In der Nacht auf den 17. Juli 1918 erschoss ein kommunistisches Hinrichtungskommando das letzte Zarenpaar, seine vier Kinder und drei Bedienstete. In einem Kellerraum der sibirischen Stadt Jekaterinburg endete die Herrscherdynastie der Romanows. Mit ihr ging das größte Kaiserreich aller Zeiten zugrunde. Heute erhebt sich über ihrem Sterbeort eine neu errichtete Kathedrale, in der die heilig gesprochene Zarenfamilie angebetet wird. Der eiskalt geplante Mord war der Schlusspunkt einer Kette von Anschlägen durch Anarchisten und Sozialrevolutionäre gegen Vertreter des russischen Imperiums. Der Film stellt mit renommierten Historikern die Frage: Hätte der Untergang des Reiches verhindert werden können, wenn der Reformzar Alexander II. nicht einem Attentat zum Opfer gefallen wäre? Der Anarchist, der mit Sprengstoff Politik macht – eine Figur, die damals die Bühne der Geschichte betritt. Mit Hilfe von Sprengstoffexperten analysiert der Film die Wirkungsweise der „Höllenmaschinen“, die seitdem zum gefürchteten Markenzeichen von Terroristen geworden sind. Der letzte Zar Nikolaus II., an dessen politischem Weitblick sogar seine eigene Mutter zweifelte, strebte gradlinig dem Untergang entgegen. Der Film sucht in den
erst nach dem Ende des Sowjetregimes wieder zugänglichen Staatsarchiven in Moskau und Sankt Petersburg nach der persönlichen Hinterlassenschaft der Zarenfamilie. Ihre Tagebücher, Briefe und Fotoalben belegen ein von der Wirklichkeit ihrer Zeit völlig losgelöstes Dasein. Für die zunehmenden politischen Probleme machen sie den Unglauben der Untertanen und zufällige Schicksalsschläge verantwortlich. Experten bewerten die Ereignisse in den Jahren vor der Oktoberrevolution jedoch als durchaus zu verhinderndes menschliches Versagen. Wie viele ihrer Vorfahren auf dem Zarenthron waren Nikolaus II. und seine Frau Alexandra unfähig, die Stimmungen und Bedürfnisse ihrer Untertanen zu erkennen und zu befriedigen; diese Ignoranz führte sie ins Verderben. Die Geschichte des Zarenreiches – eine Kontinuität von Fehlentwicklungen: Die Unterdrückung der individuelle Freiheit zugunsten staatlicher Autorität und die Unfähigkeit zur Anpassung an Veränderungen der Gesellschaft. Ein Zeitzeuge und Opfer des politischen Terrors in der Stalinzeit erkennt sogar ein Fortleben der vom ersten Zar Iwan IV. dem Schrecklichen installierten Unterdrückungsinstrumente bis in die Sowjetzeit, die er als Fortführung der Zarentyrannei bezeichnet. (Text: ZDF)