aus den vergangenen Jahrhunderten. Er sucht vor allem nach Schätzen aus der Walfängerzeit, die Borkum einst Wohlstand brachte. Eine alte Pension, mittlerweile unbewohnt und wie aus der Zeit gefallen, steht kurz vor der Auflösung. Jetzt gilt es für Hans, ein Stück Borkumer Inselgeschichte zu retten. (Text: NDR)