Folge 492

  • Ausländer rein! Retten Einwanderer unseren Arbeitsmarkt?

    Folge 492
    Ein zweites deutsches Wirtschaftswunder durch die Flüchtlinge erhoffte sich Daimler-Chef Dieter Zetzsche im letzten Herbst. Inzwischen macht sich mancherorts Ernüchterung breit: Gelingt es Deutschland nicht, die vielen Ankömmlinge auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren? Stehen wir uns dabei selbst im Wege mit unserem Misstrauen gegen Fremde, obwohl viele Unternehmen händeringend nach Mitarbeitern suchen? Oder könnten die Migranten zur Belastung der Sozialsysteme werden, weil die meisten eben keine Ärzte, Ingenieure oder Facharbeiter sind?
    Die Gäste: Volker Beck, B’90/​Grüne (Bundestagsabgeordneter), Jörg Meuthen, AfD (Bundesvorsitzender), Christian von Stetten, CDU (Bundestagsabgeordneter), Arthur Mashuryan (Unternehmer), Nicola von Hollander (Fernsehredakteurin), Beq Zeqiri (abgelehnter Asylbewerber), Ulrike Herrmann (Wirtschaftsjournalistin)
    Volker Beck
    Der migrationspolitische Sprecher der Grünen ist überzeugt, dass Deutschland auch weiterhin eine hohe Zahl von Einwanderern verkraften kann – Akademiker genauso wie Analphabeten. „Auch denen müssen wir eine Chance geben und sie fit machen: Deutschunterricht, Schulabschluss und Vermittlung in Ausbildung. Wir brauchen zum Beispiel viele Leute in der Pflege, da braucht man keine hohe Schulbildung“, meint der Bundestagsabgeordnete. Das neue Integrationsgesetz der Bundesregierung verschärfe dabei aber nur Probleme, anstatt sie zu lösen.
    Jörg Meuthen
    „Meine Partei fordert eine kontrollierte Zuwanderung zum Nutzen der deutschen Gesellschaft“, sagt der baden-württembergische AfD-Fraktionschef. Vorbild wäre ein Punktesystem wie in Kanada. „Qualifizierte Migranten mit hoher Integrationsbereitschaft sind willkommen“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler. Jörg Meuthen kritisiert die „unkontrollierte Einwanderungspolitik der Bundesregierung“, weil es dabei nur Verlierer gäbe: „Auf der einen Seite die schwer integrierbaren, arbeitslosen Einwanderer und auf der anderen Seite die deutsche Gesellschaft, deren Sozialsysteme unnötig belastet werden.“
    Christian von Stetten
    „Bei der Planung von Integrationsmaßnahmen müssen wir zwischen anerkannten Asylbewerbern und Bürgerkriegsflüchtlingen unterscheiden. Die Flüchtlinge finden bei uns nur vorübergehend Schutz und kehren nach Beendigung des Krieges in ihre Heimatländer zurück“, sagt der mittelstandspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag. Der CDU-Politiker fordert „eine Entbürokratisierung der Arbeitsrechtsvorschriften“. Diese würde die Integration von Flüchtlingen erleichtern, so Christian von Stetten. Er schlägt zum
    Beispiel vor, Flüchtlinge vom Mindestlohn auszunehmen.
    Arthur Mashuryan
    „Deutschland hat keine Willkommenskultur. Ich habe mich hier noch nie willkommen gefühlt. Als Flüchtling erlebt man den Erstkontakt mit Behörden eher als Mensch zweiter Klasse“, sagt der in Armenien geborene Unternehmer. Als Zwölfjähriger war er mit seiner Familie vor politischen Unruhen nach Rheinland-Pfalz geflüchtet und integrierte sich vorbildlich: Abitur, Studium, Einbürgerung. Heute leitet er mehrere Cafés und eine Konditorei mit zehn Angestellten: „Man leistet seinen Teil, wird aber nicht anerkannt. Ich habe das Gefühl, die Deutschen wollen eigentlich nicht, dass man sich hier heimisch fühlt“, so Arthur Mashuryan.
    Nicola von Hollander
    Monatelang suchte sie vergeblich einen Mitarbeiter für den Hof ihrer Familie in Schleswig-Holstein. Dann wollte sie einen qualifizierten Flüchtling aus dem Kosovo anheuern. „Es ist unmöglich, deutsche Helfer zu finden, die durchhalten und so schlichte Arbeit machen wollen“, sagt die Fernsehredakteurin („Zapp“, NDR). Und Beq Zeqiri dagegen sei jemand, der wirklich anpacken wollte. Nicola von Hollander bietet dem gelernten Automechaniker einen Arbeitsvertrag an. Doch die deutschen Behörden verhindern, dass er den Job annehmen kann, und schieben ihn im Januar ab. Seitdem versucht Nicola von Hollander, ihm ein deutsches Arbeitsvisum zu organisieren.
    Beq Zeqiri
    Der frühere Kriegsflüchtling war im Dezember 2015 zu Gast bei „maischberger“ und berichtete von der drohenden Abschiebung in seine Heimat. „Kosovo ist voller Korruption und es gibt keine Arbeit. Ich will nicht zurück. Ich möchte in Deutschland arbeiten. Ich kann sofort jede Arbeit machen.“ Obwohl der 46-Jährige sein Versprechen wahr machen wollte und bei Nicola von Hollander sofort mit einer Vollzeitstelle hätte anfangen können, wurde er im Januar abgeschoben. Wie erwartet findet der Familienvater im Kosovo keine Arbeit und sieht dort keine Zukunft für sich. „Ich leihe mir Geld von Bekannten und von meinem Bruder, um zu überleben“, erzählt er. Ihm bleibt nur noch die Hoffnung auf das Arbeitsvisum.
    Ulrike Herrmann
    Die Wirtschaftskorrespondentin der „taz“ glaubt, dass Deutschland noch mehr Flüchtlinge aufnehmen kann, ohne wirtschaftlich darunter zu leiden: „Das zeigt der Mauerfall. Die Wiedervereinigung hat die Deutschen zwei Billionen Euro gekostet, aber die Wirtschaft ist dabei nicht kollabiert.“ Im Gegenteil, Flüchtlinge bedeuteten auch Einnahmen für das Land: „Mit der steigenden Zahl der Konsumenten und Arbeitnehmer kommt auch ein höheres Wachstum. Wir brauchen alle Zuwanderer, egal mit welcher Qualifikation“, meint die Publizistin. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.06.2016Das Erste

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Sa 04.06.2016
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Fr 03.06.2016
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Do 02.06.2016
03:30–04:45
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Mi 01.06.2016
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Reviews & Kommentare

  • am

    Hallo Frau Maischberger,

    ich gebe Herrn Mashuryan recht. Er hat nur bestätigt was in der deutschen Wirtschfat abläuft und als gängige Praxis gilt.

    Ich verstehe nicht dieser Sturm der Kritik gegen Herrn Gauland. Der Man ist kein Rassist. Er hat recht, aber er hat nur die falsche Gesellschaftsgruppe erwähnt. Wenn ich die deuschte Gesellschaft in 6 Gruppen aufteilen darf: Die normale Bevölkerung (inkl. Ausländer), die Politik, die Wirtschaft und Industrie, die Religion, die Wissenschaft, die Medien, dann sind die Politik und die Wirtschaft und Industrie die Gesellschaftsgruppen, die ein problem mit Ausländern haben. Solange in diesen beiden Geselschaftsgruppen keine tektonische Veränderung in ihrer Vorstellungen gegenüber Ausländern stattfindet, werden wir immer ein Problem in DL haben. Dann bleibt eben DL kein Einwanderungsland!!

    Wenn ein Arbeitgeber Ihnen als Ausländer klipp und klar mitteilt, das Sie mit Akzent sprechen und deshalb für die ausgeschriebene Stelle nicht geignet sind, wenn ein namhafter Hotel Ihnen als Schwarzer mitteilt, dass die Kunden ein Problem mit Ihrer Hautfarbe haben und deshalb Sie eine Absage bekommen, wenn eine deutsche Behörde Ihnen mitteilt, dass Sie hier nur zum Studium und nicht zur Familiengründung gekommen sind, dan haben wir in DL ein großes Problem, viel größer als die Äußerung von Herrn Gauland.

    Vieviele schwarze Deutsche arbeiten in den Landes- und Bundesministerien, Bundespräsidentenamt, Kanzleramt, Land-, Bundestag usw.? Oder möchten wir davon ausgehen, das hier keine Schwarze sich bewerben bzw. nicht geignet sind?

    Viewiel schwarze Deutsche haben gehobenen Positionen in den Firmen der deutschen Wirtschaft?

    Sie als Medien könnten sehr viel beitragen, ''zu verbinden was die Mode streng geteilt hat''

    Übrigens, est ist falsch jemand der hier geboren und aufgewachsen ist als ein Mensch mit Migrationshintergrund zu bezeichnen, weil die Eltern bzw. ein Elternteil Ausländer ist, oder gewesen war. Diese Menschen sind Deutsche und nichts weniger!

    Entschuldigen Sie mein Deutsch, da ich ein Ausländer bin.

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