Viele kennen Lutz Seiler nur als Prosaautor, kein Wunder, er hat mit seinen biographischen Romanen „Kruso“ und „Stern 111“ die wichtigsten deutschen Literaturpreise bekommen, den „Deutschen Buchpreis“ und den Preis der Leipziger Buchmesse. Aber im Herzen war er immer Lyriker. „Der Hallraum eines Gedichts sollte nicht kleiner sein als der eines Romans.“ schreibt er. Es hat elf Jahre gedauert, bis Lutz Seiler nun wieder einen Gedichtband veröffentlicht hat: „schrift für blinde riesen.“ Seilers Lyrik ist ganz nah an den Dingen des Alltags, an der unmittelbaren Umgebung, sei es das Peter Huchel-Haus in Wilhelmshorst, wo Seiler wohnt und Denis Scheck ihn besucht, seine zweite Heimat Schweden oder seien es die Orte seiner Jugend in Ostthüringen, die „müden Dörfer“. Aber es sind immer die Worte, die die Wahrnehmungen und Erinnerungen steuern.
Lutz Seiler leitet das Peter Huchel-Haus seit seiner Gründung im Jahr 1997. Er ist für das literarische Programm zuständig und hat viele Schriftsteller:innen zu Lesungen dort versammelt. Er führt Denis Scheck durch das Haus, in dem früher Peter Huchel, einer der wichtigsten Schriftsteller der Nachkriegszeit, wohnte. Auch eine Dauerausstellung zu Huchels Leben befindet sich dort. Peter Huchel schrieb Literaturgeschichte: Er war Chefredakteur der Zeitschrift „Sinn und Form“, die ein zentrales intellektuelles Forum der DDR war. Peter Huchel wurde von der Stasi bespitzelt: Max Frisch erwirkte 1971 seine Ausreise aus der DDR. Peter Huchel lebte mit seiner Frau Monica in Staufen im Breisgau bis zu seinem Tod 1981. Dort wird seit 1983 an seinem Geburtstag, dem 3. April, der Peter Huchel-Preis für ein herausragendes deutschsprachiges lyrisches Werk vergeben. (Text: SWR)