Staffel 1, Folge 1–20

Staffel 1 von „In der Welt Zuhause“ startete am 17.10.2016 bei arte.
  • Staffel 1, Folge 1
    Mit einer Fläche von rund 8.300 Quadratkilometern liegt er in den Anden zwischen Peru und Bolivien – der Titicacasee. Er bietet einem der ältesten Völker dieser Region Zuflucht: dem Andenvolk der Uros. Vertrieben von Eroberern, blieben die meisten Uros in der Vergangenheit auf dem Festland. Einige von ihnen flüchteten jedoch auf künstliche Inseln im See, um einem Schicksal als Sklaven zu entgehen. Die zweieinhalb Meter dicke Schicht aus Totora, welche das „Fundament“ bildet, die Anker, die das schwimmende Eiland an seinem Platz halten, sowie die Häuser werden regelmäßig erneuert.
    Sonst würde die Insel untergehen – mitsamt ihren Bewohnern und deren Kultur. Doch gibt das Volk erst durch die ständige Wiederholung des Auf- und Abbaus seiner Siedlung einen Sinn. So wie Sisyphos seinen Stein ständig den Berg hochrollt, müssen die sechs hier lebenden Familien regelmäßig Schilf schneiden, um ihre Insel instand zu halten. Totora, eine heimische Schilfsorte, spielt dabei eine ganz essenzielle Rolle: Es bildet den Boden der Insel, die Wände und Dächer der Häuser und dient gleichzeitig als Nahrungsmittel.
    Hauptnahrungsquelle der Inselbewohner bleiben jedoch der Fischfang und die Jagd auf Wildvögel. Einmal die Woche werden diese am Festland auf dem Markt gegen andere Lebensmittel und Benzin eingetauscht. Die Insel eines Tages für eine längere Zeit oder gar für immer zu verlassen, scheint den Uros noch sehr fern – auf ihrer Insel fernab der Zivilisation leben sie im Einklang mit der Natur. Der Verzicht auf Boden schafft ein ganz einzigartiges Gefühl der Freiheit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 2
    Die Hälfte der Niederlande liegt unter dem Meeresspiegel; ein Drittel der Fläche ist mit Kanälen, Seen und Flüssen bedeckt. Seit dem Mittelalter wetteifern die Niederländer mit originellen Ideen, um dem Meer trockenes Land abzutrotzen. Allein 60 Prozent der Bevölkerung leben auf künstlich angelegten Landflächen, sogenannten Poldern – und das im am dichtesten besiedelten Land Europas. Inzwischen droht neben dem schon vorhandenen Platzmangel ein zusätzliches Unheil: Mit der Klimaerwärmung steigen der Meeresspiegel und die Pegelstände der Flüsse.
    Angesichts dessen sieht nicht nur der Architekt Koen Olthuis schwimmende Häuser als wohl sinnvollstes Zukunftsmodell für das Land. Acht Kilometer entfernt von Amsterdams Stadtzentrum im neuen Stadtteil IJburg, der aus künstlichen Inseln besteht, wird seit 2013 eine Siedlung aus schwimmenden Häusern gebaut. Die Architektur der Gebäude entwickelt sich rasant weiter und passt sich mit ihren Bewohnern dem Umfeld an: Statt permanent gegen das Wasser anzukämpfen, macht man es sich zum Verbündeten, lässt es ins Land eindringen und überlegt sich neue Wohnformen – ein pausenloses Experiment.
    Die kubisch geformten Häuser IJburgs mit ihren großen verglasten Fronten und Dachterrasse schaffen eine ganz neue Art des Wohnens, die auch den Bezug zur Freizeit verändert. Statt gegen das Wasser anzukämpfen, ist die Zeit gekommen, es aktiv mit in den Bauprozess einzubeziehen. Die schwimmenden Häuser von IJburg entwickeln sich angesichts der ständig zunehmenden Umweltveränderungen scheinbar tatsächlich zum innovativen Vorreiter für die Architektur der Zukunft. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 3 (26 Min.)
    In Westpapua, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea, lebt das Volk der Korowai, auch „Baummenschen“ genannt, fernab der Zivilisation mitten im Regenwald. Bis 1975 blieb ihr Volk gänzlich unentdeckt. Es zählt schätzungsweise 3.000 Menschen, zersplittert in Clans mit 10 bis 20 Angehörigen. Um sich ihrer unwirtlichen Umgebung anzupassen, haben die Korowai den Urwald nicht zu ihrem Feind erklärt, sondern ihn sich zum Verbündeten gemacht. Ihre Häuser bauen sie in altüberlieferter Weise hoch oben auf Baumstämmen. Philippe Simay trifft heute einen von ihnen: Marcus.
    Von ihm erfährt der Philosoph alles über die enge Verbindung der Korowai mit dem Urwald, der ihnen Obdach und Schutz bietet und mit allem Lebensnotwendigen versorgt. Es gibt viele Gründe, warum die Korowai ihre Häuser hoch oben in den Bäumen bauen: Nicht nur die Aussicht und die Helligkeit spielen eine Rolle, die Höhe schützt die Menschen auch vor wilden Tieren und Überschwemmungen während der Regenzeit. Egal, ob es um den Standort oder die Auswahl der Baumaterialien geht, Marcus nutzt die Vielfalt des Urwalds, um so gut wie möglich hier zu leben.
    Er verwendet die Blätter der Sagopalme, Buah-Holz und Lianen der Mangkok-Pflanze für den Bau seines Hauses. Sobald ein Haus verfault, baut er ein neues und zieht mit seinen Angehörigen weiter. Für das Volk der Korowai sind die ständigen Umzüge Gewohnheitssache, schließlich ist der ganze Wald ihr Zuhause. Seit einigen Jahren baut die indonesische Regierung nun neue Dörfer am Ufer des Flusses, um den Korowai das Leben außerhalb des Waldes schmackhaft zu machen – mit Erfolg! Immer mehr junge Korowai zieht es inzwischen in die Zivilisation. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 4 (26 Min.)
    Das Dorf Tiébélé liegt im Grenzgebiet zwischen Burkina Faso und Ghana, 172 Kilometer südlich der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou. An der Seite von Cyril, einem der Prinzen von Tiébélé, lernt Philippe Simay hier ein Volk kennen, für das Architektur vor allem Sache der Gemeinschaft ist: die Kassena. In dem 17.000-Einwohner-Dorf befindet sich der architektonisch faszinierende Königshof: Durch seine unterschiedlich geformten Lehmhütten, die mit farbigen Motiven verziert sind, entsteht auf 1,5 Hektar Fläche ein organisches Gesamtkunstwerk mit großer Symbolik.
    Unterteilt ist der Hof in einzelne Gehöfte, innerhalb derer sich mehrere Haushalte befinden, die wiederum in kleine Hütten aufgeteilt sind. Doch was an ein Labyrinth erinnert, hat System: Junge, ledige Menschen bauen kleine Rundhütten, verheiratete Paare größere rechteckige Häuser. Die Bauten werden dabei um das „Mutterhaus“ herum gruppiert, in dem in der Regel die Großmutter wohnt und die Schätze und Fetische der Familie hütet. Die Rohstoffe für den Hausbau stammen alle aus der Umgebung und werden recycelt.
    Philippe ist fasziniert von der großen familiären Solidarität, die in Tiébélé herrscht. Jeder hat teil an der Entstehung eines Hauses. Dabei gibt es eine klare Rollenverteilung: Die Männer bauen die Häuser und die Frauen bemalen sie im Anschluss. Die Wandmalereien haben dabei mehr als nur dekorativen Wert; sie dienen auch als Schutzanstrich vor Regengüssen und als Gedächtnis der Kassena. Materialien, Techniken und Gesänge bilden die Basis des sozialen Zusammenhalts der Kassena. Indem sie gemeinsam bauen, bilden sie eine Einheit – in Raum und Zeit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 5
    In der Provinz Fujian im Südosten Chinas trifft Philippe auf das Volk der Hakka, die in sogenannten Tulou leben, einer Mischung aus Festungswall und bäuerlichem Gemeinschaftsbau, fast ohne Türen und Fenster. Die großen Rundgebäude haben eine lange Tradition und sind das Symbol eines gemeinschaftlichen Lebens. Philippe spricht mit Hong Jun und seiner Frau Zu Zhou und besichtigt ihr Tulou, das 140 Wohnungen umfasst. Ähnlich dem Aufbau einer Mandarine, bewohnt dort jede Familie drei Stockwerke, lebt also Wand an Wand mit einer anderen – von der ersten bis zur dritten Etage.
    Der Bau dieser aus Lehm und Holz bestehenden Häuser ist ein Mammutwerk, für das hundert Personen mehrere Jahre benötigen. Zur Magie der Tulou trägt auch ihre geschickte Einbettung in die natürliche Umgebung bei, die den Regeln des Feng-Shui folgt. Noch vor zehn Jahren waren die Tulou in China praktisch unbekannt und drohten, von ihren Bewohnern verlassen zu werden. Seit 2008 gehören sie wegen ihrer außergewöhnlichen Architektur zum UNESCO-Weltkulturerbe und werden seither durch stark zunehmenden Massentourismus wiederbelebt – doch um welchen Preis? Obwohl sich das Durchschnittseinkommen der Hakka in fünf Jahren verdoppelt hat und das Geld den Unterhalt mancher Tulou finanziert, werden diese Horte des Friedens täglich von einem lärmenden Besucherstrom überrollt.
    Ob die Tulou sich in einem im Eiltempo verändernden China weiter behaupten und junge Generationen zum Bleiben bewegen können, hängt davon ab, ob sie sich den modernen Ansprüchen anpassen können. Doch wie Philippe Simay herausfindet, gibt es bereits erste Rundhäuser, die diesen gerecht werden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 21.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 6
    Iquitos, die weltweit größte Stadt ohne Straßenzufahrt, erreicht man nur per Flugzeug oder Schiff. 1.000 Kilometer von Lima entfernt leben die 400.000 Einwohner mitten im peruanischen Regenwald. Wie konnte diese Stadt im Amazonasdschungel eine der größten des Landes werden? Der Grund, warum sich die Ureinwohner hier ansiedeln und entlang des Wasserlaufs Beziehungen und Handel aufbauen konnten, ist der Fluss. Im Stadtteil Belén, der jedes Jahr mehrere Monate vom Amazonas überflutet wird, erkundet Philippe das Leben im Regenwald auf und mit dem Fluss.
    Das scherzhaft auch „Venedig von Loreto“ genannte Viertel steht vor großen stadtplanerischen Herausforderungen, doch die 70.000 Beléner gestalten ihren Wohnraum mit Ausdauer und Erfindergeist: Einige Meter über dem Boden werden ihre einfachen Holz- und Wellblechhütten von Stelzen gehalten. Die Abschnitte mitsamt Straßen und Hausnummern sowie einigen öffentlichen Einrichtungen haben alle zwei Etagen kommt die Überschwemmung, wandert das Leben mit dem Wasser etwa fünf Meter über den Boden. So auch der Alltag der Familie von Micher: Sein Haus hat er aus besonders robusten Holzarten und verflochtenen Irapay-Palmblätter gebaut, wodurch es sich besonders gut an die Geografie und das Klima anpasst.
    Die steigenden Kosten der natürlichen Materialien zwingen jedoch immer mehr Beléner, diese gegen moderne wie Wellblech auszutauschen … Im Winter steht der Familie dann auch noch der Umzug in ein schwimmendes Haus, ein sogenanntes Casa balsa, bevor denn obwohl der sich ändernde Pegelstand des Flusses das Haus die meiste Zeit über nicht beeinträchtigt, versinkt es doch jedes Jahr für kurze Zeit gänzlich im Wasser. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 7
    Mit 13.500 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Tokio eine der am dichtesten besiedelten Städte der Erde. Immer und überall fehlt es an Platz. Um sich dieser Situation anzupassen, gibt es in der 38-Millionen-Metropole eine architektonische Neuerung: die Mikrohäuser. Diese winzigen Häuschen wetteifern mit originellen Formen darum, sich sogar in die kleinsten Ritzen der Stadt einzufügen. Philippe Simay trifft zunächst Satoishi. Er und seine Familie bewohnen ein Haus mit 25 Quadratmeter Grundfläche im angesagten Stadtbezirk Shibuya. Das fahnenstangenförmige Häuschen erstreckt sich über drei Etagen und verfügt deshalb über einen Wohnraum von 80 Quadratmetern.
    Die kleinen Flächen erfordern höchste Funktionalität bei der Raumnutzung. Von der 28-jährigen Nami lernt der Philosoph, dass die Mikrohäuser nur funktionieren, weil die ganze Stadt als erweitertes Wohnzimmer konzipiert ist und beide eine Symbiose eingehen: Öffentliche Plätze ersetzen private Gärten, die zahllosen Restaurants das Esszimmer, und Automaten an jeder Straßenecke ergänzen den heimischen Kühlschrank.
    Ihre Partner treffen junge Japaner häufig in „Love Hotels“; Bücher lesen sie in Manga-Cafés. Der Architekt Manabu Naya hat eines der kleinsten Häuser Shibuyas entworfen. Seine Grundfläche beträgt gerade einmal 16 Quadratmeter. Er erklärt Philippe, welche Tricks er beim Bau angewandt hat, um Räume größer wirken zu lassen. Die Mikrohäuser Tokios bilden nicht nur eine erfrischende Alternative inmitten von Wohnsilos und Einfamilienhäusern, sie sind auch ein Gegenentwurf zur Massenproduktion, die so typisch für das Japan des 20. Jahrhundert war. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 8 (26 Min.)
    Meeresstürme, eisige Winde, Erdbeben und Vulkanausbrüche: Das jüngste Stück Land der Erde, die Westmännerinseln südlich der isländischen Hauptinsel, sind Teil eines einzigartigen Vulkansystems. Heimaey ist die einzige bewohnte Insel des Archipels. 4.500 Menschen trotzen dort den Naturgewalten: Die Lage an einer Nahtstelle tektonischer Platten lässt die Menschen mit der ständigen Gefahr leben. Aus welchem Grund wohnen sie trotz der unberechenbaren zerstörerischen Elemente an diesem abgelegenen Ort? Philippe trifft sich mit Thröstur, der auf der Insel aufgewachsen ist.
    Auf den ersten Blick wirken die Häuser des kleinen Dorfes, als seien sie den Gewalten des Klimas ausgeliefert – ein extremer Kontrast zwischen der grandiosen Natur und der sehr bescheidenen Architektur. Die junge, aktive Erde macht das Leben sehr abenteuerlich, der jüngste Berg ist lediglich 40 Jahre alt. Doch selbst der Ausbruch des Vulkans Eldfell 1973 konnte die Bewohner nicht lange von der Insel fernhalten. Fast alle Häuser wurden damals unter Lava und Asche begraben. Beinahe wäre sogar der Hafeneingang verschlossen und somit die Haupteinnahmequelle zerstört worden.
    Die Unberechenbarkeit der Natur stellt unser Konzept vom Haus als Schutzraum und sicheren Ort auf den Kopf – sie ist hier lediglich eine Behausung, die innerhalb von Minuten oder Stunden zerstört sein kann. Doch die Inselbewohner glauben an die schöpferische Kraft des Feuer spuckenden Berges. Nach der Katastrophe begannen sie, die Straßen und öffentlichen Plätze so wiederaufzubauen, dass sie den Naturgewalten trotzen können und machen sich ihren Feind zu Nutze. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 9 (26 Min.)
    Das Dorf Kandovan liegt in der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan auf 2.300 Meter Höhe, rund 600 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Teheran. Vulkanausbrüche haben vor einer Million Jahren Steinkegel an den Hängen des Gebirges geformt, in die die Menschen Höhlen gruben und so ein ganzes Dorf schufen. Diese Wohnform – auch als Höhlenhäuser bekannt – ist die älteste der Welt. Wie leben die etwa tausend Einwohner in ihren Felsenhäusern inmitten der Berge heute? Der Händler Ahad lebt seit seiner Geburt in Kandovan, dem einzigen heute noch bewohnten Höhlendorf.
    Auf der Suche nach einem Zufluchtsort abseits des Kriegs und der Kälte fanden die ersten Menschen vor 800 Jahren, so heißt es, Zuflucht in den Bergen. Sie höhlten das Gestein aus und entwickelten einen einfachen, kargen Lebensstil. Die organische Architektur des Dorfes passt sich weitgehend den natürlichen Strukturen an. Die sanft geformten, dicht aneinandergereihten Kegel erinnern an riesige Termitenhügel: Das Dorf besteht aus robusten Felsen, in die kleine Türen und Fenster gehauen sind, ringsherum winden sich steile Gassen.
    Das vulkanische Gestein eignet sich optimal als Wohnraum: Es lässt sich gut bearbeiten, hält Naturkatastrophen stand und schafft eine angenehme Raumtemperatur. Die Bescheidenheit in der Wohnkultur von Kandovan veränderte sich über all die Jahre kaum – erst der Einzug der Elektrizität in das Dorf erforderte eine Umgestaltung. Doch trotz des teilweise extremen Klimas und der Isolation fühlen sich die Dorfbewohner hier wohler als an jedem anderen Ort, sie haben gelernt, autark und im Rhythmus der Jahreszeiten zu leben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 27.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 10 (26 Min.)
    Im Nordosten Indiens liegt eine der ältesten Siedlungen der Welt: Varanasi, einst Benares genannt. Die heilige Stadt am Ganges ist durch und für die Religion entstanden und zieht jährlich fast eine Million Pilger an. Heute erlebt Varanasi ein starkes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum und strebt nach Modernisierung. Wie aber vertragen sich Moderne und Spiritualität? Fördert oder bremst der Glaubenseifer die Entwicklung der Stadt? Die schnell wachsende Drei-Millionen-Metropole ist nicht nur wegen ihrer Zweiteilung in einen administrativen und einen spirituellen Bereich durch viele Kontraste geprägt.
    Als heilige und zeitlose Stadt sieht sie sich durch den Zustrom von Pilgern und Touristen aus aller Welt mit einer sprunghaften Entwicklung konfrontiert. Noch bezeichnen die gläubigen Hindus das 3.000 Jahre alte Varanasi als die „ewige Stadt“, doch sind mittlerweile viele der Architekturschätze vom Zerfall bedroht. Der Historiker Ojay Ratan Banerjee erkundet mit Philippe die labyrinthisch angelegten Gassen: Diese werden umso enger, je näher man sich in Richtung des heiligen Flusses bewegt, Autos fahren in diesen Straßen keine.
    Am Ufer des Ganges angekommen, hat man – so heißt es – räumlich und existenziell ein Ziel erreicht. Entlang der stufig angelegten Uferböschungen liegen die sogenannten Havelis: imposante Paläste, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert errichtet wurden. Heute lebt unter anderem der Priester Chotu Guru mit seiner Familie in einem der Bauten. Trotz deren materieller Überalterung hat er tiefes Vertrauen in den Bestand der 400 Jahre alten steinernen Fassade, denn das tatsächliche Fundament der Stadt beruht auf noch viel mehr … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 28.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 11 (26 Min.)
    Auf der indonesischen Insel Sulawesi, 300 Kilometer östlich von Borneo, lebt das Volk der Toraja. Die traditionsbewusste Ethnie hat eine einzigartige Wohnform entwickelt: den Tongkonan – wörtlich übersetzt „Ort zum Hinsetzen“. Die Bauwerke mit der eigenwilligen Architektur bilden den Lebensmittelpunkt der Toraja und spiegeln ihre Weltsicht wider. Doch ist der Tongkonan als Wohnarchitektur für sie überhaupt noch lebendig oder hat er vielmehr eine kulturhistorische Bedeutung? In Gesellschaft von Tingting, der als Architekt und Häuptling über die Gebäude und die Einhaltung der dort praktizierten Rituale wacht, entdeckt Philippe die Häuser, die neben den Lebenden auch die Toten beherbergen.
    Betrachtet man die Architektur genau, erinnert deren Form an die eines Bootes. Auf hölzernen Stützpfosten stehend, werden die Tongkonan von einem nach innen gewölbten Dach aus übereinander gelegten Bambusschichten abgedeckt. Die gesamte Konstruktion wirkt sehr simpel, doch ist der Bau der traditionellen Wohnhäuser äußerst anspruchsvoll. Rund 32 Kubikmeter Holz und 20 Kubikmeter Bambus werden als Material benötigt.
    Von außen mit seinem reichen Dekor sehr imposant wirkend, ist der Innenraum erstaunlich schlicht gehalten – als Zeichen der Bescheidenheit. Trotz der scheinbaren Kontraste ist die Wohnkultur der Toraja jedoch in sich stimmig. Alles hat seine Bedeutung und scheint in einer Wechselwirkung zu stehen. Der Tongkonan ist nicht einfach nur eine technische und architektonische Meisterleistung, sondern hält die elementaren Kräfte der Welt zusammen – als Symbol der engen Verbindung zwischen Mensch und Welt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.10.2016arte
  • Staffel 1, Folge 12
    Die höchste Umweltverschmutzung europaweit und nur etwa vier Prozent Grünflächen – mit einem spektakulären Projekt möchte die italienische Metropole Mailand die Natur nun zurück in die Stadt holen: Zwei begrünte Wolkenkratzer bilden den sogenannten Bosco Verticale – den vertikalen Wald. Erstmals wurden hier Pflanzen als eigenständiges Bauelement für Hochhäuser verwendet. Auf 400 Terrassen wachsen rund 800 Bäume, 4.500 Sträucher und 15.000 Grünpflanzen – eine technische und ökologische Meisterleistung des Architekten Stefano Boeri.
    Inmitten der Stadt ist der Wohnkomplex ein Experiment der ökologischen Landschaftsarchitektur im Großformat, das Artenvielfalt mit Architektur verbindet. Wie wurden die Hochhäuser, die halb Natur und halb Wohngebäude sind, entwickelt? Welche Bedeutung wird den „grünen Lungen“ für die Stadt zugeschrieben? Nicht nur die Agronomin und Landschaftsgärtnerin Laura Gatti ist bei der Gestaltung des Projekts über viele Grenzen hinausgegangen. In der dreijährigen Forschung und Planung des innovativen Baus wurden viele anfangs utopisch wirkende Ideen erstmals in die Realität umgesetzt.
    Die Pflanzen können Schadstoffe und Feinstaub absorbieren und beheimaten viele nützliche Insekten, Bienen, Schmetterlinge und Vögel. Neben all den Bewunderern kritisieren jedoch einige die „Luxustürme“ aufgrund der hohen Baukosten – für sie stehen die begrünten Gebäude für eine Privatisierung der Natur. Bert Theis, Begründer des Künstler- und Aktivistenkollektivs Isola Pepe Verde, möchte die Natur in einer anderen, frei zugänglichen Form in die Metropole zurückkehren lassen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.11.2016arte
  • Staffel 1, Folge 13
    Innovation trifft auf Tradition: Vorarlberg, das kleine österreichische Bundesland zwischen Rheintal, Bodensee und Alpen war bis vor drei Jahrzehnten noch sehr ländlich geprägt. Anfang der 80er Jahre gestalteten im Zuge einer radikalen Kehrtwende viele Vorarlberger die rustikalen Häuser ganz neu: Eine geschickte Kombination der traditionellen Massivholz-Bauweise mit moderner Architektur machte die Region so zu einem internationalen Vorbild für ökologisches und nachhaltiges Bauen. Mit ihrer klaren Linienführung und den holzverkleideten Fassaden interpretieren die Neubauten die klassische landwirtschaftliche Bauweise auf eine sehr innovative Arte und Weise.
    Wie gelang es den Architekten, eine zeitgenössische Ästhetik mit lokaler Verwurzelung zu verbinden? Im Dorf Egg leistete der Käse- und Kosmetikhersteller Ingo Metzler mit seinem Verwaltungsgebäude Pionierarbeit. Der ineinander verschachtelte Betonwürfel greift die typische Form alter Höfe in der Region auf – nur mit einer sehr modernen Fassadengestaltung. Metzlers Engagement bei der Gestaltung der Gebäude ist typisch für die Sorgfalt, mit der sich die Bevölkerung Vorarlbergs architektonischen und landwirtschaftlichen Fragen widmet.
    Der Gedanke der Nachhaltigkeit stand dabei von Anfang an im Vordergrund. In Vorarlberg funktioniert das Konzept heute als Ökosystem, in dem natürliche, ökonomische, politische und soziale Aspekte eng miteinander verbunden sind. Auch wenn die Region viel Inspiration bietet, hängt die tatsächliche Umsetzung dieses Modells an einem anderen Ort noch von vielen weiteren Einflussfaktoren ab … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.11.2016arte
  • Staffel 1, Folge 14
    Im äußersten Nordosten Indiens, zwischen Tibet, Bhutan und Myanmar, liegt das Dorf Ponging inmitten eines riesigen Waldgebietes. Lange Zeit war der kleine Ort in dem schwer zugänglichen Staat Arunachal Pradesh aus politischen und militärischen Gründen isoliert. Auch heute noch lebt dort ein Teil der Volksgruppe der Adi, auch „Bergmenschen“ genannt, ganz autark inmitten der Bambushaine. Verstreut über die gesamte Himalaya-Region hat der Stamm aus 100.000 Menschen ein Zuhause gefunden. Philippe Simay entdeckt eine Kultur, deren Wohn- und Lebensform von einem häufig unterschätzten lokalen Baumaterial geprägt ist: dem Bambus.
    Die Adi schöpfen die Vorteile des nachwachsenden und kostenlosen Rohstoffes voll aus: Die holzartige Pflanze wird nicht nur für die Grundstruktur der Häuser verwendet, sondern auch für die Wände und das Mobiliar. Weder Metall noch Nägel sind Teil der Architektur – allein die verschiedenen Bestandteile des Bambus werden für den Bau der Hütten verwendet. Abgenutzte Elemente werden laufend ausgetauscht, um die Gebäude in Schuss zu halten.
    Der indische Architekt Ghani Zaman möchte die lokale Tradition mit moderner Bautechnik verbinden. Denn die flexible tropische Nutzpflanze ist nicht nur biologisch wertvoll, sondern bietet auch im Hinblick auf eine nachhaltige Architektur viele Vorteile – sein schnelles Wachstum und die Vielfalt der Verwendungsformen werden häufig unterschätzt. Noch wird der Bambus als „Holz der Armen“ bezeichnet – Zaman zählt zu den ersten Architekten, die diesen nun auf eine ganz neue Art und Weise nutzen möchten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.11.2016arte
  • Staffel 1, Folge 15
    Kyoto – heute ist Japans einstige Kaiserstadt eine moderne Metropole. Dennoch gelingt es ihr, die größten Kulturschätze des Landes zu bewahren. So auch die hölzernen Handwerkshäuser, sogenannte Machiyas, von denen viele schon seit dem 17. Jahrhundert das Stadtbild prägen. Nachdem viele der traditionellen Wohnhäuser Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissen wurden, hat ihre Beliebtheit in den letzten Jahren wieder deutlich zugenommen. 8.000 von ihnen sind noch über die gesamte Stadt verteilt, werden renoviert und wieder von Einheimischen bezogen.
    Basiert diese bewusste Entscheidung, in einem Machiya zu leben, auf kulturellen oder architektonischen Gründen? Aus welchem Impuls bewohnt man ein Haus, das tief in der traditionellen Lebensart verwurzelt ist? Die Quintessenz japanischer Lebensart kommt in ihrer einfachen Architektur zum Ausdruck: in Brücken, Gärten und einer Natur, die hier überall zelebriert wird. Keiichiro lebt mit seiner Familie seit drei Jahren in einem der traditionellen Wohnhäuser, das er ganz im ursprünglichen Stil restaurieren ließ.
    Die vollständig aus speziell gezüchtetem Holz gestalteten Räume sind sehr wandelbar. Das „Design der Leere“ im Sinne der japanischen Ästhetik schafft Platz für das Wesentliche: natürliche Materialien, schlichte Formen und klare Linien bilden einen offenen, lichtdurchfluteten Raum. Bis zum einfachsten Handgriff unterliegt alles einem Code. Auch die Gärtnerinnen befolgen exakte Anweisungen – alles hat seinen Platz. Denn in einem Machiya zu leben, heißt viel mehr, als es nur zu bewohnen … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 04.11.2016arte
  • Staffel 1, Folge 16
    Ganz anders als das wirtschaftliche Zentrum im Süden Vietnams, Ho-Chi-Minh-Stadt, zeigt sich der kulturelle Charakter in Hanoi, Vietnams Hauptstadt im Norden: Abseits der schattigen Prachtstraßen, der Seen und des Geschäftsviertels wirkt die Metropole wie eine Verbindung völlig gegensätzlicher Epochen. Und doch verkörpert sie mit ihrer Architektur die Identität der Stadt und erinnert an ihre bewegte Geschichte. Typisch dafür sind die sogenannten Schlauchhäuser. Die ausgefallenen Bauwerke stehen im Zentrum der Altstadt. Sie verbinden Geschäfts- und Familienleben und symbolisieren damit seit vielen Jahrhunderten die Werte der vietnamesischen Gesellschaft.
    Hauptmerkmal dieser Häuser ist deren schmale Front: Es sind Gebäude mit Fassaden zwischen drei und fünf Meter Breite, die 10 bis 20 Meter tief reichen – und das teilweise über fünf Etagen. Wie werden diese scheinbar so beengten Häuser bewohnt und eingerichtet? Die Familie des Juweliers Thuan lebt seit vier Generationen in einem der Gebäude. Der vietnamesischen Familienkultur entsprechend leben alle Generationen zusammen unter einem Dach.
    Üblicherweise wird der Eingangsbereich tagsüber in einen Laden oder Marktstand umgewandelt, der Wohnbereich befindet sich im hinteren Teil des Gebäudes. Heute sind die Häuser sowohl Prestigeobjekte als auch Erfolgssymbole. Der junge Architekt Le Tan Ky hat beschlossen, sein Haus als Neuinterpretation eines Schlauchhauses zu bauen – ein anspruchsvolles Vorhaben. Denn die traditionellen Bauten entsprechen trotz ihrer kulturellen Wichtigkeit nicht mehr so ganz den Anforderungen eines modernen Lebens … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.11.2016arte
  • Staffel 1, Folge 17 (26 Min.)
    „Iran verkehrt herum“, so bezeichnen viele Iraner die Provinz Gilan. Alles ist hier anders: Klima, Landschaft, Architektur. Die grüne Region bildet einen starken Kontrast zu den kargen Landstrichen im Landesinneren. Das iranische Dorf Masuleh wurde dort im Elburs-Gebirge mit über 100 Meter Höhenunterschied gebaut. Seit dem 16. Jahrhundert ist es geprägt von einer einzigartigen Architektur: Die Häuser sind terrassenförmig in den Hang hineingebaut und alle nach Süden ausgerichtet. Eng nebeneinander stehend, berühren sich die Dächer und dienen als Fußwege und Höfe.
    Autos oder andere Fahrzeuge fahren hier keine – die kleinen Gassen werden alle lediglich zu Fuß oder mit kleinen Schubkarren durchquert. Homogen fügen sich die Häuser in die Landschaft ein – die Verwendung lokaler Materialien wie Erde und Stein ist bis heute fest in der Kultur verankert. Bis zu ein Meter dicke Wände schützen die Gebäude gegen Erdbeben und den häufigen, unerwartet schnellen Wetterschwankungen. So bildet der Baustil von Masuleh ein Gleichgewicht zwischen künstlicher und natürlicher Architektur: Die Häuser passen sich an die umliegende Landschaft an und wurden doch von Menschenhand in die Natur gesetzt.
    Die miteinander verbundenen „Gemeinschaftsdächer“ dienen als öffentlicher und privater Raum zugleich. So schaffen sie eine einheitliche Architektur, die es erleichtert, alle Mitbewohner zu integrieren. Gleichzeitig stehen sie als Symbol für die zunehmende Öffnung Masulehs zur Welt. Nicht ohne Grund gehört die Stadt vielleicht bald zum UNESCO-Weltkulturerbe. Aktuell stellt der zunehmende Tourismus die Bewohner jedoch vor ganz neue Herausforderungen … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.11.2016arte
  • Staffel 1, Folge 18
    Durch Hurrikane und Hochwasser bereits schwer gebeutelt, kämpft das Sumpfgebiet der Bayous im US-amerikanischen Bundesstaat nun gegen ein neues Phänomen: Der Boden senkt sich immer weiter ab. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts sollen bis zu 30 Prozent des Territoriums vom Meer verschluckt werden – ein gewaltiges Problem. Die Ursachen sind vorwiegend menschengemacht: Die intensive Förderung von Bodenschätzen durch die Erdölgesellschaften sowie die zahlreichen Dämme, Deiche und Kanäle weiter oben im Mississippi-Delta verhindern, dass der Fluss Sediment anschwemmt.
    Aus welchem Grund bleiben die Einwohner trotz dieser Widrigkeiten hier? Wird es ihnen gelingen, auch in Zukunft das kulturelle Erbe dieses einzigartigen Landstrichs zu wahren? Was können die Menschen gegen die Absenkung des Erdreichs tun? Das Bayou Pointe au Chien, zwei Stunden südlich von New Orleans, ist bekannt für sein reiches Meerestiervorkommen, gehört aber auch zu den Gebieten, die Stürmen und Überschwemmungen am meisten ausgesetzt sind. Trotz des Deiches, der seit 1993 vier Gemeinden umgibt, stehen sämtliche Häuser einige Meter über dem Boden auf hölzernen Stelzen.
    Doch auch wenn sich die Bewohner aktuell sehr um den Erhalt ihrer Region bemühen, wissen sie, dass sie diese wohl eines Tages verlassen werden müssen. Der Bayou ist ein Widerspruch in sich: Er ist voller Kraft und Schönheit, und doch geht alles, was seinen Reichtum einst ausmachte, mit jedem Tag ein Stück verloren. Ob und wie die Gemeinde eines Tages an einem anderen Ort weiterleben kann, wird sich herausstellen … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.11.2016arte
  • Staffel 1, Folge 19
    Auf 1.100 Meter Höhe in den Bergen der griechischen Halbinsel Peloponnes: Seit dem 11. Jahrhundert haben hier Mönche den idealen Ort für ein religiöses Leben gefunden – zum einen als Rückzugsort fernab des weltlichen Lebens, zum anderen als Schutz vor vermeintlichen Überfällen. Auch heute leben dort, im Kloster Agiou Nikolaou Varson, noch sechs Mönche. Sobald man den Bereich innerhalb der hohen Steinmauern betritt, herrscht Stille. Fernab des weltlichen Lebens bietet das Kloster sowohl einen Ort der Ruhe als auch der Gemeinschaft und der spirituellen Askese.
    Wie kann ein einzelnes Gebäude all diese Dimensionen vereinen? Wie zieht man sich aus der Gesellschaft zurück und bleibt dennoch der Welt und den Mitmenschen gegenüber offen? Und wie gelingt im Alltag der Mönche der Übergang von einem Modell zum anderen?Mit verschiedenen Elementen werden neben den architektonischen auch spirituelle Abstufungen geschaffen. Konkrete, aber auch symbolische Schwellen machen es möglich, Gegensätze im Raum zu vereinen: Innen und Außen, Individuum und Gesellschaft, Profanes und Sakrales.
    Die Hauptkirche wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts gebaut und zeugt von einer kontinuierlichen Präsenz des Klosters – vom byzantinischen Zeitalter bis heute. Sie bildet den Mittelpunkt des Gebäudekomplexes, alle anderen Hauswirtschaftsbereiche liegen ringsherum und sind mit ihren Fenstern und Türen danach ausgerichtet. Eine wohldurchdachte Anordnung, die nicht nur für Agiou Nikolaou Varson, sondern für den Aufbau sämtlicher griechischer und byzantinischer Klöster bezeichnend ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.11.2016arte
  • Staffel 1, Folge 20
    Eine spanische Stadt voll architektonischer Andenken aus ihrer Zeit unter arabischer Herrschaft: Das andalusische Granada, im äußersten Süden Spaniens, blickt auf eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zurück. Im Stadtviertel Albaicín sind die Spuren maurischer Architektur, die zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert entstand, bis heute allgegenwärtig. Die damalige Art zu leben ließ eine Wohnkultur entstehen, die nach innen gewandt ist – sie legt Wert auf Intimität, Komfort und sinnliches Erleben. Die Bewohner des UNESCO-Weltkulturerbes zeigen dem Philosophen Philippe Simay die typischen, vor fremden Einblicken geschützten Höfe, die Patios, und Obstgärten, Carmenes.
    Sie verleihen der Wohnkultur eine sinnliche Dimension, die funktionale Aspekte in den Hintergrund treten lässt.Bis heute machen die andalusischen Innenhöfe vom bemerkenswerten arabischen Know-how bezüglich bioklimatischer Aspekte der Architektur Gebrauch: Wasser und Sonne werden bestmöglich genutzt. Versteckt hinter schlichten Fassaden der labyrinthischen Straßen Albaicíns, vermutet man zunächst keine prachtvollen Blumen- und Obstgärten. Beim Betreten eins Innenhofes werden alle Sinne angesprochen: Der Klang des plätschernden Wassers im Brunnen sowie die Licht- und Farbspiele an den mit Keramikfliesen verzierten Wänden sind integrale Bestandteile.
    Auf den ersten Blick erinnern sie in Material und Form an die Stadtburg Alhambra.Lebensorte für die Sinne zu schaffen mag zwar ein Aufbegehren gegen die Realität sein, gestaltet aber als eine sehr moderne Forderung das Wohnen auch menschlicher. Ein heute schon wieder innovativer Ansatz – denn neben den funktionalen Aspekten der Architektur sollte auch der sinnliche Zugang wieder mehr im Zentrum der Wohnkultur stehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.11.2016arte

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