2012/2013, Folge 372–388
Krieg den Kilos: Wie geht schlank?
Folge 372Katarina Witt „Ich habe mich damit abgefunden, dass ich nie dünn war und nie dünn sein werde“, sagt die mehrfache Olympiasiegerin. Schon als junge Leistungssportlerin musste sie dem Diktat der Waage gehorchen. Nachdem Deutschlands Eislaufkönigin vor fünf Jahren ihre Profi-Karriere beendete, „schlichen sich peu a peu ein paar Kilos drauf. Da musste ich was tun“. Katarina Witt, die von Diäten nichts hält, glaubt an die Wirkung einer langfristigen Ernährungsumstellung. Hera Lind „Ich war ein dickes, unsportliches Kind.
Um abzunehmen habe ich als Jugendliche jede halbe Tomate, die ich aß, aufgeschrieben – mit Kalorienangabe!“, sagt die Bestsellerautorin („Das Superweib“). Es sei kein Wunder, dass sie sich ständig nach Essen gesehnt und ansonsten richtig schlechte Laune bekommen habe. Nach der Geburt ihrer vier Kinder erkannte Hera Lind, die in ihrem neuen Buch ein persönliches Fitnessprogramm vorstellt: „Das einzig Wahre ist eine Stunde Bewegung am Tag. Ob Joggen, Yoga oder Pilates – danach kann ich essen, was ich will.“ Rebecca Jahn Mit 21 Jahren wog sie 198 Kilo.
Alle Diäten hatte sie ohne Erfolg durchprobiert, bis ihr ein Magenband eingesetzt wurde, mit dem Rebecca Jahn etliche Pfunde verlor. Jetzt liegt ihr Wohlfühlgewicht, wie sie es nennt, bei 140 Kilo. Seit sechs Jahren modelt sie als Übergrößen-Model und hat endlich ihr Gewicht akzeptiert: „Dick sein wird immer mit hässlich gleichgesetzt. Ich bin glücklich, seit ich mich nicht mehr dem Druck aussetze, für die Gesellschaft schlank sein zu müssen.“ Markus Rothkranz Wildkräuter und Brennesseln, Grashalme oder Löwenzahn mit Wurzeln in den Mixer und fertig ist eine Mahlzeit.
Der deutschstämmige Amerikaner begeistert eine wachsende Fangemeinde in den USA mit seinen Botschaften einer Rohkost-Ernährung, die erfolgreich Übergewicht bekämpfe, aber auch physische und psychische Krankheiten heilen könne. Prof. Dr. Alfred Wirth Der Ernährungsmediziner warnt davor, die Gefahren des Übergewichts zu unterschätzen. „Allein das Risiko, zuckerkrank zu werden, verzehnfacht sich ab einem Body Mass Index (BMI) von 25“, erklärt der Internist.
Das Krebsrisiko sei bei Dicken höher als bei Rauchern. „Übergewichtige gehen zweimal so häufig in Frührente wie Normalgewichtige“, sagt der ehemalige Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft. Außerdem müssten sie unter einer verminderten Lebensqualität im Alltag leiden. Dr. Werner Bartens Der Medizinjournalist („Süddeutsche Zeitung“) beklagt, dass „die Gewichtsfrage in Deutschland mittlerweile ein Schichtenproblem ist“.
Übergewicht werde mit träge und faul gleichgesetzt, obwohl es die fitten Dicken und die schlappen Schlanken gebe. Den Propagandisten des Schlankheitswahns hält der Bestsellerautor entgegen, dass mehr gesundheitliche Probleme durch Essstörungen verursacht würden als durch Übergewicht. Außerdem zeigten wissenschaftliche Studien immer wieder: „Menschen mit leichtem bis mittlerem Übergewicht leben länger“. „Menschen bei Maischberger“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 15.01.2013 Das Erste Rot-Grün zieht vorbei: Merkels Albtraum?
Folge 373Seit 2001 regiert der Sozialdemokrat die deutsche Hauptstadt. Der stellv. Parteivorsitzende, in diesen Tagen selbst viel gescholten wegen des Debakels um den neuen Berliner Flughafen, hält Peer Steinbrück für einen hervorragenden SPD-Kanzlerkandidaten. Die Kritik an dem Merkel-Herausforderer erinnert Klaus Wowereit an eine „sehr profane Neiddebatte“. Peter Altmaier Der Saarländer ist einer der engsten Vertrauten von Kanzlerin Merkel und verantwortet als Bundesumweltminister eines der zentralen Projekte der schwarz-gelben Regierung im Wahljahr: Die Energiewende. Als Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Partei galt Peter Altmaier bis zu seinem Amtswechsel als einer der wichtigsten Strippenzieher hinter den Kulissen des politischen Berlin.
Katrin Göring-Eckardt Die grüne Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl gilt als bürgerliches Aushängeschild ihrer Partei. Nach ihrem Überraschungssieg bei der Urwahl distanzierte sich Katrin Göring-Eckardt rasch von Schwarz-Grün. Gemeinsam mit Jürgen Trittin, dem zweiten Spitzenkandidaten, wünscht sie sich eine rot-grüne Rückkehr auf die Regierungsbänke im Bundestag. Patrick Döring Der niedersächsische Bundestagsabgeordnete ruft seine zerstrittene Partei auf, endlich zusammenzurücken.
Die schlechten Umfragewerte der Liberalen seien „der freundliche Hinweis, dass Selbstbeschäftigung nicht gewählt wird“. Patrick Döring wurde Ende 2011 von Parteichef Philipp Rösler zum FDP-Generalsekretär ernannt. Jakob Augstein und Nikolaus Blome Die beiden Journalisten liefern sich jede Woche auf „Phoenix“ einen Schlagabtausch über das politische Thema der Woche. Jakob Augstein, Verleger der Wochenzeitschrift „Freitag“ und Kolumnist bei „Spiegel Online“ steht in „Augstein und Blome“ für linke Positionen. Der stellvertretende Chefredakteur und Leiter des Parlamentsbüros der „Bild“-Zeitung, Nikolaus Blome, vertritt eine eher konservative Linie. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 22.01.2013 Das Erste Wohnen wird Luxus: Reiche rein – Arme raus?
Folge 374Eingemauert – Ihr Fall machte über die Grenzen Berlins hinaus Schlagzeilen: Ein Immobilieninvestor setzte einen Neubau direkt vor zwei Fenster ihrer Wohnung. Küche und Bad sind seither ohne natürliches Licht und Luftzufuhr. Helga Brandenburger, die eine Sanierung ihrer Wohnung wegen der drohenden Mietsteigerung von mindestes 50 Prozent abgelehnt hatte, wurde vom Neu-Eigentümer mit dieser Maueraktion vor vollendete Tatsachen gestellt. Die frühere Sekretärin ist empört, hat vor Gericht Recht bekommen.
Doch die Mauer steht noch immer. / Die frühere Lehrerin lebt seit fast 30 Jahren in ihrer Münchener Sozialwohnung. Doch nach einer zweifachen Mieterhöhung von jeweils 20 Prozent kann sie sich ihre vier Wände nur unter größten Schwierigkeiten leisten. Über zwei Drittel ihrer Rente muss sie in die Miete stecken. Jetzt droht die dritte Mieterhöhung in fünf Jahren. „Das kann ich dann nicht mehr bezahlen. Meine Angst ist existenziell“, sagt die 72jährige. / Der FDP-Politiker macht die öffentliche Hand mitverantwortlich für die drastisch steigenden Mieten in deutschen Großstädten.
Um Investoren zum Bau bezahlbaren Wohnraums zu bewegen, müsse der Staat das Bauen billiger machen. Die Städte bräuchten „Sanierung und Modernisierung“. Mit restriktiven Maßnahmen und Mietobergrenzen vertreibe man die Investoren nur, sagt der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion. / Mit rigiden Maßnahmen kämpft der Baustadtrat des Berliner Bezirks Pankow gegen rasant steigende Mieten in bestimmten Stadtvierteln.
Seit Jahresbeginn gilt im Hauptstadtbezirk ein neues Gesetz gegen Luxussanierungen, das unter anderem Fußbodenheizungen, Zweitbäder und die Zusammenlegung kleiner Wohnung zu Luxusunterkünften verbietet. „Das Verhältnis von Miete zu Einkommen muss erträglich sein und darf höchstens 30 Prozent betragen. Auch Wohnungseigentümer haben eine Verantwortung gegenüber dem Gemeinwohl“, begründet der Grünen-Politiker die Maßnahmen. / Welche Modernisierungsmaßnahmen müssen Mieter hinnehmen? Bis zu welcher Höhe dürfen Vermieter die Kosten auf die Miete umlegen? Welche Vor- und Nachteile hat das neue Mietrecht für Eigentümer und Mieter? Der ARD-Mietrecht-Experte weiß auf diese Fragen eine Antwort.
/ Der Direktor des Mieterbundes fordert eine gesetzliche Obergrenze der Mietsteigerungen bei Neuverträgen. „In attraktiven Lagen schlagen Eigentümer bei einem Mieterwechsel bis zu 30 Prozent auf die Mieten auf“, kritisiert Lukas Siebenkotten, der auch vor unbezahlbaren Modernisierungen warnt. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 29.01.2013 Das Erste Entmündigt – Wenn Betreuung zum Albtraum wird
Folge 375Monika Peil Die Mutter dreier Kinder betreute ihren pflegebedürftigen Mann, nachdem er 2007 einen Schlaganfall erlitten hatte. Doch plötzlich wurde – gegen ihren erbitterten Widerstand – vom Gericht eine Berufsbetreuerin eingesetzt. Diese bekam Zugriff auf das gemeinsame Konto der Eheleute und steckte Wilfried Peil in ein teures Heim. Monika Peil kämpfte zwei Jahre, bis sie einen Betreuungswechsel durchsetzte. Evelyn Angerer Ihr 86-jähriger Vater ist offenbar das Opfer von Deutschlands spektakulärstem Betreuungsmissbrauchsfall. Der bayerische Millionär Georg Luxi wurde von seiner Lebensgefährtin und ihrem Sohn heimlich unter Betreuung gestellt.
Sie ließen sich seinen gesamten Besitz übertragen. Als Evelyn Angerer und ihre Schwester davon erfuhren, gingen sie juristisch gegen die Entmündigung ihres Vaters vor. Kurze Zeit später verschwanden der demenzkranke Vater und seine Lebensgefährtin spurlos von der Bildfläche. Die Polizei fahndet nach den Vermissten, auch mit Hilfe der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“. Hiltrud Boldt-Schiffer Ihre Mutter geriet in die Betreuungsfalle. „Es war wie ein böser Traum: Grundstücke wurden verkauft und meine Mutter wurde gegen den Willen der Familie ins Heim eingewiesen“, kritisiert die 67-jährige Bonnerin die Betreuungspraxis für viele der 1,3 Millionen Betroffenen in Deutschland.
„Jeder kann Betreuer werden. Es wird überhaupt nicht kontrolliert, wer das Schicksal eines Menschen übernimmt – und das in unserem Rechtsstaat.“ Prof. Dr. Volker Thieler Der Münchner Rechtsanwalt fordert eine grundlegende Reform des Betreuungsrechts. „Das geltende Gesetz vernichtet die Menschenrechte, statt sie zu schützen“, klagt Deutschlands führender Rechtsexperte auf diesem Gebiet.
„Es ist eine Entmündigung, auch wenn es offiziell nicht mehr so heißt. Letztlich verliert der Betreute alle Menschenrechte an Personen, die ihre Position häufig zum eigenen finanziellen Vorteil ausnutzen“, ist Thieler überzeugt. Klaus Förter-Vondey Der Hamburger Betreuer nennt das 1992 eingeführte Betreuungsgesetz eine Jahrhundertreform. Mehr „Selbstbestimmung statt Vormundschaft und Entmündigung“ sei damit erreicht worden, sagt Klaus Förter-Vondey, in dessen Verband ca. 6.000 Berufsbetreuer organisiert sind. Er selbst betreut etwa 50 Menschen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 05.02.2013 Das Erste „Wir sind nicht mehr Papst! Ist Benedikt XVI. gescheitert?“
Folge 376Heiner Geißler (ehemaliger CDU-Politiker), Matthias Matussek (Journalist), Jesuitenpater Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg, Ingrid Matthäus- Meier (frühere SPD-Politikerin), Pfarrer Jürgen Fliege
Moderator: Sandra Maischberger
Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat weltweit Millionen Katholiken über-rascht und erschüttert. Wie fällt die Bilanz des deutschen Pontifex nach einer fast achtjährigen Amtszeit aus? Wird sich die Institution Katholische Kirche mit einem neuen Papst nachhaltig verändern? Über diese und andere Fragen diskutiert Sandra Maischberger mit dem ehema-ligen CDU-Politiker Heiner Geißler, dem Journalisten Matthias Matussek, dem Jesuitenpater Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg, Pfarrer Jürgen Fliege sowie der früheren SPD-Politikerin und Atheistin Ingrid Matthäus-Meier. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Di. 12.02.2013 Das Erste Überfallen, beraubt, beklaut: Einbruchsparadies Deutschland?
Folge 377Claus-Erich Boetzkes Der ARD-Journalist wurde Opfer einer Einbrecherbande. Während eines kurzen Nachmittag-Spaziergangs hebelten offenbar zwei junge Männer und eine Frau die Tür seiner Hamburger Wohnung mit langen Schraubenziehern auf und stahlen Schmuck, Kleidungsstücke und Taschen. Als der „Tagesschau“-Moderator mit seiner Frau nach Hause kam, stand die Polizei schon in der Wohnung. „Der Schaden war erheblich“, sagt Claus-Erich Boetzkes. „Die haben unsere Wohnungstür regelrecht zerstört, Schubladen durchwühlt.“ Aus dieser Erfahrung hat er Konsequenzen gezogen.
Margret und Sarina Tannenläufer „Wenn es klingelt, habe ich immer noch Angst“, sagt Sarina Tannenläufer. Die Hausfrau und ihre Schwiegermutter wurden während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 von Unbekannten an der eigenen Haustür überfallen, verletzt und ausgeraubt. Als Deutschlandfans verkleidet und mit einem Elektroschocker bewaffnet, erbeuteten die Täter 53.000 Euro – das gesamte Ersparte der Familie.
Klaus Barski „Du kannst nicht verhindern, dass Einbrecher in dein Haus eindringen. Aber du kannst dafür sorgen, dass sie es nicht bis in dein Schlafzimmer schaffen“, sagt der Millionär Klaus Barski. Im vergangenen Jahr wurden er und seine Frau Opfer eines brutalen Überfalls in ihrer eigenen Villa bei Frankfurt. Erst nach eineinhalb Stunden flohen die Täter mit Schmuck und Bargeld. Obwohl von den Räubern bis heute jede Spur fehlt, kann Klaus Barski wieder ruhig schlafen. Er hat sein Haus mit Gittern und Alarmanlagen aufgerüstet: „Jetzt braucht man Dynamit, um in mein Haus zu kommen.“ Bodo Pfalzgraf Die geringe Aufklärungsrate bei Einbruchsdelikten liegt nach Ansicht des Berliner Ordnungshüters auch an zu wenig Personal: „Die personelle Magersucht der Polizei wird von den Ganoven gut ausgenutzt“, sagt der Chef der Polizeigewerkschaft in Berlin.
„Wir brauchen mehr Polizisten“, ist Bodo Pfalzgraf überzeugt, der aktuell vor sogenanntem „Gaunerzinken“ warnt. Das seien Geheimcodes von Einbrechern und Trickbetrügern: „Die Täter kundschaften ein Gebäude aus, brechen ein oder überfallen Mieter und hinterlassen die Markierungen für die nächsten Täter, bevor sie in eine andere Stadt weiterziehen.“ Ulrich Weynell „In Deutschland besteht der weit verbreitete Irrglaube, dass handelsübliche Türen und Fenster einen wie auch immer gearteten Widerstandswert besitzen“, warnt der Fachmann für Sicherheitstechnik.
Ulrich Weynell demonstriert im Studio, welch leichtes Spiel Einbrecher haben, um in Häuser und Wohnungen zu gelangen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 19.02.2013 Das Erste Die Armutseinwanderer: Ist Deutschland überfordert?
Folge 378Guntram Schneider Der nordrhein-westfälische Integrationsminister ist von der zunehmenden Armutseinwanderung in deutsche Großstädte alarmiert. Die Zahl der Armutseinwanderer aus Rumänien und Bulgarien habe sich zwischen 2007 und 2011 mehr als verdoppelt. „Auf die Städte kommen große finanzielle Herausforderungen zu“, fürchtet Guntram Schneider. Die Menschen, vor allem in ihren Heimatländern diskriminierte Roma, kämen aus purer Not: „Wer in Bulgarien quasi auf einer Müllhalde wohnt, der greift nach jeder Chance.“ Lucy Diakovska „Das Verhältnis von Einkommen und Ausgaben stimmt in Bulgarien einfach nicht“, sagt die deutsch-bulgarische Sängerin, die mit 19 Jahren nach Deutschland kam und später Mitglied der erfolgreichsten deutschen Girl-Band „No Angels“ wurde.
Verständnis hat sie nur für die Einwanderer, die sich hier integrieren und die deutsche Sprache lernen: „Ich finde es nicht in Ordnung, als Gast in ein Land zu gehen und vom Geld der Einwohner zu leben.“ Heute arbeitet Lucy als Musical-Sängerin und Moderatorin in Deutschland und Bulgarien. Wilfried Scharnagl „Wir können hier nicht alle Probleme der Welt lösen.
Wir sind nicht das Sozialamt Europas“, sagt der langjährige Chefredakteur des „Bayernkurier“ und CSU-Politiker. Etliche Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien kämen nur nach Deutschland, um missbräuchlich Sozialleistungen zu erhalten, glaubt der Intimus von Franz Josef Strauß, der die Forderungen von Innenminister Hans-Peter Friedrich nach einer Begrenzung der EU-Freizügigkeitsregeln unterstützt. Hamze Bytici Der Vorsitzende des Roma-Jugendnetzwerkes „Amaro Drom“ verteidigt den Zuzug der Bulgaren und Rumänen nach Deutschland und erinnert an die historische Verantwortung der Deutschen.
„Dieses Land ist reich genug“, sagt Hamze Bytici, der sich statt der Diskriminierung eine stärkere Unterstützung der Einwanderer wünscht. Michael Willhardt Der Vorsitzende der Bürgerinitiative in Duisburg-Hochfeld warnt in einem Brandbrief vor den Folgen des massiven Zuzugs von Südosteuropäern in seinem Stadtteil: Tagelöhnerei, Prostitution und Schwarzarbeit. Michael Willhardt und seine Mitstreiter fühlen sich trotz zahlreicher Eigeninitiativen von der Stadt im Stich gelassen.
Statt die Probleme anzugehen, würden die Behörden engagierten Einwohnern nahe legen, aus dem Stadtteil wegzuziehen, kritisiert der Soziologe. Özlem Gezer „Das Leben bei uns auf der Straße ist für viele besser als das in ihrer Heimat“, sagt die Journalistin. Özlem Gezer besuchte Roma-Slums in vielen osteuropäischen Ländern und begleitete einen Menschenhändler auf seiner Tour von Bulgarien nach Deutschland. Der Zustrom sei nicht mehr zu stoppen, glaubt die Journalistin: „Die haben nichts zu essen, keine Windeln für die Kinder, aber einen Plan, wie sie nach Deutschland kommen.“ (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 26.02.2013 Das Erste Hells Angels & Co. – Wie gefährlich sind die Rockerclubs?
Folge 379Rudolf Triller „Wir lieben die Freiheit, wir lieben das Motorradfahren und wir halten Werte hoch wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Respekt.“ Den Vorwurf, Hells Angels seien Gangster, weist der Pressesprecher des Motorradclubs zurück: „Wir haben nichts mit illegalen Geschäfte zu tun. Es gibt natürlich Leute, die straffällig geworden sind. Aber wir wehren uns dagegen, dass wegen solcher Leute der ganze Club als kriminelle Vereinigung bezeichnet wird“, sagt Rudolf Triller, der seit 35 Jahren Mitglied der Hells Angels ist. Lutz Schelhorn „Wir sind keine Engel, aber auch keine Schwerverbrecher“, sagt der Stuttgarter Profifotograf, der seit 25 Jahren den so genannten Charter der Hells Angels in Stuttgart anführt.
Lutz Schellhorn spricht von Vorverurteilungen: „Seit Jahren wird mit Hochdruck gegen uns ermittelt, ohne dass es Resultate gibt, die diesen Aufwand rechtfertigten.“ Dass Konflikte auch mit Gewalt gelöst werden, dazu steht der 54-Jährige: „Wenn mir einer blöd kommt, sage ich: hau ab. Beim zweiten Mal sag ich’s nochmal. Beim dritten Mal brettert’s.“ Erich Rettinghaus „Die Rockerclubs bilden einen Staat im Staat. Das ist Anarchie und sehr gefährlich für unser System“, warnt der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Nordrhein Westfalen.
Das Verbot einzelner Vereine sei deshalb der beste Weg, die organisierte Kriminalität, die von Schutzgelderpressung bis zu Drogen- und Menschenhandel reiche, zu bekämpfen. Auch das Beschlagnahmen von Lederkutten und Motorrädern zieht der Polizist in Betracht. Ute Johannsen Über Jahre wurde die Flensburger Wirtin gezwungen, ihren Pub zu horrenden Honoraren von Türstehern aus der örtlichen Rockerszene beschützen zu lassen. Als die vierfache Mutter am Rande des Bankrotts weitere Zahlungen verweigerte, wurden Haus und Auto in Brand gesetzt.
Mit der Kneipe ging sie pleite. Trotz anhaltender Drohungen entschied sich Ute Johannsen, zur Polizei und an die Öffentlichkeit zu gehen Reinhold Gall Der Innenminister von Baden Württemberg hat kurz nach seinem Amtsantritt 2011 die Hells Angels in Pforzheim verboten: „Wir wollen nicht, dass die Rocker unter dem Deckmantel des bürgerschaftlichen Engagements ihren kriminellen Machenschaften nachgehen können“, sagt Reinhold Gall. Der SPD-Politiker spricht sich für ein bundesweites Vorgehen gegen Rockerclubs aus. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 05.03.2013 Das Erste Alkohol im Alter – Die verheimlichte Sucht?
Folge 380Jaecki Schwarz „Mir schmeckte Alkohol, ich trank gerne in Gesellschaft – nie aus Frust“, beschreibt der Schauspieler, der sich vergangene Woche als „Polizeiruf 110“-Kommissar vor fast 9,5 Millionen TV-Zuschauern verabschiedete, seinen Weg in die Sucht. Jaecki Schwarz ist seit über 20 Jahren trockener Alkoholiker. Zuletzt stand er sogar nachts auf, um den Alkoholpegel zu halten, brauchte eine halbe Flasche Cognac und fünf große Biere am Tag. Dann brach er im Theater zusammen und wurde in eine Suchtklinik eingeliefert. „Wenn ich gewusst hätte, wie einfach und schmerzlos der Entzug ist, hätte ich schon viel früher aufgehört zu trinken“, sagt der 66-Jährige heute.
Werner Böhm „Habe ich eine gute Phase im Leben, trinke ich eben gerne mal einen. Bin ich schlecht drauf, saufe ich“, bekennt der Stimmungssänger („Polonaise Blankenese“) in seiner gerade erschienen Autobiografie „Das karierte Verhängnis“. Auch wenn Alkohol „einer seiner engsten Wegbegleiter“ ist, glaubt Werner Böhm (71), den Umgang damit kontrollieren zu können. „In bestimmten Phasen hat mich der Alkohol ruiniert.
Aber ohne wäre mein Leben auf jeden Fall langweiliger gewesen“ – da ist sich der Entertainer sicher. Doris Weiland Erst war sie mit der Pflege ihres Mannes überfordert, dann konnte sie dessen Tod nicht verkraften. Um zu vergessen, trank Doris Weiland immer mehr: „Ich brauchte schon morgens das erste Glas. Als eine Flasche Rotwein nicht mehr reichte, zitterte ich eines Tages am ganzen Körper und heulte nur noch“. Die frühere Bankkauffrau lässt sich mit 70 Jahren in eine Entzugs-Klinik einweisen und beginnt eine mehrmonatige Therapie. „Das Schlimmste war die Scham vor mir selbst und vor anderen“, sagt die inzwischen 73-Jährige.
„Heute habe ich kein Problem zu sagen: ich bin Alkoholikerin.“ Annette Zieren „Frauen trinken heimlich“, sagt die Hamburger Guttemplerin. Mit zwölf Jahren trank sie zum ersten Mal, um „dieses schummerige Gefühl“ zu erleben, mit 40 konnte die frühere Laborantin ohne Alkohol nicht mehr einschlafen. Heute hat die 61-Jährige ihre Sucht im Griff und hilft als Leiterin einer Selbsthilfegruppe auch anderen alkoholabhängigen Frauen auf ihrem Weg in die Abstinenz.
Sie fordert strengere Konsumverbote in der Öffentlichkeit, „nicht um zu erziehen, sondern um die Menschen zu schützen“. Prof. Dr. Michael Musalek Als Vorsitzender des Vereins „Alkohol ohne Schatten“ will der Wiener Arzt und Psychotherapeut Alkoholsucht enttabuisieren. Laut Prof. Musalek ist problematischer Alkoholkonsum bei frühzeitiger Diagnose gut behandelbar. Große Hoffnungen setzt der Leiter von Europas größter Suchtklinik auch in eine neue Alkoholentwöhnungspille, die kommenden Herbst auf den Markt kommen könnte. Das Medikament unterdrückt das Wohlgefühl von Alkohol und reduziert das Verlangen nach dem nächsten Glas. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 12.03.2013 Das Erste Folge 381
Kaum ein anderes politisches Projekt hat Deutschland so gespalten: Zum zehnten Jahrestag der Agenda 2010 lädt Sandra Maischberger Hartz IV-Empfänger ein, die in den vergangenen Jahren bei ihr zu Gast waren. Hat das Hartz IV-Versprechen „Fordern und Fördern“ ihnen geholfen? Haben sie wieder Arbeit gefunden? Fühlen sie sich heute noch zeitweise vom Jobcenter unter Druck gesetzt? Familie Mandy und Andreas Weigl Die neunköpfige Familie war 2009 zu Gast in „Menschen bei Maischberger“ – mit fast allen Kindern. Damals waren Mandy und Andreas Weigl langzeitarbeitslos, lebten nur von Hartz IV.
Mittlerweile arbeiten beide wieder in Teilzeitbeschäftigung – sie in der Altenpflege, er bei einem Schulfahrdienst. Ihr ältester Sohn Johnny macht eine Ausbildung. „Wir brauchen zwar immer noch Hilfe vom Amt, aber es ist toll, endlich eigenes Geld zu verdienen“, sagen die Eltern. Heinrich Alt Deutschlands ranghöchster Hartz IV-Verantwortlicher traf 2009 Familie Weigl in „Menschen bei Maischberger“ und versprach damals, sich persönlich um den Fall zu kümmern. Konnte er den Weigls helfen? Wie fällt sein Resümee aus? Welche Perspektiven sieht er für die Familie? Das Bild des faulen Hartz-IV-Empfängers, das sich in den deutschen Köpfen festgesetzt hat, beruhe meist auf Irrtümern, so Heinrich Alt.
Silvia Schwab 2010: Die allein erziehende Mutter von vier Töchtern und Hartz-IV-Empfängerin bringt schon ein kaputtes Paar Schuhe in finanzielle Nöte. Am Monatsende wird das Geld knapp, dann muss die Familie zur Tafel, wo gespendete Lebensmittel an Bedürftige abgegeben werden. Das berichtete die gelernte Bürokauffrau damals in „Menschen bei Maischberger“. Heute hat sich Silvia Schwab mit Wellness-Massagen selbstständig gemacht, bekommt zusätzlich noch als Aufstockerin Hartz IV.
Christo Großmann Mit der T-Shirt-Parole „Arbeit ist Scheiße“ provozierte der gelernte Maschinenschlosser und Hartz-IV-Empfänger 2008 die anderen „Menschen bei Maischberger“-Gäste. Gearbeitet hatte der heute 45-jährige Berliner bis dahin selten oder nie. Stattdessen forderte Christo Großmann das Grundrecht auf Nicht-Arbeit. Heute ist er selbständig als Bühnentechniker. Seit 2011 bezieht er keine Sozialleistungen mehr. Dem Jobcenter wirft er vor, ihm keinen passenden Arbeitsplatz vermittelt zu haben.
Oswald Metzger Der frühere finanzpolitische Sprecher der Grünen plädiert seit jeher für mehr Eigenverantwortung und den Abbau eines überbordenden Sozialstaats. An seinen Positionen hält er heute als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftvereinigung fest: „Die Agenda 2010 ist viel erfolgreicher gewesen, als viele damals erwartet haben“, sagt Oswald Metzger. Das Prinzip „Fördern und Fordern“ sei weiterhin richtig. „Es ist für Langzeitarbeitslose nicht entwürdigend, auch Jobs anzunehmen, die unterhalb ihrer Qualifikation liegen“, meint der CDU-Politiker.
Dietmar Bartsch Für den Fraktions-Vize der Linken ist das Kernergebnis der Hartz-Reformen die Spaltung der Gesellschaft: „Hartz IV hat den Druck auf die Löhne erhöht. Die Bedrohung für die Menschen ist gewaltig geworden“, sagt Dietmar Bartsch. Das deutsche Jobwunder sei eine Illusion, „aufgeblasen durch Niedriglöhne, Leiharbeit und Aufstocker“. Der Politiker beklagt die Explosion von Unternehmensgewinnen durch Lohnzurückhaltung einerseits und das „Nackig machen“ von Hartz IV-Empfängern in den Jobcentern andererseits. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 19.03.2013 Das Erste Der ausgelieferte Patient: Wie finde ich den richtigen Arzt?
Folge 382Dr. Susanne Holst („Tagesschau“-Moderatorin und Ärztin) „Ich kann nicht einfach in eine Praxis gehen und zum Arzt sagen: Mach mich gesund“, sagt die Ärztin und Journalistin. Susanne Holst rät Patienten, sich für den Arzt-Besuch gut vorzubereiten: „Ich muss meine Rechte kennen und kritische Fragen stellen. Mit einem guten Arzt möchte ich über alles reden können und er darf mir nie das Gefühl geben, dass ich lästig bin oder Zeit koste.“ Die „Tagesschau“-Moderatorin wirbt aber auch um Verständnis für die Mediziner.
Oft würden Patienten zu viel vom Arzt erwarten. Wolfgang Bosbach (CDU-Politiker) Der Bundestagsabgeordnete ging vor zwei Jahren mit seiner Krebserkrankung an die Öffentlichkeit. Bei einem Batterieaustausch an seinem Herzschrittmacher wurde die Prostata-Erkrankung zufällig entdeckt, leider zu spät. Es gäbe keine Chance auf Heilung, so Wolfgang Bosbach: „Ich soll mir keine falschen Hoffnungen machen, hat der Arzt gesagt.“ Diese offenen Worte seien richtig gewesen, meint der CDU-Politiker: Ich habe es bereits zweimal erlebt, dass Ärzte mir sagten ‚Das muss nichts Ernstes bedeuten‘ – und beide Male war es sehr ernst.“ Andrea Dittrich (Patientin) und Sabrina Diehl (Anwältin) Die dreifache Mutter kam mit unerträglichen Bauchschmerzen in ein Krankenhaus, erhielt dort aber wochenlang nur Fehldiagnosen.
Erst als sich ihre Blutwerte dramatisch verschlechtert hatten, wurde sie notoperiert. Als sie aus der Narkose erwachte, war sie querschnittsgelähmt. „Ich saß über zwei Jahre im Rollstuhl, doch die Ärzte stellten mich als Simulantin hin.“ Seit einer weiteren Operation kann Andrea Dittrich wieder gehen, hat aber das Vertrauen in Ärzte verloren und das Krankenhaus verklagt.
Sie wird begleitet von ihrer Rechtsanwältin Sabrina Diehl. Dr. Arno Theilmeier (Arzt) Der Facharzt für innere Medizin warnt vor Ärzte-Bashing und stellt sich schützend vor seine Kollegen. Unnötige Untersuchungen und Operationen seien die absolute Ausnahme. Die Regel sei hingegen: „Viele Ärzte arbeiten umsonst nach Ausschöpfung ihrer Budgets – aus ethischen Gründen“, sagt das Vorstandsmitglied der Ärztekammer Nordrhein: „Wenn einer wirklich krank ist, wird alles für den Patienten getan, egal ob Putzfrau oder Generaldirektor.“ Petra Rädlinger (Rückenpatientin) Mit schweren Rückenschmerzen fuhr die 50-Jährige im letzten Sommer in die Notaufnahme.
Die Diagnose: Bandscheibenvorfall. Bereits am nächsten Tag wurde sie operiert. Nach dem Eingriff blieben die Schmerzen. Zudem spürt Petra Rädlinger seither ihren Fuß nicht mehr, kann sich nicht mehr normal bewegen.
Bei einem Gutachten stellte sich heraus, dass die Buchhalterin gar keinen Bandscheibenvorfall hatte und die Operation unnötig war. Frank Wittig (Wissenschaftsjournalist) „Die weiße Mafia“ – in seinem aktuellen Buch rechnet der SWR-Journalist und Erfolgsautor mit Ärzten und dem Medizinbetrieb in Deutschland ab. Allein für den Gewinn würde die Gesundheit von Millionen Patienten aufs Spiel gesetzt, so Frank Wittigs Vorwurf: „Aus mehr Operationen folgt mehr Gewinn. Daher haben wir eine massive Überbehandlung.“ (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 09.04.2013 Das Erste Die Sexismus-Debatte – Was hat sie gebracht?
Folge 383Alice Schwarzer „Es reicht! Gegen Sexismus im Beruf“ heißt das neue Buch von Deutschlands streitbarster und erfolgreichster Publizistin. Die EMMA-Herausgeberin stellt fest, dass sexuelle Belästigungen von Frauen im Beruf keine Einzelfälle seien, sondern ein Massenphänomen: „Das hat nichts mit echtem erotischen Interesse zu tun, sondern ist ausschließlich eine herablassende Machtdemonstration“. Viele Männer fänden sich nur schwer damit ab, dass sie heute Posten und Privilegien mit Frauen teilen müssten und bekämpften sie deswegen.
Heiner Lauterbach Er galt als Vorzeige-Macho par excellence und lebte diese Rolle auch: „Fast fünfzig Jahre war mein Leben dem Alkohol, dem Spiel, den Frauen und dem Vergnügen verschrieben“, sagt Heiner Lauterbach über sich selbst. Gerade feierte der Schauspieler seinen 60. Geburtstag und beschreibt in seiner zweiten Autobiografie „Man lebt nur zweimal“ seine Wandlung vom Frauenheld zum treu sorgenden Familienvater. Birgit Schrowange Als junge Fernseh-Ansagerin hat sie selbst Sexismus erlebt.
„Das Fernsehen war damals eine reine Männerwelt und man hatte als Frau keine Chance“, erinnert sich die heutige RTL-Moderatorin („Extra“). Sexismus sei bis heute eine Macht-Frage im Verhältnis der Geschlechter: „Wenn Männer Macht über Frauen haben, nutzen sie das auch in diesem Bereich aus“, sagt Birgit Schrowange Jan Fleischhauer Der „Spiegel“-Journalist bewertet die „Aufschrei“-Debatte um den Sexismus als Stürmchen und nicht als Sturm. „Die Einträge im Internet sind eine eigenartige Verzerrung der Wirklichkeit – da war auch unglaublich viel Quatsch dabei“, so Fleischhauer.
Die meisten Menschen seien in der Lage, zwischen einem Pfiff an der Bushaltestelle und einem schweren Übergriff zu unterscheiden. Anna-Katharina Meßmer „Die Zeit des Lächeln und Runterschluckens ist vorbei!“, sagt die „Aufschrei“-Aktivistin. In einem offenen Brief kritisierte die Soziologin Bundespräsident Gauck, der in der Sexismus-Debatte vor einem „Tugendfuror“ gewarnt hatte. Anna-Katharina Meßmer zieht aus der Debatte eine positive Bilanz: „Das Thema ist enttabuisiert, Frauen trauen sich nun endlich über ihre Erlebnisse zu sprechen, und Männer fragen sich: Bin ich eigentlich ein Sexist?“ Birgit Kelle Die Sexismus-Debatte habe Männer verkrampft und in Sippenhaft genommen, meint die freie Autorin und vierfache Mutter.
Ganz normales Balzverhalten zwischen Mann und Frau dürfe nicht skandalisiert werden. Und eine unerwünschte Anmache ist in den Augen von Birgit Kelle noch keine sexuelle Belästigung. „Frauen sollten aufhören in der Opferrolle zu verharren“, fordert die Vorsitzende des Vereins „Frau 2000plus“, der für einen „neuen Feminismus abseits von Gender Mainstreaming und Quoten“ eintritt.
Klara Martens Mit ihrem nackten Protest gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin auf der Hannover-Messe beherrschen die „Femen“ in diesen Tagen die Schlagzeilen. Die Berliner Studentin war nicht nur bei dieser Aktion dabei, sondern demonstrierte auch schon auf St. Pauli in der Herbertstraße und vor einem Kölner Bordell für die Rechte der Frauen.
Anna K. Seit zehn Jahren arbeitet sie in der Hotelbranche und erlebt alltäglichen Sexismus. „Im Hotel zeigt sich die hässliche Fratze der Männlichkeit“, sagt Anna K. Weibliche Hotelangestellte seien „die Projektionsfläche für Fantasien aller Art: Frauen, die immer zu Diensten sind, ohne jeden Widerspruch. Je jünger die Frau und je niedriger der Status, desto derber die Anmache“. So sei es eine Normalität, dass Männer Zimmermädchen nackt begrüßten. „Menschen bei Maischberger“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 16.04.2013 Das Erste Entmündigt – Haben Betreuer zu viel Macht?
Folge 384Gaby Köster: Nach einem Schlaganfall lag die Kölnerin mehrere Wochen im künstlichen Koma. Über Jahre kämpfte sich Gaby Köster ins Leben zurück. Sie hatte, wie so viele andere auch, zum Zeitpunkt der Klinikeinlieferung keine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht. „Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht“, sagt die Komikerin heute. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger 1992 trat das Betreuungsgesetz in Kraft. Seitdem hat sich die Zahl der angeordneten Betreuungsfälle verdreifacht. „Das sind zu viele“, kritisiert die Bundesministerin für Justiz.
Der Eingriff in die Selbstbestimmung von Menschen müsse „auf ein Mindestmaß begrenzet werden“. Zumal sich durch die Überalterung der Gesellschaft das Problem weiter verschärfen werde, sagt die FDP-Politikerin. Aktuell werde an einem neuen Gesetzentwurf gearbeitet. Ursula Butenschön Als ihr Mann an Demenz erkrankt, wird die früherer Friseurin vor die Alternative gestellt: „Entweder Ihr Mann kommt ins Heim oder Sie übernehmen die Betreuung.“ Was ihr niemand sagt: Als Betreuerin muss sie alle finanziellen Transaktionen vom Konto ihres Mannes dokumentieren.
Als sie eines Tages aufgefordert wird, dem Amtsgericht die Rechnungen für 4 Jahre vorzulegen, ist sie dazu nicht in der Lage. Das Gericht bestellt einen Berufsbetreuer. Ursula Butenschön ist empört und kämpft gegen diese Entscheidung. Vergeblich. Ihr Mann ist mittlerweile gestorben. 2 Hiltrud Boldt Auf den Fall ihrer Mutter, über den die Bonnerin in der Sendung vom 5. Februar berichtete, reagierten viele Zuschauer fassungslos: Die 95jährige war gegen den Willen der Familie auf Betreiben einer Berufsbetreuerin ins Heim eingewiesen wurde.
„Es war wie ein böser Traum. Grundstücke meiner Mutter wurden einfach verkauft“, klagt die 67 Jährige und fordert: „Wir brauchen ein Betreuungsgesetz mit stärkeren Kontrollen und weniger Möglichkeiten zur Willkür.“ Jörg Tänzer Der Fachanwalt für Sozialrecht kritisiert die in seinen Augen falsche Darstellung der Betreuer in der Sendung vom 5. Februar. Das Gegenteil sei richtig: „Es gibt viele Fälle, in denen die Betreuer Betroffene vor ihren Angehörigen schützen müssen.“ Dass Betreuer sich Vermögen andere Menschen unter den Nagel reißen, habe wenig mit der Realität zu tun.
Rechtsanwälte wie Herr Thieler schüren bloß Ängste, so Jörg Tänzer. Volker Thieler Der Betreuungsexperte ist ein scharfer Kritiker des Betreuungsrechts. „Die Betreuer haben viel zu viele Rechte. Sie nehmen sich fast die gesamten Menschenrechte der Betreuten“, sagt der Münchner Rechtsanwalt. Dabei könne jeder Taxifahrer Betreuer werden, da keine Ausbildung erforderlich ist. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 23.04.2013 Das Erste Lidl, Aldi, All Inclusive: Deutschland im Billigfieber?
Folge 385Stefan Schridde „Achtung, Beschiss!“, titelte kürzlich „Bild“, als Stefan Schridde seine Verbraucherstudie zu Elektro-Geräten vorstellte, die er im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen durchgeführt hatte. „Hersteller planen den Verschleiß mit ein und verwenden minderwertige Bauteile“, kritisiert der Initiator des Verbraucherportals „Murks, Nein Danke“. Die Hersteller müssten nur wenige Cent investieren und viele Geräte würden 10 Jahre länger funktionieren. Sarah Wiener „Wir sind einfach gewöhnt, dass alles so wahnsinnig billig ist, und das ist grundfalsch“ kritisiert die Köchin und Gastronomin.
Qualität habe nun mal ihren Preis. Die überzeugte Bio-Konsumentin betritt grundsätzlich keinen herkömmlichen Supermarkt. „Wir müssen keine Discounter bestärken, die „billiger ist mehr“ propagieren. „Wir sollten unsere Gier zügeln“, sagt die Autorin „Zukunftsmenü – Warum wir die Welt nur mit Genuss retten können“), die gegen die Abhängigkeit von der Nahrungsmittelindustrie kämpft.
Martina Schneider Die Fachjournalistin recherchiert seit Jahren, welche No-Name-Produkte bei Discountern von großen Markenherstellern produziert werden. „Im Durchschnitt sind die Produkte 30 Prozent billiger und die Qualität ist oft genau die gleiche“, erklärt die Buchautorin („Welche Marke steckt dahinter?“). Die Hersteller würden die Herkunft verschweigen, damit „der Verbraucher die teureren Markenartikel kauft“, sagt Martina Schneider. Dieter Brandes „Warum soll ich meine Ware woanders zum doppelten Preis kaufen.
Die Produkte sind tiptop“. Der Ex-Aldi Manager verteidigt das Aldi-Prinzip. Für ihn zählt der Satz des Unternehmgründers Theo Albrecht „Wer seinem Geld böse ist, der kann ja auch gerne woanders einkaufen.“ Der Vorwurf, dass die billigen Preise zu Lasten von Zulieferern und Angestellten gingen, sei absolut falsch. Yvonne Willicks Sie ist Deutschlands bekannteste Hauswirtschaftsmeisterin. Die WDR-Verbraucherexpertin („Der große Haushalts-Check“) hat die Erfahrung gemacht, dass viele Geräte heute nicht mehr auf vierzig Jahre Haltbarkeit gebaut werden.
Der Preis ist für Yvonne Willicks daher ein Richtwert: „Viele Hersteller im Niedrigpreissegment produzieren sogenannte Wegwerf- oder Einwegprodukte.“ Der günstige Preis ginge dann zu Lasten der Qualität. Mikka Bender Er kennt die Schattenseiten angeblich günstiger Pauschalurlaube. „Die Veranstalter verkaufen den Urlaubstraum und vor Ort stellt sich die Wirklichkeit ganz anders dar“, weiß der TV-Reisereporter („Hilfe, mein Urlaub geht baden“).
Vor Billig-Angeboten vom Discounter warnt der ehemalige Reiseleiter ebenso wie vor falschen Versprechungen im Katalog. Bei „All inclusive“ seien längst nicht alle Leistungen im Preis enthalten, sagt Mikka Bender, der seit über 30 Jahren weltweit unterwegs ist. Stefan Genth Der HDE-Geschäftsführer vertritt rund 100.000 Einzelhändler aller Branchen und Vertriebsgrößen. „Der Wettbewerb in Deutschland funktioniert wie in keinem anderen europäischen Land und davon profitiert der Verbraucher“ sagt Stefan Genth, der die hohe Qualität der Billigprodukte in Deutschland preist – „für jedes Budget“. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 30.04.2013 Das Erste Deutschland gerecht: Mehr Steuern für Reiche?
Folge 386Höherer Spitzensteuersatz, Vermögensabgabe, Vermögenssteuer – haben die Grünen mit ihren Plänen, Reiche stärker zu belasten, das Land gespalten? Die große Mehrheit der Deutschen (72 %, ARD-Deutschlandtrend) befürwortet prinzipiell höhere Steuern, aber treffen die geplanten Mehrbelastungen auch die wirklich Reichen? Ab welchem Einkommen ist man eigentlich reich? Und was macht der Staat am Ende mit den Mehreinnahmen: Nützliches wie die Energiewende, bessere Schulen, mehr Hilfe für die Bedürftigen – oder aberwitzig teure Großprojekte wie Stuttgart 21 und die Elbphilharmonie? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 07.05.2013 Das Erste Geliebte, gehasste Sucht: Warum werden wir süchtig?
Folge 387Christian Frommert und Steffi Riechwald Es begann mit einer Diät und wurde zur Sucht. Schonungslos spricht der ehemalige Sprecher des T-Mobile Teams um Radprofi Jan Ullrich über seine seit fünf Jahren andauernde Erkrankung, die er als „gehasste Geliebte“ bezeichnet. Noch hat Christian Frommert die Magersucht nicht besiegt, noch wiegt er bei einer Körpergrösse von 1,84 unter 50 Kilo. Seine beste Freundin Stephanie Riechwald unterstützt ihn über all die Zeit, auch wenn sie selbst sagt: „Für die Krankheit selbst kann man kein Verständnis entwickeln“.
Sabine Stillger „Essen ist eine so intensive Sucht wie Alkohol und Drogen – ich habe phasenweise so viel gegessen, dass meine Sucht hart zu finanzieren war“, sagt die Praxismanagerin. Seit vielen Jahren leidet Sabine Stillger an unkontrollierten Essattacken, bei denen sie Butter mit dem Löffel oder tiefgefrorene Torten isst, und bis zu zehntausend Kalorien zu sich nimmt. 800 Kilo hat die Kölnerin in ihrem Leben so zu- und wieder abgenommen. Durch eine Therapie lernt sie nun bewusstes Essen.
Markus Majowski Er gehört zur ersten Garde der deutschen Comedians, spielte neben Otto Waalkes („7 Zwerge – Männer allein im Wald“) oder viele Jahre in der Serie „Die dreisten Drei“. Die Kehrseite der Karriere: Eine jahrelange Drogensucht, die der Schauspieler jetzt in einem Buch schonungslos öffentlich machte: Mit 15 Jahren Marihuana, mit 17 kam Kokain dazu, später Alkohol. Als er 2008 beim Drogenkonsum fotografiert und erpresst wird, geriet seine Ehe in Gefahr.
„Ich stand an der Todesklippe“, sagt Markus Majowski und nimmt den Kampf gegen die Drogensucht auf – erfolgreich. Annette Fornalczyk „Ich war über 20 Jahre lang abhängig von Medikamenten“, sagt die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin.“ Alles begann mit einer Depression. Ich nahm Beruhigungs- und Schlaftabletten. Schon nach wenigen Monaten brauchte ich immer mehr“. Irgendwann schluckt Annette Fornalczyk bis zu 50 Tabletten täglich, besorgt sich Medikamente auf dem Schwarzmarkt und verlor ihren Job. Erst als sie 2008 einen speziellen Medikamentenentzug macht, wird Annette Fornalczyk von ihrer Sucht geheilt.
Prof. Dr. Michael Musalek (Suchtmediziner) Alkohol sei weiterhin Volksdroge Nummer 1, doch der Leiter von Europas größter Suchtklinik warnt vor weiteren Gefahren: „Medikamentenmissbrauch ist weit verbreitet. Viele erkennen ihre Sucht nicht. Die Therapie ist zudem schwieriger als beim Alkohol“. Eine wachsende Gefahr gehe auch von Essstörungen aus: „Auch wenn man hier nicht von klassischer Sucht sprechen kann, gibt es enge Zusammenhänge“, sagt der Wiener Arzt. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 14.05.2013 Das Erste Schockdiagnose Alzheimer: Unheimlich und unheilbar?
Folge 388Gäste: Lisa Fitz (Mutter demenzkrank/Kabarettistin), Eva Jacob (Schwester demenzkrank/Sängerin der „Jacob Sisters“), Gabriele Briem (Ehemann demenzkrank), Helga Rohra (demenzkrank), Prof. Dr. Frank Jessen (Alzheimer-Experte), Jens Spahn (Gesundheitspolitischer Sprecher/CDU) Lisa Fitz Seit Jahren ist ihre Mutter demenzkrank. Seit einigen Monaten erkennt Molly Fitz ihre Tochter nicht mehr. Trotzdem hat Lisa Fitz keine Angst vor der Krankheit: „Ich finde, ein Mensch hat, wenn er alt wird, das Recht, sich geistig langsam zu verabschieden.“ Nach einem Oberschenkelhalsbruch musste die fast 90-jährige Molly Fitz in ein Pflegeheim ziehen, in der Nähe des Hauses ihrer Tochter.
Für die Kabarettistin die beste Entscheidung: „Meine Mutter ist dort bestens versorgt. Die Betreuer leisten eine tolle Arbeit.“ Eva Jacob „Johanna glaubt, sie lebt auf einem Kreuzfahrtschiff“ war eine der Schlagzeilen aus dem letzten Oktober, als die Demenz-Diagnose bekannt wurde. Die Älteste der legendären „Jacob Sisters“ war in die Klinik gefahren worden, weil sie plötzlich einen verwirrten Eindruck machte.
Ihre jüngere Schwester Eva stand unter Schock, als sie die Nachricht von der Demenz erhielt. Johanna Jacob lebt seither betreut in einer Seniorenresidenz. Eva Jacob besucht sie mindestens drei Mal in der Woche: „Dann singen wir auch zusammen, die Texte weiß sie noch alle“, berichtet die kleine Schwester. Gabriele Briem Seit sechs Jahren pflegt sie ihren dementen Mann. Seine Persönlichkeit veränderte sich. Er wurde aggressiv, schlug zu und spuckte.
Heute ist der frühere Journalist und PR-Unternehmer ein Schwerstpflegefall. Nur mit der Hilfe von Freunden und einem ambulanten Pflegedienst kann seine Frau den Pflegealltag bestreiten. Die finanzielle Belastung bringt Gabriele Briem an ihre Grenzen. Trotzdem möchte sie ihren Mann zu Hause behalten: „Auf keinen Fall soll er in einem Heim leben müssen.“ Helga Rohra Die Diagnose vor sechs Jahren traf die damals 54-Jährige hart: Sie leidet an einer Demenzform, die der Alzheimer-Krankheit ähnelt und doch andere Symptome hat. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Di. 21.05.2013 Das Erste
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