Mitten auf dem Berliner Oranienplatz campiert eine Gruppe afrikanischer Flüchtlinge. Sie sind im Hungerstreik: Gegen ihre menschenunwürdige Behandlung und gegen die sich nur langsam drehenden Mühlen des deutschen Asyl-Bürokratismus. Der emeritierte Altphilologe Richard kommt zufällig an jenem Platz vorbei, übersieht jedoch die Männer, um schließlich bei den Abendnachrichten von ihnen zu erfahren. Er, der durch seinen Ruhestand so viel Zeit hat, nimmt Kontakt auf zu Asylsuchenden, die in einer zeitlosen Blase auf die Bearbeitung ihres Schicksals warten. Jenny Erpenbeck gehört zu den interessantesten Autorinnen Deutschlands. Sie selbst ist gelernte Buchbinderin, Theaterwissenschaftlerin, Regisseurin, Mutter, Opernkennerin. D.h. umfassend gebildet und mit dem festen Willen ausgestattet, uns etwas Spannendes zu erzählen über die Welt, in der wir leben. Über die Liebe, die Mitmenschen, die Macht, die Angst und den Tod, weit drunter
macht sie es nicht. Mit „Gehen, ging, gegangen“ liegt sie im Trend des Literaturjahres. Julia Klöckner: Mein Leben in drei Büchern – Normalerweise kommunizieren moderne Politiker ja gerne in Kurznachrichten via Twitter, Facebook und SMS. Das senkt die Konzentrationsspanne, könnte man jetzt befürchten. Julia Klöckner ist bekannt für modernen Smartphone-Gebrauch, zur Zeit noch mehr als sonst: Die CDU-Fraktionsvorsitzende von Rheinland-Pfalz will im März 2016 Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz werden. Als studierte Theologin und überzeugte Rennradfahrerin ist Julia Klöckner auch die erzählerische Langstrecke gewöhnt. Im Gespräch mit Felicitas von Lovenberg redet Julia Klöckner über „Mein Leben in drei Büchern“ – und, nein, die Bibel hat die Christdemokratin draußen gelassen. Sie redet über: Enid Blyton, Philipp Roth und Robert Seethaler – und das heißt für sie, über: Strategie, Theologie und modernes Landleben. (Text: SWR)